© 2011 Alcmuna - leben im frühen Mittelalter

von Bajuwaren und Franken
wie wir wurden, was wir sind

   └ 6. Jahrhundert

   └ 7. Jahrhundert

   └ 8. Jahrhundert & später

Im Gegensatz zu vielen anderen Völkern und Stämmen liegt die Herkunft der Bajuwaren, unserer Vorfahren, relativ im Dunkeln. Nahezu unbemerkt erfolgt ihr Eintritt in die Geschichte im 6. Jahrhundert. In der Gotengeschichte des Jordanis  werden sie um das Jahr 550 n.Chr. erstmals erwähnt als Volk, dessen Land östlich der Alamannen, südlich der Thüringer, westlich der Langobarden und nördlich der Ostgoten liegt. Letztere bildeten als Nachfolger des zerfallenen weströmischen Reiches - zumindest noch nominell - zu dieser Zeit die Oberhoheit über das Gebiet der Bajuwaren mit dem Sitz des Ostgotischen dux

(Vorläufer des späteren Herzogstitels) in Regensburg.

 

Bis heute hat sich die Wissenschaft nicht auf eine Theorie zur Herkunft der frühen Baiern einigen können. Vielmehr scheint der Ansatz der Landnahme durch einen großen Volksstamm allein, der besonders im 19. Jahrhundert galt, überholt zu sein. Ausgrabungen und Forschungen der letzten Jahrzehnte ergeben ein Bild, welches davon ausgeht, dass sich die Entstehung des neuen Stammes aus Teilen der unterschiedlichsten Völker im Siedlungsgebiet der späteren Bajuwaren ergab und seinen Ursprung bereits in der Späte der römischen Herrschaft hatte:

 

Zu diesem Zeitpunkt war das römische Reich nicht mehr in der Lage seine Grenzen aus eigener Kraft zu festigen. Es bediente sich daher germanischer Söldner, welche die römischen Grenztruppen unterstützten und ab dem 5. Jahrhundert in den Provinzen Rätien und Noricum die Grenzen fast ausschließlich alleine verteidigten. Im Donauraum, am nördlichen Ufer, geschah dies offensichtlich durch Vertreter eines elbgermanischen Stammes, der sich unter Duldung der Römer und zur Sicherung des „nassen Limes“ im Gebiet vom Altmühltal donauabwärts über Regensburg und Straubing bis in unsere Region ansiedelte. Funde aus Straubing/Friedenhain und dem südböhmischen Prest’ovice zeigen  Keramikfundstücke in derart auffallender Ähnlichkeit, dass eine Herstellung durch Vertreter desselben Stammes anzunehmen ist und diese Theorie untermauern.

 

Hierzu passt auch die Deutung des Namens baiovarii als „Männer aus Böhmen“ und des Landes baias oder baiaheim als „Land der Baiern“ in Beziehung auf boiohaemum als „Böhmen“. Als Föderaten im römischen Heer stellten sie unter anderem die Besatzung im Legionslager Regensburg und im Kastell Straubing. Zum Ende der Herrschaft Roms hin zeigen Ausgrabungen in Straubing eine Ausweitung des Siedlungsraumes dieser Söldner und ihrer Familien  südlich der Donau und eine Vermischung mit der romanischen Bevölkerung und den von den Römern unterworfenen keltisch-germanischen Einwohnern. Hier im fruchtbarsten Ackerland konnten sie nicht nur ihren Lebensunterhalt sichern, sondern auch zu Wohlstand gelangen, was sie auch hier verbleiben lies, als das weströmische Reich 476 endgültig zerbrach. Gräberfunde aus dieser Zeit zeigen, dass Angehörige verschiedener Bevölkerungsgruppen aus anderen Gegenden zu den bereits hier ansässigen Romanen und den Germanen aus Böhmen stießen. So können alemannische, thüringische, langobardische und ostgotische Sachfunde nachgewiesen werden.

 

Im Ausklingenden 5. Jahrhundert scheint sich bereits aus den verschiedenen Volkselementen ein einheitlicher Stamm herauszubilden, der sich nun nicht nur mehr auf die ehemaligen römischen Reichsgrenzen im Donauraum beschränkt, sondern sich nach Süden ins Landesinnere ausgeweitet hat.  

 

Das Land der Bajuwaren ist geboren !

und im Nordwesten formierte sich eine neue Macht in Europa – die Franken  !

Politische Entwicklung zur Zeit unserer Charaktere
Filogunda - 6. Jahrhundert - Pategonius, Gisela & Chealrich

Hatten die Vorfahren der Bajuwaren für Rom die Grenzen gesichert, wurden sie als Bestandteil des ostgotischen Reiches vom Gotenkönig Theoderich dem Großen (493-526) nun dazu eingesetzt die „nasse Grenze“ im Norden gegen die Franken zu verteidigen.

Vermeintlich im Zuge des Kampfes der Goten mit Byzanz gelangten die Bajuwaren  gemeinsam mit den benachbarten Alamannen unter fränkischen Einfluss, der die Geschichte des jungen Stammesherzogtums über Jahrhunderte prägen sollte. So wird das Herzogsgeschlecht der Agilolfinger immer wieder mit dem merowingischen Königshaus der Franken in Verbindung gebracht. Teils geschieht dies in rein politischer, oft aber auch in verwandtschaftlichem Zusammenhang.

Zur Zeit unseres Pategonius herrscht der erste schriftlich erwähnte bayerische Herzog über das neue fränkische Protektorat - Garibald aus dem Geschlechte der Agilolfinger. Das Bekenntnis der Agilolfinger zum christlichen Glauben, die Nähe zum christlichen Königshaus der Merowinger und die christlich geprägte, im Lande verbliebene romanische Restbevölkerung treiben eine schnelle Christianisierung voran und bereiten einer engen Bindung des bayerischen Herzogtums in den nächsten Jahrhunderten mit dem Papst den Weg.

 

Eine immer wichtiger werdende Stellung nahmen die Bajuwaren in dieser Zeit durch die wichtigen Verkehrswege über die Alpen ein, die über ihr Territorium führten, Dieser Umstand verleitete Herzog Garibald zu einer im Rahmen der fränkischen Doktrin möglichen, eigenständigen Außenpolitik. Im Interessenskonflikt südlich der Alpen zwischen Ostgoten, Franken, Byzanz und immer stärker werdenden Langobarden, ergreift er die Chance für ein bayerisch-langobardisches Bündnis durch Heirat einer Agilolfingerin mit dem Langobarden Authari.

Der Frieden zwischen Langobarden und Franken um das Jahr 591 besiegelte aber auch das Ende Garibalds. Er wird von den Merowingern abgesetzt und sein Sohn Tassilo I. für ihn in den Herzogsstand erhoben.

 

Hatten die Bajuwaren noch einhundert Jahre zuvor die Grenzen im Norden gegen die Franken zu verteidigen, taten sie dies nun auf Geheiß eben dieser im Süden gegen die Langobarden, erweiterten ihren Einflussbereich mit freundlicher Duldung der Franken über die Alpen ins nödliche Italien und damit ins Gebiet der Langobarden und expandierten gleichzeitig nach Osten, wo sie es von nun an mit den Awaren zu tun bekamen.

 

Am Ende des 7. Jahrhunderts wird das Herzogtum deutlich stabiler und selbstbewusst. Die Schwäche des merowingischen Königshauses und der damit verbundene Aufstieg der karolingischen Hausmeier, ermöglichte den fränkischen Randprovinzen eine weitgehend selbstständige Politik und Gestaltung im Inneren wie im Äußeren.

 

Der agilolfingerische Herzog genoss in dieser Zeit weitestgehend eine königliche Stellung. Dies ermöglichte den Aufbau und die Etablierung einer eigenen kirchlich-institutionellen Struktur fernab der fränkischen Reichskirche und eine immer enger werdende Bindung zum Papst in Rom.

 

8. Jahrhundert & später
Marcuuward & Leonichildis - Kjartan, Turid & Erik

Die Gründung von vier Teilherzogtümern und schwere Streitigkeiten innerhalb  der Herzogsfamilie, die nicht vor Mord, Entführung und Bruderkampf zurückschreckten, sowie der frühe Tod des allein herrschenden Hucbert ermöglichten es den mittlerweile im Frankenreich herrschenden Karolingern unter Karl Martell wieder die Oberhoheit über Bayern zu erlangen.

Diese Schwächephase der Agilolfinger spielte den aufsteigenden, nach Legitimation ihrer Regentschaft strebenden fränkischen Karolingern in die Karten. Hatten sie doch die bayerischen Ambitionen um Macht und Nähe zum Papst mit Argwohn verfolgt, denn an Ansehen und Alter standen die Agilolfinger weit vor ihnen.

 

Nach dem Herzog Odilo (736-748) an der Spitze einer Opposition aus Bayern, Sachsen, Alamannen und Slawen gegen die karolingischen Hausmeier zu Felde zog und 743 bei der Schlacht am Lech unterlag, war der Widerstand gebrochen und die fränkische Herrschaft endgültig hergestellt - auch wenn Bayern, zumindest auf dem Papier, noch einige Jahrzehnte eigenständiges Herzogtum bleiben sollte.

 

Auf Odilo folgte dessen Sohn Tassilo III. Wie sein Vater begnügte sich auch dieser nicht mit der Marionettenrolle als Herzog von fränkisch-karolingischer Gnade. Er versuchte wie viele seiner Vorgänger eine eigenständige Politik zu führen, entfernte sich von einem Feldzug König Pippins, schmiedete durch die Heirat einer Tochter des langobardischen Königs Desiderius ein Bündnis mit den Langobarden und versuchte seine Ansprüche mit der Taufe seines Sohnes durch den Papst selbst weiter zu festigen und zu unterstreichen.

Ebenso erweiterte er sein Herrschaftsgebiet durch den Sieg über die Karantanen bis ins heutige Kärnten. Auch durch die Stiftung und Gründung vieler Klöster stärkte er seine Macht.

 

Erst das erstarkte Frankenreich unter Karl dem Großen konnte den Ambitionen des Bayernherzogs Einhalt gebieten. In zwei Prozessen, 781 und 788, wurde er wegen seiner 20 Jahre zurückliegenden  Fahnenflucht während des Feldzuges Pippins schuldig gesprochen. Lautete das Strafmaß beim ersten Prozess noch auf Unterwerfung und Lehenseid gegenüber Karl, so wurde er 788 nach neuerlichem Aufstand zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde schließlich in eine lebenslange Klosterhaft umgewandelt, die ebenso für seine ganze Familie galt.

Bayern wurde ab diesem Tage als Provinz dem Frankenreich einverleibt und verlor endgültig seine Unabhängigkeit.

 

Doch lange blieb es nicht Provinz. Bald schon wurde es Teilkönigreich für die karolingischen Prinzen. Ludwig der Deutsche zeichnete eine Urkunde 830 als rex baiuvariorum - „König der Bayern“. Nach dem Ende der Karolinger im Jahre 911 bildete es mit den Kern des ottonischen Kaiserreiches.

 

Quellenverzeichnis
Politische
6.Jahrhundert
7.jahrhundert
8.jahrhundert

Grundlage für Gesellschaft und Recht der Bajuwaren war das Stammesrecht, die lex baiuvariorum. Ihr Zufolge waren die Bajuwaren rechtlich allein in Freie (liberi) und Unfrei (servi) aufgeteilt.

Aus den Freien stachen nur deutlich die Herzogsfamilie der Agilolfinger hervor, deren Titel vererblich war, sowie die genealogiae, ihres Zeichens fünf Familien, deren Herkunft schwer greifbar ist, aber voraussichtlich auf fünf Stammesfürsten zurückzuführen ist. Diese fünf, die Huosi, Fagana, Trozza, Hachilinga und Aniona bildeten sich mit der Zeit zu einem Hochadel heran, der durch großen Grundbesitz und Klostergründungen sowie in hohen Ämtern belegt wird.

Erst im Laufe des frühen Mittelalters etablierte sich zwischen Freien und Genealogiae eine nobiles genannte, grundbesitzende Schicht von Adeligen heraus.

Wichtigstes Amt im Dienste des Herzogs war der Graf. Anfangs als reines Verwaltungs- und Regierungsamt installiert, gewinnt es immer mehr an machtpolitischer Bedeutung als Herrschaftstitel bis hin zur Vererbbarkeit innerhalb einer Familie. Zudem Reisen im Auftrag des Herzogs sogenannte missi, entsandte Herzogsbeamte, durch das Land um Steuern einzutreiben, Recht zu sprechen und Gesetze durchzusetzen.

Wie es in dieser Zeit typisch ist, regiert der Herrscher als Reiseherzog, nicht in nur einer Stadt, sondern war immer unterwegs von Pfalz zu Pfalz. Neben Regensburg sind bekannt: Freising, Salzburg und Passau.

 

Arbeit bestand für die Menschen im Frühmittelalter im Wesentlichen aus der Landarbeit und die damit verbundenen handwerklichen Tätigkeiten um Haus und Hof.

Die Art und Weise der Bodenbearbeitung hatte sich seit dem Ausgang der Antike kaum verändert. Die Bauern verfügten meist über einfaches Werkzeug, das zudem noch größtenteils aus Holz gefertigt wurde. Eisen war kostbar und Werkzeuge aus diesem Material umso wertvoller.

Selbst ein karolingisch königliches Hofgut besaß am überlieferten Beispiel der Inventarliste von Annapes nur auffallend wenige Eisengeräte: 2 Sensen, 2 Sicheln, 2 Spaten. Das Feld wurde mit dem einfachen Hakenpflug bestellt, der die Erde nur aufriss. Erst in karolingischer Zeit fand die Verwendung des Pflugmessers mit dem Wendebrett ihren Beginn.

Übliche Getreidesorten wie Emmer, Dinkel und Einkorn wurden im Gegensatz zum heutigen Weizen mannshoch. Auch Nacktweizen, Gerste, Hafer und Roggen waren von Bedeutung. Die Erntemenge betrug etwa das Drei- bis Vierfache des Saatgutes. Das Getreide wurde meist mit der Sichel geschnitten um einen starken Ausfall der reifen Körner zu verhindern.

Dünger wurde kaum verwendet, erst unter dem Sohn Karls des Großen wurde vermehrt Mergel ausgefahren. Meist nur auf herrschaftlichem Boden wurde teils kostbarer Mistdünger ausgebracht und auch hier nur in den Gemüsegärten. Unter diesen Umständen erschöpfte der Boden schnell, konnte nicht alljährlich bestellt werden sondern musste ein oder zwei Jahre brachliegen.

Von Nordfrankreich her, setzte sich während der Regierungszeit Karls die Dreifelderwirtschaft langsam aber stetig weiter im Frankenreich durch. Hierbei wurde im Herbst mit Mischgetreide, Roggen oder Gerste eingesät, das zweite Feld im Frühjahr mit Hafer und das dritte blieb brach.

 

Unter den Haustieren stand das Rind an erster Stelle. Die Viehzucht hatte im germanischen Kulturkreis immer eine besondere Bedeutung. Das baierische Stammesrecht belegt den Stellenwert des Nutzviehs durch drakonische Strafen auf Diebstahl oder Verstümmelung. Die Milchleistung der Kühe betrug damals etwa 3 bis 5 Liter und war damit eher spärlich. Schweine wurden in Eichenwäldern gemästet und nach zwei oder drei Jahren bei Wintereinbruch geschlachtet. Schafe lieferten Wolle, Milch, Käse und Fleisch. Weitere Haustiere waren Ziegen, Hühner, Gänse und Enten. Ein gut geführtes, meist klösterliches geführtes Gut brachte es zu stolzem Tierbestand: 80 Stutenherden mit den dazugehörigen Hengsten und 200 Kuh-, Schaf-, Ziegen- und Schweineherden (Auszug aus der Hinterlassenschaft Aldrichs, Bischof von Le Mans). Der einfache Bauer musste sich natürlich mit weit geringerem Viehbestand begnügen.

 

Quellenverzeichnis
Verfassung
Landwirtschaft_1
7. Jahrhundert - Raginhari
Landwirtschaft
Verfassung & Gesellschaft