Lange Nacht der Kirchen in Linz – Justizanstalt u.a.

Am 5.6.2009 war es wieder mal so weit: Die Kirchen der Ökumene in Oberösterreich (Altkatholische Kirche, Baptistengemeinde Linz, Evangelische Kirche AB und HB, Evangelisch-methodistische Kirche, Koptisch-orthodoxe, Römisch-katholische, Rumänisch-orthodoxe und Serbisch-orthodoxe Kirche) veranstalteten zum 4. Mal – gemeinsam mit anderen Orten und Städten in ganz Österreich – in Linz die Lange Nacht der Kirchen.

Mein heuriges Hauptaugenmerk galt der Veranstaltung in der Kapelle der Justizanstalt Linz, Pocherstrasse 9.
Die Teilnahme war nicht ganz einfach, musste man doch zuerst um 18.00 Uhr beim Dom-Center (Neuer Dom) Platzkarten unter Abgabe von Name, Anschrift und Geburtsdatum erstehen, und sich dann ab 19.30 Uhr beim Eingang der Justizanstalt in der Pocherstrasse mit Karte und Lichtbildausweis identifizieren. In 10er Gruppen ging es dann zuerst durch eine Sicherheitsschleuse und dann hinauf in die Kapelle der Justizanstalt.

Dort sprachen

  • Josef Pühringer, Leiter der Justizanstalt Linz
  • Hans-Peter Kirchgatterer, Präsident des Landesgerichtes Linz
  • Walter Eichinger, Richter des Landesgerichtes Linz
  • Thomas Pitters, evangelischer Gefängnisseelsorger in Linz und
  • Markus Vormayr, katholischer Gefängnisseelsorger in Linz.

Josef Pühringer informierte die ca. 100 TeilnehmerInnen, darunter auch Medienvertreter, über den Strafvollzug in Österreich, Oberösterreich und Linz. Er stellte die Aufgaben von Haftanstalten dar und gab auch einen Einblick in die Statistik. Gemerkt habe ich mir, dass die prozentuelle Aufteilung der Insassen sich so beläuft: 3% Jugendliche, 5% Frauen, und 92% erwachsene Männer.
Eine Powerpoint-Slideshow zeigte Bilder von den Zellen, der Arbeit und der Freizeitgestaltung der Insassen.

Hans Peter Kirchgatterer sprach einige Worte über den Zusammenhang von Landesgericht und Justizanstalt und Walter Eichinger legte die Parameter dar, die bei einer Untersuchungshaft berücksichtigt werden müssen.

Im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen waren die BesucherInnen natürlich vor allem an der Arbeit der Gefängnisseelsorger interessiert.
Thomas Pitters und Markus Vormayr erzählten über ihre Tätigkeit in der Justizanstalt, über einzelne „Fälle“ (natürlich anonym) und über bewegende Momente, etwa den jährlichen Weihnachtsgottesdienst, der auch Hans-Peter Kirchgatterer oft ans Herz geht.
Herr Pitters betonte, dass niemand in seinen Gottesdiensten so gut verstehe, was es hieße, Gott sei ein „gnädiger Richter“, als die Häftlinge beim wöchentlichen Samstag-Gottesdienst (7.30 Uhr).
Die Häftlinge würden aus verschiedenen Motiven kommen: religiöse Anteilnahme, soziale Kontakte (wobei auch in der Kapelle das Komplizen-Verbot eingehalten wird), Mangel an anderen Programmangeboten am Samstag.

Im Anschluss bot sich für einige Minuiten die Gelegenheit, Fragen an die Vortragenden zu richten.

Den Abschluss bildeten ein von Pitters und Vormayr abwechselnd vorgetragener Psalm und ein Segen, der die BesucherInnen in die „lange Nacht“ entließ.

Über Andreas Fürlinger

Ich bin 44, Theologe (Studium in Linz. Selbständige Religionspädagogik), Vater von zwei Töchtern, habe in Wien einige Semester Handelswissenschaft studiert und mich seit dem mehr der Theologie gewidmet. Meine Beruflichen Felder bisher: Religionslehrer, Pastoralassistent, Jugendleiter, Redakteur im Kommunikationsbüro der Diözese Linz, seit 2021 wieder Religionslehrer. Erfahrungen als Ehereferent und Absolvent der OÖ Journalistenakademie. Auf den Instrumenten Akkordeon und Klarinette ausgebildet.

Veröffentlicht am 6. Juni 2009 in Theologie & Kirche und mit , , , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.

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