Am Samstag, 12. September, lädt das Josefinische Erlustigungskomitee zur proFEST-Kundgebung durch die Innenstadt!
Mit einer lustig-listigen Bittprozession soll auf die geplante, private Verbauung und den Teilabbruch eines öffentlichen barocken Architektur- und Gartenensembles im Herzen von Wien hingewiesen werden.
Mehr dazu auf siehe den Beitrag unten.

Die erste Raststation soll beim Palais Coburg sein, wo es auf der Webseite des Palais Coburg unter „Philosophie“ heißt:

In Österreich werden Stiftungen steuerlich erheblich entlastet und damit wird für sie die Möglichkeit geschaffen, Gemeinwohlaufgaben zu übernehmen. Die POK Pühringer Privatstiftung fördert aus eigenen Mitteln vor allem schwierige und risikoreiche Projekte, die eine Bildungswirkung, verbunden mit überzeugenden, wissenschaftlich begleiteten Beweisen für einen volkswirtschaftlichen Mehrwert, erbringen. …

Kultur-Selbstfinanzierungsprojekt mit den Wiener Sängerknaben mit dem Thema Eigenkapital-Bildung durch Cashflow-Optimierung aus Sicherheiten und Darlehen.



Wenn ich Sängerknabe wäre, würde ich spätestens jetzt Reißaus nehmen.

2007 schreibt Sibylle Hamann in der Zeit über die Belastung der Knaben und zitiert den früheren Direktor Jesser:

Der Verein Wiener Sängerknaben bildet die Buben in den blauen Matrosenanzügen aus und schickt sie um die Welt. Ihr Werbewert ist enorm. Etwa 300 Auftritte absolvieren die vier Chöre im Jahr, sie singen Kinderopern, Konzerte, Weihnachtslieder und jeden Sonntag die Messe in der Hofburgkapelle. Direktor Eugen Jesser, der im Palais inmitten von Stilmöbeln residiert, nennt sie »meine Buben«. Die seien »beinahe an der Grenze ihrer Belastbarkeit« angelangt.


Sibylle Hamann schließt daraus:

Was den Sängerknaben das Leben und das Geldverdienen erleichtern könnte, wäre ein Konzertsaal in unmittelbarer Nähe…

Ich unterstelle hier einmal, es geht vor allem um das Geldverdienen…

Auch in Dresden wollte Pühringer den Grund „geschenkt“

2007 hat Pühringer in Dresden ein Kultur-Selbstfinanziersprojekt verfolgt. Was hier sofort auffällt, auch dort wollte er den Grund „geschenkt“.

Er [Pühringer] hat in Wien die POK Pühringer-„Stiftung zur Förderung von Kultur, Bildung und Wissenschaft im Allgemeinen und Gemeinsinn, Eigenverantwortung und unternehmerisches Handeln im besonderen“ gegründet, die bisher unter anderem einen Konzertsaal für die Wiener Sängerknaben finanzierte und die Renovierung des Theaters in der Josefstadt. Und der auf internationalen Märkten aktive Mann, der gar nicht anders kann als global zu denken, dachte sich: Warum sollte man das Wiener Modell nicht auf Dresden übertragen können?
Das sieht, sehr knapp gefasst so aus: Bauen um zu spenden. Klingt antagonistisch, weil Bauen ja zunächst einmal Geld kostet. Es sei denn, das Baugeld wird „geschenkt“, oder besser, gestiftet. Analog zu seiner eigenen Stiftung schlägt Pühringer für den Neumarkt „eine Stiftung der Stifter“ für die Quartiere VI, VII und VIII vor. Bedingung wäre zunächst, dass Stadt und Land ihre Grundstücke im Wert von etwa 47 Millionen Euro einbringen würden, statt sie an Investoren zu verkaufen. Nicht alltäglicher Vorschlag, aber es kommt noch besser. Die Pühringer Stiftung erklärt sich bereit, bei solch Mitwirken von Dresden und Freistaat selbst eine achtstellige Summe zu stiften. Zudem sollen weitere internationale Stifter gewonnen werden, die Kapital in Höhe von 60 bis 80 Millionen Euro einbringen. Ziel des Ganzen: Ein Aufbau der Neumarkt-Quartiere in allerhöchster Qualität. Damit kennt sich Pühringer aus, er hat in Wien das Palais Coburg für 80 Millionen Euro vorbildlich restauriert. Zudem sollen um Frauenkirche und Schloss vor allem Wohnungen entstehen, auch luxuriöse, aber nicht nur, damit die Mischung stimmt und der Platz lebendig bleibt, auch wenn keine Touristen da sind. Und der Erlös des Großprojektes, bei drei Quartieren sei mit jährlich bis zu zehn Millionen zu rechnen, käme einem Stiftungszweck zu Gute: der Dresdner Kultur. Mal ins Konkrete gesprochen, tauchte wieder einmal eine „Tante Marianne“ auf könnte dann der Gerhard Richter möglicherweise mit Stiftungsgeld für die Dresdner Kunstsammlungen erworben werden. Oder, wenn ein Konzertsaal gebraucht wird – und das wird er – auch dafür könnte Geld bereitgestellt werden. Und, und…Hören wir lieber auf, die „und´s“ würden zu viele bei der Kulturdichte in Dresden.

Pühringers Vorgehen hat also System.
In Dresden sind es nicht „Wiener Sängerknaben“, sondern heißt Kulturstiftung „Dresdner Neumarkt“, die Presse schreibt:

Nach guten Erfahrungen in Wien hat der Österreicher Peter Pühringer die Gründung einer Kulturstiftung „Dresdner Neumarkt“ vorgeschlagen. So soll Qualität gesichert werden. Freistaat, Stadt und Privatpersonen sollten dazu ihre Grundstücke hinter und neben dem Kulturpalast einbringen.

Aber, die Dresdner wollen ihn nicht, genausowenig wie die Schweizer.

Außerdem hat sich die Stadt – noch ohne gültigen Kaufvertrag – von dem (potenziellen) Investor die Ausgrabungsarbeiten und einen Architektenwettbewerb für das Gewandhaus bezahlen lassen. Macht zusammen knapp eine Million Euro.
Pühringer hatte in Aussicht gestellt, ein achtstellige Summe zur Stiftung beizusteuern, die Möglichkeiten liegen also zwischen zehn und 99 Millionen Euro.

Pühringer macht das alles nichts aus, es gibt ja die Wiener Projekte:

Pühringer hat verstanden und schreibt: Wir haben als gemeinwohlorientierte Stiftung in Wien mehrere große Projekte erfolgreich abgeschlossen und neue zukunftsweisende Projekte iniziiert, mit denen wir mehr als ausgelastet sind.

Es ist auch zu lesen, wie die Geschäftsanbahnung erfolgt:

Blicken wir zurück: Peter Pühringer von der POK Pühringer Privatstiftung, die bereits etliche bedeutende Kulturprojekte in Österreich gefördert hat, hatte angeboten, einen achtstelligen (!) Betrag in eine noch zu gründende Kulturstiftung Dresdner Neumarkt zu geben, um eine kulturell anspruchsvolle Bebauung der Quartiere VI, VII und VIII zu gewährleisten. Die Stadt solle ihrerseits die vorhandenen Grundstücke einbringen. Pühringer hatte den Dresdner Oberbürgermeister Lutz Vogel nach Wien zu einem Galadinner eingeladen, um sein Konzept für eine qualitativ hochwertige Fortführung des Neumarkt-Aufbaus persönlich zu erläutern. Doch Vogel hatte – wenig feinfühlig und offenbar unerfahren im Umgang mit Mäzenen – die Einladung ausgeschlagen, um seinerseits Pühringer nach Dresden zu bitten; er solle seine Stiftungsidee dort in “echter Arbeitsatmosphäre” vorstellen: eine geradezu unverzeihliche Taktlosigkeit, wenn man bedenkt, dass die städtebauliche Entwicklung der Landeshauptstadt mit mindestens 10 Millionen Euro gefördert werden sollte.

Aus der Schweiz ist zwar noch nichts von Galadiners zu lesen, dort war ihm der Naturschutz egal.

«Alle von Pühringer vorgelegten Entwürfe waren nicht konform mit dem Landschaftsschutz».

Pühringers Mentalität, wie sie uns sich hier darbietet, „Wir sind Wir und tun was wir wollen“, hat in der Schweiz nicht gefruchtet, die Schweizer haben Pühringers Projekte abgelehnt, so ist er wieder in Wien, im Palais Coburg. Hier wird es mit dem Natur- und Parkraumschutz eh nicht so genau genommen, siehe zB geschützte Fledermäuse, Dachs und die Bäume des Augartenspitzes.

Die lustig-listige Bittprozesseion besucht auch das Bundesdenkmalamt

In Österreich gibt es aber weitere Konzerthallen-Bau-Unterstützer, wie zum Beispiel das Bundesdenkmalamt, so wandert die proFEST-Kundgebung des Josephinischen Erlustigungskomitees durch die Innenstadt weiter zur Hofburg.
Das Bundesdenkmalamt hat sich zwar nach massiven Protesten gegen den Abriß des Pförtnerhäuschens ausgesprochen, es wird jedoch ausgehöhlt der Konzerthalle einverleibt. Weiters hat das Bundesdenkmal nicht hinterfragt, ob die Wiener Sängerknaben andere Grundstücke schon in Erwägung gezogen haben und ob so eine Konzerthalle, auch woanders errichtet werden kann.
Herr Pühringer findet in Österreich anscheinend viele willfährige Helfer. Ob es hier für seine Interessenlagen, die wir lt. Erhard Busek hinterfragen sollen, auch Galadiners und Weinverkostungen gegeben hat für den geschenkten Augartenspitz?