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Motorradtour Schweiz 2004
Motorradtour Piemont 2005
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In diesem Jahr führte mich mein Motorradurlaub ins westliche Italien, in den Piemont. Darauf aufmerksam wurde ich durch die Zeitschrift "MOTORRAD unterwegs" Ausgabe 1/2005. Die Bilder waren grandios und die dazugehörigen Beschreibungen weckten mein Interesse, da mir legale(!) Waldwege in der heimischen Umgebung immer viel Spaß machen.

Trotz des hohen Gewichtes der BMW, läßt sie sich dennoch erstaunlich gut im leichteren Gelände bewegen. Tückisch sind weicher Sand und tiefe Schlammlöcher, die man allesamt am besten meidet, außer, man ist körperlich in der Lage die 250kg wieder aufzurichten. Glücklicherweise ergab sich nicht die Notwendigkeit dies ausprobieren zu müssen.

Hier eine grobe Übersichtskarte von der Region um Oulx, dem Ausgangspunkt für meine Touren.

Die knapp 700km lange Anreise wählte ich über Bregenz, den San Bernardino und auf der westlichen Seite des Lago Maggiore hinunter nach Verbania. Weiter Richtung Mailand, dann über Turin nach Susa. Um nicht unnötig lange unterwegs zu sein (8.5 statt 14 Stunden), nahm ich die kostenpflichtigen Autobahnen statt der schöneren Landstraße. Für die Heimreise plante ich stattdessen mehr Zeit ein, um ein paar bis-her unbekannte Schweizer Pässe kennenzulernen. Einen Tag vor dem geplanten Start der Tour, sah ich im Internet einen negativen Wetterumschwung im Piemont, der mich dazu veranlaßte, sofort zu starten. Somit kam ich mit einer Zwischenüber-nachtung am Zielort Oulx gegen Mittag an. Ich fand sofort eine "Bed and Breakfast" Übernachtung und machte mich ohne Gepäck auf in Richtung Sommeiller (3050m), dem höchsten noch anfahrbaren Punkt in den Alpen. Der höchste, der Mont Chaber-ton (3136m) ist seit 1998 gesperrt. Diese Militärstraßen wurden um 1850 während des Krieges der Österreicher gegen die Franzosen angelegt, um Geschützstellungen und Mannschaftsunterkünfte zu errichten.

Die letzten 10km Asphalt bis zum Beginn der Schotterpiste waren absolut top. Guter Fahrbahnbelag auf enger und sehr kurvenreicher Strecke im Wald. Einfach phantastisch!
Dieses Bild zeigt die Zufahrt zum Colle Sommeiller. Harter Untergrund mit kleinen Bodenunebenheiten.

Bis zum Refúgio Scarfiotti ging alles bestens und dann nichts mehr. Sperrung!
Im August wird die Passstraße "auf-geräumt", d.h. sie wird wieder passierbar gemacht. Ich hatte Glück, denn die Sperrung sollte 3 Tage später wieder aufgehoben werden.
Also später wieder-kommen.

Da es gerade mal früher Nachmittag war, blieb noch genügend Zeit für das nächste Ziel, den Monte Jafferau(2801m).
Den unteren Teil der Strecke zeigt exem-plarisch dieses Bild. Die Steigung läßt sich nur schwer erahnen, aber sie beträgt 15 bis 20%.

Mit den gewonnenen Höhenmetern wird die Landschaft immer karger.

Erstes Etappenziel war das Fort Foens.

Jetzt wird es hoch-alpin. Kein Baum und Strauch mehr weit und breit zu sehen.

Ein Abgang bliebe wohl nicht ohne Folgen.

Das Ziel vor Augen. Am Übergang zum Himmel sind die Reste vom Gipfelfort zu erkennen. Bis auf die letzten 2km gestaltete sich die Piste als grob-schotterig aber machbar. Dann wurde es äußerst ruppig. Mir tat meine BMW richtig Leid. Ich hatte zudem leider versäumt die Federung zu ver-stellen und den Rei-fenluftdruck anzu-passen.

Mit Minimalge-schwindigkeit kam ich doch noch heil oben an.
Der Holländer in Rot besteigt gerade einen Absperrhügel, der eigentlich die Weiterfahrt unmög-lich machen soll, aber der Gelände-wagenfahrer im Hintergrund schreckt nicht zurück.

Ich dachte, der sitzt auf und kommt dann nicht drüber.
Im Gespräch mit dem österreichischen Fahrer kam dann heraus, dass er die Fuhre um 6cm höher gelegt und zusätzlich noch größere Reifen aufgezogen hat. Und trotzdem hat er noch gräuschvollen Bodenkontakt gehabt.

Ein Blick auf die zurückliegende Piste und auf die Reste einer Mannschafts-unterkunft weiter unten.

Der Rückweg vom Jafferau verlief Richtung Salbertrand durch diesen 850m langen, gekrümmten Tunnel.

Ohne Blitz mit laufendem Motor leider verwackelt, aber man kann doch erahnen, dass der Untergrund nicht ganz unproblematisch ist. Glitschige Steinplatten und Wasserlöcher sind tückisch.

Dieser Abstecher wird mir lange in Erinnerung bleiben. Mangels Traktion war kein sicheres Vorankommen mehr möglich, zumal ich nicht wusste, was mich weiter oben erwarten würde. So zog ich es vor, den Rückzug anzutreten. An ein Wendemanö-ver war nicht zu denken. Weg zu schmal und Unter-grund zu weich. Also langsam rückwärts schieben/ rollen. In diesem Moment war ich über jeden Zen-timeter meiner Bein-länge dankbar.
Der Abstecher sollte auf den Monte Pra-mand gehen.
Der weitere Rückweg über Salbertrand nach Oulx, meinem Übernachtungsort, verlief ohne Probleme.


Der nächste Tag sollte mich auf ein weiteres Highlight in dieser Region führen. Der Assietta-Kammstraße (2567m). das 36km lange, von der Südrampe des Colle delle Finestre zum Colle di Sestriere über zahlreiche Hochpunkte führende ehemalige Militärsträßchen vermittelt eine einzigartige "Gratwanderung".

Ausgangspunkt war Susa am nördlichen Einstieg zum Colle delle Finestre. Das Bild zeigt ein Stück der genialen 11km langen Asphaltstrecke bis zum Schotterbeginn.
Ich verfiel richtig dem Kurvenrausch. Kein Auto, nur hin und wieder ein paar nette Radler.

Eine gut planierte Piste folgte darauf.
Oben sieht man schon das verfallene Fort.

Ein obligatorisches "Passfoto".
Die Autos kommen von der anderen, asphaltierten Seite herauf.

Auf eben dieser Straße musste ich noch ein paar Kilometer bis zum Einstieg des Assietta fahren.
Die beiden gelb-schwarzen Stangen warnen einen davor, geradeaus zu fahren, denn hier geht es fast senkrecht mehrere hundert Meter bergab.

Die Kammstraße ist in einem recht ordent-lichen Zustand. Sie ist auch für Straßenmotorräder machbar. Außer Fireblades natür-lich, nicht wahr Ingo?

Mit dem Motorrad zur Skilift-Bergstation. Wo kann man das überhaupt noch?
Hier bin zu einer bewirtschafteten Skihütte hinunter- gefahren und habe mir einen Cappuccino gegönnt, lecker!

Die Schotterstrecke endet kurz vor dem Retorten-Skiort Sestriere. Eine Verbindungsstraße führt von hier zum südlichen Einstieg des Colle delle Finestre. Sehr kurvenreiche Strecke, gemacht für Fireblades.

Von der Südrampe des Colle delle Finestre führte ein Asphalt-Schotterband zu diesem gut erhaltenen Fort Serre Marie.

Trotz der eindeutigen Warnung, stattete ich dem Inneren einen Besuch ab.

Ein Blick in die oberirdischen und ...

und unterirdischen Gänge. Wohlweislich hatte ich eine Ta-schenlampe dabei.
Für eine ausge-dehnte Erkundung war es mir da unten zu unheimlich.


Am dritten Tag wollte ich mich ein bischen vom Geschüttel erholen und suchte auf der Straßenkarte eine kurvige Strecke. Ich fand eine, unweit von Oulx entfernt, bei Cesana. Sie ist grün gekennzeichnet, was so viel bedeutet, wie touristisch interes-sant. In gutem Glauben eine schöne Asphaltpiste vorzufinden, fuhr ich nach dem Frühstück los. Da ich am Einstieg zum Chaberton vorbei kam, ließ ich es mir nicht nehmen wenigstens bis zum Sperrschild zu fahren. Zu gerne hätte ich es ignoriert, aber die Strafe ist drakonisch.
Zurück zu meiner touristisch interessanten Straße: von wegen Asphalt, nur Schotter!!

Aber was für ein schöner.
Die Strecke war sehr reizvoll, wie z.B.  dieser etwas steilere Abweg. Da ich so schön mit Schwung des Weges kam, öffnete ich die Drosselklappen und ließ die Kuh den Hang hinauf steigen.

Ein Blick von oben auf die ursprüngliche Straße. Einfach herrlich.

Weniger herrlich zeigte sich dieser recht happige Anstieg.


Am Nachmittag fuhr ich dann noch von Bardonécchia (bekannt durch den Fréjus-Tunnel), die Schotterpiste hinauf Richtung Mont Jafferau. Die Straße ist nicht durchgängig befahrbar, denn eine Hangrutschung kurz vor dem o.g. Fort Foens versperrt den Weg. Aber bis zu diesem Rutsch wollte ich fahren.

Hier endet die Piste. Alleine habe ich mich nicht getraut weiter zu fahren.

Zu unbarmherzig wäre ein Abgang.

Aber der gigantische Ausblick entschä-digte mich.

Da der Tag noch jung war, beschloss ich dem Aussichtspunkt Madonna di Cotolivier einen Besuch abzustatten.

Eine schöne Schotterstrecke führte hinauf auf 2105m zu dieser exponiert gelegenen Kapelle.

Ein Endpunkt im wahrsten Sinne des Wortes.

Dafür mit tollem Panoramablick.

Obwohl es mittlerweile schon fast 16 Uhr war, wollte ich noch nicht "Feierabend" machen, sondern noch auf den Passo della Mulatiera (2412m) hinauf fahren.

Eine ziemlich ein-fache Holzbrücke.

Hier endet die ziem-lich rumpelige Piste abrupt an einer Ver-schüttung. Für einen Fußmarsch zur in der Nähe gelegenen Un-terkunftsruine war es mir zu spät und außerdem fing es leicht an zu regnen. Also Rückzug antreten.

Auf dem Rückweg über diesen Pisten-abschnitt, merkte ich deutlich, wie die Kräfte schwanden und die Konzentration nachließ. In der Mitte zu fahren war kaum möglich und links hatte ich Bedenken mit dem Zylinder an der Böschung hängen zu bleiben. So blieb nur die rechte Seite und die lag nahe am Abgrund. Ich spürte die Angst im Nacken.

Mit den Kräften ziemlich am Ende, denn ab dem obigen Bild war ich noch eine gute Stunde unterwegs bis zur Pension, erreichte ich mein Zimmer. In der Nacht und am frühen morgen hat es dann noch kräftig geregnet. Es folgte der letzte Tag im Piemont und die Aussicht auf die Fahrt auf den Colle Sommeiller, der bis dato gesperrt war. Nun kam aber der Regen und Schotterpisten im Regen werden nicht einfacher zu befahren sein. Aber meine Wirtin, die kein Wort Deutsch oder Englisch sprach, machte mich beim Frühstück plötzlich gestikulierend auf den Himmel aufmerk-sam. Und tatsächlich riss aus der Richtung, in der der Sommeiller lag, die Wolken-decke völlig auf. Ich hatte mich schon damit abgefunden den höchsten Punkt nicht "erfahren" zu können. So aber wagte ich es trotz nasser Piste dennoch und ich wurde nicht enttäuscht.

Hinten rechts kann man das Refúgio Scarfiotti erkennen, der Punkt ab dem die Strecke gesperrt war.

Hier läßt sich erah-nen, warum hier je-des Jahr "aufge-räumt" werden muss.

Quizfrage: Was ist besonderes an dem Geröllhang??







Lösung:
Die etwas dunkleren Striche sind die sich bergwärts windende Straße.


Diesen Findling hier, hätte ich gerne mitgenommen, wenn er denn in den Koffer gepasst hätte.

Manchmal kann das Ziel sehr ernüchternd sein, so wie hier. Ein grossflächiges, nacktes Plateau. Ziemlich öde.

Ein Fußmarsch zum Gletscher war dann das "spektakulärste".
Hier ein Rückblick zum Mopped.

Hier der obere Teil des Gletscherrestes.

Dies ist keine ge-wöhnliche Boden-welle, sondern eine Wassersperre. An dieser Sperre läuft bei Starkregen das talwärts fließende Wasser zur Seite ab und spült die Piste nicht zu stark aus.
Fahrtechnisch ma-chten sie allerdings sehr viel Spaß, kommt die BMW  doch bei erhöhtem Tempo so richtig aus den Federn heraus.

So, nun ging es zurück meiner Pension, um die dort noch deponierten Koffer abzuholen und mich auf den Heimweg zu machen. Es war mittlerweile früher Nachmittag, so dass ich wieder bis zum Lago Maggiore fuhr, um dort zu nächtigen.
Am letzten Tag fuhr ich dann über:

Die wunderschöne Gondoschlucht in die Schweiz, weiter über den

Simplon Pass, dann

am Grimsel Pass vorbei zum

Furkapass.

Der Oberalppass war dann der letzte, bevor es über Chur und Bregenz nach Hause ging.

Mir hat diese Tour (2300km Gesamtlänge) überaus gut gefallen und ich möchte nach Möglichkeit im nächsten Jahr die Varaita-Maira-Kammstraße und vielleicht auch noch die längste (60km) und abgelegenste, die Ligurische Grenzkammstraße, kennlernen.






















 
   
   
   
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