Airbus A330-200 D-AIKC (H.Schmidt)
Lufthansa (Deutsche Lufthansa AG)
deutsches Luftverkehrsunternehmen                                                Sitz: Frankfurt/a.M.
Dreilettercode: DLH                        Zweilettercode: LH                    call-sign: LUFTHANSA
Web: www.lufthansa.de

Selbst in der chaotischen Phase nach dem Waffenstillstand vom 18. November 1918 war die deutsche Republik entschlossen, die technische Führungsposition in der nationalen Luftfahrtindustrie beizubehalten. Innerhalb von nur zwei Monaten - bis zum 8. Januar 1919 - hatte die deutsche Verkehrsluftfahrt als eine der ersten im Kreis der am Krieg beteiligten Nationen wieder Fuß gefaßt. Dies geschah am Januar1919, und vier Monate später eröffnete die Deutsche Luft Reederei den weltweit ersten regelmäßigen Passagierverkehr mit umgebauten ehemaligen Militärflugzeugen, AEG und DFW Doppeldeckern, auf der Strecke Berlin -Weimar. Kurz darauf kamen Linien nach Leipzig, Swinemünde und Westerland (über Hamburg) sowie Gelsenkirchen (über Hannover) hinzu. Die DLR-Maschinen waren mit dem Symbol eines Kranichs am Leitwerk gekennzeichnet.
Bald folgten weitere heimische Fluggesellschaften. Am 21. April 1919 nahm die Sablatnig Flugzeugbau den internationalen Flugverkehrvon Berlin nach Kopenhagen und nach Stockholm auf. Sechs Monate später fusionierte sie mit dem Unternehmen Norddeutscher Lloyd zur Lloyd Luftverkehr Sablatnig. Im selben Jahr starteten die Flugzeughersteller Rumpler, Junkers und Albatros eigene regionale Luftdienste.

LVG C VI - Doppeldecker der Deutschen Luft Reederei mit Filmstar Hans Albers als Passagier (1918) Foto: LH-Bildarchiv / Lufthansa 1918
Junkers Suedamerika Expedition (1922/23) Junkers F13 in Rio de Janeiro. Foto: Deutsche Lufthansa AG / 1922
Fokker  F.II
Kükenverladung in eine Focke-Wulff A17a/DLH-Archiv
Am 1. Mai 1926 eroeffnete die Lufthansa mit 3-motorigen Junkers G 24-Flugzeugen die erste Nachtflugstrecke der Welt fuer Passagierbefoerderung zwischen Berlin und Koenigsberg. Foto: Deutsche Lufthansa AG / 1926
Die dreimotorige Roland konnte 10 Passagiere befördern und eine Höhe von 5000 m halten. Dies prädestinierte sie für Versuchsflüge über das Alpenmassiv
Die Sibirienflieger v. Schröder, Albrecht und Eichentopf mit ihrer Junkers W33 Ural/Foto DLH-Archiv
BFW (Messerschmidt) M20 im Flug /Lufthansa-Archiv
Ein wichtiger SChritt auf dem Weg zur J-52/3m war die Junkers G-31.
Der Dornier Super Wal wurde von vier luftgekuehlten Gnome-Rhone-Jupiter-Motoren angetrieben, von denen jeder 480 PS leistete. Foto: Deutsche Lufthansa AG / 1928
Die mit der Wal gewonnenen Erfahrungen führten zur Dornier Do 18.
Heinkel He 58. Nachfolgemuster des Katapultflugzeuges Heinkel He 12. Fuer den Postdienst vom Schnelldampfer

Binnen kurzem zeigte sich jedoch, daß der Luftverkehr besser koordiniert werden müßte. Einen ersten Schritt in diese Richtung stellte die Gründung der Aero-Union AG am 21. April 1921 dar. Betreiber waren die DLR, die Danziger Luft Reederei, und die Deruluft. Diese war eine deutsch-russische Luftverkehrsgesellschaft, die die Strecke Königsberg-Moskau beflog (siehe auch Porträt Aeroflot). Die gemeinsame Interessenlage von DLR und Deruluft führte zwei Jahre später zur Vereinigung mit Lloyd unter der Dachorganisation Deutscher Aero Lloyd.

In der Zwischenzeit hatte Junkers eine Reihe kleinerer Luftverkehrsgesellschaften, darunter auch Rumplers, geschluckt und stand 1925 direkter Konkurrenz zu Aero Lloyd. Beide Unternehmen waren jedoch auf die Unterstützung durch vielfältige Industriezweige und Organisationen wie Schiffahrtsgesellschaften, Luftfahrzeughersteller und Landesbehörden angewiesen. Die Regierung beschloß, dem unwirtschaftlichen Nebeneinander durch eine Verschmelzung der beteiligten Unternehmen und Institutionen ein Ende zu bereiten. So wurde auf einer Gesellschafterversammlung am 6. Januar 1926 im Hotel Kaiserhof in Berlin die Deutsche Luft Hansa aus derTaufe gehoben. Gleichzeitig bestimmte man den Kranich der DLR zum Abzeichen der neuen Gesellschaft. Die deutschen Fluggesellschaften bestritten bereits 40% des gesamten Weltluftverkehrs, und die kombinierte Flotte des neuen Betreibers setzte sich aus nicht weniger als 162 Flugzeugen zusammen.

Ju F13: erstes Flaggschiff der Lufthansa
Die neue Flotte umfaßte zu diesem Zeitpunkt 19 verschiedene Flugzeugtypen. Den größten Anteil stellte die Junkers F13 mit 27 Exemplaren von Junkers Verkehr und weiteren 20 Stück von anderen Betreibern. Die Junkers F13 war weltweit das erste Verkehrsflugzeug in Ganzmetallbauweise. Sie absolvierte am 25. Juni 1919 ihren Jungfernflug und wurde ab 18. Juli desselben Jahres im Liniendienst eingesetzt Die Entwicklung dieses Modells geht auf den Professor Hugo Junkers zurück. Er hatte im Jahre 1909 als erster Flugzeugkonstrukteur ein Flugzeug ohne jegliche Stützstreben und Spanndrähte entworfen. Den Anfang der Serie bildete die Jl, die am 12. Dezember 1915 flog, und bei Kriegsende stand die Baureihe bei J11. Die J12 wurde nie gebaut, und aus einerÄnderung derJ10 entstand die F13. Das Tragwerk, dessen Primärstruktur versteifte Rohrholme bildeten, war mit gewelltem Duralumin verkleidet. Es wurde in dieser Zeit zum Markenzeichen aller Junkerskonstruktionen.
Die F13 konnte vier Fluggäste in einer geschlossenen Kabine befördern, die neben Heizung und Belüftung gepolsterte Sitze mit Sicherheitsgurten aufwies. Als erstes Muster sah sie dem Verkehrsflugzeug unserer Tage bereits recht ähnlich. Sie ließ sich mit Schwimmern und Schneekufen ausrüsten und verfügte bei einer Reisegeschwindigkeit von 170 km/h über eine Reichweite von 650 km. Die Lüfthansa nutzte dieses Muster noch bis 1937

Die Gründer-Flotte
Andere Modelle hielten sich ähnlich lang im Zulassungsregister. So stand die letzte von insgesamt zehn sechssitzigen Sablatnig 111 bis 1932 im Dienst der Lufthansa. Bei zehn sechssitzigen Dornier Komet 11 tauschte man den starken BMW VI gegen den Merkur aus, und 16 Exemplare wurden zusätzlich beschafft. Eine große Zahl dieser Maschinen flog die Lufthansa, bis sie dann im Jahre 1935 weiterveräußert wurden. Von Aero Lloyd stammten 34 fünfsitzige Fokker-Grulich FII und FIII, von denen einige bis 1936 in Betrieb waren. Daneben verfügte Lufthansa über 19 Exemplare der neunsitzigen Junkers G24, des ersten dreimotorigen Ganzmetallflugzeuges, und vier Flugboote vom 1922 konstruierten Typ Dornier "Wal", die sich als unschätzbare Hilfe im Vermessungsdienst erwiesen und bei Flugpassagieren beliebt waren.

Seit 1919 lasteten auf der deutschen Luftfahrtindustrie die harten wirschaftspolitischen Auflagen des Versailler Friedensvertrages. So durfte zum Beispiel die G24 bei ihrer Indienststellung im Jahre 1925 in Deutschland nicht zugelassen werden. Dies hatte zur Folge, daß das Flugzeug unter eidgenössischer oder schwedischer Flagge betrieben wurde. Im Oktober 1925 wurden die Restriktionen von den Siegermächten jedoch teilweise gelockert, so daß im Juli 1926 in Berlin zwei neue G24-Maschinen der Lufthansa zu einem Fernflug nach Peking starten konnten.

Die üblichen Routen nach Fernost beherrschten zu jener Zeit die Briten, Franzosen und Holländer. Ihre kolonialen Besitzungen ermöglichten nicht nur den Aufbau einer Kette von Zwischenlandeplätzen und Stützpunkten, sondern rechtfertigten auch die Einrichtung der Fernrouten. Die deutschen Bemühungen waren daher auf Langstrekken ausgerichtet, die nicht über Kolonialgebiete führten. Am 23. Juli machten sich die beiden G24 daher zu einem 10.000-km-Erkundungsflug über die Sowjetunion nach China mit 17 Zwischenstopps auf. Sie verfügten jedoch weder über taugliches Kartenmaterial, Wetterberichte, Ersatzteildepots, noch über Ein- und Überfluggenehmigungen von seiten Chinas.
Die Expedition wurde von Dr. Robert Knauss geleitet. Über Königsberg, Smolensk, Moskau und Kazan erreichten die G24 Krasnoufimsk in Sibirien. Hier kamen die beiden Flugzeuge erst wieder in die Luft, nachdem eine neue Startbahn für sie angelegt worden war. In Irkutsk saß die Expedition 14 Tage fest, bis endlich die Einfluggenehmigung von China vorlag. Sie galt jedoch nicht für die beiden russischen Piloten des Teams, So verzögerte sich derAbflug von Tsitsihar in der Mandschurei nochmals um neun Tage, in denen die zuständigen Behörden über die vorliegende Rechtslage verhandelten. Angesichts des Bürgerkriegs, den chinesische Landesfürsten untereinander austrugen, konnte die Mannschaft von Glück reden, daß sie Peking nach 37 Tagen noch lebend erreichte.
Die Schwierigkeiten, die bei diesem Fluge aufgetreten waren, machten jegliche Hoffnung auf einen planmäßigen Luftverkehr nach Fernost zunichte. Schließlich kam die Lufthansa ihrem Ziel doch noch näher, indem sie eine Luftpostfirma namens Eurasia gründete, Diese Einrichtung wurde von der chinesischen Regierung unterstützt. Sie stellte eine Verbindung zur Transsibirischen Eisenbahn an der Grenze zur Mandschurei her und bediente ein ausgedehntes Netzwerk innerhalb des chinesischen Staates.

"Beleuchtete Luftstraße"
Mit einer Flotte aus so vielen, relativ modernen Flugzeugtypen ausgestattet, mußte die Lufthansa zwangsläufig Pionierarbeit auf luftfahrttechnischem Neuland in Europa leisten. Am 1. Mai 1926, nur einen Monat nach dem Beginn planmäßiger Tagesflüge, eröffnete man die Nachtflugstrecke zwischen Berlin und Königsberg für den regelmäßigen Passagierverkehr, weltweit die erste. Nach dem Beispiel des US Postal Service wurde eine "beleuchtete Luftstraße" eingerichtet. Alle 25 bis 30 km waren riesige Drehscheinwerfer aufgestellt, ergänzt durch Neonlampen auf Masten und Dächern, die den Flugzeugführern den Weg in der Dunkelheit wiesen. Am linken Rand der Pisten hatte man leistungstarke Sturmleuchten im Abstand von 20 m montiert: Grün für den Landeanflug, Weiß für den Aufsetzpunkt und Rot als Stoppmarke. An die planmäßigen Tagesflüge von Deruluft angeschlossen, verkürzte sich die Flugreise nach Moskau auf 15 Stunden.
Im Jahr darauf führte die Lufthansa eine Blindflugausbildung für ihre Besatzungen ein, und 1929 gehörte sie bereits zum obligatorischen Repertoire der Piloten. Ab 1926 wurden die Maschinen der Lufthansa mit Funkgeräten ausgestattet.

Alpenüberflug
Nachdem die Beschränkungen, die Deutschland den Bau und Betrieb von Großflugzeugen untersagt hatten, teilweise gelockert waren, dauerte es nicht lange, bis die Rohrbach Roland erschien. Die Entwicklung dieses innovativen Flugzeugs - eines Eindeckers mit einer Spannweite von 30 Metern und revolutionärer Kastenholmkonstruktion - nahm sieben Jahre in Anspruch. Doch am 13. April 1927 konnte die erste Roland erfolgreich starten, um die Strecke von München nach Mailand über die Alpen zurückzulegen. Bisher hatte man die Alpen nur durch die Hochpässe überqueren können. Mit drei Motoren, die nahezu 1000 PS bereitstellten und einer Dienstgipfelhöhe von mehr als 5000 m konnte die Roland jedoch über die Spitze des Mont Blanc hinwegfliegen. Regelmäßige Luftfracht- und Postflüge begannen 1928, planmäßige Passagierflüge mit zehn Gästen 1931. In der Zwischenzeit streckte Deutschland aber auch Fühler zum amerikanischen Kontinent aus.
Bereits am 5. Dezember 1919 hatten kolumbianische Geschäftsleut und Auslandsdeutsche das Luftfahrtunternehmen SCADTA (Sociedad Colombo-Alemana de Transportes Aereos) in Barranquilla an der karibischen Küste gegründet. Im Sommer 1925 erkundeten zwei (nach Übersee verschiffte) Dornier Wal eine Route über Panama, Costa Rica, Honduras und Guatemala nach Havana und Miami.
Ironischerweise resultierte aus dieser maßgeblich von Aero Lloyd geförderten Initiative die Geburt von Pan American im Jahre 1927 Ein anderes positives Ergebnis aber war die Gründung des Condor-Syndikats, das Strecken entlang der brasilianischen Küste bis nach Argentinien hinein mit den Maschinen F13 und Dornier-Wal- Flugbooten (und später auch Ju 52) beflog.

1927 nahmen die Deutschen Experimente auf dem Nordatlantik mit einem F13 Flugboot an Bord der Lützow von Norddeutscher Lloyd auf. Die Maschine wurde per Kran zu Wasser gelassen. Am 12./13. April 1928 flogen Kapitän Hermann Köhl, Baron Günther von Hünefeld und James Fitzmaurice, ein Ire, die Junkers W33 "Bremen" direkt von Dublin nach Neufundland. Damit war der erste Nonstop-Flug über den Atlantik in Ost-West-Richtung gelungen. Die W33 war eine eigens für Frachtflüge entwickelte Version der F13, die erst für die Beförderung von sechs Passagieren angepaßt wurde. Die Aufhebung der Beschränkungen hatte den Einbau eines doppelt so starken Motors im Vergleich zur normalen F13 ermöglicht und folglich die Reichweite auf 850 km gesteigert.
Der Betrieb eines Landflugzeugs über dem Ozean war jedoch äußerst riskant. Die Lufthansa führte daher in Übereinstimmung mit britischen, französischen und amerikanischen Interessen die Versuche mit Flugbooten und Schwimmerflugzeugen fort. Am 22. Juli 1929 fand der erste See-Land-Postflug mit einem Heinkel He12 Schwimmerflugzeug statt, das man 500 km ostwärts von New York vom Passagierdampfer Bremen in die Luft katapultiert hatte. Das Flugzeug brauchte nur 2,5 Stunden für diese Strecke, so daß die Post einen halben Tag vor dem Schiff eintraf. Die Zeitersparnis mag gering erscheinen, aber der Propagandawert dieser Demonstration war überwältigend. Im Folgejahr wurden 11 derartige Katapultflüge an beiden Enden der Schiffstour durchgeführt.

Zwischen dem 18. und 26.August1930 führte Wolfgang von Gronau eine Dornier Wal von der Insel Sylt nach New York. Er legte die Entfernung von rund 7500 km in 47 Flugstunden über die Färöer, Island, Grönland, Cartwright im Norden Kanadas und die Ostküste Amerikas zurück. Eine der Hauptschwierigkeiten, denen sich die Lufthansa bei der Einrichtung einer Flugverbindung über den Nordatlantik gegenüber sah, war die Frage der Gebietshoheit. Sowohl Großbritannien als auch die Vereinigten Staaten von Amerika wollten sich das Recht für Flüge über den Atlantik nicht aus der Hand nehmen lassen und verweigerten jedem die Nutzung ihrer Flugbasen. Mit Flugfelag Islands hafte man zwar bereits 1928 Fuß auf Island gefaßt und mit F13 einen saisonbedingten Luftverkehr rings um die Insel eröffnet, doch die dortigen Wetterverhältnisse forderten ihren Tribut. Das ohnehin bei der Lufthansa stark verschuldete Unternehmen stellte 1931 den Betrieb auf Island ein.

Gronaus Erdumrundung
Von Gronau setzte unterdessen seine Pionierflüge fort. Zwischen dem 8. August und 1. September 1931 führte er wiederum eine Wal von Sylt nach Chicago und weiter nach New York, diesmal jedoch über das unwirtliche Grönland. Für seinen nächsten Flug in der Zeit vom 22. bis 26.Juli 1932 von Sylt nach Montreal wählte er eine ähnliche Route.Von Montreal führte sein Flug weiter nach Alaska und Südostasien. Bereits bei seiner Ankunft am 10. November 1932 in Friedrichshafen am Bodensee, dem Ortssitz der Flugzeugwerft Dornier, wurde von Gronau als Held gefeiert. Am 23. November schloß er seine Erdumrundung mit der Dornier Wal erfolgreich ab.
Im Südatlantik eröffnete man am 22. März 1930 eine direkte Luftpostverbindung zwischen Berlin und Rio de Janeiro. Die Wal Jangadeiro des Condor-Syndikats übergab ihre Postfracht an die Cap Arcona der Hamburg Südamerika querab von der brasilianischen Küste. Von Las Palmas auf den Kanarischen Inseln beförderte eine Lufthansa-Maschine Post nach Sevilla und flog von dort über Barcelona und Stuttgart nach Berlin.

Luftpostverkehr mit Depotschiffen
Drei Jahre lang wurde dieses Verfahren praktiziert, bis es schließlich eine kühne Erweiterung erfuhr. Zwei eigens zu diesem Zweck umgebaute Depotschiffe, die Westfalen und die Schwabenland, wurden 650 km südwestlich von Bathurst in Britisch Gambia und 100 km vor Natal in Brasilien stationiert. Beide Schiffe waren mit einem Hochleistungskatapult vor dem Schornstein und einer vom Achterdeck bis aufs Wasser herunterreichenden Schlepprampe ausgerüstet, die als Helling fungierte. Die Wal wurde vom Katapult des einen Schiffes auf 150 km/h beschleunigt, flog zu dem zweiten Schiff, landete auf dem Wasser, erklomm die Schlepprampe und kam per Kran wieder an Bord. Nach dem Auftanken ging es dann erneut ans Startkatapult und wieder in die Lüfte. Insgesamt 320 Flüge über den Südatlantik führte die Do Wal im Auftrag der Lufthansa durch.
Am 3. Februar 1934, nach annähernd einem Jahr des Experimentierens, nahm die Lufthansa den planmäßigen Luftpostverkehr zwischen Berlin und Rio de Janeiro auf. Bei dieser komplexen Operation fielen die Etappen über Land dem berühmtesten Flugzeugmuster der Lufthansa zu - der revolutionären dreimotorigen Junkers Ju 52, dem unverwüstlichen Arbeitstier der deutschen ebenso wie anderer nationaler Fluggesellschaften. Sie sollte den Deutschen während des ganzen Zweiten Weltkrieges als Allzwecktransporter dienen.

Die 1929 fertiggestellte zwoelfmotorige Dornier Do X war zu dieser Zeit das groeßte Flugzeug der Welt. Foto: Deutsche Lufthansa AG / 1929 DLHD3075-12-1
Das aufgrund seiner Sicherheit und Wirtschaftlichkeit wohl bekannteste deutsche Verkehrsflugzeug, die dreimotorige Junkers Ju52 - auch liebevoll
Die viermotorige Junkers G 38 war das größte Landflugzeug ihrer Zeit. Sie hatte einen doppelstoeckigen Rumpf und Passagiersitze innerhalb der Tragflaechen mit einem einmaligen Ausblick nach vorne. Mitte 1931 setzte die Luft-Hansa erstmals eine Junkers G 38 im Liniendienst ein Foto: LH-Bildarchiv / Lufthansa: 1931
Die Ju 46 wurden mit Schwimmern eingesetzt, um Postsendungen schneller über den Atlantik zu befördern.
Vorn Ju-160 und dahinter He 70 für die Blitzstrecken.
Im Herbst 1937 führte die Lufthansa mit der Ha 139 mehrere Probeflüge über den Nordatlantik zwischen den Azoren und New York durch.
Die Ju 86 war das erste Lufthansa-Flugzeug, in das serienmäßig Dieselmotoren eingebaut wurden.
Die erbeutete DC-2 Taunus wurde 1937 an LOT weiterverkauft.
Ju 90 V-2 D-AIVI im Flug
Die Fw 200 Nordmark flog bei der Lufthansa bis 1943. Sie absolvierte den letzten LH-Flug im Krieg.

Die dreimotorige Ju 52 war ein Produkt des heimlichen Wiederaufbaus der deutschen Luftwaffe. Bereits der erste Flug am 11.September 1930 ließ erkennen, daß dieses neue Muster der Triumph seines Konstrukteurs Ernst Zindel - nicht nur als Verkehrsmaschine, sondern auch alsTruppentransporter und Bomber taugen würde. Mit drei 600 PS starken Pratt &Whitney Hornet-Sternmotoren benötigte die Ju 52 eine erstaunlich kurze Startstrecke (kaum mehr als einen Fußballplatz). Sie war rund 250 km/h schnell, besaß eine Reichweite von mehr als 900 km und konnte 17 Passagiere oder drei Tonnen Fracht befördern.,
Die sogenannten "Hilfsflügel" der Junkers waren der Vorläufer der Landeklappen. Ohne sie hätte die Reisegeschwindigkeit höher gelegen, aber sie ermöglichten es, die Landegeschwindigkeit auf 95 km/h zu senken. Damit konnte die Ju 52 Flughäfen anfliegen, die anderen dreimotorigen Maschinen verschlossen blieben.
Die ersten beiden Ju 52, auf den Namen der Fliegerasse des Ersten Weltkriegs Boelcke und Richthofen getauft, wurden im Mai 1932 bei der Lufthansa in Dienst gestellt. Bis zum September 1939 hatte sich die Zahl auf rund 80 Exemplare erhöht, bei einem offiziellen Flottenbestand der Lufthansa von 145 Maschinen. Rechnete man die Leihgaben des Reichsluftfahrtministeriums hinzu, so ergab sich die stolze Summe von 200 Ju 52.
Der Erfolg der Ju 52 bedeutete zugleich das Ende für ein anderes ehrgeiziges Projekt, die Junkers G38. Dieses 34-sitzige Flugzeug hatte ein riesiges Tragwerk mit einer Spannweite von 44 m, einer Flügeltiefe von 10 m und einer Höhe von 170 cm - genügend Raum, um auf jeder Seite zwei Sitzplätze für Flugreisende einzurichten, die dieselbe Aussicht wie die Piloten genießen konnten. Die übrigen 30 Passagiere waren in einem schlanken Rumpf untergebracht, der im Flug wie ein kurzer Fortsatz des Tragwerks zur Aufnahme des Leitwerks wirkte.

Das Jahr 1933 brachte einen blitzartigen Umschwung bei der Lufthansa, eingeleitet durch die Einführung des offiziellen Namens Deutsche Lufthansa am 30. Juni und fortgeführt mit einem rigorosen Neuerungsprogramm. Es hatte praktisch keine Konkurrenz zwischen den nationalen Fluggesellschaften gegeben, bis die Swissair 1931 die 320 km/h schnelle Lockheed Orion auf der Strecke Zürich-München-Wien einsetzte.
Die Lufthansa reagierte mit der Einführung der einmotorigen Heinkel He 70 und dem sogenannten "Blitzstreckennetz" Mit einer Reisegeschwindigkeit von 305 km/h war die He 70 recht schnell und brach acht Geschwindigkeits-Weltrekorde, als sie 357,4 km/h erreichte. Sie ermöglichte einen Expressdienst zwischen Berlin und anderen Großstädten des Reiches, konnte aber nur vier Fluggäste transportieren. 1935 befanden sich 14 Exemplare im Einsatz, und etliche hielten bis 1938 durch. Ab 1934 aberwurde dieses Muster nach und nach von der Ju 160 mit der glatten Außenhaut verdrängt, eine Kehrtwende von der Wellblechhaut der frühen Junkers. Sie wurde von einem einzigen Hornet-Sternmotor angetrieben und konnte sechs Passagiere bequem aufnehmen.
Die Suche nach immer größeren und leistungsfähigeren Maschinen führte zunächst zur Ju 86, einem weiteren Bomber der auch als Frachtund zehnsitziges Passagierflugzeug einsetzbar war. Angetrieben von zwei 600 PS starken Junkers Jumo-205C-Dieselmotoren, besaß dieses Muster bei voller Zuladung und einer Geschwindigkeit von 284 km/h eine nominelle Reichweite von 1100 km. Doch am 4. November 1934 flog eine dieser Maschinen nonstop 5800 km von Dessau nach Bathurst in Westafrika.

Eine Million Passagiere
Am 28. September 1934 konnte die Lufthansa ihren einmillionsten Passagier begrüßen. Die Fluggesellschaft war jetzt führend in Europa und brannte darauf, ihre Verbindungen weiter auszudehnen. Am 20. Februar 1935 legte eine Ju 52 die 3300 km zwischen Kairo und Berlin in 16,5 Stunden zurück,und am 5.Juni flog eineJu 52 in 21 Stunden 4000 km von Kairo über Alexandria, Athen und Budapest nach Berlin.
Am 25. Juli 1935 absolvierte die Lufthansa ihre hundertste Atlantiküberquerung und beförderte dabei das viermillionste Poststück nach Südamerika. Zwei weitere Stützpunktschiffe wurden in Auftrag gegeben, die Ostmark und die Friesenland. Das Unternehmen baute seine Verbindungen innerhalb Südamerikas weiter aus. Mit einer Dienstgipfelhöhe von über 7000 m konnte die Ju 52 mühelos die gefährliche Andenkette überfliegen, um Chile, Ecuador und Peru zu erschließen.
Die alten Wal-Flugboote wurden von der Do 18 abgelöst, die man mit zwei Dieselmotoren mit je 600 PS für Langstreckenflüge über den Nordatlantik entwickelt hatte. 1937 brachte die Hamburger Werft Blohm &Voss ein viermotoriges Flugboot, die Ha 139, hervor. Dies war das größte Wasserflugzeug, das jemals per Katapult gestartet wurde.
Mit zwei Ha 139 und den Depotschiffen Schwabenland und Friesenland führte man von August bis November 1935 eine Serie von 14 Versuchsflügen durch. Die längste Flugzeit von Horta auf den Azoren nach New York betrug 19 Stunden und 5 Minuten, die kürzeste 14 Stunden und 35 Minuten. Eine weitere Reihe von 26 Testflügen im Jahre 1938 brachte eine Reduzierung auf 13 Stunden und 40 Minuten. Doch das Ende für Flugboote und Wasserflugzeuge zeichnete sich ab, da die Focke-Wulf Fw 200 Condor am 10. August die Strecke Berlin - New York nonstop in 24 Stunden und 36 Minuten geschafft hatte.

Beginn der Condor-Flüge
Die Arbeiten an der Condor hatten im Sommer 1936 begonnen. Nur ein Jahr später stand der Prototyp zum Jungfernflug bereit, und im Juni 1938 trat dieses Muster seinen Liniendienst bei der Lufthansa an. Es war eine Klasse für sich, jedem anderen Flugzeug in der kommerziellen Luftfahrt haushoch überlegen. Die Fw 200 wurde von vier BMW 132G mit je 720 PS angetrieben und verfügte über eine Reisegeschwindigkeit von 325 km/h, eine Reichweite von 1250 km sowie über 26 Passagiersitze.
Mit der Verfügbarkeit der FW 200 Condor erschien der Traum einer regulären Flugverbindung nach Fernost realisierbar. Der kürzeste Weg entlang der transsibirischen Bahnlinie war durch den Konflikt zwischen China und Japan versperrt. 1934 wurden mehrere für das Streckennetz der Eurasia vorgesehene Ju 52 auf der längeren Südstrecke über Ägypten, Bagdad, Jodpur, Rangun, Bangkok, Hanoi und Canton nach Schanghai überführt. Lufthansa-Piloten begannen im Juni 1936, eine andere Route durch das Pamirgebirge zu erkunden.
Im August 1937 startete die von Freiherr von Gablenz geführte "Pamir-Expedition" in Berlin mit zwei Ju 52 über Bagdad, Teheran und Herat zum Sammelpunkt Kabul. Von dort aus setzten die einzelnen Maschinen am 24. bzw. 26. August zum Flug nach Sian durch ein wahrhaftiges Nadelöhr an: "lch hatte das Gefühl, die Tragflächen ritzten die Felswand," schrieb Expeditionsleiter Gablenz später in sein Tagebuch. Die erste Ju 52, D-ANOY, überwand den 5400 m hohen Pass trotz ölverschmierter Windschutzscheibe, Ausfall des zentralen Motors und bereits kritischem Kraftstoffvorrat und erreichte Ansi zum Auftanken dank Rückenwind sogar mit 300 km/h. Zwei Tage später folgte die andere Ju 52, ID-AMIP, und am 27 August vereinten sich beide Besatzungen wieder in Sian.
Am nächsten Tag startete D-ANOY zum Rückflug, doch als die Leistung des linken Motors abfiel, entschied sich Gablenz für eine Notlandung in der Nähe von Chotan. Das technische Problem erwies sich als leicht behebbar, denn man mußte lediglich die Zündkerzen austauschen. Als die Maschine zum Start rollte, nahmen sie plötzlich berittene Soldaten des lokalen Machthabers unter Beschuß. Der Besatzung blieb nichts anderes übrig, als sich zu ergeben. Sie wurde verhaftet und brutalen Verhören unterzogen.
Vier Wochen lang hörte man nichts von dem vermißten Flugzeug und seiner Crew. Dann wurden ihre Eroberer von den Gefolgsleuten eines anderen Rebellenführers besiegt, und die Besatzung kam frei. D-ANOY war zwar geplündert worden, und der linke Motor brachte noch immer keine Volleistung, aber Gablenz entschied sich für sofortigen Abflug. Von günstigen Winden unterstützt, erreichte D-ANOY Kabul, genau einen Monat nach dem Uberfall.
Am 29. Oktober 1937 eröffnete die Lufthansa einen Luftpost- und Frachtdienst zwischen Berlin, Athen und Bagdad. Diese Verbindung wurde anschließend auf Teheran und Herat ausgedehnt. Am 4. April 1938 begannen Passagierflüge, und ab 15. April erweiterte man den Sektor um Kabul.
Der erste Condor-Flug nach Fernost begann am 28. November 1938. D-ACON flog in Berlin ab, bewältigte die 14.278 km auf der Südroute mit nur drei Zwischenstopps und landete 46 Stunden und 18 Minuten später in Tokio. Kein Flugboot von Imperial Airways hätte dieser Zeit entsprechen können. Der Flug war eigentlich als Erdumrundung geplant, doch die amerikanischen Behörden hatten Landerechte für Hawaii, Los Angeles und New York verweigert. Auf dem Rückflug mußte die Maschine in der Bucht von Manila (Philippinen) notwassern und ging verloren. Dennoch bereitete man der Besatzung bei ihrer Ankunft in Berlin einen Heldenempfang.

Der Kranich im Zweiten Weltkrieg
Nach vorrübergehender Diensteinstellung bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden ab November 1939 die Strecken nach Skandinavien, Italien, der Iberischen Halbinsel, dem Balkan und der Türkei wieder beflogen. Aber der Krieg bedeutete für die Lufthansa nicht nur eine abrupte Reduzierung ihres Verkehrsnetzes, sondern auch den Verlust zahlreicher Flugzeuge. Die Gesellschaft mußte auf die neuen bestellten Flugboote, die viermotorige Do 26 und die sechsmotorige BV 222, verzichten. Diese wurden ebenso wie zahlreiche Condor in den Geleitschutz für Schiffskonvois und Aufklärungsdienste einbezogen. Die Luftwaffe requirierte ferner 22 He 111 und Ju 86. Eine Vereinbarung vom 19. Juli 1940 über "Besondere Leistungen der Lufthansa auf Grund des Kriegszustandes" verpflichtete das Unternehmen durch Verkauf oder Charter dazu. Innerhalb von drei Jahren war die Flotte auf 59 Maschinen, davon 47 Ju 52, zusammengeschmolzen. 1942 wurden insgesamt 23 der an das Reich vercharterten Flugzeuge, darunter 18 Ju-52, zerstört. Hinzu kamen aber Airliner aus den besetzten Ländern, so daß 1944 bei der Lufthansa so unerwartete Muster wie die Douglas DC-2 und DC-3, die Bloch 220 und die Savoia Marchetti S73 Dienst taten.
Die Syndicato Condor, die 50 Flugplätze in Brasilien anflog, musste bereits 1941 den Betrieb einstellen. Die Eurasia arbeitete nur noch im Auftrag und auf Rechnung der chinesischen Regierung.

Die letzten Flüge der alten Lufthansa
Mit dem Dritten Reich versank auch die Deutsche Lufthansa in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs. Die letzten protokollierten Flüge führten am 4. Mai 1945 mit der Focke-Wulf Fw 200"Condor" D-ASVX "Müringen" von Oslo nach Flensburg und mit der Junkers Ju 52 3/m D-AFFF von Aalborg nach Oslo. Die Besetzung von Flensburg durch kanadische Truppen am 6. Mai 1945 besiegelte das endgültige Ende jener Fluggesellschaft, deren weltumspannendes Streckennetz nur sechs Jahre zuvor von Berlin bis nach Santiago de Chile und Bangkok reichte.

Quelle: Aircraft 2-3

Zweiter Teil: Der steinige Weg von der alten zur neuen Lufthansa