die Wahrheit
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Die neuen Leiden einer jungen Tourführerin – oder: „nichts als die Wahrheit“ ;-) Oft bin ich nun schon „hinter
her gefahren“ und fand eine Tour
durch die Schweiz der die Megatour ganz klasse. 2003 kamen wir dann auf die –
ich weiß noch nicht wie Idee, selbst eine Tour zu planen. Was zunächst nach
„wenig Aufwand“ aussah, entpuppte sich dann zu einer winterfüllenden Beschäftigung;
später mit dem Anspruch perfekt zu sein. Die Schwarzwaldhöhenstrasse
B500 finden wir erstaunlich gut, so hatte ich es auch in Erinnerung, na ja das
B500 ist auch idiotensicher auf den Asphalt gemalt, wir folgen durch den Tunnel
unter Baden Baden durch. Plötzlich stehen wir im Wald,
na ja nicht ganz, wir jubeln die Kurven hinauf, zum Glück ist niemand vor uns.
Bis jetzt ist die Tour so gut wie geplant, nicht mal
einen lahmen Touri haben wir vor uns. Hier standen wir schon mal, damals hab ich den Mut bekommen, noch ne Tour und noch eine und noch eine zu fahren, die damaligen Leutchen waren alles so nett und haben sich so gefreut mal was zusammen zu fahren. Wir haben viel gelacht! Heute ist es wieder ähnlich. Bei der Pause wird wieder ziemlich viel rumgeflachst. Harald hat nach Freudenstadt in
Glatt am See ein Wasserschloss ausgemacht. Hier will er unbedingt eine Pause
verbringen. Ich bin ja mal gespannt. Im Schlosshof sitzen ein paar
Besucher auf der Terrasse des Cafe am Schloss. Wir
nehmen auch einige Tische in Beschlag, erst später lese ich die Öffnungszeiten… Wir sitzen hier länger als
geplant. Deni und Andreas wollen sich auf der Autobahn verabschieden um direkt nach Bregenz bummeln zu fahren, bleiben aber ziemlich lange hinter uns. Ich beschließe mir darüber keine Gedanken zu machen - kann das auch nicht mehr, denn wir suchen im Gewirr von Schaffhausen den Rheinfall zu finden. Ausgeschildert ist er ja, allerdings landen wir doch auf der deutschen Seite mit dem Rheinfallbecken, statt auf der Schweizer Seite beim "Känzeli". Brütende Hitze und wir stellen die Roadster auf dem schweineteuren Parkplatz ab. Auch an das Rheinfallbecken
kann ich mich noch gut erinnern, damals war ich allerdings alleine hier –
diesmal ist es erheblich lustiger! Zum näheren Nachdenken komme ich nicht, wir fahren weiter in Richtung Bodensee. Ich hoffe mittlerweile schon dass die Strassen so sind wie vor zwei Jahren vorgefunden, damals fand ich das Panorama am südlichen Bodensee wunderschön. Sind die bewegten Postkarten immer noch da? Die Frage kann ich mit ja
beantworten, nur an „Grad“ wurde diesmal noch etwas draufgelegt. Um
Haralds Idee am Seepark Romanshorn zu pausieren bin ich dann mehr als froh. Wir verlassen den See nun und
fahren so direkt als möglich auf die Autobahn. Abends im Biergarten treffen wir nun noch, die von Andreas und Denny eingesammelten Stefan und Marthy – es ist einfach schön sie zu treffen, Stefans MX hat sich ganz schön verändert. Nie hätte ich gedacht dass mir ein Umbau so gefallen würde, aber der Wagen ist klasse! Es Gewittert heftig und irgendwann fallen wir auch in die Betten. Doch, die Frau auf der CD hatte recht – heut war ein schöner Tag! Etwas röchelnd werde ich wach;
ich hasse Heuschnupfen, aber es lässt sich wohl nicht ändern. Harald regelt die
Zahlungsmodalitäten, dann geht’s wieder los. Ein
paar Kilometer auf der
Autobahn, irgendetwas fühlt sich am kleinen Roten seltsam an. Wir fahren weiter Richtung
Silvretta. Soweit ist sie noch ausgeschildert und problemlos zu finden, Ein
Stein fällt mir vom Herzen. Kartentechnisch nicht so bewandert, habe ich die
Schreckensvision, irgendwann am Atlantik zu stehen weil wir uns verfahren
haben… DAS wäre peinlich! Irgendwo in Landeck wollen wir
eine winzige Strasse links hoch – der Gacher Blick steht auf dem Programm.
Irgendein Reiseführer behauptet der sei so toll… na ja…. Ich befürchte wir
haben uns da völlig verkalkuliert und verfahren, da geht die Strasse schon
links ab und wir gondeln irgendwelche Serpentinen hoch. Allein die Serpentinen hätten
diesen Ausflug gerechtfertigt, beruhige ich mich – dann kommen wir an einem
kleinen Schild „Gacher Blick“ an. Sieht etwas unspektakulär aus, eine
Aussichtskurve halt, na ja ich lauf das Stück halt mal hoch und – halte die
Luft an! Der Blick über das Inntal ist mit Gold nicht auf zu wiegen. Dann kommen wieder die engen Sträßchen und Kürvchen, die schlecht einzusehen sind. Nun habe ich wieder Angst es könne zu langsam sein. Langsam aber sicher mache ich mich verrückt…. Es ist nur eine Frage der Zeit bis ich Harald auch so weit habe. Wir fahren in Richtung Samnaun,
dem „Billigparadies“ Hmm na ja die Tanks
sind irgendwie nicht so richtig leer, aber mal sehen was Samnaun noch so zu
bieten hat. Vollmundig setze ich mal eine Stunde Mittagspause an und frage mich,
ob das nicht etwas viel war... Der Finstermünz- und der
Reschenpass laufen irgendwie so mit.. Waren wir noch fest entschlossen, das
Stilfser Joch nur zu fahren, wenn wir noch alle Zeit der Welt haben, so gerät
diese Überzeugung nun ins Wanken. Ein sorgenvoller Blick nach hinten - „die
schlachten mich wenn wir das einfach weg lassen" - die Entscheidung, das
Stilfser Joch ist offen, lassen wir halt unser Luxus Gänge Diner im Emmy sausen
und kommen evtl. später an – wir fahren diesen Pass! Der Umbrailpass, teilweise
geschottert, macht ja schon Spaß. Langsam bekomme ich auch wieder das
Tourfeeling und es wird mir egal ob nun wer mit der Tour zufrieden ist oder
nicht. Hauptsache ich hab Spaß. Harald grinst als ich ihm das voller Überzeugung
mitteile. Das Stilfser Joch sieht dieses
Jahr etwas anders aus. Der Schnee fehlt. Ach ja es ist ja brütend heiß. Nicht
nur ich schwitze, auch der kleine Rote macht Mucken. Zeit für die nächste Horrorvision „was wenn ein Kühler platzt?“ Ich zwinge mich einfach nicht länger drüber nachzudenken… Bald schon geht es weiter zum
Gipfel, dem Stilfser Joch. Wir stehen oben
und endlich kommt mir etwas wieder richtig hoch vor. Besonders
als ein Gewitter aufzieht. Alles aber kein Regen… bitte keinen Regen. Die
Spitzkehren des Riesenpasses bei Platzregen runterzuhangeln, das hätte grade
noch gefehlt. Die nächste Schwierigkeitsgrad erwartet uns: Bozen! Meine letzte Erinnerung an Bozen ist die der Megatour. 10 Roadster versuchen über Landstraße durch Bozen zusammen zu bleiben und werden selbstverständlich durch eine Ampel getrennt. Die verlorenen waren damals wir, heute stehen wir ganz vorne und wollen irgendwie ganz selbstverständlich auf der Autobahn bleiben. Ich schwitze Blut und Wasser. Völlig umsonst – die Autostrada ist einfach ausgeschildert. Ich weiß nicht soll ich lachen oder enttäuscht sein. Hurra, bald sind wir da – dabei übersehe ich die letzte Abfahrt nach Völs am Schlern... Wir fahren also auf dieser Autostrada
und die nächste Abfahrt dauert - ich
meine - ewig! Zurückfahren geht auch nicht so einfach und so kurven wir – ich
bin mittlerweile jammernd auf Kartenmaterial 1: 200.000 umgestiegen und bete,
keinen schlammigen Feldweg zu erwischen, noch uns in den Megastau des Kastelruther
Spatzen Konzerts zu führen. Auch die Unterkunft in Prösels
ist über einige wilde Strassen gut erreichbar. Ich
geh noch mit die Treppe hinauf und
bin vom Flur des Gasthofs ganz angetan. Etwas abgerissen sehen wir ja
schon aus, als wir müde und erschöpft an der Rezeption ankommen. Zu wenig Zeit
sich darüber Gedanken zu machen; in einer halben Stunde spätestens müssen wir
ansehlich im Speisesaal sein. Welchen Wein wir zum Essen wünschen?
Meine Güte fragt der Sachen,… keine Ahnung, aber was gibt’s denn und …
ich flüstere mir den Gedanken, gar nicht auszudenken was es kostet. Gängchen für Gängchen
huschte über unseren Teller; mehr ein Hauch von Geschmack aber in der Fülle
der Gänge sättigend. Ich bin glücklich, überglücklich. Jetzt haben wir Zeit unser
Zimmer genauer zu würdigen. Ausreichend groß und von zurückhaltender Eleganz.
Tritt man auf den Balkon so liegt einem ganz Völs zu Füßen.
Am nächsten Morgen wache ich
prinzessinnengleich auf. Wir haben bis 9 ausgeschlafen und gehen in aller Ruhe
Frühstücken. Endlich mal keinen Plan, besonders keinen Zeitplan! Anfangs denke ich noch „mein Gott wie langweilig, zum Glück sind wir den nicht mit den anderen gefahren“, aber dann wandelt sich mit zunehmenden Spitzkehren und mehr am Felsen entlang kuschelnden Sträßchen meine Meinung. Oben auf dem Parkplatz entern wir das erste Cafe, direkt Hunger haben wir nach dem reichhaltigen Frühstück wirklich keinen und so schlemmen wir uns gemeinsam durch einen Joghurtbecher und beobachten das Treiben auf dem Pass. Die Penegal Gipfelstrasse sieht unser Reiseführer noch vor und so wollen wir auch diese noch entdecken. Die angekündigte Maut entfällt, da keiner von uns Geld will, vielleicht sind wir zu früh, oder zu wenig Touris unterwegs. Egal wie, wir stellen den kleinen Roten auf einen Parkplatz unterm Gipfel und es geht zum beschwerlichen Aufstieg. Den Berg hinauf mag ja noch
angehen, aber dann kommt diese Holz stählerne Aussichtsturm, der auf den ersten
zweiten und auch dritten Blick ziemlich wackelig aussieht. Wir laufen wieder zum kleinen
Roten, abwärts geht’s irgendwie einfacher, und fahren los. Kurvig kommen wir unten an; ein
wenig Zeit haben wir noch und sooo früh wollen wir nun auch nicht im Hotel sein.
Wir machen noch einen kleinen Ausflug ins Eggental und fallen dann im Hotel ein.
Die Sauna muss jetzt ausprobiert werden! Viel zu schnell ist schon
wieder Abend und Zeit sich fürs Abendessen aufzuputzen. Diesmal
haben wir einen Platz im Panoramaspeisesaal. Das Essen ist wieder Häppchen für
Häppchen einfach großartig und heute haben wir auch die Muße es hemmungslos
zu genießen. Einen weiteren Blick werfen wir auch noch in die angrenzende Tanzbar, sie ist genauso leer wie in den Bildern auf dem Prospekt, aber einige Gäste finden sich dann schon ein. Einen Cocktail lassen wir uns noch aufdrängen, dann fallen wir ins Bett. Schade, das Wochenende im Emmy hätte ruhig noch etwas dauern können. Am nächsten Morgen: Wir lassen
das Frühstück recht kurz angehen, damit wir pünktlich um halb 9 Uhr die
anderen abholen können. Wir fahren gen Süden. Harald weiß glücklicherweise zu Anfang wo es hingeht; ich habe irgendwie die komplette Orientierung verloren. Irgendwann tauchen Schilder auf, die ich mit meiner Karte in Einklang bringe. Ach tatsächlich, „hier sind wir“… Wir überqueren den Nigerpass, das Lavaze Joch, aber außer dass es heiß und kurvig ist finde ich die Strecke eher na ja. Die anderen werden bestimmt enttäuscht sein, die sind gestern die Dolomitenrunde gefahren, die sind bestimmt anderes gewohnt, schießt es mit durch den Kopf. Dann kommt der Manghenpass. Er
versöhnt mich wieder etwas, denn er ist so saftig grün und auch schattig, dass
es wieder richtig Spaß macht
unterwegs zu sein. Weiter oben lässt der Wald natürlich nach, aber auch hier
sind die Kurven noch spaßig genug. In Levico Therme ist es bestimmt schon spät, aber dann wohl so schön dass uns die anderen das Hinauszögern der Pause verzeihen. Wir kommen in Levico an und der angepeilte See entpuppt sich als Naherholungsgebiet mit sonnenhungrigen Italienern; sprich, es ist alles voll. Ich wäre gerne in einem Mauseloch. Was denken die anderen, die sind doch bestimmt hungrig und, weil es so heiß ist, übellaunig. Ich könnte es ihnen nicht verdenken. Vorsichtig linse ich in den Rückspiegel… noch droht keiner mit der Faust. Verzweifelt wie wir sind
schlagen wir die Flucht nach oben ein. Da muss es doch kühler sein, allerdings,
Mittagessen am See können wir wohl abhaken. Abwärts geht es wieder in die
Gluthitze, und dann auf die Suche nach dem Kaisersträßchen. Leider hört auch irgendwann
das Abenteuersträßlein auf, und wir kommen Richtung Ebene. Zu
anderer Zeit wäre sie bestimmt schön, aber hier im Tal sammelt sich die Hitze,
ich gehe fast ein. Dankbar registriere ich, dass
wir zur Monte Baldo Höhenstrasse abbiegen. Naja, es ist nicht zu ändern
und jetzt haben wir den Monte Baldo wenigstens malgesehen. Noch eine halbe Stunde am See entlang bummeln, gemütlich ins Hotel einchecken und die Füsse in den Pool hängen, davon träume ich während ich den blauen Himmel über mir, den blauen See neben mir, die roten Geranien, gelben ich weiß nicht was und lila noch nie gesehen Blumenfülle registriere. Überfluss ist das Wort, das mir beim Gardasee spontan einfällt. Ca. 2 Kilometer vor unseren Zielort finden wir uns im Stau wieder. Eine Stunde bringen wir noch zwischen den heimkehrenden Strandurlaubern zu. Das positive: Ich habe lange Zeit, den Stadtplan von Toscolano zu studieren, und stelle fest: sind die Einbahnstraßen wie auf dem Plan eingezeichnet kommen wir nie zu unserem Hotel… Irgendwann erreichen wir aber auch dieses. Nach kurzem Parkdurcheinander haben wir es geschafft. Wir kommen in unser riesiges Zimmern mit alten, antik anmutenden Möbeln und Balkon. Ich bin begeistert von unserer Hotelwahl. Später erfahre ich, dass wir wohl das „Vorführzimmer für die Reiseleitung“ haben; die anderen sind vergleichsweise bescheidener untergebracht, aber zufrieden! Wir treffen uns wieder unten
und starten an den See zum Baden. Der Kieselstrand ist etwas schmerzhaft, aber
alle haben Spaß.
Am nächsten Morgen haben wir
die Abfahrtszeit wohl nicht genau angegeben,
die anderen sind irgendwie eine halbe Stunde früher, trotzdem lässt
sich das regeln. Die Haarnadeln am morgen, Gargagno hinauf machen Mut. Inmitten der Blumen und Fruchtfülle kurven wir in Serpentinen nach oben. Unversehens macht die Strasse einen Bogen, der Gardasee ist außer Sicht und wenige Kilometer später wird die Vegetation auch spärlicher. Trotzdem, der Weg zum Idro See ist einfach klasse. Die Strasse ist nicht wirklich schlecht und das Kurvenwedeln macht richtig Spaß. Es ist noch vormittagskühl und so bin ich mit der Welt und mir zufrieden. Die Staumauer eines Sees zieht an uns vorbei und das herabfahren in die Ebene auf einen See zu, mit den wiederkehrenden Blicken auf den See in den Kehren kann einen schon ziemlich glücklich machen. Am
Lago d' Idro machen wir eine kurze Einkaufspause. Der Laden sieht von außen
nicht wirklich gut bestückt aus – schlagartig ändere ich meine Meinung als
Harald mir die typisch italienischen Wasserflaschen im Sortiment zeigt, die es
in dem Lädchen für 2,60 E gibt. Innerhalb
von Sekunden steigt meine Begeisterung auf 100%. Vier
Flaschen sacke ich ein, bevor Harald mir Einhalt gebieten kann, aber sie passen
dann doch alle in den kleinen Roten. Unser Weg führt weiter an den
Iseo See und es wird leider wieder ziemlich heiß. Die
kleine Gruppe hinter uns sieht zunehmend erschöpfter aus, und irgendwann stellt
sich die Frage ob wir nicht einfach abkürzen und direkt an den Comer See zum
Baden fahren. Die Zeit verfliegt und wir
starten wieder zum letzten Teil des heutigen Tages. Auf
der Autostrada verlieren wir Kai & Manu und die auf sie wartende Boxx. Deni und Andreas verpassen uns
auf der Autostrada, sie fahren übers Navi geleitet zum Hotel. Harald orientiert sich neu und bei einem nächsten Versuch haben wir es endlich geschafft die Uferstrasse zu finden. Wir halten noch einmal an der malerischen Uferpromenade. Den Tränen nahe möchte ich mich bei den anderen für das „durch Lecco Chaos“ entschuldigen. Astrid nimmt mich in den Arm und versichert mir, dass es doch alles schön sei, ich für die Hitze schließlich nichts kann und das Gefühl in der Pampa mit der Karte in der Hand kenne sie recht gut. Sie springt auch noch mal in den Comer See, und augenscheinlich sind alle zufriedener als ich dachte. Sollte ich mich vielleicht doch langsam von meinen Horrorsvisionen verabschieden? Wir fahren weiter langsam die Hauptstrasse entlang. Da vorne ist dann auch Bellano, jetzt müssen wir nur noch unser Hotel finden. Da vorne, das sieht schön aus, leichtes rose direkt am See, das wäre schon schön wenn das unsere Unterkunft wäre. Die Märchenfee macht unsere Träume
war. Die rosa Wolke am See ist tatsächlich unser Hotel. Wir bummeln durch den kleinen Park am See, hinter jeder kleinen Terrasse findet sich ein neues kleines Weglein und irgendwann schaukeln wir entspannt auf der Hollywoodschaukel sitzend und schauen auf den Comer See. Das Gewitter von letzter Nacht hat uns noch Regen hinterlassen. Wir beschließen die Fähre von Varenna nach Menaggio zu nehmen, damit wir nicht im Regen am Nordufer des Sees vorbei kutschieren müssen. Vom See aus können wir uns nun noch mal alle Dörfchen am Ufer ansehen; malerisch hängen die Häuschen wie kleine Kartons aufeinander. Jedes ist bunt und anders angemalt. Es regnet, aber das tut der Schönheit des Comer Sees keinen Abbruch. Der Comer See hat mit seiner Ruhe es mir mehr angetan als der Gardasee. Es wirkt so still und ewig als könne es hier keine Hektik geben. Die Fähre kommt bei Menagio
an. Ebenso problemlos wie wir auf die Fähre kamen, schaffen es auch die tiefer
gelegten MXe von der Fähre. Mittlerweile klammere ich mich
nicht mehr an den Karten, sondern am blauen Anni Sonderheft der Blue Sky fest.
Ich bete inständig, dass die dort angegebenen Tipps fürs Tessin auch so
wunderbar sind wie beschrieben. Wir fahren nach Lugano rein, ich bekomme wieder leichte Panik, seltsamerweise klappt es hier problemloser als ich zunächst dachte. Sollte ich das Papier vor mir nun endlich richtig lesen können, Bin ich wirklich die erste Karten lesende Frau auf der Welt? Hinter Gravesano erreichen wir
nun die erste vielversprechende Blue Sky Tour. In der Tat, an Kurven sparen die
nicht… huiiiiii, ist aber leider noch etwas feucht die Strasse. Bis zum Mittag erreichen wir Caslano. Da wollten wir eigentlich gar nicht hin, aber nun sind wir mal da, die Blue Sky lobt das Fischerdörfchen als malerisch… na ja wir fahren halt mal in den Ort rein. In der Tat, das Ufer ist sehr schön und Hunger haben wir auch. Da es regnet steuern wir die erste Osteria an und essen nicht schlecht und vor allem lange. Bis wir fertig gespeist haben hat der Regen aufgehört. Des Sunracers Bremsen machen
uns Sorgen und so kriechen erst mal einige um die Felgen und beäugen die
Bremsen im inneren. Müsste noch gehen, so
das Fazit. Es ist einfach gigantisch.
Kurven, Kurven, Kurven , das hört gar nicht mehr auf. Die
Strasse hübsch schmal, von Wald überdeckt, um den Berg rum am Berg vorbei und
dann wieder längs entlang. Durch die Bäume sehen wir auf der nachkurvenden
Strasse die bunten MXe zwischen durchblitzen und die Sonne zwischen den Bäumen
vor. Ich könnte ewig so weiter fahren, Harald weicht einem auf der Strasse
liegenden großen Stein aus – die nachfolgende Anni kann ihn zu spät erkennen
- ein lautes hässliches
schrapplschrappl, dann steht die ganze Kolonne erst einmal. Weiter geht die rasende Fahrt,
ein Schlagbaum stoppt uns zunächst and er Grenze, wir befürchten schon die
Grenze wäre zu, wird aber schnell geöffnet. Nachfolgend eine Rast und dann
geht’s schon wieder die 120 Kurven ins Tal hinab auf den Lago Maggiore zu. Den Gotthard fahren wir noch
hinauf und geraten ein kurzes Stück auf die alte Pflasterstrasse. Die
Tremola runter und rauf bleibt uns leider verwehrt, sie ist mal wieder
geschlossen. Ich frage mich langsam, ob die
immer geschlossen ist oder nur wenn wir kommen; seit 2 Jahren habe ich die
Tremola nicht mehr offen erlebt. Auf dem Gotthard tobt der Bär,
oder besser, die Armee. In der Nähe ist wohl
eine Kaserne und alles was Uniform trägt trifft sich wohl heute in der Gotthard
Hospiz. Wir ergattern noch einen freien Tisch und essen schweizerisch gut. Am nächsten Morgen bin ich
etwas gerädert aber fit. Der Morgen ist elendig kalt, das sind wir von den
vergangenen Tagen gar nicht mehr gewohnt. Das Frühstück dort oben ist
unerwartet gut und so sitzen wir alle noch eine Weile bevor es an die letzte
Etappe, die Heimfahrt geht. Jetzt tut's mir schon leid, dass wir so gut wie zu Hause sind; eigentlich hat die Tour doch ganz gut geklappt. Ich beschließe, dass es mir doch irgendwie sehr gut gefallen hat, und hoffe, mich in den nächsten Tagen an alles noch erinnern zu können, denn dieser Urlaub zog irgendwie unwirklich an mir vorbei. Den Gotthard abwärts, dann in
die Ebene Richtung Basel – über den Heimweg brauchen wir nicht mehr viel
Worte zu verlieren – außer dass wir kurz vor der Heimat in Karlsruhe noch
einmal eine Stunde im Stau standen. Das hätte nun wirklich nicht sein müssen. Im Stau gabeln wir noch einen
Spanier auf der seinen MX sich heute gekauft hat. Er
wird mit einem Handzettel versehen und darauf hin nie wieder gesehen ;-) Wenigstens komme ich nun auch noch mal in den Genuss, den kleinen süßen Roten zu fahren. Tapfer hat er sich gehalten und fast kein Öl gebraucht. Anstrengend war's, zumindest für
meine Nerven. Aber Spaß hat's gemacht. Das wars.
Barbara
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