Dorffehde
09.05.2013

Die Fehde

Die Dorffehde "Norddorf gegen Süddorf" - im Frühjahr wird es frostig in Sievershausen

Während nach überstandenem Winter die Temperaturen unaufhaltsam steigen und es jeden Tag grüner wird sind alle Menschen gut gelaunt und erfreuen sich am Frühlingserwachen…

Alle Menschen? Nein, nicht alle. In Sievershausen, einem kleinen Dorf im Osten Lehrtes kühlt die Stimmung der Dorfbewohner immer weiter merklich ab und erreicht seinen Tiefpunkt an Himmelfahrt. An diesem Tag entlädt sich dieses Stimmungstief in der Dorffehde, in der jedes Jahr erneut klargestellt werden muss, welche Dorfhälfte den „Dorfbürgermeister“ stellt und den Ort für die kommenden 12 Monate regiert.

An diesem Tag bekommt der Mittelstreifen der Hauptstrasse John-F.-Kennedy-Str./Kurfürstenstr. eine völlig neue Bedeutung. Trennt er doch den Norden vom Süden. Das „Wir-Gefühl“ der einzelnen Dorfhälften geht soweit, dass es eigene Ortsschilder gibt. Durch diese Ortsschilder werden Freundschaften, Nachbarschaften und sogar Familien getrennt. Um seine Zugehörigkeit zu zeigen, trägt man verstärkt blaue und rote Kleidung, wobei „blau“ für das Süddorf und „rot“ für das Norddorf steht.

Glauben Sie nicht, dass Sie als Norddörfler beim Einkaufen an der Kasse mit nur einem Artikel in der Hand von einem Süddörfler vorgelassen werden. Aus dem sonst freundlichen „Guten Morgen“ beim Bäcker wird jetzt eher eine Standardhöflichkeit, die mit einem spitzen Kommentar begleitet wird, und auf dem Sportplatz überlegt man sich ganz genau, wem alles ein Bier ausgegeben wird. Selbst die Ostfriesen werden in dieser Zeit verschont, erkennt man doch dieselben tölpenhaften Eigenschaften auch in der jeweils anderen Dorfhälfte.

Deshalb freuen sich alle im lustigen Wettstreit zu ermitteln welche Dorfhälfte die „bessere“ ist. Wenn das am Himmelfahrtstag geklärt ist, kehrt für ein Jahr wieder Ruhe in Sievershausen ein.

Zu gewinnen gibt es außer einem Eintrag auf der Ehrentafel nichts. Allerdings ist es Gewinn genug, auf der „After-Dorffehde-Party“ als Sieger den Verlierer mit einem überlegenen Grinsen zu bestrafen.