Dieppe (Kanada) 

13. - 17. August  2003

Das in Dieppe (Frankreich) alle zwei Jahre im September eines der größten und für die ‚Drachenwelt’ wichtigsten Drachenfeste stattfindet, ist sicher vielen Drachenliebhabern in Deutschland bekannt. Das es aber auch jeweils in den Jahren dazwischen eine internationales Drachenfest in Dieppe gibt, sicher weniger. Allerdings nicht in Frankreich, sondern in Kanada. Durch die engen Kontakte der beiden Partnerstädte Dieppe / Frankreich und Dieppe / Kanada entstand vor einigen Jahren die Idee, dort ebenfalls ein Drachenfest zu organisieren. In diesem Jahr trafen sich ca. 25 internationale und etliche kanadische Drachenbegeisterte vom 13. bis 17. August in Dieppe, um den Einwohnern des Staates New Brunswick zum 2.ten Mal eine bunte Drachenshow zu zeigen.

Viele der internationalen Gäste trafen schon am Wochenende vor dem Fest ein. Wiedersehensfreude mit alten Freunden und erste gute Gespräche mit neuen Gesichtern lassen auf ein gelungenes Fast hoffen. Eine Liste der Teilnehmer erspare ich mit hier aus Platzgründen. Nicht erwähnt heißt aber nicht, das sie keine schönen Drachen hatten. 

Am Montag ging es mit dem Bus zu einer der Sehenswürdigkeiten der Gegend. Die früheren Einwanderer der Acadie, wie die Gegend auch heißt, sind besonders Stolz auf ihre Geschichte. In diesem Jahr werden 400 Jahre Acadie gefeiert. 


In Bouctouche besuchten wir die Insel
LE PAYS DE LA SAGOUINE.

          

          
Diese ist ein Freilichtmuseum und zeigt die Lebensweise der Einwanderer aus Frankreich.

Aus PR-Gründen sollten wir auf dem ‚Inselchen’ auch Drachen steigen lassen.

Aufgrund des ziemlich feuchten Bodens ging das aber fast nur von den schmalen Holzstegen aus, auf denen die Besucher von Haus zu Haus gehen.

Der Start größerer Drachen war etwas mühsam, aber nach einiger Zeit standen Teddy, Fisch, Deltas und viele kleinere Drachen über der Insel.  Organisation und Presse waren zufrieden und am nächsten Morgen gab es sogar einige Bilder in der größten Tageszeitung.

Auf dem Rückweg Halt in Shediac. Dort gibt es den größten Hummer der Welt. Sind dann auch einige der großen Drachenfliegerkinder darauf rumgeklettert.


Der Montag endete mit einem großen Barbecue am Wochenendhaus von Ted Gaudet, dem Hauptansprechpartner der Drachenflieger. Drachen wurden natürlich auch geflogen. Die 3 Jungs von AVITA (Frankreich) flogen mit ihren Lenkdeltas zusammen mit den beiden Jeans (Jean Lamoureux, Kanada und USA) und ihren Revolutions eine improvisierte, aber sehr schöne Teamvorführung im Licht der untergehenden Sonne über dem See.


Am Dienstag dann noch mal ‚PR-Drachensteigenlassen’.  Zuerst mitten im Stadtpark neben Einkaufszentrum etc. Ein kleines Naturschauspiel gab es auch zu sehen: Durch die Küstennähe hat auch der durch den Ort fließende Fluss PETIT CODIAC Ebbe und Flut. Das auflaufende Wasser schiebt eine richtige Welle vor sich her. Hatte ich noch nie vorher gesehen oder gehört, das es so was gibt. Schön.

Am Nachmittag dann weiter zum
Cap Enragé. Ziemlich viel Gegend hier in Kanada.

Am von großen Felsen eingeschlossenen Kieselstrand veranstalten Jugendliche regelmäßig große Hummerfestessen. Kiloweise Hummer in einen großen Topf,  Feuer drunter und dann am Strand essen. Die vielen roten Schalenreste sprachen Bände. Auf der Klippe darüber liegt ein von Studenten restaurierter Leuchtturm. Eigentlich kein Platz zum Lenkdrachenfliegen.

Cape Enragé, hier kann man doch nicht Drachen fliegen?

...und Gary Maynard von den Windjammers aus Detroit auch.

Doch, AWITA kann ...



Die 3 von AWITA gingen einfach mit den fliegenden Drachen den schmalen Weg rauf zum Leuchtturm und flogen von der Klippe aus über dem Wasser. Das dürfte so ca. 80 m tiefer gewesen sein.


Mittwoch geht es zum ersten Mal auf das Festivalgelände. Eine große Sportanlage mit 3 Baseballfeldern. Eins für Lenkdrachen und zwei für die Einleiner. Dazwischen sind für die einzelnen Nationen Pavillons aufgebaut, in denen die Drachen tagsüber ausgestellt und gelagert werden. Ca. 200m weiter noch ein großes Thekenzelt, eine große Bühne und eine kleine Kirmes. Die Moderation ist angenehm zurückhaltend. Alle haben reichlich Platz zum fliegen. So langsam kommen auch die ersten Zuschauer. Das Einzugsgebiet für die Veranstaltung ist ziemlich groß und die Bevölkerungsdichte bei weitem nicht so groß wie bei uns. Es bleibt reichlich Zeit für interrasante Gespräche mit deutschen Einwanderern,  Diskussionen über neue Drachen und ausgiebig Drachen fliegen lassen. Schön warm ist es auch und eiskalte Getränke gibt es reichlich. Nur Bier etc. gibt es nicht. Erst ab 19:00 im hermetisch eingezäunten Zelt. Außerhalb ist es verboten. Da haben sich die frankophonen Einwanderer den Amerikanern angepasst.
           



Ted Gaudet beim Packen des Drachentaxis.

 

Donnerstag ist großer Kindertag. Michael Alvarez (Australien) und Robert Trépanier (Kanada) bauen Drachen mit den 400 Kindern. Sonst wie gehabt: fleißig Drachen fliegen lassen. Die angrenzenden Grundstücke werden ab und zu mal mit davonfliegenden Drachen dekoriert. Rettungsaktionen sind aufgrund der fehlenden Zäune aber supereinfach. Auch Hauslandungen sind kein Problem. Mehr als 2 Stockwerke baut hier eh keiner.


Bernie der Clown mit Rokkaku. Indianisches Motiv.
 

Delta von ‚habe ich leider nicht mitbekommen’.

S

So langsam gibt es auch ein paar Drachenflieger aus der näheren Umgebung. Das heißt so ca. 1 bis 3 Stunden Anfahrt ;-). Wie oben schon einmal erwähnt: ziemlich viel Gegend hier.

Die Windjammers aus Detroit fliegen mehrere Male zu schön ergreifender Musik (Amerika, Amerika ...) mit ihren Dyna-Kite Gespannen in den Farben der Acadie.  Das Publikum ist begeistert. Die Windjammers fliegen seit 1983! Bestimmt eines der ältesten aktiven Lenkdrachenteams. Und die Jungs sind supernett.  

Der Drachentagtag wird (wie die andern auch) mit einem Rokkakukampf beendet. Anschließend Apré-Kite im oder vor dem Getränkezelt bei frankophoner Live-Musik.

Dabei werden fleißig Bonbon-Fallschirme für die Abwurfaktion von Michael Alvarez zusammengetackert.

Freitag und Samstag mit leichten Abwandlungen und wieder mehr Zuschauern und einheimischen Drachenfliegern das gleiche Programm. Einige der Zuschauer sind jetzt schon wie alte Bekannte. Das wir uns nicht missverstehen: es sind reichlich Zuschauer da. Aber eben glücklicher Weise nicht so viele wie z.B. in Dieppe (F) oder Lünen.

Für Aktionen mit Kindern bleibt auch genug Zeit. Einfach die Schnur eines der kleineren Drachen an ein Kind aus einer Gruppe weiterreichen. Sofort stehen mindestens 10 weitere mehr oder weniger wohlgeordnet bereit. Wenn ich nur dieses ‚nicht ganz akzentfreie’ Französisch verstehen könnte.


Samstag findet dann auch der ausgeschriebenen Wettbewerbe statt.

Einmal geht es um Kindergeschichten und dazu passende Drachen. Einige der 9 Teilnehmer sind seeeeeehr kreativ. Sowohl beim Erstellen der Drachen, als auch im Erfinden der dazu passenden Geschichte. Die Jury aus stadtbekannter Künstlerin, Bürgermeister und mir macht es sich nicht einfach.

Michael Alvarez beim Erzählen seiner Kindergeschichte.



Wettbewerbsbeitrag von Robert Trepanier (der Wolf) und AWITA (die 3 kleinen Schweinchen)

Gewinner wird Ton Geers mit seiner vor Ort
gebauten Hand aus Bambus und Papier.  In der Geschichte hat der Finger das Loch
im Deich verschlossen, bis alle gerettet waren.

 

 

 

 

Tom Geers mit der ‚Hand’.

 

 

Der zweite Wettbewerb sind Windspiele. Leider nur 4 Teilnehmer, aber dafür sehr kreativ. Sehr schön war ein kleiner Pappmaché-Tornado mit umherfliegender Kuh. Er kam auf den 2. Platz.

Gewonnnen hat Ted Gaudet mit seiner Installation an schwingenden Stöcken.  Er als einer der Hauptorganisatoren der Veranstaltung hat seinen Preis aber sofort für wohltätige Zwecke gespendet.

 


Indianische Maske von Don Mock.


Kann man ja noch gerade so halten ...

..., oder wohl doch nicht. Dazu sind also die großen Zäune an den Ecken des Flugfeldes. Bol-Fänger.


Der Drachen des Drachenvereins
‚Lignes au Ciel’
aus der Partnerstadt
Dieppe (F).

Ab Sonntag Mittag war für mich ‚Packtag’. Mein Flug zurück ging leider schon am späten Nachmittag. Irgendwie hat dann auch wieder alles in die Taschen gepasst. Dann noch die übliche Diskussion am Check-In. An die Bezahlung von 15 kg Übergepäck hatte ich mich ja schon beim Hinflug gewöhnen können. 

Nahezu perfekt organisiert wurde das Fest von der Stadtverwaltung Dieppe. Die gesamte Stadt mit unzähligen Helfern steht dahinter. Das Fest soll übrigens in den nächsten 15 Jahren die Grüße von Dieppe (F) erreichen. Ein eigenes, größeres Gelände wurde von der Stadt schon vor einem Jahr gekauft. 

Dank an Bertin Haché, Ted Gaudet, Kris LeBlanc  und alle anderen Helfer.

Nachtrag: Ende September war Michael Alvarez für ein paar Tage in Düsseldorf. Er erzählt etwas vom ‚Hummerfestessen’ am Sonntag Abend in Dieppe. Da ich schon im Flieger saß, hat er meinen mitgegessen :-( . Das nächste Mal fliege ich mit Sicherheit erst Montag zurück...

Weitere Informationen:

Dieppe Kite International Kanada: http://www.cerf-volant.ca/

Windjammers, Detroit: http://www.windjammerskiteteam.com

AVITA : www.awita.com


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