Javascript DHTML Drop Down Menu Powered by dhtml-menu-builder.com

 


„Königin Christine“(1933) war ihr
liebster Film: Greta Garbo hatte
sich den Stoff selbst ausgesucht.


„Ein solches Gesicht bekommt man
nur einmal in einem Jahrhundert
vor die Kamera“, schwärmte ihr
Entdecker Mauritz Stiller.

Fast nackt tanzte die Garbo in
„Mata Hari“ (1931). Von deren
Geschichte im Film wenig
übrigblieb.

Die Göttliche – ein Mythos,
der gar nicht sterben kann

 

Greta Garbo ist tot – doch sie war längst mehr
als ein Star aus Fleisch und Blut

Von Ponkie

Greta Garbo ist tot. Greta Garbo ist tot? Unsinn – das stimmt natürlich nicht: Jene alte Dame von 84, die an Ostern in einem New Yorker Krankenhaus starb, ein Wesen aus Fleisch uns Blut auf dem Weg alles irdischen, hieß Greta Lovisa Gustafson, gebürtig aus Schweden. Die andere, die Greta Garbo heißt, dieses Kunstgebilde des Films, in dem sich die natürliche Schönheit mit einer neuen, von der Kamera geschaffenen Traumschönheit zur makellosen Sphinx vereinte, ist unsterblicher Besitz des Kinos: Jederzeit abrufbar in ihren berühmten Filmrollen als "Anna Karenina", als "Königin Christine", "Die Kameliendame" oder "Ninotschka".


Der Mann, der sie entdeckte
und den sie liebte: der schwedische
Starregisseur Mauritz Stiller

   So abweisend und menschenscheu, wie sich die Frau, die Greta Garbo war, in ihren Altersjahren der Verehrung ihrer Bewunderer entzog, so stilrein brachte sie das Neugiergewerbe auch noch um ihren Tod: Kein Sterbenswörtchen über Krankheit und Leiden war nach draußen gedrungen, keinen Hollywood-Trauerzug will "die Familie" (wer ist das? In ungestilltem Wissensdurst verzehrt sich die Reporterschar) am Grabe dulden, kein Jahrhundertbegräbnis der Glamour-Branche wird die Schaulust befriedigen. Nur soviel konnten die Reporter aus der dürftigen Botschaft der Klinik, sie erbitte statt Blumen Spenden an eine Nierenklinik, erahnen: Greta Garbo war wohl schwer nierenkrank.

 

Scheue Frau mit eisernem Willen
     Wer sich rühmen möchte, sie "gekannt" zu haben, wird sich schwertun. Will wirklich einer ermessen können, was Mauritz Stiller, das vergessene Genie, für die theaterbessene junge Greta, Tochter armer Eltern und zunächst schüchterne Rasierschaumgehilfin in einem Stockholmer Friseurladen, bedeutet hat? Sie hatte schon in einigen Filmen gespielt, als Stiller sie für seinen "Gösta Berling"-Film entdeckte. Er wurde ihr Mentor, wie Sternberg es für Marlene Dietrich war – doch in Amerika drängte man den Unbeugsamen schnell ab aus dem Karriere-Bannkreis der Garbo.
     Was für einen brennenden Ehrgeiz und eisernen Willen muß eine vom Naturell her scheue Person aufgebracht haben, um sich im exhibitionistischen Hollywood als Star aller Stars durchzusetzen. Die hohen Ansprüche, die sie an ihre eigene Arbeit stellte, von Pabsts "Die freudlose Gasse", "Mata Hari" und "Menschen im Hotel" bis zur alles überstrahlenden "Königin Christine" waren von Stiller geprägt, und als ihr letzter Film "Die Frau mit den zwei Gesichtern" eine Pleite wurde, weil man ihren Typ ändern wollte, konnte sie das nicht einfach als Mißerfolg abhaken.
     Das war 1941, und sie war 36. Sie trat nie wieder auf. Sie kapitulierte – nicht etwa aus Laune und Spinnerei, sondern erst, nachdem sie jahrelang erheblich nach einer guten Rolle gesucht hatte.


„I want to be alone“ („Ich möchte allein sein“)
– dieser Satz aus dem Film „Menschen im Hotel“
von 1933 wurde für Greta Garbo zum Lebensmotto.
Keine konnte so schön traurig sein wie sie.

     Angebote für "Mörderinnen und Mamas" lehnte sie ab. Daudets "Sappho" (mit Montgomery Clift) zerschlug sich. Aus Daphne du Mauriers "Meine Cousine Rachel" wurde nichts, aus "George Sand" (mit Laurence Olivier) wurde auch nichts. Für Balzacs "Die Herzogin von Langeais" (unter Max Ophüls‘ Regie) unterschrieb sie den Vertrag, doch es gab angeblich kein Geld – die einzigen Garbo-Farbfilmsequenzen, die zu diesem Projekt bereits entstanden waren: verschwunden, verloren, dahin.
     Damit begann das Phantom, der Mythos, Garbos Schlapphut-Ära. Sie war ebenso reich wie berühmt, doch sie wollte mit dem Film nichts mehr zu tun haben. Verkleidete sich, tarnte sich mit Inkognito-Brillen, schlurfte als Urmuhme durch die Gegend. Was nicht hinderte, daß die Reporter aufpaßten wie die Schießhunde, mit welchem Liebhaber sie sie eventuell erwischen konnten: mit George Schlee, dem Gatten einer Modeschöpferin, mit Gaylord Hauser, dem Müsli-Evangelisten, mit Sir Cecil Beaton, dem Londoner Starfotograf, der seine lausigen Garbo-Intimitäten flugs als Memoiren-Kehricht unter die Leute brachte. Auch auf Onassis‘ Yacht ward sie gesehen – und zu dem 300-Millionen-Dollar-Vermögen, zu dem die Garbo ihre Star-Gagen der 30er Jahre mit gutem Geschäftssinn vermehrte, mag so mancher Tip des griechischen Finanz-Hais beigetragen haben. So wird nun Tante Greta für die Gustafsons zur Erbtante.

          
Über „Anna Karenina“ (oben mit Partner Fredrik March)
schrieben die Kritiker: „Ein schlechter Film. Er lebt nur
durch die Garbo.“ So war es mit vielen Stoffen, deren
Geschichten oft nichts als trivial waren, wie etwa „Wie
du mich wünschst“ (Foto unten mit Melvyn Douglas).
Doch die Zuschauer waren der Garbo verfallen

Fotos: SV

     Politisch, so vermeldete ihr Biograph Robert Payne, sei sie unbedarft bis verschroben gewesen, doch von gelegentlicher Leidenschaft gepackt: Sie haßte Franco und beschenkte die Rotgardisten aus dem spanischen Bürgerkrieg mit Kleidung. Uns sie hätte auch Hitler gern filmreif totgeschossen: 1938 erfuhr sie, daß er die "Kameliendame" vor Begeisterung sechsmal gesehen hatte, und sie erwog, sich von ihm (mit der Pistole als Dolch im Gewande) einladen zu lassen. Die meuchelnde Garbo – welch eine Vorstellung.

 

Keiner kam ihr nahe

     Ob sie wirklich weltfremd, naiv oder nur exzentrisch war, oder ob nur immer wieder Kolportiertes neu kolportiert wurde, ob nicht irgendein Central-Park-Jogger weiterspann, was sich irgend ein anderer Central-Park-Jogger aus den Fingern saugte, als er irgendwann vor vielen Jahren Greta Garbo mit Katherine Hepburn vorbeijoggen sah – wer weiß es? Selten durfte einer in die Wohnung von Eastside Manhattan lugen, um sich dann, wie Truman Capote, über ihren Kaufhausgeschmack auszulassen. Kein Fernseh-Talkmaster konnte sich je rühmen, der Garbo auf Tuchfühlung nahegekommen zu sein, um sie zu fragen, was sie von Gruppensex halte.
     Katzen hätte sie wenigstens haben können. Oder einen zahmen Leguan.

 

Erbt Silvias Tochter die Millionen?
Die Göttliche wollte ihr Vermögen
der kleinen Schweden-Prinzessin vermachen


Nur mit Sonnenbrille, später Hut,
ging die Garbo in New York auf
die Straße, bis sie glaubte, ihre
Falten seien Tarnung genug.
Fotos: dpa, ap

  Von ihren Gagen können die heutigen Hollywood-Stars nur träumen: Greta Garbo erhielt schon in den 30ern bis zu 300 000 Dollar pro Film, später handelte sie zusätzlich einen 50prozentigen Anteil an allen Netto-Einnahmen ihrer Streifen aus. Die schönste Einsiedlerin der Welt hinterläßt ein Vermögen von 300 000 000 Dollar – einer halben Milliarde Mark. Und schon wird gerätselt, wer die Göttliche beerben wird.
     Daß sie überhaupt noch Familie hatte, enthüllte erst der Sprecher des New York Hospital, als er von einer Nichte sprach. Greta hatte einen älteren Bruder und eine Schwester. Vor zwei Jahren berichteten Freunde der Garbo aber, sie wolle ihr ganzes Vermögen der 13jährigen Tochter der Schweden-Königin Silvia, Prinzessin Victoria, vermachen, deren Urgroßvater König Gustav V. die gebürtige Schwedin verehrte. Die Speulationen erhielten Nahrung, als sie dem schwedischen Königspaar 1988 gnädig eine Audienz gewährte.
     Allein die Immobilien der Garbo sind Millionen wert: 100 Millionen Dollar ein Grundstück in Beverly Hills, 10 Millionen Dollar ihr Sechs-Zimmer-Appartement in Manhattan, in dem an den Wänden Picassos, Monets, Manets, Renoirs, Barques und Degas‘ wie Kaufhausdekorationen herumhängen sollen und französisches Mobiliar aus dem 16. Jahrhundert stehen soll. Nur einen Spiegel gab es angeblich in der ganzen Wohnung nicht.
     Die Göttliche war geizig: Sie ging kaum zum Friseur, schminkte sich so gut wie nicht und trug äußerst bescheidene Kleidung.
     Sie haßte den Rummel um ihre Person, tarnte sich mit Schlapphut und Sonnenbrille – bis sie glaubte, ihre Falten seien Tarnung genug. Sie irrte. Als sie vor vier Jahren wegen eines Sturzes über einen Staubsauberschlauch am Stock gehen ertappte sie ein Fotograf, den sie mit der Gehhilfe traktierte. Sie wollte allein sein. "Ich möchte von niemand irgendwelche Aufmerksamkeit, außer, wenn ich weiß, daß jemand mich mag. Sonst widert er mich an", wurde die Garbo 1989 vom Magazin "Life" zitiert. Allein – nur im Kreis ihrer wenigen Vertrauten – will sie auch begraben werden.


Doch ein Fotograf ertappte sie im
vergangenen Jahr mit Stock, was
einen Wutausbruch zur Folge hatte.
Sie wollte allein sein, ihre Ruhe
haben.

 

from:   ???,         1990
© Copyright by   Ponkie

 

 

English Press Article
  
  
Back to Menue                             German Press Article
  
 
International Press Article
  

 

... nach oben

© Copyright 2005 – www.GarboForever.com – Germany – TJ & John – The Webmasters