Es war eine schwierige „Schwangerschaft“, nun hat sich unser zweites Kind gut eingelebt und wir uns als Eltern gut an die neue „Familien-Dynamik“ gewöhnt. Schon Mitte 2009 stellten wir den Antrag den kleinen, damals 2-jährigen Meiko als Pflegekind zu uns nehmen zu dürfen. Er war schon immer ein kleines Baby gewesen, aber seitdem er 11/2 ist, ist er nicht mehr gewachsen und hat nicht zugenommen. Er fiel immer mehr gegenüber den Gleichaltrigen zurück. Zahlreiche Untersuchungen ergaben immer nur, dass er eigentlich gesund ist und ihm wahrscheinlich „nur“ eine Familie fehlt.
Ich wünschte ich hätte Tagebuch geführt von den 9 Monaten die folgten. Die Außenstelle des Familienminsiteriums, die für seinen Fall zuständig war, wußte nicht das sie zuständig sein sollte. So wurde ich von Amt zu Amt geschickt, traf meistens niemanden an, der mir weiterhelfen konnte, dann wurde festgestellt, dass seine Akte verloren gegangen war. Wenn ich dann jemanden fand, der sich zuständig fühlte, bat er mich in der folgenden Woche wiederzukommen, dann war er oder sie aber nicht da, ein Telefon hatten die Ämter nicht und so ging es Woche für Woche. Ach, gut dass sie kommen, es fehlen noch Dokumente, die sie einreichen müssen. Ach, ein Pflegekind? Nein, Ausländer dürfen Kinder nicht mehr in Pflege nehmen, usw.
Ein Kind ohne Geburtsurkunde, und ohne Akte. Aber er stand in der offiziellen Liste der Kinder, die in unserem Kinderheim leben. Im Februar diesen Jahres (Meiko hatte inzwischen seit über einem Jahr nicht zugenommen und war nicht gewachsen) dann endlich bei einem meiner spontanen Besuchen im Familienministerium die Mitteilung wir könnten Meiko zu uns nehmen. Aber nur für 2 Wochen. Nein, das kann ich dem Kind nicht antun.
Schon wenn ein Kind aus dem Kinderheim mal eine Nacht bei uns schlafen durfte, heulte es, wenn es zurück musste. Nicht weil es im Heim so schlimm ist, sondern weil es etwas so besonderes ist für die Kinder mal einen Tag so was wie eine richitge Familie leben zu können.Auf der anderen Seite überlegte ich mir, wenn ich das Angebot ablehne, wird Meiko vielleicht nie zu uns kommen. Ich überlegte hin und her, rief Andreas an, der sofort aus dem Kinderheim kam, weil er eine Unterschrift für die Pflegeerlaubnis leisten musste. Als er ankam hatte die Sachbearbeiterin eine dauerhafte Pfelgeerlaubnis ausgestellt. Und so kam am nächsten Tag Meiko zu uns.
Inzwischen spricht er gut Deutsch, redet andauernd von Familie („Wir sind eine Familie, alle zusammen, alle, Mami, Papi, Meiko und Gabriel“), liebt seinen Bruder, mit dem er die ersten 1 1/2 Jahre seines Lebens schon verbracht hatte und seitdem er bei uns lebt ist er 3 1/2 cm gewachsen!!! Heute habe ich zum ersten Mal Kleidungsstücke von ihm aussortiert, die ihm nicht mehr passen! Bisher schieden sie nur wegen Verschleiß aus oder weil sie zu babyhaft waren.