Leipziger Kammerorchester

Leitung: Morton Schuldt-Jensen
Solist: Franz Vorraber, Klavier

Eine Kooperation der Veranstalter Ernsting Stiftung und Konzertring Coesfeld macht es möglich, die Konzertreihe des Konzertrings in der bisherigen Qualität und Form als integralen Bestandteil der Veranstaltungen des Konzert Theaters Coesfeld fortzuführen. Am Samstag, dem 22. September findet mit dem Auftritt des Leipziger Kammerorchesters das erste Konzertring - Konzert der Saison 2007/08 um 20.15 Uhr im Konzert Theater Coesfeld statt. Mitglieder des Gewandhausorchesters Leipzig, die seit mehr als 25 Jahren das Leipziger Kammerorchester bilden, werden in Coesfeld unter der Leitung ihres Chefdirigenten Morton Schuldt-Jensen und mit dem Pianisten Franz Vorraber mit Schumanns Klavierkonzert in a-Moll und Schuberts 5. Sinfonie diesen 291. Konzertring - Abend gestalten. Das Leipziger Kammerorchester spielt regelmäßig im Gewandhaus Leipzig und auf renommierten Festivals wie dem Rheingau Musikfestival, den Europäischen Wochen Passau oder den Klosterfestspielen Maulbronn. Die letztjährige Japantournee hat wahre Begeisterungsstürme bei Publikum und Presse hervorgerufen. Die jüngste CD - Einspielung bei Thorofon: Mozarts Klavierkonzert KV 491 mit dem Pianisten Franz Vorraber wird in der Fachzeitschrift Rondo 9/2004 als Referenzeinspielung gehandelt. Franz Vorraber, ein ausgewiesener Schumannspezialist, hat das komplette Klavierwerk Schumanns eingespielt und dafür vom Österreichischen Rundfunk den Pasticcio-Preis erhalten. Das Pizzicato-Magazin/Luxemburg urteilte: "…wenn künftig über das Klavierwerk Schumanns diskutiert wird, kommt niemand mehr an Franz Vorraber vorbei." Franz Vorraber spielte in der vergangenen Saison das Schumann Klavierkonzert im Gewandhaus Leipzig, so dass sich die Coesfelder Zuhörer auf eine exzellente Darbietung freuen können. Das Programm beginnt mit der Sinfonie G 506 d-Moll "La casa del diavolo" von Luigi Boccherini, einem Zeitgenossen Mozarts. Boccherinis große Popularität bereits zu Lebzeiten beruht gewiss auf seiner charmant-einschmeichelnden und im besten Sinne unterhaltenden Tonsprache. Das Klavierkonzert a-Moll, das einzige von Robert Schumann, entstand 1841 und 1845. Zunächst komponierte Schumann die "Phantasie für Klavier und Orchester", die jedoch weder verlegt noch aufgeführt wurde. 1845 arbeitete er sie noch einmal um, ergänzte zwei weitere Sätze und in dieser endgültigen Fassung spielte seine Frau Clara die Uraufführung des Klavierkonzerts am 4. Dezember 1845 in Dresden unter Leitung von Ferdinand Hiller, dem dieses Konzert gewidmet war und 4 Wochen später im Gewandhaus Leipzig unter Felix Mendelssohn. Dieses Klavierkonzert ist eines der wichtigsten romantischen Klavierkonzerte, stellt es doch nahezu die perfekte Synthese zwischen Ausdrucksgehalt und Virtuosität dar. Nie ist die Virtuosität Selbstzweck und keiner der Partner, Solist oder Orchester geben auch nur etwas von ihrer Persönlichkeit auf und dennoch kommt es zu einer musikalischen Vereinigung auf höchstem Niveau. Die 5. Sinfonie von Franz Schubert entstand im Jahre 1816. Sie ist durchgehend von einer bezwingenden Freundlichkeit im Tonfall und dennoch von hoher Konzentration. Wie in allen Sätzen, so klingt auch im ersten Satz immer wieder Mozart- und Haydnnähe durch, aber die Unverwechselbarkeit des Schubertschen Tonfalls ist unverkennbar. Die Komposition ist von bewunderungswürdiger Meisterschaft in der Instrumentation sowie des durchsichtig-klaren Orchesterklangs.

291. Veranstaltung, 22. September 2007, Konzert Theater Coesfeld, 20.15 Uhr   Anfahrt

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National Philharmonic of Russia

Leitung: Vladimir Spivakow
Solist.: Alexander Ghindin, Klavier

Zum 60-jährigen Jubiläum des Konzertrings spielt die Russische Nationalphilharmonie in großer Besetzung unter der Leitung des weltweit verehrten Vladimir Spivakov am Sonntag, dem 28. Oktober 2007 um 20.15 Uhr im Konzert Theater Coesfeld Werke von Tschaikowsky und Rachmaninow. Solist ist der 30-jährige Pianist Alexander Ghindin, Absolvent des Tschaikowsky-Konservatoriums Moskau. Dies ist eine große Ehre für Coesfeld, für das Konzert Theater und den Konzertring Coesfeld. Die National Philharmonic of Russia wurde 2003 gegründet mit dem Ziel, das beste nationale Orchester mit internationalem Niveau zu sein. Dazu wurden die besten und erfahrensten Musiker aus Moskau und Leningrad in dieses Eliteorchester berufen. Schon im ersten Jahr arbeitete dieses Orchester mit V. Spivakov, K. Penderecki, James Conlon oder Thomas Sanderling zusammen und Jessye Norman, Jose Carreras und Placido Domingo konzertierten mit diesem Orchester. Nicht nur in Moskaus Konzertsälen sondern auf allen großen Bühnen der Musikwelt eilte dieses Orchester von Erfolg zu Erfolg. Die letzte Tournee war mit 36 Konzerten von Februar bis April 2007 in den USA. Richard Scheinin schreibt am 27. Febr. In der Mercury News: "Erst vor 4 Jahren gegründet ist die National Philharmonic of Russia ein unglaublich virtuoses Orchester. Das Konzert am Sonntag in der Davies Symphony Hall unter der Leitung von Vladimir Spivakov war ganz außergewöhnlich und brillant, mit so lebhaften Elementen, dass die Musik wie frische Farbe auf der Leinwand wirkte. Wie es möglich ist, dass ein so großes Orchester so klar und durchsichtig spielt, ist beinahe ein Wunder zu nennen." Vladimir Spivakov, musikalischer Direktor und Leiter des National Philharmonic of Russsia, ist ebenso bekannt als Geiger und gern gesehener Gastdirigent bei allen großen Orchestern der Welt. Seinen Ruhm begründete er als Leiter der Moskauer Virtuosen in den 80-er Jahren. Mit ihnen gastierte er auf Einladung des Konzertrings bereits 1987 zu dessen 40-jährigen Jubiläum in Coesfeld. Als besonders begabter Violinist studierte er am Moskauer Konservatorium, debütierte 1975 mit dem New York Philharmonic Orchestra. Mit einem triumphalen Konzerterfolg in den USA startete er seine Dirigentenkarriere als Leiter des Chicago Symphony Orchestra beim Ravinia Festival. Seitdem dirigierte er alle großen Orchester und wurde 1989 künstlerischer Direktor des internationalen Festivals in Colmar, das unter seiner Leitung zu einem führenden Musikfestival in Europa aufstieg. Spivakov hat mehr als 20 CDs eingespielt mit Werken von Bach bis Schnittke. Vladimir Spivakov ist mit den höchsten Auszeichnungen seines Landes bedacht worden, er ist Kultur - Botschafter des Welt-Wirtschaftsgipfels in Davos, er setzt sich für die Opfer des Stalinismus ebenso wie für die Opfer der atomaren Katastrophe von Tschernobyl ein. Seit 1994 richtete Spivakov eine wohltätige Stiftung ein, die die Förderung russischer Kinder und Talente unterstützt. Zahlreiche musikalische Preise zeichnen Spivakov als einen Künstler von Weltruhm aus, wie erste Preise beim Montreal Musik-Wettbewerb, dem Jacques Thibaud Wettbewerb, Paris, dem Paganini-Wettbewerb Genua oder dem Tschaikowsky Wettbewerb in Moskau. Alexander Ghindin wurde bereits mit 14 Jahren der jüngste Gewinner des 10. internationalen Tschaikowsky Wettbewerbs, 1999 gewann er den 2. Preis des sehr renommierten internationalen Königin Elisabeth Wettbewerbs in Brüssel. Er musizierte mit großen Orchestern wie den Münchener - oder den Londoner Philharmonikern, mit Kammerorchestern wie Israel Chamber Orchestra oder den Moskauer Virtuosen und musizierte mit große Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Vladimir Spivakov, Paavo Järvi, Leonard Slatkin oder Thomas Sanderling in allen bekannten Sälen dieser Welt. Es liegen inzwischen 15 CD-Einspielungen vor. 2005 spielte er im Berliner Konzerthaus Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 4 mit dem Berliner Symphonie Orchester unter Eliahu Inbal. Das Programm in Coesfeld beginnt mit der bekannten, schwungvollen Polonaise aus Tschaikowskys Oper Eugen Onegin, die den Zuhörer in die Tonsprache der romanischen russischen Musik einstimmt. Es folgt das 2. Klavierkonzert c-Moll op. 18 von Sergej Rachmaninow aus dem Jahre 1900/01. Mit mächtigen "Glockenakkorden" des Klaviers beginnt dieses wohl bekannteste Klavierkonzert Rachmaninows. Viele seiner sehr einfühlsamen Themen wurden anderweitig verwendet, aber dieses, alle emotionale Höhen und Tiefen durchmessendes Werk ist das Original. Wogende Streicherpassagen, helle Dur-Seitenthemen führen im ersten Satz zu einem sich vehement steigernden Höhepunkt. Der Mittelsatz in E-Dur mit seiner "unendlichen Melodie" erfährt eine fast unmerkliche Beschleunigung bis zu einer Solokadenz, an die sich das höchst brillante Finale anschließt. Wirkungsvoll drängende Allegro-Passagen, schwelgende Dolce-Episoden, slawischen Turbulenzen bis hin zu Maestoso-Apotheosen sind die Bauteile dieses bewegenden Schlusssatzes. Die 4. Sinfonie von Tschaikowsky ist der zweite Schwerpunkt dieses Festkonzerts. Diese 1876-78, parallel zur Oper Eugen Onegin entstandene Sinfonie, ist spürbar Ausdruck der seelischen Belastung, der sich Tschaikowsky in dieser Zeit ausgesetzt sah. Gegenüber seiner Gönnerin Nadeschda von Meck gestand er auf ihr Drängen hin, dass diese Sinfonie eine "musikalische Seelenbeichte" sei. Dies gilt in ähnlicher Weise auch für seine letzten Sinfonien Nr. 5 und 6, die auch bereits in Coesfeld erklungen sind. Tschaikowsky selbst hat diese Vierte Sinfonie als seine Schicksalssinfonie bezeichnet und für den Zuhörer wird dies durch das markante Bläsermotiv zu Beginn unmittelbar fassbar. Dieses "Schicksalsmotiv" durchzieht die ganze Sinfonie, erscheint an den Nahtstellen zwischen Exposition, Durchführung, Reprise und Coda und bricht wie zur Erinnerung auch ins Finale ein. Es kontrastiert zu einem rhythmischen Element, einem synkopischen Moment, das den zugrunde liegenden Walzerschritt überlagert und zugleich verfremdet. Es sorgt für ständige Unruhe und Irritation. Zurückgenommen, besonnen und melancholisch dagegen der langsame zweite Satz. Das Pizzicato -Kabinettstück des dritten Satzes wirkt entspannend aber nicht wirklich in sich ruhend. Dementsprechend heftig, ungeheuer wild und hektisch schließlich das Finale mit seinen rauschhaften Steigerungen ins Grandiose, mit seiner folkloristischen Farbigkeit der Motive. Unvermittelt bricht in diese Farbigkeit das Schicksalsthema des Anfangs ein um noch einmal die Gedanken auf das Unabwendbare zu lenken. Mit selbst erzwungenem Optimismus schließt diese Sinfonie.

292. Veranstaltung, 28. Oktober 2007, Konzert Theater Coesfeld, 20.15 Uhr

European Union Baroque Orchestra

Leitung: Lars Ulrik Mortensen
Solistin: Lidewij van der Voort, Violine

Das "EUBO" wurde 1985 gegründet und seitdem haben sich mehr als 1000 junge Musikerinnen in diesem Orchester profiliert. Die Förderung durch die Europäische Union macht diesen Erfolg möglich. Jedes Jahr lädt das EUBO talentierte junge Barockmusiker aus ganz Europa ein, von denen 21 aus mindestens 13 Ländern ausgewählt werden, die dann 6 Monate lang die Möglichkeit haben, mit den besten Musikpädagogen und international führenden Barockspezialisten wie Ton Koopmann, Lars Ulrik Mortensen, Alfredo Bernardini, Reinhard Goebel, Roy Goodman u. a. zu arbeiten und anschließend mehrere Konzerte in Europa und in der ganzen Welt geben. Ohne diese Arbeit fänden die renommierten Barockorchester Europas wie Amsterdam Baroque Orchestra, Les Musiciens du Louvre, The English Consort oder La Petite Bande nur schwierig Nachwuchs. Die Zuhörer sind von der Frische, dem Schwung und dem sprühenden Enthusiasmus der jungen Musiker in den strahlenden Aufführungen begeistert. Seit 1985 hat dieses Orchester die Botschaft des europäischen Ideals, - die Achtung der Identität des Einzelnen bei gemeinsamem Einsatz für das größere Ganze - bei seinen Auftritten in mehr als 50 Ländern in jeden Winkel der Erde getragen. 2004 hat Lars Ulrik Mortensen als künstlerischer Leiter den Stab von Roy Goodman übernommen. Der dänische Cembalist und Dirigent vieler renommierter Orchester in der ganzen Welt ist künstlerischer Leiter von "Concerto Copenhagen" und musiziert regelmäßig im Königlichen Theater Kopenhagen. Er erhielt mehrere Preise, darunter den Diapason d´Or sowie 2001 den "Cannes Classique" oder für seine Einspielungen den Dänischen Musikpreis 2002. Das Programm beginnt mit einer Suite in d-Moll von Johann Josef Fux, (1660 - 1741). Fux, der österreichische Barockkomponist gilt als Traditionalist und hat mit seinen Kompositionen wahre Prunkstücke barocker Opern geschrieben. Sein sehr umfangreiches Werk steht Bach und Händel in nichts nach, er blieb jedoch im Barocken gefangen, ohne - wie J. S. Bach - das Tor zu Neuem aufzustoßen. Es folgt die Sinfonie für Streicher in e-Moll von Johann Helmich Roman (1694 - 1758). JH Roman muss zu den bedeutenden schwedischen Komponisten und Musikpädagogen gerechnet werden. Er hat durch seine Bildung, seine Reisen und seine Initiative zur Bereicherung des Repertoires einen einzigartigen Beitrag zur Internationalisierung der schwedischen Musikverhältnisse beigetragen. Sein Werk ist durchaus vergleichbar mit dem der damalig bekannten Komponisten Europas wie Lully, Marcello, Albinoni oder Telemann. Von besonderer Bedeutung sind seine Sinfonien und seine umfangreichen Kompositionen für Solo-Violine den "Assaggi à Violino Solo". Die berühmte 1749 entstandene Orchestersuite "Zoroastre" vom führenden französischen Barockkomponisten Jean-Philipp Rameau (1683 - 1764) bildet den Abschluss des ersten Teils. Rameau war wohl der vielseitigste, produktivste und klügste Kopf unter den französischen Musikern seines Zeitalters. Er ist gleichzeitig einer der ganz großen Komponisten aber auch Theoretiker seiner Zeit. Auf ihn geht praktisch das Fundament aller Harmonietheorie bis zum 20. Jahrhundert zurück. Rameau steht gleichberechtigt zwischen Bach, Händel, Couperin und Scarlatti und war prägend für die klangliche Weiterentwicklung der französischen Barockmusik. Nach der Pause folgen die für das deutsche Ohr bekannteren Werke von J. S. Bach (1685 - 1750), als erstes gleich das sehr bekannte Violinkonzert a-Moll BWV 1041, das Die Solistin Lidewij van der Voort spielen wird. Dieses Werk zeichnet sich durch eine konsequente Durcharbeitung motivischer Themen, wie es für Bach typisch ist. Die Solovioline kontrastiert zunächst mit einem weicheren Motiv, das den Hauptmotiven allerdings verwand ist und im Laufe des Konzerts motivisch-thematische Verknüpfungen ermöglicht. Das Soloinstrument glänzt im Mittelsatz mit Triolenkantilenen und hat im dritten Satz zahlreiche Gelegenheiten durch bewegte Umspielung des zugrunde liegenden Materials auch eine gewisse Virtuosität an den Tag zu legen. Die Orchestersuiten von J. S. Bach gehen auf die von Lully entwickelte "Französischen Ouvertüre" zurück, die er allerdings erweitert und zu einem selbstständigen Orchesterstück weiterentwickelt. Die vier Suiten sind vermutlich in Bachs Köthener Zeit (1717 - 1723) entstanden. An die traditionelle Suitenreihe hält sich Bach nur wenig, die "Allemande" z. B. erscheint bei ihm nicht, während die modischer Tanzformen wie "Gavotte" kommt häufiger vor. Die Suite Nr. 1 C-Dur BWV 1066 hält reizvolle Kontraste bereit. Überwiegend in einer Tuttiregistrierung gehalten, heben sich im Sinne eines reizvollen Farbkontrastes einige Tanzsätze ab, bei denen Oboen in Terz- oder Sextparallelen hervorstechen oder das Holzbläser Trio in der Bourée II eigene Akzente setzt. Kunstvolle Verknüpfungen der beiden abschließenden Passepieds mit kontrapunktisch darüber liegender Oboe entfalten den besonderen Reiz dieser großartigen weltlichen Orchesterstücke J. S. Bachs.

293. Veranstaltung, 7. Dezember 2007, Konzert Theater Coesfeld, 20.15 Uhr

Ensemble Flautando Köln Plus

Flautando Köln wurde 1990 gegründet. Katharian Hess, Susanne Hochscheid, Ursula Thelen und Kerstin de Witt studierten Flöte in Amsterdam, Hamburg und Köln. Mit einem großen Repertoire vom Mittelalter bis zur Moderne und einem ständig größer werdenden Instrumentarium gastieren die Musikerinnen von Flautando Köln regelmäßig und sehr erfolgreich bei namhaften Festivals in ganz Europa. Eine enge Zusammenarbeit verbindet die vier Flötistinnen auch mit anderen Musikern und Ensembles, mit denen sie gemeinsame Konzerte und Projekte entwickeln. Für das Programm "Musique de joye", benannt nach einer der schönsten Tanzsammlungen der Renaissance, die der Drucker Jacopo Moderno in Lyon auflegte, sind dies das Streichquartett Daniel Deuter und Wolfgang von Kessinger, Violinen, Margret Baumgartel, Viola, Markus Möllenbeck, Violoncello sowie Stefan Horz Cembalo und Torsten Müller, Schlagwerk. Dieses "Ensemble Flautando Köln Plus" bietet den Zuhörern einen sehr abwechslungsreichen Querschnitt durch die Musik des Barock. Das Programm beginnt mit dem Konzert d-Moll von Johann Christian Schickhardt, einem Zeitgenossen Bachs. Der um 1680 in Braunschweig geborene Flötist, Oboist und Komponist war zur seiner Zeit sehr anerkannt. Es folgt von Gioseffo Guami die Canzon a 8 für vier Blockflöten, vier Streicher und Cembalo. Gioseffo Guami geboren 1540 in Lucca, studierte Musik in Venedig und stand mit seinem Bruder Francesco von 1568 - 1579 im Dienste Albrechts von Bayern. Er wurde Organist in Lucca, wechselte 1585 nach Venedig, wo er Lehrer des Prinzen Gian Andrea d´Oria und wo er 1588 Organist in San Marco wurde. 1591 kehrte er dann wieder nach Lucca zurück, wo er 1611 starb. Er war ein hervorragender Musiker und Konponist. Er wurde am stärksten von O. di Lasso beeinflusst. Heute weit bekannter ist der 1571 bei Eisenach geborene Michael Praetorius, der als der große Komponist evangelischer Kirchenmusik seiner Zeit gilt. Sein kompositorisches Werk ist außerordentlich umfangreich, ebenso seine Schriften zur Kirchenmusik und zu Kompositionstechniken. Ihm verdankt die Nachwelt den wichtigen Kontakt der evangelischen Norddeutschen Welt mit der musikalischen Kultur Italiens. Sein einziges nicht kirchliches Werk sind die 1612 entstandenen Tänze aus Terpsichore, eine Sammlung französischer Tanzformen, deren Melodien Praetorius vom französischen Tanzlehrer Emeraud des Herzogs Friedrich Ulrich erhalten hatte und die er - mit Bass- und Mittelstimmen ergänzt - in der "Musae Aoniae" zusammenfasste. Noch einen Schritt weiter in die Vergangenheit reichen die Kompositionen von der Iberischen Halbinsel zurück, die im nördlichen Europa nur wenig bekannt sind. Eine besondere Art von Liedern sind neben den "Canciones" die Villancicos, vertonte iberische Lyrik der damaligen iberischen Tradition. Von Pedro Escobar, der 1465 in Porto geboren und nach 1535 in Evora starb, hören wir "Ora sus". Von Juan Ponce (ca. 1480 bis nach 1521) folgt "Como está solo mi Vida" und von unbekannten Komponisten das "L´amor, dona, ch´io te porto", das "Deh fosse la qui mecho…" und schließlich "El cervel mi fa nocte i die". Den ersten Teil des Konzerts beschließt das "Concerto di flauti" von Allesandro Marcello, dem älteren Bruder des ebenso bekannten Benedetto Marcello. 1684 in Venedig geboren, erhielt er wie seine Brüder Violinunterricht von seinem Vater und wuchs im vornehmen Elternhaus auf. Er war vielseitig interessiert und begabt, studierte erfolgreich Musik, Philosophie und Mathematik. In seinem Hause gab er in späteren Jahren wöchentlich Konzerte mit überwiegend eigenen Kompositionen. Allerdings sind nur wenige seiner Werke bis heute bekannt. Teile seines kompositorischen Werkes sind bereits dem italienischen Rokoko zuzuordnen. Der zweite Teil des Konzerts beginnt wieder mit Johann Christian Schickhardt und seinem Konzert in C-Dur für 4 Blockflöten und Bc. Daraufhin erklingen 3 kurze Werke des Reaissance-Musikers Diego Ortiz aus dessen 1553 herausgegebenen "Trattado de glosas", eine instrumentale Verzierungslehre. Die Recercadas bieten praktische Beispiele für die virtuose Ausgestaltung vorgegebener Harmonie- und Melodiefolgen. Von Giovanni Gabrieli (1556 - 1612) einem der großen Komponisten und Lehrer seiner Zeit - er unterrichtete Praetorius und Heinrich Schütz - hören wir eine Canzona für Flöten, Streicher, Bc. und Schlagwerk. William Brade, (1560 - 1630) in England geboren, arbeitet überwiegend in Norddeutschland mit großem Erfolg, wie seine erhaltenen fünf gedruckten Sammlungen zeigen, die ausschließlich von ihm komponierte oder bearbeitete Tänze enthalten. Von Ihm erklingen Maskentänze "Masque Dances". Das Concerto a 8 von Johann David Heinichen (1683 - 1729) beschließt das Barockkonzert. Heinichen, ein "Thomaner" unterrichtete in Rom Fürst Leopold von Anhalt-Köthen, den späteren Dienstherren von J. S. Bach und erhielt später eine feste Anstellung am Hof in Dresden und hinterließ ein umfangreiches Werk.

294. Veranstaltung, 16. Februar 2008, Konzert Theater Coesfeld, 20.15 Uhr

Limburgs Sinfonie Orkest Maastricht

Leitung: Roberto Benzi
Solistin: Anna Tifu, Violine

Das Limburgs Syphonie Orkest Maastricht ist das älteste bestehende Sinfonieorchester der Niederlande. 1883 von Otto Wolf gegründet, erhielt es 1955 den neuen Namen und 1992 einen neuen Konzertssaal in Maastricht. Von 1998 bis 2001 war J. Hirokami und seit 2001 Ed Spanjaard Chefdirigent des Orchesters. Sie führten das Orchester zu noch höherer Qualität und Beachtung weit über die Grenzen Limburgs hinaus. In Coesfeld spielt dieses Orchester unter der Leitung von Roberto Benzi, dem bekannten "Wunderkind" der 50er Jahre. Geboren in Marseille, studierte er an der Sorbonne und dirigierte wohl alle bekannten Orchester dieser Welt. Er wurde als Dirigent zu den großen Festivals in Wien, Aix-en-Provence, Montreux, Prag, St. Petersburg oder in die USA eingeladen. Auch als Operndirigent wurde er von den großen europäischen und amerikanischen Opernhäusern verpflichtet. Von 1989 bis 1998 war er künstlerischer Leiter des Arnheim Philharmonic Orchestra und von 1991 1995 Dirigent des Nationalen Jugendorchesters der Niederlande. Roberto Benzi ist vielfach geehrt worden, u.a. mit den nationalen Verdienstorden Frankreichs und der Niederlande sowie deren Palmes Academiques und dem Königlichen Orden. Das Programm beginnt mit der bekannten Ouvertüre zur Oper Don Giovanni von W. A. Mozart aus dem Jahre 1787. Sie spiegelt die geistigen Grundmächte wider, auf deren Gegensatz das dramatische Geschehen der Oper beruht: irdisches Vergnügen und den Mahnruf der Ewigkeit. Mit dem Violinkonzert in D-Dur op.61 von Ludwig van Beethoven aus dem Jahre 1806 betritt auch die Solistin des Abends, die junge Geigerin Anna Tifu die Bühne. 1986 in Cagliari geboren, studierte sie neben der Schule in Mailand, debütierte bereits mit 11 Jahren als Solistin mit dem Orchestre National de Loire. Bereits ein Jahr später debütierte sie an der Scala und erhielt erste Preise beim internationalen Viotti Valsesia - und beim M. Abbado Wettbewerb. Gefördert wird sie immer noch von ihrem Lehrer Salvatore Accardo, der sie als außergewöhnliches Talent voller Ausdruckskraft und technischer Vollkommenheit bezeichnet. Anna Tifu ist Stipendiatin der Mozart Gesellschaft Dortmund für die sie 2003 im ausverkauften Konzerthaus gespielt hat. 2004 spielte sie mit dem Münchener Kammerorchester mit ebenso großem Erfolg in Coesfeld. Derzeit studiert Anna Tifu am Curtis Institut of Music in Philadelphia bei Aaron Rosand und Pamela Frank. Das Violinkonzert von Beethoven ist sein einziges, es ist einer breiten Zuhörerschaft gut bekannt und besticht durch seinen lyrischen Charakter. Sein 1. Satz ist vielgestaltig und verzichtet weitgehend auf Dramatik. Besonderes Kennzeichen sind die 4 geheimnisvollen Paukenschläge, die sich an strukturellen Nahtstellen gern wiederholen. Der Einsatz des Soloinstrumentes ist von einmaliger Originalität. Mühelos schwingt sich die Violine bis in ätherische Höhen, kunstvolle solistische Figurationen umspielen das Thema. Der Mittelsatz wirkt kontemplativ und das sich zu einem großen melodischen Bogen weitende Thema erklingt in allen Orchesterstimmen. Mit mitreißendem, tänzerischem 6/8 Takt stürmt der letzte Satz voran, der wirkungsvoll eingesetzte Dur - Moll - Wechsel, die gefühlvoll umspielende Solovioline knüpft die Kontakte zu den einzelnen Phrasen bevor die Kadenz den optimistischen Schluss einleitet. Die im zweiten Teil des Konzertes zu hörende 3. Sinfonie in Es-Dur entstand einige Jahre früher und ist dem Fürsten von Lobkowitz gewidmet. Der Titel "Eroica" nimmt bezug auf die vorhergegangenen Beschäftigung Beehovens mit dem antiken Heldenmythos von Prometheus und weniger auf Napoleon, der gerade Berlin besetzte. Diese Sinfonie ist musikgeschichtlich sicher der Beginn der großen klassisch-romantischen Sinfonien und hat wegen ihres Umfangs, ihrer neuartigen Abläufe das Publikum anfangs ratlos und verwundert gemacht, während heute die "Eroica" als eine der bestbekanntesten Werke Beethovens gilt. Sowohl der umfangreiche Kopfsatz mit dem bekannten, von Mozart entlehnten Thema, wie der ergreifende und emotional aufwühlende Trauermarsch im 2. Satz und die schwungvollen ganztaktigen Viertelbewegungen im 3. Satz, die durch rhythmische Akzentverschiebungen immer wieder "gestört" werden und der im kontrastierenden Trio für drei Hörner ferne Jagdszenen vermuten lässt, als auch der damals neuartige und ungewöhnliche vierte Satz, in dem das musikalische Material aus dem Prometheus Ballett verarbeitet wird, ist dem Zuhörer heute geläufig. Allein die schier unendliche Folge von Schlussakkorden wirkt heute befremdlich, sie sind aber das Ventil für die während der gesamten Sinfonie aufgestaute, überbordende Energie. Sie setzen auch den Schlusspunkt unter die erste Saison des Konzertrings im Konzert Theater Coesfeld.

295. Veranstaltung, 11. April 2008, Konzert Theater Coesfeld, 20.15 Uhr