EUBO European Union Baroque Orchestra

Leitung: Lars Ulrik Mortensen
Solistin: Anna Jobrant Dalnäs, Sopran

M. Lock und H. Purcell Opernmusiken
J. Ph. Rameau "Les surprises de l´Amour"
G. F. Händel - Concert grosso op. 3 Nr. 2 B-Dur
G. F. Händel - Kantate für Sopran und Orchester "Silete Venti" HWV 313

Das Progamm des Abends befasst sich mit der Vielfalt orchestraler und vokaler europäischer Barockmusik. Es wird ein Bogen von England über Frankreich nach Deutschland bzw. nach England zurück gespannt. Von Matthew Locke (1630 - 1677) stehen einzelne Sätze aus der Musik für das Schauspiel „The Tempest“ nach W. Shakespeare im Wechsel zu Ausschnitten aus dem Schauspiel „The Fairy Queen“ von Henry Purcell. M. Locke genoss großes Ansehen als Komponist beim König Karl II. Er erhielt eine feste Anstellung in der Chapel Royal und der erhebliche Einfluss seiner Kompositionen auf den Stil jüngerer Zeitgenossen bestätigt diese Wertschätzung. Er komponierte geistliche Werke und Musik für Theateraufführungen. So erhielt er von Shadwell 1667 den Auftrag zur Neufassung von Shakespeares „The Tempest“ die Musik zu schreiben, aus der wir einige Stücke hören. M. Locke war mit dem Vater von H. Purcell befreundet und die Familie Purcell hatte enge Beziehungen zur Chapel Royal. Henry selbst war erst Chorsänger dort, erhielt dann Musikunterricht bei John Blow und wurde 1677 als „Komponist für die Violinen“ Nach-folger von M. Locke an der Chapel Royal. 1679 wurde er als Organist in Westminster Abby Nach-folger von John Blow. 1692 entstand die umfangreiche Bühnenmusik zu „The Fairy Queen“. Purcell verband die Achtung vor überlieferten Formen mit lebhafter Anteilnahme an neuen Entwicklungen und so erzielte er beeindruckende Fortschritte in Melodik, Harmonik und Rhythmik seiner Kompositionen. Ganz einzigartig war seine Behandlung von Texten wie z. B. bei den italienischen Rezitativen, deren Melodieführung aus den Worten herauszuwachsen scheint. Die Programmidee, beide Kompositionen in ständigem Wechsel dem Zuhörer anzubieten, hat also den Hintergrund, die relativ enge Verwandtschaft in der Musik dieser beiden Komponisten erlebbar zu machen und die Weiterentwicklung bei Purcell zu vermitteln. Eine Suite aus dem Opéra-ballet „Les Surprises de l´Amour“, das am 27. Nov. 1748 in Versailles uraufgeführt wurde, bildet den Abschluss des ersten Teils. Jean-Philipp Rameau (1683 - 1764) war wohl der vielseitigste, produktivste und klügste Kopf unter den französischen Musikern. Er vertonte Texte Voltairs und „disputierte“ mit den großen frühen Aufklärern Rousseau und d´Alembert. Er ist neben seiner Kom-positionstätigkeit einer der großen Musik-Theoretiker seiner Zeit. Sein „Traite de L´Harmonie“ ist das Fundament aller Harmonietheorie bis zum 20. Jahrhundert. Rameau steht gleichberechtigt zwischen seinen Zeitgenossen Bach, Händel, Cou-perin und Scarlatti und war prägend für die klangliche Weiterentwicklung der fran-zösischen Barockmusik. Unverkennbar für das Schaffen Rameaus sind die gewaltigen Kontraste in Rhytmik und Affekt sowie ein großer melodischer Reichtum. Nach der Pause folgen die für das deutsche Ohr vertrauteren Werke von G. - F. Händel (1685 - 1759). Georg Friedrich wurde als zweites von vier Kindern aus zweiter Ehe seines Vaters Georg in Halle geboren. Sein großes Talent führte ihn zur Musik. Unterricht erhielt er bei F. W. Zachow. Er genoss das Wohlwollen des Kurfürsten von Magdeburg sowie das der Preußischen Könige Friedrich I. und II. in Potsdam. In Hamburg war bereits 1668 am Gänsemarkt die erste deutsche Oper eröffnet worden und Händel zog es dorthin. Er lernte D. Buxdehude kennen und hätte sein Nachfolger als Organist in Lübeck werden können, wenn er nicht dafür dessen Tochter hätte heiraten müssen. Er hatte bereits mit seiner ersten Oper „Almira“ in Hamburg großen Erfolg und konnte es sich leisten, auf eigene Kosten von 1706 -1709 nach Italien zu gehen. Dort traf er Alessandro und Domenico Scarlatti und den großen Corelli. Dort entstanden „Rodrigo“ und „Agrippina“ sowie kirchliche Werke wie das „Dixit Dominus“ und welt-liche Serenaden wie „Acis und Galatea“. In Italien begründete er seinen Ruhm. Bei der Rückehr nach Deutschland nahm er dann doch die großzügig gestaltete Stellung bei seinem Kurfürsten in Magdeburg an, ging aber bereits 1712 endgültig nach London, dem damaligen Zentrum der Musik und Oper in Europa. Dort entstanden seine bekanntesten Werke wie die Oper „Xerxes“, die „Wassermusik“ oder das Oratorium „Die Jahreszeiten“. Trotz eines Schlaganfalls im Jahre 1737 arbeitete er bis ins hohe Alter. Es stellte sich bei ihm ein „grauer Star“ ein, an dem er sich vom gleichen „Starstecher“ operieren ließ, wie J. S. Bach 9 Jahre zuvor. Er starb ebenso wie dieser an den Folgen dieser Operation 1759. Die sechs Concerti grossi von G. F. Händel, die unter op. 3 zusammengefasst sind, stammen aus der Zeit von 1720 - 1734. Vermutlich Sie sind vom Londoner Verleger Walsh aus unterschiedlichen Zwischenaktmusiken von Opern sehr farbig zusammengestellt worden. Wir hören das bekannte Concerto grosso Nr. 2 op. 3. Den Abschluss bildet die von Händel als Motette bezeichnete sechssätzige Solokantate für Sopran und Orchester „Silete venti“ HWV 313. Das „EUBO“ wurde 1985 gegründet. Seitdem haben sich mehr als 1000 junge Musiker in diesem Orchester profiliert. Die Förderung durch die Europäische Union macht diesen Erfolg möglich. Jedes Jahr lädt das EUBO talentierte junge Barockmusiker aus ganz Europa ein, von denen 21 aus mindestens 13 Ländern ausgewählt werden, die dann 6 Monate lang die Möglichkeit haben, mit den besten Musikpädagogen und international führenden Barockspezialisten wie Ton Koopmann, Lars Ulrik Mortensen, Alfredo Bernardini, Reinhard Goebel, Roy Goodman u. a. zu arbeiten und an-schließend mehrere Konzerte in Europa und in der ganzen Welt geben. Die Zuhörer sind von der Frische, dem Schwung und dem sprühenden Enthusiasmus der jungen Musiker in den strahlenden Aufführungen begeistert. Seit 1985 hat dieses Orchester die Botschaft des europäischen Ideals, - die Achtung der Identität des Einzelnen bei gemeinsamem Einsatz für das größere Ganze - bei seinen Auftritten in mehr als 50 Ländern in jeden Winkel der Erde getragen. 2004 hat Lars Ulrik Mortensen als künstlerischer Leiter den Stab von Roy Goodman übernommen. Der dänische Cembalist und Dirigent vieler renommierter Orchester in der ganzen Welt ist künstlerischer Leiter von „Concerto Copenhagen“ und musiziert regelmäßig im Königlichen Theater. Er erhielt mehrere Preise, darunter den Diapason d´Or sowie 2001 den „Cannes Classique“ oder für seine Einspielungen den Dänischen Musikpreis 2002. Das EUBO wird von der European Comission und von Microsoft Europe, Middle East and Africa dauerhaft unterstützt.

302. Veranstaltung, 9. Oktober 2009, Bürgerhalle Coesfeld, 20.00 Uhr   Anfahrt

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Matthias Eisenberg und das Trompetenensemble Joachim Schäfer



"Trompeten und Orgelmusik am sächsischen Königshof"
Jeremiah Clarke (1673 - 1707) Suite of Ayres for the Theatre in D-Dur, arr. J. Schäfer
J. S. Bach (1685 - 1750) Toccata und Fuge in Es-Dur BWV 552
J. S. Bach (1685 - 1750) Concerto in D-Dur "Schäferkantate" BWV 249, arr.Rolf Henry Kunz
G. F. Händel (1685 - 1759) "The occasional Oratorio" HWV 62
J. S. Bach (1685 - 1750) Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur BWV 564
G. Ph. Telemann (1681 - 1767) Concerto Nr. 3 in D-Dur arr. J. Schäfer

Trompetenensemble Joachim Schäfer

Die Trompete gehört zu den meist verbreiteten und ältesten Instrumenten der Musikgeschichte. Bis ungefähr ins 16.Jahrhundert wurden Trompeten überwiegend in militärischen oder zeremoniellen Zusammenhängen verwendet. In der Renaissance waren Trompetenensembles Symbole der Pracht und Macht großer Herrscher: am Hofe Sforza in Mailand waren im Jahre 1482 insgesamt 18 Trompeter angestellt, Matthias Corvinus hatte ein Ensemble mit 24 Mitgliedern! Die soziale und gesellschaftliche Kluft zwischen Trompetern und “anderen Musikern” war daher unvermeidlich. Da es im 15. und 16.Jahrhundert großen Bedarf an Trompeten gab, gewann der Instrumentenbau an Wichtigkeit. Der intensive Instrumentenbau brachte Entwicklungen in zwei verschiedene Richtungen mit sich: im Jahre 1623 wurde die Kaiserliche Zunft von Trompetern und Paukern des Heiligen Römischen Reiches mit kaiserlichen Privilegien von Ferdinand II gegründet, um die Anzahl von Trompetern in Grenzen zu halten und die Bedingungen festzulegen, bei welchen Anlässen und durch wen die Trompete zum Erklingen gebracht werden darf. Andererseits begannen sich ”Konzerttrompeter” oder “Kammertrompeter” von den institutionalisierten, offiziellen Trompetenensembles zu unterscheiden und etablierten allmählich die Trompete als effektvolles, brillantes Soloinstrument. Die wichtigsten Zentren der barocken Trompetenmusik waren Dresden, Leipzig, Wien, Kremsier, Weissenfels, Bologna und London. Das Zeitalter des Barock war vor allem die Ära der höfischen Musik. Man schuf nicht nur pompöse Kirchenmusik, man tanzte, feierte, ließ sich unterhalten oder aufheitern. Musik erhob eine Geselligkeit – zuweilen mit Wasserspielen und Feuerwerk – zum großen Fest und berauschte die Sinne in mythischen Spielen auf der Opernbühne. Die Trompete als Instrument diente dem Absolutismus als Machtsymbol und trug dazu bei, Herrscherwürde, Siegesgewissheit und festlichen Glanz zu verbreiten. Die Zunft der Trompeter hatte daher immer eine Ausnahmestellung inne. Johann Sebastian Bach beispielsweise komponierte für den Hof in Köthen das 2.Brandenburgische Konzert für einen virtuosen Trompeter seines derzeitigen Brotherren. In der Barockzeit liegt der Anfang beinahe sämtlicher Musikstile bis zur Gegenwart. Der prachtvolle Klang von Trompeten hat schon zu allen Zeiten einen besonderen Reiz ausgeübt. Wurden diese Blechblasinstrumente ursprünglich als Signalgeber in Feldzügen eingesetzt, so hielten sie bald Einzug in die Umrahmung festlicher Anlässe zu Friedenszeiten und begleiteten beispielsweise den Auftritt von Herrschern bei Hofe. Von da an war es nur noch ein kleiner Schritt, die Trompete auch in der geistlichen Musik “salonfähig” zu machen. Und in der Barockmusik war sie selbstverständliches Symbol für die Darstellung von Herrschaft, Glanz und Festlichkeit. Das “Trompetenensemble Joachim Schäfer” besteht seit 1999. Dank des persönlichen Engagements und des außergewöhnlichen Verständnisses der Musiker konnten binnen kurzer Zeit hervorragende Erfolge gefeiert werden. So folgten Einladungen zu national bekannten Konzertreihen und Festivals, darunter der Choriner Musiksommer, die Burghofspiele in Eltville, der Höchster Orgelsommer, die Klosterkonzerte Preetz und die Internationalen Bachtage Hessen & Thüringen, die von Rezensenten und Publikum enthusiastisch aufgenommen wurden. Im Zuge dieser Erfolge hat das Trompetenensemble Joachim Schäfer bereits zwei CD-Aufnahmen beim Heidelberger Label Christophorus veröffentlicht. Besonders die Arrangements, die Joachim Schäfer sich und seinen Kollegen förmlich auf den Leib schrieb, verhalfen dem Trompetenensemble zu nachhaltigem Erfolg. So ist das “Trompetenensemble Joachim Schäfer” nicht auf das herkömmliche Repertoire festgelegt. Vielmehr gehören Originalwerke und Bearbeitungen aus Renaissance, Barock, Romantik und Moderne zu den Programmen der Musiker. Zum Ensemble gehören zunächst Joachim Schäfer, geboren in Dresden, er studierte von 1990 bis 1994 in seiner Heimatstadt an der Hochschule für Musik “Carl Maria von Weber” und gilt als herausragender Musiker der neuen Trompeter-Generation. Die Kritik würdigt zuvörderst seine technische Souveränität sowie sein müheloses, stilsicheres und dynamisch sensibles Spiel, mit dem er auf der Piccolotrompete hohe Maßstäbe setzt. Besonders wird seine brillante Intonation auf der Trompete durch Kritik und Presse hervorgehoben. Im Jahr 1998 erhielt Joachim Schäfer vom Heidelberger Label Christophorus einen Plattenvertrag. Die zweite Piccolotrompete spielt Arne Lagemann ( Piccolotrompete II ), geboren in Frankfurt/Oder. Er besuchte zunächst die Spezialschule für Musik in Berlin und später die Hochschule für Musik “Hanns Eisler”. Seit 1994 ist er Trompeter an der Anhaltischen Philharmonie Dessau. Als Solist und als Mitglied verschiedener Ensembles ist er in ganz Europa gefragt. Schließlich wird die dritte Trompete von Kiichi Yotsumoto gespielt, der in Osaka ( Japan ) geboren wurde. Er besuchte die Hochschule für Musik in Tokyo bei Teruyo Hayashi und studierte von 1994 bis 1997 an der Hochschule für Musik “Hanns Eisler” Berlin bei Prof. William Forman. 1994 erhielt er den begehrten „Hans Eisler Preis“ für Interpretation. Seit 1997 ist er als freiberuflicher Musiker tätig. Er gibt regelmäßig Solokonzerte im In- und Ausland. An den Pauken findet sich Frank Hiesler, geboren in Hamburg, Musikpädagoge und Musiktherapeut. Er ist Lehrbeauftragter der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Mitglied in verschiedenen Ensembles für alte, neue und improvisierte Musik. Die Orgel spielt Matthias Eisenberg der in Dresden geboren wurde. Er war zunächst Mitglied des Dresdner Kreuzchores und später Student an der Musikhochschule Felix Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig bei Prof. Wolfgang Schetelich. Von 1980-1986 war er als Gewandhausorganist in Leipzig und danach Kirchenmusiker in Frankfurt und Hannover tätig, seit 1992 in Keitum auf Sylt. Eine außerordentlich umfangreiche Konzerttätigkeit auf allen Kontinenten als Organist und Cembalist sowie Rundfunk-, Fernseh-, Schallplatten- und CD-Aufnahmen (u. a. das gesamte Orgelwerk Johann Sebastian Bachs) sind bezeichnend für sein reges musikalisches Schaffen. Er ist Preisträger internationaler Orgelwettbewerbe, u. a. des Leipziger Bachwettbewerbes.

303. Veranstaltung, 10. Februar 2010, Jakobi Kirche Coesfeld, 19.30 Uhr   Fotogalerie

Calmus Ensemble Leipzig


"Europäische Meisterwerke"
H. Schütz - Geistliche Chormusik 1648
J. S. Bach - Jesu meine Freude Motette BWV 227
F. Mendelssohn - Trauergesang Motette op. 116
Max Reger - Geistliche Gesänge op. 138
Europäische Madrigale - von Morely, Gesualdo, Schein und J. de Prez

calmus Ensemble Leipzig

Die europaweit bekannten Gesangssolisten des Calmus Ensembles Leipzig werden am Mittwoch 14. April 2010 um 20.00 Uhr in der Coesfelder Bürgerhalle Gast des Konzertrings - Coesfeld sein. Sie bilden ein A-cappella-Ensemble von höchster Qualität. Sie sind seit fast 10 Jahren in den Konzertsälen und Kirchen Europas gern gesehene Künstler. Schon zu Beginn ihrer Karriere bezeichnete die Fachzeitschrift Fonoforum sie als neuen Stern am A-cappella-Himmel und sie haben im Laufe der Jahre eine große Anzahl internationaler Preise gewonnen. Sie haben u. a. Meisterkurse bei den King´s Singers absolviert, ihren ersten Vorbildern, die bereits 1994 beim Konzertring zu Gast waren. Heute sind sie ihnen ebenbürtig. Zuletzt gewannen sie den deutschen "Echo-Klassik" Preis. Ihre Wurzeln haben sie in der fast 800-jährigen Tradition des Thomanerchors Leipzig, aus dem zwei der heutigen Mitglieder noch stammen. Unvergesslich sind die Konzerte des Ensembles durch die Musizierfreude, die lupenreine Intonation und die klangliche Homogenität. Einzige Sängerin ist die Sopranistin Anja Lipfert, die 2001 zu Calmus kam. Sie studierte Gesang an der Musikhochschule Leipzig bei Adelheid Vogel. Ludwig Böhme, Bariton, war von 1989 bis 1998 Mitglied des Thomanerchores und zur Zeit deren Konzerts in Coesfeld 2001 Assistent des Thomaskantors Biller. Bei ihm studierte er auch an der Hochschule "Felix Menselssohn Batholdy" und ist eines der Gründungsmitglieder des Calmus Ensemble. Der Countertenor Sebastian Krause gehörte ebenfalls bis 1998 dem Thomanerchor an und war ebenso Mitbegründer des Calmus. Er hatte Gesangsunterricht bei Jörn Sakuth und ab 2004 bei Dirk Schmidt. Der Tenor Tobias Pöche, ehemaliges Mitglied des Dresdener Kreuzchores, studierte Gesang bei Prof. Rudolf Riemer an der Musikhochschule Leipzig. Er ist seit 2006 beim Calmus Ensemble. Er singt auch bei verschiedenen Rundfunkchören, ist zusätzlich solistisch tätig und arbeitete u. a. mit den Dirigenten Fläming, Schreier oder Venzago zusammen. Schließlich der Bass Joe Roesler, seit 2005 das klangliche Fundament des Ensembles. Als wunderbar klarer und tiefer Bass sang er im "Chamber Choir of Europe" oder im "Kammerchor Stuttgart", er erhielt seine Gesangsausbildung bei Kemna, Lindemann und Hohlheimer in Hamburg sowie bei Rzepka in Frankfurt. Auf den Programm stehen im ersten Teil unter dem Titel "Musikstadt Leipzig" Werke von Schütz, Bach, Mendelssohn und Reger und nach der Pause ein Feuerwerk barocker Madrigale aus ganz Europa. Aus der Geistlichen Chormusik von Heinrich Schütz, 1648 erschienen und den Leipziger Thomanern gewidmet, stehen die beiden Stücke "Also hat Gott die Welt geliebt" und "Unser keiner lebet ihm selber" am Anfang des der geistlichen Chormusik gewidmeten Teils. Das erste, ein nahezu homophoner, ausdrucksstarker fünfstimmiger Satz enthält am Schluss eine der schönsten Eingebungen Schütz´, ein aufsteigender Melodiebogen im volkstümlichen Klang "… sondern das ewige Leben haben" dagegen erfüllt tiefer Ernst den Beginn der sich anschließenden Motette von Schütz. Mit der Motette "Jesu meine Freude" von J. S. Bach steht der Komponist, der am ehesten mit der Stadt Leipzig verbunden wird, im Mittelpunkt des ersten Teils. Obwohl die Motette als Kunstform durchaus im Mittelpunkt alter kirchenmusikalischen Tradition steht hat Bach nur sechs Motetten komponiert. Bach wandte sich mehr den instrumental begleiteten Kantaten zu als dieser hohen Kunst des A-cappella-Gesangs, die er allerdings perfekt beherrschte. Viele bezeichnen seine Motetten wegen der Kraft ihrer thematischen Gedanken, der hohen polyphonen Kunst ihrer Sätze und der Reinheit ihres geistlichen Gehalts durchaus überschwänglich als den Höhepunkt aller Chormusik. Spürbar für den Konzertbesucher wird aber schon die Erhebung durch diese höchste Kunst. "Jesu meine Freude" ist darüber hinaus die umfangreichste und gehaltvollste Choralmotette Bachs, in der er den Kern des protestantischen Christentums verkörpert. Sie ist eine Folge von Choralvariationen, die sich auf 6 Strophen eines Gedichts von Johann Franck stützen, die durch 5 eingeschobene Zwischentexte ergänzt werden, so dass diese Motett aus insgesamt 11 Sätzen besteht. Sie hat einen etwas schwermütigen Charakter sie handelt vom Unwert der Welt und allerdings auch von der Sicherheit des Lebens im Glauben. Sie schließt mit "…dennoch bleibst du auch im Leide, Jesu meine Freude". Diese Stimmung nimmt der Trauergesang op. 116 von Felix Mendelssohn auf, den er 1845 komponierte und in dem nach einem Text von Friedrich Aulenbach das Herabschweben des Engel beschrieben wird, dessen Berührung die Trennung "des Geistes Leben von der Erdenhülle schwerem Band" bewirke. Sowohl Mendelssohn als auch Max Reger, aus dessen "Acht geistlichen Gesängen" op. 138 drei Sätze folgen, sind große Verehrer Bachs und wichtige Erneuerer der protestantischen Kirchenmusik. Obwohl, "katholisch bis in die Fingerspitzen", pries Reger die Kraft des protestantischen Chorals. Wurde Reger schon mal als zweiter Bach apostrophiert, so sind seine Satztechniken trotz geistiger Wahlverwandtschaft neue Musik und in einer romanischen Auffassung sehr dicht und in gewisser Weise überirdisch. Mit dem "Nachtlied" in h-Moll klingt der erste Teil des Konzertes in großer harmonischer Ruhe aus. Der zweite Teil des Konzerts ist dem Madrigal der Renaissance gewidmet, das eine frei gestaltete Form polyphonen Chorgesangs des 16. und 17. Jahunderts darstellt. Behandelt werden amouröse, phantastische und mythologische Themen ebenso wie Widmungen und Huldigungen. Die englischen Madrigale zeichnen sich durch satte Klangfülle und kraftvollen Melodik aus. Thomas Morely, William Bird, John Dowland, um nur einige zu nennen, haben der weltliche Kunst des Madrigals in England zu hoher Blüte verholfen. Die italienischen Madrigale haben schon deutlich früher ihren Höhepunkt erreicht. Gegen Ende der Madrigalepoche in Ita- lien sind es der sehr frei schaffende Don Carlo Gesualdo oder der Meister der verschärfenden Harmonik Claudio Monteverdi, die diese Kunst bestimmen. In Spanien führte der italienische Einfluss auf die Weiterentwicklung der Villancicos in madrigalartigem Satz. Der Begriff des Madrigals wurde nur in Katalanien über-nommen und die lustigen mit Sprachwitz ausgestalteten Madrigale von Mateo Flecha wurden 1581 in Prag verlegt. Die deutsche Zeit der Madrigale schließt sich durch italienischen Einfluss an die große Zeit des Cantus-firmus Satzes an. Der Thomaskantor Johann Heinrich Schein gehört neben Leo Hassler zu den großen deutschen Komponisten, die neben dem religiösen auch das gesellige Lied mit großer Leichtigkeit und hochgebildetem Geschmack setzten und bis heute unvergessen machten. Im Gegensatz zu England und Deutschland gibt es im französischen Madrigal keine Einflüsse aus Italien. Josquin de Prez kam wie Clement Janequin vom Chanson und der frühen Motette der „ars nova“ her. Im ersten Madrigalbuch von 1530 finden sich sechs Chansons von Janequin. Der intensive und tiefgehende Eindruck, den die Zuhörer von diesem Konzert mitnehmen werden, wird lange in Erinnerung bleiben.

304. Veranstaltung, 14. April 2010, Bürgerhalle Coesfeld, 20.00 Uhr   Anfahrt