Voraussichtlich im Frühjahr 2009 erscheint die
Studie:
Die Postkarte: Zur Sprach- und Medienkultur
von 1865–1920
Diese Arbeit füllt wesentliche Lücken der
Sprach- und Medienwissenschaft: Erstmalig wird die Postkarte als
Kommunikationsmedium zum zentralen Untersuchungsgegenstand erhoben
und damit die spezifische Entstehungs- und Nutzungsgeschichte eines
für geschäftliche und private Zwecke weitläufig verwendeten
Typs von Kurzkommunikation rekonstruiert. In mediengeschichtlichen
Darstellungen blieb die Postkarte, als Universalkorrespondenzmittel
des ausgehenden 19. Jahrhunderts bisher ausgespart, da sie im Umfeld
der medientechnischen Neuerungen des Kommunikationszeitalters zum
Bagatelle-Fall erklärt worden war. Dieser technikfixierten
Unverhältnismäßigkeit ist es geschuldet, dass in
einschlägigen Mediengeschichten zum Kommunikationsphänomen
Postkarte bestenfalls medien- und kulturkritische Stereotypen tradiert
werden, die bis in die Entstehungszeit des Mediums zurückreichen.
Ebenso einseitig wurde die Geschichte der Postkarte bisher populärwissenschaftlich
als Motivgeschichte gezeichnet, in der die Postkarte lediglich als
Bildträger einer vergangenen Epoche fungiert, ohne die Frage
nach dem tatsächlichen kommunikativen Nutzungsspektrum oder
den soziokulturellen und mentalitätsgebundenen Bedingungen
gründlich zu beantworten. Mit der vorliegenden medienontologischen
Studie wird eine grundsätzlich andere Forschungsperspektive
eingenommen:
Das Medium wird als eigenständige Kommunikationsform
in seiner Genese und funktionalen Entwicklung porträtiert sowie
sein epochaler Stellenwert für die Kommunikationskultur des
frühen 20. Jahrhundert ermittelt. Da die Besonderheit von Postkartenkommunikation
nicht nur in einer eigentümlichen Verbindung aus Privatheit
und Öffentlichkeit, aus Konventionalität und Originalität
besteht, sondern ebenso in einer potenziellen Offenheit für
multikodale Botschaften aus sprachlichen, bildlichen und formalästhetischen
Zeichen liegt, wird in der Arbeit, dem Gegenstand entsprechend,
ein mehrdisziplinäres Analyseverfahren praktiziert. Werden
einerseits mit linguistischen Methoden die Spezifik von Postkartenstilen
im Gegensatz zu Telegramm- und Briefstil analysiert, werden andererseits
die nichtsprachlichen Dimensionen von Postkartenbotschaften semiotisch
ermittelt.
Grundlegend wird eine kulturwissenschaftliche Perspektive eingenommen,
die das Medium ein-bettet in diskursive, habituelle und mediale
Kontexte von 1850 bis 1920. Eine derartige kulturgeschichtliche
Kontextualisierung ist essentiell, da die Epoche, die hier in den
Blick genommen wird, fundamental geprägt ist von einem Modernisierungswandel,
für den die Postkarte geradezu symptomatisch steht.
Die vorliegende Arbeit stellt ein Grundlagen- und Standardwerk für
weiterführende Forschungen zur Postkarte dar.
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