Die „Klavier-Boutique“...

ist ein Lehrwerk für den Einzelunterricht am Klavier,

ist gedacht für Schüler, welche einen Elementarkurs an einer Musikschule absolviert haben und anschließend im Alter von ca. 8 (7 ½ - 8 ½ ) Jahren mit Klavierspielen beginnen.                             

 

Was ist in dieser Schule Besonderes beabsichtigt?

·      Die Beobachtung, dass Anfänger häufig beim Gebrauch des 4. und 5. Fingers den Daumen abspreizen oder verspannen, lässt es als sinnvoll erscheinen, dass noch vor der Einführung dieser äusseren Finger mit den Fingern 1 bis 3 variantenreicher gearbeitet wird, z.B. durch Nachrücken, Untersatz oder Lagenwechsel.

·      Damit wurde ein anderes, häufiges Problem deutlich verringert: Die Angst vor dem „schwierigen“ Fingersatz, der nur deshalb als schwer empfunden wird, weil er in vielen Lehrwerken erst nach einem halben Jahr - zu spät - eingeführt wird.

·      Die Erfahrung hat gezeigt, dass auf diesem Weg die Hand, insbesondere der Daumen, von Anfang an locker bleibt und die äußerst schwere nachträgliche Korrektur des abgespreizten Daumens nicht mehr nötig wird.

·      Besonders Wert gelegt wurde auf Erarbeitung der wirklichen pianistischen Grundlagen: Klanggestaltung insofern, als frühzeitig gelernt wird, mit der rechten Hand lauter zu spielen als mit der Begleithand (dasselbe natürlich auch umgekehrt), Gebrauch des rechten Pedales, in sehr einfachen, aber wirksamen Übungen. Unterschiedliche Artikulation in beiden Händen: staccato gegen legato.

·      Diese Grundlagen werden in sog. “Bausteinen“ erarbeitet. Es empfiehlt sich, diese Übungen ihrer Wichtigkeit wegen im Unterricht gemeinsam mit dem Schüler zu erarbeiten und erst dann als Hausaufgabe aufzugeben, wenn die richtige Ausführung sicher gelingt. Die Vorteile: Das Vorbild des Lehrers ist stets hörbar und sichtbar, Korrektur ist auch bei kleinen Fehlern möglich. Ausserdem ist die Anwesenheit des Lehrers der Garant dafür, dass diese Übungen auch tatsächlich gemacht werden, während gerade bei kleineren Schülern sonst häufig Übungen zugunsten schön klingender Stücke vernachlässigt werden.

·      Die Auswahl der Stücke erfolgte bewußt so, dass eine grosse Vielfalt an Musikstücken zu finden ist: Der Schüler darf und soll einen eigenen Geschmack ausbilden dürfen. So findet der Spieler Lieder und Spielstücke von der Renaissance bis zu Strawinsky und Blues. Reizvolle Kompositionen von Schülern wollen anregen, dass der Spieler ebenfalls komponiert.

·      Ebenfalls als wichtiges Element für jeden Klavierunterricht ist in der Klavier-Boutique ein kleiner Improvisations-Kurs enthalten, wo der Spieler lernt, Lieder akkordisch zu begleiten, angeregt wird, eigene Melodien zu erfinden und diese ebenfalls mit einer Begleitung zu ergänzen. Dies ist eine vorzügliche Hilfe zur Entwicklung des inneren Gehörs und der Klangvorstellung. Es schafft ferner den Boden, in den Phasen zurückgehender Motivation populäre Songs selbst zu spielen und effektvoll zu begleiten.

·      Die Verwendungsdauer der Schule hängt natürlich vom Alter des Spielers und seinem individuellen Arbeitseinsatz ab. Sie liegt etwa bei 1 ½ Jahren. Dieses Älterwerden des Schülers wurde in der Klavier-Boutique berücksichtigt: Die Spielstücke werden nicht nur progressiv schwerer, sondern sie „wachsen“ künstlerisch mit dem Schüler mit. Zu Beginn kleine Spielstücke, in der Mitte des Bandes z.B. klangmalerische Stücke wie „Der mutige Ritter“, gegen Ende z.B. Blues oder Bartòk.

Die Klavier-Boutique ist ein in vielen Zehntausend Exemplaren erprobtes Lehrwerk, das Spieler hervorbringt, die eine gründliche Technik und ein fundiertes künstlerisches Spiel beherrschen.

 

Die „Schatzkiste“

Als Anschluss an die „Klavier-Boutique“ gedacht ist die „Schatzkiste“, ein Band, der progressiv geordnet eine gezielte Auswahl von Stücken bringt, welche ein paar Verbesserungen gegenüber anderen Sammlungen beabsichtigten:

1.   Die Schüler der Klavier-Boutique haben nach dem Durcharbeiten des Bandes ein Niveau erreicht, das zwar noch relativ kurze Stücke fordert (des jungen Alters wegen), das jedoch durchaus kleine technische Raffinessen ermöglicht, die in vielen anderen kurzen Stücken nicht immer enthalten sind. Die Stücke sind also kurz, viele mit kleinem „sportlich“-technischem Anreiz.

2.   Der Band ist bewußt in 3 Teile aufgeteilt: a) übliche Spielstücke, b) Moderne Musik, c) Modische Stücke. Und das aus folgendem Grund: Moderne Musik sollte bewußt psychologisch geschickt vorbereitet und eingeführt werden, damit ihre Akzeptanz beim Schüler höher wird. Ich selbst spiele solche Stücke im Unterricht einige Male vor, spreche mit dem Schüler über sie, bevor sie in einer späteren Unterrichtsstunde als Hausaufgabe gegeben werden. Die Erfahrung zeigt, dass sich dieses Vorgehen als sehr wirksam erweist! Der u.a. geäußerte Vorwurf, dass durch diese Einteilung die moderne Musik „ghettoisiert“ würde, tritt m.E. in den Hintergrund gegenüber der deutlich verbesserten Akzeptanz. Ebenso bewußt sollte der Schüler wissen, wann er „leichtere“ Musik spielt. Hier mag man mehr Willkür im Spiel erlauben als im „klassischen“ Repertoire, mag diese Stücke auch als Belohnung oder als beabsichtige Erholungsphase einsetzen.

3.   In diesem Alter - und nicht erst jetzt! - ist Repertoirepflege einer der wichtigsten Pfeiler, um Motivation und Spielfreude zu erhalten. Damit Lehrer und Schüler diese Pflege des Repertoires bewußt betreiben, befinden sich am Ende des Bandes die „Repertoire-Karten“, heraustrennbare Karten, wo die Lieblingsstücke und/oder die für die Weiterarbeit wichtigsten Stücke mit Datum der Wiederholung eingetragen werden können. Die oft registrierte Wirkung: Es kommt Besuch und der Schüler kann wirklich - ohne große Überredung und ohne peinliches Steckenbleiben - ein paar Stücke vorspielen. Und beim Schülerkonzert sinkt die Aufregung, wenn statt frisch und gerade eben Bewältigtem aus dem Repertoire geschöpft werden kann!