Immer wieder zieht es uns in die Heimat


Im Mittelpunkt unserer diesjährigen Reise in die Heimat stand der Besuch der Stadt und des historischen Kreises Naugard. Wir waren mit 47 Personen eine große Gruppe, die vom 27. bis 31. August die Fahrt in Richtung Pommern antrat. Eigentlich war alles so wie in den nunmehr 16 Jahren unserer Heimatreisen, aber dieses Mal waren überwiegend jüngere Teilnehmer dabei, die zwar noch in der Heimat geboren waren, aber wenig oder keine Erinnerung daran haben.
Einige Mitreisende waren in „Sachen“ Familienforschung unterwegs, um vor Ort die Spuren ihrer Vorfahren zu finden. So konnten wir, die schon oft in der Heimat gewesen sind, aus der Vergangenheit und Gegenwart nützliche Informationen geben.
Mit der obligatorischen Stadtrundfahrt durch Naugard und einem Besuch des Städtchens Daber begann für uns, aus dem Hotel in Matzdorf kommend, unser Heimatbesuch.
Zu unserer Freude konnten wir in Naugard viele alte Häuser aus deutscher Zeit in neuem Glanz bewundern.
Am eindrucksvollsten ist der Wiederaufbau des abgebrannten Turmes der Naugarder Marienkirche und des Kircheninnenraumes, der ebenfalls durch den Brand beschädigt worden war. Außerhalb der üblichen Zeit ließ der Dekan für uns die drei neuen Glocken „Glaube, Liebe und Hoffnung“ läuten. Der neue Dachreiter macht auf uns im Gegensatz zu der neuen Turmuhr einen fremden Eindruck. Die Orgelempore ist inzwischen restauriert, und die neue Orgel wird in diesen Wochen erwartet, ebenso der wiederhergestellte Altar. Die Ebersteinkapelle wurde jetzt dem Heiligen Franziskus geweiht.


Die Naugarder vor ihrer Kirche

Auf unseren Wunsch wird dort eine Tafel angebracht, die auf die Ebersteiner, Gründer der Stadt Naugard und Erbauer der Marienkirche, hinweist. Die Kanzel erstrahlt in Gold und Blau schöner denn je. Der Bibelspruch in deutscher Sprache „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ an der Stirnwand der Kanzel war unter anderem der Leitgedanke der Predigt, die Pastor Schwandt in seinem Gottesdienst hielt. Das Lied „Geh’ aus mein Herz und suche Freud“, das die Gemeinde sang, passte so recht zu dem sonnigen Spätsommerwetter, das wir während dieser Tage erleben durften.

Nach diesem Gottesdienst mit Abendmahl erwartete uns der Bürgermeister der Stadt Naugard, Herr Ziemba, in der Stadtbibliothek. Leider war ein Empfang im Rathaus nicht möglich, da im Ratssaal seit Monaten Bauarbeiten durchgeführt werden. Es hatten sich in dem fast 100-jährigen Gebäude einige Deckenbalken gelöst. Wir wurden herzlich vom Bürgermeister Ziemba begrüßt, der sogleich feststellte, wie jung unsere Gruppe geworden ist. Der Bürgermeister berichtete unter anderem von einem erfreulichen Rückgang der Arbeitslosigkeit in Naugard, von einer regen Bautätigkeit – vor allem neuer Wohnhäuser – aber auch von der noch immer andauernden Unsicherheit, wo und wann die neue Umgehungsstraße gebaut wird. Sie ist dringend erforderlich, denn in der Hauptverkehrszeit, aber vor allem während der Urlaubsmonate, ist der Durchgangsverkehr auf den alten Naugarder Straßen nicht mehr zu bewältigen.
Wir sprachen auch mit dem Bürgermeister über ein Museum in Naugard und boten ihm unsere Hilfe an. Aus unserem Museum „Naugard“ in Heide, das er so bewundert, würden wir ihm gerne Kopien der Exponate und Fotografien überlassen.
Im Anschluss an den Besuch beim Bürgermeister fuhren wir nach Külz zum Mittagessen, besuchten die Patronatskirche der Familie von Bismarck und den restaurierten Dorffriedhof. Dieser erste Tag in der Heimat endete mit einer Kreisrundfahrt in die Dörfer unserer Mitreisenden unter anderem Jarchlin, Kniephof, Maskow, Klein Leistikow, Groß Sabow, Kartzig, Hindenburg, Retztow und Christinenberg.
Zum Bismarckschloss Varzin ging es am nächsten Tag. Unsere Mittagspause machten wir im „Bernsteinpalast“ in Streckenthin. In Varzin erwartete uns Peter Manka mit einer Führung durch das Schloss, den Park und vor allem zeigte er uns voller Stolz die wieder aufgebaute Remise, das ehemalige Kutscherhaus.


Am Morgen vor der Reise zur Ostsee am Hotel in Matzdorf

Dieser Ausflugstag war ausgefüllt mit vielen Eindrücken. Besonders unsere neuen Mitfahrenden waren begeistert von der Schönheit der pommerschen Landschaft. Leider sind immer noch viele Felder unbestellt, auf denen jetzt im Spätsommer in verschiedenen Gelbtönen die Goldrute blüht, vergleichbar mit der Rapsblüte im Frühjahr. Natürlich gehörte auch zu unserer Reise ein Tag an der Ostsee. Wir fuhren in das lebhafte Ostseebad Misdroy und besuchten den Camminer Dom.
Die Tage in der Heimat gingen zu Ende mit einigen Abschiedsstunden in Naugard und dem Besuch unserer Gedenkstätte auf dem Naugarder Friedhof. Lob und Anerkennung für die Planung und Durchführung der Reise wurden besonders von den neuen Teilnehmern immer wieder zum Ausdruck gebracht und nicht zuletzt waren sie angetan von dem Zusammenhalt unserer Landsleute noch nach über 60 Jahren. Wir erlebten wieder einmal die Schönheit der pommerschen Landschaft von der Ostsee bis weit in das Rummelsburger Land.

Leider nahm die Reise für die Verfasserin dieses Berichtes kein gutes Ende. Durch einen unglücklichen Sturz am Morgen der Abreise zog sie sich eine Fraktur des rechten Unterschenkels zu, die nach einer schmerzhaften Rückfahrt zu Hause im Krankenhaus behandelt werden muss.

 

Margrit Schlegel