Mittwoch, 9. September 2009

Alte Kartoffelsorten - wieder entdeckt

Dr. Weymann aus Breuna ist am 11. Oktober bei Nordhessen geschmackvoll! 2009 wieder mit vielen alten Kartoffelsorten dabei. Hier ist sein Blog-Beitrag:

Renaissance alter Kartoffelsorten

2008 wurde von den Vereinten Nationen zum Jahr der Kartoffel erklärt. Damit soll unter dem Leitmotiv „Ein verborgener Schatz“ der potentielle Beitrag der Kartoffel an der Bekämpfung des Hungers und der Bewältigung der Armut gewürdigt werden.

Die Kartoffel gilt in Deutschland als das beliebteste Grundnahrungsmittel. Ursprünglich stammen die Kartoffeln aus Südamerika, von wo aus sie durch spanische Seeleute mit nach Europa gebracht wurden. Der Anbau der Kartoffeln wurde zunächst an den Höfen der Adligen und in Klöstern wegen der schönen Blüten durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt war der eigentliche Wert als Nahrungsmittel wenig bekannt. Seit dem ersten planmäßigen Kartoffelanbau für Verzehrszwecke in Pilgramsreuth (Landkreis Hof) 1647 wird in Deutschland eine große Vielfalt von Kartoffeln angebaut. Der zunächst durch einige Landesherren (der bekannteste dürfte Friedrich der Große gewesen sein) erzwungene Anbau brachte den Durchbruch für die Kartoffel. Wurde mit dem Anbau von Kartoffeln als Lebensmittel anfangs noch die reine Sättigung von Bevölkerung und Soldaten bezweckt, liegt der Fokus heute auf der Zucht im Hinblick auf Resistenzen, Ertragsmenge und Normierung. Trotzdem entdecken immer mehr Landwirte und Hobbygärtner ihre Liebe für alte Kartoffelsorten.

Geschmack und Form steht im Vordergrund

Geschmacklich bieten die alten Sorten einiges. Bamberger Hörnchen beispielsweise sind eine besonders leckere Salatkartoffel, die wegen ihrer Form als Pellkartoffel zubereitet werden. Die Schale ist so zart, dass sie mitgegessen werden kann. In Kombination mit der blauen Vitelotte macht sie einen Kartoffelsalat auch zum optischen Genuss. Auch als Bratkartoffel bietet sie durch ihren etwas nussartigen Geschmack einen besonderen Gaumenspass. Die verschiedenen Kocheigenschaften sind es auch, die den Reiz zum Anbau dieser Sorten ausmachen. Wo findet man heute noch Sorten, die mehlig kochend sind und somit z.B. für Eintopf besonders geeignet sind wie etwa die blauschalige, hellfleischig marmorierte Edzell Blue.

Im nordhessischen Breuna bauen wir auf unserem landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb, neben ca. 80 – 90 verschiedenen Sorten Kürbissen, nunmehr auch ca. 50 verschiedene Sorten Kartoffeln aus aller Welt an. Nach einer sechsjährigen Kartoffelanbaupause begannen wir 2004 mit fünf alten Sorten für den Eigenbedarf. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Palette auf über vierzig Sorten erhöht. Begonnen hat sein Interesse mit der blauschaligen Sorte Vitelotte, die der Agraringenieur in einem Gemüseregal sah. Über Studienkollegen und Internetrecherchen konnten einige Exemplare der Sorten Bamberger Hörnchen, La Ratte, Edzell Blue, Mr. Bresee und die Sorte Vitelotte besorgt werden. Bei diesen Sorten handelt es sich um solche, die für den großflächigen Anbau aufgrund ihrer Formen oder Farben nicht geeignet sind. Sie sind zum Teil maschinell nur mit erheblichem Aufwand zu pflanzen oder zu ernten. Von den alten Sorten ist kein anerkanntes Saatgut mehr zu bekommen, der Erhalt der Sorten wird durch Hobbylandwirte oder Gärtner gewährleistet.

Die Vermarktung der Kartoffeln erfolgt ausschließlich über den Direktverkauf im Herbst, bzw. über Veranstaltungen, wie z.B. die Landesgartenschau 2006 in Bad Wildungen, die Naumburger Pomologentage oder das Nordhessiche Spezialitätenfestival in Melsungen.

Mit der Einladung zur Teilnahme an der Grünen Woche 2008 in Berlin bot sich eine Möglichkeit, die alten Kartoffelsorten einem breitem Publikum zu präsentieren. Dabei wurden in Verbindung mit dem Märkischem Ausstellungs- und Freizeitzentrum GmbH Paaren/Glien ca. 40 alte und ca. 60 aktuelle Kartoffelsorten auf den Stand 105 in der Messehalle 26 gezeigt.

Auch die Teilnahme an der Herbstmesse Kassel zeigte, dass ein großes Interesse an dieser Thematik in der Bevölkerung vorhanden ist.

Dr. Walter Weymann
Rhödaerstr. 4
34479 Breuna
05693/5102
walterweymann@web.de

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