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PORTUGAL/Weinbau
Alter Stein und reifer Wein
Grob ist die Hand, die den Schirm hält, fein sind die Fäden, die daran
herunterlaufen.
„Neben dem Wasserbecken an der Straße ist ein altes Portal“,
sagt er , „aber den torre, den Turm, kannst du gar nicht verfehlen.
Es ist tatsächlich nicht weit, und der Herr des Anwesens, Luís Perreira,
scheint gewartet zu haben. Fast ein Einsiedler auf der quinta, dem Landgut, steht
er in Jeans und Lederjacke in der Remise neben alten Weinfässern und öffnet
die Wagentür. Das Gepäck trägt er über die breite Freitreppe
hinauf zur Veranda.
Im Haus riecht es nach Rauch: Apfelholz und Eiche, das Feuer gibt sich Mühe,
den großen Raum mit Wänden aus Bruchstein zu wärmen. Der schmiedeeiserne
Kandelaber unter der hölzernen Trogdecke verbreitet warmes Licht. Das flackernde
Feuer verstärkt die Melancholie dieses regnerischen Nachmittags im Tal. Und
als sei es ein Zwang, lasse ich mich in einen tiefen Postersessel vor dem Kamin
fallen.
Der Hausherr selbst bereitet Tee, die Zeiten haben sich wirklich geändert,
die Hausbesorgerin musste ihre fiebernde Tochter ins Krankenhaus bringen. Auf
die Belange der Bediensteten einzugehen, wäre im Minho noch vor zehn Jahren
unmöglich gewesen – und das Koffertragen auch. Wer hier lebte, der
herrschte nicht nur über die quinta, fast eine Burg, sondern auch üb
er das Leben der Pächter und Knechte. Doch seit die Landherren ihre Schlösser,
Landhäuser und Burgen dem Turismo de Habitação geöffnet
haben, mussten sie sich anpassen. Der Gast wird von ihnen bedient und nicht von
wandelnden Serviceautomaten, wie in den touristischen Hochburgen der Algarve,
die ihre Kunden verachten.
Die Wolken reißen auf, gleißendes Licht fällt in den düsteren
Raum. Regentropfen glitzern an den Scheiben, draußen leuchten Orangen zwischen
grünen Blättern. Dann schließt sich der Himmel wieder, und früh
wird es dunkel, obwohl es im Sommer sonst bis tief in die Nacht hell bleibt.
Die groben Steine des Wohnraumes beruhigen, geben ein Gefühl der Geborgenheit.
Wir strecken die Füße dem Feuer entgegen und plaudern. Die einen Meter
dicken Wände des Turms, der an einer Seite den Raum begrenzt, werfen Fragen
auf. Es ist der älteste Teil des Anwesens, und Luís Perreira berichtet,
dass der rechteckige Wachturm am Ende des 15. Jahrhunderts gebaut wurde. „Der
Feind, das waren nicht die Mauren sondern Spanier, die sich den Minho einverleiben
wollten.“ Er sagt es so, als sei es gestern gewesen.
Die Kastilier herrschten von 1580 bis 1640 über Portugal. Doch später
blieben die Grenzen unangetastet.
Im obersten Gewölbestein der Tür zum Turm findet sich das gleiche Kreuz
wie auf dem Schild des Familienwappens mit Ritterhelm und Halbmond auf goldenen
Feld. Maurisch? „Nein. In dieser Tür habe ich einmal ein Gespenst gesehen.
Es mag auch am Wein gelegen haben“, gibt der Hausherr zu. Eine neue Holztreppe
führt in die Geschosse , jede Etage ein einziger Raum mit einem Fenster in
jede Himmelsrichtung.
Von hier aus kommunizierten die Wächter mit denen auf der Burg auf der gegenüberliegenden
Bergspitze. Spanien ist nicht weit, es sind nur knappe 30 Kilometer. Aber von
der Burg gegenüber, wo der Nationalpark Peneda Gerés beginnt, ist
im Gegensatz zu diesem Turm nicht einmal die Ruine geblieben.
Nach dem Tee wechseln wir zum Vinho Verde, dem Grünen Wein. Doch das bedeute
nicht Grün sondern jung, und der Wein ist leicht und ein Roter. Er wird getrunken,
noch bevor er ein Jahr alt ist.
Im Raum, den nur das Feuer erhellt, hängen noch andere Gemälde und gekreuzte
Pistolen über einem Regal mit in Leder gebundenen Büchern. Das Erscheinungsjahr
ist MDCCIVII - 1742. So wie die Bücher blickt auch der Gastgeber auf die
lange Geschichte seiner Familie zurück. Von 1726 weiß das erste Dokument
zu berichten – sagt zumindest ein Bruder, den Luís Pereira auf meine
Frage hin anruft.
Was die Gravur auf dem Schwert an der Wand des Kaminzimmers zu bedeuten hat, weiß
der Hausherr nicht – „...noch nicht“, wie er sagt. >El Rey
de Portugal< Der König von Portugal, geschrieben auf Spanisch. Herr dieser
Quinta zu sein bedeutet nicht nur die Gäste selbst zu bewirten, sondern auch
Ahnenforschung zu betreiben. Sogar die Gemälde will Luís Pereira selbst
restaurieren. Sie hätten es nötig. Eines im Raum nebenan zeigt ein Familienmitglied,
das bei der liberalen Revolution von 1820 im nahen Porto hingerichtet wurde. Auf
einem anderen Portrait , noch in bester Verfassung, ist ein später an Schwindsucht
gestorbener Vetter abgebildet, daneben hängt eines, von jemandem, der im
unbekannten Nordosten Brasiliens zum Gouverneur ernannt wurde.
Die Gravur eines silbernen Prunktellers erinnert an den Vater, den Stierkämpfer.
Der Sohn wehrt ab, als er mein skeptisches Gesicht sieht„Er war keiner von
den Blutigen sondern von den Starken. Er packte den Stier bei den Hörnern
und zwang ihn gemeinsam mit seiner Mannschaft zu Boden.“
Als Luís Perreira hier vor fünf Jahren hier anfing, war er 28 Jahre
alt. Bis dahin war er im Mietwagengeschäft tätig gewesen und hatte nie
ein Landgut geführt. Aber es war ihm klar, dass er keine touristische Maschine
wollte, sondern sich für seine Gäste Zeit nehmen und für sich selbst.
„Ich halte mich für konservativ und modern. Die Werte der Alten will
ich erhalten, dagegen neue Erfindungen nutzen.“
Das Neue ist die Einführung ökologischer Landwirtschaft, auch im Weinbau,
denn 22 Hektar Rebland gehören zur Quinta. Je 500 Liter Roten und Weißen
von ausgesuchten Trauben behält er für sich, den Rest gibt er zur Kooperative
. Den Schnaps aus Trester, den bagaço, mit dem wir den Abend nach einem
Besucht im Restaurant von Ponte da Barca beschließen, will er zukünftig
selbst brennen.
Mit einem Leuchter in der Hand begleitet mich der Hausherr zu einem der drei Gästezimmer
im Seitenflügel des Hauses. Leichter Rosenduft erfüllt den Raum; der
Strauß auf dem Nachttisch stammt aus dem Garten neben dem Turm. Nur das
moderne Badezimmer konterkariert die antike Einrichtung. Die Stille in der quinta
lässt schlafen wie die Steine der Mauern. Anderntags, vor der Weiterfahrt,
eilt Pereira noch rasch in den Keller, um für mich ein paar Flaschen Wein
zu holen.
Ich fahre nach Süden, von Quintas zu Casa Nobres und Solares. Viele der Landhäuser
mit diesen Namen gleichen kleinen Palästen, es ist ein Fest für die
Augen. Schmale Straßen führen aus dem Tal des Douro, Serpentinen schlängeln
sich hinauf zur Serra da Estrela. Dahinter rollt das Land des Alentejo sanft aus.
Gleißender als das Licht der Sonne strahlen die kleinen weißen Häuser.
Darüber das Blau des Himmels von ozeanischer Tiefe.
Weiß und Gelb sind die Farben der Casa dos Peixinhos, des Hauses der Fischchen
in Vila Viçosa. Zinnen und Türme erinnern an die Mauren, die den Alentejo
500 Jahre lang beherrschten, bis sie 1250 vertrieben wurden. 300 Jahre nach ihrem
Abrücken ließ der Morgado dos Peixinhos, einer der Adligen, die mit
dem Herrscherhaus der Bragança verbunden waren, diesen Palast bauen. Seine
ursprünglichen Linien haben alle Rekostruktionsversuche überlebt.
In Nord-Süd-Richtung strecken sich nebeneinander zwei Trakte nebeneinander,
am Ende verbunden vom Hauptgebäude. Hier steht ein runder Turm an der östlichen
Ecke. Unter einem Torbogen mit dem Wappen der Peixinhos, zwei gekreuzten Fischen,
betrete ich den Innenhof und stehe Diana gegenüber – in Marmor. Der
Eingang zum Haus liegt unter neogotischen Bögen, eingerahmt von zylindrischen
Säulen mit konisch zulaufender Spitze. So wurde zur Zeit des manuelinischen
Stils gebaut, einer Mischung spätgotischer und maurischer Architektur. Dabei
scheinen Ornamente den Jugendstil vorwegzunehmen.
Eine Hausdame öffnet, Kühle empfängt innen, und in den Zimmern
mit Baldachinbetten und lachfarbenen Stoffen entsteht der Eindruck, um zwei Jahrhunderte
zurückversetzt zu sein. Die Suite lässt ahnen, wie der Morgado gelebt
hat. Da sind die Griffe der Kommode aus vergoldeter Bronze und spiegeln sich im
gewachsten Steinboden.
Mit ‚Senhora Dona Maria Lourdes’ sprechen die Angestellten die Dame
des Hauses an. Aber die Senhora ist unprätentiös und lädt zum Kaffee
in die Bibliothek unter Trompe-d’oeil-Ornamenten über marmornen Türeinfassungen.
Eigentlich ist der Raum der Familie vorbehalten“, plaudert sie, „doch
wenn nur wenige Gäste die Privatsphäre einschränken, steht die
Bibliothek allen offen.“
Dona Maria Lourdes hat sich an die Gäste gewöhnt und Freude daran gefunden.
Die Zimmer hat sie eingerichtet, als wären sie für sich selbst. Allerdings
hat das Leben mit fremden Menschen unter einem Dach auch einen bitteren Beigeschmack:
„Man muss sich in seinen eigenen vier Wänden zurückhalten, auf
manches verzichten und leise sein, wenn man eigentlich laut werden müsste.“
Doch Gäste wie die englische Königin entschädigten für die
Unbill.
Dona Maria Lourdes hat in die Familie Melo e Faro Passanha eingeheiratet. Bis
zur Revolution 1974 war ihr Mann größter Weizen- und Rinderproduzent
des Landes. Nach der Enteignung der Ländereien wurde er aufgefordert, die
neu entstandenen Kooperativen zu verwalten. Die Kommunistische Partei hielt seine
Betriebe für die bestgeführten des Landes. Das Land hat die Familie
zurückbekommen und verpachtet, die produktive Struktur jedoch wurde zerstört.
Auch die Casa dos Peixinhos wurde enteignet und beherbergte nach dem verlorenen
Krieg in Angola etliche Heimkehrer. Als 1977 die Casa zurückgegeben wurde,
war sogar das Dach hinüber. Um das Haus zu erhalten beschloss die Familie,
es dem Turismo de Habitação zu öffnen.
Ein nordamerikanische Radfahrerclub trifft ein, grellbunte Plastikklamotten lümmeln
sich zwischen Empiretischen auf Chesterfieldsofas. Die Nordamerikaner sind auf
einer Tour von einem Herrensitz zum nächsten. Eine Stunde später ist
die Gruppe im Kaminzimmer, die kräftigen Waden der Damen unter langen Röcken
verborgen. Die Hausherrin selbst entzündet das Kaminfeuer. Hausherr Dom José
Passanha kommt erst spät von einer Sitzung. Er wechselt rasch von der Manageruniform
in die Strickjacke und weiche Wildlederstiefel und lässt sich mir gegenüber
in einen Ledersessel fallen. Der Wein, den wir trinken, stammt nicht aus eigenem
Anbau sondern von der Kooperative von Bora, wo die Marmorbrüche liegen.
„Die Fremden in meinem Haus stören nicht“, sagt er gelassen und
blickt auf die Leute, die das Wohnzimmer okkupieren. „Bei manch einem Besuch
sind Freundschaften entstanden, die bis heute andauern. Und die Umstellung auf
die vielen Leute fiel mir leicht – wir waren zu Hause zehn Kinder.“
In der Casa dos Peixinhos weckt kein Hahnenschrei , hier sind es die Spatzen in
den Zitronenbäumen. Gäste und Gastgeber frühstücken zusammen
an dem sieben Meter langen Mahagonitisch unter einem Kronleuchter aus dem 17.
Jahrhundert. Ein Radfahrer aus Michigan fragt den Hausherren, aus welchem Land
er denn komme und wie lange er in Portugal bliebe, bis allgemeines Gelächter
ihn aufklärt.
Dom José nimmt sich den Vormittag frei, um mir sein Land zu zeigen. Es
sind 20 Hektar rund um die Casa – mit einer Schafherde unter Olivenbäumen.
Am liebsten würde er nur Landwirtschaft betreiben, doch dazu ist keine Zeit
mehr. In Vila Viçosa schauen wir bei der Kooperative der Ölbauern
vorbei, bei der Dom José die Ernte abliefert. Was von den gepressten Oliven
übrig bleibt, wird getrocknet und in der Heizung der Casa verfeuert.
Gemeinsam schlendern wir durch das Städtchen, „Prinzessin des Alentejo“
genannt. Mein Gastgeber führt mich zum den Paço Ducal, das Familienmuseum
derer von Bragança und durch die Ruinen des Kastells, das über römischen
und maurischen Fundamenten gebaut wurde. In einer winzigen Bar, wo bereits vormittags
die Bauern dem aguardente zusprechen, einem Brandy, endet der Rundgang –
und die Landstraße nimmt mich wieder auf.
Ihre Ränder gleichen Blumenbeeten, Mohn ist nur eine der strahlenden Schöpfungen,
gelbe und lila Matten verlaufen wie Aquarelle. Die Fahrt nach Westen über
Evora auf das Tal des Ebro zu gleicht der Fahrt durch ein Bild von van Gogh. Später
geht es durch Hitze, Schlaglöcher und Serpentinen in Richtung Arruda dos
Vinhos. Gemächlich treibt ein Schäfer Langhornschafe vorüber. Als
der Wegweise Turismo de Habitação auftaucht, bleibt jeglicher Verkehr
zurück.
Rechts eine weiße Mauer, eine Koppel am Berg, alte Häuser. Sie waren
im 17. Jahrhundert Sitz einer katholischen Bruderschaft. Seit 15 Jahren gehört
die Quinta dem Unternehmer João Augusto Parente Araújo. Als er sie
kaufte, war es eine Ruine. Den Weideraufbau leitete er selbst, nur bei der Rekonstruktion
der Kapelle neben dem Haupthaus arbeiteten Konservatoren mit.
Der Hausherr lässt sich entschuldigen: Gestern sei er Vater geworden, Maria
heißt die Neugeborene. Mit den Gastgebern zu leben bedeutet auch für
den Gast, sich auf das Leben der Gastgeber einzustellen und nicht den Service
eines x-beliebigen Sternehotels zu erwarten.
Der Hund des Hauses allerdings hat Zeit, mich beim ersten Rundgang zu begleiten.
Gegenüber vom Wohnhaus liegt die Reithalle, links der Weinkeller, rechts
die Suite mit eigenem Kamin. Zu den beiden Gästezimmern im Wohnhaus kommen
fünf weitere gegenüber der Pferdeställe hinzu. Dahinter liegt die
Reitbahn mit der Attrappe des Stiers auf einer leichtgängigen Schubkarre.
Etwa 30 Pferde gehören zum Gestüt, einige werden für den Stierkampf
trainiert. An die Ställe schließen sich die Wohnungen der Landarbeiter
und Stallburschen an, wo nachmittags die Käfige mit den Kanarienvögeln
in der Sonne hängen.
Erst am nächsten Morgen, dem Sonntag, kann Senhor Parente sich den Gästen
widmen. Der Patrão, wie der Chef hier genannt wird, repräsentiert
den Typ des modernen portugiesischen Unternehmers. Er leitet zwanzig Firmen, ein
Familienimperium, vom Anlagenbau bis zur Produktion von brasilianisch-portugiesischen
Seifenopern. „Mein Erfolgsrezept ist einfach“, erklärt er. „Eine
reiche, eine arme Familie, Liebe, Drogen, Alkohol und alles mit Happy end.“
Im Alter von 15 Jahren hat er zu reiten begonnen, jetzt ist er 45 und Experte
für die Hohe Schule. Er führt einen schweren grauen Lusitaner unter
den kritischen Blicken des fest angestellten Reitlehrers vor. Der bildet die Pferde
auch für den Stierkampf aus. Dieser Kampf ist blutig. „Doch ein mutiger
und schneller Stier, einer aus dem Ribatejo, überlebt die Arena. Den verwenden
wir dann zur Zucht.“
Auf die Vorführung folgt der Ausritt. Andere Gäste, eigens aus Lissabon
heraufgekommen, und die Hunde begleiten uns entlang an steilen Wänden eines
Hochplateaus. Nach Süden öffnet sich der Blick auf das weite Tal des
Tejo. Die Pferde greifen aus, strecken sich und scheinen die Reiter zu vergessen.
Hell tönen die Hufe im Holweg, dumpf auf grasbewachsenem Boden, auch Steigungen
und Abhänge werden im Galopp genommen, bis der Gastgeber den Arm hebt und
auf Nachzügler warten lässt. Tief unten liegt die Quinta de Sao Sebastião,
noch darunter das winzige Dorf Arruda dos Vinhos.
Wir treffen uns im Weinkeller zum Mittagessen wieder. Die Runde wird mit einem
Azeitão von 1972 eröffnet, dazu Maisbrot und kräftige Chorriço.
Leider stört der Pfeffer der Wurst den Wein ein wenig. Der aromatische Azeitão-Ribatejo
gehört zu den besten des Landes, deren Qualität außerhalb Portugals
wenig beachtet wird.
Die allerbesten Weine stammen aus den Jahren 1970 und 1975. die älteste Flasche
in Senhor Parentes Keller datiert von 1920, ein Weißwein aus Colares. 15.000
Flaschen liegen ringsum in den Regalen. Sie sind nur für den eigenen Gebrauch
bestimmt – und für Gäste, „...aber nur als Geschenk“,
wie der Hausherr betont. Dicke Steinmauern und Granitboden sorgen für die
richtige Temperatur und Feuchtigkeit.
In einem flachen Becken neben unserer Tafel wird nach der Ernte noch in alter
Weise der Wein getreten, die schonendste Methode, die Beeren aufzubrechen und
läuft durch eine steinerne Rinne in ein Becken im Boden. Nebenan stehen die
Fässer für 3.000 Liter, die von jeder Ernte zurückbehalten werden.
Auch hier erhält die Kooperative den weitaus größten Teil.
Den Tag beschließen wir mit einem Rundgang, schauen bei den Kutschen vorbei,
ein Cherett-Einspänner und ein Zweispänner Mylord. Das Sattelzeug ist
geschmeidig, Holzteile bestens lackiert und das Metall blinkt. Einiges stammt
vom Beginn des letzten Jahrhunderts und ist noch gut erhalten. Wir gehen hinüber
zum Gehege der Rehe und Hirsche, die schon von der Bruderschaft gehalten wurden.
Aus dem Schafstall blökt uns ein Dutzend Tiere an, während die Ziegen
versuchen, über das Gatter zu klettern.
Senhor Parente hält all diese die Tiere zum Spaß: „Das gehört
für mich zum Leben.“ Außerdem hätten auch alle anderen Freude
daran. Wie alle Quintabesitzer jedoch könnte er sich das Anwesen nicht leisten,
gäbe es nicht die zusätzlichen Einnahmen durch den Turismo de Habitação.
„Portugals Regierung vergibt Kedite, im Quintas auf einen guten Standard
zu bringen. Als Gegenleistung müssen sie zehn Jahre lang dem Tourismus offen
stehen.“ Senhor Parente jedoch hatte selbst das Geld für die Renovierung.
Er verabschiedet sich, denn die Ehefrau und das Neugeborene „bedürfen
meiner Aufmerksamkeit.“ Fast wie zur Entschuldigung, dass er sich mir nicht
länger widmen konnte, schickt er eine Flasche Ribatejo aufs Zimmer, einen
trockenen mit vollem Körper, von schwerem, tiefen Rot und einem Hauch portugiesischer
Erde.
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Turismo de Habitação ist eine von drei Kategorien, nach denen
private Gästehäuser eingeteilt sind.
TH steht für eine Haus mit großem Komfort, oft auch in der Stadt.
AT Agroturismo bezeichnet Herrenhäuser in ländlicher Umgebung, in
denen sich das Leben von Gast und Gastgeber nach Bedarf mischt.
TR Turismo Rural ist eine Zwischenform, bei der die Gästezimmer vom Wohnhaus
getrennt sind.
Kontakt:
1. Quinta Torre da Quintella. Nogueira, Ponte da Barca, Tel: 00351-58-42238
2. Casa dos Peixinhos. Villa Viçosa, Tel: 00351-68-98472
3. Quinta de São Sebastião. Arruda dos Vinhos, Tel: 00351-1-9501340
od. 00351-1-3520223.
Rundreisen mit Übernachtungen in Quintas , Casas Nobres oder Solares inklusive
Leihwagen vermittelt Olimar Flugreisen Köln. Tel.: 0221/205900
Individuelle Rundreisen gestaltet LUSOTUR, Hamburg. Tel.: 040/449044