Es war einmal ein kleines Hündchen.
Grau und alt geworden, nannte man es manchmal noch immer „das kleine Hündchen”, grad so, als ob es geschlechtslos wäre.
Das kleine Hündchen war jedoch in Wirklichkeit ein alter, grauer Rüde. Einst war er stark und kraftvoll gewesen, nun lag sein Leben weitestgehend hinter ihm und könnte er davon berichten, würde er mit Freude all die Laternen, Gartenzäune, Bäume und andere Hunde aufzählen, an denen er sich probierte, in der Absicht, sein Revier zu markieren.
Ein Herrchen oder Frauchen brauchte es nie. Es sah darin keine Notwendigkeit, es war sich immer selbst genug. Das kleine Hündchen streunte durch die Welt, erhielt mal da einen Knochen und dort ein paar Fleischstücke. Einmal führte ihn das Schicksal sogar über das große Meer und er kam für eine Zeitlang in einem Hotel unter. Ein Küchenjunge fütterte das Hündchen heimlich, bis die Sache publik wurde. Daraufhin musste er es schweren Herzens vor die Tür setzen. Leider erfuhr der Junge nie, wie es mit dem Hündchen weiterging. Dem Hündchen selbst machte es wenig aus, es zog einfach weiter. Es wusste, dass es andere Menschen geben würde, an die es sich halten könnte.
Natürlich musste das kleine Hündchen auch unschöne Erfahrungen machen. Gartenzäune, Bäume, Laternen hielten still seinen Bemühungen stand, die Hunde jedoch wehrten sich, als es sein kleines, struppiges Beinchen hob. So kam es, dass sich das kleine Hündchen die eine oder andere Verletzung zuzog. Einmal, als er sich dummerweise an einer Katze versuchte, zerkratzte ihm diese sogar sein rechtes Auge.
Zurück blieb ein hängendes Augenlid.
Nun, da das kleine Hündchen auf das Gnadenbrot angewiesen war, schlich es mit eingezogenem Schwanz durch das Dorf, in dem es sich niedergelassen hatte. Es war zu alt, um von einem Ort zum anderen zu laufen und konnte schon längst nicht mehr sein Bein heben. Wie ein Welpe oder eine Hündin hockte es sich hin, um seine Notdurft zu verrichten. Es stand mal hier und mal da vor einer Tür und mit hündischem Blick bettelte es um eine milde Gabe.
Jetzt, da die Jahre vergangen waren, wünschte sich der alte graue Hund, dass er zu einem Frauchen gehörte, die ihm liebevoll das allmählich ausfallende Fell bürstete und über seinen Kopf strich.
Aber es war allein, das arme alte Hündchen. Es hatte den Zeitpunkt verpasst.
Die Menschen im Dorf jedoch waren mildtätig und so fristete das Hündchen sein Dasein. Manchmal träumte das kleine Hündchen von seiner Vergangenheit. Von den Tagen, als er noch ein kräftiger Rüde war.
Und könnte es erzählen, es würde davon berichten …
Und die Moral von der Geschicht?
… besser ist, man(n) wartet nicht.
🙂
Vor allem sollte man nicht ständig überall hinstrullen, nur weil man es kann.
Deine Geschichte gefällt mir. Hier noch besser als anderenorts ;o)
Gut erkannt, skriptum. Manchmal heben kleine oder auch erwachsene oder alte Hündchen auch das Beinchen, ohne dass da überhaupt noch etwas zu erwarten wäre. Hauptsache „gehoben“ und sich bemerkbar gemacht.
Danke, fürs Gefallen. Ich finde auch, hier ist sie besser aufgehoben.
🙂
Grüße
Heike.
Bei manchem Bellen braucht man auch nur mal etwas genauer hinzusehen, um zu erkennen, dass die Beißerchen längst im Jenseits sind. Oder noch viel weiter weg. Je nachdem.
Dem entsprechend flau hört sich das „Kläffchen“ an. Nur laut ist eben doch nicht alles … 😉
So lange man noch ueberall hinstrullen kann, sollte man das tun, es ist besser, man verpasst nichts im Leben haha