Verfasst von: aeropersredaktion | 03/07/2011

Ausgerechnet beim Wirtschaftsblatt NZZ hat man das Rechnen verlernt… Was der gestrige Durchbruch wirklich bedeutet

In der NZZ am Sonntag steht heute, wir hätten mit der Einigung von gestern 22% mehr Lohn ausgehandelt. Schön wäre es, denn beim Neustart der Swiss akzeptierten wir 30% weniger Lohn… Die Aussage ist falsch!

„Dieser Beitrag in der NZZ ist voll daneben, nicht nur was die aktuellen Begebenheiten betrifft, sondern auch was die Vergangenheit betrifft. Von einer führenden Wirtschaftszeitung würde ich schlicht erwarten, dass die den Unterschied zwischen Gesamtaufwand und Lohn weiss und das Schüren des Sozialkonfliktes andern überlässt (Zitat Flugbegleiterin)“, so kommentierte AEROPERS-Präsident Rolf Odermatt den NZZ-Artikel heute in einem E-Mail an den Vorstand.

Die Zahl „22%“ (mehr) ist zwar richtig, aber sie bedeutet nicht mehr Lohn, sondern mehr Aufwand für die Airline. Der Lohn ist nur ein Teil davon. Zum gestiegenen Aufwand tragen zum Beispiel auch die Kosten bei, die  entstehen., dass wir unsere Ferien und die Erholungszeiten zuverlässiger planen können, was nur möglich sein wird, wenn der aktuelle und akute Pilotenmangel behoben wird. Mehr Piloten bedeuten auch  mehr Kosten.

Wir möchten damit aber nicht die Bedeutung und das Ausmass der Verbesserungen unterschlagen, auf die wir uns mit dem Management einigten. Diese Verbesserungen im Bereich der Arbeitsbedingungen und der Ruhezeiten sowie des Salärs und der Pensionskasse machen den Pilotenberuf auch für Berufseinsteiger wieder attraktiv. Und genau das ist es, worum es uns in den Verhandlungen ja ging. Nur wenn der Beruf wieder attraktiv wird, wird es gelingen, mehr Piloten einzustellen, die das bestehende Korps entlasten können und damit zur langfristigen Sicherung von Zuverlässigkeit und Sicherheit beitragen.

Wir werden uns in den kommenden Wochen auf die Details des neuen GAV konzentrieren müssen. Danach werden wir Öffentlichkeitsarbeit machen, um aufzuzeigen, wie spannend und interessant der Pilotenberuf immer noch ist (entsprechende Arbeitsbedingungen vorausgesetzt).

Mit der Einigung von gestern haben wir also nur einen Meilenstein erreicht. Wir haben die Probleme aber noch nicht wirklich gelöst. Das wird erst gelingen, wenn die Airline wieder genügend Piloten hat.

Die Kommunikation mit der Öffentlichkeit wird dabei eine entscheidende Rolle spielen, genauso wie sie eine entscheidende Rolle bei der jetzigen Einigung spielte.

In den ersten Monaten der Verhandlungen gab es viele Missverständnisse, und auch böse Unterstellungen wie zum Beispiel, es ginge uns nur um den Lohn. Es brauchte eine klare Kommunikationsstrategie, die wir konsequent und hartnäckig verfolgten, bis es endlich gelang, die Aufmerksamkeit auf die wirklichen Themen zu lenken: Zuverlässigkeit und Sicherheit. Das waren unsere Themen. Wir mussten es so oft wiederholen, bis wir es selbst fast nicht mehr hören konnten. Erst dann spürten wir eine veränderte Wahrnehmung auch in den Medien und in den Kommentaren auf Online-Berichte. Es hatte sich gelohnt.

Ebenfalls hat sich gelohnt, dass wir auf Social Media setzten. Mit unserem Blog konnten wir unsere Inhalte und Botschaften direkt und ungefiltert an die Öffentlichkeit bringen. Gab es Falschinformationen in den Medien, konnten wir diese korrigieren – so wie heute die Falschinformation durch die NZZ am Sonntag. Dank Facebook und Twitter konnten wir die Reichweite unseres Blogs erhöhen, bis zu dem Punkt, wo er sogar von Zeitungen kommentiert wurde. All dies wäre ohne unsere Fans auf Facebook und unsere Follower auf Twitter nicht möglich gewesen.

Wir möchten uns deshalb an dieser Stelle bei ihnen (bzw. Euch) für das Interesse an unseren Themen – Zuverlässigkeit und Sicherheit – bedanken.

Wie schon geschrieben, werden wir uns in den kommenden Wochen auf die Details des GAV konzentrieren. In dieser Zeit muss die Kommunikation mit der Öffentlichkeit etwas in den Hintergrund treten. Wir hoffen auf Euer Verständnis, versprechen aber, dass es sich nur eine Zwischenlandung handelt, denn wir haben unsere Destination ja noch nicht erreicht.

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Antworten

  1. So wie ich den Artikel der ‚NZZ am Sonntag‘ verstanden habe, werden die Verbesserungen genau wie in dem obigen Beitrag der Aeropers geschildert. (Zitat: eine substanzielle Verbesserung, „die sich wertmässig bei 22% bewegt“. {…} Das Angebot umfasse zusätzliche Freitage, mehr Ferientage, eine Basissalärerhöhung sowie eine mehrprozentige Anhebung der Pensionskassenzahlungen {…})
    Ich verstehe den Unmut gegenüber der NZZ nicht ganz?!

    • Über den Artikel kann man in der Tat diskutieren, aber die Schlagzeile ist eindeutig falsch („22 Prozent mehr Lohn herausgeschlagen“). Und viele Leser lesen nur die Schlagzeile… Man kann es drehen, wie man will, die NZZ hat falsch informiert, und wir werden eine Richtigstellung verlangen.

  2. […] gestern einen wichtigen Schritt näher gekommen sind, besser werden. Darum geht es in erster Linie, auch wenn die Medien das (einmal mehr) anders darstellen. Ein Problem ist, dass diese Faktoren oftmals nicht oder nur sehr schwer quantifizierbar […]


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