Einführung von Leistungslohnsystemen im Tiefkühllager
 

Der Aufbau eines Leistungslohnsystems im Tiefkühllager entspricht den gleichen Grundlagen, wie sie bereits im Manuskript ‚Praxiserprobter Einsatz von Leistungslohnsystemen im Lagerbereich’ beschrieben sind.

Wie hier bereits beschrieben, ist die genaue Kenntnis der Prozessabläufe zur Einführung eines Leistungslohnsystems sehr wichtig. Bei der Untersuchung dieser Abläufe stellt sich oft heraus, dass viele Prozesse im TK-Lager denen in anderen Lagern gleichen. Es liegt also der Schluss nahe, die evtl. bereits vorhandenen Zeiten bzw. Leistungsgrade und Zuschlagszeiten zu übernehmen. Das spart Zeit und Kosten.

Dem geübten Beobachter wird jedoch schnell auffallen, dass nicht alle Prozesse auch tatsächlich gleich sind. Zum Beispiel geschieht das Einstretchen einer Palette im TK-Lager intensiver, da die Dehnbarkeit der Wickelfolie aufgrund der niedrigen Temperaturen stark vermindert ist. Diese und andere Einflussfaktoren gilt es zu kennen und zu berücksichtigen. Aus diesem Grund soll hier im Folgenden darauf näher eingegangen werden.

Wichtigster Bereich bei der Ermittlung der Verteilzeiten sind die gesetzlich vorgeschriebenen Aufwärmpausen von 10 Minuten nach zwei Stunden Arbeit im TK-Lager. Inklusive der Zeit für den Weg von und zu den Sozialräumen summieren sich diese Zeiten auf bis zu 45 Minuten an einem Acht-Stunden-Arbeitstag (je nach Größe des Lagers und Anordnung der Sozialräume).

Bei der Bestimmung der Verteilzeitzuschläge muss folglich die Entscheidung getroffen werden, ob die Netto-Arbeitszeit pro Tag bei der Berechnung entsprechend verkürzt wird oder der Verteilzeitprozentsatz pro kommissioniertem Artikel so hoch gewählt wird, dass sich die Aufwärmpausen ergeben

Ebenso beeinflusst die vorgeschriebene Kälteschutzkleidung den Arbeitsablauf. Es entstehen Ankleidezeiten, die sich als sachlich konstante Verteilzeit auswirken, wenn sie innerhalb der Bezugszeit (anzurechnenden Arbeitszeit) liegen.

Die dicke Kleidung schränkt die Bewegungsfreiheit stellenweise ein. Hierdurch wird die Dauer einiger Prozesse beeinflusst. So ist zum Beispiel das greifen kleiner Gegenstände oder die Bedienung von Terminals schwieriger.

Ein weiterer Punkt, der jedoch nur bei Voice-Picking den Kommissionierprozess beeinflusst, ist der Einsatz von Kältemaschinen. Sie erhöhen den Geräuschpegel im Lager und können zur Beeinträchtigung der Kommunikation führen. Dies hat Einfluss auf die sachlich variable Verteilzeit.

Dadurch, dass die Gesichtshaube Mund und Ohren bedeckt, können ebenfalls Beeinträchtigungen der Kommunikation zwischen dem Kommissionierer und dem LVS entstehen. Dies wirkt sich genauso auf die sachlich variablen Verteilzeiten aus.

Diese Beispiele zeigen die Notwendigkeit, jeden Prozess bevor er mit seinen Zeiten bzw. Leistungsgraden und Zuschlagszeiten im TK-Lager übernommen wird, auf Eignung zu überprüfen.

 

Aber nicht nur die Untersuchung von Prozessen, sondern auch die Durchführung weist Besonderheiten auf:

 

Die moderne Zeiterfassung geschieht heute hauptsächlich über programmierbare Zeiterfassungsgeräte. Da diese jedoch auch den extremen Temperaturen ausgesetzt sind, müssen sie zuverlässig arbeiten. Nicht jedes Gerät ist dazu in der Lage. Mögliche Geräte hierzu sind dann z.B. die gute alte (mechanische) Stoppuhr sowie Papier und Bleistift, denn auch Kugelschreiber frieren ein.

Das hat dann jedoch zur Folge, dass die gleichzeitige Aufnahme von Prozess- und Verteilzeiten nur schwierig bis gar nicht möglich ist.

Die niedrigen Temperaturen wirken sich auch auf den Zeitstudienmitarbeiter (ZSMA) aus. Für ihn ist Kälteschutzkleidung dringend erforderlich, da seine Aufgabe hauptsächlich im Beobachten besteht. Die mangelnden Bewegung führt schnell zum Frieren, was evtl. durch zusätzliche Wärmekissen gelindert werden kann.

Ebenso wirkt sich die Kälte auf die Leistungsgradbeurteilung aus. Der Mitarbeiter im TK-Lager muss eine möglichst kontinuierliche Arbeitsintensität einhalten, damit er nicht zu schwitzen beginnt und in Ruhefasen entsprechend stark friert.

Durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit (Kälteschutzkleidung) kann der Leistungsgrad auch hier entsprechend beeinflusst werden.
 

Abschließend lässt sich sagen, dass die Einführung von Leistungslohnsystemen im Tiefkühllager grundsätzlich genauso möglich ist, wie in jedem anderen Lagerbereich. Die Kenntnis der entsprechend zu beachtenden Besonderheiten und Einflussfaktoren hilft auftretenden Problemen bei der richtigen Vorgabezeitermittlung zu begegnen.

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(c) by Pojer Logistikberatung

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