Martin Pollermann
Frauenberg und Saarbrücken
Der Begriff „Wu Shu“ bezeichnet im chinesischen die
Kampfkünste,
deren Ursprünge sich nach einer Legende bis 2674 v. Chr.
zurückverfolgen
lassen, als diese vom Großen Gelben Kaiser (Huang Di) eingesetzt
wurden. Die weitere Entwicklung wurde geprägt durch die mehr
philosophische als religiöse Weisheitslehre des Dao, die etwa 600
v. Chr im Buch „Dao Dejing“ von Lao Zi niedergelegt wurde.
Heute unterscheidet man bei Wu Shu zwischen der harten oder
äußeren
Schule, Techniken die bei uns als „Kung Fu“ bekannt wurden, und der
weichen
oder inneren Schule, zu denen „Tai Ji Quan“ zu rechnen ist. Die
Trennung
der beiden Schulen erfolgte vermutlich vor über 900 Jahren. Obwohl
es sich um sehr alte Übungen handelt wurde insbesondere die weiche
Schule in Europa, ja sogar in China selbst, kaum der Allgemeinheit
bekannt,
da das Wissen nur an ausgewählte Schüler oder
Familienmitglieder
weitergegeben wurde. Die heute gängigen Tai Ji Übungen lassen
sich auf die Familie Chen zurückführen, die Anfang des 19.
Jahrhunderts
die Verbreitung der Techniken in China ermöglichte. Aus dem
Chen-Stil
entstanden der Yang- und der Wu-Stil, sowie weitere Stilrichtungen.
Grundelemente
Die Kampfkünste lassen drei Grundelemente erkennen:
Selbstverteidigung,
Gesundheit und Meditation. So waren schon die legendären Priester
des Shaolin Tempels zugleich Kämpfer (Shaolin Tempi), Priester
(Zen
Buddhismus) und Ärzte. Heute werden oft Varianten gelehrt, in
denen
ein Element überwiegt: Sei es der sportliche Kampf im Tae Kwon Do,
die koreanische Variante der harten Schule, oder die
gesundheitsfördernden,
nach innen gerichteten Übungen des Qi Gong. Der Chen Stil
läßt
die Verwandschaft zu Elementen der harten Schule eher erkennen, als
andere
Stilrichtungen.
Das Formentraining ist der Kern und das verbindende Element aller
Aspekte des Tai Ji Quan: Meditation, gesunde Lebensführung,
Selbstverteidigung und sportlichen Wettkampf finden wir in jeder
traditionellen Kampfkunst.
Trainingsinhalte
Es werden der philosophische Hintergrund, Qi gong, Grundtechniken
des Tai Ji Quan und die beiden wesentlichen Formen des Chen Stils, Yi
Lu und Er Lu, gelehrt, sowie Partnerübungen (Tui Shou) und andere
Grundlagen der Kampfkunst. Für Fortgeschrittene aller
Stilrichtungen ist es möglich die Schwertform (Tai Ji Jian) und
die Stockform (Shi San Ba) zu erlernen.
Der Beginn der Teilnahme an den Übungen ist für Anfänger
und Fortgeschrittene anderer Stilrichtungen und Personen aller
Altersgruppen
jederzeit möglich. Es ist gerade für ungeübte Menschen
und
bis ins hohe Alter möglich Tai Ji Quan zu erlernen, da jeder Mesch
ganz individuell mit seinen Möglichkeiten arbeitet. In diesem
Training
geht es nicht um Leistung, sondern um Ausdauer und Beständigkeit
und den Willen sich selbst weiter zu entwickeln.