Inhaltsverzeichnis

1. Aus der Geschichte der Korporationen und des Cartellverbandes
1.1. Die allgemeine geschichtliche Entwicklung der Studentenverbindungen
1.2. Corps
1.3. Die Burschenschaften
1.4. Protestantische Studentenverbindungen
1.5. Die Lage des deutschen Katholizismus zu Anfang und in der Mitte des 19. Jh.
1.6. Gründung der Katholischen Studentenverbindungen
1.7. Die Gründung des CV
1.8. Unitas Verband
1.9  Kartellverband der katholischen, deutschen Studentenvereine (KV)

2. Geschichte der KDStV Salia (Breslau) Köln im CV
2.1. Von der Gründung bis zum 1. Weltkrieg
2.2. Nach dem Weltkrieg bis zu Auflösung des CV
2.3. Neuanfang in der Bundesrepublik
2.4. Die Breslauer CV-Verbindungen

3. Einrichtungen und Brauchtum der Verbindung
3.1. Farben, Wahlspruch, Fuchsen- Burschenstrophe, Salierstrophe
3.2. Vivat Wratislavia
3.3. Wahlspruch des CV
3.4. Das Wappen des CV
3.5. Die CV-Nadel und die ersten zehn CV-Verbindungen
3.6. Die vier Prinzipien des CV

4. Literaturverzeichnis
 

1. Aus der Geschichte der Korporationen und des Cartellverbandes
 

1.1 Die allgemeine geschichtliche Entwicklung der Studentenverbindungen

Die ersten katholischen Studentenverbindungen entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie übernahmen, obwohl sie inhaltlich weitgehend neue Ziele verfolgten, in vielerlei Hinsicht die Formen und die innere Struktur der bereits bestehenden Verbindungen, so wie sie sich in einer jahrhundertelangen Entwicklung herausgebildet hatten.

Im Hochmittelalter wurden in Europa die ersten Universitäten als allgemeinumfassende wissenschaftliche Hochschulen gegründet (1222 Paris, 1348 Prag, 1365 Wien, 1386 Heidelberg). Da an den Universitäten Studierende aus mehreren Ländern zusammenkamen, wurden sie in sog. "nationes" eingeteilt (Universität Paris - “Notre Dame"). Aus der englischen "Nation” entstand die deutsche "Nation", die Studenten aus Deutschland, Österreich, Schweiz, England, Böhmen und Mähren, Litauen und aus skandinavischen Ländern umfaßte. Die zu den entsprechenden "nationes" gehörenden Studenten wurden in gemeinsamen Kollegienhäusern, den "Bursen", zusammengefaßt (daher auch das Wort "Bursch"). Jeder Student mußte, wollte er an der Universität studieren, in die Burse seiner Landsmannschaft eintreten. In der Burse waren die Studenten einer strengen Aufsicht und einem festen Reglement unterworfen. Es gab zwar Ansätze von Studentischer Selbstverwaltung (wie z.B. in der Universität in Bologna), sie wurden jedoch im Laufe der Zeit weitgehend eingeschränkt. Von der akademischen Freiheit konnte also insoweit noch keine Rede sein.

Unter dem Einfluß von aufkeimendem Humanismus und Reformation wurden Anfang des 16. Jahrhunderts die Bursen in ihrer alten starren Form aufgelöst. In der nun folgenden Zeit der neugewonnenen Freiheit entwickelten die Studenten einen eigenständigen Lebensstil und spezifische Formen des Gemeinschaftslebens. In der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts entstanden standesspezifische Sitten und Gebräuche, die sich teilweise bis zum heutigen Tage erhalten haben, wie z.B. die mit Latein angereicherte - Standessprache, Trinksitten, Lieder, das Tragen des Degens, der Zweikampf.

Etwa ab dem Jahre 1600 entstanden in den Nationalkollegien zum Zwecke der gegenseitigen Unterstützung körperschaftlich organisierte studentische Vereinigungen, die Landsmannschaften. Das Gemeinschaftsleben in diesen Landsmannschaften unterlag strengen Regeln. Die Leitung hatte ein selbstgewählter "Senior" inne. Besonderes Augenmerk wurde auf die Einführung und die Anleitung der neuen Mitglieder gelegt. Diese mußten sich erst verschiedenen, teilweise sehr rüden Prüfungen unterziehen, bevor sie in die Gemeinschaft endgültig aufgenommen wurden.

Für die Neumitglieder kam in den Landsmannschaften erstmals der Begriff Fuchs auf. Die Landsmannschaften wurden im Zeitalter des Absolutismus ab 1650 immer stärker unterdrückt, da sie nach Ansicht der absolutistischen Herrscher einen Fremdkörper in dem von oben herab straff geführten Staatswesen darstellten. Die Landsmannschaften existierten teilweise geheim weiter, um das Jahr 1700 herum kam das Verbindungsleben jedoch völlig zum Erliegen. Erst gegen 1750 kamen wieder neue landsmannschaftliche Vereinigungen auf, die nun besonders das Prinzip der Wehrhaftigkeit betonten. Als Unterscheidungsmerkmal trugen die Mitglieder dieser Landsmannschaften bereits ein farbiges Band am Degen und eine Kokarde am Hut. Neben den Landsmannschaften entstanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts studentische "Orden". Diese nahmen erstmals das Prinzip der Lebensfreundschaft auf.
 

1.2 Corps

Von den Landsmannschaften spalteten sich um das Jahr 1800 die heute noch existierenden Corps ab. Das älteste deutsche Corps, die Onoldia zu Erlangen, wurde 1798 gegründet. Die Corps hatten im allgemeinen keine konkreten politischen Zielsetzungen, die Grundtendenz war jedoch streng konservativ. In ihren Vorstellungen orientierten sich die Corps ganz an militärischen Vorbildern. Dementsprechend wurde als wesentliches Element auch der Zweikampf als Mittel zur militärischen Ertüchtigung und zur Austragung von Ehrenhändeln angesehen.

Die Corps haben ihr Wesen und ihr äußeres Erscheinungsbild im wesentlichen bis zum heutigen Tag beibehalten, d.h. sie sind farbentragende, schlagende Verbindungen mit starrem Comment, der u.a. die Betonung des gesellschaftlichen Auftretens umfaßt. Ein mensurbestimmter Ehrbegriff bestimmt ihre Gemeinschaft.

Organisiert sind sie heute für den Bereich der Universitäten im Kösener Senioren-Convent und für den Bereich der technischen Hochschulen im Weinheimer Senioren-Convent.
 

1.3 Die Burschenschaften

An den Befreiungskriegen gegen Napoleon in den Jahren 1813 bis 1815 hatten auf Seite der Koalition auch Freiwillige aus den Reihen der Studenten teilgenommen. Diese sahen in den Befreiungskriegen einen Volkskrieg, der zur Wiedererweckung eines freiheitlichen deutschen Nationalstaates führen sollte. Aus dieser Zielsetzung heraus gründeten 1815 ehemalige Mitglieder der studentischen Freikorps in Jena die deutsche Burschenschaft. Das verbindende, einigende Band dieser Burschenschaft war der Wahlspruch: "Ehre, Freiheit, Vaterland."

Trotz dieser gemeinsamen Zielsetzung waren aber in der Burschenschaft durchaus heterogene geistige und politische Strömungen vertreten. Die Spannweite reichte von konservativen, christilich-germanischen über liberale bis hin zu radikal revolutionären Auffassungen. Am 18.10.1817 kamen einige hundert Burschenschaftler zur 300-Jahrfeier der Reformation und zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig zum Wartburgfest zusammen. Die Studenten brachten auf diesem Fest ihren Unwillen über die Entwicklung in Deutschland in ungestümen Reden und Handlungen zum Ausdruck. Die Ereignisse beim Wartburgfest machten die Burschenschaften der Obrigkeit vollends verdächtig und man war nun bemüht, diese Bewegung zu unterdrücken. Im Jahre 1818 ermordete der radikale Burschenschafter Karl Sand den Dichter und russischen Staatsrat Kotzbue. Dies war für Fürst Metternich ein willkommener Anlaß, um scharfe Maßnahmen gegen Burschenschaften einleiten zu können. Auf einer Konferenz in Karlsbad (1819) wurde die Auflösung und Verfolgung der Burschenschaften beschlossen. Der Bundestag in Frankfurt bestätigte diese Beschlüsse nachträglich. In Durchführung der Beschlüsse kam es bis zum Jahre 1830 zu der berüchtigten "Demagogenverfolgung". Die Universitäten unterlagen einer strengen Beaufsichtigung, viele Burschenschaftler wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Die Burschenschaften existierten nach der Auflösung teilweise im Untergrund weiter. In den dreißiger Jahren konnten sie dann auch wieder in der Öffentlichkeit auftreten. Im Zuge der nationalen Begeisterung des Revolutionsjahres 1848, nahmen die am Hambacher Schloß versammelten Burschenschaftler die Farben schwarz-rot-gold als deutsche Nationalfarben an (das sog. "Hambacher Fest"). Die idealistische Zielsetzung der Urburschenschaft war jedoch weitgehend verloren gegangen. Die Burschenschaften glichen sich in vielem den Corps an und übernahmen unter anderem auch den Zweikampf. Heute sind die Burschenschaften in der "Deutschen Burschenschaft" zusammengefaßt.

Zu den Berühmtesten Mitgliedern der Burschenschaften zählen unter anderem Liebig, Heine, Marx, Engels, Schoppenhauer, Nietsche, Hegel, Schelling u.v.a.
 

1.4 Protestantische Studentenverbindungen

Etwa gleichzeitig mit den katholischen Studenverbindungen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts protestantische Verbindungen gegründet. Diese führten teilweise auch die Tradition der christlich-protestantisch geprägten Urburschenschaft fort.

Die älteste evangelische Verbindung, die Uttenruthia in Erlangen, entstand im Jahre 1830. Der 1844 gegründete Wingolfbund kann heute als die Parallelorganisation des CV auf evangelischer Seite angesehen werden. Sie bilden heute den Wingolfbund.

Außer den oben genannten Arten von Korporationen gibt es noch freie Corps und Burschenschaften, Turnerschaften, Akademische Sing- und Musikvereine, Jägerverbindungen, Seglerverbindungen u.v.a.
 

1.5 Die Lage des deutschen Katholizismus zu Anfang und in der Mitte des 19. Jahrhunderts

Der Katholizismus hatte in der Zeit der Romantik einen sehr starken Aufschwung genommen. Die traditionsreiche Geschichte der Kirche sowie auch ihr Formenreichtum kamen den Auffassungen des romantischen Menschen sehr entgegen. Viele bedeutende Romantiker sind daher auch zum katholischen Glauben übergetreten oder haben sich wieder zum Katholizismus bekehrt.

Der so in seinem Selbstbewußtsein gestärkte Katholizismus kam bald mit anderen gesellschaftlichen und politischen Kräften in Konflikt. Auf gesellschaftlicher Ebene hatte der Katholizismus vor allem mit Anfeindungen der liberalen bürgerlichen Kreise zu kämpfen. Diese sahen, was teilweise auch durch die Erfahrung gerechtfertigt sein konnte, die Kirche als Hort der Unduldsamkeit an, der man daher auch nicht mit der sonst gebotenen Toleranz begegnen müsse. Diese Gegnerschaft des Liberalismus hatte zur Folge, daß Katholiken der Aufstieg im gesellschaftlichen und vor allem auch wissenschaftlichen Bereich weitgehend versagt blieb.

Ein weiterer Gegner erwuchs dem deutschen Katholizismus in dem preußischen Staatskirchentum. In Preußen waren Staat und konservativer Protestantismus nach dem Wiener Kongreß eine enge Bindung eingegangen. Die evangelische Lehre, oder was man dafür hielt, wurde mit zur Richtschnur des Staatslebens. Vor allem der Beamtenapparat war darauf eingeschworen. Für katholische Eigenheiten und Eigenentwicklungen hatte man kein Verständnis. Nun waren aber Preußen durch den Wiener Kongreß mit den Rheinlanden ein Gebiet mit ganz überwiegender katholischer Bevölkerung zugefallen. Es mußte daher nahezu zwangsläufig zu Auseinandersetzungen kommen. Einen Höhepunkt fand diese Entwicklung im Kölner Kirchenstreit von 1837 bis 1840, der sich an einem vergleichsweise geringfügigen Anlaß entzündet hatte, nämlich an der religiösen Kindererziehung.

Der Erzbischof von Köln beharrte auf dem katholischen Standpunkt und nahm in den Auseinandersetzungen mit der Staatsverwaltung eine unnachgiebige Haltung ein. Die preußische Regierung reagierte ihrerseits hart und ließ den Erzbischof auf die Dauer von drei Jahren in Festungshaft setzen.

Die Wirkung der "Kölner Wirren" auf die katholische Bevölkerung war außerordentlich stark. Sie führten - wie meist in solchen Fällen - zu einer breiten Solidarisierungsbewegung. Die Lage beruhigte sich erst wieder, als in Preußen 1840 Friedrich Wilhelm IV. auf den Thron kam. Es kam zu Vereinbarungen und Regelungen, die Rechte der Katholiken im preußischen Staate sichern sollten.

Trotzdem sollte es noch viele Jahrzehnte dauern, bis die Katholiken im Staate Preußen in angemessenem Umfang an der Staatsmacht beteiligt wurden. Die in folgenden Jahrzehnten verfolgte Politik (die Otto von Bismarck - Ära) wird als "Kulturkampf" bezeichnet.
 

1.6 Gründung der katholischen Studentenverbindungen

Aus den Auseinandersetzungen mit der preußischen Staatsmacht und herrschenden gesellschaftlichen Kräften war die katholische Kirche innerlich und äußerlich gestärkt hervorgegangen. Der Einsatz der katholischen Bevölkerung für Glauben und Kirche waren stark gewachsen.

Diese religiöse Aufbruchstimmung ergriff auch die studierende Jugend. Unter den katholischen Studenten regte sich das Bedürfnis, sich zur Förderung der gemeinsamen Ideale und Zielsetzungen zusammenschließen. Sie erkannten, daß sie feste Vereinigungen bilden mußten, wenn sie sich an den von liberalen Kräften beherrschten Universitäten durchsetzen wollten (hier als liberal ist eine gewisse Antikatolizität, die mit der preußischen Raisson verbunden war, zu verstehen). So entstanden um die Mitte des 19. Jh. eine ganze Reihe von katholischen Studentenverbindungen, wobei sich die einzelnen Verbände mit ihren unterschiedlichen Formen und Zielsetzungen erst allmählich herauskristallisierten. In den äußeren Formen lehnten sich die katholischen Verbindungen weitgehend an bestehenden Vorbildern an. Auch den nationalen Gedanken, der in den Corps und vor allem in den Burschenschaften stark gepflegt wurde, machten sie sich zu eigen (vor dem ersten Weltkrieg - Prinzip Patria). Was die katholische Verbindungen von den anderen Verbindungen Unterschied, war ihr Bestreben, das Gemeischaftsleben bewußt auf einer christlichen Ethik aufzubauen und dem katholischen Gedankengut in Staat und Gesellschaft wieder Geltung zu verschaffen.

Als erste katholische Verbindung auf deutschem Boden entstand 1844 in Bonn die Bavaria. Beeindruckt vom Erlebnis eines Fackelzuges, den die Bonner Bevölkerung für den auf Besuch in ihrer Stadt weilenden Bischof von Trier veranstaltet hatte, gründete der Theologiestudent Josef von der Burg am 15.11.1844 zusammen mit sechs anderen Kommilitonen diese Verbindung. Ihr erklärtes Ziel war es, "durch Belebung der katholischen Interessen dem fortschreitenden Indifferentismus Einhalt zu tun". Auf Anregung der Bavaria taten sich in Bonn noch fünf weitere Verbindungen auf: Romania, Salia, Burgundia, Ruhrania und Thuringia. Alle sechs Verbindungen bekannten sich zum Tragen von Farben. Sie vereinigten sich zur Union, deren rot-weiß-rotes Band sie neben dem ihrigen trugen. Die Union diente "der Förderung der Wahrheit im Erkennen und Leben" durch wissenschaftlichen und geselligen Verkehr. Unabhängig von der Entwicklung des Verbindungswesens in Bonn kam es im Jahre 1848 in München zu einem Zusammenschluß katholischer Studenten. Die Ausgangsposition war hier eine etwas andere als die in Bonn. Bei den Verbindungsgründungen in Bonn ging es primär um die Bewahrung des katholischen Elements im evangelisch geprägten preußischen Staat. Demgegenüber hatte die Kirche in Bayern zumindest seit Ludwig I. immer eine wohlwollende Förderung durch den katholischen Monarchen erfahren.

Allerdings gab es auch hier im Bürgertum und im universitären Bereich weiterhin starke, liberale Kräfte, die der Kirche gegenüber eine kritische Haltung einnahmen. Die Auseinandersetzung mit diesen liberalen Kreisen bestimmte daher maßgeblich die Gründung der katholischen Vereinigungen. Am 5.2.1851 entstand nach dem Übertritt zur Universität die Verbindung Aenania (von lat. Aenus = Inn). Die neugegründete Verbindung bemühte sich alsbald, mit anderen gleichaltrigen Vereinigungen Kontakt aufzunehmen.
 

1.7 Die Gründung des CV (6.12.1856)

Bedeutsam wurde dann die Kontaktaufnahme mit der katholischen Studentenverbindung Winfridia in Breslau. Dort hatte im Jahre 1849 der Theologiestudent August Swientek einen katholischen Leseverein gegründet. Durch Bemühen eines Aenanenphilisters war dieser Verein am 19.7.1856 in die Studentenverbindung Winfridia umgewandelt worden. Am 29.7.1856 regte Winfridia an, freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden "Schwesterverbindungen" anzuknüpfen. Aenania akzeptierte am 6.12.1856 diese Anregung. Der 6.12.1856 gilt daher als der Gründungstag des "Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen "CV".

Die erste Cartellversammlung fand 1863 in Frankfurt/Main zusammen mit dem deutschen Katholikentag statt. Bei dieser Gelegenheit stellte der Philosophiestudent Georg Freiherr von Hertling, ein Mitglied der Aenania, in einem richtungsweisenden Referat erstmals die katholischen Studentenverbindungen vor. Er legte dar, daß es Aufgabe dieser Verbindungen sei, die katholischen Studierenden zu aufrechten Christen heranzubilden und ihnen für ihr späteres Leben die notwendige religiöse Grundlage zu geben. Dieser Zielsetzung wurden die schon bestehenden Korporationen, wie Corps und Burschenschaften nicht gerecht, da ihnen die eindeutige Ausrichtung auf das religiös-sittliche Prinzip fehlte. Demgegenüber gehe es den katholischen Verbindungen darum, auf dem Boden der Religion, die noch den ganzen Menschen erfassen und seine Grundeinstellung prägen soll, die gemeinsammen Ideale zu pflegen: religiös-sittliches Prinzip, wissenschaftliches Streben nach einem gemeinsamen Ziele, edle und frohe Geselligkeit.

Die Rede von Hertling verfehlte nicht ihre Wirkung auf die katholische, studierende Jugend. Es entstanden in der Folgezeit an verschiedenen Universitätsorten neue Verbindungen, die sich dem Cartellverband oder den anderen katholischen Verbänden anschlossen. Mit der am 9.6.1864 ins Leben gerufenen Austria Innsbruck griff der Verband auf Österreich über, wo es auch bald zu Entstehung von zahlreichen Verbindungen kam. Neben und mit dem CV entstanden um die Mitte des 19. Jh. auch die beiden anderen großen katholischen Studentenverbände KV und UV und später des vierten akademischen Verbandes des Ringes der Katholischen Burschenschaften (RKdB).
 

1.8 Unitasverband

Der UV der wissenschaftlichen, katholischen Studentenvereine führt seine Entstehung auf 1855 zurück. Die ehemals einseitige, theologische Ausrichtung gab man 1887 auf und nahm von da an Studenten aller Fakultäten auf.

Deren Prinzipien sind: Virtus - Scientia - Amicitia.

Differenzen um das Tragen von Farben waren die Gründe dafür, daß sich Vereine, die im Kontakt mit dem CV standen, von den farbentragenden Verbindungen trennten. Sie bildeten den:
 

1.9 Kartellverband der katholischen, deutschen Studentenvereine (KV)

Die von farbentragenden Verbindungen abgetrennten Vereine gründeten 1866 einen eigenen Verband, der sich seit 1913 KV nennt.

Dieser Verband hat die Prinzipien "Religion - Wissenschaft - Freundschaft" und lehnt sowohl das Farbentragen wie Duell und Mensur ab.
 
 

2. Geschichte der KDStV Salia (Breslau) Köln im CV

nach:

Chronik der K.D.St.V. Salia,

Herausgegeben zum 60. Stiftungsfest im Sommersemester 1965

Salia-Blätter (April 1966 bis Mai 1975)

2.1 Von der Gründung bis zum 1. Weltkrieg

Von seiner Gründung bis zu Ausgang des 19. Jh. war der CV in jedem Hochschulort nur durch eine Verbindung vertreten. Im Jahre 1897 hatte Aenania durch Gründung Vindelicias, 1899 durch Gründung Rheno-Franconias das erste Mal diese Regel durchbrochen. In Breslau gründete Winfridia im Sommersemester 1900 durch Teilung die Rheno-Palatia. Die Zahl der Winfriden ist jedoch wieder angewachsen; bereits 1903 waren es 66 studierende BbrBbr. Der Gedanke einer abermaligen Teilung Winfridias gewann daher unter Altherrnschaft und Aktivitas rasch Boden. Die bereits existierenden zwei CV Verbindungen hoben das Prestige der Universität und zogen im verstärktem Maße katholische Studenten an: Man stellte sich jedoch die Frage, ob eine wiederholte Teilung die Existenz beider Verbindungen gefährden könnte. Jedoch, nach der Berücksichtigung aller Punkte beschloß Winfridia die Neugründung einer neuen Verbindung. Die Rheno-Palatia zeigte jedoch Bedenken, die sie auch dem CV vortrug, der seinerseits einer Neugründung widersprach und eine neugegründete Verbindung nicht anerkennen wollte.

Trotzdem wurde auf dem CC Winfridias vom 17. Dezember 1904, nach reiflichster Überlegung unter jubelnder Begeisterung und in voller Übereinstimmung mit dem Philisterium, die Teilung Winfridias beschlossen. Im Anschluß daran tagte noch in derselben Nacht - es war inzwischen der 18. Dezember 1904 angebrochen- der Gründungskonvent der neuen, durch Teilung aus Winfridia hervorgegangenen Verbindung, auf dem der Name SALIA, die Farben weiß-orange-schwarz-weiß, die Fuchsenfarben weiß-schwrz-weiß, Deckfarbe der Mütze orange und der Wahlspruch "Nec aspera terrent" beschlossen wurden. Die Initiatoren der Salia waren Bbr.Bbr. Hans Wiesenthal (der Gründungssenior) und Johannes Frank. Es fanden sich 22 Gründer zusammen (davon 21 von Winfridia und einer von Suevia: von Tempski; der erste Fuchsmajor).

Der Name "Salia", bisher im CV wie an der Breslauer Universität nicht vertreten, an die ruhmvollen salischen Kaiser erinnernd, war schon einer der sechs Verbindungen der Bonner Union zu eigen gewesen, der am 5. Juni 1847 gegründeten Salia, die allerdings nur ein reichliches Jahrzehnt alt geworden war. Nun sollte die neugeründete Verbindung diesen Namen tragen.

Der Wahlspruch bekannte den entschlossenen Mut der Gründer, die einen angedrohten Ausschluß aus dem CV nicht fürchteten. "Bange machen gilt nicht", meinten sie auf dem Gründungskonvent. Einer der Gründer brachte zu diesem alten deutschen Sprichwort den lateinischen Text "Nec aspera terrent".

Der Gründungskonvent übernahm von der Winfridia die Satzung und Geschäftsordnung.

Das erste öffentliche Auftreten Salias plenis coloribus mit 19 Aktiven und 3 Inaktiven fand unter voller Beteiligung Winfridias bei sonntaglichem Coleurbummel auf der "Schweidnitzer", der Repräsentationsstrasse der schlesischen Hauptstadt am 15. Januar 1905 statt. Wenige Tage darauf, am 20. Januar 1905 stieg das Publikationsfest. Es chargierten Vertreter der Winfridia, Rheno-Palatia, Burgundia, Norica und Ferdinandea. Die aus dem gesamten CV angereisten Gäste sprachen sich für die CV-Mitglidschaft Saliae aus.

Am 18. August 1905 auf der Cartellversammlung in Straßburg unter dem Vorort Bavaria wurde Salia als vollberechtigte Verbindung in den CV aufgenommen.

Die Chargen der Gründungssemesters waren die Bbr.Bbr. Wiesenthal x, Ertmann xx, Chodinski xxx, Frank xxxx, von Tempski FM. Der erste Fuchs war der spätere Senatspräsident, Dr. Leo Witton.

Salia erhielt nicht nur durch Rezeption von Füchsen Zuzug, sondern auch aus dem CV durch Cartellbrüder, die nach ihren ersten im Süden verbrachten Semestern an die schlesische Heimuniversität kamen oder als ost - und westpreußische Cartellbrüder noch einige Semester in Breslau studierten. So konnte man in dieser Zeit unter anderem unter den Saliern Mitglieder von Ripuaria Freiburg, Suevia Berlin, Austria Innsbruck, Teutonia Freiburg i.d. Schweitz, Markomannia, Badenia, Rheno-Franconia und Langobardias finden.

Den Weg Salias im ersten Jahrzehnt, Stufe um Stufe des Aufstiegs, kennzeichnen die einzelnen Verbindungsheime. Zuerst noch im Heim bei Mutter Winfridia untergekommen, bezog die junge Verbindung bald eigene Räume im Kellergeschoß des Vinzenzhauses. Dann folgten die Verbindungsräume auf der Messergasse 14/16 und die Albrechtstraße 38, bei deren Einweihung bereits 120 Bundesbrüder zu zählen waren.
 

2.2 Nach dem Weltkrieg bis zu Auflösung des CV

Im Sommer 1914 brach der erste Weltkrieg aus. Salia, die schon die Vorbereitungen für das im Wintersemester 1914/15 geplante 10. Stiftungsfest aufgenommen hatte, suspendierte den Verbindungsbetrieb, da die Bundesbrüder zum Kriegsdienst eilten. Man war aus finanziellen Gründen, das Verbindungsheim in der Albrechtstraße gezwungen aufzugeben. Auch der erste gefallene CVer war ein Salier, Dr. Phil. Max Hoppe. Insgesamt sind im I. Weltkrieg 17 Salier gefallen. Man hat, trotz des Krieges versucht das CV-und Verbindungsleben am Leben zu erhalten. So funktionierten beispielsweise mobile CV-Zirkel in Ost und West und bei den Offiziersaspiranten-Lehrgängen im Lockstädter Lager, im Warthe-Lager und anderswo.

Nachdem der Verbindungsbetrieb beinahe vier Jahre geruht hatte, wurde im Sommersemester 1918 bei drei ortsanwesenden Aktiven, den Burschen H. Schmidt und B. Scholz und dem Fuchsen A. Dyllus im Verein mit AHAH Boenigk, Croce und Boenisch beschlossen, jeden ersten und dritten Freitag im Monat bei "Kissling" zusammenzutreffen. Auch ein Korrespondenzblatt sollte herausgegeben werden. Am Anfang des Wintersemesters kam es sogar schon wieder zu einer Chargenwahl. Die endgültige Chargenwahl fand nach dem Kriegsende statt. Am 21. Januar 1919 stieg im Vinzenzhaus der Begrüßungskommers des Breslauer CV für seine heimkehrenden Mitglieder im Beisein des Fürstbischofs Dr. Bertram und des Rektors der Universität Geheimrat Dr. Koch.

Mit zwei Burschen, fünf Füchsen und sieben Inaktiven nahm Salia im WS 1918/19 wieder den aktiven Betrieb auf. Es folgte ein neuer, rasanter Aufstieg. Mit 22 Füchsen ging Salia ins WS des Jahres 1919. 17. Neofüchse brachte das SS 1919. 24. Füchse meldet das SS 1920. Auch eine neue Bleibe für die so erstarkte Verbindung konnte durch das Engagement Alter Herrn auf der Heinrichstraße am 12. Juli 1919 bezogen werden. Da das Haus relativ abgelegen lag suchte man weiter nach geeigneten Räumlichkeiten. Letztendlich ist die Verbindung in das Vinzenzhaus Anfang des WS 1925/26 eingezogen. Die Zahl der Füchse wuchs derart schnell, daß man Mitte der zwanziger Jahre beschlossen hat das "Drei-Semester-Prinzip" (nach dem jeder Bundesbruder drei aktive Semester der Verbindung erhalten blieb) abzuschaffen.

Vom 14. bis 16 Juni 1930 feierte Salia ihr 25 Jubiläum. Die Worte der Gründungsmitglieder "Bange machen gilt nicht" bewiesen ihre Richtigkeit. Die Gründer und die ihnen folgenden aktiven Semester hatten sich trotz mancher Schwierigkeiten, trotz der Unterbrechung des Verbindungsbetriebes während des ersten Weltkrieges, trotz der niederdrückenden Zeit nach dem Frieden von Versailles und der folgenden Inflation nicht entmutigen lassen.

Nach dem glanzvollen Tagen des 25. Stiftungsfestes war das Wintersemester 1930/31 ernster Arbeit an dem weiterem inneren Aufbau des Verbindung gewidmet. Es stand wie die folgenden Semester im Zeichen der schweren Wirtschaftskrise, die sich gerade im Osten des Vaterlandes am schwersten auswirkte. Im Hinblick auf allgemeine Not wurden die Verbindungsfeierlichkeiten in bescheidenen Rahmen gehalten und auf ein Mindestmaß beschränkt. An Stelle der früher regelmäßigen Wochenkneipen traten zwanglose Bier- und Heimabende, die dazu beitrugen, alten studentischen Frohsinn wachzuhalten.

Im Jahre 1932 erfolgte schließlich die Übersiedlung in das neue Heim Altbüßerstraße 10. Die Einweihung des neuen Heimes wurde durch ein Kommers und am 26. November 1932 durch ein AH-Abend mit Damen, der von Cartell- und Bundesbrüdern sehr gut besucht war, festlich begangen.

1933 kam es zu der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, die auch das Wesen der Studentischen Korporationen von Grund auf umzugestalten verlangten. Nachdem am 19. Juni 1933 die Verbindungen des CV in der Tschechoslowakei und dann am 9. Juli auch der österreichische CV aus dem gesammt-CV ausgetreten sind, war die bisherige CV Verfassung aufgehoben und durch eine neue ersetzt. Der letzte AHX Saliae, Bbr. Gotschalk versuchte vergeblich, in den folgenden Jahren die Auflösung der Verbindung abzuwenden.

Am 31. Januar 1934 erklärte der Verbandsführer F. Nonhoff des CV, zusammen mit dem KV, dem Reichsminister des Inneren überraschend, daß in diesen Verbänden das Prinzip der konfessionellen Begrenzung aufgehoben sei, was in weiten Kreisen des CV auf Ablehnung gestoßen ist.

Um die Verbindung zu schützen, wurde am 18. Februar 1934 auf dem Haus eine Wohnkameradschaft eingerichtet, deren Ziel es war auch nicht-Bundesbrüdern Wohnräume zu Verfügung zu stellen.

Im Sommersemester 1935 bestand Salia aus 12 Aktiven, 10 Inaktiven in loco, 43 Inaktiven ex loco. 14 Füchse kamen im Wintersemester hinzu. Im WS bestand Salia aus: 3 Ehrenmitgliedern, 178 Urphilistern und 70 Urstudierenden.

Nachdem der CV am 27. Oktober 1935 auf der 63. Cartellversammlung in Würzburg seine Auflösung beschlossen hatte, wurde auch Salia am 29. Oktober 1935 aufgelöst. Der AH-Verband der Salia bestand noch weiter und führte von nun ab den Namen "Bund alter Salier". In ihm sollte die Tradition der Verbindung fortleben. Ihm sollten die derzeitigen AHAH der Verbindung angehören und alle aktiven und inaktiven Salier nach dem Verlassen der Hochschule beitreten. Am 15. Februar 1936 wurde der Hausbauverein Salia e.V. aufgelöst. Im Juni 1937 war auch das Ende des "Bundes Alter Salier" gekommen. Da der von der NSDAP unter dem Namen "NS-Studentenkampfhilfe" gegründete "Altherrnbund deutscher Studenten" andere Altherrenverbände nicht duldete, löste der damalige AHx Gottschalk nach Rücksprache mit den Breslauer Bundesbrüdern auch den "Bund Alter Salier" auf. Die noch vorhandenen Gelder übergab er AH Slotosch zweckgebunden zu Eigentum. Aus diesen Geldern wurden zunächst die Kosten des auf den 2. Oktober anberaumten "Studienerinnerungs- und Abschiedsfestes" bestritten. Der verbliebene Rest sollte als Unterstützungsfonds für in Not geratene Bundesbrüder verwendet werden. Um die AHAH Wiesenthal und Slotosch sammelte sich in folgenden Jahren der in Breslau verbliebene Rest der Salier. Sie trafen sich zum Stammtisch in einer Gastwirtschaft, die der ehemalige Fax August Herzog in der Nähe der Universität hatte. Man hoffte auf bessere Zeiten...
 

2.3 Neuanfang in der Bundesrepublik

"Nach dem furchtbaren Sturmwind, der über uns hingebraust ist, so manchen von uns gebrochen, und so manche mühsam aufgebaute Existenz zerschlagen hat, wollen wir uns vorerst einmal sammeln". Mit diesem Ruf traten am 6. September 1948 die Bbr. Slotosch, Woschek und Dorminger an die Bundesbrüder heran, deren Anschriften nach der Zeit der Auflösung, des II Weltkriegs und der Vertreibung bekannt geworden waren. 44 Bundesbrüder wies das erste diesem Ruf zum Sammeln beigefügte Anschriftenverzeichnis nach. 16 Namen gefallener Bundesbrüder gaben die Wiederbegründer der Salia bekannt. Weihnachten 1948 gab es bereits Adressen von 97 Bundesbrüdern. Bbr. Woschek übernahm kommissarisch bis zu offiziellen Wahlen das Amt des Altherrenseniors. Nach verstärkten Kontakten und mehreren Rundschreiben kam es endlich am 23. Juli 1949 in Bad Driburg mit der Zustimmung der britischen Besatzungsbehörden zu Gründung einer CV Verbindung. Sie nannte sich vorerst "Osning". Nach wiederholten Verhandlungen wurde mit Genehmigung des Beauftragten des CV für die britische Besatzungszone Verlegung der Salia Breslau nach Paderborn beschlossen. Am 22. Juli 1949 auf der Schlußkneipe des SS wurden die ersten Burschenbänder Saliae verliehen. Am 2. Oktober 1949 wurde der Altherrenverband Saliae wiederbegründet, zum Philistersenior wurde Dr. med. Olschowski gewählt. Letztendlich fand das Publikationsfest vom 5. bis 7. Januar 1951 statt. In Anwesenheit von kirchlichen, akademischen und staatlichen Würdenträgern, sowie 41 aus allen (westlichen) Besatzungszonen angereisten Verbindungen übergab der neue Philistersenior dem Senior die neue Fahne, Schärpen und Cerevis.

Bis zum Schluß des SS 1952 blieb Salia in Paderborn. Mit Beginn des WS 1952/53 verlegt die Verbindung ihren Sitz nach Köln. Der CC vom 27. Juli 1952 hatte gleichzeitig die Gründung einer Tochterverbindung, der Guestfalo-Silesia mit den Farben weiß rot-gold-weiß in Paderborn beschlossen, so wie es von Anfang an bei der Wiederbegründung Salias in Paderborn für den Fall einer Verlegung der Verbindung an eine Volluniversität vorgesehen war.

Der Anfang in Köln im November 1952 war recht beschwerlich, da es keine Aktiven und keine Chargen gab. Nur dem tatkräftigen Mitwirken des damaligen Philisterseniors, Dr. Bitter und vieler Alter Herrn ist es zu verdanken, daß der Start der Salia - Breslau zu Köln gelang. Nur durch besondere Pflege der Amicitia ist es gelungen einen Kreis von Bundesbrüdern zu schaffen, der auch ohne Heim und sonstigen Vergünstigungen Freude am Zusammensein hatte. Die Publikation in Köln fand im Januar 1953 statt.

Erster Höhepunkt war das 50. Stiftungsfest vom 28. bis 30. Mai 1955. Es war eine große Demonstration der Salia nach außen aber auch ein weiteres Band des bundesbrüderlichen Lebens.

Im WS 1955/56 kam die alte Fahne Saliae aus Breslau nach Köln zurück, nachdem sie in Würzburg in einem ehemaligen Gestapokeller aufgefunden worden war. Dr. Witton, der neue Philistersenior hat sie der Aktivitas feierlich übergeben. Es erfolgte die Gründung des Salia-Heimvereines der die Voraussetzungen für den Bau des Heims geschaffen hat. Der Beginn des Ausbau des Heimes fällt in das SS 1957. Der Senior Helmut Kron konnte im WS 1957/58 mit der Aktivitas in das neue Heim in der Richard-Wagner-Straße 16 einziehen Die feierliche Einweihung durch EM Exzellenz Weihbischof Ferche fand am 25. Januar 1958 statt.

Im SS 1961 übernahm Salia erstmalig in Köln den Ortsvorsitz. Es kam auch zum Wechsel im Amt des AHx. Zum Nachfolger des sehr verdienten AH Witton wurde AH Bernatzky, der jedoch aufgrund von Arbeitsüberlastung sein Amt weiter an AH Pientok 1963 übergab.

Am 18. Dezember 1964 feierte Salia ihr 60. Stiftungsfest.

Nach vierjähriger Amtszeit folgte Ihm AH Lohmanns, der nach den schweren Wirren der kommenden Zeit das Amt des Philsterseniores 1972 an den AH Kleinofen weiter gab.

1968 riefen Berliner und Münchener Studenten, vereinigt in der sog. Außerparlamentarischen Opposition (kurz: APO) zu einer allumfassenden studentischen Revolte aus, die sich gegen alle gesellschaftliche, politische und kulturelle Normen gerichtet hat. Alle traditionellen Werte wurden in Frage gestellt, man postulierte die Aufgabe aller Normen zugunsten einer neuen, freien Gesellschaft, die unter den Idealen des Kommunismus, Maoismus und Anarchismus entstehen sollte. In ihrem Mißmut gegen alles überlieferte wurden beispielsweise Vorlesungen in der Universität durch Studenten unterbrochen, alle "alten" studentischen Organisationen wurden als "Alter Hut" bzw. als reaktionäre Kreise eingestuft. Diese Entwicklung ging an der Salia und am CV nicht spurlos vorbei. Die Zahl an Rezeptionen fiel drastisch, viele verließen die Verbindung, andere forderten den Verzicht auf Farbentragen und studentisches Brauchtum. Nur durch das beispiellose Engagement des Philisterseniors, der Alten Herren und der wenigen aktiven Burschen ist es zu verdanken, das die Salia in dieser schweren Zeit nicht untergegangen ist. Hinzu kam noch die Tatsache, daß im Zeitraum zwischen 1966 und 1974 50 Mitglieder der Salia verstorben sind.

Trotz aller Mühen hat sich Salia nach dem Schock der APO-Zeit nicht mehr erholen können. Offenbar ist es der Verbindung nicht gelungen genügend Nachwuchs zu bekommen. Hinzu kamen Streitigkeiten in der noch bestehenden Aktivitas. Nach 71 Jahren rühmlicher Geschichte wurde die KDStV Salia (Breslau) Köln 1975 mit der KDStV Rheinland Köln fusioniert. Die Aktivitas legte das Band der Rheinland an, die Alteherrenschaft trat dem Altherrenverband der Rheinland bei.
 

2.4 Die Breslauer CV-Verbindungen

Name Abkürzung Im CV seit gegr. Hochschulort (heute)

1. Winfridia Wf 1856 1856 Münster

2. Rheno-Palatia R-P 1900 1900 Mainz

3. Salia Sal 1904 1905 Paderborn/Köln

4. Marchia Mch 1910 1910 Aachen

5. Greiffenstein Gf 1924 1924 Frankfurt(Main)
 

3. Einrichtungen und Brauchtum der AV Salia-Silesia
 

3.1 Farben, Wahlspruch, Fuchsen-, Burschenstrophe, Salierstrophe

Farben:

In Anlehnung an die Alt-Breslauer Verbindung KDStV Salia entschloß sich der Gründungskonvent der AV Salia Silesia als besonderen Ausdruck, sowohl ihre wie auch die CV-Tradition auf schlesischem Boden wiederbeleben zu wollen, deren Wahlspruch, Farbenstrophen und Farben, jedoch im umgekehrter Folgereihe zu Übernehmen.

Burschenfarben:           Weiß-Schwarz-Orange-Weiß

Fuchsenfarben:             Weiß-Schwarz-Weiß

Wahlspruch:                    "Nec aspera terrent !"

Fuchsenstrophe:
 
  Als Symbol des Fuchsenlebens
Schmückt ein stolzes Band die Brust
Schwarz heißt: Ernst des Wissensstrebens
Weiß: der Jugend frohe Lust
Fest in Freud und Leid verbunden
Treu dem Bruder bleiben wir.
Das soll stets mein Band bekunden:
Weiß-Schwarz-Weiß sei mein Panier!

Burschenstrophe:
 
Salias Farben, die wir tragen,
Deuten unser Lebensbild:
Auch in düster-schwarzen Tagen
Leuchte weiß der Tugend Schild!
In dem Goldorange-Glühen
Strahlt der treuen Freundschaft Preis
Und des Wissens strebend Mühen,
Stets drum: Weiß-Schwarz-Orange-Weiß!

Dr. Albert Bitter


 

Salierstrophe:
 
zu Gaudeamus Igitur 
/: Vivat nostra Salia, Foedus gloriosum :/
Vivat et fraternitas, philistrorum largitas,
/: Quae delectat studiosum :/

Dr. Albert Bitter


 

3.2 Vivat Wratislavia!

(Melodie: Heidelberg, du Jugendbronnen)

I. Musenstadt am Oderstrande,
Altes Breslau, sei gegrüßt!
Perle du im Schlesienlande;
Kein Student dich je vergißt.
Alma mater ohnegleichen
Drüben ragt als hehres Zeichen
Stolz Dein Hoher Inseldom.

II. Auf des weiten Ringes Mitte
Prangt das Rathaus stolz und kühn,
Buntbemützter Scharen Schritte
Sonntags dort zum Bummel ziehen.
Hübsche Madel, flott und munter
Sind dabei wie eh und je.
Und so geht`s die "Schwo" hinunter
Bis zum Endpunkt "Schloß-Café"

III. Oderschlößchen, Schwedenschanze,
Friebeberg und Schweitzerei
Locken abends oft zum Tanze
Die Stundentenschar herbei
Wenn die Walzerweisen klingen,
Tanzen froh die juvenes,
Die zum Dank begeistert singen:
"Vivant omnes virgines"

IV. Himmelfahrt zog manche Lerche
Weit hinaus ins Schlesierland
Bis nach Zobten dort am Berge,
Wo man viel´ Kumpanen fand
Beim Kommers die Gläser klangen,
Salamander eins, zwei, drei.
Ja, man zechte ohne Bangen
Bis zum ersten Hahnenschrei.

V. Wer nicht trank das Bräu vom Haase,
Wer das Kissling-Bier nicht kennt
Wer sich nie begoß die Nase,
War in Breslau kein Student
Liebe Musenstadt, du schöne,
Stets bist Du im Geist uns nah.
Mit Begeistrung drum ertöne:
"Vivat Wratislavia!"

Dr. Albert Bitter

Dichter, Anwalt und Notar
 
 

3.3 Wahlspruch des CV
 
 

In Necessariis Unitas
In Dubiis Libertas
In Omnibus Caritas





Dieser Wahlspruch stammt vom heiligen Augustinus, dem großen Kirchenlehrer, der mit diesen Worten das Verhältnis der katholischen Christen untereinander kennzeichnen wollte, so wie es seiner Ansicht nach sein sollte.

Es besagt etwa folgendes: Im Notwendigen, d.h. im Grundsätzlichen besteht unter den Cartellbrüdern Einigkeit; im Zweifelhaften, d-h- den Fragen, über die es verschiedene Meinungen gibt, soll Freiheit herrschen, also Raum sein für Meinungsverschiedenheiten und persönliche Entscheidungen; schließlich sollen sich alle Cartellbrüder in ihrem gesamten Verhalten von der Liebe zum Mitchristen und bundesbrüderlicher Freundschaft leiten lassen.
 

3.4 Das Wappen des CV

Das CV-Wappen wurde 1925 auf der C.V. in Innsbruck angenommen. Dieses, so wie die CV-Standarte, mit der Vorort auftritt, weist folgende Symbolik auf:

a) Wahlspruch

b) Student mit Fahne = Prinzip Scientia

c) Adler = Deutschtum

d) PX = Katholizität

e) Turm = Einigkeit und Festigkeit

f) die beiden Sterne bedeuten die Gründungsverbindungen Aenania und Winfridia.

3.5 Die CV Nadel und die ersten zehn CV Verbindungen

Die CV-Nadel, die alle Cartellbrüder tragen, hat in ihrem Umriß die Form der Buchstaben C und V. Sie ist gehalten in den beiden Farben, die den Gründungsverbindungen gemeinsam sind: Grün-Gold. Sie wird in der Ecke des rechten Rockaufschlages getragen.

Name Abkürzung im CV seit gegr. Hochschulort

1. Aenania Ae 1856 1851 München

2. Winfridia Wf 1856 1856(Breslau) 1948 (in Münster)

3. Guestfalia Gu 1864 1859 Tübingen

4. Bavaria BvBo 1865 1844 Bonn (älteste CV Verb.)

5. Markomania Mm 1871 1871 Würzburg

6. Saxonia Sx 1871 1863 Münster

7. Hercynia Hr 1873 1873 Freiburg (Breisgau)

8. Suevia Sv 1876 1875 Berlin

9. Rhenania Rh 1880 1879 Marburg

10. Burgundia BuL 1880 1879 (Leipzig) Düsseldorf

3.6 Die vier Prinzipien des CV

Religio

Es heißt für jeden einzelnen:

- Aufgeschlossenheit und Bereitschaft zum religiösen Gespräch

- verständnisvoll zu sein, Toleranz zu üben und mitmenschliche Solidarität zu beweisen

- sich um eine dementsprechende Lebensführung bemühen.

Das Ziel ist es, daß sich Salia Silesier als Christen aktiv engagieren.

Scientia

Alle Mitglieder sollen sich ihrem Studium ernsthaft widmen. Weiterhin fordert das Prinzip, daß man sich um eine über den persönlichen Fachbereich hinausgehende Bildung (Horizonterweiterung) bemüht. Das setzt einerseits die Bereitschaft zum interfakultärem Gespräch und die Aufgeschlossenheit gegenüber Tagesfragen voraus, andererseits verlangt es, daß bei der Programmgestaltung vielfältige Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden, die das fachübergreifende Gespräch mit aktiven und im Beruf stehenden Akademikern unterstützen.

Amicitia

Im Unterschied zu vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen, bei denen Freundschaft häufig nur auf Zeit existiert, versteht sich die Verbindung als ein Freundeskreis auf Lebenszeit. Freundschaft zu einer Vielzahl von Bundesbrüdern kann nicht dasselbe bedeuten, wie enge Freundschaft zwischen einzelnen Menschen, anderseits schließt sie aus, Bundesbrüdern mit der gleichen Zurückhaltung zu begegnen, wie den übrigen Mitmenschen. Freundschaft als Verpflichtung für alle Mitglieder des Bundes, verlangt allen Bundesbrüdern gegenüber aufgeschlossen zu sein und von ihnen das Gleiche zu erwarten. Es setzt das Bemühen jedes einzelnen voraus, eigenen Interessen an denen der Gemeinschaft zu orientieren, ohne aber dabei persönliche Standpunkte aufzugeben. Allgemein fordert Amicitia von allen BbrBbr gegebenenfalls dem anderen zu helfen und ihn im Rahmen der Gerechtigkeit zu fördern. Es verpflichtet BbrBbr auch dazu, die Veranstaltungen zu besuchen und eine auf sie fallende Wahl für ein Amt anzunehmen.

Patria

Kaum ein zweiter Begriff ist mit so schlechten und traurigen Erinnerungen verknüpft wie das Wort "Vaterland".

Die Verbindung ist parteipolitisch neutral. Ihre Mitglieder können politischen Vereinigungen angehören, die auf dem Boden der geltenden Verfassung stehen und deren Ziele den Grundsätzen des CV nicht widersprechen. Eine Mitgliedschaft bei radikalen Gruppen ist also ausgeschlossen. Patria verlangt von allen Mitgliedern, daß sie zur Geschichte Deutschlands stehen und Stellung zu ihr beziehen.

Grundsatz jeder Politik nach innen und nach außen muß der Verzicht auf jegliche Aggression zur Durchsetzung politischer Ziele sein. Das setzt die Anerkennung des freiheitlich demokratischen und sozialen Rechtsstaates voraus. Interesse an politischen Tagesfragen und geistige Auseinandersetzung damit, Wahrnehmen der Bürgerrechte, insbesondere des aktiven Wahlrechtes, sind unabdingbare Forderungen, die dieses Prinzip an alle Mitglieder stellt.

Insbesondere, in Betracht auf das Vereinigte Europa, muß der Gedanke an Völkerverständigung und Aussöhnung zwischen den Nationen unter uns vorherrschend sein.

von Damian J. Schwider (R-F! S-Ss!)
 

4. Literaturverzeichnis:

E. Lodermeier (Tfs), CV-Geschichte; München 1966
E. Lodermeier (Tfs), Brauchtum im CV; München o.J.
CV-Comment; GSG; Würzburg 1986
CV-Handbuch, GSG; München 1990
Fr. Schulze, P. Ssymank; Das deutsche Studententum, Nachdruck der 4. Auflage von 1932; Schernfeld 1991
M. Bauer; Sittengeschichte des deutschen Studententums; Dresden, o.J.
Salia Blätter; Nummern:11, 13, 14, 16, 17, 18, 20, 23, 24, 25.
Chronik der KDStV Salia, Köln 1965