(Ein Text älteren Datums, der den Weg zum neuen Verständnis des biblischen Wortes nachvollziehen lässt. Im Gegensatz zu damals sehe ich heute nicht mehr Syrien als die eigentliche Geburtsstätte des Logos in Menschengestalt bzw. Messias)

 

Von Jerusalem nach

Damaskus

 

 

Eine Reise in das Land, wo das lebendige WORT zu hören war.

 

Syrien, das in Wirklichkeit "heilige Land", die Heimat des LOGOS.

 

(Auf der Suche nach Teilnehmern für eine religöse Weiterbildungsreise, die in Kürze stattfindet.)

 

Ein Wochenendseminar über die Entstehung des Christentums in Syrien im Kontext der großen Kulturen will ich nutzen, um zu versuchen den Paradigmenwechsel des Paulus nachzuvollziehen. Ich will Belege suchen für das, was dem christlichen Glauben zugrunde liegt. Spurensuche des historischen Jesus Christus, Beweise für sein Wirken damals in Damskus. Ein neues Bewußtsein belegen, das weit über den alten Buchglauben hinausgeht.

 

 

Der Referent, Prof. Dr. Paul-Gerhard Müller, Trier, führt sehr anschaulich in die Geschichte des Alten wie des Neuen Testamentes ein. Er macht mir bewußt welcher Geist damals in Syrien geweht haben muß. Macht Mut, die Bibel neu zu lesen, über das Banalverständnis hinaus. Seine fachkundigen Ausführungen verschaffen mir Gewißheit, daß der LOGOS unserem Glauben zugrunde liegt, das lebendige WORT von gebildeten Weisheitslehrern bzw. Philosophen im orientalischen Kulturraum wahrgenommen und dessen Lebens- und Leidensgeschichte im Kontext des traditionellen Glaubens verfaßt wurde: Bestätigung des jüdischen Glaubens durch ein Bewußtsein von einem in allem Weltgeschehen vernünftig wirkenden einen Gott. Es geht keineswegs darum, die Historizität der Person Jesus von Nazareth abzustreiten, sondern sie im Geschichtsgeschehen neu zu begründen.  

 

Der Titel der von der Diözese Speyer angebotenen Studienfahrt "Von Jerusalem nach Damaskus", die sich dem Seminar des Heinrich Pesch Hauses anschließen soll, hat für mich daher eine tiefe theologische Bedeutung, die ich versuchen will hier zum Ausdruck zu bringen. Den fachkundigen Ausführungen des katholischen Theologen zur Entstehungsgeschichte unserer Bibel will ich folgen, um Belege zu suchen für einen in der damaligen Geistesgeschichte stattgefunden Paradigmenwechsel, Grundlage für die Theologie des Neuen Testamentes.

 

Syrien

sei eigentlich das "heilige Land". Von hier sei das Alte und das Neue Testamtent ausgegangen, so die Hauptthese, die heute mit vielen Fakten belegt wird. Paulus hat auf dem Weg nach Damaskus seine entscheidende Christusbegegnungen. Von Antiochien gehen seine Briefe und Missionsreisen aus. Die alte Weltstadt ist Zentrum der frühen Christusbewegung. In Syrien sind die Synoptiker ebenso beheimatet wie Johannes.

 

Doch nicht nur das Evangelium hat hier seinen Ursprung. Syrien sei auch das Land der Urväter Abraham, Isaak oder Jakob. Im Schnittpunkt der großen Kulturen und politischen Weltmächte zwischen Babylon, Assyrien, Hethitern und Ägypten sei das Heilige Land, aus dem Dogmengeschichte, Christologieentwicklung und Theologiegeschichte hervorging.

Nicht in Israel sei in wirklichkeit der Boden der Bibel zu suchen, sondern in Syrien, so Prof. Müller.

 

Doch bedeutet dieser Wechsel nicht mehr als nur ein kleine geographische Verschiebung? Muß hierin nicht vielmehr ein geistiger Wandel gesehen werden: vom jüdischen, starren Gesetzesglauben zu einem Glauben aufgrund philosophisch gebildeter Weisheit, wie sie hier über Jahrtausende Zuhause war. Einer Weisheit, die mit jeder Ausgrabung besser bewußt wird und für die wir uns heute so begeistern.

 

Wie können wir weiter einen jüdischen Wanderprediger als Nabel der Welt betrachten angesichts dieser Weisheit, die sich hier für uns heute auftut? Ist dieser Wanderprediger nicht das, was die syrischen Weisheitslehrer sahen, ein herrliches literarisches Werk über den lebendigen LOGOS?

 

Ich suche in Syrien nicht nur den Ausgangspunkt für die Verkündigung der Lebensgeschichte eines jungen Juden, sondern die Wiege für ein Bewußtsein des LOGOS, einer neuen Geistesgrundlage, die über das jüdische Gesetz hinausging. Den Geist von damals will ich suchen, das Denken von Damaskus.

 

Wir sehen bei unserer Betrachtung nicht nur das heutige Syrien, sondern überblicken den Großraum des Orients, in dem sich ein Großteil unserer Geistesgeschichte abspielte und eine großartige geistige Entwicklung vollzog. Wichtig sei es zu wissen, daß das Griechentum, auf das wir so stolz sind nur eine Spätblüte für Kulturen sei, die hier schon lange vorher lebendig waren. Bedeutet dies, daß das der griechische LOGOS hier schon viel früher in anderer Form bekannt war, das lebendige WORT Gottes auch von früheren Kulturen gehört wurde?

 

Viel ist vom Synkretismus die Rede, verschiedenen Kulturen, die hier im Schnittpunkt verschieder Weisheitslehren verschmolzen. Liegt in der sy-rischen Sy-nthese verschiedener Weltbilder ein Schlüssel für die kreative Geistesgeschichte, die den Prozeß der menschlichen Bewußtseinsentwicklung beförderte? Ist dieses von Gott durch wachsende Weisheit geschenkte BewußtSEIN die Grundlage der heiligen Schrift? Sind aus ihm Moses und Jesus erwachsen oder geht es nur um zufällige individuelle Offenbarungen?

 

Prof. Müller spricht von einer neuen Weitsicht, die sich durch den geistigen Ursprung im Rahmen der syrischen Weisheit für unseren Religionsunterricht eröffnen würde. Doch geht diese nicht viel weiter als wir denken? Welche Weitsicht würde sich für unsere Religionslehre ergeben, wenn wir das ganze geschichtlich nachvollziehbare Geistesgeschehen aus der Perspektive eines in philosophischen Weisheitslehren Offenbarwerdenden GottesWORTES wahrnehmen würden? Von Jerusalem nach Damaskus, vom Gesetzdenken zum lebendigen Geist wechseln.

 

Auf die Frage eines Teilnehmers, wieso der Orient den wissenschaftlichen Vorsprung nicht gehalten und zurückgefallen sei, lerne ich, daß noch bis ins Mittelalter sich dort Naturwissenschaft weiterentwickelt hat und erst dann von uns Europäern  übernommen wurde. Dieses Beispiel macht mir bewußt, wie verkürzt doch oft unser Blick ist. Sehen wir nicht auch in der Geschichte Jesus nur ein schönes orientalisches Märchen, über das wir uns theologisch erheben, statt die zugrunde liegende Weisheit durch ein vorhandenes philosophisches Wissen um natürliche kosmische Gesetzmäßigkeiten wahrzunehmen? Verleugenen wir so die Vernunft und Güte des jüdischen Gottes, die sich damals neu offenbarte, präsent wurde (Weinachts-präsent).

 

Wenn ich Prof. Müller folge und die Heilige Schrift in Syrien beheimatet sehe, will ich weder Hebräer noch Griechen  als geistige Vorfahren ablehnen, vielmehr suche ich eine Synthese in diesen beiden Weltbildern, die sich heute als WORT und Wissen immer noch unvereint  gegenüberstehen.

 

Syrien sei Schmelztiegel vieler Kulturen gewesen, Semiten, Indogermanen, Armäer, Griechen, Römer, Makedonier und arabische Stämme. Dionysos als Gott der Natur wurde hier ebenso gesehen wie der Sohn des Schöpfergottes griechischer Prägung. War die Sythese dieser verschiedenen Weisheiten die Wiege Jesus? Wann endlich überwinden wir unseren Kleinglaube vom jüdischen Wanderprediger, der nur ein neues  Herunterbeteten alter hebräischer Texte wäre, die eine frühkirchlichen Christologie glorifizierte? Ich bin gewiß, damals in Damaskus  war mehr. Da wurde nicht nur die große Weisheit der alttestamentlichen Texte erkannt, sondern eine neue geistige Grundlage für ein Gottesbewußtsein geschaffen, das durch die Synthese orientalisch-grichischer Weisheits- und Glaubenslehren mit dem jüdisch-monotheistischen Gottesverständnis möglich war.

 

Jesus wird deswegen nicht zum Dinonysos, in dem ich - so wie auch in anderen griechischen Gottessöhnen - eine lebendige Gestalt des LOGOS, vernünftigen schöpferischen Handeln im gesamten Kosmos zu erkennen versuche. Das Denken von Damskus geht darüber hinaus. Ebensowenig kann ich in der Bezeichnung "Gottessohn" nur einen theologischen Titel der Frühkirche erkennen, wie mir heutige Religionslehre versucht Jesus verständlich zu machen. Die Verfasser des Evangeliums haben nicht einfach einen griechischen Begriff aufgegriffen und damit die Story um einen jüdischen Sektenguru ausgeschmückt, von dessen liberalen Thesen sie sich zu einer neuen Religionslehre begeistern ließen. Sie haben den lebendigen LOGOS neu erkannt, begriffen was Gottessohn bedeutet und dies versucht dem Volk in der Person Jesus verständlich zu machen. Ihnen war bewußt, daß darin die Erfüllung, eine Reife der jüdischen Religion liegt, die so zur universellen die Glaubensgrundlage werden könnte. Verstand wäre nicht der Abbau dieser Person bis zur Banalität -so heute-, sondern ein bewußtes Verstehen der kosmischen Tat-sache Gottes, die sich hinter dem Titel verbirgt.

 

(Den Vorwurf, daß ich meine Perspektive von einem lebendigen LOGOS in die damalige Zeit versuche hineinzuprojezieren, lasse ich mir gern gefallen. Denn dies tut auch die derzeitige Theologie. Sie geht davon aus, daß nur dem Mythos einer männlichen Mutter Teresa aufgrund alter Texte von der Frühkirche im Rahmen einer Christologie Titel verliehen wurden, ohne daß ein völlig neues Gottesverständnis dahinter steht. Sie sieht sich bzw. projeziert dies in Paulus & Co.: Predigt, die die Grundlage nicht im lebendigen WORT hat, sondern aus alten Büchern vorliest und damit eigene Mein-ungen begründet. Predigt als pure Rhetorik? Jetzt gilt es abzuwäägen, ob es damals nur die Verherrlichung eines jüdischen Wanderprediger zu eigenen Propagandazwecken ging oder ob aus der Weisheit damals in Damuskus wirklich ein neuer Gottesverstand hervorgegangen ist: Grundlage unseres christlichen Glaubens, eine neue, über das jüdisch-vorgesetzte hinausgehende Gotteswahrnehmung.)

 

Bisher hätten wir die gesamte Umgebung Israels als Heiden abgehakt, hierin nichts gesehen, was zu unserem Glauben beitragen könne. Die Deutschen hätten ein besonderes Defizit. Bisher ihren Blick nur auf Juden und Griechen gerichtet. Wenn ein Bayer nach Griechenland komme, beginne für ihn hier die Geschichte. Diesen Blick gelte es künftig zu erweitern fordert Prof. Müller. Über den Geschichtsraum des gesamten nahen Ostens sei zu blicken. Doch ist unser Blick hinsichtlich des Glaubens nicht derzeit noch viel enger. So wie die Gelehrten bzw. Wissenschaftler nur nach Griechenland schauen, sehen die Geistlichen  nur ins Jüdische. Wenn wir von Glauben sprechen, dann lassen wir das, was im griechischen Geschichtsraum über Gott gedacht wurde, völlig außer acht. Bei Sokrates, Platon und Aristoteles suchen wir allenfalls Tugendlehren. Den Platonismus, der bei den frühen Vätern und Vordenkern der christlichen Kirche ein und aus ging, lesen wir, wie wenn diese nur eine Moralpredigt übernommen hätten. Das Welt- bzw. Gotttesverständnis und der große Verstand, der hinter den griechischen Verhaltenlehren steht, bleibt weitgehend unbeachtet und unbedeutend. Es hat mit unserem Heiland nichts am Hut. Dabei ging es den alten Griechen, auf die wir so stolz sind und unser gesamtes Wissen gründen, doch im Grunde vor allem um die Erneuerung des verwirrenden Götterglaubens durch eine vernünftige Grundlage, die im kosmischen Geschehen lag: LOGOS. Daß die Synthese des jüdischen Gottesverständnis mit dem griechischen Verstand zum neuen Paradigma geführt hat, für das der Name Paulus steht, davon sind wir weit entfernt. Einen jüdischen Wanderprediger halten wir für wichtiger als das vernünftige schöpferische Handeln und die davon ausgehende Verhaltenslehre, die sich in dessen Person ausdrückt. Paulus wird zur Banalität. Ein jüdische-hellinistischer Prediger, der bei der Christenverfolgung eine Halluzination hatte. Ein geisteskrankhafter Zustand, dem dann seine Bekehrung folgte, worauf die christliche Kirche gründet - so sinnieren Jungtheologen heute. Wir haben ihn längst heimgeholt  ins alte Jerusalem. Mit dem Denken von Damaskus hat das nichts mehr zu tun. Die damalige Weisheit wird damit als Geisteskrankheit abgetan.

 

Doch hier in Damaskus sieht der katholische Bibelwissenschaftler das Mutterland Jesus, nicht in Jerusalem und Israel. Aus dem syrischen Raum sei die Lehre vom lebendigen LOGOS erst um 330 nach Palästina gekommen. Den frühkindlichen Religionsunterricht gelte es nun weiterzuentwickeln. Wie wahr. Nicht nur Nachfolger eines Wanderpredigers, sondern den neuen Geist wahrnehmen, der hier seine Wiege hatte. Bald 2000 Jahre sind wir alt geworden, jetzt wird es Zeit für eine Aufklärung, die uns Gewißheit über den Vater gibt. Jesus ist nicht nur Produkt einer frühkirchlichen Predigt, auch wenn ihn Mutter Kirche ausgedrückt hat.

 

Der politische Prozeßraum des gesamten Nahen Ostens müsse betrachtet werden. Archäologische Ausgrabungen und Schriftfunde würden ein Denken belegen, das der christlichen Botschaft in vielem gleiche, schwärmt der Geisteswissenschaftler. Wenn er auf Studienreisen ein vor 3000 Jahren dort einst entstandenes Gebet lesen würde, so käme dies seinen Begleitern oft vor, wie ein von deutschen Bistümern verfaßter Text. Gibt dies nicht Mut, wirkliche Archäologie zu betreiben, altes Denken auszugraben. Ich bin gewiß, der Geist, der damals dem Wanderprediger Gestalt gab, läßt sich neu erkennen. Das Evangelium ist daher nicht nur ein banales weiterbeten von alten Texten. Ihm liegt eine neue Theologie zugrunde. Ein neues Gottesbewußtsein durch einer Philo-sophie, die über alle persönlich-individuellen Jesusbilder weit hinausgeht.

 

Warum suchen wir die Knochen Jesus weiter im Sand von Palästina, statt sie im Bewußtsein eines vernünftigen Kosmos wahrzunehmen, in dem der schöpferische LOGOS lebendig ist? Was wiegt mehr, die Story um eine jüdische Sekte und deren kirchliche Verherrlichung oder der lebendige Verstand Gottes, wie er sich in allem Werden ausdrückt und in verschiedenen Zeitepochen als Gnadengabe Gottes gerade in Syrien immer wieder neu bewußt geworden ist? Lebendiges WORT oder alte Buchtexte?

 

Dem Nahen Osten scheint bei der menschlichen BewußtSEINswerdung eine besondere Bedeutung zuzukommen. Hier habe voraussichtlich auch der Sprung zum Homo Sapiens stattgefunden, so unsere Wissenschaftler heute, die in Syrien gefundenen Knochen von Neandertalern und Homo Sapiens lassen auf eine gleichzeitige Koexistenz der beiden Menschengattungen in unserer Frühgeschichte schließen. Liegt hier etwas die Synthese, aus der der heutige Mensch hervorging?

   

Ich erinnere mich an ein Funkkollege in Antropologie. Die Aussagen über die Entwicklungsstufen des Menschen ließen mich aufhorchen. Regelmäßig lassen sich an der Schwelle zu einem evolutionären Sprung Belege finden für die Koexistenz verschiedener Kulturen.. Und da ich inzwischen in jeder schöpferischen Synthese Gott selbst am Wirken sehe, sich mir sein SOHN, sein Erzeugnis offenbart, machten diese Funde schon damals auf mich einen besonderen Eindruck. Liegen die Knochen Jesus wirklich im Vorderen Orient begraben?

 

Archäologische Ausgrabungen belegen für den syrischen Raum bereits  im 9. bis 7. Jahrtausend Spuren erster Seßhaftwerdung. Die ältesten Städte der westllichen Hemisphäre seien hier zu finden. Kulturantropologisch käme der Region besondere Bedeutung zu. In Dauersiedlungen und Stadtkulturen werden revolutionäre Stufen der Entwicklungsgeschichte gesehen. Städtebildung setzt geistiges Wachstum nicht nur voraussetzen, sondern zeigt die Notwendigkeit eines kulturellen  Zusammenlebens, stellt an den Geist der Gemeinschaft besondere Anforderungen.

 

Ähnliche Stufen hätte es zur gleichen Zeit auch im asiatischen Raum gegeben. Verbindungen werden hergestellt und auch für die damalige Zeit vermutet. Ist hier wieder die Synthese zu sehen, ohne die keine kretative Weiterentwicklung stattfinden kann?

Doch was sollten die Syrer von ihren östlichen Nachbarn gelernt haben? Was haben Tao & Co. mit christlicher Theologie zu tun? Wer in Jesus nur einen Wanderprediger erkennt, der durch irgendeine individuelle Offenbarung liberale Ansichten vertrat, der braucht dazu keine andere Kulturen. Auch eine frühchristliche Kirche, die nur auf eigene traditionelle Lehren aus alttestamentlichen Texten gebaut hätte, wäre keine Weiterentwickluung gewesen. Weder hätten damalige syrische Weisheitslehrer durch anderes Denken einen Zugewinn an Erkenntnis gehabt, noch gäbe es dann für uns etwas neues zu lernen.

 

Wer jedoch  Jesus aus der Perspektive des lebendigen LOGOS betrachtet, der kann sich an östlichen Kosmologien nicht satt genug sehen. Immer wieder werden ihm dort neue Dimensionen dessen bewußt, was möglicherweise damals in Damaskus gedacht wurde. In fünft Sätzen im Vorspannes  irgendeiner ganz logisch-natürlichen  sog. ganzheitlichen Heilslehre könnte  Jesus (die lebendige schöpferische Vernunft, die damals Grundlage für ein kollektives Bewußtsein der Weisheitslehrer gewesen sein muß) besser beschrieben sein, als in dicken Büchern über die Lebensgeschichte des Wanderpredigers. Und doch geht es scheinbar um ein und dieselbe Person, die damals in Damaskus lebendig war. Was in östlicher Weisheitsliteratur z.B. bei Laotse als "Weg" beschreibt wird, ist möglicherweise nur eine andere Ausdruckform für den LOGOS, der auch christlicher Gnosis zugrunde liegt und bei den frühen Kirchenlehrern als Platonismus abgetan wird. Wenn sich auch Jesus bei Johannes als der WEG, das WORT und die WAHRHEIT bezeichnet, dann wäre dies kein theologischer Titel für einen liberalen Wanderprediger, sondern träfe den Kern. Und dieses Wesen-tliche der Person Jesus, die wir im Wanderprediger abbilden und nur noch als Banalität betrachten, muß in den verschiedenen Geschichtsepochen im Großraum Syrien in besonderer Weise bewußt gewesen sein.   

 

Erdgeschichtliche Werwerfungen, die bis tief in den afrikanischen Kontinent reichen, hätten hier für besonders gute klimatische Bedingungen gesorgt. So wie wir mit Blick auf den heutigen, für uns mittelalterlich anmutenden Enwicklungsstand kaum den großen geistigen Reichtum ermessen können, die Weisheit, die hier herrschte, so sind wir auch erstaunt, daß dort, wo wir die Wüste sehen, einst üppiger Regenwald gewachsen ist. Die Zeittafel der Geschichte Syriens ließt sich wie ein Stammbaum unserer Geistesgeschichte. Hat hier der Baum der Erkenntnis, den moderne Wissenschaftler heute beschreiben, wie wenn sie ihn in ihrem Hausgarten eigenhändig gepflanzt hätten, seine Wurzeln? Der griechische Geist, aus dem später all unser Wissen gewachsen ist, war hier ebenso beheimatet wie das Gottesbewußtsein. Es scheint wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, daß die drei Großreligionen, die derzeit nur auf das Buch bauen (Juden, Moslems und Christen) hier ihren Ursprung haben, ebenso wie auch ihre vielen Vorfahren. Und immer wieder frage ich mich, was es mit dem Buchglaube auf sich hat? Waren es individuelle Eingebungen oder ein besonderer Geist kollektiver Weisheiten, wie er hier im Durchgang der Geschichte geweht hat. Sind die sog. Buchreligionen aus einem  in Syrien besonders lebendigen WORT Gottes hervorgegangen?

 

In Syrien ist nicht nur der Prozeß des menschlichen Werdens in besonderer Weise sichtbar, sondern auch das Bewußtseins, daß hierbei eine größere Macht, Gott gehandelt hat, auch wenn sich dies noch in verschiedenen Religionsformen ausdrückt. Hier haben die Menschen das WORT Gottes gehört, es auf Tontäfelchen, Papyrusrollen und später in Büchern festgehalten.

 

Religiöse Ausdrucksformen werden für den syrischen Raum bereits in frühen archäologischen Ausgrabungen belegt, Kultbauten,  also Vorgänger unserer Kirchen, 3000 vor Christus. Funde von Bestattungen belegen bereits 9000 ein Bewußtsein von ewigem Leben. Menschen wurden nicht einfach verscharrt, sondern in Fußböden der Wohnanlagen beerdigt. Ab 6000 sind Schädel dekoriert, z.B. Augen mit Muscheln und Steinen ausgelegt, werden so zum Zeugen für einen frühen Gotteskult, der im ewigen Leben einen Sinn sah. Warum ist uns der Geist, der diesen Funden zugrunde liegt, verlorengegangen? Hatten die Menschen damals nur einen Hokus Pokus von Auferstehung vor Augen, sind sie durch Propagandapredigt Einzelner, die innere Eingebungen hatten zum Gottesbewusstsein gekommen, waren es Lippenbekenntnisse die zur Eschatalogie geführt haben (wie man vermuten müßte, wenn man an einem Studientag über dieses Thema heutige Theologen sieht) oder haben sich die Menschen eingebunden gesehen, in einen großen sinnvollen schöpferischen Prozeß, ein natürliches Werden, das auf Gott oder damals noch verschiedene Götter bezogen wurde?

 

Wenn, wie in Eppla, Tontafeln mit unzähligen Gottesnamen gefunden werden, was ist in den Keilschriften zu lesen, woher geht das WORT aus, wenn nicht immer wieder neu aus einem Bewußtsein des im natürlichen Werden handelnden Schöpfers? Dies ist die Gottesrede, die den Buch-Religionen zugrunde liegt.

 

Beschnittene Krieger hätte es in Syrien bereits vor fünf Jahrtausenden gegeben, weiß Prof. Müller zu berichten. Die Israelische Tradition habe hier ihren Beschneidungskult übernommen. Er geht davon aus, daß auch das israelitische Gottesbewußtsein hier seine Wurzeln hat, was er auf vielfältige Weise belegt. Und doch muß mit dem mosianischen Monotheismus die Menschheit eine weitere Stufe auf der Jakobsleiter gestiegen sein. Wie später bei Paulus versuche ich auch hier den Paradigmenwechsel wahrzunehmen, kein blindes Weiterbeten. Das Alte Testament mag in Syrien entstanden und aus alter Weisheit weiterentwickelt worden sein. Doch sein eigentlicher Ursprung muß eine Sythese verschiedener Gottesvorstellungen gewesen sein, die zum jüdischen Monotheismus führte. Sowenig wie ich die Geschichte vom Wanderprediger Jesus nur aus alten Predigten erklären kann, ist es mir möglich, das alttestamentliche Gottesbewußtsein  nur auf Ungarit zu begründen. Im Werden, einer sinnvollen Weiterentwicklung,  liegt das Wesen des Gotteswortes, nicht in menschlichen Predigten aufgrund alter Texte. Ebensowenig wie der christliche LOGOS nur ein Weiterbeten alter Psalmen ist, sondern eine neue auf das alte aufbauende Philosophie zugrunde liegen muß, läßt sich die Geschichte Moses nur in alten Lehren belegen. Die alten Texte belegen nicht, daß alles schon war, eigentlich nichts Neues ist, sondern nur eine kontinuierliches, den gesmaten Kosmos umfassendes Werden: das Wesen des Wanderprediger, WORT/LOGOS  eines Gottes.

 

In der langen Völkerliste Syriens haben übrigens auch die Aramäer ihre Spuren hinterlassen. Sind die syrischen Weisheitslehrer, die uns ca. 1200 Jahre später in der Geschichte Jesus diesen als Arämäer vorstellen davon ausgegangen, daß es mit dem Einfluß dieses Volkes auf die geistige Entwicklung etwas besonderes auf sich hat. Haben sie die Entstehung der von ihnen verehrten  Texte der Tora auf Aramäische Zeit bzw. Einflüsse zurückgeführt?

 

Kontinuierliche Berührungsopunkte zum Alten Testament seien in Syrien viele zu finden, sagt Prof. Müller, der auch auf Ur-vater Abraham verweist, dessen Geburts-ur-kunde nicht auf dem Landratsamt in Ur nicht zu finden sei. Viele Fragezeichen würden sich ergeben. Doch müssen wir nicht so auf nach einem neuen Verständnis des Neuen Testamentes fragen. Nicht nur das Credo der Juden überprüfen, sondern auch unser christliches neu begreifen? Ich denke dabei keineswegs an ein Verneinen der biblischen Berichte, sondern ein neues Begreifen der Bilder.

Nicht nur das Alte Testament dürfen wir als eine großartige Allegorie lesen, wie dies z.B. bereits durch Philon von Alexandrien kurz vor Christi belegt ist. Wer so von dieser Allegorie begeistert war, wie die damaligen Weisheitslehrer, der hat doch sicher nicht nur Sätze aus dem Alten Testament übernommen, sondern auch den Schreibstil fortgesezt. Die Geschichte vom begreifbaren LOGOS,  lebendigen Gotteswortes auf gleiche literarische Weise geschrieben, in eine für das Volk verständliche Form gebracht..

 

Was mir nach der Lektüre von Philon allerdings unverständlich erscheint ist, daß wir heute plötzlich erstaunt sind, wenn wir entdecken, dass sich hinter den altbiblischen Berichten keine banale Geschichtsschreibung des jüdischen Volkes verbirgt, sondern die Bilder von Moses & Co. wesentlich mehr aus zum Ausdruck bringen, als bisher vermutet. Deutungen der alten Texte, wie sie Prof. Müller als "gewagte Kost" bezeichnet, werden uns doch schon von der Zeit vor Jesus in ähnlicher Weise berichtet. Von der Weisheit der jüdischen Texte waren jüdisch-hellenistische Denker, die den Sinn der Allegorien verstanden, begeistert. Auch das geschriebene Wort Gottes wurde so neu verstanden. Welch ein Paradigmenwechsel muss aus diesem Denken und Neuverstehen, das im gesamten Kulturraum des Orients beheimatet war,  hervorgegangen sein?

 

Im syrischen Krieg 721 v. Chr. sei das israelische Reich untergegangen. Religionsgeschichtlich wäre die Versprengung des Volkes von großer Bedeutung. Ich denke, sie war mit Sicherheit auch wesentlich für die geistige Weiterentwicklung.

 

Ebenso hätte die babylonische Gefangenschaft 586-539 v. Chr. eine geistige Schubkraft für Israel gehabt. Die geistige Führungsschicht der Juden sei deportiert gewesen. Jetzt seien die Juden plötzlich sehr dynamisch geworden. An Euprath und Tigris hätte das babylonische Judentum viele der Texte des Alten Testementes verfaßt. Ich frage mich, ob sich so auch das Neue Testament erklären läßt. Was hat die Zerstörung Jerusalem damit zu tun, daß kurz danach das Evangelium verfaßt wurde. Ist auch die Frohe Botschaft aus einem Bewußtsein heraus entstanden, das erst im Exil zur Blüte gelangte? 

 

Lebt der Monotheismus jüdischer Prägung nicht auch heute im Exil? Führt unser Glaube an bzw. aufgrund des geschriebenen Gotteswortes nicht seit der sog. Aufklärung ein Diasporadasein im naturwissenschaftlichen Weltbild.

 

Und noch weitgehender: Ist auch heute der Verfall der Autorität des jüdisch-christlichen Buchglaubens Voraussetzung, damit er aus dem Exil heraus in Synthese mit neuen Perspektiven wieder als ewige Wahrheit verstanden wird?

 

Ebenso wie die Juden die babylonische Traditionsliteratur als Grundlage ihres Glaubens sehen, was Prof. Müller bemerkt, denke ich, daß wir das griechische Gedankengut als Voraussetzung für christliche Denken wahrnehmen. Dabei sehe ich weniger um alte griechische Titel und Texte, deren Ursprung durchaus von den Exegeten bestätigt wird. Mir geht es um das christliche Bewußtsein, begreifen des griechischen LOGOS als WORT des jüdischen Gottes.

Der LOGOS aller Schöpfung als Ausdruck schöpferischen Geistes, was von Gott verstanden und gesehen wird: Sein ER-zeugnis, SOHN. Ohne Pla-ton bzw. dem dahinterstehenden Verständnis eines vernünftigen schöpferischen Planes, von dem sich, wie nachzulesen, auch die ersten Lehrer der späteren Großkirche begeistern ließen,  wäre Paulus noch Saulus. Er würde eine Gotteserkenntnis auf einer anderen Grundlage als altem Gesetz strikt ablehnen Hätte der Wechsel vom geschriebenen zum lebendigen Wort bei Paulus nicht stattgefunden, er wäre weiter auf Verfolgungsjagd. Der Paradigmenwechsel hätte nicht stattgefunden.

 

Doch zurück zum Alten Testament. Im Babylonischen Exil sieht Prof. Müller eine Blütezeit, die zu einer neuen Erkenntnis führte, dem das Judentum entsprungen sein soll. Denn nicht Jerusalem sei deren eigentliches Stammland, so der Bibelwissenschaftler. In Syrien seien später dann nicht nur die Standartwerke verfaßt worden. Johannes ebenso wie die Synoptiker seien Syrer gewesen. Auch die gnostischen Theologien als Konkurrenz (Mitkämpfer, Gegner mit gleichem Ziel) zur Großkirche sind in Syrien entstanden. Doch darf  Damaskus nur als eine Ortsangabe gelesen werden oder zeichnet sich hier auch ein anderer geistiger Standort ab? 

 

Wie können wir weiter die Geschichte Jesus als eine später im Rahmen kirchlicher Predigt christologisierte Banalstory von einem liberalen Juden lesen, wenn wir von ihrem Ursprung in der großartigen Weisheit der damaligen Zeit wissen?

 

Heute denken wir in völlig neuer Weise über den Bewußtseinsprozeß nach, der zum Alten Testament führte. Wir wissen, daß das Judentum keine Religion war, dessen Volksführern der liebe Gott die Gesetze ins Ohr flüsterte. Warum übertragen wir das nicht auf das christliche Denken? Wenn jüdischer Glaube nicht entstanden ist, indem Gott einem Volk Exklusivrechte durch einen Gesetzestext verlieh, den er eigenhändig auf Tonziegeln schrieb, sondern wir das Bild mit Moses und den Biberschwanzziegeln auf dem Berge Sinai viel weitgehender deuten dürfen, warum trifft dies dann nicht erst recht auf die uns in Jesus gegebene neue Theologie zu?

 

Wie können wir uns weiter als Nachfolger eines jungen Juden betrachten, der Krach hatte mit seiner Kirche, aufsässig war und aufgrund eines besonderen Charismas Anhänger fand, wenn wir von der Weisheit wissen, die dort in Syrien geweht hat und zu einer Innvoation des Gottesglaubens führte, die wir heute wieder notwendiger haben denn jeh?

Es geht dabei nicht darum, Jesus das historisch, geschichtliche Leben abzusprechen, sondern es von Damaskus aus zu belegen. Sein Wesen und die von ihm ausgehenden Wirkungen zu beweisen.

 

Im Neuen Testament allerdings nur ein Weiterschreiben, Ab-pausen alte Texte zu sehen, wäre Jesus zu verleugnen und Paulus auf den Kopf zu stellen. Er, der für ein Paradigma steht, das nicht mehr nur das jüdische Gesetz zur Glaubensgrundlage hat, kann unmöglich dafür herhalten, nur alte Gesetzestexte aufgrund eines blinden Glaubens an diese fortzuschreiben. Auch wenn sich Paulus auf alte Texte beruft und diese in seinen als Briefen verfaßte Theologien verwendet, weil er sie bewahrheitet sieht, so war es eine neue weitgehendere Sichweise, die zu den Aussagen führte.

 

Alte Gesetze gilt es mit neuem Geist zu füllen.

Wie damals in Damaskus so benötigen wir auch heute eine Weiterentwicklung des Bewußtseins um die Wahrheit der Bilder, die hinter den Bibeltexten stehen.

 

 

Prof. Müller klärt auf über die Entstehung des Alten Testamentes. Er zeigt, wie ein Neues Denken damals in die alten jüdischen Orte und historischen Begebenheiten hineingelegt wurde.

Wenn ich davon ausgehe, daß die syrischen Evangelisten die Geschichte Jesus in das jüdische Geschehen hineingelegt haben, Orte bezeichnen und Begebenheiten, die für den jüdischen Glauben stehen, wie dies Prof. Müller für das Altes Testament belegt, dann bin ich gewiß, daß die Verfaßer von einem Bewußtsein heraus geschrieben haben, das sie aufgrund einer neuen Erkenntnis  heraus sich für den jüdischen Glauben begeistern ließ. Diese neue Erkenntnis, hinter der  ich in einer Synthese alter jüdischer und hellinistischer Glaubensbilder bzw. mystischer Vorstellungen mit einem plantonisch-philosophischen Denken vermute, das den lebendigen LOGOS, das schöpferische WORT begreifbar machte, gilt es zu suchen.

 

Die vier Bücher Mose werden heute in vier Schichten verstanden. Prof. Müller spricht von einer "konstruierten Geschichte Israels", die das geistige Rückgrat unserer Bibel bzw. Religion bilden. Das Pentateuch gliedert sich auf in: Jahwisten, Elowisten, Priesterschrift (350 v.Chr. jüngste Schrift d. A.T.) und deuteronomistischem Geschichtswerk.

 

Die Geschichte Israels sei in der hellinistischen Phase fiktiv nachgeschrieben worden. Es gehe hier nicht um zeitgemäße Protokolle, sondern später entwickelte Konstruktionen über die Geschichte, die die geistige Entwicklung damals in Palästina abbilden. Alle Hypothesen über die historischen Erzväter werden in Frage gestellt. Die vier – für andere Forscher sind es weit mehr - Schichten seien in den fünf Büchern Moses vermischt. Moses wäre nur noch für Fundamentalisten ein Mensch aus Fleisch und Blut.

 

Doch auf was bauten die Verfasser der alten Texte ihre Theologie, wenn nicht ein Einzelmensch war, dem Gott im Traum oder auf dem Berg ein neues Bewußtsein gab? Soll dies alles nur eine sozioökonomische Predigt zur Moralisierung der Menschen gewesen sein, die dem Geist der Prediger entsprang? Ist die ganze Predigt dann nur noch Projektion jeweils zeitgemäßer individueller Moralvorstellungen in biblische Bilder?

 

Eine Zuhörerin fragt, ob wir das Alte Testament überhaupt noch lesen sollten, angesichts dieser neuen Erkenntnisse. Sie halte sich lieber an die Worte Jesus, den sie für die  wahrhaft autorisierte Person hält.

 

Der Geisteswissenschaftler warnt. Das Alte Testament sei trotzdem ernst zu nehmen. Ohne die alten Texte sei das Neue Testament nicht zu verstehen. Das Neue Testament sei voll von Texten des Alten, ohne sie unvorstellbar. Auch wären alttestamentlilche Texte die heiligen Schriften der frühen Christenkirche, da ja ein Neues Testament noch nicht vorgelegen haben, erst Jahrhunderte später entstand. Das Neue Testament sei nur als "Anhängsel" anzusehen, das das Alte Testament verständlich machen soll.

 

Doch was verstehen wir jetzt wirklich am Alten Testament, außer einem Abriß des Geschichtsgeschehen als Grundlage für die Texte? Was bleibt, außer einer von Meschen verfaßten und in alte Mythen projezierten Moralpredigt? Was wird besser, wenn wir diese Texte dann einem charismatischen Wanderprediger in den Mund schieben und diesen eine etwas modernere Moralpredigt verkünden lassen?

 

Ist das Neue Testament wirklich nur ein Anhängsel des Alten oder war damals in Damaskus  

der LOGOS, das am Anfang von den Hebräern erstmals verstandene schöpferische WORT/LOGOS, die im geschichtlich und kosmischen Geschehen sichtbare Vernunft Gottes lebendig,  und führte zu einer neuen Lehre, einer neuen Glaubensgrundlage?

 

Im Gegensatz zu der alten Dame, die angesichts der Aussagen von Prof. Müller, daß das Altes Testament fiktive literarische Konstruktion sei, ihre Hoffnung auf die Lehre des Heilandes setzt, in dem sie wenigstens noch eine historisch greifbare Person sieht, geht die heute Theologie längst davon aus, daß im Neuen Testament zu lesenden Jesusworte alttestamentlichen Texten entspringen. Auch wenn dies so kraß keiner ausspricht. Zwar behauptet man nach wie vor, sich auf den charismatischen Wanderprediger mit Namen Jesus zu beziehen, doch theologisch ist der in Wirklichkeit längst unbedeutend. Die authentischen Jesusworte werden  nur noch auf alttestamentlichen Texte bezogen.

 

Was bleibt noch? Alles nur eine Projektion? Hatte Marx doch recht, als der die Religion als reines Popium für Volk bezeichnete? Ist alles nur eine von Menschen ausgehende sozioökonomische Predigt zur Moralisierung ihrer Zeitgenossen? Sind wir wirklich so sinn- und wert-e-los wie wir uns heute sehen. Nachdem die biblischen Texte wie auch deren Lehrer ihre Autorität verloren haben, bliebe nichts mehr!  Nur leere Lehre! Letztlich sogar eine Irrlehre, die die Menschen dumm halten soll, wie Atheisten seit der sog. Aufklärung vorwerfen?

 

Doch weder das Alte noch das Neue Testament sind nur Menschenworte. Den Verfassern der Psalmen, Sprüche und Geschichten ist in einem langen Prozeß das WORT Gottes offenbar geworden. Es wurde in den verschiedenen Texten nur auf unterschiedliche Weise verfaßt und den Menschen auf der jeweiligen Kulturstufe verständlich gemacht. Dem Neuen Testament liegt nicht anderes zugrunde, als dieses neu begreifbare lebendige WORT. Dieses WORT wurde vor 2000 Jahr neu verstanden, hat die traditionelle Lehre mit neuem Leben gefüllt. Nur wo das in der Schöpfung wirksame WORT/LOGOS nicht wahrgenommen wird, entsteht Leere, werden weder die alten Texte verstanden, noch kann ein lebendiger Glaube entstehen. Alle Glaubenslehre wird dann nur noch als Opium für Volk, allenfalls gut für den individuellen Seelenfrieden, gesehen.

 

Das Wesen-tliche des Neuen Testamentes sind daher weder ein charismatischer Wanderprediger, noch alte Texte, sondern das lebendige WORT. Den syrischen Weisheitslehrer in Antiochien war dieses WORT ebenso verständlich wie den Philo-sophe-n von Alexandrien. Nachdem sie auch in den jüdischen Traditonstexten, die sie als großartige Alltegorien verstanden, dieses WORT Gottes vernahmen, lag nichts näher, als in Begeisterung für den jüdischen Glauben das neue Gottesverständnis in alte Texte zu fassen, die sich dadurch erfüllten.

 

Das Wesentliche der Texte ist nicht ihr geschichtlicher Wert,  sondern das WORT: ein langer Prozeß des geistigen Werdens, der hier beschrieben wird, die Geschichte Gottes mit seinem Volk. Heute würden wir sagen Weiterentwicklung des Bewußtseins, ohne allerding (nicht mehr bzw. noch nicht) davon auszugehen, daß wir durch die Wissenvermehrung nur unser Wissen um SEIN WORT erweitern. Der LOGOS scheint uns verlorengegangen, das WORT Gottes nehmen wir nur noch im Buchlesen wahr, nicht mehr im Prozeß der Bewußtseins- bzw. Erkenntnisentwicklung sowie der gesamten Evolution.

 

Doch der Beweis für das Leben Jesus, der die Grundlage unseres Glaubens ist, läßt sich weder durch die Story vom Wanderprediger erbringen, noch durch ihm verliehene theologische Titel der Frühkirche oder alte Texte. Die Wahrheit von Jesus wird durch das WORT belegt: ein langer Prozeß, der an verschiedenen Stellen in der Geschicht, bei einzelnen Menschen oder in bestimmten Weltregionen, wie dem vorderen Orient, besonders deutlich zu verstehen ist. Ein Festhalten am Banalverständnis des Wandercharismatikers würde diesem WORT im Wege stehen, Jesus ebenso verleugnen, wie eine Theologie, die im Neuen Testament nur alte Texte liest und nicht den neu lebendigen LOGOS. Das Bild des Wanderprediger ist nicht falsch. Dieses Jesusverständnis hat unsereren Glauben über Jahrtausende getragen. Alles Wissen und BewußtSEIN ist in dieser Zeit gewachsen. Wer wollte es besser machen? Doch jetzt scheint die Zeit, Jesus neu zu verstehen, das lebendige WORT wieder zu hören.

 

Gottes WORT als Prozeß des Werdens ist keine persönliche Offenbarung, auch wenn in alttestamentlicher Zeit sich vorwiegend Propheten und später die frühchristlichen Philosophen  von diesem WORT ansprechen ließen. Wenn Jesus mehr ist als Moses, dann liegt das mit daran, daß jetzt jedem das WORT verständlich werden kann, daß es im ganzen Universum hörbar ist, nicht nur aus dem Traditonstext eines bestimmten Volksstammes spricht.

 

Prof. Müller spricht von einem langwährenden theologischen Streit um persönliche Offenbarungen in bestimmten Personen oder des Offenbarwerdens in einem historischen Bewußtseinsprozeß. Er zeigt die Kirchenkette auf: Moses, Jesus, Paulus und Petrus, jetzt der Papst. Ist an dieser Kette Jesus gefangen? Auch wenn es den handelnden Personen unbewußt ist, wird Jesus aus Gründen des Machterhaltes gefangen gehalten. Hier zeigt sich ein ewiges Problem, das auch zu Paulus Zeiten schon bewußt war und in den Briefen nachzulesen ist. Der lebendige Geist wird vom Gesetz bzw. der vor-gesetzten Autorität bekämpft.

 

Wenn Moses keine menschliche Einzelperson war, sondern sich an ihm ein Prozeß der Gottesgeschichte mit den Menschen zeigt, Entwicklungsweg des jüdischen Monotheismus. Wenn Jesus das lebendig WORT selbst und Paulus eine Bezeichnung der Lehre ist, die diesen LOGOS erkennt und darauf den neuen Glauben gründet, woher könnten dann der Papst ebenso wie die gesamte Kirche ihre Autorität nehmen? Ist es nicht verständlich, daß sie weiter festhalten, sich auf die von ihnen verwalteten Texte bzw. Gesetze berufen, die ihren Vorgängern im Amt persönlich offenbart worden sein sollen? Gesetz und Vorgesetzte stehen so dem lebendigen WORT im Weg, verhindern die Weiterentwicklung des Bewußtseins. Gleichzeitig verhindern sie jedoch auch den Verfall? Denn Voraussetzung für die Überwindung des der gesezten Bilder und Vorschriften ist ein neues Bewußtsein, verständnis des lebendigen WORTES.

(Wenn aber diese Autorität von Vorgesetzten Texten und theologischen Institutionen nicht mehr ist, dann beweißt dies, daß das lebendige WORT weit stärker ist, als alle Gesetze.)

 

Ein anderes Problem beim Verständnis der Offenbarung als Prozeß, statt in Einzelpersonen, spricht Prof. Müller an: Bei einer Sichtweise des WORTES als Prozeß des Bewußtwerdens, müßte man allen Religionen Offenbarungscharakter zugestehen, ihnen Heilswirkung anerkennen.  Doch hätte nicht die neue Theologie damals in Damakus genau diese auslösen sollen, ein universelles Gottesverständnis in Jesus. Nicht andere Völker vom eingenen Religionsgründer überzeugen oder ihnen eigene theologische Texte und sonstige Gesetze über religöse Rituale und ethische Verhaltensweisen aufzwingen bedeutet Verbreitung des WORTES. Die Basis des GottesWORTES gillt es zu verbreitern. Das Bewußtsein des LOGOS läßt sich in allen Religionen nachvollziehen, auch wenn dieser dort andere Namen trägt, andere Theologien begründet hat. Es gibt nur einen Gott. Alles geht aus ihm hervor. Gottes WORT ist auf der ganzen Welt das gleiche, es gibt nur verschiede Weisen es zu hören. Und selbst in dieser Verschiedenheit zeigt sich das WORT. Denn nur durch die Verschiedenheit ist ein Werden vorstellbar. Was wäre unsere Sprache, wenn wir nur einen Ton hätten. Sprache ist ein immer wieder neues sinnvolles Zusammenfügen der verschiedenen Töne bzw. Theologien. So entsteht das WORT, so ist Schöpfung, verständliche Sprache des Schöpfers.

 

Unser Lehrapparat würde derzeit an vielen unklärbaren Fragen leiden, so Prof. Müller, der dafür Beispiele benennt: Selbst die Ehe zwischen Mann und Frau würde heute hinterfragt, wäre kein unumstößlich Fakt mehr, der fix für immer geoffenbart sei. Die unterschiedlichen Meinungen und Bibelauslegungen sind dafür Beweis. So werden in Holland heute gleichgeschlechtliche Trauen im Namen Gottes vollzogen, während andere dies für größten Frevel halten. Die Grundgegebenheiten der Offenbarung werden nicht nur in Frage gestellt, sondern auch höchst verschieden interprediert. Doch wenn selbst in solch grundlegenden Fragen der Text versagt, was bleibt? Wie will eine Schriftlehre Antworten geben zu Fragen der Gentechnik oder eine Weltethik begründen, wenn sie selbst in solch elementaren Fragen weder Autorität besitzt noch verständliche Antworten geben kann? Wäre es nicht auch hier höchste Zeit Jesus neu um Rat zu fragen? Das lebendige WORT, der schöpferische LOGOS ist dabei weit mehr als pure Biologie. Auch eine Soziobiologie, die sich nicht in Verantwortung bzw. als Ausfluß des schöpferischen WORTES versteht, würde zu kurz greifen.

 

Hinter dem WORT, das unserem Verhalten den Weg weist, steht auch weit mehr als eine philosophische Lehre. Das Jesus-Gebot der Nächstenliebe ist mehr als der frühzeitliche kategorische Imerativ, auch wenn den syrischen Weisheitslehrer die Logig des jüdischen Liebesgebotes bewußt war. Längst vor Kant kannten die griechisch-jüdischen Philosophen den LOGOS. Ihnen war klar, daß das gesellschaftliche Geschehen der Menschen nur funktioniert, wenn sich jeder zu seinen Mitmenschen so verhält, wie zu sich selbst, bzw. wie er es von anderen erwartet. Doch diese Logig oder Binsen-wahrheit war kein Mittel zum menschlichen Selbstzweck, sondern Umsetzung schöpferischer Verant-wortung.

 

Das Gebot der Nächstenliebe ebenso wie die anderen christlichen Lehren sind somit keine altjüdischen Gesetze, die einem jungen Wanderprediger in den Mund gelegt werden, sondern der Ausdruck des LOGOS. Jesus selbst hat sie wirklich gesprochen bzw. er selbst ist das WORT.

 

Es gibt keine Autorität mehr, die nicht Ausdruck dieser schöpferischen Vernunft, des LOGOS ist. Weder die seit der (versehentlich so genannten) Auf-klärung viel gepriesene menschliche Vernunft, noch die vorgesetzten Institutionen und Texte, die bis vor kurzem noch als Autorität angesehen wurden, vermögen die Menschen zu Vernunft zu bringen. Weder Gesetze noch Vorgesetzte werden die Menschen wieder zur Vernunft bringen. Verstand wir erst zum Verhalten, wenn wir dahinter das WORT Gottes wahrnehmen, lebendiges schöpferisches Hand-eln, dessen verant-wort-lich Mit-wirkende wir sind.

 

Weder durch die Worte alter Prediger, Philosophen, Politiker oder der des Papstes lassen wir uns noch sagen, was Sache ist. Gott sei Dank, denn jetzt ist höchste Zeit ein höheres WORT zu hören.

 

Die Septuaginta, die griechische Fassung der Bibel, halte ich nicht  für eine Übersetzung altjüdisch- mytholoischer Texte. Sie ist mehr als eine Übersetzung des jüdischen Gesetzeswerkes vom Hebräischen ins Griechische. Hier hat ein neuer Geist gewirkt. Die Weisheitslehrer damals in Damaskus oder Alexandrien haben in den alten jüdischen Mythologien und Gesetzen den LOGOS gesehen und diesen neu verfaßt. Wenn, wie Prof. Müller bemerkt, die griechische Neufassung der Bibel 25 % Textzuwachs erfahren hat, gar ganze Kapitel, die den hebräischen Texten unbekannt sind, wie z.B. Daniel hinzugefügt wurden, dann ist dies nur ein kleiner äußeres Zeichen für ein völlig neues Denken. Nicht nur das Neue Testament ist Ausdruck des schöpferischen WORTES, Jesus hat wirklich gesprochen. Auch die Theologie des Alten Testamentes wurde durch ihn erneuert. Nicht von Jerusalem, sondern von Damskus aus wurde die Texte neu geschrieben.

Ich bin gewiß, die syrischen Weisheitslehrer haben haben den Juden die alten Texte nicht gestohlen, was ihnen bis heute vorgeworfen wird, wie Prof. Müller feststellt, sondern sie haben das lebendige WORT Gottes gehört.

 

Ich horche auf, als der Bibelwissenschaftler erwähnt, daß Luther den kleinen Kanon von Philon übersetzt habe. Von dessen alttestamentliches Verständnis bin ich begeistert. Er war wesentlich weiter als wir heute, auch wenn ihm schlaue Exegeten vorwerfen, die historischen Begebenheiten nicht richtig gekannt oder falsch gedeutet zu haben. Heute erfahren wir, daß es im Alten Testament gar nicht um geschichtliche Begebenheit geht, weil es sich bei der biblischen Geschichte um eine Theologie handelt, die fiktiv in einen Geschichtsraum hineinprojeziert wurde. Mit einem puren Geschichtsgeschehen des jüdischen Volkes, wie wir es bisher sahen, haben die Geschichten von Abraham, Moses & Co. also kaum etwas am Hut. Und trotzdem waren die Philo-sophen damals in Alexandrien davon begeistert.  Es ging ihnen nicht darum, der Menschheit einen banalen Geschichtsstoff mitzuteilen. Die biblischen Bilder hatten für sie eine viel größere Bedeutung.

 

Im Lexikon taucht der Name Philon von Alexandrien unter dem Begriff "Allegorie" auf.    

Philon steht für ein allegorisches Bibelverständnis. Mit Allegorie wird die bildliche Darstellung eines abstrakten Begriffes oder ein Ausdruck für etwas nicht anschauliches bezeichnet. Ich bin sicher, die Bibelübersetzer der Septuaginta in Alexandrien kannten den hinter dem Wortlaut stehende Sinngehalt. Sie haben den LOGOS, das WORT Gottes versucht verständlich zu machen. Sie haben in der Sprache geschrieben, die die Menschen verstanden, die bekannten Bilder verwendet, die ebenso ehemals Ausdruck des schöpferischen LOGOS waren bzw. von ihnen so verstanden wurde. Die geschichtliche Wahrheit liegt also in der Allegorie begründet, nicht in einem Banalgeschehen, an dem wir verzweifelt festhalten.

 

Von Alexandrien oder Damaskus aus die Bibel "wörtlich" lesen, würde so einen völlig neuen Sinn erhalten. Es ginge nicht um Banalgeschehen, sondern den allen Legenden zugrunde liegenden LOGOS. Das schöpferische WORT wurde anschaulich ausgedrückt. Doch wo haben die Philosophen das WORT Gottes gehört? Mit Sicherheit nicht nur in der jüdischen Synagoge wie wir. Sie haben nicht nur in alten jüdischen Texten gelesen und diese griechisch abgepaust (geistige Pause), wie uns die heutige Theologie lehrt?  Die neuplatonische Philosophenschulen haben in ihren Gedankenverbindungen (Synthesen) und THEO-rien den lebendigen LOGOS, das schöpferische WORT verstanden. Ihre geistige Arbeit, die sich um die Ergründung der Beschaffenheit der Welt und des menschlichen Daseins mühte, ließ sie den schöpferischen LOGOS erkennen, auf dem auch die jüdischen Texte beruhen. Nur so ist ihre Begeisterung und ihr Verständnis für die allegorischen Bilder der jüdischen Bibeltexte verständlich.

 

Die Geschichte der Menschen und ihrer Gotteserkenntnis, die Leidengeschichte des LOGOS und seine Auseinandersetzung mit dem Vor-Gesetzten wurde vor 2000 Jahren neu erkannt und in der Gestalt des Jesus von Nazareth ausgedrückt. Auf die gleiche Weise, wie in Alexandrien die neuplatonische Philosopphen die Texte des Alten Testamentes verstanden, haben die Weisheitslehrer in Damaskus damals noch Unausdrückbares für das Volk verständlich gemacht: Allegorien ewiger Wahrheiten über das WORT, den in allem Werden wirkenden schöpferischen Verstand und sein Verstehen.  Es ging ihnen nicht um erfundene Geschichten, menschliche Geistesgebilde zur Moralisation der Gesellschaft bzw. Gemeinschaftsbildung.  Es waren wirkliche Begebenheiten in der damaligen wie der heutigen Geistesgeschichte, die Voraussetzung für die menschliche Moral und Gemeinschaftsbildung sind.

 

Paulus ist ohne Platon bzw. die philosophische Erkenntnis des schöpferischen WORTES wertlos oder wird, wie heute, als jüdischer Propagandadaprediger gesehen. Ein Apostel, der die Heiden zum jüdischen Gottesglauben bekehren wollte. Was das eigentlich christliche ist, wird nicht mehr wahrgenommen. Längst ist Paulus nach Jerusalem heimgeholt. Jungtheologen spekulieren über die Halluzination, die Paulus auf dem Weg nach Damaskus hatte. Doch es war alles andere als eine Träumerei ohne nachweisbare Sinneswahrnehmung oder gar eine krankhafte Täuschung als Symtom einer Geisteskrankheit. Der Wandel vom Saulus zum Paulus hat in den geistigen Hochburgen der damaligen Welt stattgefunden. Hier wurde der Keim für einen Paradigmenwechsel gelegt, der heute seine Reife erreicht hat. Noch steht die Ernte, die Lese und das Ein-bringen des Lebendigen WORTES aus.

 

Noch hält die immer wieder neu mit Blick auf die Bilder abgeschiebene Bibel das ihr zugrundlegende liegende WORT verborgen. In einer langen Reihe von Übersetzungen, wo in zunehmendem Maße nur noch die Bilder als das eigentliche Wesentliche gesehen und zeitgemäß übertragen oder ausgemalt wurden, ging der zugrunde liegende LOGOS immer mehr verloren. Um die Texte nutzbar zu machen, mußten sie in modernere Sprache übertragen oder für ein zeitgemäßes Verständnis zurechtgestutzt werden. Statt "Aufseher" sei z.B. auf Weisung der Bischofskonferenz in der Bibel der Begriff "Bischöfe" eingeführt worden, so Prof. Müller. Wörtliche Übertragung der Begriffe sei nicht möglich gewesen. Doch was wäre "WORT-getreu" wirklich? Nur das Übertragen alter Bilder, die nach und nach immer banaler werden und an denen dann Stück für Stück abgebrochen wird, damit die Menschen noch daran glauben, reicht nicht mehr. Was wir bitter benötigen ist ein weiterentwickeltes Bewußtsein des WORTES, des schöpferischen LOGOS in den alten Bildern.

 

Luther, der die Texte des Philon übersetzte, wollte, daß die Menschen mündig werden, das WORT Gottes selbst lesen können. Genau darum geht es. Doch während das Reformationswerk Luthers es den Menschen nur ermöglichte, die Buchstaben zu lesen, die Bilder zu betrachten und ihren Glauben sowie ihr Verhalten an ihnen auszurichten, wird es morgen möglich sein, das WORT selbst zu lesen. Luther, der mit seinem Werk den Menschen die Buchstaben in die Hand gab, kann kein Vorwurf gemacht werden für die allzugroße Buchstabentreue. Um sie vernünftig zu gestalten, haben sich gerade die Protestanten über viele Aussagen der Bibel hinweggesetzt und sie so beschnitten. Doch auch das Verständnis der Bibel geht SEINEN Weg, ent-spricht dem schöpferischen WORT. Auch hier zeigt sich der allem Werden zugrunde liegenden schöpferischen Verstand, LOGOS. Was zu Luthers Zeiten undenkbar war, kann heute gedacht werden. Alles hat SEINE Zeit, alles Werden liegt in Gottes Hand, ist als vernüftige schöpferische Handlung sichtbar. Heute ist die Zeit das lebendige WORT wie damals von Damaskus aus zu lesen.

 

Noch verharren wir in Jerusalem, scheinen zurückgekehrt. Doch dieser Schein trügt, auch wenn wir die alten Texte weit banaler lesen als Philon, das philosophische Verständnis der Inhalte zu fehlen scheint. Wie hätten wir kleine menschliche Wesen den Weg der Bewußseinsentwicklung bzw. der Erkenntnis besser gestalten können als Gott? Unser Wissen um die Vernunft allen natürlichen Geschehens in gewachsen, der Sinn allen Werdens ist immer mehr offenbar, die Grundprinzipien von chemischen Prozessen, von bilologischen und physikalischen Vorgängen, ebenso wie die der menschlichen Psyche sind weitgehend erforscht. Das evolutionärem Wachsen der Welt und ihrer Erkenntnis sind bekannt.

Was uns feht, ist nur noch hinter all diesem offenbar vernünftigen Geschehen das Handeln Gottes wahrzunehmen, sein vernünftiges, verständliches WORT. 

 

Wir weit weit wir davon noch entfernt sind, macht mir der weitere Verlauf des Vortrages bewußt. Jetzt befaßt sich Prof. Müller mit der Entstehungsgeschichte der christlichen Kirche. Er gibt minitöse Darstellungen vom historischen Geschehen, wie im syrischen Raum das Evangelium entstanden sei. Während der Samstag dem Alten Testament galt, geht es am Sonntag um das Neue. Doch was wäre wirkich neu, wenn es so gewesen wäre, wie die heutige Theologie denkt, wenn nur ein Fortschreiben bzw. die Übernahme alter Texte und von der Frühkiche verliehene Titel für einen Wanderprediger wäre, die wir dann als Christologie bezeichen?

 

In meinen Aufzeichnungen halte ich fest, daß wir noch keinen Sonntag haben, auch wenn der Referent das Thema wechsel, zum Neuen Testament übergeht. Symbolhaft werte ich auch das Ergebnis einer Umfrage, wer im Sommer mit auf Fahrt gehen möchte, die vor dem Einstieg ins Sonntagsthema stattfindet.. Noch reicht die Anzahl der Teilnehmer nicht, um die religöse Weiter-bildungs-reise "von Jerusalem nach Damaskus" durchführen zu können. Die Studienfahrt mit Prof. Müller im Sommer steht in Frage. Doch ich bin sicher, die geistige Reise wird stattfinden. 

 

Noch haben wir den Wechsel vom Samstag auf den Sonntag nicht vollzogen. Es reicht nicht, die alten Texte einem Wanderprediger in den Mund zu legen, und das als geschichtliches Geschehen zu sehen. Den christlichen Geist, die neue Grundlage des Gottesglaubens will ich belegen. Heute wie damals geht es nicht darum, das jüdische Gottesverständnis, das nur noch auf Buchtexten baut zu verneinen, sondern es durch das lebendige WORT neu zu verstehen, zu füllen.

 

Den unsinnigen Antijudaismus, der unsere Vergangenheit belastet können wir nicht abbauen, indem wir in jeder Predigt mindestens dreimal betonen, daß Jesus und seine gesamte Familie Juden gewesen wären bzw. den ganzen christlichen Glauben ins jüdische Gottesverständnis zurückholen. Der tiefe Haß, der sich gegen ein Volk richtet und seit den Kreuzzügen zu Verfolgung, Kreultaten und Massenmorden führte entspringt einem theologischen Irrglaube, der in Jesus als dem von uns verehrten Religionsgründer nur einen etwas anders denkenden Menschen sieht, der von seinen Mitmenschen am Kreuz ermordet wurde. Das von den Evangelisten angesprochene Problem der Juden liegt nicht in einem Volk begründet. Es betrifft ein Gottesverständnis, das wir längst wieder übernommen haben.

 

(Symtomatisch für unser heutiges theologisches Verständnis scheint mir auch ein Streit, von dem ich gehört habe. Amerikanische Christen wollen wieder den Sabbat als offiziellen christlichen Feiertag einführen. Sie haben einen Wettbewerb ausgeschrieben und dazu aufgerufen Belegt zu bringen, warum Christen wie Juden am Samstag Gott ehren sollten. Ich könnte mich beteiligen. Dann es gibt genügend Belege dafür, daß wir in Wirkllichkeit keine Christen sind. Unsere Gottesverehrung beruht derzeit noch auf dem Buch bzw. alten Texten, die nur neu verfaßt wurden, nicht auf dem lebendigen WORT. Wichtiger allerdings wird es sein zu suchen, was den Sonntag vom Sabbat unterscheidet, warum wir als Christen den Sonntag feiern.

 

Den tieferen Sinn der von den Evangelisten beschriebenen symbolhaften Handlungen sollten wir dabei suchen, auf die wir unser Sonntagsverständnis gründen. Nich weil ein Wanderprophet den anderen im Jordan taufte und von ihm behauptete er sei kein Sektenguru, sondern wirklich der Sohn Gottes, will ich den Sonntag feiern, sondern weil ein geistiges "über den Jordan gehen stattgefunden hat". Die Taufe Jesus durch Johannes ist eine theologische Wende bzw. Weiterentwicklung. Das Ereignis am Jordan hat sich wirklich abgespielt. Es geht nicht um ein nur aus alten Texten abgeschriebenes oder neu erfundenes Märchen um den die Menschen zum jüdischen Glauben zu missionieren. Der Legende liegt ein relaes Geschehen zu Grund das  uns den Weg weisen soll.

 

Es gilt neu aus dem reinen Buch- bzw. Vor-gesetz-tenglauben herauszutreten, über den Jordan gehen. Den Schatz, den uns Gott in Jesus geschenkt hat, neu entdecken. Erkennen, warum ihm wirklich alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. Nicht wegen eines Wanderprediger oder einer neuen Ethik die Menschen missionieren, sondern sich zu Jesus bekennen, ihn neu erkennen. Hinter dem Bild des Wanderprediger, der am Kreuz ermordet wurde und auferstanden ist, will ich den wahren Jesus sehen, das lebendige WORT.  Woher nehmen wir die Frechheit einfach zu sagen, die Texte der Evangelisten seien nur eine Predigt, mit der ein junger Prophet verherrlicht wurde? Warum suchen wir nicht den, der wirklich bei uns ist alle Tage bis an der Welt Ende? (Und wehe, wenn einer sagt, ich wäre in meinem Glauben nur einer Christologie auf den Leim gegangen oder hätte eine innerliche Anwandlung. Den schöpferischen LOGOS, das vernüftige Handeln Gottes nehme ich Tag für Tag aufs neue wahr,  ob ich nur aus dem Fenster das Wachstum im Garten oder die Sonne aufgehen sehe. Dann ist Sonntag. Ich verherrliche nicht die Gestirne wie die Sabbatäer - hier hat möglicherweise die Bezeichnung Sabbat ihren Ursprung - oder ein juristisches, vor-gesetztes, versteinertes Gottesbild. Weder bin ich Pantheist noch aber(trotzdem)-buchgläubig. Die hinter allem himmlischen und irdischen Geschehen stehtende göttliche Vernunft macht mir den Vater, den ich selbst weder begreifen noch abbilden kann, bewußt.)

 

Wer hilft die tiefe Bedeutung des Wassers vom Jordan neu zu entdecken, durch das Jesus von Johannes wirklich getauft wurde? Wer wagt die religöse Weiterbildungsreise von Jersalem noch Damskus?

 

Wer wagt das WORT Gottes im gesamten kosmischen Geschehen, aller schöpferischen, krativen Ordnung zu hören statt nur in alten Büchern zu lesen? Wer wagt es über den Jordan zu gehen, sein bisheriges Jesusbild aufzugeben? Es geht darum ein neues Jesus- und Gottesverständnis zu gewinnen, daß das alte mit einschließt.

 

Die Abwehr des naturtheologischen Ansatzes kann aufgegeben werden, wenn wir in der christlichen Taufe nicht nur einen rituellen Akt sehen, sondern das Verständnis einer Theologie, die auf den natürlichen bzw. schöpferischen LOGOS baut. Das Wasser, wie es Johannes bei der Taufe Jesus verwendete ist der Stoff, aus dem alles Leben entsteht. Es ist Symbol für alles Lebendige gegenüber dem festen, starren Stoff. Die Naturwissenschaft sagt uns, daß sich alles Leben auf Erden aus diesem Element heraus entwickelt hat und daß auch unser menschliches Leben aus dem Wasser, das sich innerhalb der Eihäute bildet und dieselbe Zusammensetzung wie das Meerwasser hat, bildet. Selbs Luther habe im Wasser eine enge Verbindung zum WORT gesehen, daß sie nich voneinander zu unterscheiden seien, wechselseitig zu verwenden. Das WORT zeigt sich im Wasser, dort wo alles Leben entsteht ist der LOGOS sichtbar.

 

Noch haben viele Menschen ihre Probleme damit, daß Gott die Welt geschaffen hat. Das bisherige Bibelverständnis hält sie gefangen. Sie haben Schwierigkeiten Gott als Schöpfer aller natürlichen Vorgänge zu verstehen. Aber was sonst soll all unser Reden von Gott, wenn wir in ihm nicht den Schöpfer wahrnehmen, dessen vernünftiges Handeln in allem natürlichen Geschehen sichtbar ist? Das mit dem Namen Darwin verbundene Verständnis eines evolutionären Werdens steht nicht im Gegen-satz zu Gott als Schöpfer. Alle Wissenschaft  macht mir die Vernunft Gottes, dessen lebendiges WORT doch erst verständlich. Der lange und unvermeidbare Kampf, indem sich die Kirche gegen den lebendigen LOGOS stellte, ihn verleugnete, könnte aufgegeben werden, wenn wir Jesus aus einer neuen Perspektive heraus betrachten. Es geht dabei keineswegs darum an einem bestimmten Bild der Weltentstehung den Gottesglauben festzumachen. Im jeweiligen Weltverständnis gilt es Gottes Vernunft wahrzunehmen. Während damals frühchristliche Gnosis auf vielfältige kosmologische Modelle ihren Glauben gründete und die griechisch geprägte christliche Philosophie erste universelle wissenschaftlich zu nennende Prinzipien entwickelte, hinter der sie den Gottessohn sah, verfügen wir heute über ein nahezu einheitliches Weltbild rund um den Globus. Die Kinder in Australien lernen die gleichen Prinzipien wie in Deutschland. Warum fällt es uns so schwer, dahinter das Handeln Gottes, den schöpferischen LOGOS wahrzunehmen und den schöpferisch-kreativen Sinn unseres SEINS zu sehen? Wenn wir die Perspektive wechseln braucht Religon nicht mehr im Gegensatz zur Rationalität der Neuzeit zu stehen, sondern ist Ausdruck schöpferischer Vernunft, erkennt diese und setzt sie um. Es gibt nur noch eine Wirklichkeit, die in allem natürlichen Werden die Wirk-lichkeit Gottes warhnimmt, auf die Tat-sache der vernünftigen Schöpfung Theo-logie gründet.  Die Wahrheit, die die Wissenschaft bewegt ist keine andere, wie die der Bibel: es ist nur ein WORT.

 

Auf einen Außenstehenden mögen all diese Aussagen, Anfragen und Aufrufe unverständlich klingen, als religöse Anwandlungen: irgendwie weltfremd, abgehobene Halluzinationen. Es fällt nicht leicht verständlich zu machen, daß sich diese Ansichten allein aus der Perspektive eines lebendigen LOGOS  heraus ergeben, einer schöpferischen Vernunft, die in allem natürlichen Geschehen waltet. Und je mehr ich über die Geschichte Jesus, das Geschehen von vor 2000 Jahren und den geistesgeschichtliche Hintergrund erfahre, desto größer wird die Gewißheit, daß der christliche Glaube sich auf diesen LOGOS gründet, der von den urchristlichen gnostischen Strömungen ebenso, wie den philosophischen Schulen und frühen Theologien  gesehen und als Sohn Gottes in der menschlichen Gestalt verherrlicht wurde.

 

Wenn ich verzweifelt nach Reisebegleitern rufe, dann suche ich  Menschen, die z.B. die Symbolik der biblischen Bilder weit besser kennen als ich, denen der Weg der Geistesgeschichte bekannt ist, die über exegetische Bildung bzw. ein fundiertes Wissen verfügen und die im philosophischen Denken weit besser bewandert sind. Niemand braucht meine Ansichten zu übernehmen oder an das zu glauben, was ich denke. Es geht nicht um innere Eingebungen oder esoterisch-unverständliches Geheimwissen, sondern den Versuch, die Geschichte Jesus aus einer neuen Perspektive heraus zu verstehen. Von der schöpferischen Vernunft, dem lebendigen LOGOS, das geistesgeschichtliche Geschehen betrachten und dadurch selbst zu einem neuen BewußtSEIN gelangen, das uns das Neue Testament neu verständlich macht. Einen neuen Grund zum Gottesglauben gibt, der auf der schöpferischen Tat-sache Gottes beruht und nicht in menschengemachten Lehren aufgrund alter Texte, die als Theologie verkauft werden.. 

 

Was können wir verlieren, wenn wir versuchen den Grund des Glaubens im lebendigen WORT wahrzunehmen? Was steht einem neuen Verständnis im Wege?

Die Ausführen von Prof. Müller am Sonntagvormittag machen mir erneut bewußt, warum ein Wechsel der Perspektive nicht zu gelingen scheint, was dem schöpferischen Fortschritt zu einer Weiterentwicklung unser Erkenntnis im Wege steht: Unser Glaube sowie das Neue Testament seien verankert in der historischen Gestalt des Jesus von Nazareth. Dieser Mensch wäre in der heutigen Theologie allgemein anerkannt. Der letzte, der die historische Existenz ernsthaft geleugnet hätte, wäre vor dem zweiten Weltkrieg der Karlsruher freireligöse Philosophieprof. Drews gewesen. In seiner Gefolgschaft seien dann noch Jesusleugner wie der Spiegelherausgeber Augstein in die Öffentlichkeit getreten, der als er damals von Strauß hinter Gitter gebracht wurde, die Zeit profitabel nutzte um ein Jesusbuch zu schreiben, das dessen historische Existenz abstreitet.

 

Hier liegt der Hund begraben. Wie sehen nicht mehr die göttliche Gestalt Jesus im lebendigen LOGOS. Wir sehen einen Menschen, halten ihn für die historische Wahrheit. Und daneben besitzen wir eine Christologie, in der wir das Wesentliche des christlichen Glaubens sehen.  Doch auch diese Christlologie ist nichts anderes als eine von Menschen gemachte Lehre aufgrund der alter Texte. Wir denken, daß die Bezeichnungen für Jesus Titel seien, die ihm seine Anhängern bzw. die Frühkirche verliehen hätte. Den Grund dieser Predigt sehen wir nur in alten Texten, die christliche Theologie des lebendigen WORTES nehmen wir nicht mehr wahr.

 

Während noch unsere Väter in Jesus den ihnen vor-gesetzten Sohn Gottes höchst persönlich sahen, ohne wenn und aber,  hat die christliche Theologie die Ansichten der Jesuskritiker längst übernommen, auch wenn sie dies weit von sich weist. Zwar wird unsere Theologie abstreiten Jesus nur als Produkt einer politischen-religösen Predigt zu sehen, um die Menschen zu moralisieren, also fiktive Projektion. Doch solange wir nicht das lebendige WORT als Grundlage des Neuen Testamentes lesen, sondern nur eine Predigt aufgrund alter Texte, die wir als eine fiktive Predigt betrachten - wie ich am Samstag bei Prof. Müller gelernt habe - ist auch das Neue Textament nicht mehr als menschliche Moralpredigt. Das Neue Testament ist kein Propagandatext für alte jüdisch-prophetische Weisheiten über eine notwendige menschliche Moral, in Jesus drückte sich das lebendige WORT wirklich neu aus, wurde gehört, wurde wahrgenommen. Wenn die Liebesethik des Neuen Testamentes über die alte Lehre hinausgeht, dann nicht, weil die syrischen Weisheitlehrer es besonders gut machen wollten, sondern weil sie nur höchst schöpferische Vernunft auf menschliche Weise zu ausdruck brachten. Jesus hat wirklich gesprochen. Und was noch wichtiger ist: die Weisheitslehrer damals in Damaskus erkannten, daß der Mensch nicht durch vor-gesetzte Texte zu einem vernünftigen Verhalten kommt, sonder erst aufgrund des lebendigen WORTES. Das Problem der Pharisäer war und ist weder ihr Fehlverhalten noch ihre mangelhafte Morallehre. Ihnen fehlt die Fähigkeit die Menschen zur wahren Vernunft zu bringen.

 

Doch längst ist aus dem christlichen Glauben reines Pharisäertum geworden, das nicht auf den lebendigen LOGOS, sondern menschliche Worte, vor-gesetzte Texte gründet. Tatsache sei, daß Jesus ein Jude war, so Prof. Müller, selbst daran sei gezweifelt worden. Im Dritten Reich sei er als Arier gesehen und für politische Zwecke mißbraucht worden. Mit einem Menschen bzw. einem menschengemachten Moralbild läßt sich alles machen. Die jüdische Wurzel Jesus steht für mich außer Zweifel. Doch nicht weil ich den Wanderprediger für einen jungen Juden halte, sondern weil das Bewußtsein der syrisch-griechischen Weisheitslehrer vom lebendigen WORT ohne deren Begeisterung für den jüdischen Monthesismus und die alten Weisheitstexte unvorstellbar wäre.

Doch statt dessen spekuliert Prof. Müller und mit ihm die heutige jüdisch-christliche Lehre über Kontakte von einem der vielen jüdischen Wanderpredigers zum syrischen Heidentum, das er zum jüdischen Glauben überreden wollte und dabei scheinbar auf fruchbaren Boden stieß. Den Christlichen Glauben verdanken wir also philosophisch gebildeten Weisheitslehrern, die plötzlich in Verzückung vielen und sich durch einen jungen Wanderprediger bzw. der Story von ihm bekehren ließen. Dieser Wanderprediger muß also bewirkt haben, daß die Weisheitslehrer ihrem griechisch geprägten jüdischen Glauben, für den sie sich so begeisterten, den Rücken zuwendeten und eine neue Religion gründeten. Von einem lebendigen LOGOS/WORT, das diese Wende bewirkte und die Bedeutung der alten Lehre im neuen Licht erscheinen ließ, ist derzeit nicht die Rede.

 

Statt einem neuen Bewußtsein vom lebendigen WORT wird vermutet, daß der frühzeitliche Gandhi damals in Damaskus zu Besuch gewesen wäre und die Wende bewirkt hätte. Nur so sei, so Prof. Müller, die Frage zu beantworten, warum bereits kurz nach Ostern frühe Christen hier gewirkt hätten, warum Saulus beauftragt worden wäre, sie zu verhaften. Auch ich denke, daß damals in Damaskus der junge Jesus zu Besuch war, das lebendige WORT hier gewandelt ist, von den philosophisch gebildeten Lehrern der LOGOS des jüdisch-monotheistischen Gottes wahrgenommen wurde und für die Menschen verständlich verfaßt wurde. Verdichtete Weisheit Gottes, deren Lebensgeschichte, ein Leidensweg in Auseinandersetzung mit der von den Menschen selbstgesetzter Lehre. Nachdem die jüdisch-griechischen Weisheitslehrer hierin auch die Wurzel der alten Texte von Abraham, Moses & Co. sahen, was lag näher, als den neu erkannten schöpferischen LOGOS in der alten Literatur zu verdichten. Neues WORT wurde so in alter Sprache neu verständlich gemacht. Doch ohne die neue Theologie des lebendigen WORTES werden die alten Texte dekadent. Was übrig bleibt ist nur noch ein menschliche Morallehre, die niemand mehr wirklich beachtet.

 

Statt im lebendigen WORT den wirklichen Messias wahrzunehmen, hören wir von einem mehrsprachich begabten Menschen, der kulturell offen war, evtl. sogar das Theater besucht und an Sportverantstaltungen teilgenommen hätte. Daß der lebendige LOGOS kulturell offen ist, sich in vielen Sprachen ausdrücken läßt bzw. der Grammatik verschiedener Schriften zugrunde liegt, daß er auf dem Spielplan des Theaters stand und ebenso auch die damalige sportliche Betätigung dem schöpferisch Sinn diente, steht für mich außer Frage.

Doch dahinter steht kein charismatischer, etwas liberalerer Wanderprdiger, sondern der lebendige LOGOS. Das neu gehörte WORT ist weit mehr als ein weltaufgeschlossener junger Jude, der Heiden zu Jahwe bekehren wollte. Der Glaube an den jüdischen Gott geschah nicht durch einen beliebigen Wanderprdiger. Der Schlüssel, der den jüdischen Glaube für alle Welt aufschließt, ist ein neues Schöpfungsverständnis.

 

Die griechisch-jüdischen Evangelisten hatten den hellinistischen Götterglauben hinter sich gelassen ohne ihn zu verneinen. Doch nicht mehr aufgrund der alten Homerschen Mythen von den Heldentaten des Zeus, nicht  Dionysos- oder Mithraskult ließen an Gott glauben,  sondern der lebendige LOGOS. In einer schöpferischen Ordnung und Sinngebung vernahmen die Philosophen und Weisheitslehrer das, was sich auch in den alten Mythen auf noch unverständliche und sehr unterschiedliche Weise ausdrückte. Die Welt war für sie nicht mehr durch Hokuspokus vieler Göttergestalten entstanden, sondern duch das vernünftige Handeln des jüdischen Gottes. Von einem Siebentage-Werk waren die Weisheitslehrer dabei weit entfernt. Nicht der alte moseanische Genesisbericht ließ sie an den jüdischen Gott glauben, sondern der lebendige Sohn Gottes selbst. Kein Wanderprediger hat sie bekehrt, sondern eine neue weisheitliche Weltsicht, die in allem Geschehen das Wirken einer göttlichen Vernunft wahrnahm und für sie wegweisend war. Ihre griechisch-platonischen Vorstellungen vom vernünftigen Werden, aus denen sich unser heutiges Wissenschaftliches Weltbild ableitet, konnte nicht nur beibehalten werden, sondern war die Grundlage des neuen jüdischen Gottesglaubens. Die griechisch gebildeten  Weisheitslehrer, die sich zum jüdischen Gott bekannten, trennten nicht zwischen Wissen über das natürliche Werden und einem trotzdem Glauben, wie dies in der Theologie heute modern ist. All ihre wissenschaftlilchen Modellvorstellungen, wie sie in ähnlicher Weise auch den vielfältigen gnostisch-christlichen Lehren vorangestellt sind, waren Ausdruck eines lebendigen schöpferischen WORTES.

Mir ist es einfach unbegreiflich, wie wir all die alten Texte heute lesen können, ohne daß es uns wie Schuppen von den Augen fällt. Das Bild vom Wanderprediger, von dem die Theologen insgeheim zu denken wissen, daß er eigentlich doch nur eine Predigt aufgrund alter Texte oder eines individuellen aber trotzdem Glaubens sei, hat uns fest im Griff.

 

Wer sich mit den Weisheitslehren Jesus Sirach auseinandersetzt, die damals zur Stammliteratur der griechischen Juden gehört haben, die gnostischen Texte liest oder die Philosophien von Alexandrien betrachtet, der kann kaum glauben, wie billig ihm Jesus Christus heute von den Kirchenlehrer verkauft wird.  Sicher, der Wanderprediger Jesus, der die später verfaßte Story der syrischen Weisheitslehrer zusammenhält, die neue Weisheit lebendig werden läßt, menschlich verständlich und mitfühlend macht sowie der Nachwelt dauerhaft erhält, kommt bei Philon von Alexandrien noch mit keinem Wort vor. Doch ohne dieses Denken wäre das WORT, der schöpferische LOGOS den die Evangelisten im Wanderprediger lebendig werden ließen, undenkbar.

 

Doch eine Theologie, die sich selbst für den Hersteller des WORTES hält, die in Wirklichkeit denkt, daß die Christologie nur eine frühkirchliche Titelvergabe für ihren Religionsgründer sei, hält weiter am Wanderprediger fest. Sie sieht so zwangsläufgig nichts anderes als einen weltaufgeschlossenen jungen Juden, der etwas liberaler aufgetreten sei und durch sein besonderes Charisma den Heiden den jüdischen Glauben verkauft habe. Statt eines Paradigmenwechsels, eine neue Glaubensgrundlage, die in der Person Jesus den lebendigen LOGOS wahrnimmt, der Ausdruck, Sprachrohr einer schöpferischen Vernunft ist, bleibt so nur eine moderne Predigt vom alten Text.

 

Doch die Tatsache, die der neuen Theologie zugrunde liegt, und nun nicht mehr im jüdischen Blut- und Abstammungsdenken, das  aufgrund eines einem bestimmten Volk verheißenen Gesetzestextes die Heilswirkung sah, sondern einen universellen monotheistischen Gottesglauben erhoffen ließ, war nicht die moderne Meinung eines Wanderpredigers. Auch wenn Jesus den jüdischen Ritualen nicht mehr die absolute Alleinseligmachung zusprach, dann liegt der Grund dafür nicht in einem neuzeitlichen Prediger, sondern einer neuen Theologie, die nicht auf vorgegebene Texte, sondern göttliche Autor-ität gründet, den schöpferischen LOGOS in Verhaltenslehre umsetzt. 

 

Der Wanderprediger Jesus, so Prof. Müller, hätte erkannt, wie groß die Gefahr durch das sich zersplitternde und verwirrende Kultangebot im vorderen Orient gewesen sei. Eine Vielzahl von Philosophien und Mythologien ließ keine klare Linie aufkommen. Seine klare Gedanken zur neuen ethischen Lehre hätte er der verwirrenden Vielfalt gegenübergestellt. Wie recht er damit hat. Nur kann es in diesem orientalischen Verwirrspiel nicht noch ein weiterer, zufällig dahergelaufener Sektenprediger gewesen sei, der die vielfältigen Denkmodelle vereinte, sondern nur das neu wahrgenommene schöpferische WORT selbst, den auch den verschiedenen Kultangeboten zugrunde liegenden LOGOS.

Die Ausstrahlende Kraft, von der die Kirchenlehrer heute predigen, ist nicht von einem beliebigen Prediger ausgegangen, der durch sein besonderes Charisma ( ich denke dabei an die amerikanischen Fernsehprediger ebenso wie an Mutter Teresa) oder eine Moderne Meinung die Menschen begeisterte. Die Anhäger Jesus wurden durch das lebendige WORT berufen, nicht durch einen jungen Juden, der auch nicht mehr wußte als in alten Büchern stand. Auch der Hinweis auf eine persönliche inner Stimme, die diesen Gottessohn zu seinen Predigten befähigt hätte, hilft nicht weiter, darauf beruft sich noch heute jeder Sektenprediger. Was von Paulus vor dem Paradigmenwechsel verfolgt werden sollte, war keine Splittergruppe im Sinne der Sonnentempler, die sich heute für messianische Menschen halten und dafür märtyrerhaft in den Tod gehen, sondern das neue Gottesverständnis. Verfolgt wurde eine Theologie des Verstandes, die sich auf den lebendigen LOGOS gründete, statt nur auf alte Texte oder die Meinung von Schriftgelehrten, die meinen, der Sache einen modernen Tatch geben zu müssen.

 

Alles was über Jesus durch die Evangelisten gesagt wir und was auch Prof. Müller ausführt trifft zu. Nur geht es dabei nicht um die Lebensgeschichte eines Jungpropheten, sondern die Lehre vom lebendigen LOGOS. Wenn uns z.B. gesagt wird, daß Jesus 14 Jahre in Arabia zugebracht hat, dann sehe ich darin nicht den Studienort eines späteren Sektenführers, sondern eine sich im syrischen Raum entwickelelnde Neubelebung der jüdischen Religion. Ebenso sind die vielen anderen Ortsangaben und Erzählungen wirkliches Geschehen,  Lebensgeschichte des neuen Geistes. Doch wenn die heutige Theologie den neuen Geist verleugnet, ihre geistige Heimat nur in jüdischer Traditonsliteratur sieht, auch wenn sie sich jetzt auf Jesus beruft, bleibt ihr nichts, wie die Lebensgeschichte eines etwas moderneren Schriftgelehrten.

 

Gleichwohl wir inzwischen wissen, daß das Christentum sich  an den damaligen geistigen Zentren, in Damaskus oder Antiochien in intelektuellen Kreises entwickelt hat, halten wir weiter an der Story vom Wanderprediger fest. Welch großartige Weisheit über die Lebens- und Leidensgeschichte des begreifbaren LOGOS würde sich uns offenbaren, wenn ein Exegete wie Prof. Müller all sein Wissen verwenden würde, um nicht die Geschichte eines Wanderpredigers  nachzuvollziehen, sondern um hinter den Bildern der Bibel die Geschichte des lebendigen LOGOS zu betrachten. Plötzlich hätten der Antioenische Zwischenfall, der sich ereignete nachdem der Zaun der Tora gefallen war, erste Konzile, ebenso wie die beschriebene Auseiandersetzung verschiedener Apostel und die gesamte Frühgeschichte der christlichen Kirche eine völlig neue Bedeutung. Die gesamte Geschichte Jesus, seine Geburt, seine Eltern, seine Auseinandersetzungen mit den Pharisäern, Schriftgelehrten, ebenso wie seine Lehren könnte neu belebt werden, wenn wir nicht die Lebensgeschichte eines Wanderpredigers, sondern des lebendigen LOGOS lesen würden.

 

Wenn wir die Wundergeschichten nicht auf den blinden Glauben an einen Wanderprediger, sondern das Wahrnehmen des lebendigen LOGOS, ein neues Bewußtsein bziehen würden,  hätten sie plötzlich eine wirkliche Bedeutung, die weit über die Banaldeutungen unserer heutigen Exegete hinausgeht oder sie auf tiefenpsychologische Heilshandlungen an Einzelpersonen zurückführt (Drewermann). Ich denke, daß es wirklich um eine tiefe Logig geht, die uns in den Blinden-, Taubenheilung oder Todenerweckung geschildert ist. Das WORT Gottes wieder hören lassen, Sinn des Seins erkennen, ein Gottesbewußtsein wiederbeleben, das alles kann weder ein Wanderprediger bewerkstelligen, noch der blinde Glaube an ihn.

 

Je mehr ich über die geistigen Hintergründe der damaligen Zeit erfahre, desto deutlicher wird das Bild von dem, was sich Zugetragen haben könnte. Auch die vielen Heilwirkungen, die von den Evangelisten denen versprochen werden, die an Jesus glauben, können sich unmöglich auf einen Wanderprdiger beziehen. Das gesamte in Jesus begründete neue Gottesbewußtsein können die syrischen Weisheitlehrer, die das Evangelium verfaßten unmöglich auf einen jungen Wanderprediger bezogen haben, dessen lockere Sprüche sie katalogisiert hätten, wie Prof. Müller heute schildert. Doch es geht keineswegs um die Verneinung Jesus. Im Gegenteil. Erst wenn wir erkennen, was hinter der Bildergeschichte steht, wird die Story aus ihrer heutigen Beliebigkeit befreit. Die Bücherregale sind voll von völlig verschiedenen Banalstrorys über das Leben des Wanderpredigers oder einer Verneinung Jesus, Reduzierung auf reine Mythologie oder Propagandapedigt. Warum fällt es so schwer, hinter allem eine wirkliche Begebenheit wahrzunehmen, auch wenn es nicht nur um einen einfachen Wanderprediger geht?

 

Hinter allem was mir Prof. Müller beibringt über die Frühgeschichte des Christentums im syrischen Raum sehe ich eine historische Realität, auch wenn ich dabei nicht an die Anhänger eines Wanderprediger denke, sondern die Entstehungsgeschichte eines neuen Geistes sehe, Bewußtseinsentwicklung. Dabei kann durchaus offen bleiben, wo genau sich das neue Denken entwickelt hat. Viel wichtiger sind die geistigen Standpunkte, die sich in den Ortsangaben wiederspiegeln. Welche Bedeutung die Tempelzerstörung von Jerusalem für die Verbreitung des neuen Glauben hat, was sich hinter all den geschilderten Handlungen verbrigt, das alles könnnten unsere Exegeten viel besser belegen als ich je dazu imstande bin. Warum fällt es so schwer die ganze Leben Jesus Geschichte auf den lebendigen LOGOS zu beziehen, statt weiter etwas in einen Wanderprediger hineinzuinterpredieren, was eh kaum einer mehr glaubt?

 

Auch der Streit um die Aufersterstehung als Grundlage des christlichen Glaubens, für deren Abstreitung sich Prof. Lüdemann zum Sprachrohr macht, so zum Ausdruck bringt, was die Masse der Menschen über einen Wanderprediger denkt, zeigt doch, daß es höchste Zeit ist, die Lebensgeschichte Jesus aus der Perspektive des lebendigen LOGOS zu lesen. Es hilft nicht, wenn nun für alle Handlungen, die wir nicht auf einen Menschen beziehen können, der Mythos zu herhalten muß.

 

Was damals im nordsyrischen Raum, einem Kulturland höchster Kreativität, wie Prof. Müller meint, zusammengetragen wurde, war keine Werbeschrift für einen jüdischen Wanderprediger. Die Theologenteams der philosophischen Schulen in Syrien sammelten keine Legenden von einem beliebigen Sektenprediger, um dessen Biologie zu schreiben. Sie verfaßten keine Propagandaschriften, um den Weisheitssprüchen eines jüdischen Wanderprediger zum Durchbruch zu verhelfen. Es waren keine erfundene Geschichten, um Eindruck zu schinden und so die Heiden von der Heilswirkung des jüdischen Glaubens überzeugen zu können. Es war auch keine Werbeschrift von alten jüdischen Texten, die neu verfaßt wurden, weil niemand daran glaubte. Ich bin gewiß, die Evangelisten haben das lebendige WORT gehört, gesehen und begriffen. Was uns geschildert wird ist ein realer geistesgeschichtlicher Prozeß.

 

Den uns verheißenen neuen Heilsweg haben die Weisheitslehrer mit Sicherheit nicht in der Vita eines Wanderpredigers gesehen. Weder ein männliche Mutter Teresa mit Bart, noch ein Mathma Gandi der Antike liegt der Geschichte Jesus zugrunde. Es geht um eine neue Grundlage, den Menschen den jüdischen Monotheismus begreiflich zu machen. Nicht  jedem seinen privaten selbstgebastelten Jesus, der vergöttert wird und an den man dann einfach glauben muß, sondern als allgemeingültige schöpferische Vernunft, die uns Gott erst offenbart..

 

Wenn ich mir anhöre, was heute alles über Jesus gesagt und geschrieben wird, dann wird es höchste Zeit, daß das wieder geschieht, was Prof. Müller als Ziel der Syrischen Verfasser der Evangelien sieht: mythologischem Wirrwarr und Verflüchtigung der Gotteserkenntnis sei entgegenzuwirken gewesen. Eine menschliche Idendifikationsfigur mußte geboten werden, um die Unterschichten zu begeistern aber ebenso ein Befreier, der die Intelektuellen überzeugte, das vielfältige und verwirrende Kultangebot wieder auf einen Nenner brachte.

 

Die damalige Zielsetzung läßt sich nachvollziehen. Doch diese Leistung wurde weder durch einen Wanderbrediger vollbracht, der dachte alles etwas besser zu wissen, noch eine von syrischen Weisheitslehrern verfaßte Werbeschrift für den jüdischen Glauben, die Legenden von Jesus dafür verwendeten. Das Grund-legende war die Wahrnehmung des LOGOS, ein neues Verständnis des jüdischen Jawe als Weltenschöpfer, Gottes Vernunft, durch die alles geschieht.

 

Wenn ich in heutigen Predigten von Jesus hören, wird sich einfach über viele der auf ihn bezogenen Aussagen hinweggesetzt. Die gesamten "Ich bin...Bezeichnungen" die ihn Johannes sprechen läßt, werden hingestellt, wie wenn uns Johannes damit nur zu einer besseren Moral bekehren wollte, banaler gehts nicht. In theologischen Seminaren höre ich dann, daß wir diese Texte evtl. gnostischen Einflüssen auf Johannes zu verdanken hätten. Warum macht sich keiner die Mühe, diese Aussagen ernst zu nehmen, sie nicht zu verleugnen oder als Moralpredigt und Folgschaftsverlangen für einen vergötterten Wanderprediger zu deuten. Jesus war der letzte, der blinden Glauben an Gott wollte. Er ist wirklich das Licht der Welt. Warum nehmen wir seine Aussagen nicht ernst und versuchen dahinter den schöpferische WORT in Person wahrzunehmnen, nicht nur die Kirchenpredigt vom Wanderprediger?

 

Ich bin gewiß, daß sich die gesamte Geschichte Jesus aus einer erweiterten Perspektive neu verstehen läßt. Das gesamte Geschehen, von Weihnachten, über Ostern bis Pfingsten hat eine  große geistesgeschichtliche Bedeutung. Weiterhin davon auszugehen, daß die Kreuzigung eines geschichtlich unbedeutenden Wanderprediger für irgendwelches Aufsehen gesorgt hätte, wie wir es in die Ostergeschichte hineinlesen geht nicht mehr. Wir wissen, daß die römischen Besatzer an einem einzigen Tag 4000 Syrischer an einer großen Hauptstraße hingerichtet haben. Wie könen wir weiter annehmen, der Tod eines einzigen unbedeutenden Menschen hätte ein besonderes Echo ausgelöst bzw.der jüdische Hohe Rat und der römische Stadthalter hätten sich mit der Verurteilung eines Sektenpredigers beschäftigt.

 

Welchen Sinn sollte der Märtyrertod eines Wanderpredigers haben, durch den uns die Sünden vergeben sind? Alle theologischen Erklärungsversuche  bleiben irrational, solange wir nicht hinter die Allegorie der biblischen Geschichte schauen. Ob das Kreuz als ewiges Lebenszeichen zu deuten ist, das den Entwicklungs- und Leidensweg des sich immer weiter offenbarenden LOGOS symolisiert? Ob die damaligen Greultaten der Römer an den Syrischen Reformern bzw. Rebellen sich in der Allegorie ausdrücken? Oder ob sich gar beides im Bild des Jesus am Kreuz ausdrückt und somit auch alte biblische Vorhersagen bestätigt werden? Die Beantwortung dieser Fragen will ich den Geisteswissenschaftlern überlassen, die weit mehr darüber wissen als ich. Doch kann es nicht sein, daß wir weiter Bilder anbeten, die ihre Bedeutung längst verloren haben.

 

Verzweifelt suche ich Menschen, die mir helfen, in Tod und Auferstehung Jesus die Leidens- und Erlösungsgeschichte des lebendigen LOGOS zu lesen und verständlich ausdrücken, so daß wir der Geschichte ihre Vernunft zurückgeben können. Das Leben Jesus wird dabei nicht seiner Geschichtlichkeit beraubt. Indem wir die es neu lesen gewinnt es erst an nachzuvolliehender Bedeutung, wird aus seiner Irrationalität und individueller Bedliebigkeit befreit. Lüdemann & Co., die die Auferstehung Jesus leugnen gehören mit zur Geschichte des LOGOS. Sie sind die Leichengräber eines nicht mehr zeitgemäßen Jesusverständnisses. Womit sich der geschichtlicheLOGOS erneut bewahrheitet: Die Grablegung kommt vor dem Wiederverstehen. Jesus lebt. Er ist der Weinstock, der jedes Jahr aufs neue austreibt. Wir sind die Reben. Ein kluger Winzer schneidet die verdorrten Reben ab, damit der Stock bei der neuen Lese reiche Ernte bringt.

 

Wenn, wie Prof. Müller weiter ausführt, der neue Chrsitenkult keine Tier oder Brandopfer kannte. Wenn er Gastmähler mit Nichtjuden erlaubte und am Anfang noch ohne bestimmte Liturgie, ohne Tempel und eine Institutionalisierte Kirche auskam, dann deutet dies doch auf weit mehr hin, als ein  liberaleress Judentum für unzufriedene Zeitgenossen. Der neue geistige Kult, der ohne Gesetze auskam, muß mehr als ein Reformprogramm gewesen sein, das ein Wanderprediger ausgelöst hat. Es hat ein tiefer theologischer Paradigmenwechsel stattgefunden, der durch Petrus nicht weiter verleugnet werden darf. Ich will nicht gegen die Professoren streiten, die in keinem Seminar müde werden, die semetische Heimat unseres Heilandes zu betonen. Doch Jesus war und ist mehr als ein Wanderprediger. Aus dem Sprachraum der Söhne Noahs, aus der Geistesgeschichte der vorderasiatischen Völker ist das Bewußtseins des WORTES Gottes in langer Geschichte hervorgegangen. Ihm gilt es eine neue Bedeutung zu geben. Jesus ist also wirklich ein Jude. Dies gilt es durch das lebendige WORT neu zu beweisen.

 

Auch der Ursprung Jesus in der semititischen Literatur kann belegt werden, wenn wir in der Semantik den lebendigen LOGOS wahrnehmen. Ohne die Legenden, ohne die Bilder der biblischen Geschichten, ohne das jüdische Gesetz wäre dieser längst verlorengegangen, hätte sich verflüchtigt, wäre für uns heute nicht verständlich.

 

Doch die Geschichte Jesus weist uns auf eine Weiterführung des jüdischen Glaubens hin, ebenso wie eine Sichtweise der weiteren damals im vorderen Orient beheimateten Kultformen. Isiskult kann durch den lebendigen LOGOS ebenso neu begriffen werden, wie Mithrasglaube oder die Lehre von Dionysos. Das neue Paradigma des Paulus eröffnet eine Dimension der universellen schöpferischen Vernunft, aus der alles hervorgeht, durch die neue EIN-sichten gegeben werden. Jesus, der lebendige LOGOS, nicht ein jüdischer Wanderprediger oder eine alte Predigt vereint die verschiedenen Perspektiven:

 

Ich denke dabei an die Geschichte von den Weisen, denen die Augen verbunden sind, und die versuchen einen Elefanten zu ertasten. Jeder begreift ein anderes Teil und hält das für das eigentliche Wesen des Elefanten. Jeder hat eine andere Perspektive und hält seine Sicht der Dinge für richtig. Einer stolpert in die Seite des Elefanden und ist völlig überzeugt davon, daß ein Elefant eine elastische Wand sei. Der eine schwärmt vom Schwanz, den er für ein Seil hält. Der Dritte hält den Rüssel und daher den Elefanten für eine Schlange. Einer befühlt das Ohr und ist sich völlig sicher einen Fächer in Händen zu halten. Der am Bein denkt einen Baum zu umarmen. Ein anderer hat nur die Stoßzähne in Händen und hält seine Lanze für den Gipfel der Erkenntnis. Erst als ihnen die Binde von den Augen genommen wird, erkennen sie das wirkliche Wesen. Um was es bei Jesus geht, ist eine neue Form der Wahrnehmung aus einer übergeorneten Perspektive. Der schöpferische LOGOS, das WORT Gottes aus dem alles Werden hervorgeht war für eine vorübergehende Zeit begreifbar geworden: Same für eine neue Weltsicht, der heute reif zur Lese ist.

 

In dem was die Syrischen Weisheitslehrer im Evangelium abbilden sehe ich daher weit mehr als eine alte jüdische Moralpredigt. Mehr als eine Propagandapredigt für einen einst umherziehenden Wundertäter. Die frohe Botschaft die sie verkünden baut auf den LOGOS. Damals in Damaskus haben sie keine Heldenbiorgaphien verfaßt zur Unterhaltung oder zur Verherrlichung alter Rettergestalten. Sie haben eine neue Realität erkannt, die Grundlage ihres jüdisch-religösen Verständnisses wurde. Die Literatur, die wir im Neuen Testament lesen, ist also keine freie Erfindung, kein literarischen Gebilde, sondern geistesgeschichtliche Begebenheit. Daß sie Bilder brauchten, um dies begreiflich zu machen, um die Menschen mitfühlen zu lassen und die neue Erkenntnis vor dem Verfall zu bewahren, ist auch logisch.

 

Als Marketingmann einer Sparkasse bin ich Bildermacher von Beruf. Als Verkaufsförderer verlange ich Tag für Tag von unseren Berater, daß sie Bilder nutzen, um unsere Angebote zu verkaufen. In der Öffentlichkeitsarbeit zeichne ich durch Veranstaltungen und sonstige Maßnahmen das Bild eines öffentlich-rechtlichen, gemeinnützigen und gesellschaftlich engagierten Unternehmens. Bei der Werbung male ich Bilder für unsere Produkte, weil die Sicherheit, die der Kunde durch einen Versicherungsvertrag erhält, Geldvermehrung durch Anlageerträge oder Kredite und Beratungsleistung die wir bieten, nur durch die sie verdeutlichen Bilder greifbar werden.

 

Bilder sind die Voraussetzung, daß die Menschen bewegt werden. Wer weiß besser als ein Werbemann, daß man Bilder benötigt, um emotional anzusprechen. Viel tiefer als der Intellekt gehen Bilder ins Bewußtsein über, bewahren bestimmte Vorstellungen. Die Evangelisten damals in Damaskus hatten noch keine Modelle von den Gehirnhälten, wie sie heute zum Handwerkszeug von Verhaltenstrainern gehören, die damit Kreativitätsprozesse demonstrieren und belegen, wie wichtig es ist, den Menschen Bilder zu malen. Doch was die Trainer heute als schlaue Lehre teuer verkaufen, war in den alten Kulturen längst bewußt und wurde von den philosophischen Weisheitslehrern für ihre neue Theologie angewendet.

 

Doch die Bilder, die uns vor fast 2000 Jahren gegeben wurden wollen uns nicht die alten Texte nur in neuer Verpackung verkaufen. Sie betreiben keine Öffentlichkeisarbeit für die Frühkirche indem sie einen Wanderprediger sprechen lassen und verherrlichen. Ihr Produkt ist nicht die alte Moralpredigt, wie sie die neuerdings sich der Werbemedien bedienende Kirche großformatig plakatieren läßt. Das neue Paradigma des Paulus baut auf  Jesus, den lebendigen LOGOS, der heute hinter den Bildern neu verständlich werden kann.

 

Die logische Erkenntnis, was den Bildern zugrunde liegt und daß wir Bilder brauchen, läßt mich die alten Bilder aus neuer Begeisterung lesen. Die Bilder vom jungen Wanderprediger und seiner Lebensgeschichte will ich  nicht ablegen. Am Sonntagmorgen will ich noch viel lauter weitersingen. Erst im Bewußtseins des LOGOS begreife ich die großartigen Texte der alten Lieder, in denen Jesus verherrlicht wird. Wenn ich ihn weiterhin in höchsten Tönen loben will, wäre es völlig unlogisch vom LOGOS zu singen.

 

Doch die Frohe Botschaft ist nicht nur eine neue Verpackung für eine alte Lehre, wie die heute Theologie in Wirklichkeit denkt, indem sie die Bezeichnung LOGOS nur für einen von ihr verliehenen Titel hält. Ein der Theologie von Damaskus zugrunde liegender neuen LOGOS wird derzeit abgestritten. Ein lebendiges schöpferisches WORT, das allem Werden zugrunde liegt wird nicht wahrgenommen.

 

Prof. Müller berichtet, daß der profane Begriff der "Eu Angelion" (Frohe Botschaft), der vormals für Kaiserveröffentlichungen galt, für die Vita Jesus übernommen worden sei. Doch ich bin gewiß, daß es in der guten Nach-richt um weit mehr geht, als von menschlichen Personen ausgehen kann. Die neue Botschaft geht nicht von einem Kaiser aus und nicht von einem Papst. Sie ist weder Kirchenwort, das sich durch alte Propheten berufen fühlt noch eine politische Predigt. Das neue theologische Paradigma, dessen Verfasser sich uns als Paulus vorstellen, bringt das lebendige WORT zur Sprache. Es sind keine alten Texte oder eine Story vom Wanderprediger, die als Brohe Botschaft verkauft werden. Es ist wirklich eine Frohe Botschaft, die vom Bewußtsein des schöpferischen LOGOS ausgeht. Ihre Hoffnungen haben die syrischen Weisheitlehrer nicht auf einen Wanderprediger gesetzt, sondern auf eine neuen Wahrnehmung der Welt als vernünftiges Werk Gottes, den sie so als Vater verstanden. 

 

Am Verstandnis des Evangeliums wird derzeit viel gedrecht und geschraubt. Die Zeiten, da wir es als wörtliche Rede Jesus oder authentisches Geschehen lesen, sind längst vorbei. Prof. Müller sieht in Matthäus so etwas wie einen fühen Bruder der Gebrüder Grimm. Bei seiner Sammlung im Nordsyrischen Raum hätte er den Gesamtstoff verdoppelt. Eigene Gedanken, theologisches Sondergut sei eingebaut worden, Jesus in den Mund gelegt. Ganz anders hört sich das bei Exegeten an, die durch neue archäologische Papyrusfunde beweisen wollen, daß das Matthäusevangelium bereits viel früher entstanden sei und somit den historischen Bericht.

für relae Begebenheit halten. Sie halten winzige Papyrusschnipsel in der Hand, die auf ein Matthäusevangelium schließen lassen, das noch zu Lebezeiten Jesus verfaßt worden sein soll. Auch Johannes, der von vielen als eine gnostische Spätgeburt gesehen wird, die nur zur Verherrlichung dient, wird auf diese Weise vorverlegt. Und plötzlich taucht Geschichtsstoff über das Leben Jesus auf, der bereits vor dessen historischem Dasein geschrieben sein soll. Doch da das gesamte Evangelum zusehens nur noch als eine neue Fassung für alte Texte gesehen wird, reine Predigt, bereitet auch das keine Probleme.

 

Doch ich bin sicher, die Verfasser unseres Evangeliums haben Jesus wirklich persönlich gekannt und gesehen, egal ob sie 50 Jahre vor oder 50 Jahre nach der Zeitenwende schrieben und niemand von einem 100jährigen Jesus ausgeht. Was den syrischen Weisheitslehrer bewußt war, was sie historisch begriffen haben, war das lebendige WORT höchst persönlich.

 

Selbst an der Logienquelle, eine Sammlung weisheitlicher Sprüche, in der bisher viele Theologen Überlieferung von wörtlicher Rede Jesus wahrnahmen, die später zur Lebensgeschichte ausgeformt wurde, wird gezweifelt, in ihr allenfalls eine prophetische Geistsprache gesehen. Warum fällt es so schwer, die Quelle der Logien in einer neuen Weltsicht der syrischen Weisheitslehrer zu erkennen, ein neuer Geist vom lebendigen, persönlich begreifbaren WORT Gottes, der hier seine geschichtliche Gebrutsstunde hatte?

 

Die Kindheitsgeschichte Jesus, die heute als fiktive Geschichte eingestuft wird, die dazu dienen soll, alttestamentliche Schriftworte zu bewahrheiten, ist ein reales geschichtliches Geschehen, hinter dem ich die Geburt einer neuen geistigen Kreativität erkennen will. Wenn von der Flucht der Elter Jesus nach Ägypten berichtet wird, dann will ich darüber nachdenken, warum sich evtl. nur dorch diese neue geistige Kreativität weiterentwickeln konnte. Es geht in der Frohen Botschaft nicht um die Banalstory, die einen neuen Moses als jungen Menschen beweisen soll, Jesus ist wirklich geboren aus der Jungfrau Maria und......

 

Das alles ist Geistesgeschichte, die sich wirklich zugetragen hat. Es geht nicht darum, eine gute alte Geschichte zu bewahren, um beim Busstopp anläßlich der Agytenreise dort ein Weihnachgtslied singen zu können, wo Maria und Josef nächtigten, wie dies Prof. Müller als Reiseleiter zu berichten weis. Auch warum Maria wirklich eine Jungfrau war, will ich beweisen, indem ich in Jesus nicht nur die von der Frühkirche verfaßt Geschichte eines Wanderprediger lese, sondern den lebendigen LOGOS. Neu bewußt, begreifbar geworden, ausgedrückt von einem jungfräulichen Geist.

 

"Die Lourdes-Wallfahrt - ein Härtetest für Toleranz?"

 

Unter dieser Überschrift berichtete unsere Tageszeitung über die Einladung der katholischen Diözöse Speyer, die unter den Protestanten der Pfälischen Landeskirche große Unruhe ausgelöst hat. Nachdem sich eine evangelischen Pfarrer gar als angebliche Marienverehrer geautet haben indem sie ihre Absicht kund taten, an der Wallfahrt nach Lourdes teilzunehmen, ist ein Strum der Entrüstung losgebrochen. Es hagelt Leserbriefe im Evangelischen Kirchenboten. Ganze Kirchengemeinden melden sich zu Wort, wie wenn diese die Überlebensfrage des christlichen Glaubens sei. Sie befürchten einen Verfall des Protestantismus. Nach meinem ersten Ärger über diese anscheinend unsinnige Auseinandersetzung stellen sich für mich an die Marienverehrung neue Anfragen:

 

Ein "Arbeitskreis 2000" koordiniert in der pfälzischen Landeskirche die Vorbereitungen auf das große Jubiläum der Geburt Jesus. (Bezeichnenderweise wurden im Rahmen der Vorbereitungen auf das Jubiläum des neuen lebendigen Geistes bereits alte Evangelienbücher durch die Gegen geschickt bzw. darf derzeit die Bibel in pfälzischen Gemeinden abgeschrieben werden.) In diesem Sinn hat der Arbeitskreis auch die katholische Einladung angenommen und Vorbereitungs-Seminare sind in Arbeit. Den Protest hatte man befürchtet, weil bereits die Wallfahrte des Kirchenpräsidenten zum Heiligen Rock nach Trier Entrüstung unter den Protestanten ausgelöst hätte. Doch gelte es die evangelische Theologie phantasievoller, gefühlvoller, sinnlicher zu gestalten, sagen die Befürworter.   

 

Um um neue Sinngebung der Marienverehrung geht es auch mir. Doch meine Phantasie bleibt bei der jungen Jüdin nicht stehen. Von einem Paradigma aus, das in Jesus nicht einen jungen jüdischen Wanderprediger, sonder das lebendige WORT in Person wahrnimmt, gewinnt Maria und ihre Verehrung  plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Dem Protestantismus will ich dabei gerecht werden. Der Zielsetzung Luthers, das WORT Gottes, den LOGOS selbst lesen zu können, was mir durch seine Übersetzung der Bibel erst möglich ist, will ich entsprechen. Doch dieses WORTverständnis geht über die mir vorgesetzten Buchstaben hinaus.

 

Wenn Jesus der lebendige LOGOS, das schöpferische WORT ist, dann will ich in Maria das hervorbringende, das "ausdrückende Wesen" sehen. Jeder und alles, was etwas lebendiges hervorbringt wird so zum Teil von Maria. Maria ist die Bezeichnung einer hervorbringenden kosmischen Kreativität, drückt das schöpferische WORT, dem alles Werden entspringt, aus.. Alles Wachstum, alles was wir sehen und anfassen können ist durch das Ausdrückenende Wesen geboren. Die Mater, als Bezeichnung für eine Vorlage, die noch vor wenigen Jahren der Herstellung von Druckplatten diente, ist nur eines von vielen begrifflichen Beispielen, die in die Richtung dieser umfassenden Bedeutung weisen. Bilder und Schriften in Zeitungen und Büchern liegt diese Mater zugrunde. Alles geht aus Maria hervor. Ohne sie würde der LOGOS nie das Licht der Welt erblicken. Maria ist der Name der Mutter. Aber als aufgeklärter Mensch verehre ich nicht nur die Mutter, sondern ist mir bewußt, daß hinter allem auch ein Vater stehen muß. Mit einem männlich, matchoartigen Allmachtsanspruch hat dieses Denken nichts am Hut. Es geht weit über die Bedeutung der Begriffe im Rahemen der  menschlichen Geschlecher hinaus. Doch daß es Mann und Frau gibt, geben muß, ist kein Zufall. Der Dualismus, der dem Denken damals in Damskus stand, drückt sich in der gesamten Schöpfung aus, logischerweise auch bei menschlichen Wesen. Ohne den schöpferischen Verstand, der hinter allem steht, was die Mater/Mutter/Maria hervorbringt, wäre nichts.

 

Doch unsere Aufklärung ist scheinbar stecken geblieben. Die Marienvergötterung, die mir zu schaffen macht, hat viele Formen:

 

Marienvergötterung ist

wenn sich eine Kirche selbst für den Ausgangspunkt ihrer Predigt sieht. Wenn sie, wie dies heute deutlich wird, in Jesus nur einen theologischen Titel wahrnimmt, der einem Wanderprediger verliehen wurde, oder nur dazu dient, alte jüdische Traditionstexte neu auszudrücken. Hier geht es - auch wenn unbewußt - um Selbstvergötterung, Mutter Kirche sieht nur sich selbst, denkt die Bibeltexte seien von ihrer Mutter verfaßte Predigten. Der schöpferische LOGOS, das neue geistige Leben bleibt unerwähnt, auch wenn viel von Jesus die Rede ist. Keine Frage, die christliche Frühkirche damals in Damskus hat eine neue Theologie hervorgebracht. Doch die ausgedrückten Texte entspringen nicht nur der jüdischen Tradition, sondern sind Ausdruck Jesus, des lebendigen LOGOS. Ein schöpferischer Verstand hat sie gezeugt.

 

Die Jungfräulichkeit Marias ist eine geistesgeschichtliche Tatsache, die sich in der heutigen Theologie bewahrheitet. Ohne unbefleckte Empfängnis scheint neue Erkenntnis für die alte Mutter Kirche nicht möglich. Nicht Keuschheit hat Jesus hervorgebracht, sondern "unvoreingenommene" höchste Kreativität, wie ich sie im nordsyrischen Raum, aus dem das neue theologische Paradigma hervorging sehe. Protestanten dürften nur Jesus als ihren Erlöser verehren, sagen die Gegener der Wallfahrt nach Lourdes, nicht Maria anbeten. Wie recht sie haben.

 

Marienverehrung ist

aber auch, wenn die heutige Weltsicht nur die Materie selbst als das Wesen aller Dinge sieht, mich nur als das Produkt der Körpersäfte meines leiblichen Vaters und meiner Mutter erkennt.

Die Materie haben wir erforscht, bis in die kleinsten Quanten. Doch der schöpferische Verstand, aus dem alles Kreativität hervorgeht, bleibt so unsichtbar wie der Vater bei der Geburt der Kinder. Der LOGOS, der durch die Kraft der schöpferischen Liebe hervortritt, durch die alles ER-zeugt wird, was sich im Mikro- und Markrokosmos  ER-ei-gnet, bleibt verborgen.  

 

Der Mechanismus des Universum ist weitgehend erforscht, die Prinzipien des physikalischen Geschehens sind offenbar. Doch wer nimmt dahinter den Schöpferischen Verstand wahr? Wer erkennt dadurch neben der Mutter auch den Vater?  Wir haben in Erkenntnis um die Wirkungsweise des natürlichen Geschehens die Welt weiterbewegt. Keine Maschine auf der Welt, die ohne den LOGOS läuft, den schöpferischen Verstand nicht auf eine spezielle Weise umsetzt. Kein chemischer Prozeß, indem dieser LOGOS nicht Grundlage der Produktion ist. Doch damit der Mensch die Erkenntnis des Gen- bzw. Schöpfungsmechanismus auch schöpferisch anwendet, bedarf es weit mehr als nur des Wissens um den materiellen Geburtsprozeß, wie ihn die heutige Wissenschaft ausführlich beschreibt. Ich bin sownig das Kind einer blinden Materie, wie mein religöses Denken der Projektion  kirchlicher Traditonstexte entspringt.

 

Eine moderne Form der Marienverehrung

finden wir im New Age. Aufgrund neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse wird dabei die Welt als hervorbringendes Netzwerke angesehen. Man malt mir in komplexen  wissenschaftlichen Erklärungen, die ich nur verstehen kann, weil sich moderne Bücherschreiber der Auflagenverbesserung wegen dazu herablassen, die Dinge anschaulich zu abstrahieren, einen krativ hervorbringenden Kosmos. Man sagt, ich sei das Kind eines schöpersichen Universums, und ich bin begeistert davon. Doch hinter dem hervorbringenden Wesen des Universums sehe ich einen Verstand am Werk. Und mir wir zunehmend bewußt, daß ich diesem schöpferischen Wirken nur gerecht werden, wenn ich den hervorbringenden Verstand, der alle Welt in-STAND hält, aus tiefem Gefühl heraus anbete: Jesus lebt.

 

Es geht nicht um einen kosmischen Christus, nicht um ein Denken, das Teilhard de Chardin oder seinen Anhängern im New Age zu tief in die Augen geschaut hat, sondern um die Theologie von damals, aus der geschichtliche Jesus von Nazareth hervorging.

Was die jüdisch-philosophischen Lehrer im Nordsyrien im Rahmen ihrer damaligen Weltsicht gesehen und dem sie personale Gestalt verleihen haben, war der Sohn des jüdischen Gottes, schöpferischer Verstand, LOGOS, Wahrnehmung des WORTES. Nichts anderes ist und war Grundlage christlichen Glaubens. Es geht um eine neue Wahrnehmung der Welt als

vernünftiges Werk Gottes.

  

Was die Weisheitslehrer damals in Damskus wahrgenommen haben, war der natürliche, logische, verständliche Sinn allen Lebens, der demnächst, wenn im Frühjahr alles was heute noch grau in grau erscheint, wieder im Blühen und Gedeihen sichtbar wird. Doch was die Weisheitslehrer in diesem neuen Verständnis der Welt verherrlichten, war weder eine pantheistische Naturvergottung noch die Vergötterung eines wanderpredigenden Religionsgründers. Es war der Grund für die Gotteserkenntnis, Offenbarung eines Verstandes, der vom unsichtbare, unbegreifliche Vater ausgeht.   

 

Der LOGOS, der der christlichen Lehre zugrunde liegt, ist daher alles andere als ein religiöses Geistesgebilde. Er ist die schöpferische Tatsache, die es immer wieder neu auszudrücken gilt.  Nur aus dieser sichtbar, begreifbar gewordenen schöpferischen Vernunft, lassen sich die Lebenslehren der Evangelisten verstehen, nicht aus einer abgehobene Vergeistigung, wie sie der Gnosis oft vorgeworfen wird. Nur ein Geist, der sich ausdrücken läßt, wird zum sichtbaren, begreifbaren LOGOS/WORT. Mehr denn je ist Maria gefordert.

 

Wie können wir Mutter Kirche wieder jungfräulich werden lassen, damit sie Jesus nicht als Produkt eigener Predigt ausdrückt bzw. eigener alter Texte, sondern in ihm das lebendige WORT erkennt, wie es die Weisheitslehrer damals in der Person Jesus getan haben? 

 

Auch Prof. Müller weist auf den theologischen Spagath zwischen Geist und Mensch hin, wie schwer es sei, das nachösterliche Mysterium neu zu erkennen. Schließlich gehe es den Evangelisten nicht um Lebensprotokolle, sonder die Präsenz Jesus zu verdeutlichen. Es bleibt die Frage, ist Jesus nur ein Kirchengebilde? Geht es um die Präsenz einer Predigt, oder drückt sich im neuen Paradigma mehr aus, als eine Propagandaschrift für die alte jüdische Predigt oder neues griechisch-philosophisches Gedankengut?

 

Die Entschränkung des jüdischen Gesetzesglaubens ebenso wie dessen erfüllende Bestätigung ist nur auf ein neues Bewußtsein zurückzuführen. Es geht nicht darum, andere Völker in das hebräische Gottesverständnis herüberzuziehen, sondern durch ein universelles Weltverständnis den jüdischen Gott neu wahrzunehmen. Die Gesetze eines Buches gelten nur für die Grenzen, die von Vorgesetzem oder Vorgesetzten bestimmt sind. Die schöpferische Vernunft gilt in der ganzen Welt. Das neue WORT Gottes ist nicht nur innerhalb der traditionellen Mauern zu hören, die durch den Glauben an Moses oder die Predigten der Prophethen bestimmt sind, sondern ist wirklich katholisch.

 

Lukas bietet eine moderne Religion für römische Intelektuelle, auch in der Apostelgeschichte sei in romanhafter Form ein hohes literarisches Niveau angeboten, so Prof. Müller, der damit das heutige theologische Denken verkörpert. Doch wenn die Evangelisten ihre frohe Botschaft in griechischer Weltsprache verdichtet haben, dann geht es nicht nur um eine Propagandapredigt von alten Kirchentexten. Den neuen Geist, der diesen Botschaften zugrunde liegt, und ohne den das Neue Testament nicht wäre, den lebendigen LOGOS gilt es neu zu entdecken. 

 

Johannes hat weder die Story von einem jüdischen Wanderprediger, noch hat er nur alte Texte in philosophische Kategorien hineingedeutet, weil dies die Mentalität im nordsyrischen gewesen sei,  wie mir die Theolie beibringen will. Johannes hat nichts hineinprojeziert, wie unsere Theologie es heute tut. Die Philosophie, gleichzeitig Theologie der damaligen Zeit hat das WORT Gottes aus der schöpferischen Tat herausgehört. Johannes ist keine Sammlung von Aktionsgeschichten eines Wanderpredigers, die philosophisch verarbeitet wurden. Erst durch die Wahrnehmung des lebendigen WORTES, wie wir es auch bei Philo von Alexandrien nachlesen können, läßt sich die Geschichte Jesus verstehen.

 

Der Prolog des Johannesevangeliums vom lebendigen WORT ist keine Erfindung, die dem Bühnenstück vom Wanderprdiger, der Wasser in Wein verwandelt vorangestellt ist, sondern er ist die Voraussetzung um das Stück zu verstehen. Wenn Johannes auf viele der Wundergeschichten verzichtet, dann nicht, weil er für Gebildete schreibt und  Propagandageschichten fürs einfache Volk aus seinem Programm herauswirft, neue Heilsgeschichten entwirft. Er schreibt aus einer anderen Perspektive. Doch die Person um die es geht ist die gleiche wie die der Synoptiker. Seine Geschichte Jesus ist ebenso wörtlich zu nehmen wie die von Lukas, Markus oder Matthäus. Doch ohne den griechisch-hellinistischen Hintergrund, ohne die Naturphilosopohie, die auch im  Paradigma des Platons und  der ihm zugrunde liegenden LOGOS-lehre deutlich wird, wäre das Wasser von Jesus nicht wirklich in Wein verwandelt worden.

 

Jesus als Weinmacher ist kein Mirakel oder eine Zeichenhandlung, die ihn als Messias auszeichnen soll. Johannes wäre der letzte, dem es darum geht, einen jüdischen Wanderprediger hochzustilisieren. Doch ebensowenig geht es darum, nur alte Texte in den Mantel des Messias zu hüllen. Johannes - bzw. die jüdisch-philosophische Schule, die sich dahinter verbirgt - hat das WORT Gottes gehört und darin den Messias des jüdischen Glaubens erkannt.

 

Wenn Johannes statt der Abendmahlshandlung eine Fußwaschung vornimmt, dann kann ich nicht an eine revulotionäre neue soziale Verhaltensweise glauben, wie das Geschen heute gedeutet wird: ein Herr, der seinen Bediensteten die Füße wäscht, ach wie human. Ich geben die Hoffnung nicht auf, daß mir Menschen, die etwas über den geistesgeschichtlichen Hintergrund wissen, helfen, die tiefere theologische Bedeutung bewußt zu machen, die dieser Handlung mit Sicherheit zugrunde liegt.

 

Wenn, wie Prof. Berger heute belegt, das Johannesevangelium die älteste Theologie darstellt, die paralel zu den Paulustexten in den Jahren 40 bis 60 im nordsyrischen Raum entstanden ist,  es also sich nicht wie bisher vermutet um eine spätere Verherrlichung unsers Religionsgründers handelt, dann geht es nicht um eine frühe Propagandaschrift. Johannes hat Jesus gekannt, er war wirklch er dessen Lieblingsjünger.

 

Aus dem antiochenischen Raum, in den Prof. Müller die religonsgeschichtlich Interessierten Reiseteilnehmer demnächst führen will, seien jedoch nicht nur eine Fülle von frappierenden Argumenten der frühen Christologie hervorgegangen. Auch frühe Häresien seien hier geboren, z.B. Isis- und Osiriskult sowie religionsähnlichen Philosophien. Wir können so eine theologische Auseinandersetzung nachvollziehen, bei der es darum ging, wie dem WORT Gottes am besten zum Ausdruck zu verhelfen ist, wie es den Menschen verkündet werden soll.

Wer jedoch Buchstabenverständnis, Banalgeschichte vom Wanderprediger gleich mit historischer Wahrheit und Grundlage der christlichen Religion setzt, der Verkürzt die Geschichte sträflich. Wenn die Häretiker Jesus nicht als Gott selbst sehen, haben sie recht. Auch wenn sie nicht auf einen personalen Erlöser setzen, sondern auf neue Erkenntnis, kann ich nachempfinden. Doch ebensowichtig erscheint mir zu sein, den neuen Geist vor einer Verflüchtigung zu bewahren.

 

Vieles von dem was Gnosis und Häresie vorgeworfen wurde, wird im Licht eines neuen Jesusverständnisses neu gelesen werden können, neu verstanden werden. Wenn Gnosis zu einer neuem Welt- bzw. Gottesverständnis beiträgt, das zu einer Verhaltensänderung führt, kann ich keine weltabgewandete Vergeisterung erkennen. Gleichzeitig wird uns aber gerade heute, angesichts vieler esoterischer Verwirrungen die Gefahr von Irrlehren, die sich in ihren eingenen Bildern verlieren, deutlich vor Augen geführt wird.

 

Auch dem Vorwurf, es gehe nur um intelektuelle Reinigungen, quasi um Selbsterlösungen, kann ich nicht folgen. Wie wichtig wäre es, unseren Geist zu reinigen. Doch dabei hilft weder ein Wanderprediger noch die Moralpredigt von Vorgesetzten. Die Befähigung zur Selbstreinigung ihres Geistes wurde den Weisheitslehrern durch Jesus zuteil. Wer sich an dessen Stelle setzt, sich als autorisierter Nachfolger des Sohnes Gottes sieht, die Realität des schöpferischen LOGOS nur als eigene Lehre anerkennt, der muß eine Selbsterlösung verteufeln. Wurde und wird so das lebendige WORT Gottes verkannt, wurde Jesus verleugnet, oder war dies nicht alles ein notwendiger Weg, ohne den die christliche Lehre nicht mehr wäre? Ich denke, das neue Welt- und Gottesverständnis und die daraus resultierende Verhaltenslehre wäre längst verflüchtigt, wenn sich damals die Häresien den frühen Kirchenkampf gewonnen hätten? Was sich in der Geistesgeschichte der Frühkirche abgespielt hat, ist somit als wesentlich für das Werden des Welt- und Gottesverständnisses zu sehen. Es ent-spricht somit dem schöpferischen WORT, ist im Sinne Jesus. Wer wollte es besser machen? Wir müssen uns vor Augen halten, welches Weltverständnis damals bei uns, den Barbaren geherrscht hat. Wie sonst, als in der Geschichte des Wanderpredigers wäre uns der neue Geist des WORTES lebendig geworden? Wie sonst hätte eine Verhaltenslehre im Sinne des schöpferischen LOGOS unser Leben beeinflussen können?

 

Bis kurz vors drittes Jahrtausend hat die Lehre vom Wanderprediger gehalten, war wichtige Voraussetzung für all das auf was unser Verstand so stolz ist. Und solange wir das lebendige WORT in allem Werden nicht hören, haben wir keine andere Wahl, als am Verständnis vom Wanderprediger als Grund unseres Glaubens festzuhalten, um nicht völlig im Nichts zu stehen.

Die theologischen Auseinandersetzungen, die sich auf den ersten kirchlichen Konzilen zugetragen haben, können neu verstanden werden, wenn wir in Jesus das lebendige WORT wahrnehmen. Die Trinitätslehre gewinnt so neuen Sinn. Die christliche Theologie ist jedoch keine Propagandapredigt für eine jüdische Gesetzeslehre, sondern nur aufgrund der neuen Perspektive zu verstehen, die an den philosophischen Hochschulen im nordsyrischen Raum geherrscht hat. Hier liegt das "Heilige Land", dies ist die Kernaussage der neuen katholischen Lehre, die Prof. Müller vertritt. Jetzt erscheint es mir höchste Zeit zu sein, hinter der Gestalt des Wanderpredigers, Jesus als den schöpferischen LOGOS neu wahrzunehmen, der hier Zuhause war und gehört wurde. Nur in der Wahrnehmung des allem Werden zugrunde liegenden LOGOS lassen sich die Buchstaben der Bibel mit neuem Leben erfüllen.

Wir brauchen die Bibeltexte nicht unseres Verstandes wegen weiter zu beschneiden und zu banalisieren, wenn wir hinter den Texten des Alten wie des Neuen Testament die Theologie des lebendigen schöpferischen WORTES verstehen. Dieses neue Verständnis erhebt sich nicht über das alte oder geht an ihm vorbei, sondern versucht aus der Sichtweise von damals, von Damaskus aus die Texte der Bibel zu begreifen, das verfaßte lebendige WORT neu zu lesen..

Nicht nur einige wenige werden dieses WORT verstehen um es dann anderen zu verkünden, sondern es geht um ein neues Weltverständnis, das in allem Werden den LOGOS des Schöpfers, die von Gott ausgehende Vernunft wahrnimmt, an der wir unseren Verstand und unser Verhalten ausrichten müssen. 

 

Ebensowenig wie bei der damalige Gnosis geht es heute um Weltflucht oder vergeistigende, rein inteektuelle Philosophie, sondern das genaue Gegenteil. Was bereits die Evangelisten erwarten kann wahr werden. Der Weg von der Wahrnehmung einer schöpferischen Vernunft zu einem vernünftigen, schöpferischen, d.h. zukunftsoreientierten und an der gesamten Schöpfung ausgerichteten Verhalten läßt sich heute logisch belegen.

 

Hier in Kürze einige Visionen, die durch die neue Wahrnehmung Jesus als lebendiger Logos bzw. den kurz bevorstehenden Paradigmenwechsel wahr werden:

 

-Wir glauben wieder an Gott. Nicht als einen Vorgesetzten, sondern sehen im Gott unserer Väter den eigentlichen Vater, von dem aller Verstand ausgeht.

 

-Der schöpferische Verstand, von dem die Kreativität des gesamten Kosmos ausgeht, läßt uns auf einen Gott schließen, neben dem es keine Götter gibt.

 

-Gott selbst ist und bleibt unsichtbar und unbegreifbar, von ihm können und dürfen wir uns kein Bild machen.

 

-Die Selbstvergötterung der menschlichen Kultur am Anfang unserer Aufklärung gehört der Vergangenheit an und ist einer Anbetung Gottes gewichen.

 

-Durch die Anbetung dieses Gottes werden wir zu Höchstleistungen befähigt, von denen wir heute kaum Vorstellungen haben.

 

-Unser Leben hat durch den schöpferischen LOGOS, in den wir uns eingebettet sehen, einen ganz natürlichen Sinn.

 

-Religionen haben durch die neue Wahrnehmung des schöpferischen WORTES in allem Werden wieder einen realen Grund, wir erkennen in ihnen die Institutionen, die das WORT verkünden, um uns wieder zum Verstand zu bringen.

 

-Glaube wird nicht mehr als irrational gesehen, sondern als Voraussetzung wahrhaftiger Ratio, ohne den kein vernünftiges Verhalten stattfindet.

 

-Christ zu sein bedeutet nicht mehr Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion, sondern ist Ausdruck für eine Wahrnehmung der schöpferischen Vernunft, die sich in jeder Kultur auf ihre Weise ausdrückt.

 

-Die christliche Glaubensgemeinschaft als die lebendige Kirche, sehen wir als ein Kollektiv, das die schöpferische Vernunft gemeinsam in die Tat umsetzt.

 

-Der Papst als das aufgrund seiner persönlichen Autorität gewählte Oberhaupt der katholischen Kirche, ist die oberste Instanz, die dem WORT zur Verwirklichung verhelfen soll.

Wenn wichtige Probleme zu lösen sind, wird von ihm ein Rat von Wissenschaftlern zusammengerufen, die gemeinsam den schöpferischen LOGOS zu Wort kommen lassen. Aus verschiedenen Perspektiven wird das für und wieder abgewogen, um zu entscheiden, was im Sinne einer schöpferischen Weiterentwicklung der ER-folg-reichste Weg und somit langfristig auch gut für die Gattung Mensch wäre.

 

Wie wird sich dieser neue christliche Glaube auf unseren Alltag auswirken?

 

-Wir werden kaum noch verstehen, warum wir trotz allen Wissens fast bis zum völligen Ruin unserer Welt geworden sind.

 

-Eine ökologische Verhaltensweise wird so selbstverständlich werden, wie das tägliche Brot, sehen wir doch im kosmischen Geschehen die schöpferische Vernunft, die es gilt durch den Glauben auch zur menschlichen Wirk-lichkeit werden zu lassen.

 

-Soziale Gerechtigkeit wird nicht mehr nur durch Gesetze erreicht, sondern durch ein Bewußtsein, das sich durch einen Vater als große Familie, deren Auf-gabe verbunden fühlt.

 

-Die Gen-maximierung, d.h. kreative Weiterentwicklung, Wachstum und Wohlstand wird durch einen Geist vorgegeben, der nicht vom Menschen, sondern von Gott als dem eigentlichen Vater des Alles ausgeht.

 

-Erst durch diesen Geist wird uns wirklichen Freiheit gegeben, nach der es uns nicht erst seit den Revolutionsjahren verlangt, und die eine Folge der besonderen menschlichen Befähigung zur Erkenntnis von Gut und Böse ist.

 

-Der Begriff Arbeitslosigkeit wird auf Unverständnis stoßen. Es wird unvorstellbar sein, wie man untätig sein kann, solange es auf der Welt noch etwas schöpferisches zu tun gibt. Im Geschichtsunterricht werden die Lehrer versuchen den Schülern beizubringen, wie eine Wirtschaftsweise, in der das Leben SEIEN Sinn verloren hatte und der Mensch auf sich selbst gestellt war, zu kurzsichtig-egoistischer gegenseitiger Vernichtung der Arbeit, statt zur schöpferischen Zukunftsvorsorge geführt hat.

 

-Unsere gesamte Wirtschaftsweise wird auf die Verwirklichung des schöpferischen WORTES abgestimmt sein. Volks- und Betriebswirtschaftlich wird es so zu Blütezeiten kommen, die ein weltwirtsschaftliches Wachstum in ungeahnter Weise bringen. Der materielle Genußt wird dabei keineswegs verteufelt, sondern steht im Dienste höchster Vernunft.

 

-Wer denkt, dies wäre nur ein neues irrationales Bild vom alten Para-dies, der täuscht sich.

Dies ist das Paradigma von einer christlilchen Kirche, die ihre geistige Grundlage im schöpferischen WORT, der lebendigen Vernuft Gottes wahrnimmt. Ein unverbesserlicher und unvernünftiger Utopist ist, wer angesichts all unseres Wissen um unsere offensichtliche Unfähigkeit vernünftig die Welt zu gestalten weiterhin hofft, daß wir es auch ohne den Glauben an eine universelle schöpferische Vernunft schaffen.     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

      

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

.