Tiergesundheit


Kaninchenkrankheiten und Schutzimpfungen

Schutzimpfungen spielen in der Tiermedizin eine bedeutende Rolle bei der Verhütung von Infektionskrankheiten. Durch ihre konsequente und regelmäßige Anwendung sind verlustreiche, seuchenhafte Erkrankungen in den Hunde- und Katzenpopulationen selten geworden. Doch nicht nur Hunde und Katzen brauchen Impfschutz.

Auch Hauskaninchen, ob im Außenstall gehalten oder in der guten Stube, sind von Infektionskrankheiten bedroht, die nur durch regelmäßige Impfung abzuwehren sind.


Myxomatose

Die Myxomatose oder Kaninchenpest ist eine verlustreiche Seuche, die vor allem unter den Wildkaninchen sehr verbreitet ist. Wer zwischen Mai und Oktober bei einem Spaziergang auf ein scheinbar zahmes Kaninchen trifft, hat vermutlich ein Myxomatose - Opfer vor sich. Man erkennt es an starken Schwellungen der Augenlider, die das Tier nahezu erblinden lassen. Der Kopf kann unförmig aufgetrieben sein durch teigig bis feste Schwellungen vor allem an Nase, Lippen und Ohren. Meist sind auch massive Atembeschwerden sichtbar und hörbar.
Tierfreunde sollten bei einer solchen Begegnung den Impuls unterdrücken, das Tier zu Hause gesund zu pflegen.
Erstes Auftreten der Myxomatose wurde bereits 1896 in Südamerika beobachtet. Seit 1952 hat die Krankheit sich, von Frankreich ausgehend, über ganz Europa verbreitet.

Der Erreger ist ein Pocken-Virus. Er kann in der Natur unter optimalen Bedingungen bis ½ Jahr infektiös bleiben. Befallen werden außer Kaninchen nur noch Hasen. Andere Nager erkranken nicht.

Überträger des Myxomatose-Virus sind vor allem Insekten, Stechmücken und Flöhe, diese könne den Virus noch 1 bis 3 Monate nach Aufnahme ausscheiden. Deshalb kommt die Krankheit auch bei reinen Wohnungs-Kaninchen vor. Weiter gibt es die direkte Ansteckung Tier zu Tier, und die indirekte über den Mensch, Käfige, Grünfutter. Der Myxomatose - Virus, kann durch direkten Kontakt, aber auch unreine Hände des Menschen leicht auf das geliebte Haustier übertragen werden. Auch sollte kein Grünfutter aus solchen Krankheitsarealen an Hauskaninchen verfüttert werden.

Die Symptome werden meist nach 4 bis 10 Tagen sichtbar. Die Lidbindehäute röten sich und schwellen an. Dann bilden sich diffuse Verdickungen im Kopf- („Löwenkopf“) und Genitalbereich. Fieber bis 41 °C. Jetzt folgt der Befall der Anschwellung durch Eiterbakterien. Schluckbeschwerden führen zu Reduktionen oder Einstellung der Futteraufnahme. Tod durch Entkräftung in den nächsten 8 bis 14 Tagen. Überlebende bleiben Virusträger und sind so eine ständige Gefahr für Artgenossen.

Die Erkrankung ist tödlich. Auch dem Tierarzt bleibt keine andere Möglichkeit, als das Tier von seinem Leiden zu erlösen. Die Behandlung besteht in aller Regel im einschläfern. Ein Gegenmittel gegen den aktiven Virus gibt es nicht. Nur in leichten Fällen besteht eine gewisse Überlebenschance.

Der Hauptübertragungsweg von Wild- auf Hauskaninchen ist der über Stechmücken. Da diese Überträger nur schwerlich aus dem Lebensbereich der Haus- und Heimkaninchen zu verbannen sind, ist die rechtzeitige Impfung der beste Schutz für diese Tiere.
Die vorbeugende Schutzimpfung ist in jedem Fall anzuraten. Die Erstimpfung kann mit schon 6 Wochen erfolgen. Danach halbjährliche Auffrischung. Die Impfung kann ohne Probleme mit den anderen Kaninchen-Impfungen kombiniert werden.


Chinaseuche – RHD

Die Chinaseuche oder Rabbit Hemorrhagic Disease (RHD) ist eine lebensbedrohliche Infektionserkrankung der Kaninchen und Hasen. Ihr erstes Auftreten wurde 1984 in China beobachtet, daher der deutsche Name. Andere Namen sind Viral Hemorrhagic Disease ( VHD ) oder Rabbit Calicivirus Disease ( RCD ). Die Krankheit erreichte 1988 Deutschland und 1992 England. Sie ist seither hauptsächlich in Zucht- und Mastbeständen aufgetreten, nachdem sie über infizierte Angorakaninchen aus China nach Europa gelangte. Mittlerweile ist sie weltweit verbreitet.

Erreger der RHD ist ein Calicivirus von besonderer Widerstandskraft. Er bleibt bei 4°C bis 225 Tage infektionsfähig.

Die Ansteckung erfolgt direkt von Tier zu Tier oder indirekt über den Tierbesitzer, Einstreu, Futter, Wasser, Käfige, Parasiten, Insekten, Wildvögel usw. Neben Kaninchen befällt er auch Wildhasen. Anderer Nager ( z.B. Meerschweinchen ) und Menschen, Katzen etc sind nicht gefährdet. Nur 100 Viren sind zur Infektion nötig, nicht viel wenn man bedenkt, dass Millionen auf einer Nadelspitze Platz haben.

Symptomatik und Prognose hängen vom Stamm des Virus ab. Jungkaninchen unter 4 bis 10 Wochen erkranken meist überhaupt nicht, können aber die Infektion weitertragen. Bei älteren Kaninchen gibt es verschiedene Verlaufsformen.

* Manche liegen Morgens einfach tot im Käfig ohne irgendwelche äußerlichen Anzeichen.

* Die meisten durchlaufen eine ein- bis zweitägige Phase massiver Krankheitsanzeichen: Hohes Fieber, Apathie, Krämpfe, Atemnot, Blutfärbung der Schleimhäute, Blut aus den Körperöffnungen und oft noch Schreien kurz vor dem Tod. Ein deutlicher Hinweis auf RHD ist die verkrampfte Stellung der Leiche mit in den Nacken gebogenem Kopf sowie blutig-schaumigem Nasenausfluss.

Eine Behandlung durch den Tierarzt ist nicht möglich. Bei aggressivem Virus-Stamm ist der Patient rettungslos verloren.

Zur Vorbeugung ist in jedem Fall die Impfung anzuraten. Die Erstimpfung der Jungtiere kann schon mit 6 Wochen erfolgen. Nachimpfung dann nur noch 1x jährlich. Die RHD-Impfung kann unproblematisch mit den anderen Kaninchen-Impfungen gegen Myxomatose und Kaninchenschnupfen (Pasteurellose) kombiniert werden.


Kaninchenschnupfen - Pasterellose

Vorkommen: Der ansteckende Kaninchenschnupfen ist unter Hauskaninchen weit verbreitet. Empfänglich sind Tiere aller Altersklassen und Haltungsformen. Die Erreger werden mit der Nahrung aufgenommen oder eingeatmet.

Ursache: Der wichtigste Erreger des ansteckenden Schnupfens ist Pasteurella multocida. Bei erkrankten Kaninchen werden auch häufig Bordetella bronchiseptica und andere Sekundärkeime nachgewiesen. Ob eine Primärinfektion durch Viren oder Mykoplasmen vorliegt, ist bisher ungeklärt. Belastende Umweltfaktoren und Parasitenbefall haben sicher mit eine ursächliche Bedeutung.

Symptome: Die Krankheit beginnt mit kurzem trockenen Niesen noch ohne Störung des Allgemeinbefindens. Später niest der Patient fast ständig mit zunächst wässrigem, dann eitrigem Nasenausfluss. Die Haare an der Nasenöffnung verkleben. Oft kommt es zu Bindehautentzündungen und Beteiligung von  Mittel- und Innenohr (Kopfschiefhaltung).Des weiteren kommt es zu einer katarrhalische und eitrige Entzündungen von Brustfell, Herzbeutel und Lunge. Eine schleichend verlaufende Bronchopneumonie führt gelegentlich noch nach Jahren zum Tod.

Diagnose: Die Diagnose ergibt sich meist schon aus den klinischen Erscheinungen. Eine Mikrobiologische Absicherung im Labor ist oft sinnvoll.

Therapie: Die Aussichten sind äußerst vorsichtig zu beurteilen. Die Therapie gestaltet sich oft sehr schwierig. Deshalb ist in größeren Tierhaltungen die Tötung aller Tiere, gefolgt von Desinfektionsmaßnahmen, die Regel. Bei Heimtieren ist eine Behandlung mit geeigneten Antibiotika, am besten nach Resistenztest, grundsätzlich möglich. Mit dem wiederauftreten der Krankheitszeichen muss jedoch gerechnet werden, da eine vollständige Eliminierung der Erreger aus den Nasennebenhöhlen so gut wie unmöglich ist.

Vorbeugung: Die Schutzimpfung ist in jedem Fall anzuraten. Sie schützt gegen die Haupterreger Pasteurella multicida und Bordetella bronchiseptica. Die Erstimpfung kann schon ab einem Alter von 4 Wochen erfolgen. Erste Wiederholung nach 2 Wochen. Danach nur noch halbjährliche Auffrischung. Die Impfung kann ohne Probleme mit den anderen Kaninchen-Impfungen kombiniert werden.

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