Morituri te salutant?

Dieser Ausruf galt in der Arena den kämpfenden Gladiatoren, jedoch nicht den Soldaten des römischen Imperiums. Keine Armee dieser Welt hat jemals so erfolgreich und so "effizient" gekämpft wie die römische Legion. Außergewöhnliche Waffen, eine perfekte Organisation und eine hervorragende Ausbildung bildeten das Fundament für den militärischen Erfolg.

Die Vollendung dieser positiven Aspekte bestand jedoch aus der Strategie und der gesamten Vorgehensweise, welche geübt und später im Einsatz umgesetzt wurden. Die Abstimmung der einzelnen Waffen waren hierbei von größter Bedeutung. Dieses erklärt nicht nur den kurzen Gladius (Schwert) sondern jedes Detail der einzelnen Waffen in Größe und Form. Nicht nur seit der Reform von Marius waren sich die verantwortlichen Generäle darüber bewusst, dass Schlachten auch mit zahlenmäßig unterlegenden Legionären gewonnen werden konnten, sofern sich diese an die festgelegte Ordnung hielten. Somit wurde auf die Ausbildung und auf das tägliche Training ein besonderer Augenmerk gelegt.

Die viel zitieren "Hollywood Klassiker" trugen zum Teil dazu bei, dass unkundige eine falsche Vorstellung von den Einsätzen der römischen Soldaten erhielten. Dies betrifft Schlachtordnungen wie aber auch Marschordnungen. Wie bereits erwähnt stand nicht ein einzelner Legionär der der römischen Legion im Fordergrund, sondern einzelne Einheiten die wiederum in größere Verbände zusammengefasst wurden. Hierdurch gehören Einzelkämpfe "Mann gegen Mann" eher zu den Ausnahmefällen. Gezeigte wilde Schwertkämpfe veranlassen den Kundigen zum schmunzeln und den Laien zum staunen.

 Marschordnung
Die exakte Marschformation (6er Reihen mit jeweils 90 cm Abstand zum Vordermann) war einer der Hauptbestandteile der Ausbildung. Um eine ganze Legion im Marsch koordinieren zu können, bedurfte es jedoch noch andere Aspekte zu berücksichtigen. Hierzu zählten unter anderem das Mitführen von Lastkarren, Tieren, Begleitpersonal etc. Ferner musste jeder Zug abgesichert werden.

Fernab von geplanten Schlachten marschierten die Legionäre in vorgesehenen standardisierten Formationen, so das die Aufmärsche vor Schlachtbeginn keine Ausnahme der Regel darstellten. Eine sich in Marsch befindliche einzelne Legion (Inkl. Trosspersonal etc.) hatte eine Länge von ca. 4200 Metern. Bei Märschen von 4 Legionen wäre der Trosszug unweigerlich auf eine Länge von bis zu 20 Km und mehr möglich gewesen (Abhängig vom Gelände). Bei etwaigen Kamphandlungen an vorderster Front wäre der letzte Legionär des Zuges erst am nächsten Tag an dem Kampfplatz eingetroffen. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde möglichst in mehreren Zügen (Einzelne Legion) marschiert, um ein schnelleres Eingreifen zu ermöglichen.


Marschaufbau: 1=Vorhut/Erkundung (Auxiliareinheiten) 2=Vorhut (Legionseinheiten) 3=Legionäre mit Lagerbaugerätschaften 4=Pioniere 5=Offiziersgepäck 6=Legat mit Leibgarde 7=Reiter 8=Kriegsmaschinen 9=Tribunen und Offiziere 10=Truppeneinheiten 11=Nachhut

Gefechtsvorbereitungen und Aufmarsch

Einheitliche Ausrüstungsgegenstände und einheitliche Waffengattungen ermöglichten es den Befehlshabern der Legionen ihre Soldaten wie Schachfiguren in einem Spiel einzusetzen. Im Gegensatz zu den so genannten Barbaren waren die Legionäre berechenbare und leicht steuerbare Kampfeinheiten, die durch kurze Befehlszuweisungen andere Formationen oder andere Vorgehensweisen ausführen konnten. Die oft zitierte „römische Disziplin“ war hierbei der Garant für viele Siege. Die Barbaren wurden bereits vor den Kampfhandlungen durch die römischen Legionäre oft in Erstaunen und später in Schrecken und Angst versetzt.

Die Römer inszenierten vor den Kampfhandlungen gigantische Schauspiele. Die Truppenverbände marschierten in Formationen zum Schlachtfeld. Ihr Marsch wurde durch Hornbläser begleitet und durch die einheitliche Marschbewegung der Legionäre entstanden wallende und stampfende Geräusche. Sofern die Römer auf festem Untergrund marschierten, erzeugten ihre genagelten Schuhe zusätzliche Geräusche. Diese Fremdwirkende Geräuschkulisse ließ bereits vor der Schlacht so manchem Barbaren die Angst in die Glieder fahren. Sobald die Römer auf dem Schlachtfeld ankamen hielt der Tross abrupt an. Eine tödliche Stille legte sich für einige Sekunden über das Schlachtfeld. Dann wurden Befehle ausgerufen, Trompeten gaben Signale (Anweisungen) und die Marschformation wurde aufgelöst. Wie riesige Bausteine verschoben sich vorher nicht erkennbare Truppenteile vor den Augen der Gegner, Geschütze wurden in Stellung gebracht und alle zweckdienlichen Positionen wurden eingenommen. Wie auf Befehl wurde es anschließend wieder abrupt still. Diese Stille konnte minutenwährend dauern und es kam vor, dass so mancher Barbarentrupp noch vor der Schlacht ihre Anführer einfach aus Angst vor den Römern verließ.

Den Römern selbst war ihr eigenes Schauspiel bekannt und sie nutzen es als „psychologische Waffe“. Doch auch sie konnten durch „martialische Schauspielereien“ beeindruckt werden. Allen voran waren es germanische Stämme, die auch Römer in Wankelmut versetzten konnten. Um ihre Unverwundbarkeit zu demonstrieren kam es vor, dass sich Germanen völlig ihrer Bekleidung entledigten und nackend in den Kampf zogen. Gleichzeitig brüllten sie aus vielen Kehlen Schmährufe den Römern zu oder benutzen ihre Luren (Blasinstrumente) für eine entsprechend Angsteinflössende Wirkung. Chronisten berichteten von den so genannten Berserkern. Es waren Germanen die sich wie im Trance völlig schmerzunempfindlich in die Schlacht warfen. Vernebelt durch Met, unbekannten Kräutern oder Pilzen und sich ständig wiederholenden Gesangspassagen gingen sie völlig verwirrt auf die Gegner zu und kämpften bis in den Tod gegen ihre Feinde.

Die Gefechtslinien

Nachdem alle Truppenteile (Sofern es planbar war) an dem Schlachtfeld ankamen, bezog jede einzelne Truppeneinheit Stellung. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Kernstücke durch Centurien gestellt wurden. Die 80 Legionäre einer Centurie wurden aus 10 jeweils 8 Mann starken Einheiten (contubernium) zusammengesetzt die auf diese Art aufmarschierten (10 Mann Breite/8 Mann Tiefe).

Die nachfolgende Grafik zeigt eine Musterordnung an (Einzelne Legion ohne Auxiliareinheiten) welche vor der Schlacht eingenommen wurde. Gewöhnlich standen die Kohorten 2-10 in 6 Reihen zu jeweils 80 Mann (ca. 5,50m Tiefe und 63,00m Breite). Zwischen den Kohorten konnten Leichtbewaffnete den Kampf eröffnen und sich wieder zurückziehen. An den Flügeln wurde die Reiterei postiert.




4. Kohorte



7. Kohorte



3. Kohorte



6. Kohorte



2. Kohorte



4. Kohorte

1. Kohorte


10. Kohorte


9. Kohorte


8. Kohorte


Gewöhnlich standen die Kohorten (2-10) in 6 Reihen zu jeweils 80 Mann. Die folgende Grafik zeigt eine standardisierte Schlachtordnung. Je nach örtlichen Gegebenheiten konnten auch 2 oder 4 Schlachtreihen gebildet werden. Bei großen Schlachten mit mehreren beteiligten Legionen und Auxiliareinheiten konnten Frontbreiten bis zu mehreren Kilometern entstehen (Beispiel 2 Legionen, mit Auxiliareinheiten und Alen ca. 1600m Breit).




4. Kohorte



3. Kohorte



2. Kohorte

1. Kohorte



7. Kohorte



6. Kohorte



5. Kohorte



10. Kohorte



9. Kohorte



8. Kohorte

Die Vorgehensweise der Legionäre bei der Kampfaufnahme war geregelt und auch Grundvoraussetzung ihres Erfolges. Nachdem die Leichtbewaffneten den Kampf eröffneten feuerten die Artelleristen mit ihren Onagern wie auch den Scorpios (je nach Gelände) Salven auf die Gegner. Dann begannen die Kampeinheiten zu marschieren (Kein Laufschritt). Die Formationen warfen ihre Pilensalven ab, sobald  der Gegner in reichweite war. Da die Legionäre Raum für Ihre Würfe benötigten, war die anfängliche Formation noch relativ offen. Nach den Würfen wurde der Verband schnellstens geschlossen und ein sprichwörtlicher Schilderwald wurde aufgebaut. Einzelne Centurien agierten wie bewegliche Festungen nachdem der Gegner gegen ihren Schutzwall aufprallte. Die Legionäre schoben und drückten in die gegnerischen Linien, wobei sie von ihren Schildern geschützt wurden. Der Gladius war eine hervorragende Stoßwaffe, der bei dieser Taktik perfekt zur Geltung kam. Unterstützt von Lanzen die von den Legionären zwischen den Schildern gestoßen wurden, kamen viele Gegner ins straucheln. Viele wurden somit schwer verletzt oder getötet, ohne nur ein einziges Mal die Möglichkeit erhalten zu haben, in einem Kampf "Mann gegen Mann" zu stehen. Die geschlossene Formation wurde immer wieder neu zusammengestellt, sobald Legionäre fielen. Die gesteuerte und organisierte Masse walzte sich langsam aber siegreich durch die feindlichen Linien und zersprengte deren schwachen Konturen. Die Wut der Gegner wurde immer mehr geschürt, da sie oft vergeblich gegen diese lebendigen Festungen anliefen. Einmal mehr siegte die römische Disziplin gegen vermeintlich physisch und numerisch überlegene Feinde.

 

[StartSeite]