Besuch in Kaunas (Litauen)

Kaunas 2

Was verschlägt mich in diesen winterlich-trüben Tagen ausgerechnet in die Industriestadt Kaunas in Litauen? Ganz einfach: Ich bin der Einladung meines bloggenden Bruders (Spitzname: Bratpirat) gefolgt, ihn einfach mal an seinem Praktikumsplatz dort zu besuchen. Jetzt stehe ich also hier in der Dämmerung, ganze neun Stunden Fahrt von Tartu über Riga liegen hinter mir und warte auf meinen Bruder. Der Busbahnhof von Kaunas ist nicht sonderlich einladend, überall lungern grimmige kurzhaarige Typen in schwarzen Jacken herum, die auf irgendetwas zu warten scheinen – hoffentlich nicht auf mich! Aber da ist mein Bruder auch schon, winkend kommt er mir entgegen gelaufen.

„Lass uns zu Fuß zu meinem Wohnheim gehen“, schlägt er vor. „Sind nur ein paar Minuten von hier durch den Park“, fügt er grinsend hinzu. Der kleine Fußweg durch den Park entpuppt sich als ausgewachsene Wanderung durch alle möglichen Stadtteile und ich bin froh als wir endlich an einem grauen Plattenbau Halt machen, in dem sich das Wohnheim für internationale Gäste befindet.

Kirche in Kaunas

Am nächsten Morgen machen wir Sightseeing in Kaunas: Die Altstadt ist wirklich sehr schön, wenngleich an vielen Stellen der Lack schon etwas ab ist. Das kann man auf dem Foto übrigens auch ganz gut sehen. Bei den Herren die da so eilig vorbeigehen haben wir uns übrigens auch gefragt, was die wohl so beruflich machen…vielleicht Bestatter oder sowas?

Abgesehen davon hat die zweitgrößte Stadt Litauens bei mir einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen, auf der einen Seite ist sie durchaus schön, hat große Parks, viele Kirchen und viele junge Leute – auf der anderen Seite gibt es auch eine ganze Menge graue, trostlose und industriell-geprägte Ecken. In den Satellitenvorstädten lacht einen bautechnisch noch immer der Kommunismus an.

Kaunas 3

Auf zum nächsten Bild: Im Vordergrund sehen wir eine breite sozialistische Prachtstraße, rechts daneben einen kleinen Park der direkt runter zum Fluß führt. Die große Bauruine links sollte wohl mal ein Geschäftszentrum oder ein Firmensitz werden, rottet nun aber als Rohbau langsam vor sich hin. Rechts dagegen ein erfolgreiches Beispiel: Das AKROPOLIS (benannt nach dem griechischen Tempelberg) ist die größte Shoppingmall die ich je gesehen habe. Mit mehreren Etagen und Seitenarmen fängt sie kauflustige Litauer ein und spuckt sie erst wieder aus, wenn das Geld alle ist.

Das Schild von MAXIMA mit drei Kreuzen kann man in der Mitte hinten auch noch sehen. Hier macht man wirklich drei Kreuze, wenn man endlich durch die Kasse durch ist. Ich konnte es vorher nicht glauben, als mein Bruder mir davon erzählt hat aber es stimmt: Die Kassiererinnen in Litauen scannen die Artikel so langsam, da kann man sich in Ruhe noch was zu lesen mitnehmen während man ansteht. Wir waren im Supermarkt, vier Leute mit halbvollen Tragekörben vor uns und haben (kein Witz!) über zehn Minuten gewartet. Weitere Versuche belegen die Wartedauer empirisch. Im großen Maxima mit den vielen Kreuzen haben sie jetzt sogar Flachbildschirme an die Kassen gehängt, da kann man wenigstens noch Kinospots und Werbung schauen während man wartet.

Anglerparade in Kaunas (Litauen)

Geduld spielt ja auch beim Angeln eine große Rolle. Diese Anglerparade konnten wir an der Memel beim Rute auswerfen beobachten. Der Fluß zählt zu den verschmutztesten in ganz Europa, was die Kaunaser..äh..Kaunesier..Kaunassen (?) aber nicht davon abhält hier ihr Glück zu versuchen. Zwischendurch hat sogar mal jemand was gefangen, es leben also noch Fische hier. Eh wir den Gesundheitszustand des schwimmenden Abendbrots prüfen konnten, mussten wir auch schon weiter – der Bratpirat hatte nämlich noch eine wichtige Mission mit mariniertem Schnitzel an der Pfanne zu absolvieren. Brat Brat Ole!

Und in Folge 2: Wir zeigen euch wo und was die Spatzen in Vilnius von den Dächern pfeifen, wie sich junge Deutsche mit peinlichen Gratisbrillen zum Volldepp machen und welchen Vodka man in Litauen unbedingt mal probiert haben sollte.

2 Antworten zu “Besuch in Kaunas (Litauen)

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  2. harhar, ich lach mich mal wieder kaputt. leider inzwischen viel zu selten, mein Lieber!

    Pass bloß auf, dass der Beruf der drei Männer dir nicht zum Verhängnis wird. Wer weiß. Vielleicht sind sie ja doch nicht so Einverstanden, dass es einen Beweis gibt, wo sie wann waren.

    Meld dich mal, dann gibts das Passwort für mein Weblog, welches du dann auf http://www.topilot.de finden kannst.

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