Willst Du immer weiter schweifen? / Sieh, das Gute liegt so nah. / Lerne nur das Glück ergreifen / Denn das Glück ist immer da.*

There's no place like home

There's no place like home

Vor ein paar Tagen unterrichtete ich eine Klasse von Ingenieuren an der Technischen Universität Berlin darin, wie man Geschäftsmodelle im Kontext von Armut entwickeln kann. Die Stunde war Teil eines Seminars zu „Energy Entrepreneuership and Rural Electrification“ im Masters-Studiengang „Global Production Engineering“ und die Studenten kamen aus Indien, Pakistan, Malaysia, Elfenbeinküste, Brasilien, Kolumbien und Mexiko. Nach Ende der Stunde bat ich Daniel Philipp, der das Seminar organisierte, um Rückmeldung. „Klasse Vortrag,“ meinte er „aber das nächste Mal musst du die unternehmerischen Chancen bei der Entwicklung dieser Märkte noch stärker herausstellen.“

Was ich als  selbstverständlich angenommen hatte ist es keineswegs: dass Studenten der Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaften in Entwicklungs- und Schwellenländern eine Chance und spannende Aufgabe darin sehen, die arme Bevölkerung ihrer Länder als Markt zu erschließen und damit deren Zugang zu Gütern und Dienstleistungen zu verbessern. Studenten, die es in einen solchen aussichtsreichen Studiengang, vielleicht sogar an einer guten Universität, geschafft haben, sehen ihre Chance meist darin, ihr Wissen bei einer großen Firma in USA oder Europa zu vergolden. Sommerschulen und Seminare in diesen Ländern sind deshalb auch so attraktiv, weil man darüber Kontakte zu hiesigen Unternehmen knüpfen kann, bestätigt Daniel Philipp. Den „Markt der Armen“ kennen die Studenten, die häufig aus gut situierten Familien kommen, manchmal aus fast ebenso großer Distanz wie wir hier in Deutschland.

Daniel Philipp nutzt mit seinem Programm auf intelligente Weise die Gelegenheit, Studenten bei ihrem Weg nach Norden etwas über die Potentiale im Süden zu erzählen. Andere Kursangebote an deutschen Hochschulen sollten seinem Beispiel folgen.

In USA bieten schon einige MBA Studiengänge ‚Base of the Pyramid’ Kursmodule an, zum Beispiel an der Harvard Business School, der Ross School of Business an der University of Michigan oder der Vanderbilt University. Für Ingenieure gibt es am MIT das D-Lab und an der TU Delft die Base of the Pyramid Initiative, in denen innovative Lösungen zusammen mit armen Gemeinden entwickelt werden. Wünschenswert ist eine gemeinsame Initiative von Programmen, die Ingenieure und Manager aus Entwicklungsländern ausbilden, damit so gemeinsam immer bessere Lernangebote entwickelt werden können.

Mehrwert bietet eine solche Ausbildungskomponente nicht nur den Studenten, die so einen neuen Blick auf Potentiale ihre Heimatländer nehmen können. Für Unternehmen, die den Schritt hin zu armen Bevölkerungsschichten tun, sind gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter mit einem Grundverständnis für lokale Strukturen und Kultur unabdinglich.

* Johann Wolfgang von Goethe, Erinnerung, 1805

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