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28.02.08 Zur Lebenszeit der Pappeln in Riddagshausen
Geschrieben von: Uwe Meier   

In der Diskussion um den Erhalt der Pappeln in Riddagshausen wird immer wieder behauptet, dass die Pappeln in Riddagshausen nur noch 10 bis 15 Jahre leben würrden. Durch die Wurzelschäden, die durch die Straßenbaumaßnahmen unvermeidlich wären, hätten die Bäume nur noch eine rel. kurze Lebenserwartung. Phytopathogenen Pilze (es wird von Weißfäule verursachenden Pilzen gesprochen) würrden die Bäume zerstören.

Diese Aussagen sind fachlich nicht begrürndet. Eine Vorhersage der Lebensdauer von Bäumen, die im Laufe ihres Lebens zahlreichen Einflürssen ausgesetzt sind, ist nicht möglich. Es liegen allerdings Erfahrungen ürber die potenzielle Lebensdauer der unterschiedlichen Bäume vor. Bei Pappeln geht man von 150 bis 170 Jahren aus, wobei diese Annahme auch abhängig von der Pappelart ist.

Es ist richtig, dass durch Straßenarbeiten Schäden am Wurzelwerk von Bäumen sehr oft auftreten. Insbesondere dann, wenn im Ausschreibungstext nicht ausdrürcklich auf Wurzelschutzmaßnahmen hingewiesen wird und den Bauarbeiten freie Hand gelassen wird. Dieses Problem ist bekannt und in der Literatur beschrieben: Hartmut Balder (1999), Die Wurzeln der Stadtbäume. Ein Handbuch zum vorbeugenden und nachsorgenden Wurzelschutz.  Verlag Eugen Ulmer

Dieser durchaus gegebenen Gefahr kann vorgebeugt werden. Die wichtigste Wurzelschutzmaßnahme bei Bauarbeiten ist der glatte saubere Schnitt durch die Wurzel, damit möglichst wenig Wurzelgewebe zerstört wird. Vor jedem Schnitt sollte die Schneidefläche desinfiziert werden. Die Wunde muss anschließen versorgt und vor weiteren Beschädigungen geschürtzt werden (siehe Kasten). Diese Maßnahmen gewähren Schutz, auch gegen phytopathogene Pilze wie die Weißfäuleerreger. Das alles ist machbar und ist gängige präventive, phytomedizinische Maßnahme.

Im vorliegenden Fall ist die Lebensprognose der in Rede stehenden Pappeln trotz der Baumaßnahmen als gürnstig einzuschätzen. Diese Prognose beruht auf der in Fachkreisen bekannten Tatsache, dass Pflanzen generell mit ihren Wurzeln das "Wasser suchen". Im Erwerbsgartenbau wird dieses Verhalten auch gezielt genutzt. Wurzelwachstum tendiert grundsätzlich in die Richtung, in der Feuchtigkeit zu erwarten ist. Das bedeutet, dass das Hauptwurzelwachstum der Pappeln in Richtung Kreuzteich verläuft und nicht unter der asphaltierten Straße, von der das Niederschlagswasser abgefürhrt wird, sodass die Wurzeln der Bäume dort keine optimalen Lebensbedingungen vorfinden. Auf der Seite der Pappeln, die der Straße zugewandt sind, an der die Baumaßnahmen durchgefürhrt werden sollen, wird es selbstverständlich auch Wurzeln geben. Diese mürssen wie beschrieben geschürtzt werden.

Es ist erstaunlich, dass die Stadtverwaltung bei Großbäumen seit Jahren immer wieder behauptet, dass Fachleute die Abgängigkeit des Baumes in einer definierten Zeitspanne, bestimmt hätten. Als wissenschaftlich belastbar sind diese Behauptungen kaum einzuschätzen. Das sind in der Regel alles Spekulation, was die intakten Baumscheiben nach der Fällung in der Regel belegen. Aber auch wenn der Baum innen hohl ist, kann damit nicht auf eine frürhzeitige Abgängigkeit geschlossen werden. Kernholzfäulen können vom Baum durch baumeigene physiologische Schutzsysteme kontrolliert werden.

Ein hohler Baum kann noch viele Jahre leben. Beispielsweise ist die sog. „Franzosenlinde“ (Sommerlinde Tilia platyphyllos) in Bargischow, deren alter auf 500 Jahre geschätzt wird, innen völlig hohl und hat einen Umfang von Der "Innendurchmesser" beträgt etwa 2m. Leben kann der Baum trotzdem, weil sich die unterschiedlichen aktiven Gewebe (Phloem, Xylem und Kambium) der dicotylen Pflanzen, zu der auch die Pappel gehört, generell im Außenbereich der Pflanze unter der Borke befinden. Aufmerksame Riddagshausenwanderer können dieses Phänomen an den hohlen und z. T. aufgebrochenen alten Weiden gut erkennen.

Zur Diagnose des Stammzustand wird heute die Schalltomografie angewendet. Diese Methode bestimmt nur die Dichte des Holzkörpers an unterschiedlichen Stellen.ürber die Vitalität des Baumes kann diese Methode nur begrenzt etwas aussagen und schon gar nicht ürber die Lebenserwartung.

Alle Behauptungen, die die verkürrzte Lebenszeit der Pappeln prognostizieren sind schlicht interessenorientiert, weil im Grunde andere Ziele verfolgt werden, in der Regel die des Bauens.

 

Wurzelschutz bei Tiefbaumaßnahmen

Abgetragene Fläche wegen Austrocknungsgefahr der Wurzeln sofort mit Erosionsschutzmatte abdecken oder einem „Wurzelvorhang“ versehen. Matte mit Pfahl und Gewichten fixieren. Regelmässig giessen. Keine Staunässe. Bei Wurzelverletzungen immer Fachperson hinzuziehen. Ab 2 Zentimeter Wurzeldurchmesser die Wunde mit einem zugelassenen Wundbehandlungsmittel einstreichen.