Protokoll der Reise der Weinfreunde vom Hellweg nach Bergamo
Vom 12. bis 19 Juni 2010
12.Juni 2010 Samstag
Mit einer Dreiviertelstunde
Verspätung erreichte die Fliegergruppe Bergamo und wurde von Ute
unserer Busfahrerin und Christian unserem Reiseleiter am
Flughafen von Bergamo-Orio al Serio empfangen. Rechtzeitig vor
Programbeginn trafen wir auf unsere mit dem Auto angereisten
Weinfreunde im „Hotel Fontana Santa“ in Grumello del Monte.
Bei der Sektprobe im Weingut
„Il Calepino“ im Ort „Castelli Calepio“ lockerte sich bereits
die Stimmung. Das Angebot von Wolfgang Menne den von ihm
ungeliebten Parmesankäse zu essen, wenn eine Weinfreundin einen
Bauchtanz vorführen würde, blieb unerfüllt. Der zur Probe
gereichte Imbiss bestehend aus Salami, Parmesankäse und Brot war
ein kleiner Vorgeschmack auf die kommenden Tage.
Bei schwül warmer Witterung
schlenderten wir am See Iseo in Sarnico auf einer kleinen
Promenade entlang und lernte hierbei die anderen Mitreisenden
kennen.
Überpünktlich nahmen wir das
erste Mal zu einem Schlemmeressen im Restaurant „Il Tramin“
Platz. Das Viergängemenu bestehend aus Risotto mit Champagner,
Ravioli, gegrillter Forelle - natürlich aus dem Iseo-See - und
zum Nachtisch Eis mit Erdbeeren und Ananas endete, wie fast
immer in den kommenden Tagen, mit einem Espresso.
Leider liegt unser Hotel in der
Einflugschneise des Flughafens Bergamo der kein Nachtflugverbot
hat, so dass der Schlaf nicht bei jedem durchgängig war. Heidi
Schäfer erfuhr gegen 23.04 Uhr, dass ihre Türöffnungskarte nicht
defekt war, sondern dass sie versucht hatte, die Tür des
Nachbarzimmers zu öffnen.
13. Juni 2010 Sonntag
Zur Besichtigung der Altstadt
von Bergamo mit seinem norditalienischen Flair trafen wir auf
unsere Stadtführerin Giovanna. Ihre ausladenden Gesten und ihre
in die deutschsprachigen Erläuterungen eingestreuten „allora,
eco, capito„, ließen die Besichtigung zu einem besonderen
Erlebnis werden. Nachdem Christian im Restaurant „Da Mimmo“ die
Menüfolge vorstellte, wurde die Frage was wir denn heute am
Abend essen würden mit dem Hinweis beantwortet, dass wir doch
nicht zum Vergnügen hier seien. Der Vorspeise mit Salami,
Schinken, Speck, Polenta und Brot folgte als zweiter Gang
Risotto, Nudeln mit Pilzen sowie Ravioli. Das zu diesem Essen -
wie auch zu allen anderen Mahlzeiten in den nächsten Tagen -
viel Wein getrunken wurde, muss nicht besonders erwähnt werden.
Bis zur Abfahrt zur “Cantina Sociale Bergamesca“ besuchten
einige Reisemitglieder die obere Stadt mittels einer
Standseilbahn.
Bei der Weinprobe in der
Cantina stellte uns Vanessa die Weinbauregion „Valcalepio“ mit
den hier produzierten Weinen vor. Hier wie auch beim Abendessen
auf dem Weingut „La Tordela“ in Torre de Roveri genossen wir die
regionalen Weine. Der Vorspeise, bestehend aus Salami, Schinken,
Eier, Gurke mit Parmesan und Leberpastete, folgte Muschelnudeln
mit Wildschweinragout. Nach verschiedenen Käsesorten mit
Senffrüchten servierte Signora Carlottas Tochter Linzertorte.
Den Grappa, verfeinert mit Apfel und Zimt serviert in der
benutzten Espressotasse, tranken die meisten vor dem Fernseher.
Deutschland siegte 4:1. Monika Bley‘s Antwort auf die Frage, wer
das erste Tor getreten habe, war „BALLACK natürlich“. Wolfgang
Menne`s Vorschlag auf der Rückfahrt zum Hotel, am nächsten
Morgen bereits um 6.00 Uhr nach Mailand zu starten, wurde
lautstark einstimmig abgelehnt.
14. Juni 2010 Montag
Leider war der Besuch des
Mailänder Doms wegen einer Trauerfeier und anschließender
Hochzeit erst nach dem Mittagessen möglich. Ein Bummel durch die
„Galleria Vittorio Emanuelle ll“ führte uns auch zur Scala. Die
hohen Temperaturen ließen nur einen kleinen Rundgang zum Shoppen
und Besichtigen der Innenstadt zu. Das Mittagessen im Restaurant
„Il Salttino“ innerhalb der Galleria bestand wahlweise aus
Vittello tonnato, Gemüsetarte, gegrilltem Fisch, herrlich
gefüllten Cannelloni, Gambas und Risotto.
Eine weitere Weinprobe mit
Abendessen genossen wir im Weingut „Tallarini“ in Gandosso.
Gestartet wurde mit Fingerfood und Sekt, es folgten Schinken-
und Wurstspezialitäten, Kalbsbraten mit Pommes frites. Zum
Abschluss konnten wir Kuchen und einen herrlichen Passito
genießen.
15. Juni 2010 Dienstag
Bei regnerischer Witterung
starteten wir zur Besichtigung der Käserei „Arrigoni Batista“
zur Verkostung der dort hergestellten Käsesorten. Der hoch
technisierte Betrieb wird von Mitgliedern der Familie geführt
und beeindruckte uns mit seinen Produkten. Alle Reiseteilnehmer
mussten Plastikmäntel und –hauben anziehen, nur so war uns der
Eintritt erlaubt.
Die Weinprobe im Gut „Medolago
Albani“ bei Trescore Balneario mit kleinen Köstlichkeiten war
der letzte offizielle Besichtigungspunkt an diesem Tag. 6
Reiseteilnehmer fuhren am Abend mit Ute zu einem Spaziergang an
einen kleinen Bergsee, ein kleiner Teil aß im Hotel zu Abend und
der Rest fastete beim Bier. Christian reiste mit der Bahn nach
Mailand zum Zahnarzt.
16. Juni 2010 Mittwoch
Erholung am Mittwoch bei Regen.
Unser Programm wurde kurzerhand umgestellt und wir fuhren zuerst
nach Bellagio an den Comer See. Der kurze Bummel durch den Ort
veranlasste die Protokollführer zu der Feststellung, “Hier
fahren wir noch mal hin, aber bitte bei trockenem und sonnigem
Wetter“. Danach chauffierte uns Ute routiniert und sicher den
engen Weg am See entlang nach Como. Unser Mittagessen im „La
Ghironda“ war wieder einmal hervorragend: Nach Nudeln mit einer
Gemüsesoße gab es gebratene Forelle, Kartoffeln und Salat.
Besonders ist uns hier der Chardonnay „Barbera“ aus dem Piemont
in Erinnerung geblieben, ein weißer und roter Landwein, den wir
leider nicht bestellen konnten.
Bei dem folgenden Rundgang
durch die Stadt besuchten wir zuerst den Dom in Como.
Anschließend ging jeder seiner Wege und erkundete auf eigene
Faust das Terrain.
Der Tag endete in dem
Restaurant „Cascina dei Frati“ in „Brusaporto“ mit einem Menu
rund um Meeresfrüchte:
1. Gang: Frizzante mit
Antipasti
2. Gang: Insalata di mare
3. Gang: Ravioli mit deiner
Brassenfüllung und Tomaten-Meeresfrüchte-Soße
4. Gang: Fisch in der
Wundertüte (Brasse, Miesmuscheln und Vongole im Sud
von Tomaten, Kapern und Petersilie)
5. Gang: Semis Freddo mit
Mandeln auf einem Erdbeerspiegel, dazu Sekt und
6. Gang: Espresso wie üblich
Auch dieser Abend endete, wie
die meisten Abende davor auch, auf unserer Hotelterrasse bei
Bier und Grappa, um den Mineralstoffhaushalt auszugleichen.
17. Juni 2010 Donnerstag
Am Donnerstag stand die
Besichtigung eines Wurstwaren- und Schinkenherstellers auf dem
Programm. Trotz der doch strengen Gerüche in dem
Produktionsbereich haben wir uns anschließend Wurst und Schinken
schmecken lassen. Dazu wurde wie immer Wein angeboten. Es war
wieder einmal zu viel des Guten.
Im Weingut „Caminella“
erwartete uns ein junger Direktor, der Margret Oltmanns
schwärmen ließ: „Das ist wieder ein kleiner Italiener zum
Einpacken.“ Eine Besonderheit war der Weinkeller, der in den
Berg gehauen worden war. Hier wurden wir bewirtet mit
Maislasagne, gefüllt mit Käse und Speck. Anschließend gab es
gefülltes Kaninchen mit Polenta auf Salat und zum Dessert
Mascaponecreme mit Erdbeeren und Passito. Einfach herrlich!!!!
Den Tag rundete ein Besuch des
Kastells „Malpaga“ ab. Die ausführliche Besichtigung der Burg –
bekannt durch ihre Fresken - hat alle sehr beeindruckt.
Den Abend verbrachte jeder
individuell im und am Hotel.
18.Juni 2010 Freitag
Unser letzter Programmtag vor
der Abreise. Der Besuch der Kartause und das köstliche Eis in
Pavia wurden übertroffen von der Weinprobe auf dem Weingut „Montelio“
in Codevilla. Das angekündigte kleine Büfett entpuppte sich als
eines der geschmackvollsten und üppigsten der gesamten Reise.
Die dazu angebotenen Weine waren Top. Nach der Besichtigung des
Weinkellers kauften einige Weinfreunde ein und verteilten ihre
„Beute„ auf die PKW‘s der Autoreisenden. Am Abend fuhr uns Ute
nach Bergamo zum Restaurant „ Giupi e Margi „ in dem ein
herzlicher aber kurzer Abschied von Christian stattfand. Bereits
im Bus hatte sich Reiner Schäfer im Namen der Reisegruppe von
Christian mit einem Bildband über die Kulturhauptstadt Europa
RUHR 2010 und bei Ute mit einem Geldgeschenk verabschiedet.
Christian fuhr mit dem Nachtzug zu seiner Familie nach Wien und
Ute blieb mit ihrem Sohn den Abend bei uns.
Wir aßen Omelette, Käse mit
Sardellen, Bohnensalat, Polenta mit Salami und Schinken sowie
Pferdecarpaccio zur Vorspeise. Dann gab es gefüllte Nudeln in
Butter mit Salbeiblättern geschwenkt, Rotweinrisotto mit Wurst,
Kalbfleisch an Polenta und zum Nachtisch Vanilleeis mit Sahne.
19. Juni 2010 Samstag
Nach dem Frühstück
verabschiedeten sich die Flieger von den Autofahrern und Ute
liefert uns pünktlich zum Abflug nach Weeze am Flughafen
Bergamo-Orio ab. Der Rückflug verlief ohne Probleme. Pünktlich
landeten wir in Weeze. Schade, eine herrliche Reise war zu Ende.
Bericht
zur Weinreise der Weinfreunde vom Hellweg zum
Mittelrhein / Ahr vom 30.04.2010 – 02.05.2010
Freitag, 30.04.2010
Pünktlich um 8:00 Uhr begann die Reise mit 24 Teilnehmern am
Bahnhof Unna zum ersten Ziel, dem Weinbaugebiet „Mittelrhein“.
Seit den 60-er Jahren war der Weinbau in diesem Anbaugebiet
stark rückläufig. Von ehemals 2000 ha werden derzeit lediglich
noch 450 ha für den Weinanbau genutzt. Es wurden damals
überwiegend Massenweine für die Sektindustrie produziert, mit
denen langfristig kein kostendeckender Anbau möglich war. Zudem
erschwerten arbeitsintensive Steillagen und kleine Parzellen den
Anbau. In den letzten Jahren hat sich aber immer mehr der
Qualitätsgedanke durchgesetzt und unter dem Motto „Weniger ist
mehr“ haben sich fünf junge Winzer unter dem Namen
„Gipfelstürmer“ zusammen gefunden, um aufgegebene Steillagen zu
retten und verlorenes Terroir zurückzuholen. So soll die
Anbaufläche des Mittelrhein in den nächsten Jahren wieder auf
500 ha gesteigert und ein Beitrag zum UNESCO- Weltkulturerbe
Mittelrhein geleistet werden.
Vorbei an der Burgruine Rheinfels fuhren wir zu unserem ersten
Ziel, dem Weingut Philippsmühle in einem Nebental des Rhein bei
St. Goar. 2006 übernahmen die Brüder Martin und Thomas Philipps
die Getreidemühle und Winzerschenke vom Vater rückten den
Weinbau in den Vordergrund. Auf überwiegend Devonschieferböden
in Steillagen werden 90 % Riesling und 10% Müller- Thurgau
angebaut. Im Vordergrund stehen qualitätsorientiertes Arbeiten
im Weinberg und eine anschließende, schonende
Traubenverarbeitung und –vergärung. So entstehen leichte
fruchtige Weine mit mineralischen Noten. Die Weine werden direkt
vermarktet und in den beiden Winzerstuben in St. Goar und in der
Mühle ausgeschenkt. Thomas Phillips stellte uns einen trockenen
Müller-Thurgau, vier trockene – halbtrockene Rieslinge und einen
lieblichen Riesling vor. Begleitend zur Weinprobe wurde ein
Dreigangmenü mit Bärlauchsüppchen, gefüllter Braten mit
gratinierten Kartoffeln, Erdbeer- Rhabarbergrütze serviert. Die
Speisen harmonierten sehr gut mit den gereichten Weinen. Nach
einer kurzen Kellerführung fuhren wir mit dem Bus weiter nach
St. Goar, einem stark vom Tourismus geprägten Städtchen am
Rhein. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung, was auf die
unterschiedlichste Art mit einem Bummel durch St. Goar, einem
längeren Spaziergang am Rhein entlang oder dem Besuch der
Burgruine Rheinfels genutzt wurde.
Anschließend setzten wir unsere Reise per Schiff rheinabwärts
mit der „MS Godesburg“ bis Boppard fort. Von hier ging es direkt
mit unserem Bus zu unserem Hotel „Alter Posthof“ in Spay am
Rhein.
Das gemütliche drei Sterne Hotel ist seit acht Generationen
familiengeführt, mit einem herrlichen Biergarten. Obwohl Spay
direkt am Rhein liegt, blieb man hier vom touristischen Rummel,
wie etwa in St. Goar oder Boppard, weitgehend verschont und
konnte die herrliche Umgebung in Ruhe genießen. Nachdem wir im
Hotel eingecheckt und die Zimmer bezogen hatten, ging es auch
schon zum VDP- Weingut Matthias Müller, das direkt an das Hotel
angrenzte.
Seit 300 Jahren wird auf dem Gut Weinbau betrieben, seit 25
Jahren ist es ein reiner Weinbaubetrieb. Die Betriebsgröße
beträgt 12,5 ha, es werden Riesling (91%), Grauburgunder und
eine geringe Menge Spätburgunder als Rose oder Blanc de Noir
angebaut. Es wird großer Wert auf die Erhaltung der
Individualität der Weine gelegt, filigrane Rieslinge mit
mineralischer Note. Die Trauben stammen alle aus der Lage
„Bopparder Hamm“.
Die beiden im Vorhof des Weingutes gereichten Weine, ein
Rieslingsekt brut und ein Riesling Kabinett trocken, überzeugten
schon einmal und machten neugierig auf die bevorstehende
Weinprobe in unserem Hotel. Zuvor führte uns aber noch ein
kurzer Spaziergang durch Spay an den Rhein, vorbei an gepflegten
und liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern.
Den Abschluß des ereignisreichen Tages bildete das gemeinsame
Abendmenü im „Alten Posthof“, begleitet von Herrn Matthias
Müller, der uns einen Spätburgunder Rose, einen Grauburgunder
und je einen trocken und feinherben Riesling sowie eine Auslese
vorstellte. Als Viergangmenü wurde Spargelsalat,
Safranschaumsuppe, Kalbsrücken mit Steinpilzsauce und Ubeparfait,
einer kartoffelähnlichen Wurzel von den Philippinen mit dem
Aroma gebrannter Mandeln serviert. Ein fantastisches Menü mit
hervorragenden Weinen aus dem Weingut Matthias Müller.
Samstag. 01.05.2010
Der erste Mai präsentierte sich zunächst Wolken verhangen und
leicht regnerisch, aber schon während unserer Busfahrt in das
Ahrtal riss die Wolkendecke auf und wir bekamen einen sonnigen,
warmen Frühlingstag.
Nach einer kurzen Wanderung ab dem Parkplatz „Römervilla“ bei
Ahrweiler erreichten wir unseren ersten Tagesprogrammpunkt, die
Dokumentationsstätte Regierungsbunker. Träger dieser
Dokumentationsstätte ist der Heimatverein Alt Ahrweiler, der
auch die Führungen organisierte. In den Jahren 1962 – 1972 wurde
hier in aufgegebenen Eisenbahntunneln ein ABC sicherer
Regierungsbunker als Ausweichsitz der Bundesregierung errichtet.
Die Anlage erstreckte sich über 19 km länge, und konnte über
vier Haupteingänge betreten werden. Der Bunker war ständig mit
ca. 150 Personen besetzt und sicherte im Falle eines ABC-
Angriffs das Überleben von ca. 3000 Menschen für 30 Tage. Um die
Anlage für einen ABC- Angriff zu sichern war ein enormer Aufwand
an Technik notwendig, um beispielsweise die Luft- und
Wasserversorgung zu gewährleisten.
Ab 1998 wurde der größte Teil des Bunkers, mit Ausnahme des
Bereichs der heutigen Dokumentationsstätte, entkernt. Durch
Schleusen mit mächtigen Betontoren, die im Ernstfall in wenigen
Sekunden geschlossen werden konnten, erreichten wir das innere
des Bunkers. Anhand der noch erhalten gebliebenen
Betriebsstätten, Schlaf- Wohn und Sozialräume, konnten wir uns
ein gutes Bild von den Ausmaßen und dem eingeschränkten Leben an
einem solchen Ort machen und manch einem lief in der
bedrückenden Enge und Nüchternheit des Bunkers ein Schauer über
den Rücken.
Am Eingang des Dokumentationszentrums trafen wir Herrn Paul
Gieler, der uns durch die angrenzenden Weinberge führte und viel
Wissenswertes zum Weinbau, der Ahr und Ihren Menschen zu
berichten wusste. Die Wanderung führte uns bis nach Walporzheim
und wir hatten herrliche Ausblicke über das Ahrtal.
Bemerkenswert sind auch hier die Steillagen, die von bis zu 1000
Jahre alten Trockenmauern gehalten werden und den Charakter der
Kulturlandschaft prägen.
Im Anschluß an die Wanderung gab uns Herr Gieler im Ahr- Wein
Forum des Ahrweiler Winzer-Verein e.G. bei Kaffee und Kuchen
eine Einführung in den Weinbau der Ahr. Diese erstreckt sich
über 89 km, davon werden 34 km weinbaulich genutzt. Die
Anbaufläche für Reben beträgt ca. 558 ha mit ca. 3 Millionen
Rebstöcken. 88% der Fläche wird für den Anbau von Rotwein
genutzt. Im Jahresdurchschnitt werden 1450 Sonnenstunden
registriert, der Temperaturdurchschnitt beträgt 9,8°C und es
fallen 600 mm Niederschlag. Zur Vertiefung des soeben erlernten
begaben wir uns in den Keller des Winzer-Vereins, wo wir zwei
herrliche Spätburgunder und einen seltenen Frühburgunder
Barrique direkt aus dem Faß probieren durften.
Den Tag schlossen wir im Ambiente des musealen Saales des Ahr-
Wein Forum mit einem herrlichen Vier- Gänge- Menü des
angrenzenden Restaurant „Lanz“ ab. Es wurden bunte
Frühlingssalate mit Entenbrustscheiben, ein Erbsencremesüppchen
Kalbsrücken auf Spargel- Morchelragout und Mangomousse im
Baumkuchenmantel serviert. Begleitet wurde der Abend von Herrn
Gieler, der uns sieben verschiedene Weine der Ahr, ein weißer
Burgunder, ein Regent, ein Frühburgunder, einen Cuvee und drei
Spätburgunder vorstellte.
Spät am Abend fuhren wir dann zu unserem Hotel „Appel“ in Rech.
Da es schon sehr spät und der Tag sehr anstrengend war fiel der
geplante Absacker leider aus.
Sonntag, 02.05.2010
Der zweite Mai begrüßte uns Wolken verhangen und regnerisch und
der Wechsel von regnerischen und sonnigen Abschnitten blieb uns
den ganzen Tag erhalten.
Zu unserer ersten Weinprobe trafen wir etwas zu früh ein und
hatten daher Zeit zu einem kurzen Spaziergang durch den Weinort
Dernau. Anschließend besuchten wir dann das VDP- Weingut
H.J.Kreuzberg. Das Weingut umfasst eine Fläche von 8,5ha. Zudem
wird mit zugekauften Weinen aus anderen Anbaugebieten gehandelt.
Die Vermarktung erfolgt über eine Straußenwirtschaft und in
Eigenregie. Der Großteil der Produktion besteht aus Rotweinen.
Die Weinprobe fand im Verkostungsraum im Keller statt, der in
Farbe und Einrichtung an ein toskanisches Weingut erinnerte. Die
Probe, vorgestellt von Herrn Stodden, umfasste insgesamt acht
Weine, einem trockenen Sekt und einem Weißburgunder (beide
zugekauft), drei Spätburgunder, einem Dornfelder, einem
Frühburgunder und einem Cabernet Sauvignon. Zum Ende der Probe
entwickelte sich bei einigen Weinfreunden eine anregende
Diskussion über den Sinn des Anbaus von Cabernet Sauvignon an
der Ahr. Etwas schade war zudem, dass einige der Weine von
außerhalb der Ahr stammten und das Angebot des Weingutes
preislich eher im oberen Bereich rangierte.
Anschließend ging es mit dem Bus weiter zur Maibachfarm in Bad
Neuenahr- Ahrweiler. Vom Busparkplatz aus ging es noch entlang
der Zufahrtsstraße ca. 15 Minuten einen leichten Anstieg durch,
ein landschaftlich reizvolles Tal hinauf zu der Farm. Die
Maibachfarm wurde 1998 als landwirtschaftlicher Betrieb
gegründet mit dem Streben „im Gleichklang mit der Natur“ und der
Bewirtschaftung nach ökologischen Richtlinien. Nach einem
reichhaltigen Mittagsbuffet führte uns Herr Mattern durch das
Gut. Die Weinerzeugung erfolgt ausschließlich nach ökologischen
Prinzipien. Zudem werden mit der hauseigenen Brennblase Brände
und Liköre hergestellt und eine Schafskäseproduktion aufgebaut.
Der Weinkeller war ausgestattet mit modernster Technologie und
temperaturgesteuerten Edelstahltanks. Die Vermarktung der
Produkte erfolgt über den hofeigenen Laden und das Restaurant.
Die Weinprobe fand im Barriquekeller statt. Über eine
Natursteinwand wird ständig Wasser verdunstet, um die
Luftfeuchtigkeit hoch zu halten. Vor dieser Kulisse war eine
lange Tafel aus schweren Eichenmöbeln für die Weinprobe
aufgebaut, den Hintergrund bildeten Reihen von Holzfässern. Zur
Weinverkostung wurden ein halbtrockener Riesling und je zwei
Spät- und Frühburgunder gereicht, die einen würdiger und
genussreicher Abschluss der Reise waren.
Als letzter Programmpunkt war ein Besuch des Arp- Museum im
Bahnhof Rolandseck südlich von Bonn vorgesehen. Aufgrund der
leider fortgeschrittenen Zeit war der Besuch des Museums nicht
mehr möglich. So wurde „Kaffee und Kuchen“ auf der Terrasse des
Restaurants im historischen Bahnhofsgebäude zu unserem letzten
Programmpunkt.
Um 20:20Uhr erreichten wir wohlbehalten den Bahnhof Unna, den
Endpunkt unserer Reise.
Weinreise der Weinfreunde vom Hellweg
Weinanbaugebiet Nahe 29.4. – 3.5.2009
„Warum in die Ferne schweifen, wenn die Nahe liegt so nahe“.
Die
Nahe, zwischen Rhein und Mosel gelegen, zählt mit 4700 ha
Anbaufläche zu den mittleren Weinanbaugebieten in Deutschland.
Erst seit 1971 ist sie eigenständig. Auf mehr als ein Viertel
der Fläche wird Riesling, dann auf der restlichen Weißweinfläche
überwiegend Müller-Thurgau und Rivaner angebaut. 17% der
gesamten Fläche ist mit Rotwein bestückt. Nur ein kleiner Teil
besteht aus Steillagen, der größte Teil ist flach oder hügelig.
Das Gebiet ist von einer Vielzahl von Bodenarten, wie z.B.
Schiefer, Sandstein und Böden vulkanischen Ursprungs geprägt.
Mittwoch 29.5.2009
Nach einer zügigen Anreise in das Nahegebiet war die erste
Station das bekannte VDP Weingut Korrell/Johanneshof in Bad
Kreuznach. Begrüßt wurden wir von Frau Zimmermann mit einem
Riesling Sekt. Sie ist die Schwester des Winzers Martin Korrell
und „Zertifizierte Kultur- und Weinbotschafterin“. Die nächste
Station war das Kreuznacher Traditionsrestaurant Mühlentor. Zur
Stärkung gab es eine Gulaschsuppe und Frau Zimmermann stellte 3
Korrellweine vor: Grauer Burgunder – Riesling Johannes K -
Blauer Spätburgunder.
Als
nächstes Ziel steuerte unser Busfahrer Günter Schönfelder den
Weinbauort Meisenheim, unsere Unterkunft für die nächsten Tage,
an.
Die
idyllische Stadt Meisenheim am Glan liegt im Nordpfälzer
Bergland. Der Ort ist geprägt von einer romantischen Altstadt
mit Fachwerkhäusern, Adelshöfen und nicht zuletzt von der
spätgotischen Schlosskirche, deren Baubeginn auf das Jahr 1479
datiert ist.
Nach der freundlichen Begrüßung durch Frau Barth und der
Zimmerbelegung im Hotel Weingut Barth, drei Damen bezogen ihre
Quartiere in dem Erlebnishotel „Alte Volkschule“, trafen wir uns
um 16.00 Uhr zur traditionellen Kaffee- und Kuchenrunde.
Den
Abend verbrachten wir als Gäste in dem vielfach prämierten
Weingut Rudolf Sinß in Windesheim. Die Elferweinprobe startete
mit einem Sinß-Secco und endete mit einem Spätburgunder Trocken
Auslese. So gradlinig wie die Sinßweine war auch das Essen –
Spießbraten – Kartoffelsalat – Kraut.
Wein und Essen schmeckten sehr, sehr gut.
Donnerstag 30.4.2009
Die
morgendliche Wanderung startete sportlich. Gemeinsam mit Frau
Zimmermann bewältigten wir den Treppenaufstieg,
viele, viele
Stufen, vom Niederthälerhof durch den Weinberghang Felsenberg.
Es ist die Geröllhalde der darüber liegenden Felsen, daher der
Name. Von hier aus hatten wir einen herrlichen Blick auf eine
faszinierende Landschaft. Die Weinlage Felsenberg ist die beste Rieslinglage unseres Ziels, des VDP-Weinguts Schloss Böckelheim.
In
der Vinothek des Weinguts begrüßte uns Frau Maurer und stellte
in charmanter Art ihre Weine vor, drei Rieslinge aus den Lagen
Kupfergrube, Felsenberg und Hermannsberg. Dazu gab sie
excellente Speiseempfehlungen, Sinne und Gaumen wurden aufs
äußerste gereizt. Vor 10 Jahren kaufte die Familie Maurer das
ehemalige 1910 gegründete 30ha große Staatsweingut.
Die
nächste Station war das Restaurant Lohmühle/Meddersheim im
Hottenbachtal. Einigen Weinreiseteilnehmer/Innen war dieses
Restaurant von einer früheren Reise in bester Erinnerung. Nach
dem wir gut gegessen und getrunken hatten, konnten wir den guten
Ruf der Lohmühle nur bestätigen.
Nach dem Essen à la carte führte unsere Reise weiter nach
Idar-Oberstein.
Edle Steine – Edle Weine – Edle Häppchen – Edle Gäste.
-
Edelsteinmuseum und Wein?
-
Wein und Edelsteinmuseum? Wie passt das?
Das
Deutsche Edelsteinmuseum in Idar-Oberstein wurde von Frau Gut
vorgestellt. Es befindet sich mit seiner weltweit berühmten
Sammlung in der schönen Gründerzeitvilla „Purpers Schlösschen“.
Fast alle bekannten Edelsteine sind in geschliffener Form und
als Kristalle und Rohsteine zu bewundern. Frau Gut begleitete
den gesamten Rundgang. Mit ihr hatten wir eine kompetente
Vortragende und Ansprechpartnerin.
Frau Bollenbacher, hauptberuflich Angestellte des Staatsweinguts
Bad Kreuznach, stellte die Weine und die schmackhaften Häppchen
vor. Die vorgenannten Damen mit ihren beiden Helferinnen,
hatten für uns, die Weinfreunde vom Hellweg, eine einmalige
Veranstaltung vorbereitet.
Zur
Erinnerung für Geist, Sinn und Gaumen - kurz die einzelnen
Stationen:
Begrüßung |
–
Rieslingsekt brut |
–
Lachsforelle |
Achat |
–
Rivaner |
–
Hunsrücker Kartoffelkäse auf Roggenbrot |
Amethist |
–
Riesling S trocken |
–
Blätterteigpasteten, Creme fraîche,
Forellenkaviar |
Tansanit |
–
Spätburgunder |
–
Piroggen mit Rotweinhackfleisch |
Turmalin |
– Blanc de Noir |
– Quiche Lorraine
Lauchtörtchen
-
Quiche mit Paprika und Oliven |
Steinschmiedekunst |
-
Frühburgunder |
–
Kuchen mit Bitterschokolade und Walnüssen |
Insgesamt ein tolles Erlebnis.
Freitag 1.5.2009
Der
1. Mai begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein. Durch das
schöne Glan- und Nahetal fuhren wir wieder nach Bad Kreuznach.
Vorbei an den einzigartigen Brückenhäusern, die direkt über der
Nahe und dem Mühlenteich stehen, ging die Wanderung, wieder
geführt von Frau Zimmermann, über einen Teil des Panoramawegs.
Von hier aus hatten wir einen herrlichen Blick auf die Stadt und
den Fluss. Anschließend fuhren wir mit dem Bus auf den
Rotenfels/Bad Münster am Stein. Nach einer kurzen Mittagsrast in
der Gaststätte „Bastei“ führte uns der Weg entlang der
Steilwandkante über das Hochplateau.
Der Rotenfels ist 1200m
lang und 200m hoch. Es ist die größte Steilwand zwischen den
Alpen und Skandinavien. Frau Zimmermann, die uns für ihre Heimat
und den Wein begeisterte, musste sich leider hier von uns
verabschieden. Wir bedankten uns für die informative und
professionelle Führung.
Nächste Station war das orgelArtmuseum in Windesheim. Das
architektonische Vorbild für den modernen Neubau ist ein
Orgelgehäuse. Aus fünf Jahrhunderten sind z.Zt. 32 Exponate,
historische und neue Orgeln, Klaviere und Spinette,
ausgestellt. Zu hören war Orgelmusik und dazu gab es …..
natürlich Wein. Herr Weil, Kirchenmusiker, stellte in
launiger und kompetenter Art die einzelnen Exponate vor und
spielte sie auch zum Teil. Ergänzt wurde der Museumsbesuch
durch eine Weinprobe, bestehend aus sechs Weinen des Weingutes
Emerich- Montigny aus Bad Kreuznach –Planig. Es befindet sich
seit mehr als 300 Jahren im Familienbesitz. Vorgestellt und
kompetent kommentiert wurden die Weine von Frau Emerich-Montigny.
Der Bogen spannte sich von der Nr.1 der Weinprobe Kreuznacher
Chardonnay trocken bis zur Nr. 6 Cuvée Solitaire Barrique
gereift. Nach dem Reiner und Heidi und Reiner und Frau
Emerich-Montigny ein flottes Tänzchen aufs Parkett gelegt
hatten, endete der Museumsbesuch mit einem gemeinsam gesungenen
Liederpotpourri.
Das
familiengeführte, vielfach prämierte, VDP Weingut Kruger-Rumpf
in Münster-Sarmsheim war die letzte Station des Tages. Das
Essen, aus frischen Zutaten zubereitet, gab es in der
gemütlichen Weinstube. Nur zur Erinnerung die Schlagworte:
Zander - Blattsalat – Kalbsrücken – Spargel – Neue Kartoffeln -
Weiße Schokolade – Erdbeeren. Dazu wurden 6 verschiedene
Weine gereicht. Der erste Wein, ein Quarzit Riesling trocken,
eröffnete eine Weingala der besonderen Art. Den krönenden
Abschluss bildete eine 2007er Scheurebe Spätlese. Herr
Kruger-Rumpf kommentierte die Weine passend zum Menü.
Samstag 2.5.2009
Die
Draisinentour war mit 20 km Streckenlänge eine sportliche
Herausforderung. Die Strecke führte uns von Staudernheim nach
Lauterecken. Wir starteten mit 6 Draisinen á 4 Personen. Reiner
übernahm, sportlich wie immer,(siehe Tanz im Museum) die
Führung auf der ersten Draisine. Er wollte auch auf jeden Fall
vermeiden, dass wir den falschen Weg einschlugen! Die erste
Pause gab es schon nach kurzer Zeit. Wir machten Halt an dem
Weingut Klostermühle in Odernheim. Dr. Becker und Herr Held
kauften diesen Betrieb 1992. Frau Charlotte Held, den meisten
Weinfreunden bekannt von einem Vortrag über Hildegard von
Bingen, führte uns durch den Weinbaubetrieb. Zur Stärkung
tranken wir einen Rieslingsekt der Klostermühle. Nächster Stopp
der Tour war Meisenheim. Nach einem Mittagessen bewältigten wir
die letzten Kilometer der Strecke problemlos, trotz des
Muskelkaters, den einige von uns plagten. Eckkehard und Irene
fungierten unterwegs als Schrankenwärter. Die
Gesamtstreckenlänge bis Altenglan beträgt 40 km.
Frau Held hatte uns morgens eingeladen, den „Boos v.
Waldeckschem Hof“ vor der offiziellen Eröffnung zu besichtigen.
In dem perfekten und stilvoll renovierten Anwesen werden in
Zukunft der Weinverkauf und die Verkostungen des Weingutes
Klostermühle stattfinden.
Der
weitere Nachmittag stand zur freien Verfügung.
Zum
Abschluss der Weinreise 2009 gab es die traditionelle Weingala
in unserem Hotel Weingut Barth. Die Küche hatte ein köstliches,
mehrgängiges Menue vorbereitet. Die acht begleitenden Weine
wurden von Herrn Barth gekonnt vorgestellt und kommentiert. Der
erste Wein der Verkostung war ein Auxerrois feinherb. Der
krönende Abschluss der begleitenden Weine war ein großartiger
Spätburgunder. Während der Weingala ergriff Friedhelm Scheiter
das Wort. Er bedankte sich im Namen von uns allen bei Reiner und
Heidi für die abwechslungsreiche und bestens vorbereitete
Weinreise 2009. Und zum Dank überreichte er ihnen ein
Weinpräsent, natürlich von der Nahe.
Wir
freuen uns auf die nächste Reise!
Sonntag 3.05.2009
Den
Abschluss der Weinreise bildete der Besuch im Kurfürstlichen
Schloss in Koblenz. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz
hatte 90 Winzer zur Veranstaltung „Wein im Schloss“ eingeladen.
Diese 90 Winzer vertraten den Weinanbau aus 6 Anbaugebieten des
Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Die Winzer präsentierten 400 Weine
des Jahrgangs 2008.
Diese Weine waren von der Landwirtschaftskammer prämiert bzw.
mit Staatsehrenpreisen ausgezeichnet worden. Die von uns
besuchten Weingüter Korrell, Kruger-Rumpf und Sinß waren
ebenfalls mit ihren prämierten Weinen im Kurfürstlichen Schloss
vertreten.
Ergänzt wurde die Veranstaltung mit Weinen aus dem Gastland
Argentinien.
Die
Bedeutung des Weinanbaus in dem Bundesland Rh.-Pfalz
verdeutlichen folgende Zahlen:
Weinanbau Deutschland 105000 ha
Weinanbau Rheinland-Pfalz 62000 ha
Gebiet Nahe 4600 ha
Erfüllt von vielen schönen Eindrücken traten wir am Nachmittag
die Rückfahrt nach Unna an,
und
nach der gelungenen Reise in das Nahegebiet kann man zum
Abschluss nur wiederholen:
„Warum in die Ferne schweifen, wo die Nahe liegt so nahe“
Weinreise Pfalz vom
16.6.-22.6.08
Montag 16.6.08
Nach gemütlicher Anreise bei
trockenem Wetter wurden wir freundlich im Gästehaus Oswald in
Forst empfangen. Der Königpudel mit den niedlichen Zöpfen schien
für die Begrüßung besonders herausgeputzt.
Um 14 Uhr fand unser erstes
Zusammentreffen im Frühstücksraum statt. Heidi Schäfer verwöhnte
uns mit selbstgebackenem Kuchen und frischem Kaffee, während
Reiner Schäfer das Programm für die nächsten Tage erläuterte.
15:30 Uhr Abfahrt zum Weingut
Vollmer in Ellerstadt, hier wurden wir von der Hausherrin mit
großer Herzlichkeit empfangen. Zuerst besteigen wir den
Römerturm und genießen einen herrlichen Rundumblick über die
sonnigen Weingärten. Die Weindegustation, mit anschließendem
Imbiss erlebten wir im Innenraum des Römerturms. Herr Schreck,
pensionierter Beamter vom Weininstitut, führte uns durch die
Probe. Aber wie aus Heinrich Vollmer „Enrique“ Vollmer wurde,
erzählte uns der Winemaker persönlich; Extremsportler,
Abenteurer, Offizier der Bundeswehr in dieser Funktion verschlug
es ihn nach Südamerika. Hier retteten ihm Einheimische das
Leben. Aus Dankbarkeit entschloss er sich den Bewohnern Arbeit
zu schaffen. Er kaufte 600 Hektar Weinberge in Argentinien. Eine
Hälfte des Jahres verbringt er von nun an, vornehmlich zur Zeit
der Weinlese, in seiner zweiten Heimat.
Der Malbec mundet nicht nur zum
Argentinischen Rind, sondern schmeckte uns auch zur Pfälzer
Leberwurst.
Dienstag 17.6.08
Nach einem köstlichen
Frühstück fahren wir nach Neustadt. Treffpunkt war der
Marktplatz das historische Zentrum der heimlichen Weinhauptstadt
Deutschlands. Von hier aus stöberten wir durch die verwinkelten
Gassen und betrachteten das Ordenshaus der Weinbruderschaft.
Nicht zum letzten Mal wurden wir hier mit dem Wahlspruch der
Weinbrüder IN VITE VITA (In der Rebe das Leben) konfrontiert.
Zur Mittagszeit war das
Hambacher Schloss unser nächstes Ziel.
„Hinauf Patrioten zum Schloß
zum Schloß!“ Im Mai 1832 folgten diesem Aufruf fast 30.000
Menschen aus ganz Deutschland, Frankreich und Polen. Das
Hambacher Schloss ist nicht nur die Wiege der deutschen
Demokratie, sondern auch eine europäische Begegnungsstätte.
Aufgrund von Bauarbeiten konnte
eine Innenbesichtigung nicht erfolgen.
Der südlichen Weinstraße
entlang ging es nach Sankt Martin. In einem gemütlichen
Winzerhof, bei Zwiebelkuchen und kühlem Riesling tankten wir
Kräfte für weitere Unternehmungen.
Ab 18 Uhr wurden wir auf dem
Wein- und Sektgut Wind-Rabold in Burrweiler zum Grillen
empfangen. Ein Heimspiel für unsere Bruderschaft; Die
Weinschwester … traf auf ihre jüngere Schwester, die gemeinsam
mit ihrem Mann sehr anschaulich von der Arbeit im Weinberg und
den nicht kalkulierbaren Wettereinflüssen berichtete.
Mittwoch 18.6.08
11 Uhr Weingut Biffar und
Kandiermanufaktur in Deidesheim. Die Naschkatzen erlebten einen
für den Gaumen spannenden Vormittag und genossen eine Weinprobe
mit den hochwertigen Spezialitäten der Konfiserie.
16 Uhr Weingut Eymael in Bad
Dürkheim-Pfeffingen. Die besten Weinlagen des Gutes liegen
unmittelbar am Haus der Winzerfamilie. Nach einem kleinen Gang
durch die Weinberge luden uns auf einer leichten Anhöhe Tische,
Stühle und gekühlter Wein zur Probe ein. Diese herrlichen
Tropfen benötigten keine pathetischen Beschreibungen, es passte
die ruhige sachliche Erklärung des Juniorchefs Jan Eymael. Diese
Rieslingweine sind in der ganzen Welt begehrt, seine Mutter
stellt sie just in New York vor.
19 Uhr Abendessen im Weingut
Spindler in Forst. Leider fanden wir für dreizehn Personen
keinen Platz in dem legendären Garten. Die reservierten Plätze
im gemütlichen Gastraum und der Secco, spendiert vom Geburtskind
Ute, entschädigte uns jedoch.
Donnerstag 19.6.08
11:00 Essigdegustation im
Weinessiggut Doktorenhof in Venningen.
Nach der Einführung zum Thema
Essig wurden wir in einem schwarzen Pestilenzumhang eingehüllt
und in den Kerzen beleuchteten Keller geführt. In alten
Eichenfässern reifen allerbeste Weine zu Essig heran. Die
unterschiedlichen Essigsorten zu probieren, hatte einen
unvergesslichen kulinarischen Reiz.
19 Uhr Beginn des offiziellen
Programms. Die Weinbruderschaft der Pfalz lädt zum 19. Treffen
der Gemeinschaft deutschsprachiger Weinbruderschaften ein. Der
Begrüßungsabend findet in der Sektkellerei Schloss Wachenheim,
der größte Schaumweinhersteller der Welt, statt. Bei
Sonnenschein, unter Klängen einer Dixiland –Band genießen wir
einen Pfälzer Cremant im erwürdigen Schlosspark. Dr. Fritz
Schumann, Ordensmeister der Weinbruderschaft der Pfalz und Herr
Wolfgang Narjes, erster Vorsitzender der deutschen
Weinbruderschaft halten die Begrüßungsreden. Ein Abendessen im
Marmorsaal und eine dreiteilige Sektprobe aus der Editionslinie
schloss sich an. Zeitweise übernahm „König Fußball“ die Regie.
Tore im Spiel gegen Portugal steigerten die Sektlaune.
Freitag 20.6.08
Zur Wahl standen zwei
Exkursionen. Eine Fahrt folgte der Weinstraße in den Norden, die
andere in den Süden. Wir hatten die Qual der Wahl. So gab es am
Abend in den verschiedenen Gruppen einen regen
Erlebnisaustausch.
Die Nordtour führte über das
Leiningerland. Beginnend mit einem Sektfrühstück inklusive
Stadtführung in Neuleiningen, weiter zum Haus der deutschen
Weinstraße, dem nördlichsten Punkt ein Pendant zum Weintor in
Schweigen. Junge dynamische Weinmacher präsentierten im Inneren
des Hauses ihre Weine.
Anschließend fuhren wir nach
Bad Dürkheim. Im größten Weinfass der Welt nahmen wir unser
Mittagessen ein. Bei einem Umtrunk auf dem römischen Weingut auf
dem Weilberg bei Ungstein stellte uns Dr. Fritz Schumann die
geschichtlichen Hintergründe und sein persönliches Engagement
vor.
Nicht minder erlebnisreich
gestaltete sich die Südtour, die nach Schweigen zum deutschen
Weintor führte. Interessante Höhepunkte waren die größte
pfälzische Winzergenossenschaft in Ilbesheim sowie das Institut
für Rebenzüchtung im Geilweilerhof in Siebeldingen.
19 Uhr Pfälzerabend in der
Jugendstilhalle in Landau. Dieser Musentempel wurde 1905 erbaut
und bot einen festlichen Rahmen für das köstliche eher
elsässische Buffet.
Samstag 21.6.08
An der Delegiertenkonferenz
nahmen Reiner Schäfer und Peter Schampera teil. Der größte Teil
der 300 Mitglieder nahm an der Exkursion nach Speyer teil. Sie
besichtigten den Kaiser- und Mariendom zu Speyer verbunden mit
einem Orgelkonzert. Speyer ist historisch und kulturell die
bedeutendste Stadt am Oberrhein.
Ab 13 Uhr Weinfachtagung unter
dem Motto „Weinkultur im Dialog“. Zur Pflege der Weinkultur
gehört der Genuss des Weines aber auch die Landschaft, die
Menschen und die Erzeugung des Weines, so Herr Wolfgang Narjes.
Hochkarätige Referenten waren Weinbaupräsident Edwin Schrank,
Heinz Schröder und Dr. Georg Binder vom Dienstleistungszentrum
Ländlicher Raum. Wer an diesem Mittag lieber die Landschaft aus
einer anderen Perspektive erleben wollte, fuhr mit dem
historischen Dampfzug.
Die traditionelle
„literarische“ Weinstunde der Weinbruderschaft der Pfalz war am
Samstagabend im Saalbau zu Neustadt der Höhepunkt des Treffens.
Der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard
Vogel hielt den Festvortrag und erinnerte nochmals an die
wechselvolle Geschichte der Pfalz mit ihrer europäischen
Dimension. Zum Abschluss des Abends übergaben Wolfgang Narjes
und Dr. Fritz Schumacher den Thyrsos Stab an den Ausrichter im
Jahre 2010 die Weinbruderschaft Franken.
Sonntag 22.6.08
Dankesworte von Peter Schampera
an das Ehepaar Schäfer für die Organisation der Reise und ihr
stets liebevolles Kümmern. Das Essigpräsent soll beiden Genuss
und Gesundheit bescheren.
Der erste Vorsitzende Wolfgang
Narjes und der Ordensmeister Dr. Fritz Schumann verabschiedeten
die 300 angereisten Gäste bei einem Glas Sekt auf dem Herrenhof
in Mussbach.
Protokollant des Reiseberichtes: Michael Schmied
„Weinfreunde
vom Hellweg“: Weinreise Sachsen 30.04. bis 05.05.07
Mo, 30.04.:
Rast auf der Anfahrt aus Heidis Wunderkiste: liebevoll
Wurst-Käse-Schinken mit lecker Brot und Vorprobe Weißwein. - Logis
in freundlichem Hotel „Goldener Anker“, unmittelbar am
„Elberadweg“, unweit des Stromes, der nach wochenlanger
Trockenheit Niedrigwasser führt und für die Dampferparade in
Dresden am 1. Mai Extra-Wasser aus tschechischen Talsperren
benötigt.
Ab 18 h Winzergenossenschaft
Meißen: ein
gutaufgelegter Dr. Heino Blawitzki, in den 90er Jahren auch Chef
des Sächs.Weinbauverbandes, schafft für uns Grundlagen zur 13.
dt. Weinregion: „Im Spaß zanken wir uns mit Saale/Unstrut, wer
nördlicher liegt – am nordöstlichsten sind wir allemal.“ Und
ehedem, zu Barockzeiten, mit zehnfach größerer Anbaufläche, die
bis Brandenburg reichte. Immerhin 49 Rebsorten mit Spezialität
u. irreführendem Namen „Gold-Riesling“, zudem „Cordelier Muscat“.
Nach der Wende Unterstützung von Meißens Partnerstadt Fellbach
und aus Franken. Die „Genossenschaft“ hat es nach 1990 im
Privatisierungstaumel zunächst schwer, investiert aber
schrittweise
8 Mio Euro und betreut Hunderte Hobby-Winzer, meist jenseits der
60 und noch „geländegängig“ (Winzer Schuh) auf insgesamt gut
einem Drittel der sächs. Anbaufläche von knapp 500 Hektar.
„Klimawandel“: zunächst für Sachsens Weine positiv, auch
außerhalb des mit Sonne und anderem verwöhnten Elbtals
klimatische Perspektiven für Expansion – dagegen EU-Restriktion!
Statt drei gute auf sieben schlechte Erntejahre wie zu
DDR-Zeiten zuletzt umgekehrte Relation. Rotwein-Zuwachs wg.
Publikumsgeschmack auf jetzt 20 Prozent – doch Portugieser und
Spätburgunder munden den meisten von uns (zunächst noch) nicht.
– Traminer-Spätlese: „...als ob Dir ein Engelchen auf
die Zunge pisst“.
Abendessen beim Wein-Heiligen
St. Benno (bei Reformation nach Bayern geflüchtet, dort Patron
fürs Bier geworden). – Bei 3,5 Mio Flaschen Wein im Jahr
(Genossenschaft: 1 Mio) kommt 1 Flasche auf 1 erwachsenes
Landeskind. 3500 Beschäftigte in Weinbranche, welche nicht
wirklich für die Wirtschaft des Landes zu Buche schlägt, wohl
aber wichtiger Standortfaktor für Tourismus und Umfeld.
Di, 01.05.:
Also doch nicht Radstar Jan
Ullrich, der hinter Meissen in Diesbar-Seuselitz
investiert hatte. Der echte Jan Ulrich, den wir nicht
antrafen, wurde durch seine Carola, ebenfalls
ausgebildete Winzerin, so meisterhaft „vertreten“, dass mancher
von uns im anheimelnden
Rundbogenkeller
unterm „Rosengarten“ aus
dem Staunen über sächsischen Witz und Dynamik nicht herauskam.
Denkt an den „Eierschecken- Spontan-Doppelauftritt“! Spargel,
Radweg, Diesbarer Weinkönigin – alles hilft zur Vermarktung der
12 Hektar, auf dem 3000 Stöcke neu gesetzt wurden und die „Babies“
gerade nach Wasser lechzen. Goldriesling schneidet als
„Sommerterrassensaufwein“ ab, der eher unpraktischen
„Sachsenkeule“ kann Carola Ulrich nicht viel abgewinnen. Sächs.
Weine sind nicht zum Lagern; im Frühjahr Parole normal „eigener
Wein ist aus!“. – Fünf Weine am Vormittag zu verkosten, keine
Probe entgeht Peters Punkten!
Nachmittag: Meissen wird
immer schöner – die Stadtführerin Irene Selzer (seit 1988 am
Werk) weiß hervorragend, uns auf dem Weg von
Porzellanmanufaktur (lohnender Auftakt) vorbei an Endprodukten
Glockenspiel, Orgelpfeifen und Kruzifix durch die steile
Altstadt zur Albrechtsburg hin mit der Ex-Bischofsstadt in
engsten Kontakt zu bringen. „Wachet auf, ruft uns die Stimme“,
in Unna entstanden, ertönt täglich um 6.30 h aus den
Porzellanglocken – das auch durch DDR-Zeiten. Nun thronen
„Mehrfach-Hochbegabte“ im Internat über der Stadt. – Den
Blick aus dem Hotel Burgkeller auf die abendliche Altstadt
werden wir dem Reise-Vortrupp Schäfer nie vergessen!
Und danach drängeln noch 18
Hellweger um den runden Tisch in der „Alten Apotheke“ an
Kötzschenbrodas freundlichem „Dorfanger“ – der slawische
Ortsname musste in den 30er Jahren dem germanischeren „Radebeul“
weichen.
Mi., 02.05.: Dresden-Tag –
„ein Tag ohne Wein“, wie unser Busfahrer Hans mit
pfiffig-schnellem Blick auf den Tagesplan zu erkennen glaubte.
Bis zum Nachmittag tatsächlich Frauenkirche mit informativem
Einführungs-Film und Mittagsandacht,
Bummel
im Zentrum und auf Brühl’schen
Terrassen etc. Nach
Mittagspause im Cafe Coselpalais eine engagierte
Barockstadt-Führung von Elektro-Ingenieur Christoph Hesse,
derzeitiger Vors. des Sächs. Weinbauverbandes. Er lässt uns
nacherleben, wie August der Starke „Dresden zur Elbe hin
öffnet“, den Fluss zum „Canale Grande“ italienischer Fiesta
werden lässt – wie beim Schloss Pillnitz. Der „Fürsten-Zug“ ja
auch auf Porzellan – nur so konnten die Farben konserviert
werden. Die „Münzgasse“ heiße heute besser „Fressgasse“.
Intensiv seine Vermittlung der Zwinger-Entstehung („Symmetrie
ist die Kunst der Primitiven“). Mir fällt Hesses behutsamer
Umgang mit der DDR-Vergangenheit auf, wenn er etwa am wenig
attraktiven „Kulturpalast“-Flachbau etliche gute Seiten
hervorhebt.
Böttchermeister Rolf Götze,
der letzte aktive in Dresden,
führt mit seinem Gesellen Eichenholz-Fassbau vor
(„Spiegelholz-Schnitt“) und lässt von seiner Frau entsprechend
gelagerte Weine servieren. Im urigen Milieu der Werkstatt und
des Hofes sowie bei anhaltender Sonne schmeckt dann mehreren
von uns erstmalig sächsischer Rotwein. Böttcher, Küfner,
Scheffler, Tonnenmacher, Büttner (und noch eine Bezeichnung, die
aus meiner Holzbock-Rotwein-Mitschrift nicht mehr zu entziffern
ist) – beinahe mehr Namen als noch im Lande Praktizierende; der
Böttcher-Azubis hat es mittlerweile noch vier.
Weinstube in „Zur Grünen
Linde“ am
Hotel-Anger: erinnern Sie sich, wie charmant-schwungvoll der
junge Kellner uns die Gerichte servierte? Was für ein praller
Tag wiederum!
Do.
03.05.: Radebeul als
Zentrale sächsischen Weinbaus ist das heutige Hauptthema.
Die „HofLößnitz“,
ehemaliges Stadtgut, heute mit 8 Hektar als Öko-Weingut in
Öffentlicher Stiftung mit historischen Bauten uns von Markus
Exner und stellenweise von seinem aus Baden stammenden jungen
Kellermeister präsentiert. Exner vermutet, dass Weinanbau schon
von den Slawen betrieben sein könnte; jedenfalls war das Kloster
Altzella in Nossen bei Meissen im Mittelalter „Vorfahre“. Den
steilen Radebeuler Weinhang erschließt u.a. die „Radebeuler
Treppe“ mit 88 Meter Höhenunterschied, die inzwischen zu manchen
sportlichen Sonderleistungen genutzt wird, bei denen Schweizer
Alpine den Ton angeben. Aus der Unnaer Gruppe wird kein
Rekordversuch unternommen. – Das zugehörige Wein-Museum,
in dessen Räumen heute auch
Konzerte oder Hochzeiten stattfinden, ist von solchem
architektonischen Reiz (Innenausstattung, Deckenkassetten), dass
auch der „Baedeker Sachsen“ ihm seine Aufmerksamkeit widmet.
„Schloß Wackersbarth“,
2. Station am späten Vormittag, treibt besonders intensives
Marketing: „Europas erstes Erlebnis-Weingut“. R. Schäfer
steigerte dies für uns durch das spontane Einschleusen der
sächsischen
Weinkönigin in unsere Tischrunde! - Mit 87 Hektar fast ein
Fünftel von Sachsens Weinfläche. Regelmäßige Rundführungen zu
Wein- und insbesondere Sekt-Herstellung.
Wir haben die Freude, von der jungen, sehr dynamischen
Thüringerin Frau Wetzel geleitet zu werden. Jeder von uns
wird aus dem reichen Werbematerial Wackerbarths geschöpft
haben – auch in dem gehaltvollen Info-Heft „Elbland-Ansichten“
gibt es S.26/7 einen eigenen
Beitrag, so dass ich mich auf einige der launigen Weinsprüche
von Frau Wetzel beschränke, bei denen sich u.a. „Befeuchtung“
auf „Erleuchtung“ reimte:
„Nimmt der Wein den Kopf Dir ein, sind auch die Füße nicht mehr
Dein!“
„... bringst Du dem Alter Jugend zurück“
„Am Morgen 1 Gläschen, am Mittag dann 2, des Abends vergisst man
das Zählen dabei!“
So verlief es natürlich
überhaupt nicht in unserer Sachsen-Woche, auch wenn die 2.
Tageshälfte im Weinhaus Schuh in Sörnewitz (östl. von
Meissen) mit der eindrucksvollen Erwanderung des Weinberges
hinter dem Bosel-Felsen noch zur 3. Weinprobe des Tages, dieses
Mal mit einem Rotling-Rose’ u. vier weiteren Rotweinen!, führte,
welches mit einem Überraschungs-Spargelessen wunderbar
abgerundet wurde.
Fr., 04.05.:
Nochmals Kurs auf Meissen: In
Niederau hat Familie Loose ihre Anbaufläche von 1 auf 3,5
Hektar ausbauen können. Treibende Kraft ist der selbstbewusste
und trotzdem sehr Verbraucher-zugewandte Steffen Loose, der nach
der Wende schon mal als Werkzeugschlosser in
Lünen/Dortmund Geld verdiente. 1999/2001 hat er in Franken auf
Winzer umgesattelt und nach unserm Eindruck ein hochrespektables
Familien-Unternehmen hinbekommen, in dem auch noch Opa u. Oma
ihre Beiträge bringen. „Loosecco“: kreativ der Name, spritzig
der Geschmack. Hinaus zur Probe in die Besen-Wirtschaft
neben dem Rebenhang – doch
wessen Gesang empfängt uns dort am helllichten Spätvormittag?
Die Elblandschaft scheint so prickelnd voll an Kultur, dass
Nachtigallen Sonderschichten schieben.
“Bist Du beim Trinken, bleib’ ruhig dabei, Deine Frau
schimpft um zehn genau wie um zwei“
Im Garten vom malerischen
„Bauernhäusel“ versuchen sich mittags nicht wenige an der
sächsischen Kreation „Grüner Spargel mit Schokoladensauce“ – auf
Meissener Porzellan serviert! (Freilich: zusammen mit der
üppigen u. schmackvollen Rohmilch-Käseplatte zur
Nachmittags-Weinprobe waren vieler Mägen so gut besetzt, dass
die „Weingala“-Platten am Abend nicht mehr recht zu bewältigen
waren.)
Weingut Schloss Proschwitz,
lt. „Stern“ soeben und als erstes ostdeutsches Weingut unter
„Deutschlands 100 Beste“ aufgenommen und sehr erfolgreich vom
Prinzen Dr. Georg zur Lippe auf zurückerworbenem und
ausgeweitetem Familiengut mit 6,5 Mio Euro Investitionen
ausgebaut, 1996 in den VdP (Verband der Prädikatweine)
aufgenommen – unser letzter Besuch. Beachtlicher Wiederaufbau
eines Vier-Seiten-Hofes sowie des an den „Zwinger“ erinnernden
Schlosses, welches ausser uns Events wie Auto-Präsentationen
oder Managerschulungen in wachsender Zahl beherbergen soll.
„Teuer“ seien die Sachsen-Weine eigentlich nicht, erläutert der
geschickte Repräsentant, eher doch „wert-intensiv“.
Wir haben zumeist tatsächlich
die Elb-Weine zunehmend schätzen gelernt, wie sich dann
bei der abschließenden Weingala im „Goldenen Anker“ (mit
charmanter Weinprinzessin) oder auch im Gepäckraum unseres
treuen Reisebusses erwies.
Rückfahrt Sa., 05.05.
nach Empfehlung von Peter
Schampera über Bad Frankenhausen in Thüringen
mit Besichtigung des
Tübke-Panorama-Mega-Bildes „Bauernkrieg“ aus
DDR-Endzeit.
U. Knies
Reise in die Toskana vom 20. bis 27. Mai 2006
Man könnte oder sollte doch einmal eine Reise nach Italien organisieren!! Diese so vage bei verschiedenen Treffen der Weinfreunde immer mal wieder vorgebrachte Überlegung nahm Ende 2005 plötzlich konkrete Gestalt an. Natürlich musste und konnte die 1. Reise eigentlich nur in die Toskana gehen: Wo findet man sonst auf so dichtem Raum so wunderbare Städte, eine reiche Geschichte, Kulturdenkmäler von atemberaubender Schönheit, eine Landschaft vielfältig und schön, eine hochgelobte Küche und natürlich Wein vom Feinsten. Das Programm war schnell skizziert: Fürs erste Mal konnten es nur die bekannten Höhepunkte sein wie Florenz, Siena, Lucca, Pisa, San Gimignano und Volterra, die die Reise bestimmten.
Nach Ausschreibung der Fahrt fanden sich zum Glück für uns als Organisatoren schnell so viele Interessenten, dass wir die Teilnehmerliste bei 27 Personen schließen und eine Warteliste anlegen mussten.
Als Quartiermeister erwiesen sich Heidi und Reiner Schäfer. Sie empfahlen uns das Hotel „Albergo del Chianti" in Greve, wo sie selbst einige Jahre vorher bei einer Gruppentour ins Chiantigebiet gut untergebracht waren. Der Tipp erwies sich als goldrichtig. Greve liegt im Zentrum des Chiantigebietes. Von dort waren unsere Wunschziele in ein bis zwei Stunden Busfahrt schnell zu erreichen. Der Ort selber verfügt über einen wunderschönen, dreieckigen Marktplatz, der gefaßt ist von zwei bis dreistöckigen Gebäuden mit vorgelagerten Arkadengängen, auf denen sich mit Blumen geschmückten Balkone befinden.
Neben einer weit gerühmten und in jedem Reiseführer erwähnten Metzgerei, die toskanische Salami höchster Qualität und in allen Variationen aus Haus- und Wildschwein und natürlich besten Schinken produziert, gab es im Ort, wie wir erfreut feststellen durften, auch hervorragende Restaurants, deren Küche wir an drei Abenden genießen konnten.
Dank Easyjet konnten wir von Dortmund-Wickede sehr günstig bis Mailand fliegen. Von dort ging es mit dem Bus nach Greve. Und dieser Bus sollte uns dann in den kommenden Tagen zu unseren einzelnen Zielen bringen.
Es führt zu weit, im Rahmen dieses Berichtes die einzelnen Stationen ausführlich zu beschreiben. Daher möchte ich nur einige Höhepunkte hervorheben.
Florenz stand am 1. Tag, Sonntag, den 21. Mai auf dem Programm. Bernhard Krella hatte eine sehr gute Stadtführerin gebucht, die uns in gut 2 Stunden bei schönem Wetter und noch erträglicher Wärme durch die Altstadt lotste. Dom, Campanile, Baptisterium oder Ponte Vecchio, die Piazza della Signoria mit dem Pallazo Vecchio
und dem Davidreplikat von Michelangelo waren u. a. die Stationen. Die Schönheit der Plätze und Gebäude und die Geschlossenheit des Stadtbildes waren beeindruckend. Leider waren wir nicht die einzigen Touristen in der Stadt. Daher mussten wir aus Zeitgründen auf eine Innenbesichtigung des Domes verzichten. Erschöpft und pflastermüde waren wir froh mittags eine Pause einlegen zu können, bevor es dann am Nachmittag in die Uffizien ging. Beeindruckend war der U-förmige Bau, der sich vom Palazzo Vecchio bis zum Arno erstreckt; überwältigend und in ihrer Fülle letztlich ermüdend waren die dort versammelten Kunstwerke. Herrlich der Blick von der Schmalseite des Gebäudes in den langgestreckten Hof der Uffizien hinüber zum Palazzo Vecchio und zur Kuppel des Domes; noch schöner aber der Ausblick auf den Arno und den Ponte Vecchio. Müde erreichten wir unseren Bus. Während der knapp einstündigen Rückfahrt durch eine wunderschöne Landschaft konnten wir uns erholen, um dann am Abend unseren 1. kulinarischem Höhepunkt im Albergo del Guerrino in Montefioralle oberhalb von Greve zu erleben.
Der nächste Tag galt dem Chiantigebiet. Es ging uns zunächst zum Castello Brolio, dorthin wo dem Vernehmen nach das Cuvee des Chianti Classico zum 1. Mal komponiert wurde. Von dem mächtigen Kastell war nur der gut gepflegte Park zu besichtigen mit einer herrlichen Aussicht ins Land. Im Anschluß an eine kurze Besichtigung des Weinkellers hatten wir Gelegenheit einen Querschnitt der Weine von Brolio, die zu den Spitzenprodukten des Chiantigebietes zählen, zu verkosten.
Nach einem hervorragenden Mittagessen im der Osteria di Castello ging es über Radda und Volpaia – schöne Dörfer, pures Mittelalter, aber leider längst vom Tourismus entdeckt - nach Greve zurück.
Der dritte Tag führte uns nach Lucca und Pisa, beides Städte, für die man sich eigentlich mehr als ½ Tag Zeit nehmen sollte. Luccas Altstadt wird heute noch umgeben von einer intakten mittelalterlichen Stadtmauer. Zu Recht berühmt ist der Marktplatz, der, auf den Fundamenten eines römischen Amphitheaters erbaut, dessen ovale Form nachbildet und durch seine geschlossene Häuserfront beeindruckt.
Wunderschön ist die Kirche San Frediano mit einem dreischiffigen Kirchenraum in klarer, schnörkelloser Romanik.
Pisa ist mehr als der Campo dei Miracoli, allerdings nimmt dieser natürlich bei einem Kurzbesuch die meiste Zeit ein. Das Ensemble bestehend aus dem Dom, dem „schiefen" Turm, dem Baptisterium und dem Campo Santo ist, wenn man sich ihm nähert und die Menge der Touristen einem nicht den Blick verstellt, immer aufs Neue von einer atemberaubenden Schönheit und war stilbildend für Folgebauten in Florenz, Siena usw. Unsere sachkundige Führerin wusste uns die Architektur, die Stilelemente und den historischen Zusammenhang überzeugend nahe zu bringen. Quer durch die Altstadt ging es anschließend über den Arno zur Osteria.Republice Marinare, wo der Wirt uns ein großartiges Menu mit pisaner Spezialitäten servierte, begleitet von ausgesuchten Weinen aus der Region von Pisa. Es war spät, als wir an diesem Abend in Greve ankamen.
Unser Ziel am Mittwoch, den 24. Mai, war zunächst Siena. Nachdem wir vom Parkplatz zur Kirche S. Domenico empor gestiegen waren, eröffnete sich das beeindruckende Stadtbild mit dem Dom, seinem Campanile und dem Turm des Rathauses. Nur wenige der vielen Sehenswürdigkeiten konnten wir aufsuchen. Auffallend beim Dom war die schwarzweiße Marmormusterung der Fassade, wie sie für die Toskana typisch ist. Dieses Streifenmuster setzte sich im Inneren mit einer selten erlebten Eindringlichkeit fort. Alle Säulen und Wände waren mit den gleichen, engen schwarzweißen Streifen bedeckt. Das verlieh dem Kirchenraum einen strengen, gleichzeitig verwirrenden, fast orientalisch anmutenden Charakter. Der Rundgang durch die Stadt endete natürlich auf dem Campo, einem der eindruckvollsten mittelalterlichen Plätze Italiens. Auf dem Rückweg zum Bus machten die meisten eine Stippvisite im Kaffee Nannini, bekannt wegen seines Gebäcks und der von dort stammenden Popsängerin Gianna Nannini.
Auf der Rückfahrt stand eine Weinprobe im Weingut La Brancaia auf dem Programm. Obwohl erst Anfang der achtziger Jahre von einem schweizer Industriellen gegründet, zählt es schon seit längerem zu den Spitzenerzeugern im Chiantigebiet.
Der Juniorchef nahm sich die Zeit, uns die Geschichte des Weingutes und
seine Philosophie zu erläutern, sowie einen Querschnitt seiner Weine
vorzustellen. Die herzliche Aufnahme, die Weine und die idyllische Lage des
Gutes machten den Besuch zu einem bleibenden Erlebnis.
Der Tag wurde beschlossen mit einem herrlichen Menü in der Osteria alla Piazza.
Für den folgenden Donnerstag waren ein Besuch mit Führung in Volterra, eine Stippvisite am Mittag in einer Käserei und ein Bummel durch San Gimignano geplant. Nach dem lohnenden Rundgang durch die Etruskerstadt Volterra waren wir froh, dass wir uns bei einem rustikalem Imbiß in der Fattoria Lischetto erholen konnten. Der Besuch in San Gimignano wurde einstimmig auf den folgenden Tag verschoben und der vorgesehene 2. Besuch in Florenz angesichts des schwülwarmen Wetters und unverkennbarer Ermüdungserscheinungen wurde gestrichen. Der Tag klang aus in der Bottega del Moro in Greve, ein überzeugender Tipp unseres Busfahrers – ein kulinarischer Höhepunkt!
San Gimignano am Freitag mit viel Zeit, zum Bummeln und Genießen – das war genau das Richtige als Abschluß dieser ereignisreichen Woche.
Schon von den Medici unter Denkmalschutz gestellt, beeindruckt die Stadt schon von Weitem mit dem Panorama ihrer Geschlechtertürme. Es mag ja sein, dass sie eigentlich nur noch mittelalterliche Kulisse für die vielen Touristen ist – dennoch war es schön, um sie herum zu laufen und durch die wunderschönen Gassen zu schlendern. Zufrieden kehrten wir am Nachmittag zurück, um den Tag und die gesamte Fahrt bei einer Gala auf der breiten Terrasse des Restaurants Giovanni da Verrazzano am Marktplatz in Greve ausklingen zu lassen.
Über die Menge des Weines, die am Ende abgerechnet wurde, schweigt der
Chronist höflich – wir haben uns auf jeden Fall als würdige Vertreter unseres
Verein erwiesen.
Die Rückkehr am Samstag verlief problemlos. Was blieb ist die Erinnerung an eine Woche voll schöner, intensiver Erlebnisse in einer guten Gemeinschaft. Vielleicht auf ein Da Capo im kommenden Jahr.
Weinreise Württemberg vom 1. – 5. Mai 2005
Ein
Bericht von Heinz-Dieter Dreier
Württemberg, das Land der Weine, das Land
der schwäbischen Spezialitäten Trollinger, Lemberger,
Schwarzriesling, Spätburgunder, Schillerwein.
Bei den hellen Gewächsen geben Riesling,
Müller-Thurgau, Silvaner, Grauburgunder und Traminer den Ton an.
Darüber hinaus behaupten sich originäre Züchtungen aus
Württemberg wie Kerner und Dornfelder.
Da der Württemberger ein bekennender
Weingenießer ist, wundert es nicht, dass ein großer Teil der
Ernte vor Ort getrunken wird und kaum außer Landes kommt.
Diese Vorkenntnisse machten uns neugierig
auf die „Wiege des Württemberger Weines“ und so fuhren 21
Mitglieder der Weinfreunde vom Hellweg e.V. nach Lauffen am
Neckar in das „Württembergische Unterland“.
Im Gästehaus
Kraft, unserem Quartier für die kommenden Tage, wurden wir
freundlich empfangen. Das Hotel liegt oberhalb von Stadt und
Neckartal in den Weinbergen.
Nachdem alle
Reiseteilnehmer ihre Zimmer bezogen hatten, begrüßten uns der
Vorsitzende der Weinfreunde und Organisator der Reise, Reiner
Schäfer und seine Frau Heidi bei Kaffee und Kuchen und stellte
das Programm für die folgenden Tage vor.
Begleitet
von unserem Weinbruder Herrn Karl-Ernst Schmitt
von der Weinbruderschaft Heilbronn, der uns während der gesamten
Exkursion mit fachkundigem Rat behilflich war, fuhren wir noch
am gleichen Nachmittag mit einem angemieteten Bus, der uns
während der gesamten Exkursion zur Verfügung stand, zum
„Brackenheimer Weinfrühling“ der Weingärtner Brackenheim eG.,
einer Vereinigung der Weingärtner (die schwäbische Bezeichnung
für Winzer) aus Brackenheim, Neipperg, Haberschlacht, Meinsheim
und Botenheim. Der Kellermeister, Herr Friedrich Hammel,
führte uns durch den ebenerdigen modernen Betrieb von
beeindruckender Größe (rd. 8,5 Mio. l Wein vorwiegend in
Edelstahl-Gebinden). Interessant war für uns, dass der größte
Teil der Flaschen mit einem Drehverschluß ausgestattet war. Nach
dem Rundgang genossen wir in der festlich geschmückten
Betriebshalle die hervorragenden Weine und das Essen der WG
Brackenheim. Großer Sohn der Stadt ist Theodor Heuss, der
am 31. Januar 1884 in Brackenheim geboren wurde. Nach 1945 war
er einer der Gründer der FDP und ihr erster Bundesvorsitzender.
Er war maßgeblich an der Ausarbeitung des Grundgesetzes der BRD
beteiligt. 1949 wurde er zum ersten Bundespräsidenten gewählt
und blieb bis 1959 im Amt. Er blieb zeitlebens seiner Gemeinde
treu und es wird berichtet, dass er seine bedeutenden Reden bei
einem Viertele (oder auch mehreren) Lemberger schrieb.
Am nächsten Morgen, Montag den 2. Mai,
stand um 9.00 Uhr der Bus bereit zur Fahrt nach Weinsberg zum
Staatsweingut. Bei einem Sektempfang (Muskateller Sekt „M
Secco“)
stellte Herr
Dr. Blankenhorn die Aufgaben der Staatlichen
Fachschule für Wein- und Obstbau Weinsberg vor.
Hier werden qualifizierte Fachkräfte in den Bereichen
Rebenzucht, Pflanzenschutz, Brennerei, Marketing und
Betriebswirtschaft ausgebildet.
Nach einer 2-jährigen Ausbildungsdauer (Abschluß
Fachhochschulreife und Ausbildereignung) können die Absolventen
leitende Aufgaben sowohl im eigenen Betrieb als auch
Führungspositionen in den Bereichen Weinbau, Kellerwirtschaft
und auch im Weinfachhandel übernehmen.
Beim Rundgang
durch den Betrieb und anschließender Verkostung konnten wir uns
ein Bild machen über die moderne Ausrichtung von Forschung und
Leistungsstand der Fachschule.
Anschließend
hielt Herr Dr. Hill einen Vortrag über die Züchtung neuer
Weinsorten. Wir erfuhren, dass die erfolgreichen Sorten Kerner
und Dornfelder aus diesem Zuchtbetrieb stammen.
Herr Dr. Hill
(Referat Rebenzüchtung und –veredlung) erläuterte die
Methoden der
Rebenzüchtung:
Auslese, Selektion (Erhaltungs- /Klonenzüchtung)
Suche nach natürlichen kleinen
Erbgutveränderungen (Mutationen)
Neukombinationen (Kreuzungszüchtung)
Gezielte Erzeugung von neuer
Erbgutzusammensetzung
Mutationen durch Erbgutmanipulation
Physikalisch (Bestrahlung;
Wärme), chemisch (Beeinflussung der Zellteilung)
Biotechnologie
Effizienzsteigerung durch
spezielle Kultivierungsbedingungen
Gentechnologie
Gen- bzw. Genmanipulation;
Gentransfer; Freisetzung transgener Reben
Aus der Kreuzungszüchtung entstanden
die neuen Sorten
- Acolon
(Abstammung Bl. Limberger x Dornfelder)
- Cabernet Dorsa
(Abstammung Dornfelder x Cabernet-Sauvignon)
- Cabernet Dorio
(Abstammung Dornfelder x Cabernet-Sauvignon)
- Cabernet Cubin
(Abstammung Bl. Limberger x Cabernet-Sauvignon)
- Palas
(Abstammung Bl. Trollinger x Rubintraube)
- Cabernet Mitos
(Abstammung Bl. Limberger x Cabernet-Sauvignon)
Während des für jeden Weinliebhaber
außerordentlich interessanten Vortrages haben wir die neuen
Sorten sowohl als Züchtungswein als auch Verkaufswein verkostet.
Dann ging es mit dem Bus weiter nach
Heilbronn. Wir waren zum Mittagessen mit Weinprobe in der
„Wein-Villa“ angemeldet. Es handelt sich um eine Villa aus dem
Jahre 1873, die nach unterschiedlichen Nutzungen im Jahre 1960
durch die Stuttgarter Neckar AG erworben wurde und im Jahre 1995
von der Stadtsiedlung Heilbronn für ca. 3 Mio DM restauriert
wurde. Seitdem wird sie als Repräsentationsgebäude der
Weinwirtschaft genutzt.
Die Weinprobe
wurde gekonnt und humorvoll von Herrn Haag präsentiert.
Gesättigt und
in guter Stimmung wurden wir bereits von einer Stadtführerin
erwartet, die in den Farben der Stadt Heilbronn gekleidet war.
Wir schlenderten durch die Stadt, hörten viel über die
Stadtgeschichte. Die Stadt Heilbronn wurde in den letzten
Kriegstagen fast total zerstört, der Wiederaufbau erfolgte nach
den Erfordernissen der Nachkriegszeit. Am Schluss der Führung
besuchten wir die Kilianskirche. Danach entspannten wir uns bei
einer Tasse Kaffee auf dem Platz des „Käthchen von Heilbronn“.
Das Abendessen
nahmen wir in dem Panorama-Hotel auf dem Wartberg in Heilbronn
ein.
Am Dienstag,
den 3.5.2005, wartete der Bus bereits um 9.00 Uhr zur Fahrt nach
Beilstein
zum Weingut Amalienhof. Bei leider regnerischem Wetter
erfuhren wir von Herrn Groß bei der Weinbergswanderung
von der Entstehung und Philosophie der Besitzer, der Familie
Gerhard Strecker. Als Ausbilder an der Weinbauschule Weinsberg
wollte er damals die Theorie in die Praxis umsetzen und
beschloss, zunächst nebenberuflich, sein eigenes Weingut zu
gründen. Nachdem er bereits verschiedene Weinberge bearbeitet
hatte, kaufte er Anfang der 70-er Jahre den Beilsteiner
Steinberg, das historische Rittergut derer von Helfenberg. Ab
dem Jahre 1972 wurde der Amalienhof , eine ca. 30 ha große
Einzellage, auf eine, für die damalige Zeit revolutionäre Art
und Weise neu angelegt. Danach begann Herr Strecker mit seinen
Züchtungsmethoden. Er säte nach der Ernte Tausende von
Traubenkernen, um eine verbesserte Rebsorte zu erhalten. Die
meisten der dadurch entstandenen Sämlinge wurden verworfen, und
nur solche stehen gelassen, die sich nach seinen Vorstellungen
entwickelten. Nach diesem Ausleseprozess verblieben weniger als
1 % der jungen Reben, welche dann anschließend durch Aufpfropfen
auf amerikanische Unterlagsreben veredelt wurden. Somit ist es
gelungen, aus diesen natürlich vermehrten Pflanzen
widerstandsfähige Reben zu selektieren, deren Weine höhere
Extrakte als vergleichbare Elternteile aufweisen. Sichtbares
Zeichen dieses Zuchterfolges sind die von uns verkosteten Sorten
Bariton und Wildmuskat, letzterer erhielt im September 2003 vom
Bundessortenamt den Sortenschutz.
Herr
Groß präsentierte nach dem Rundgang in den Räumen des Gutes
eine Weinprobe mit einer weiteren Auswahl der Weine des Gutes.
Zum Mittagessen gab es schwäbische Maultaschen in mehreren
Variationen.
Anschließend
erwartete uns eine besondere Überraschung. Auf Empfehlung von
Herrn Schmitt erlebten wir eine hervorragende Weinprobe im
Weingut Kistenmacher & Hengerer. Seit über 500 Jahren
betreiben die Familien Hengerer u. Kistenmacher Weinbau in
Heilbronn. Das Weingut in seiner jetzigen Form besteht seit
1958. Im Jahre 1994 übernahm Sohn Hans den Betrieb von seinen
Eltern. Bei der Pflege der ca. 8 ha großen Rebfläche betreibt er
einen großen Aufwand; einer intensiven Laubarbeit folgt die
Ernte von Hand. Die Reben haben ein Durchschnittsalter von 22
Jahren, was zwar einen geringen Ertrag, dafür jedoch qualitativ
hochwertiges Lesegut bedeutet.
Herr Hans
Hengerer gehört zur Gruppe der „Junge Schwaben“, fünf
junge Winzer, die es sich zum Ziel gesetzt haben,
unverwechselbare, ursprüngliche und ungeschminkte Weine auf
hohem Niveau zu machen. Die Gruppe tauscht Erfahrungen aus,
diskutiert, um noch besser zu werden und erweitert auf
Weinreisen den eigenen Horizont.
Nach den
Anstrengungen dieses Tages fuhren wir zurück nach Lauffen. Eine
Erholungspause war dringend geboten, denn der Abend erwartete
uns mit einer Weinprobe und einem vorzüglichem Buffet in der
Lauffener Weingärtnergenossenschaft eG. Der Probenleiter,
Herr Ulrich Maile, Weinbaumeister und
Vorstandsvorsitzender, erläuterte bei einem Sektempfang die
Daten seines Betriebes. Die Weingärtnergenossenschaft wurde 1935
gegründet. Sie gehört 630 Mitgliedern, die zusammen eine
Rebfläche von ca. 560 ha, davon 50 ha terrassierte Steillagen,
bewirtschaften. Es werden 92 % Rotweinsorten und 8 % Weißwein
angebaut. (Zum Vergleich: in der BRD werden etwa 60-70 %
Weißwein ange-baut). Die Erntemenge beträgt im mehrjährigen
Durchschnitt 7 – 8 Mio kg Trauben, aus denen 6 Mio Liter Wein
mit einem Umsatz von 21 Mio EURO verkauft werden. Die
Genossenschaft bestimmt den Lesezeitpunkt, weiterhin ist jeder
Winzer dem Vorstand der Genossenschaft gegenüber
weisungsgebunden. Nur so werden die hervorragenden Weine
produziert, die als Katzenbeißer bekannt sind. Die
Genossenschaft hat ebenfalls die Serie „Schwäbische Poeten –
jede Flasche ein Gedicht “ kreiert. Unter diesem Motto wurden
Wilhelm Hauff, Friedrich Hölderlin, Eduard Mörike und Ludwig
Uhland zu Paten dieser trockenen Prädikatsweine.
Zum unbedingten
„Muss“ einer Weinreise nach Württemberg gehört der Besuch des
Weingutes
des Grafen Adelmann. Also fuhren wir am folgenden Morgen,
Mittwoch 4. Mai 2005, nach Klein-Bottwar zu dem VDP
Prädikatsweingut auf Burg Schaubeck. Das Weingut liegt idyllisch
in einem weitläufigen Park, bestanden mit uralten Baumriesen. In
3. Generation führt Michael Graf Adelmann seit 1978 das
traditionsreiche Weingut (ca. 20 ha). Seine Leidenschaft gilt
den Rotweinen, die einen Anteil von ca. 62 % haben. Schon
seit 1981 baut er seine besten Lemberger, Spätburgunder, Clevner
und Samtrotweine im kleinen neuen Eichenfass aus. Bei einer von
Herrn Gert Hiller kommentierten Weinprobe verkosteten wir
die unter dem Markennamen „Brüssele`r Spitze“ (bester Wein des
Jahrgangs), „der Löwe von Schaubeck“, „Herbst im Park“ und dem
roten Spitzenprodukt „Cuvée Vignette“ bekannten Rotweine sowie
drei hervorragende Rieslingweine.
Mittags führte
uns die Fahrt weiter nach Vaihingen/Enz. Wir wurden dort im
christlichen Jugenddorf auf Schloss Kaltenstein zum
Mittagessen erwartet. Bei einem anschließenden Rundgang
erläuterte uns Herr Berenz die Aufgaben der Einrichtung.
Dem Leitgedanken
verpflichtet: „Keiner darf verloren gehen!“ wurde
das CJD Jugenddorf 1949 als Einrichtung des Christlichen
Jugenddorfwerkes Deutschlands e.V. gegründet. Zunächst erhielten
hier in der Nachkriegszeit heimatlose Jugendliche eine
Berufsausbildung und Hilfen zur Selbständigkeit. Später leistete
das Jugenddorf schulische und berufliche sowie gesellschaftliche
Integrationsarbeit für Spätaussiedler und Flüchtlinge aus
politischen Brennpunkten der Welt. Heute werden ca. 300
lernbehinderte und sozial benachteiligte Jugendliche
beherbergt, die hier eine Berufsausbildung in den eigenen
Werkstätten bzw. in der Hauswirtschaft erfahren oder eine
Berufsfindung im Förderlehrgang absolvieren.
An der Südseite
des Schlosses Kaltenstein wächst an terrassiertem Steilhang
direkt über dem Wasser der Enz ein vorzüglicher Wein. Die
Bearbeitung erfolgt unter Einbeziehung der Jugendlichen
ausschließlich von Hand. In trockenen Jahren ermöglicht eine
selbstgebaute Tröpfchenbewässerungsanlage die Zuführung von
Wasser. Die ausschließlich trocken ausgebauten Weine wurden von
uns im Festsaal des Schlosses verkostet. Es waren herrliche
Trollinger u. Lemberger sowie vorzügliche Rieslingweine. Als
besondere Spezialität wurde uns der Schillerwein vorgestellt. Um
die Arbeit des CJD zu unterstützen, besteht die Möglichkeit der
Mitgliedschaft im Kreis der „Kaltensteiner Weinfreunde“
(Abnahme 12 Flaschen/Jahr).
Der letzte Abend
unserer Weinreise 2005 stand traditionell im Zeichen einer
Weingala. Im Festsaal des Hotel Adler in Botenheim genossen
wir ein vorzügliches 5-Gänge-Menü mit ausgesuchten Weinen, die
kurzweilig von Herrn Hammel von der WG Brackenheim kommentiert
wurden. Anwesend waren auch Herr Schmitt mit Gattin, dem unserer
besonderer Dank für die gute Betreuung galt.
Nach dem
Frühstück am Donnerstag , dem 5. Mai , waren sich alle
Teilnehmer darüber einig , dass wir wieder einmal eine gelungene
und interessante Exkursion erlebt haben. Unser Dank gilt Heidi
und Reiner Schäfer für die sorgfältige Vorbereitung der Reise
und die umsichtige Reiseleitung.
Weinreise
Rheinhessen vom 28.04. – 02.05.2004
Ekkehard
Radünz
Unser Reiseziel heißt
zwar Rheinhessen, liegt aber in Rheinland-Pfalz.
Unsere diesjährige
Weinreise führte uns nach Flonheim-Uffhofen, einem
beschaulichen Weinbauörtchen. Rheinhessen ist das weiträumige
Weinland zwischen Mainz, Worms, Alzey und Bingen, im Norden und
Osten durch den großen Rheinbogen umschlossen. Rheinhessen ist
mit seinen 26.500 ha Rebfläche das größte deutsche
Weinbaugebiet. Es sind nicht nur die Rieslinge vom Rhein, die für
Furore sorgen, auch die Traditionssorte Silvaner macht wieder
von sich Reden. Die anderen klassischen Sorten – vor allem die
Burgunder oder die Rotweinsorten – sind ebenfalls mächtig im
Kommen. Gerade bei den Rotweinsorten erlebt Rheinhessen einen
richtigen Boom. Nahezu 25% der Rebflächen sind inzwischen mit
Dornfelder, Spätburgunder, Portugieser & Co. bepflanzt.
Die Qualitätsanstrengungen
der rheinhessischen Winzer sind enorm und sie werden bei Prämierungen
und Wettbewerben mit grandiosen Erfolgen gekrönt. Gerade die
junge Winzergeneration macht mit internationalem Drive enorme
Qualitätsfortschritte, ohne dabei die regionale Seele, das
Terroir, ihrer Weine zu vergessen.
Diese Entwicklung hat 24
Mitglieder der Weinfreunde vom Hellweg e.V. aus Unna
auf eine Weinreise nach Rheinhessen neugierig gemacht.
Standquartier war das
Landhotel – Weinrestaurant Espenhof. Das wohl schönste Gebäude
in Uffhofen, der ehemalige Gasthof „Post“, ist von der
Familie Espenschied vor einigen Jahren erworben und mit viel
Geschmack großzügig zu einem Landhotel umgebaut worden.
Am Ankunftstag wurden
die Teilnehmer der Weinreise am frühen Nachmittag durch den
Vorsitzenden der Weinfreunde vom Hellweg und Organisator der
Reise, Reiner Schäfer und seiner Frau Heidi bei Kaffe und
Kuchen im Innenhof des Hotels freudig begrüßt.
Nachdem die Zimmer
bezogen waren, ging es auf eine erste Weinbergswanderung unter
sachkundiger Führung des Winzers und Hoteliers Wilfried
Espenschied. Die Weinfreunde erfuhren viel über Pflege des
Weinbergs und vor allen Dingen über Erntemethoden. Der Winzer
Espenschied ist ein überzeugter Anhänger des Vollernters.
Diese Technologie ersetzt ca. 120 Arbeitskräfte und macht den
Winzer bei der Ernte unabhängiger und schneller. Diese
Einstellung wird – wie wir bei der weiteren Weinreise erfahren
konnten – bei weitem nicht von allen Winzern geteilt. Ganz im
Gegenteil ! viele Winzer schwören auf die bewährte Lese von
Hand. In der Zeit von 6 Uhr bis 8 Uhr in der Früh bringt der
Winzer Espenschied mit
der Vollerntemethode Trauben mit einer Ergiebigkeit von 10.000
Litern ein.
Mittags wird dann der
Rotwein geerntet.
Unsere
Weinbergswanderung führte uns durch den Flonheimer Adelberg, wo
traditionell hervorragender Wein wächst. Herr Espenschied lehrt
uns: „Teuer ist nicht gleich gut !“
Kellerwirtschaft,
Hygiene, d.h. größte Sauberkeit und natürlich das Terroir
sind ausschlaggebend für die Qualität des Weines.
Die Böden im Flonheimer
Gebiet bestehen überwiegend aus Löß, auf dem alle Weinsorten
wunderbar gedeihen. Das Ergebnis unserer Weinbergswanderung war
vor allem das Erlebnis in der Natur bei gleichzeitiger
Erkenntnis der logischen Zusammenhänge zwischen Natur und
Anbautechnik.
Am 2. Tag begann die
Weinreise nach einem ausgiebigen Frühstück mit einer Busfahrt
nach Nierstein. Die Fahrtzeit nutzte Reiner Schäfer, um uns auf
den Tag einzustimmen und in das Weinanbaugebiet Rheinhessen mit
seiner Rebvielfalt einzuführen. Von den 13 deutschen
Anbaugebieten ist Rheinhessen das größte Anbaugebiet, bekannt
vor allem durch den Silvaner.
Früher war Rheinhessen
vor allem bekannt durch Weine wie z,B. „Liebfrauenmilch“.
Diese Massenweine haben dazu geführt, dass Rheinhessen als
Weinanbauland einen immer schlechteren Ruf erhielt und sich
somit auch Absatzprobleme einstellten. Die junge
Winzergeneration hat mächtig aufgeräumt und frischen Wind
eingebracht. Heute werden weltweit alle erfolgreichen Weißweine
nach den Prämissen der schonenden Traubenverarbeitung und kühlen
Vergärung vinifiziert.
Unser 1.Stop ist
Nierstein – auch die Perle an der Rheinfront genannt – und
bekannt durch seine Steillagen, z.B. 'Roter Hang'.
Nach einem ersten Begrüßungstrunk
auf dem Weingut Wehrheim nahmen die Weinfreunde ihre Plätze ein
zur rollenden Weinprobe. Mit 2 typischen Weinbautraktoren, die
Anhänger zogen,auf denen Bänke und Tische montiert waren, ging
es zunächst durch den Ort Nierstein hinauf auf die steilen Hänge
mit herrlichem Blick auf das Rheintal. Der Winzer selbst
steuerte einen Traktor und hielt an vielen Anbauplätzen, deren
Weine es zu verkosten galt. Insgesamt wurden 14 Weine
verkostet!! Eine Mittagsrast mit herzhaftem Bissen und
schackhaftem Wein machte die Fahrt rundum zu einem Natur- u.
Weinerlebnis.
Von allen verkosteten
Weinen wurde der 2003er
Niersteiner Findling, Siegerrebe-Auslese von den
Weinfreunden prämiert.
Nach kurzer Busfahrt führte
uns das Nachmittagsprogramm in die berühmte Kaiser-Pfalz
Ingelheim am Rhein. Die Pfalz zu Ingelheim wurde um 800 n.Chr.
von Karl dem Großen erbaut. Bis ins hohe Mittelalter war sie
Residenz für Kaiser und Könige und immer wieder Schauplatz
glanzvoller Reichstage. Archäologische Ausgrabungen belegen den
Umbau der Anlage im 10. Jahrhundert mit der Errichtung einer großen
Pfalzkirche – der heutigen Saalkirche. Die Befestigungsmauern
und ein großer Wehrturm ( Bolanda ) gehen auf den Ausbau zur
Reichsburg durch Friedrich dem I. Barbarossa im 12. Jahrhundert
zurück.
Nach einem sehr
interessanten fachkundigen Rundgang durch die Kaiserpfalz führte
uns ein kurzer Weg per Bus durch Ingelheim zu dem Weingut
Rodensteiner Hof - Julius Wasem & Söhne. Hier betreibt seit
1726 die Familie Wasem nachweislich Weinbau. In der 3.
Generation lebt und arbeitet die Familie im Rodensteiner Hof,
einst Sitz des Adelsgeschlechtes Ritter Hund von Saulheim und
seiner Frau, Katharina, geb. von Rodenstein.
Aus dem Rodensteiner Hof
ist inzwischenein moderner Betrieb geworden, in dem die alte
Bausubstanz neben modernster Technik erhalten und gepflegt wird.
Geführt wird das
Weingut heute von 3 Brüdern, für die Individualität und
Qualität an erster Stelle stehen. Während einer Verkostung in
einem baulich wunderschönen Probierraum erläuterte der Winzer
die Bedeutung der naturnahen und umweltbewussten Pflege der
Weinberge.
Maxime ist: weniger
Lesegut bei besserer Qualität!
Z.Zt. bewirtschaftet die Großfamilie eine Gesamtfläche
von 34 ha. Weinbergen. Auf tertiärem Kalkstein, bzw. auf Löß
und Flugsand lagern sandige oder steinige und tonige Lehmböden.
Die warmen und leichten Böden in Hanglage sind optimale
Standorte für Rotweine – besonders für den Spätburgunder.
Die schweren und nachhaltigen Böden sind ideal für Weißweine
von besonderem Charakter.
Von den 8 zu
verkostenden Weinen erhielt der 2002er Saint-Laurent
QbA trocken die höchste Punktzahl.
Den Abschluß des 2.
Tages unserer Weinreise erlebten wir in Schwabenheim. In einem
alten liebevoll und mit viel Geschick und Gefühl eingerichteten
Hofgebäude betreibt die Familie Immerheiser den Landgasthof
Engel mit angeschlossenem Weingut. Ihre Produkte vertreibt die
Familie sowohl in einer angeschlossenen, modern eingerichteten
Vinothek als auch zur direkten Verkostung in den gemütlichen
Gasträumen des umgebauten Hofes.
Zum Spargel wurde
vornehmlich der Riesling unter dem Produktnamen „Vater u.
Sohn-Riesling“ verkostet. Hinter Vater u. Sohn verbergen sich
Georg und Denis Immerheiser, die aufzeigen wollen, dass ein
Generationenvertrag auch beim Weinbau gilt.
Am 3. Tag unserer
Weinreise starteten die Weinfreunde wie üblich um 9 Uhr per Bus
nach Gundheim. Auf dem Weingut Gutzler wurden wir willkommen
geheißen von Gerhard Gutzler und seiner Ehefrau. Das Weingut
Gutzler ist weit über Rheinhessen bekannt und hat auch im
Ausland Beachtung gefunden. Die natürlichen Eigenschaften des
Weines zu erhalten, ist das vornehmliche Ziel der Familie
Gutzler. Mit der Aussage: „Ein großer Wein entsteht im
Weinberg und nicht im Keller“, präsentiert uns Gerhard
Gutzler seine ausgezeichneten Weine.
120.000 Rebstöcke auf
ca. 10 ha. bewirtschaftet die Familie Gutzler.
Vornehmlich werden Riesling, der weiße und graue
Burgunder, blauer Spätburgunder, Silvaner, Chardonnay und
Dornfelder angebaut. Die Weine von Gutzler haben ihren Preis,
denn lt. Gerhard Gutzler ist es kein Problem viel zu ernten, es
ist viel schwieriger, wenig zu ernten.
Sieger der
Weinverkostung durch die Weinfreunde vom Hellweg wurde der 1999er
Dornfelder GS QbA
(3Jahre im Barrique gelagert) zum Preis von EUR 16,30.
Weiter ging es nach
Framersheim zum Weingut Dr. Hinkel. Mit einem gut gekühlten
Glas Sekt wurden die Weinfreunde im Innenhof des
Familienweingutes von Dr. Roland Hinkel und seiner Ehefrau
herzlich begrüßt. In der Weinstube wartete eine reichhaltige
und schmackhafte Brotzeit auf die Weinfreunde. Schon während
des Essens mundete der Riesling-Classik und der Grauburgunder
trocken ausgezeichnet. Insgesamt wurden 8 Weißweine u. Rotweine
verkostet. Das höchste
Bewertungsergebnis erhielt der 2002er Gau-Köngernheimer
Vogelsang/ Chardonnay Eiswein. ( EUR 28,50 ) .
Weiter ging es nach
Siefersheim. Hier konnten die Weinfreunde etwas Besonderes
erleben.
Angeführt durch eine hübsche
Kräuterhexe, konnten wir entlang eines gewöhnlichen Feldweges
zahlreiche Kräuter kennenlernen und Interessantes über deren
Heilwirkungen oder gar Todeswirkungen erfahren. Wer hätte
gedacht, dass an einem gewöhnlichen Wegesrand Kräuter wachsen,
deren Verzehr unweigerlich zum Tode führt.
Den Abschluss des langen
Tages bildete ein gemütliches Beisammensein in der Straußwirtschaft
Weingut Moebus. Unter freiem Himmel, bei guter Stimmung rund um
das Hexenfeuer und Life-Musik mit keltischen Klängen der Gruppe
Witzun mundete das deftige Essen und süffiger Wein.
Der letzte Tag der
Weinreise führte uns zunächst per Bus nach Jugenheim zum
Weingut Adolf Schick. Hier wurden wir von dem heutigen
Inhaber Reiner Schick und seinem Betriebsleiter bei einem gut
gekühlten Glas Sekt unter einem herrlich blühenden Baum begrüßt.
Weinreise:
Franken
vom 30.4.- 3.5.2003
"Frankenwein
ist ganz gewiss, ein Vorgeschmack zum Paradies."
Weinerlebnis
Franken
30.04.
– 03.05.03 – ein Reisebericht von Elke Keitz
Gefreut
hatten wir uns schon lange auf die 3. Weinreise - endlich war es
soweit: am 30.4. trafen sich nachmittags 24 Weinfreunde im Hotel
"Goldene Krone" in Iphofen, unser Domizil für die nächsten
Tage, um das Land und seine Weine zu erkunden.
Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken begrüßte uns Frau Manger
(Stadtführerin) vor dem Hotel zu einer Stadtführung durch das
mittelalterliche Iphofen. Urkundlich wurde Iphofen erstmals im
Jahre 741 erwähnt, die Stadtrechte wurden im Jahre 1293
verliehen. Eine gänzlich erhaltene Stadtmauer mit drei
Stadttoren sowie wunderschöne Fachwerkhäuser machen diese
Stadt zu einem Kleinod. Der Wettergott war uns heute und an
allen anderen Tagen wohl gesonnen.
Ein
Winzervesper wartete am Abend in der Vinothek auf uns, die uns
von der Geschäftsführerin, Frau Kaufmann, präsentiert worden
ist. In historischen Räumen gepaart mit moderner
Architektur verkosteten wir verschieden Frankenweine, wie
Rivaner, Scheurebe, Spätburgunder etc.
Alle Weine wurden uns aus der für Frankenweine unverkennbaren
Bocksbeutelflasche ausgeschenkt. Diese Flaschenform ist seit
1728 die offizielle fränkische Weinflasche. In
Bocksbeutelflaschen dürfen nur Weine mit über 70 Grad Öchsle
abgefüllt werden. Die typisch flachgedrückte Form verdankt die
Bocksbeutelflasche dem damaligen Bedürfnis, eine bequeme
Trinkflasche außerhalb des Hauses mit sich zu führen.
Am
nächsten Tag, es war der 1. Mai, erwartete uns morgens Frau
Manger zu einer Wanderung
in die Weinberge Iphofens. Inmitten der Weinberge bot sich
mittags die Gelegenheit zu einem Imbiss, natürlich begleitet
von den entsprechenden Weinen.
Nachmittags folgte die Fahrt mit dem Bus nach Castell. Herr Müller,
Verkaufsleiter vom Fürstlich Castell`schen Domänenamt, begrüßte
uns vor dem Schloss mit einem Glas Silvaner Brut.
Anschließend ging es den Schlossberg hinauf. Unter der
historischen Gerichtslinde wurde uns eine Silvaner Spätlese
gereicht." Leichten Schrittes" ging es hinunter über
den Casteller- und Schlossbergweg in den Weinkeller, zur
Verkostung erlesener Weine.
Das Highlight des Tages war das Abendessen, bestehend aus einem
Vier-Gang-Menü mit korrespondierenden Weinen im Großen Saal
des Domänenamtes.
Am
Freitag, dem 2.5., fuhren wir mit dem Bus nach Würzburg. Hier
wurden wir von Herrn Hellfritsch von der Weinbruderschaft
Franken mit einem Glas Silvaner an der Main- Promenade vor dem
Haus des Frankenweins zum Stadtbummel begrüßt.
Nach dem Mittagessen erwartete uns Herr Apel, Betriebsleiter vom
Weingut
Juliusspital, zur Führung durch das Juliusspital. Das
Juliusspital sorgt nicht nur für kulinarische Genüsse, hier
sind außerdem auch Krankenhaus und Altenbetreuung in mehreren
Gebäuden untergebracht.
In einem Trakt befindet sich eine Rokoko-Apotheke, die aufgrund
eines besonderen Brandschutzes im 2. Weltkrieg in ihrer
historischen Art erhalten geblieben ist. Anschließend
besichtigten wir den 250 m langen Weinkeller kombiniert mit
einer obligatorischen Weinprobe.
Nachmittags
folgte ein Spaziergang zum Weingut am Stein. Der Würzburger
Stein ist eine der bekanntesten Weinlagen Frankens. Herr Dr.
Stoll, Kellermeister, führte uns über den Weinlehrpfad. Der
Abend in Würzburg endete in dem Gourmet-Restaurant des
Weingutes mit einem Drei-Gang-Menü und den dazu passenden
Weinen.
Am
Morgen des 3.5., fuhren wir in die Spargelhochburg Volkach.
Erste Station des wirklich "harten" Tages (21
verkostete Weine) war das Weingut Max Müller
mit einem Sekt- und Weinempfang. Weiter ging es nach
Eschendorf zu den Weingütern Egon Schäffer und Horst Sauer.
Zwei Winzer, mit ihrer Philosophie über Wein, wie sie gegensätzlicher
kaum sein kann. Auf der einen Seite Herr Schäffer, als
traditioneller Hersteller, auf der anderen Seite Herr Sauer,
Verfechter für die Herstellung eines "gemachten"
Weines.
Bei der Mainschleifenrundfahrt besichtigten wir die sehenswerte
Wallfahrts-Kirche Maria am Weingarten. Die am Kirchberg
gelegene Kirche wurde im 15. Jh. erbaut. Wertvollster Schatz ist
die lebensgroße Statue "Madonna im Rosenkranz" von
Tilmann Riemenschneider.
In Volkach, im "Hinterhöfle", genossen wir ein vorzügliches
Spargel-Gericht. Gut gesättigt fuhren wir dann weiter nach
Kitzingen. Hier begrüßte uns Herr Völker vom Weingut Völker,
um uns durch seine Weinberge zur führen.
Der Weg endete in seinem historischen Weinkeller, der
stimmungsvoll mit Kerzen ausgeleuchtet war. Hier fand die
letzte, große Weinprobe unserer Reise statt. Am späten Abend
kehrten wir in guter Stimmung zum Hotel zurück.
Die "Tapferen" unter uns nahmen, wie jeden Abend, hier
noch einen Absacker.
Nach
dem Frühstück am Sonntag, dem 4.5., waren sich alle Teilnehmer
darüber einig, dass es wieder einmal eine gelungene und interessante
Reise war.
Unser
Dank gilt Heidi und Reiner Schäfer für die hervorragende
Organisation.
1.
– 5. Mai 2002 Weinreise
in die Ortenau
In
diesem Jahr ging die Reise der Weinfreunde in die Ortenau.
Ein
Bericht von Helmut Eichhorst:
Gutgelaunt
und voller Erwartungen trafen sich am frühen Nachmittag des 1.
Mai 20 Weinfreunde im Hotel Rebenhof in Zell-Weierbach zur 2.
von den Weinfreunden vom Hellweg organisierten Weinreise. Das
Programm versprach ereignisreiche Tage; und wir sollten nicht
enttäuscht werden.
Wenn
man Zell-Weierbach von Offenburg
kommend nach wenigen
Kilometern erreicht, wird man von dem Charme des alten
Ortskerns und der Heiterkeit und Ruhe, wie sie so typisch sind für
Dörfer, in denen der Weinbau betrieben wird, sofort
eingenommen. Eine Stimmung, die die nächsten Tage prägen
sollte.
Der
Rundgang durch den Ort, als Einstimmung gedacht, erprobte unsere
Regenfestigkeit, denn es setzte, just als wir ankamen, ein
Landregen ein, der uns während der ganzen Reise als Dauergast
begleitete. Der Tag klang aus mit einem gemeinsamen Abendessen
im stilvoll umgebauten Restaurant „Zeller Bruck“. Hier
konnten wir nicht nur gute badische Küche genießen, sondern
auch erste Bekanntschaft schließen mit dem heimischen Wein, der
uns die nächsten Tage in immer neuen Variationen begegnen
sollte.
Am
folgenden Morgen war es für machen Langschläfer schwer pünktlich
um 8.00 Uhr zum Frühstück zu erscheinen. Doch das voll
gepackte Programm war unerbittlich. Um 9.30 Uhr erwartete uns
der Geschäftsführer der örtlichen Winzergenossenschaft zum
Sektempfang. Sein Name Basler sollte uns in der Folge noch häufiger
begegnen und verbindet sich für uns seit dieser Reise mehr mit
Wein als mit Fußball.
Was
wir über die Geschichte und die Bedeutung der Genossenschaft für
die örtlichen Winzer erfuhren, sollte sich mit Variationen bei
dem Besuch weiterer Genossenschaften in den folgenden Tage
wiederholen.
Alle Genossenschaften wurden aus purer Not in den
20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts gegründet. Durch die
Realteilung bei der Erbfolge wurden die Betriebe so klein, dass
ein wirtschaftliche Bewirtschaftung nicht mehr möglich war. Das
spiegelt sich heute noch in dem Umstand wider, dass der überwiegende
Teil der Genossen Nebenerwerbswinzer sind. Durch strenge
Auflagen und Kontrollen versuchen die Genossenschaften Qualitätsweinbau
sicherzustellen. So wird vorgeschrieben, welche Reben wo zu
pflanzen sind, wie hoch der Hektarertrag sein darf, wann gelesen
wird und wie das Lesegut bewertet wird u.s.w.. Erstaunlich war,
dass der größte Teil des Weines vor Ort im
Lebensmitteleinzelhandel und in der Gastronomie vermarktet wird.
Nach
dem Empfang führte uns der frisch gewählte Vorsitzende der
Genossenschaft durch die Weinberge. In Erinnerung geblieben ist
der herrliche Blick ins Rheintal bis nach Straßburg. Der
Dauerregen zwang dazu, die unter freiem Himmel geplante
Winzervesper in den Weinkeller unseres Führers zu verlegen.
Dicht gedrängt zwischen Weinfässern sitzend probierten wir
neuen Riesling, Weiß- und Grauburgunder, Müller-Turgau und Spätburgunder;
ein Weinkanon, der in Variationen die kommenden Tage begleiten
sollte. Zum Abschluß gab`s zur Verdauung Obstbrände aus
eigener Herstellung.
Beim
Rundgang durch das Schulmuseum in Zell-Weierbach begegneten
manche unter dem liebevoll zusammengetragenem Sammelsurium mit
gemischten Gefühlen wohlbekannte Relikte aus der eigenen,
vergessenen Schulzeit. Es schloß sich eine launige Schulstunde
an, in der wir die Erziehungskünste eines Dorfschullehrers vor
100 Jahren am eigenen Leib erleben konnten.
Der
Höhepunkt des 1. Tages bildete die Rotweinprobe in der
Winzergenossenschaft, bei der frischer, reichlich servierter
Flammkuchen die richtige Essensgrundlage bildete. Herr Basler 2,
Ortsbürgermeister und Winzer, kredenzte mit einer ansteckenden
Freude am Weingenuß, viel Humor und Lebensweisheit eine lange
Reihe vorzüglicher Rotweine. Und als der Abend schon fast zu
Ende schien, tauchte ein Gesangsduo auf, dessen Darbietungen
zwei drei begeisterte Sänger unter uns dazu animierten, aus der
weinseligen Truppe ad hoc einen A-Capella-Chor zu machen. Spät
wurde es und einige hatten Mühe, zum Hotel zu finden.
Am
nächsten Morgen, Freitag, den 3. Mai, stand schon um 8.30 ein
Bus bereit, der uns in 1 Stunde ins südlichst gelegene
Weinbaugebiet von Baden, ins Markgräfler Land, brachte.
Natürlich
kannten wir Sulzburg noch nicht, mit 2 ½ tausend Einwohnern
eine der kleinsten selbständigen Gemeinden in Baden. Doch der
Besuch lohnt sich. Wir wurden vom Bürgermeister persönlich mit
heimischen Sekt im Ratssaal des in einem wunderschön
restaurierten, klassizistischen Bürgerhaus untergebrachten
Rathaus empfangen. Die besondere Ehre dieses Empfanges erklärte
sich, als der Bürgermeister sich als BVB-Fan outete; und im
Stadion in Dortmund wurde die Verbindung geknüpft. Fußball öffnet
halt Türen. Nach dem Empfang führte uns der Stadtarchivar
durch den Ort. Der Reichtum von Sulzburg wurde im Mittelalter
durch den dort bis in die Neuzeit betriebenen Erzbergbau begründet.
Eindrucksvoll war die sorgfältig renovierte, klassizistische
Synagoge, die sich unauffällig in die normale Wohnbebauung einfügte,
und die Zeugnis davon gibt, dass mal 40% der Bevölkerung jüdischen
Glaubens war. Der Rundgang endete im Bergbaumuseum, wo die
gelernten Bergleute unter uns fachsimpeln konnten.
Der
Dauerregen verhinderte die geplante Wanderung zum nahe gelegenen
Weinort Laufen. So legten wir die wenigen Kilometer zur
Winzergenossenschaft Laufen mit dem Bus zurück. Attraktionen
des Ortes sind neben der Genossenschaft die Staudengärtnerei
der Gräfin von Zeppelin und zwei Michelin-Sterne verdächtige
italienische Lokale. Zunächst stand eine Kellerführung und
Weinprobe auf dem Programm, dann folgte die Besichtigung der Gärtnerei.
Der Tag wurde, bevor wir nach Zell-Weierbach zurückfuhren, in
der Light-Version eines der Gourmettempel beschlossen.
Boten
die ersten zwei Tage schon reichlich Gelegenheit , Weine zu
probieren, so verlangte der letzte Tag das volle Stehvermögen
der Teilnehmer. Um 8.45 Uhr stand der Bus bereit, um uns durch
die Ortenau zu fahren. Ein Prädikatsweingut und drei
Winzergenossenschaften standen auf dem Programm. Daß man nicht
unbedingt groß sein und teure Önologen beschäftigen muß, um
Spitzenweine zu produzieren, erlebten wir beim Weingut Andreas
Laible. Etwas unsicher stiegen wir in dem kleinen Hof aus
unserem Bus. Vor dem unscheinbarem Anwesen wurden wir von dem
Juniorchef empfangen. Fast entschuldigend führte er uns durch
den Betrieb. Und tatsächlich, verglichen mit dem Maschinenpark
und den Großtanks der Großkellereien, wirkte alles wie eine
Spielzeugausgabe eines Weingutes. Beim Rundgang erschloß sich
aber etwas von dem Erfolg des Gutes. Er resultiert neben den
guten Lagen aus einer strikten Mengenbegrenzung und der sorgfältigen,
differenzierten Vinifizierung auch kleinster Lagen und Mengen.
Der Aufwand lohnt sich: Die Ernte ist verkauft, kaum dass sie
abgefüllt ist.
Es
folgte die Besichtigung der Winzergenossenschaften Durbach,
Waldulm und Sasbachwalden „Alde Gott“. In allen Fällen
wurden uns die Betriebe engagiert und sachkundig von den Geschäftsführern
vorgestellt. Bei der letzten Genossenschaft fiel uns ein
frischer, süffiger Rivaner so angenehm auf, dass wir ihn beim
anschließenden Mittagessen im benachbarten, vorzüglichen
Restaurant „Engel“ weitergetrunken haben.
Nach
der Rückkehr nach Zell-Weierbach blieb uns kaum Zeit, um uns
auf den Besuch des Gourmetfestivals anlässlich der Badischen
Weinmesse einzustellen. Mit dem öffentlichen Bus ging es um
18.00 Uhr zur Messehalle nach Offenburg. Gutes Essen zu
passablen Preisen, Wein, soviel man trinken mochte und Gesangs-
und Tanzeinlagen bildeten den Abschluß eines langen,
erlebnisreichen Tages.
Als
die Gruppe am nächsten Morgen auseinander ging, regnete es
immer noch. Es störte uns kaum noch. Wir reisten ab in der
Gewissheit, drei schöne, ereignisreiche Tage verlebt zu haben.
Wir hoffen auf eine weitere Weinreise im nächsten Jahr. Unser
Dank gilt Reiner und Heidi Schäfer für die sorgfältige
Vorbereitung der Reise und die umsichtige Reiseleitung.
18.-20.9.2001
Weinreise an die Mosel
Die
Reise führte uns nach Bernkastel-Kues zur
Riesling-Versteigerung des "Bernkasteler Rings".
Die
Vorbereitung der Reise und die Reiseleitung lag in den Händen
unseres Mitglieds Detlef Krischek.
Horst
Mannhoff schrieb folgenden Bericht:
Weinreise
anlässlich einer Weinversteigerung in Bernkastel-Kues an der
Mosel vom 18.-20.9.2001.
Wir,
insgesamt 10 Weinfreunde, trafen uns zwischen 11-11,30 Uhr auf
dem Parkplatz der Mosellandhalle in Bernkastel-Kues, wo wir uns
zur Begrüßung bei Riesling und Käse viel zu erzählen hatten.
Bevor
um 13 Uhr die Rieslingversteigerung begann, mussten wir noch
schnell beim Winzer Martin Prüm in Brauneberg Quartier für die
folgenden 2 Nächte machen.
Die
Versteigerung wurde von dem Bernkasteler Ring durchgeführt, das
ist eine Vereinigung von Winzern des Mosel-Saar-Ruwer Gebietes.
Zuerst marschierten die 22 Winzer auf, die später insgesamt 48
Weine vorstellen sollten. Das Ganze fand auf einer kleinen Bühne
statt. Alle 48 Versteigerungsweine wurden mehrfach in strengen
und verdeckten Internen
Vorproben aus 420 Weinen ausgewählt. Zusätzlich wurden sie im
Rahmen der Tax-Probe mit den Kommissionären einer weiteren
kritischen Bewertung unterzogen. Die 11
Kommissionäre , die allein nur die Weine ersteigern können,
saßen an den Tischen unmittelbar an der Bühne, wo die
Versteigerung stattfand. Der Auktionator auf der Bühne hatte
bei jedem zu versteigernden Wein den dazugehörigen Winzer neben
sich, und vor dem Zuschlag holte er sich durch Augenkontakt sein
Einverständnis zu dem erzielten Preis. Erst wenn dieser nickte,
wurde der Zuschlag gegeben. Es handelte sich hauptsächlich um süße
und edelsüße Weine. Wir konnten alle angebotenen Weine mit
verkosten und staunten über die erzielten Preise: DM 100,-,
200,-, 500,-, 1000,- und mehr waren keine Seltenheit. Die
teuerste Flasche, eine 1998er Zeltinger Sonnenuhr,
Riesling-Trockenbeerenauslese brachte für den Winzer Markus
Molitor aus Bernkastel-Wehlen sogar 2500,-DM ein. Unser
Weinfreund Detlef Krischek ersteigerte sich einige Weine in der
normalen Preisklasse zu einem guten Preis seiner Vorstellung. Am
Ende der Veranstaltung um 17 Uhr waren wir sehr beeindruckt und
nach 48 Schlückchen der edelsten Weine auch sehr fröhlich.
Am
frühen Abend blieb uns noch Zeit für einen erholsamen
Spaziergang in Brauneberg, direkt vor unserer Haustür, entlang
der Mosel.
Der
nächste Tag stand wieder ganz im Zeichen des Weines. Die Stadtführung
am Morgen durch das wunderschöne Städtchen Bernkastel war für
uns alle sehr unterhaltsam und lehrreich. Unser Stadtführer,
ein Mitglied der Weinbruderschaft des Moselgebietes, zeigte uns
nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Stadt, er schilderte auch
anschaulich die wechselvolle Geschichte der Mosel, insbesonders
seiner Heimatstadt: Über die schlimmsten Hochwasserstände und
die wiederholte Besetzung durch die Franzosen bei der dieses
Gebiet sehr gelitten hat. Außerdem hatte er, ein Jäger, sein
Jagdhorn dabei, und blies darauf mitten in der Stadt
zweimal Signale aus der Jagd: Eines davon hieß: „Sau tot“.
Vor
dem Mittagessen in einem Restaurant direkt an der Mosel stieß
der Vorsitzende der Weinbruderschaft Mosel zu uns und erzählte
u.a., dass sie 300 Mitglieder hätten, und dass Frauen nicht
zugelassen sind.
Die
Weinprobe am Nachmittag beim Weingut Richter in Mühlheim war
von besonderer Qualität, weil der 84 jährige Senior des Hauses
seine vortrefflichen Rieslingweine in launiger Art vorstellte
und nebenbei seine interessante Lebensgeschichte und die des
Weingutes erzählte.
Am
Abend ließ es sich unser Gastgeber, der Winzer Martin Prüm
nicht nehmen, die Weine seines kleinen Betriebes vorzustellen.
In fröhlicher Runde mit einer kräftigen Brotzeit beendeten wir
den schönen Tag.
Wir waren uns alle einig; es war ein erlebnisreicher und vor
allem lehrreicher Ausflug an die Mosel.
Weinreise
2001 an die Hessische Bergstraße
Ein
Bericht von Dr. Ralf Tegethoff:
Vom
28.4. bis 1.5. 2001 fand sie nun statt, die erste Weinreise
unseres noch jungen Vereins. Insgesamt 18 Weinfreunde trafen
sich in der Stadt Bensheim, einer der ältesten Siedlungen an
der Hessischen Bergstraße. So verwundert es nicht, wenn es im
Rahmen einer Stadtführung am zweiten Tag unseres Besuches sehr
viel Interessantes und auch Kurioses zu berichten gab, perfekt
aufbereitet durch einen Bensheimer Bürger. Gleich am
Ankunftstag jedoch wurden wir einem Belastungstest der
angenehmen Art unterzogen. Es handelte sich um den „Bergsträßer
Weintreff“, einer Weinmesse mit fast allen Erzeugern der
Region.
Nach
einigen kulinarischen Höhenflügen und einer weiteren
bemerkenswerten Weinprobe stand dann am Montag ein Ausflug nach
Rheinhessen auf dem Plan. Wir hatten dort zuerst die Gelegenheit
im Rahmen einer Sonderöffnung das Weinbaumuseum in Oppenheim zu
erkunden. Dank der äußerst kompetenten und fesselnden Art des
über 80(!)-jährigen Führers vergingen die Stunden wie im
Flug, ohne auch nur annähernd alles gesehen zu haben. Auch
unter kulturhistorischen Aspekten bietet diese Kleinstadt sehr
viel Sehenswertes.
Der
folgende Nachmittag stand ganz im Zeichen des bekannten
Weingutes Schales in Flörsheim-Dahlsheim. Dort konnten wir uns
davon überzeugen, dass auch ein 55-ha Betrieb im viel geschmähten
Rheinhessen qualitativ zur deutschen Spitze gehören kann. Vom
QbA bis zum Eiswein präsentierte uns Mitinhaber Arno Schales in
gewohnt souveräner Manier eine Fülle von Weinen mit einem sehr
guten Preis/ Leistungsverhältnis.
Den
Abschluss unserer Reise bildete dann am 1.Mai bei bestem
Wanderwetter die traditionelle Weinlagenwanderung an der
Bergstraße, veranstaltet von den dortigen Jungwinzern.
Interessanterweise waren auch sehr viele jüngere Menschen aus
der Region dort unterwegs, um doppelt etwas für ihre Gesundheit
zu tun, nämlich Wein zu trinken und zu wandern.
Als
sich am Nachmittag die Wege der Weinfreunde trennten, waren wir
uns einig, dass dieses nicht die letzte Reise unseres
Weinvereins gewesen ist.
Informationen
Hess. Bergstraße
Rheinhessen
Anbaufläche
(ha)
455
26.436
Anteil Weißwein
93%
88%
Ertrag hl/ha (1996)
68
89
Hauptsorten
weiß
Riesling
Müller-Thurgau
Müller-Thurgau
Silvaner
Hauptsorte
rot
Spätburgunder
Portugieser
*
Stand 1997
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