Heilpflanze des Monats

Hagebutte (Rosa Canina)

Viele Sagen und Märchen, wie z.B. Dornröschen, handeln von dem dichten Rosengestrüpp, das die Hagebutte als Frucht trägt. Als der Teufel aus dem Himmel vertrieben wurde, heißt es, erschuf er den Rosenstrauch, an dessen gestachelten Zweigen er wie an einer Leiter wieder hochklettern wollte. Doch Gott kam ihm zuvor und bog die Zweige nach unten. Es wird auch behauptet, dass Heckenrosen an den Stellen wachsen, wo einst ein heiliger Hain, eine Opfer- oder Grabstätte war. In Volksbräuchen spiegelt sich auch der abweisende Charakter der Stacheln wider: Wird für jedes Tier im Stall ein Rosenzweig an die Stallfenster genagelt, so sollte das Vieh vor Krankheit und anderem Schaden gefeit sein. Der deutsche Name "Hunds-Rose", wie die Heckenrose auch genannt wird, geht übrigens auf Plinius zurück, der sie gegen den Biss eines tollwütigen Hundes empfahl.

Die Hagebutte - Scheinfrüchte der Heckenrose

Hagebutten sind Wildfrüchte einer Reihe von Rosenarten, von denen die Heckenrose (Rosa canina) die bekannteste ist. Ihr Verbreitungsgebiet sind Waldränder und sonnige Heidehänge verschiedener Länder Eurasiens. Nur in einigen Ländern Osteuropas wird die Heckenrose kultiviert. Sie ist ein Strauch von 1,30-2,80 m Höhe mit stacheligen Stängeln. Die Blätter sind gefiedert mit 5-7 eiförmigen Fiedern. Die blassroten bis hellrosa Blüten treten einzeln oder zu dritt auf und duften schwach. Ihre Blütezeit ist im Juni. Aus der fleischigen Blütenachse entwickeln sich die roten Scheinfrüchte, die Hagebutten. Sie sind bis zu 3 cm lang, leuchtend-rot, fleischig und von süß-säuerlichem Geschmack. Im Inneren enthalten sie steinharte Schließfrüchte (Nüsschen) und Borstenhaare, die man als Juckpulver kennt. Sie sind ab September reif. Hagebutten werden vom Spätsommer bis in den Oktober/ November hinein geerntet, solange sie noch fest sind. Die Früchte werden durchgeschnitten, von den Nüsschen und Haaren befreit und in der Sonne zum Trocknen ausgelegt.

Inhaltsstoffe und Heilwirkung der Hagebutte

Der große ernährungsphysiologische Wert der Hagebutte liegt in ihrem hohen Vitamin C-Gehalt (500-1700 mg pro 100 g), mit dem die frische Frucht sogar die Zitrone um das bis zu 33fache übertrifft. Außerdem enthalten Hagebutten reichlich Vitamin B1, B2 sowie Vitamin A, Mineralstoffe, Pektine, Gerbstoffe, Zucker, Fruchtsäuren und Carotinoide als Farbstoff. In den Nüsschen befinden sich ätherisches Öl und Vanillin.

Ihre Wirkstoffe machen die Hagebutte zu einer wertvollen Frucht, deren Tee nicht nur angenehm schmeckt, sondern auch Erkältungen vorbeugt. Fieberkranke werden erfrischt und die Abwehrkräfte erhöht, da Vitamin C bei der Immunkörperbildung unterstützend wirkt und die Abwehrkräfte gegen Infektionen steigert. Vitamin C wirkt auch auf die Nebennieren und somit auf die Produktion wichtiger Hormone. Schließlich ist Vitamin C bei der Wundheilung unentbehrlich. Hagebutten-Tee empfiehlt sich also bei Infektionen und Fieber, bei allgemeiner Schwäche und bei schlecht heilenden Wunden. Wichtig ist er aber auch für ältere Menschen, bei denen der Darm die zugeführten Vitamine nur noch spärlich aufnimmt. Wegen ihres Gehalts an Fruchtsäuren und Pektinen wirkt die Hagebutte leicht abführend. Außerdem wirkt sie appetitanregend, harntreibend und kräftigend.

Und so wird Hagebutten-Tee zubereitet: 2 gehäufte Teelöffel zerkleinerte Hagebutten mit ¼ l Wasser übergießen, zum Sieden erhitzen, 10 Minuten lang kochen lassen, dann abseihen. Während der Vitamingehalt in Tees im allgemeinen schnell abnimmt, behält Hagebutten-Tee über mehrere Stunden seinen vollen Gehalt an Vitaminen.

In der Volksmedizin werden Hagebutten bei Nieren- und Blasenerkrankungen, Steinleiden, Gicht und Rheuma verordnet. Als wirksames Hausmittel gegen Bronchitis wird folgendes Hagebuttenelixier empfohlen: 200 g Hagebutten mit 100 g Honig 15 Minuten in 1 l Wasser kochen und den sich dabei bildenden Schaum immer wieder abschöpfen. Den Sud anschließend durch ein Leinentuch abseihen und noch heiß in sterilisierte Flaschen füllen. Pro Tag sollten 2-3 Likörgläschen von dem Elixier getrunken werden.

Die Hagebutte in der Küche

Hagebutten sind nicht für den Rohverzehr bestimmt, sondern werden zu Trockenfrüchten, Mark, Mus, Marmelade, Konfitüre, Wein und Likör verarbeitet. Im Elsass brennt man einen Hagebuttenschnaps, den "Gratte Cul", den Feinschmecker als Digestif lieben. Hagebuttenmark kann gut in der Saucenküche eingesetzt werden, da der Geschmack vorzüglich zu Wild, Geflügel und Kalbfleisch passt.

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