Achal-Tekkiner

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Achal-Tekkiner
Wichtige Daten
Ursprung: Turkmenistan
Hauptzuchtgebiet: Turkmenistan, Kasachstan, Russland
Verbreitung: Weltweit
Stockmaß: ca. 150 bis 166 cm (Stuten), ca. 154 bis 168 cm (Hengste)
Farben: alle Farben außer Schecken, häufig Gold- oder Silberschattierung
Haupteinsatzgebiet: Vielseitg veranlagtes Reitpferd

Der Achal-Tekkiner (turkmenisch Ahal-teke aty, russisch Ахалтекинская лошадь; auch Achal-Teke-Pferd) zählt zu den ältesten Pferderassen der Welt. Durch Isolation auf Wüstenoasen und das wasserarme Wüstenklima auf extreme Härte ausgerichtet, gilt er als besonders geeignet für schwierige Distanzstrecken.

Die Rasse trägt ihren Namen aufgrund des Herkunftsgebietes, der Oasengruppe Achal-Teke, welche sich zwischen Nordrand des Kopet-Dag-Gebirges und der Wüste Karakum in einem schmalen, über 100 Kilometer langen Streifen von der Stadt Änew im Osten über die turkmenische Hauptstadt Aşgabat bis Baherden im Westen erstreckt. Teke nannte sich ein in diesem Gebiet lebender Stamm der Turkmenen. Die Bezeichnung Achal ist heute auf die zentrale Provinz des Landes Ahal welaýaty übergegangen, die allerdings auch Berg- und Wüstengebiete sowie die weiter östlich gelegene Oasengruppe Atek um die Stadt Kaka umfasst.

2023 wurde der Titel „Kunst der Achal-Tekkiner-Pferdezucht und Traditionen des Pferdeschmucks“ in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[1]

Hintergrundinformationen zur Pferdebewertung und -zucht finden sich unter: Exterieur, Interieur und Pferdezucht.

Exterieur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Exterieur des Achal-Tekkiners ist relativ uneinheitlich und doch grundverschieden von allen anderen Pferderassen.

Das Fundament des Achal-Tekkiners ist sehr trocken, mit gut ausgeprägten Gelenken und langen, sehnigen Beinen. Die Hufe sind regelmäßig, mittelgroß und hart. Der Körper hat eine schräge, lange und gut bemuskelte Schulter, die Brust ist tief und muskulös, der Widerrist lang und gut ausgeprägt, Rücken und Kreuz sind gerade bei ovaler Rippung und die Kruppe ist gut bemuskelt. Der Hals ist eher hochgestellt, gerade, lang, Unterhals erlaubt.[2]

Der trockene Kopf des Achal-Tekkkiners weist ein gerades bis konvexes Profil auf, die Stirn ist breit. Er verfügt meist über ein großes, mandelförmiges Auge, welches bei Isabellen manchmal blau ist. Die Ohren sind dünn, lang, beweglich und hochgestellt. Als besondere Merkmale werden beim Achal-Tekkiner die feine Haut beschrieben sowie dass das Schopf-, Mähnen- und Schweifhaar häufig extrem kurz und dünn sind. Auch verfügt er über wenig Fesselbehang. [ebd.]

Die häufigsten Färbungen des feinen, dünnen Fells sind bei dieser Rasse Füchse, Braune, Schimmel und Rappen sowie Isabellen. Das Fell hat häufig einen metallenen Glanz. Die oft gold schimmernde Farbe brachte ihnen in China den Namen Himmelspferde ein, weswegen die chinesischen Kaiser sogar Krieg mit Baktrien führten, um in den Besitz der Pferde zu kommen.

Der Bewegungsablauf ist raumgreifend, taktrein, schwungvoll und elastisch. Das Galoppiervermögen ist besonders ausgeprägt.[2]

Interieur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Achal-Tekkiner mit einem Hund

Enorm trittsicher, gewandt und nervenstark. Viele erweisen sich als wahre Multitalente in den unterschiedlichsten Reitsportarten und sind nicht nur langlebig, sondern auch bis ins hohe Alter extrem leistungsbereit. Nicht wenige Olympiasieger waren Achal-Tekkiner. Der Achal-Tekkiner wird hauptsächlich in Turkmenistan für Pferderennen eingesetzt. Außerhalb seiner Zuchtgebiete ist er bekannt für seine extreme Härte auf langen Strecken unter schwierigen Bedingungen. Achal-Tekkiner gehören zu den zähesten, widerstandsfähigsten Pferden der Welt. Mit ihnen war es in der Vergangenheit möglich, große Entfernungen in kurzer Zeit zu bewältigen. Auf Grund seiner hohen Anpassung an das Leben in der Wüste stellen ihn selbst Durchquerungen größerer Wüstengebiete nicht vor unlösbare Aufgaben.

Eignung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Achal-Tekkiner ist ein vielseitig veranlagtes Reitpferd. Im Dressursport schrieb der Achal-Tekkiner Hengst Absent Erfolgsgeschichte: Unter seinem Reiter Sergei Iwanowitsch Filatow gewann er die Goldmedaille (Einzel) bei den Olympischen Sommerspielen 1960 und Bronzemedaille (Einzel- und Mannschaft) bei den Olympischen Sommerspielen 1964. Mit dem Reiter Ivan Kalita erzielte Absent auch Erfolge bei den Olympischen Sommerspielen 1968: Silbermedaille mit der Mannschaft und Platz vier in der Einzelwertung.

Achal-Tekkiner besitzen fast ausnahmslos ein überdurchschnittliches Talent zum Springen: So steht der Hochsprungrekord des Achal-Tekkiner Hengstes Poligon bei 2,25 Meter. Der Achal-Tekkiner Perepel stellte im Weitsprung einen Rekord von 8,78 m auf.[3]

Auch im Vielseitigkeitssport sind Achal-Tekkiner in Amerika, Europa und Asien zu finden. Einer der bekanntesten ist hier der Buckskin-Wallach Kandar (1985–2005): Er nahm in den USA an USEA CCI**-Veranstaltungen teil, gewann 1998 die USEF Horse of the Year-Wahl und stand auf der Longlist für die Olympischen Spiele 2000 in Sydney.

Insbesondere in seinem Herkunftsland wird der Achal-Tekkiner im Rennsport eingesetzt. In Turkmenien und im Süden von Russland werden eigens für die Rasse Rennen veranstaltet.

Aufgrund seiner Härte und Ausdauer wird der Achal-Tekkiner zudem im Distanzsport eingesetzt. Legendär ist ein Ritt von Aşgabat nach Moskau im Jahre 1935: Die Strecke von 4300 Kilometern wurde in 84 Tagen mit den Achal-Tekkinern zurückgelegt. Dabei führten 360 Kilometer durch die Sandlandschaft des Kara-Kum, dieser schwerste Abschnitt wurde in nur drei Tagen gemeistert.[4]

Zuchtgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altes Achal-Teke-Pferd, Bronze, 4.–1. Jahrhundert v. Chr.[5]
Geschmückter Achal-Tekkiner-Hengst

Der Achal-Tekkiner ist eine der Wüste hervorragend angepasste Pferderasse, deren Ursprung weit zurück liegt. Ihr Zuchtgebiet erstreckt sich über mehrere Länder von Russland über Kasachstan und Turkmenistan bis nach Afghanistan. Diese sehr alte Pferderasse wird in dieser Form in Turkmenistan bereits seit annähernd 3000 Jahren gezüchtet. Bereits vor der christlichen Zeitrechnung war der Achal-Tekkiner bis nach China bekannt und begehrt. Kriege und Raubzüge dezimierten die Rasse, die dann durch Timur Lenk (1336–1405) eine Auffrischung durch arabische Stuten erhielt.

Achal-Tekkiner wurden zur Veredlung von europäischen Rassen eingesetzt, speziell Turcmainatti ist häufig in den Pedigrees vertreten. Der in Russland geborene Hengst kam 1791 in das Friedrich-Wilhelm-Gestüt in Neustadt an der Dosse und lieferte dort mit Trakehner Stuten alleine sechzehn Beschäler für das Hauptgestüt Trakehnen und die ostpreußischen Landgestüte. Dort wurde er als Vollblutaraber geführt.[6] Über seine Abstammung gab es jedoch keinen Nachweis, es ist wahrscheinlich, dass es sich um einen Achal-Tekkiner handelte.[7] Auch bei Byerley Turk, einem der drei Begründer des Englischen Vollbluts, wird vermutet, dass er turkmenischen Ursprungs ist.

Das Zuchtbuch dieser Rasse wurde 1917 eröffnet und wird in Russland geführt, obwohl seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Turkmenistan den Anspruch erhebt, das Recht auf die Zuchtbuchführung zu besitzen. Englische Vollblüter wurden von 1920 an eingekreuzt. Dies erwies sich jedoch nicht als Vorteil und so wurde seitens der Zuchtleitung beschlossen, dass alle Kreuzungsprodukte, die nach 1936 geboren werden, als nicht mehr reinrassig gelten. Die vor diesem Zeitpunkt erfolgten Einkreuzungen verblieben jedoch im Stutbuch (zum Beispiel 044 Tillja Kusch, Enkel des englischen Vollbluthengstes Burlak, oder 831 Mach, sowohl Enkelin des englischen Vollblüters Blondelli, als auch Ur-Ur-Enkelin des englischen Vollblüters Junak).[8]

Da sich alle Zuchtbuchunterlagen in Moskau befinden, gelten als reinrassig nur diejenigen Achal-Tekkiner, deren Vorfahren im VII Stutbuch erfasst sind. Der Achal-Tekkiner ist das Wappentier Turkmenistans und wird dort jedes Jahr im April am Tag des turkmenischen Pferdes mit Festivitäten geehrt. Im Wappen ist Yanardag, ein 1991 geborener Achal-Tekkiner World Champion abgebildet.

Der Achal-Tekkiner wird in seinem Ursprungsland in freilaufenden Herden gehalten, welche Tabun genannt werden. Die Herden werden von berittenen Hirten auf dem weitläufigen Steppengebiet gehütet.

Als Veredler wurde der Achal-Tekkiner schon seit Urzeiten bei vielen Rassen eingesetzt. In den europäischen Zuchtgebieten sowie Russland werden Achal-Tekkiner erfolgreich mit Sportpferderassen gekreuzt und als Achal Tekkiner Partbred registriert. Das Russische Forschungszentrum für Pferdezucht, 391105 Rjanskaja Oblast ist die Organisation, die im Sinne der Vorgaben der EU das Zuchtbuch über den Ursprung der Rasse Achal Tekkiner Partbred führt.[9] Im Sport sind sie bis in die hohen Klassen in verschiedenen Disziplinen erfolgreich.

Erbkrankheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Achal-Tekkiner sind derzeit zwei Erbkrankheiten von Interesse:

  • Achal-Tekkiner können in seltenen Fällen von einem Defekt des Gen ST14 betroffen sein, was bei der Anpaarung zwei betroffener Pferde zu einer ungewöhnlichen Hauterkrankung führen kann. Wesentliches Merkmal ist ein weitgehendes bzw. völliges Fehlen der Haare, weshalb sie von Forschern auch als „Naked foal syndrome“ (NFS) – also als "Nacktes-Fohlen-Syndrom" – bezeichnet wird. Zudem leiden sie an Ichthyose, also an Verhornungsstörungen. Die ersten Fälle von NFS wurden innerhalb der Achal-Tekkiner-Rasse bereits 1938 aufgezeichnet. Forschern ist mittlerweile eine vollständige Entschlüsselung des Genoms gelungen. Die Entdeckung der Mutation wird es künftig ermöglichen, die unbeabsichtigte Weitergabe der Erkrankung in der Zucht durch einen einfachen Gen-Test zu vermeiden.[10]
  • Erblicher Kryptorchismus ist innerhalb dieser Rasse sehr verbreitet. Es gibt viele Fälle, in denen betroffene Hengste in direkter Linie über mehrere Generationen verfolgt werden können. Der einflussreiche Stammhengst 2a Boinou war russischen Rasseexperten nach ein Kryptorchide. Andere bestätigte Kryptorchiden waren zum Beispiel 779 Peren, 1248 Orlan, 971 Khalif und Garajusup.[11] 1069 Kortik zeugte drei an bi- und unilateraler Einhodigkeit leidende Söhne. Im Gegensatz zu den meisten europäischen und vielen nordamerikanischen Zuchtorganisationen erlauben sowohl Russland als auch Turkmenistan die Zucht mit Kryptorchiden. Kryptorchismus wird in der Veterinärmedizin allgemein als Ursache von gesundheitlichen und Charakterproblemen angesehen, beispielsweise Hodenkrebs bzw. Bösartigkeit. Betroffene Pferde verursachen bei ihrer Kastration signifikant erhöhte Kosten.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Achal-Tekkiner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Art of Akhal-Teke horse breeding and traditions of horses' decoration. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2023, abgerufen am 13. Dezember 2023 (englisch).
  2. a b Zuchtprogramm für die Rasse Achal Tekkiner des Bayerischen Zuchtverbandes für Kleinpferde und Spezialpferderassen e. V. (PDF) April 2018, abgerufen am 15. April 2022.
  3. Helen Goldstein: The Earth Walkers: Horses & Humans - Our Journey Together on Planet Earth. Balboa Press, 2019, ISBN 978-1-982229-22-1 (englisch).
  4. Mosen, Wido: Achal-Tekkiner. Die himmlischen Pferde | Geschichte Zucht Leistung. Ahnert-Verlag, Friedberg 1981, ISBN 978-3-921142-39-4, S. 22.
  5. Heavenly Horses. In: artdaily.com.
  6. Bruno Schmidt: Vererbungsstudien im Königlichen Hauptgestüt Trakehnen, Hannover 1913.
  7. Johannes Erich Flade: Das Achal-Teke-Pferd. (Memento vom 1. April 2010 im Internet Archive) (PDF; 1,2 MB)
  8. Stutbuch III der Achal-Tekkiner Rasse, von M.I. Belonogow, verlegt 1941 in Taschkent
  9. Zuchtprogramm für die Rasse Achal Tekkiner Partbred. (PDF) April 2018, abgerufen am 17. April 2022.
  10. Anina Bauer et al.: A Nonsense Variant in the ST14 Gene in Akhal-Teke Horses with Naked Foal Syndrome. In: G3 Genes | Genomes | Genetics. Volume 7, Nr. 4, April 2017, S. 1315–1321, doi:10.1534/g3.117.039511.
  11. V Championship of RUSSIA among pureblood Akhal-Teke horses | RESULTS OF BREED SHOW. 5. September 2003, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Oktober 2023; abgerufen am 11. Juli 2009: „Stallion Garaiusup, black, "Young World Champion 2002", was granted a Special Prize for the most expressed breed type, but the jury had to move him to the 8 place because of unilateral cryptorchidism and spavin.“