Die Firma cPanel Inc., Hersteller der gleichnamigen Controlpanel-Software, erlebt derzeit den wohl größten Shitstorm ihrer Firmengeschichte. Nachdem im August 2018 der britische Finanzinvestor Oakley Capital die Mehrheitsanteile von cPanel übernommen hat, wurde es nun offenbar mal Zeit um an der Preisschraube zu drehen. Ganz vereinfacht gesagt erfolgte bisher die Lizenzierung pro Server, künftig werden die Lizenzen aber pro Benutzer abgerechnet.
Bei einem Server mit bis zu 100 Benutzern (Accounts, Webspaces) steigt der Listenpreis um „nur“ 50% (von $30 auf $45). Da im Shared Hosting aber wesentlich höhere Kundenzahlen üblich sind, liegen die Kosten für einen Server mit 200 Accounts schon bei $65 (+116%), bei 500 Accounts wären das $125 (+316%).
Nun kann man argumentieren, dass die Kosten von $0,20-0,45 pro Benutzer bezogen auf den einzelnen Umsatz nicht übertrieben hoch klingen – cPanel möchte einfach ein größeres Stück vom Kuchen abhaben. Für sehr „günstige“ Webhoster wird es aber schwierig, wenn die Kosten pro Benutzer nur aufgrund der neuen Lizenzkosten von z.B. $0,06 auf $0,25 pro Monat (bzw. von $0,72 auf $3 pro Jahr) steigen.
Interessantes Detail: das Reporting für die Abrechnungsgrundlage – also die Übermittlung der Anzahl der Accounts – erfolgt automatisch zusammen mit der Lizenzprüfung, alle 8-48 Stunden. Somit bekommt cPanel „gratis“ eine Menge Details über die Provider…
Ach ja, auch gesperrte Accounts (z.B. von nicht zahlenden Kunden) werden mit gezählt.
Preiserhöhungen sind wohl immer unschön, aber manchmal zwingend notwendig. Bei jungen Produkten kann es sein, dass man sich schlicht verkalkuliert hat und den Preis realistischer gestalten muss. Es kann sein dass man beim Wachstum „Gas geben“ möchte, oder dass die Kosten für Entwicklung/Vertrieb schneller steigen als der Umsatz, und man nachjustieren muss.
In diesem Fall stinkt das aber alles ein wenig. Geld dürfte genügend da sein (Oakley). Wachstum sollte auch vorhanden sein. Ob auf einem Server nun 10 oder 500 Accounts liegen, dürfte für cPanel keinen Unterschied in den Kosten machen (im Gegenteil – meiner Erfahrung nach haben Anwender mit hoher Einsatzdichte oft mehr Knowhow als Kleinst-Provider).
Zudem sollte cPanel klar sein, dass die einsetzenden Hoster abhängig von der Software sind. Da ist es moralisch schon sehr verwerflich, diese Form der Abhängigkeit so deutlich auszunutzen. Irgendwie bleibt mir am Ende also nur ein Bild im Kopf: die Heuschrecke. 🙂
Ich kann für unser Produkt (LiveConfig) weder versprechen, dass es niemals Preiserhöhungen geben wird noch dass wir niemals einen Investor zulassen würde. LiveConfig ist aber „unser Baby“, und ohne unsere treuen Kunden wäre LiveConfig nicht das was es jetzt ist. Mit einigen Kunden bin ich befreundet – bei so einer Aktion wie cPanel diese treibt könnte ich denen nie wieder in die Augen sehen.
Mag sein dass sich der Gründer von cPanel das auch mal gedacht hatte, der Haufen Geld auf dem Tisch aber alle moralischen Bedenken wegfegt und er nun die Koffer für die Südsee packt. Ich kann das jedenfalls nicht nachvollziehen.
Mein persönliches Leitbild ist das des Ehrbaren Kaufmanns. Das ist nicht immer ganz einfach, aber es kommt eben auf die Ziele an. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Kunden zu wachsen und diesen langfristig die Werkzeuge zu liefern welche sie brauchen. Und lieber auch mal gemeinsam ein Bierchen zu trinken als vor einem wütenden Mob fliehen zu müssen. 😉