Pflege alter Obstbäume



Die Pflege alter Obstbäume ist nicht nur aus gärtnerischer Sicht sinnvoll, da diese Bäume durch geeignete Maßnah-men viele Jahre in einem gesunden und ertragreichen Zustand erhalten werden können. Auch aus landespflegerischer Sicht ist der Erhalt der Obstgehölze, gerade wenn sie in landschaftsprägenden Streuobstwiesen stehen, notwendig. Ein richtig gepflegter Obstbaum ist nicht nur Lieferant schmackhafter Früchte, sondern leistet zudem aus dem Blickwinkel der Ökologie einen großen Beitrag, weil er neben dem Nahrungsangebot auch Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten, Vögel oder Kleinsäuger bietet.

Inhalt

  Fruchtholzerneuerung
  Erhaltungs- und Überwachungsschnitt
  Verjüngungsschnitt
  Absägen eines stärkeren Astes
  Geeignete Bodenverbesserungen
  Stippe
  Schutz vor Frostrissen
  Pflanzenschutz

Fruchtholzerneuerung

Eine sehr wichtige Aufgabe des Überwachungsschnittes ist die Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Fruchtäste und des Fruchtholzes. Die Fruchtäste senken sich durch den Fruchtbehang oft sehr stark ab. Sie werden nur noch ungenügend belichtet und ernährt, überaltern und lassen in der Leistung nach. Außerdem weisen sie oft dicht stehendes, überaltertes Quirlholz auf. Darunter versteht man älteres Fruchtholz, das sich aus mehreren Fruchtsprossen zusammensetzt. Am Quirlholz befinden sich zahlreiche Blütenknospen, an denen sich aber nur minderwertige, unter-entwickelte Früchte ausbilden. Auf dem Astbogen eines solchen hängenden Fruchtastes sind Neutriebe entstanden, die als neue Verlängerungen verwendet werden. Auch diese werden sich im Laufe der Zeit aufgrund des Fruchtbehangs senken und die so genannte Fruchtholzrotation beginnt von vorne.

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Erhaltungs- und Überwachungsschnitt

Das mit zunehmenden Erträgen zu erreichende Schnittziel lautet Erhaltung des Gleichgewichtes zwischen Fruchten und Wachsen. Die Erträge sollen möglichst lange hoch und von guter Fruchtqualität sein. Um dies zu erreichen, ist altes, abgetragenes Fruchtholz zu entfernen und gleichzeitig ausreichend junges Holz heranzuziehen. Ein Augenmerk ist auf die gleichmäßige Weiterentwicklung der Leitäste und der ihnen untergeordneten Äste zu legen. Die Leitäste werden auch meist nicht mehr angeschnitten, sondern abgeleitet, das heißt auf einen kleineren Seitenast zurückgenommen, der die Wuchsrichtung und Ausbreitung der Krone fortsetzt. Der schwächste Leitast bestimmt dabei immer die anzustrebende Schnitthöhe der anderen. Die Baumkrone muss locker und licht aufgebaut bleiben. Zu dicht stehende, sich kreuzende oder aufeinander liegende Äste und Triebe sind zu entfernen. Andererseits geht es darum, ausreichend junge Triebe in aufgelockerter Form zu belassen, sofern diese günstig stehen und ausreichend Platz vorfinden. Weiterhin muss einer zu starken Entwicklung des Mitteltriebes und der an ihm sich befindlichen Nebenäste entgegengewirkt werden. Die Spitzenförderung könnte sonst zu einer Überbauung der Krone führen, die damit eine Sperre für ausreichenden Lichteinfall bedeuten würde.
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Verjüngungsschnitt

Bei alten, schlecht erzogenen oder seit Jahren ungeschnittenen Bäumen kann es notwendig sein, durch einen starken Rückschnitt zum einen die Grundform der Krone wiederherzustellen und zum anderen einen kräftigen Neuaustrieb anzuregen. Hierzu werden vor dem Schnitt die beizubehaltenden Leitäste und die Stammverlängerung festgelegt, welche zunächst ungeschnitten bleiben. Zu dicht stehende, vergreiste oder nach innen wachsende Äste werden komplett entfernt. Hierbei ist es besser, einige wenige große Äste anstatt vieler kleiner Äste wegzuschneiden. Dadurch wird die Krone deutlich lockerer und die weiteren Schnittmaßnahmen fallen leichter. Mit den Leitästen und der Stammverlängerung wird wie beim oben beschriebenen Erhaltungsschnitt verfahren. Ist ein sehr starker Rückschnitt notwendig, so ist es ratsam, die Schnittmaßnahmen nicht alle auf einmal, sondern auf zwei bis drei Jahre verteilt durchzuführen. Durch den Rückschnitt wird der Baum sehr stark austreiben. Die überzähligen und nicht benötigten Jungtriebe werden bereits beim folgenden Sommerschnitt auf das notwendige Maß reduziert.
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Absägen eines stärkeren Astes

Beim Absägen von langen, starken und damit schweren Ästen ist darauf zu achten, dass sie nicht plötzlich abkippen. Dies würde zu großen Schlitzwunden führen, die nur schlecht verheilen. Deshalb geht man hier folgendermaßen vor: Zunächst sägt man an der Unterseite des Astes 20-30 cm vom Stamm entfernt bis etwas mehr als die halbe Aststärke ein (1). Der zweite Schnitt erfolgt auf der Oberseite des Astes, etwas weiter vom Stamm entfernt (2). Der Ast bricht nun durch sein Eigengewicht über diese beiden Schnittstellen ab. Der Stamm kann nicht verletzt werden. Der verbliebene Stummel lässt sich jetzt ohne Schwierigkeit sauber absägen (3). Eine saubere und glatte Schnittführung führt zur schnellsten Wundverheilung.
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Geeignete Bodenverbesserungen

Der Nährstoffbedarf von Obstgehölzen wurde in der Vergangenheit meist überschätzt. Eine überhöhte Stickstoffdüngung beispielsweise führt zu einem mastigen, weichen Zellgewebe und begünstigt dadurch das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen. Eine sachgerechte Düngung wirkt sich gleichermaßen positiv auf das Trieb- und Blattwachstum, den Fruchtansatz und die Fruchtentwicklung, die Blütenknospenbildung für das Folgejahr, die Einlagerung von Reservestoffen sowie die Holzfrosthärte aus. Organische Düngung mit Rasenschnitt, Kompost oder strohigem Mist versorgt die Gehölze in der Regel ausreichend mit den meisten Nährstoffen. Zusätzliche Stickstoffgaben werden, abgestimmt auf die Wachstumsrhythmen der Pflanzen, in mehreren Teilgaben im März/April, unmittelbar nach der Blüte und bei gutem Fruchtbehang Anfang bis Mitte Juni gegeben. Eine Düngung ist dabei nicht in Stammnähe auszubrin-gen, sondern im Bereich der Kronentraufe, da sich dort die für die Nährstoffaufnahme verantwortlichen, jungen Wurzeln befinden. Voraussetzung für eine bedarfsgerechte Düngung ist neben der Kenntnis über den Nährstoffbedarf der Pflanze auch Klarheit über die Nährstoffverhältnisse im Boden. Eine Bodenuntersuchung alle 3 bis 5 Jahre sollte für jeden Gartenbesitzer eine Selbstverständlichkeit sein.
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Stippe

Stippe ist die Folge eines vielschichtigen, komplexen Zusammenwirkens unterschiedlichster Faktoren, die letzten Endes alle dazu beitragen, dass im Gewebe des Fruchtfleisches zu wenig Calcium vorhanden ist. Das eigentliche Problem besteht darin, dass aufgrund von Störungen beim so genannten Langstreckentransport Calcium von der Wurzel nicht oder nur in ungenügender Menge an den Zielort "Frucht" gelangt. Daraus resultiert ein mangelhafter Aufbau der Mittellamellen der Zellwände, die notwendige Zellwandstabilisierung unterbleibt und es kommt zum Zusammenbruch der Zellwand bzw. lokal begrenzter Gewebebereiche. Meist sind dicht unter der Schale ca. 3-10 mm große, dunkelgrüne bis braune Flecken zu erkennen, die bei stark ausgeprägtem, länger anhaltendem Mangel außerdem leicht eingesunken sind. Es handelt sich um abgestorbene, eingetrocknete Gewebebereiche, die korkig und bitter schmecken. In Entsprechung zur Vielzahl der Schadursachen gibt es viele Gegenmaßnahmen. Einige können bei älteren Obstbäu-men zu einer Verringerung der Stippe führen:
  • Durch Erziehung und Schnitt auf ausgewogenes Blatt/Frucht-Verhältnis achten.
  • Sommerschnitt durchführen, um vegetatives Wachstum zu bremsen, Beschattung der Früchte zu verringern und ihre Verdunstung zu erhöhen.
  • In der Ertragsphase soll die Trieblänge 50 cm nicht überschreiten (Faustzahl).
  • Auf ausgewogenen Fruchtbehang achten.
    Mit diesen Gegenmaßnahmen lässt sich nicht nur die Stippe vermindern, sondern es werden auch die Lagerfähigkeit verbessert und verlängert sowie andere Störungen, wie Korkfleckigkeit, Fleischbräune und Glasigkeit verringert.
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    Schutz vor Frostrissen

    Im Winter treten häufig starke Wechsel zwischen intensiver Sonneneinstrahlung bei Tage und deutlichen Frostgraden in der Nacht auf. Die großen Temperaturdifferenzen zwischen Tag und Nacht sowie zwischen sonnenzugewandter und -abgewandter Seite führen zu erheblichen Spannungen im Gewebe, die Frostrisse und -platten entstehen lassen können. Vor allem ältere Stämme und Baumpartien, deren Rindengewebe nicht mehr so dehnungsfähig ist, sind besonders gefährdet. Als Abhilfe erhalten diese Bereiche einen Anstrich mit einer Kalkbrühe. Ebenso wären eine Strohmatte, die um den Stamm gewickelt wird, oder ein angebundenes bzw. vorgestelltes Brett an der Südseite wirkungsvolle Schutzmaßnahmen.
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    Pflanzenschutz

    Regelmäßige Kontrollen sind darüber hinaus wesentlicher Bestandteil eines erfolgreichen Pflanzenschutzes. Im Freizeitgartenbau ist der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel das angestrebte Ziel. Werden Krankhei-ten und Schädlinge rechtzeitig erkannt und die entsprechenden Maßnahmen ergriffen, können auch mechanische Methoden wie Schnitt oder Entfernen befallener Früchte, biotechnische sowie biologische Verfahren ausreichenden Erfolg erzielen. Der Hobbygärtner ist zudem in der glücklichen Lage, kleinere Qualitätseinbußen oder geringfügige Ertragsminderungen tolerieren zu können. Durch konsequente Einhaltung bekannten Maßnahmen wie standortgerechte Pflanzenwahl, Bodenpflege, ausgewogene Düngung, ausreichender Pflanzabstand, lichte Kronen durch regelmäßigen Schnitt, Hygiene, geeignete Sortenwahl, Schonung und Förderung von Nützlingen kann die Schadenswahrschein-lichkeit stark herabgesetzt werden.
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    © Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V. (November 2005)