Fahrt – Lage – Savudrija

Savudrija liegt ziemlich genau 814 km von meinem Wohnort Mötzingen entfernt. Das ist ziemlich weit, aber immer noch gut an einem Tag mit dem Auto zu schaffen. Und: Zum Meer gibt es kaum einen kuerzeren Weg. Wenn man die Autobahn-Maut-Gebuehr durch Oesterreich und Slowenien in Kauf nimmt, dann ist die Strecke auch für „geographische Non-Blicker", wie ich einer bin, kinderleicht zu finden. Man faehrt von uns aus Autobahn Richtung Muenchen, dann Autobahn Richtung Salzburg, dann Autobahn Richtung Ljubljana, dann weiter Autobahn nach Koper (Richtung Triest) – Bei Koper findet die Autobahn dann schliesslich ihr Ende und wir haben noch etwa 30 km gut ausgeschilderte Landstraße bis zur slowenisch-kroatischen Grenze bei Portoroz vor uns. Hier verlassen wir Europa – das merkt man, weil es ueberhaupt eine Grenze gibt und den Kuna – die kroatische Landeswaehrung. Nach weiteren 15 km sind wir am Zielort angekommen (wie die „Navis" so schoen sagen.)

Die lange Autobahnfahrt war freilich anstrengend, aber keineswegs landschaftlich langweilig – bis Muenchen vielleicht, da wir die Strecke bis zur bayrischen Landeshauptstadt natuerlich kennen, aber dann geht es schliesslich ueber und durch die Alpen hindurch und das ist – vor allem bei guter Sicht – faszinierend. Wir (Maritta, Nicole und ich) haben die Fahrt auf eineinhalb Tage verteilt. Freitag sind wir gegen 14 Uhr losgekommen, um 20 Uhr haben wir uns hinter Salzburg (Ausfahrt Golling) – also mitten im Gebirge – eine Bleibe gesucht. Wir zahlten im EZ fuer eine angenehme Nachtruhe mit Fruehstueck je € 25.- und waren zufrieden. Am nächsten Morgen wollten wir gleich weiter in Richtung Meer. Fast schon am Ziel haben wir dann noch das slowenische Kuestenstaedtchen Koper besichtigt. Dieser Besuch vermittelte uns schon eine Einstimmung auf das Flair unserer Urlaubsgegend. Ein beschaulicher, mittelalterlicher Stadtkern mit arkadengeschmueckter Loggia und Dom (siehe Photo), ein Markt (die Haendler vom Flohmarkt packten gerade ihre Sachen zusammen), und ein Durcheinander von slawischen Sprachen und italienisch, ließen uns bereits den Kulturaustausch mit Italien – der historisch wie geographisch leicht nachvollziehbar ist – sinnlich erleben.

Die Reisekosten (zwei Wochen Aufenthalt) mit dem Auto setzten sich 2009 mit einem Fiat Doblo´ folgendermaßen zusammen:

Vignetten:

Oesterreich: 2 mal 10-Tages-Vignette, (€ 7,70), € 15,40.-

Slowenien: Halbjahresvignette € 35.-

Mautgebuehr: 16,00; einfach), € 32.-

Benzin: ((Super), ungefähr € 75.- einfach) , € 150.-

Reisekosten insgesamt: € 232,40.-

Durch Fahrgemeinschaften von zwei bis drei Leuten im Auto sind die Reisekosten ganz gut verdaubar. Es ist einfach praktisch in Savudrija ein Auto bei sich zu haben, denn man kann schoene Ausfluege machen, die mit oeffentlichen Verkehrsmitteln kaum erreichbar sind. Die Anreise ist aber freilich auch mit dem Zug (bis Triest, Venedig oder Ljubljana) und Bus moeglich. Jedoch braucht man dazu wohl ganz gute Nerven, wie zwei TN von uns berichtet haben. Bringt man genuegend Zeit mit und moechte vielleicht sowieso noch Venedig, Triest oder Ljubijana besichtigen, dann ist die Reise mit den oeffentlichen Verkehrsmitteln aber durchaus zu erwaegen. In diesem Falle geben wir unsere Erfahrung gerne weiter.
 
Koper                                     Anette  beim Erkunden der Galerien in          Susanne in Motovun
                                            Groznan                       Foto: Maritta 
 
 
 
Barocktuere in Groznan                    Blick ins Land von Groznan               Nicole in Porec
 
 
 
 
Auto im Bergdorf Motovun         Motovun von fern
 
Romanisches Haus in Porec                              Stadtpalast Porec
 
  Zu den Photos:                                             
 
Mir gefällt an unserem Reiseziel Savudrija besonders gut, dass hier in Istrien Naturerfahrung in einem gleichzeitig sehr alten und für Europa bedeutenden Kulturraum möglich ist.  Rückzug für die Taiji-Meditationsübungen einerseits, Ausflüge, die unseren Blick nach innen und außen weiten und die fuer uns die Geschichte Europas spürbar werden lassen andererseits, sowie suedlaendische Lebensart schnuppern, das bietet sich alles hier an. Zum ersten mal in meinem Leben habe ich uebrigens Trueffel gegessen, mit einer Polenta und einem Glas sehr gutem Rotwein.   
 

Savudrija – Villa Anna - Ankunft

Gegen 16 Uhr sind wir in Savudrija angekommen und standen direkt vor der Villa Anna. Die Haeuser in dem kleinen Fischerdoerfchen plus Kirche am aeußersten Kap der istrischen Landzunge kann man an zwei Haenden abzaehlen. So ist auch kein Platz fuer den Laerm von Massentourismus dort, wohl aber hoert man eine Vielzahl von Vogelarten (die Nachtigall konnte auch nerven, wie Nicole feststellen musste). Mal kraeht ein Hahn, morgens um sechs laeuten die Kirchenglocken und noch frueher kann es sein, dass man Motorengeraeusche von in den Hafen hereinfahrenden Fischerbooten hoert. Wer sehr geraeuschempfindlich ist, sollte sich bei mir oder beim Vermieter erkundigen, welches Appartement „Fort Knox der Stille" gleicht. Ausser der Villa gibt es in Savudrija beginnend, an der Kueste sich entlang ziehend, einen großen Campingplatz unter Kiefern. In der Mehrzahl haben wir dort Mitte Mai stehende Campingwaegen von Einheimischen gesehen. In der Hauptsaison wird der Campingplatz dann aber auch von vielen Deutschen und Italienern genutzt – aber dann sind wir ja schon wieder weg…

Fuer Campingfans waere der Platz alternativ zur Villa sicherlich eine echte Alternative der Unterbringung waehrend dem Taijiseminar.

Auf die Villa Anna war ich sehr gespannt, denn alte, historische Haeuser – ob Bauernhaeuser oder Villen haben oft einen ganz besonderen Charme. Das hat die Villa Anna auch, die – errichtet gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts – auf eine wechselvolle Geschichte zurueck blickt, von der mir ihr heutiger Besitzer gerne erzaehlt hat.

Insgesamt haben wir es alle – glaube ich – genossen, eine - beziehungsweise zwei Wochen - Haus und Garten fuer uns zu haben. Freilich, wer Perfektion im Detail erwartet, kann in der Villa Anna schon mal mit Stoerungen konfrontiert werden. Doch aufkommende Probleme, wie etwa eine Ameisenstraße, die sich ploetzlich durchs Appartement zieht, werden vom deutschsprechenden Gaertner, einem Allround-Genie fuer das Haus, charmant aufgenommen und wenn es irgend moeglich ist, geloest. Die Einrichtungen der Appartements sind praktisch und mit viel Sinn fuer das Haus ausgewaehlt, die sanitaeren Anlagen sind modern.
 
Zu den Photos: Photos der einzelnen Appartements der Villa, sowie deren Grundrisse und Lage im Haus, können Sie direkt auf der Website der Villa einsehen. www.villa-anna-adria.de 
 
 
Villa Anna von vorn                                              Villa Anna Garten vorn
 
 
 
Villa Anna Garten vorn und Dorfstraße                      Villa Anna Garten hinten beim Pool
 
 
 
Villa Anna hinten mit Pool                                     Treppenaufgang zum Pool
 
 
Haupteingang Villa Anna            Meditationsraum                             Meditationsmitte mit Fundstücken
 
 
Aussicht vom zweiten Stock                                  Blick aus einem Fenster vom zweiten Stock
 

Die Villa Anna liegt mitten in einer laendlichen Umgebung und so haben wir Bekanntschaft gemacht mit folgenden „Kameraden":

Mimmi muss unbedingt als Erste genannt werden, denn auf sie wurde sogar gedichtet (siehe der Abschiedssong). Ihr Charme ist umwerfend – binnen weniger Tage wurde die streunende Katze zur Hausprinzessin. Die Besitzer der Villa waren freilich ueber den Zuwachs nicht begeistert, denn, da sie selbst ein grosses Herz fuer Tiere haben, mussten sie schon mehrmals die ausgesetzten Hunde und Katzen von verantwortungslosen Urlaubern bei sich aufnehmen. Auch Mimmi wird nach dem Sommer ein neues Zuhause bekommen. Zur Zeit wird sie in Savudrija durchgefuettert.
 
 
 
 
Eine japanische Fabel zur Glueckskatze:

Mimmi ist eine Glueckskatze aufgrund von den drei Farben in ihrem Fell. Wieder zuhause habe ich festgestellt, dass in Japan Fabeln zu Glueckskatzen erzaehlt werden. Eine dieser Geschichten berichtet uns, dass Mikeh, die Glueckskatze, eines Tages ihr Haus und ihre Leute verlaesst, weil sie herausfinden moechte, warum ihre Menschen vom Glueck verlassen worden sind. Sie macht sich auf zum Katzenkoenig, der in den Erzaehlungen der Alten immer vorkam, der aber – wie andere sagen – gar nicht wirklich existieren soll, sondern, der nur ein Bild, ein Symbol, ein Gleichnis sei. Doch Mikeh macht sich auf – er glaubt an die EXISTENZ des Katzenkoenigs und will ihm unbedingt persoenlich begegnen. Auf seiner langen Reise kommt er auch in das Haus der schwarzen Katze, der roten Katze und schließlich der weißen Katze. Von allen lernt er etwas. Die schwarze Katze lehrt ihm, dass die Erkenntnis und die Vernunft, die wahren Werkzeuge sind, um ein Problem zu analysieren. Die rote Katze konfrontiert ihn mit den Eigenschaften Mut, Wille und Furchtlosigkeit, um im Alltag bestehen zu koennen und damit das Glueck zu finden. Die weiße Katze verfuegt ueber dienende Liebe fuer den Gast und sie uebt sich in  Selbstlosigkeit. Sie akzeptiert das Schicksaal, so wie es ihr begegnet, ohne sich dagegen aufzulehnen. Alle drei Katzen wollen Mikeh bei sich behalten, sie werben darum, dass die kleine Katze ihren Plan aufgeben soll, welcher den anderen nur einer Illusion gleicht, denn keine der einfarbigen Katzen kann an die reale Existenz des Katzenkoenigs glauben. Doch Mikeh hat einen Drang in sich, der ihn weiter treibt; Er muss seinen eigenen Weg gehen, um Antwort auf die Frage zu erhalten, was Glueck eigentlich ist. Und so trifft er nach vielen Entbehrungen auf den Katzenkoenig Njan Njan. Der sagt, nachdem er Mikeh lange zugehoert hat:

Ich bin froh, mein Lieber dass du dich nicht von deinem Weg hast abbringen lassen. Es stimmt wohl, dass viele meine Existenz vergessen haben oder sie in das Reich der Fabeln verweisen. Das ist auch nicht weiter schlimm, wie ich meine, denn jeder darf ja meinen und glauben, was er will, wenn es sich fuer ihn stimmig anfuehlt. Nur stimmt es mich nachdenklich, dass sich viele unserer Zeitgenossen das Leben so schwer machen, indem sie, anstatt eine Sache selbst zu pruefen, sich mit Hoerensagen begnuegen.

Doch in letzter Zeit merke ich, dass sich etwas veraendert: Es gibt immer mehr Katzen wie dich, lieber Mikeh, die sich auf ihre innere Stimme verlassen und ihren eigenen Weg nicht aus den Augen verlieren. Denn, das hast du sicherlich bemerkt, nur der eigene Weg fuehrt zu mir: immer der eigenen Schnauze nach. Immer mehr Katzen wollen diesen eigenen Weg gehen und gelangen deshalb zu mir…" (wer die Geschichte ganz lesen will: Christopher A. Weidner, die Glueckskatzenphilosophie, ISBN 978-3-426-64923-7)

Ich wuensche uns allen Mikehs Mut, unseren je eigenen Weg zu gehen… Mimmi ist eine Glueckskatze!

 

 
 
 
Krebse gibts am Strand so viele, dass selbst die Moewen und die Eidechsen dieser Spezies nicht die Bohne einer Konkurrenz machen können. Badeschuhe sind also wirklich angesagt, auch weil der Felsenstrand am Haus zwar schoen fürs Schnorcheln ist, für den einfachen und etwas vorsichtigen Badegast, wie ich einer bin, aber schon eine Herausforderung darstellt, was den Einstieg betrifft. Ausser den Tieren direkt im und am Wasser haben wir morgens immer einen Fasan beobachten können und einmal, nur ein paar Schritte von der Villa entfernt, ein Reh.  
 
Das Meer
 
Was für den Einen ein Manko ist, das ist für den Naechsten ein Plus. Denn durch die Felsenkueste ist das Wasser sehr klar. Kies- und auch einen Sandstrand gibts ein paar Kilometer weiter weg. Einige von uns sind auch gerne dorthin gefahren. Ich selbst hab es geliebt, ins Meer zu "glotzen" - und das nur drei Schritte vom Haus entfernt. Hierzu war der Felsenstrand gerade richtig, da er halbversteckte Plaetzchen bietet. Hier einige Eindruecke von meinen Plaetzchen aus.
 
 
 
    
                                                                 Bild: Annette
 
 
Unser Seminar:
 
  
                                       Bild: Marita                                                   Bild: Marita
 
Bea                          Bild: Marita     Elke                      Bild: Marita
 
 
 
Hier der Tagesplan: Achtung: Unterteilung in Gruppen: A, B, C1, C2
 
6.45 Uhr:            Alle:              Treffpunkt vorderes Tor
7-7.45 Uhr:   meditative Stehuebungen, Qigong, "Loosening exercises" am Meer.
 
9-9.30 Uhr:       Gruppe A:        Einführung in Taiji (Kurzform)
9.30-11.oo Uhr: Gruppe C1, C2: Taijiform (M. Chu King Hung), 2. Teil, in Gruppen.
11.00-12.00 Uhr: Gruppe B:       Taijiform (M. Chu King Hung), 3. Teil, Yin-Yang Vertiefung.
 
 
16.30-17.00 Uhr: Gruppe A, B:   Einführung in die Kurzform (Wee Kee-Jin)
17.00-18.00 Uhr: Alle:              Partnerübungen, Loosening exercises (Einführung)
18.00-18.30 Uhr: Gruppe C2:     Formkorrektur
18.30-19.00 Uhr: Gruppe C1:     Formkorrektur
 
 
21.45 Uhr:          Alle:              Stille und Entspannung, Meditation.
 
 
Das fruehe Aufstehen gestaltete sich freilich für die meisten von uns als echte Herausforderung. Sie wurde jedoch belohnt, damit, dass morgens am Strand die Luft und das einfache Dasein dort erfrischend und lösend zugleich ist. Das sanfte Schaukeln der Wellen um uns herum hat die Uebungen und das "Loslassen" in die Struktur der Uebungen hinein, unterstützt. Es gab hier keine Unterrichtssituation, sondern das einfache Mitmachen stand im Vordergrund. Die Fotos von Elke und Bea (siehe oben) sind in diesen fruehen Stunden entstanden.
 
Unterricht in konzentrierter Form gab es in den einzelnen Gruppen von 9-12 Uhr. Ich war "happy", dass trotz der  schon hohen Temperaturen ihr alle so intensiv mitgemacht habt. Vielen Dank hierfuer! Um 12 Uhr war dann "Siesta" - Zeit fuer mich fuer ein "Nickerchen". Andere sind an den Strand oder haben ein ausgiebiges Mahl zelebriert (dann wohl auch mit "Nickerchen" hinterher).
 
Am Nachmittag habe ich versucht, Euch in die "Loosening exercises" der "neuen" Schule, in der ich mich jetzt bewege (Wee Kee-Jin), einzufuehren. Eure Begeisterung war hierbei nicht durchgaengig auf dem Hoechststand. Inzwischen haben aber doch einige mehr von uns festgestellt, dass diese Uebungen für alle Taijiformen ein Geschenk sind, da sie die grundsaetzlichen Prinzipien von öffnen und schließen, sinken und steigen, einueben. Wir werden diese Dinge also weiter verfolgen...
 
Die Partneruebungen im Anschluss waren dagegen wie ein Spiel - oder? (Siehe die Photos unten). Auch sie werden wir weiter verfolgen, da nur im Austausch mit dem Partner eine Kontrolle gegeben ist, die uns zeigt, ob wir die Prinzipien, auf die alle Taijiformen aufbauen, auch anwenden koennen.                   
 
 
 
 
Franz und Anette                     Bild: Wolfgang       Monique und Freddy                    Bild: Wolfgang
 
 
Conni und Maritta                       Bild: Wolfgang     Sylvia und Sigrid                       Bild: Wolfgang
 
Nach dem Abendunterricht war wieder eine lange Pause. In Grueppchen wurde gekocht, oder ein Restaurant am Ort besucht (es gibt drei Restaurants nur wenige Schritte von der Villa Anna entfernt). Alle zusammen haben wir beim Empfangs- und Abschiedsessen einen lange Tafel gefüllt. (Siehe Photos)
 
 
 
 
Empfangsessen                           Abschiedsessen
 
 
Manchmal fiel es schwer, aus dieser geselligen Stimmung noch zurueck zu finden in die Meditation um 21.45 Uhr. Einige von Euch tauchten nie dort auf. Wein und Gesang oder ein gutes Gespräch hielt Euch auf. Es ist, wie so oft im Leben, man muss sich entscheiden, alles auf einmal geht halt nicht. Hier fand ich es gut, dass gegenseitig Toleranz geuebt wurde, so dass beide Wege bis zum Schluss unseres Aufenthaltes moeglich waren. Trotzdem moechte ich im kommenden Jahr diese beiden Wege etwas staerker trennen. Das heisst freilich nicht, dass in beiden Wegen nicht ein Anteil des anderen vorhanden ist. (Siehe unter Ferien die Ankündigung für 2010). Schau´n wir mal, wie diese Weiterentwicklung ausgeht...
 
Jetzt kommt aber der Song, den Bea, Monique, Freddy, Doris und Alice am Strand auf unser Seminar gedichtet haben. Sie haben ihn mit viel Enthusiasmus im Rahmen unseres Abschiedsessens vorgetragen (siehe Photo).
 
 
 
 
 
Kultur:
 
Vom Standort "Villa Anna" lassen sich mit dem Auto innerhalb von einer halben bis zu einer Stunde Fahrtzeit Orte und Baudenkmaeler besuchen, auf die man den folgenden Gedanken von Augustinus (354-430) anwenden kann:
 
Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon."
 
Bereits 100 Jahre bevor Augustin diese Erkenntnis erlangen konnte, existierte in Porec bereits eine organisierte Christengemeinde, die sich an geheimen Orten traf. Die Basilika (heute Weltkulturerbe), so wie wir sie heute besichtigen koennen, wurde in der Mitte des 6. Jahrhunderts auf den Vorgaengerbauten dieser fruehen Gemeinde errichtet. Von ihnen kann man noch Mosaikfußboeden bestaunen, wie sie in roemischen Villen und Palaesten ueblich waren. Die hierauf dargestellten Weinranken mit ihren reifen Trauben weisen freilich als christliches Symbol auf das Geheimnis der Eucharistiefeier/Abendmahl. Der Bau des 6. Jahrhunderts zeigt den Einfluss von Ravenna – oestlich byzantinische und westeuropaeische Formen sind zu einer neuen Einheit verschmolzen.
Dafuer ist Istrien ueberhaupt durch die Historie hindurch ein redendes Zeugnis, Schmelztiegel zu sein zwischen den oestlichen, slawischen Laendern und der westeuropaeischen Kultur und ihres Machtanspruches auf das Gebiet an der Adria (Rom, Venedig, Österreich).
Ich bin fasziniert von der Basilika in Porec, die Photos koennen nur einen kleinen Eindruck hiervon vermitteln, man muss einfach dort sein. Im kommenden Jahr moechte ich mit der 1. Gruppe (15. Mai – 27. Mai 2010) das Pfingstfest dort erleben.
 
                                                               Photo: Wolfgang
                               
                             
 
 
Ein weiteres Kleinod christlicher Baukunst findet man ebenfalls in etwa 40 Min. Fahrtzeit von der Villa Anna entfernt, im slowenischen Hinterland von Istrien. Die Kirche von Hrastovlje taucht voellig unerwartet in einer sehr laendlichen Umgebung vor unseren Augen auf. Die Kirche ist heute noch durch eine Wehrmauer umgeben. Einst diente die Mauer zum Schutz gegen die Einfaelle der Tuerken. Auch an diesem Ort fuehlt man sich einerseits in die Vergangenheit versetzt, andererseits thematisieren die Malereien der Kirche (1490 abgeschlossen) Zusammenhaenge, die bis heute Menschen und damit die Besucher der Kirche bewegen.
 
 
 

Die Bilder erzaehlen die biblische Schoepfungsgeschichte und die Geschichte des Menschen mit Gott. Der schickt schliesslich seinen Sohn in unsere Welt - damit beginnt eine Zeitenwende. Sie wird angezeigt durch den breiten Raum, der von der Darstellung an der Nordwand der Kirche eingenommen wird: Die Reise der drei Weisen aus dem Morgenland zum Stall nach Bethlehem. Sie folgen einem Stern und schauen schliesslich das Kind…

Wenden wir uns der gegenueberliegenden Seite der Kirche zu, dann blicken wir in die Gesichter von in der Mode der Zeit gekleideten Menschen. Arme, Reiche, Haendler, Priester, Bischoefe – alle gehen sie einmuetig dem einen Ziel entgegen: dem Ende ihres Lebens. Diese Konfrontation ins Bild gefasst schockt bis heute – vorausgesetzt man laesst sich etwas Zeit. Die so genannten Totentanzdarstellungen waren in der Zeit, in der unsere Kirche ausgemalt wurde, nicht ganz unueblich. Dass die Darstellung jedoch einen so breiten Raum einnimmt, erstaunt schon, und deshalb ist die Kirche wohl auch weit ueber die Landesgrenzen hinaus, berühmt geworden.
 
Mit dem christlichen Glauben gesprochen, bewege ich mich wie die Weisen auf das Kind, das der Christus ist, zu. Den Zuspruch, dass ich durch sein Dasein vom Tod errettet bin, werde ich irgendwann in seiner ganzen Fuelle schauend verstehen. Bis dahin leitet mich der Stern, dem ich folge. Ich bin auf dem Wege zu IHM, Christus, auf den ich vertraue und hoffe. Ich brauche den Tod nicht zu fürchten. (Auch wenn ich das trotzdem oft tue). Ernst nehmen aber soll ich die Frage, was wirklich zaehlt für mich, in meinem Leben. Wohin verschenke und auf welche Beduerfnisse verwende ich meine Kraft und Energie?
 
Wenn der Besucher mit dieser Frage den Kirchenraum wieder verlaesst, so hat die Malerei das erreicht, was sie soll: Zu einer Kommunikation anregen, die sich ereignet zwischen den Zeiten, die in allen Zeiten Gueltigkeit besitzt und die zum Gespraech des Geschoepfes mit seinem Schoepfer (ob stumm, oder in Worten) werden kann.

Leider ist es nicht erlaubt, im Innenraum der Kirche zu fotografieren. Deshalb hier nur ein Bild vom Gebaeude aussen. Kommt/Kommen Sie einfach mit im Mai 2010. Ich freu mich drauf!

Neben solch schwergewichtigen Ausfluegen in die europaeische Geistesgeschichte und auch in die je eigene Geschichte hinein, haben wir 2009 auch Ausfluege gemacht, die einfach landschaftlich sehr schoen waren und die meinen Spruch „Locker, Locker" der immer zu Beginn der Qigong- bzw. Taijiuebungen erschallt, vielleicht ueberhaupt als Lebensgefuehl  uebersetzen. Ich denke an die Bergdoerfer Motovun und Grosznan (siehe die Fotos am Anfang meiner Schilderung), aber auch an ein abendliches Fischplatte essen gehen im Hafen von Savudrija. Fuer mich entstand auf diese Weise eine gute Mischung, welche den tiefen Gehalten die Moeglichkeit gab, auszustrahlen, in die sonnigen Gefilde des einfachen Daseins.
 
 
Vielen Dank an Euch für das Vertrauen, das ihr mit entgegen gebracht habt und vielen Dank auch fuer Euer  persoenliches Einbringen in die Dinge! Und vielleicht auf eine Wiederholung in 2010,
 
Eure/Ihre  Anette