Eine Motion für Emotionen

«Lange vor dieser Reise war ich voller Erwartungen, was…!» STOP. Nein, ich pflege mich, aber keinerlei Erwartungen. Die nehmen meist den Mund viel zu voll und entschuldigen sich nicht mal, wenn sie wieder enttäuscht haben. Nein, ich war nur etwas nervös, als ich morgens um 9 nach drei Jahren eine Maschine der Air Transat bestieg.

Eines aber wusste ich bereits beim Abflug: Die Reise wird vollgepackt mit Emotionen sein. Woher ich das wusste? Weiss ich nicht. Wobei: die letzten Jahre haben den grössten Teil der Menschen mehr geprägt, als ich dachte. Umsomehr war ich gespannt, wer und was mich nun erwarten wird. Aha, also doch eine Erwartung?

Eine Vorahnung kann jede Erwartungshaltung völlig ersetzen. Meine Ahnung war, dass diese Reise emotionaler wird, als die meisten frühren Trips. Zudem fand ich Schmeichel in ganzen Einheiten vor. Ich bin geschmeichelt, dass gleich drei Events stattfinden werden, die mich als Gast erwarten. 

  • Verena und Edgar Wehrli haben gastfreundlich ein sonniges Familienfest der Wehrli's in ihrem Garten organisiert. 
  • Ruth Bucher-Zumbrunn, Willy Weymuth und Jürg Honegger haben sich als glänzendes Organisatorenteam für die Klassenzusammenkunft der besonderen Klasse entpuppt. 
  • Andreas Hirschi hat nicht nur den Garten, sondern seine ganze Energie in ein «Wiedersehen macht Freunde» Event gesteckt. 

Ich bin allen Menschen enorm dankbar, die ich auf dieser wundersamen Reise wiedergetroffen oder zum ersten Male gesehen habe. All die anderen Freunde aus meinem Leben werde ich im nächsten Jahr hoffentlich zum Plaudern treffen. 
Apropos  Plaudertasche: Meine sieben Jahre-Canada-Highlights habe ich vorsichtigerweise in ein Booklet gepackt und vor der Party verteilt. Damit wollte ich verhindern, dass ich alle Anwesenden mit meinen Geschichten zulabern werde. Ich bin mehr an anderen Geschichten interessiert, die ich noch nicht kenne. 
Damit wurde ich in diesen zwei Wochen ausgiebig bedient und beglückt. 
Dankeschön. Merci beaucoup. Thank you. 


Christian
A Canadian Tourist in Switzerland. 

Familienbande

 Das sind in etwa 15 direkt verwandte Menschen, die aus der Familie Alice und Rudolf Wehrli stammen. Dachte ich zumindest. Doch die Zahl 32 schwebte im Kopf und in echt in der Luft. Wer sind alle diese Leute, die ich nicht oder noch nicht kenne? Nun, das Rätsel hat sich an diesem sonnig-heissen-schönen Tag gelüftet: Die nächste Generation. 
«Hallo, ich bin der Onkel Christian aus Kanada» wollte ich als Begrüssung raushauen. War aber nicht nötig, denn irgendwie und irgendwer hat verraten, wer dieser langhaarige, schwergewichtige Typ ist. 
Welch ein Tag!

Klassenbande

Wer in die Geschichte eintauchen will, muss zuerst Mal schwimmen können. Als Schüler der Klasse R4C waren wir das Schwimmen im Unterricht gewohnt. Unsere drei Lieblingslehrer Hanspeter Siegrist, Jean-Paul Tellenbach und Bruno Wenk wissen davon und schmunzeln heute noch über diese Band an pubertierenden Unwissenden.
Ruth, Willy und Jürg dachten sich Ähnliches und haben der Zusammenkunft mit Klasse und Geschichtsunterricht rund um Muttenz beschert. 
Ich bin noch immer erstaunt, wie viele Menschen mich nach so vielen Jahren Absenz noch kennen und auch treffen wollen. 
Ihr alle habt echt Klasse mit der Höchstnote R4C. 
Thank you so much. 

Freundesbande

Obwohl die Bande der Freundschaft immer wieder geknüpft werden, hat sich das Wirrwarr nicht eingefunden. Im Gegenteil. Diese Bindungen halten Jahrzehnte aus und sind entsprechend stark geblieben. 
Meine Freunde hier haben direkten Anteil an Esthi’s Leben genommen. Das vergesse ich diesen empathischen und gut aussehenden Menschen niemals. 
Freund schafft Liebe. Diese Menschen hier haben das auch wunderbar geschafft. 

Kunstbande

Laura Wilkesmann ist meine Kreativ-Ehefrau. Laura spinnt. Christian spinnt. Zusammen spinnen wir Dinge zusammen, die an sich nicht für Verbindungen geeignet sind. Farbe, Pinsel, Füllfeder, Papier, Ideen, Visionen, Absurdes und Ungegenständliches sind in unserer beider Koffer zu finden. Und das ist gut so.
Mit Laura unterwegs zu sein ist kurzweilig, überraschend und immer wieder erstaunlich. 
Staunen tun wir beide gerne und ausgiebig. Auch wenn es lediglich ein Ding mit Köpfchen, also ein Duschkopf ist.
Danke, Laura. 

Generationenbande

Wie das Wort schon sagt, sind hier generisch fantasievolle Menschen am Heranwachsen. Manche dieser Jungen kannte ich noch nicht. Andere wie Andreas Hirschi lernte ich von einer neuen, intensiveren Seite kennen. Abgesehen von seiner Ausstrahlung ist Andreas auch ein hervorragender Mann, den ich immer mit dem Wort «Selbstverständlich» assoziiere. Für ihn sind Gastfreundschaft, Freundschaftsdienste und der nachhaltige Umgang mit der Umwelt ebenso selbstverständlich, wie das Menschsein. 
Andreas, der Selbstverständliche. 

Wörterbande

Allschwil. Morgens. Endstation. Sechserdrämmli. Ich warte auf Rutschmadame, alias Martina Rutschmann. Nein, wir kannten uns nicht oder höchstens vom Hörensagen, was an sich sagenhaft ist. Martina ist baselweit bekannt aus dem Telebasel Talk sowie als Journalistin bei der BaZ. 
Martina fiel mir auf. Mehrmals. Doch so richtig in mein privates Rampenlicht ist Martina mit ihrem Buch gerutscht: «Ohne Milch und Zucker» erzählt Geschichten von Menschen aus dem BSB in Basel. 
Ich wollte das Buch unbedingt haben, doch gibt es keine direkte postale Linie zwischen Basel und Newmarket. Doch Martina hat das wunderschöne, lebensnahe Buch einfach so nach Kanada rüberrutschen lassen. 
Nun sassen wir in Allschwil bei Kaffee und Cola und liessen das Gespräch fliessen. 
Et voila, Rutschmadame est très extraordinaire.