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Keine Show! Wie Hypnose funktioniert

Sie ist das erste, woran er denkt, sie ist das letzte, an das er sich vor dem Einschlafen klammert. Seit 30 Jahren hängt Thomas Müller an der Zigarette. Ein Leben ohne sie ist unvorstellbar. Und dann passiert etwas Sonderbares: Der Nikotinsüchtige begibt sich in Hypnotherapie.
Endlich Schluss mit dem Rauchen: Für viele Nikotinsüchtige ist die Hypno-Therapie der letzte Ausweg

Endlich Schluss mit dem Rauchen: Für viele Nikotinsüchtige ist die Hypno-Therapie der letzte Ausweg

Foto: dapd

Drei Wochen später ist der Marketingleiter clean. Statt nach der Zigarette zu greifen, trinkt er jetzt jedes Mal, wenn es ihn überkommt, Wasser. Dabei mag der 47-Jährige Selter überhaupt nicht. Die Hypnotherapeutin Martina Warsönke hat ihm geholfen, sein Unterbewusstsein umzuprogrammieren. Und Thomas Müller hat dabei aktiv mitgemacht.

Diese Form der Therapie ist nicht wie die Show-Hypnose. Der Patient behält die Kontrolle. Die Möglichkeiten dieser Behandlung sind vielfältig: Von Fettleibigkeit, über Ängste und Depression bis zu schwerwiegenden medizinischen Problemen - das Gehirn lässt sich überlisten, wie eine Festplatte, die neu beschrieben werden kann. Vorausgesetzt, der Betroffene will es wirklich.

Rolf Alexandre verlor bei einem Motorradunfall einen Arm. Seit 26 Jahren leidet er an Phantomschmerzen, die nur noch mit Morphium behandelt werden konnten. Schon nach der zweiten Sitzung bei dem Hypnotherapeuten Ortwin Meiss wacht er am folgenden Morgen ohne Beschwerden auf. Die kommen zwar wieder, aber im Laufe der Behandlung lernt der Patient, den Schmerz zu steuern und schließlich abzustellen. Auch belastende Erinnerungen und die damit verbundenen Emotionen lassen sich überschreiben.

Ulrike Köhler konnte nach einem schweren Unfall kein Martinshorn hören. Jedes mal bekam sie schweißnasse Hände und ihre Kehle schnürte sich zu. Nach zwei Sitzungen in Trance ist von diesem Gefühl und der körperlichen Reaktion nichts mehr übrig. Die Friseurmeisterin kann jetzt jedem Rettungswagen ohne Angst begegnen.

Dass es sich dabei nicht um Hokuspokus handelt, ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen. Die Veränderungen im Gehirn in Trance sind messbar. Auch Mediziner vertrauen der Methode. Zahnärzte arbeiten mit Hypnose, und sogar bei größeren OPs werden Patienten durch Trance vom Schmerz abgelenkt. Ohne die volle Dröhnung.

SPIEGEL-TV-Autorin Christina Pohl hat drei Hypnotherapien mitverfolgt und das Vor- und Nachher dokumentiert. Die Patienten wirkten wie nach einer Gehirnwäsche und konnten ihre alten Probleme kaum noch fassen.