Altersgerechtes Seniorenwohnen: Barrierefreiheit im Alter

Für die meisten Menschen ist es ein persönliches Bedürfnis so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Doch im fortgeschrittenem Lebensjahr kann der Alltag beschwerlicher werden.

Wer auch im hohen Alter im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung bleiben möchte, muss in der Regel einige bauliche Veränderungen vornehmen, um sich ein Leben mit möglichst wenig Einschränkungen einzurichten.

Spätestens wenn es absehbar wird, dass in naher Zukunft die Beweglichkeit der Bewohner nachlässt, sollte über einen barrierefreien Umbau der Wohnung nachgedacht werden. Wie umfangreich dieser Umbau vorgenommen wird, hängt von der ursprünglichen Ausstattung der Wohnung und den individuellen Ansprüchen des Bewohners ab.

Wohnen-im-Alter gibt in diesem Ratgeber hilfreiche Tipps und Hinweise zum altersgerechten und barrierefreien Wohnen. Was ist Barrierefreiheit? Wie baue ich Küche oder Bad um. Wer fördert den Umbau? Diese und weitere Fragen finden hier ihre Antwort.


Was ist Barrierefreiheit?

Was ist Barrierefreiheit?

Nicht jeder weiß, was der Begriff „barrierefrei“ genau bedeutet. Eine Definition hierfür findet sich im Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (BGG § 4): „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.“


Hinweis

Nur der Begriff „barrierefrei“ ist rechtlich definiert. Oft finden sich allerdings auch die Wörter „barrierearm“ oder „barrierereduziert“ in Wohnungsbeschreibungen wieder. Diese Wohnungen erfüllen die Kriterien der DIN-Norm 18040 für barrierefreies Bauen nur teilweise. Dennoch kann es sein, dass sie den Wünschen eines älteren Menschen gerecht werden.



Einfache Tipps und Tricks für ein barrierefreies Leben

Stolperfallen und Unfälle vermeiden

Die meisten Stürze im Alter geschehen durch Stolpern, das wiederum oft mehrere Gründe haben kann. Gesundheitliche Störungen wie Blutdruckschwankungen, mangelhafte Ernährung, Unterzuckerung bei Diabetes, Durchblutungsstörungen im Gehirn oder Krampfanfälle können die Gangsicherheit negativ beeinflussen.

Auch Medikamente wie Psychopharmaka gehören zu den Risikofaktoren. Stolperfallen entstehen durch Unebenheiten des Bodens in der Wohnung: Türschwellen, Teppiche, herumliegende Gegenstände, rutschige Fliesen und Duschkabinen im Bad, schlechte Beleuchtung, zu niedrige Toilettensitze und Betten. Mangelhaftes Schuhwerk erhöht ebenfalls das Risiko, zu stürzen.

Um im eigenen Zuhause selbstständig und barrierefrei den Alltag bewältigen zu können, muss nicht zwangsläufig ein kompletter Umbau der Wohnung durchgeführt werden: manchmal reichen kleinere Veränderungen aus. Die gesetzlich korrekte Barrierefreiheit ist zwar zu empfehlen, doch etliche Hindernisse können auch mit wenig Geld beseitigt werden. Stolperfallen wie Teppiche oder Fußläufer, z. B., sollten komplett entfernt oder sicher befestigt werden.

Häufig erhöht sich die Sturzgefahr auch dadurch, dass die Wohnung zu üppig oder zu eng möbliert ist. Hier empfiehlt es sich, nur wirklich standfeste und ausreichend gesicherte Möbel in der Wohnung zu lassen. Bewegungsfreiheit wird außerdem erreicht, wenn entbehrliche Gegenstände, z. B. Blumentöpfe und Deko-Artikel, ausgemistet werden. Des Weiteren sollten Treppen über einen zweiten Handlauf verfügen und gut beleuchtet sein. Wenn genügend Platz ist, kann zudem der Einbau eines Treppenlifts sinnvoll sein.


Hilfsmittel für das altersgerechte Wohnen

In vielen Bereichen erleichtern schon kleine Hilfsmittel den Alltag ungemein. Haltegriffe sind zum Beispiel überall dort nützlich, wo ein sicherer Halt gebraucht wird: im Bad, um in die Dusche oder auf das WC zu kommen, im Flur oder an der Balkontür, um ohne Stolpern über die Schwelle zu kommen.

Im Flur sollte außerdem ein Stuhl bereitstehen, damit die Bewohner beim Anziehen der Schuhe sitzen können oder ihre Einkaufstaschen abstellen können. Sitzmöbel sollten generell in ihrer Höhe auf den Pflegebedürftigen angepasst sein, um das Aufstehen und Hinsetzen zu erleichtern.

In der Küche kann schon das Umräumen der wichtigsten technischen Geräte in eine gut erreichbare Höhe das Leben bedeutend einfacher machen. Ein besonders sinnvolles Hilfsmittel ist ein Hausnotrufsystem, das vor allem alleinlebenden Menschen eine hohe Sicherheit bietet. Auch Verlängerungen an Fenstergriffen, elektrische Rollläden, oder Gehhilfen mit Einkaufskorb verbessern den Wohnkomfort.

Neben kleinen Veränderungen des Wohnraums sind Hilfsmittel wie Hüftprotektoren eine wichtige Sturzprophylaxe. Sicheres Gehen ist wichtig und sollte mithilfe eines Physiotherapeuten oder in einer Gangschule geübt werden.

Eine Kontrolle der eigenen Medikamente sollte stattfinden. Dann kann die Medikation angepasst werden und auf Medikamente zurückgegriffen werden, die keinen Schwindel verursachen.


Fitness und Beweglichkeit gegen Unfälle im Haushalt

Der beste Schutz gegen altersbedingte Unfälle in der häuslichen Umgebung ist fit zu bleiben. Dazu müssen sowohl die körperlichen als auch die geistigen Leistungsfähigkeiten regelmäßig trainiert werden.

Im Alter nehmen zwar die Zahl der Gehirnzellen und die Signalübertragung ab, aber mit vielseitigen Übungen lassen sich neue Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen herstellen, die den Verlust ausgleichen. Außerdem kann das erwachsene Gehirn auch neue Nervenzellen bilden, wenn man körperlich und geistig aktiv bleibt.

Praktisch erklärt – Wohnumfeld verbessernde Maßnahmen

Checkliste: Stolperfalle beseitigen

Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie alle gefährlichen Stellen entdeckt haben, überprüfen Sie anhand der folgenden Liste, ob weitere Mängel vorhanden sind, die es abzustellen gilt:

  • Ist der Zugang im Außenbereich durch ein Treppengeländer gesichert?
  • Sind die Fußböden und Treppen vollflächig mit rutschfestem Bodenbelag versehen?
  • Sind Treppen gewendelt oder die Stufen abgeschrägt? Wenn ja, sollten bauliche Veränderungen vorgenommen werden.
  • Sind bei Treppen Handläufe innen und außen angebracht? Handläufe sollten über den Anfang und das Ende der Treppe hinausgehen.
  • Ist ein elektrischer Türdrücker bzw. eine Sprechanlage vorhanden?
  • Gibt es ein Notrufhilfesystem, mit dem Sie im Falle eines Sturzes Hilfe holen können?
  • Kann das Telefon beim Sturz gut erreicht werden?
  • Ist ausreichend Licht vorhanden? Gibt es Bewegungsmelder und ein Nachtlicht im Schlafzimmer?
  • Sind Türschwellen vorhanden?
  • Ist die Tür breit genug für einen Rollstuhl oder Rollator?
  • Sind die Sitzmöglichkeiten in der Küche bequem mit Rollstuhl oder Rollator erreichbar?
  • Sind die Sitzmöglichkeiten in der Wohnung rutschfest?
  • Können häufig benutzte Gegenstände in Schränken gut erreicht werden?
  • Ist im Bad ein schwellenloser Zugang zur Dusche möglich?
  • Ist ein Duschhocker vorhanden?
  • Ist die Toilettenhöhe der Körpergröße angepasst?
  • Gibt es genügend Haltegriffe im Bad/Dusche/Toilette?
  • Sind alle Lichtschalter gut erreichbar?
  • Sind Ablagemöglichkeiten am Bett vorhanden?
  • Ist das Bett mit Rollstuhl oder Rollator erreichbar?
  • Ist die Betthöhe der Körpergröße angepasst?
  • Gibt es im Haushalt frei herumlaufende Haustiere?
  • Gibt es Gegenstände in der Wohnung, die zu Stolperfallen werden könnten?

Wohnen im Alter stellt zudem eine druckbare Checkliste zum Altersgerechten Wohnen zur Verfügung, welche Sie ausdrucken können. Anhand dieser können Sie selbstständig bewerten, ob die eigene Wohnung altersgerecht eingerichtet und ausgestattet ist und welche Verbesserungen Sie noch vornehmen können.


Info: Digitales Zeitalter

In Zeiten des Internets der Dinge, voranschreitender Digitalisierung, oder technischer Errungenschaften, gibt es auch hochmoderne Hilfsmittel, welche den Senioren oder Menschen mit Behinderungen das Leben im eigenen Zuhause erleichtern können. Das Stichwort hierbei lautet: Smart Home oder Ambient Assisted Living (AAL). Sprechende Schlüsselanhänger, Bedienung von Licht, Heizung und Rollladen per Fernbedienung oder Sprachsteuerung, können das Leben bereichern. Auch das Smartphone oder das Tablet kann mittlerweile mit dem Haus, der Waschmaschine, oder dem Briefkasten verbunden werden, oder klassischerweise die Kommunikation mit Freunden oder Bekannten aufrechterhalten. Weitere Informationen zum Einsatz von alltagsunterstützenden Assistenzsystemen.


Barrierefreies Bauen im eigenen Zuhause

Der Eingangsbereich

Der Eingangsbereich

Für eine bewegungseingeschränkte Person befindet sich oft bereits vor der Haustür das erste Hindernis: die Treppenstufen. Fest installierbare oder mobile, ausfahrbare Rampen-Systeme können dabei helfen, die Treppe mit einem Rollstuhl oder Rollator zu überwinden. Ist der Höhenunterschied jedoch zu hoch, und die Überbrückung somit zu lang für eine Rampe mit niedrigem Gefälle, kann ein Treppenlift, in Form eines Hublifts, Abhilfe schaffen.

Um die Türschwelle nicht zur Stolperfalle werden zu lassen, ist es ratsam beidseitige Türschwellen-Rampen für den Senior einzurichten. Zudem sollte der Zugang zur Wohnung idealerweise überdacht und gut ausgeleuchtet sein, so dass Hausnummer, Klingel und Türschild gut sichtbar sind. Ein Türspion – für Rollstuhlfahrer in Sitzhöhe -, sowie eine Gegensprechanlage sind ebenfalls hilfreiche Verbesserungen für eine barrierefreie Wohnung. Gerade für Höreingeschränkte ist eine laute Klingel, mit aufleuchtendem Licht oder Blitz eine Notwendigkeit. Dieses Ansprechen von zwei Sinnen, d.h. neben dem Ton- auch ein Lichtsignal abzugeben, ist bei Rauchmeldern enorm wichtig.

Für Senioren, die über zwei Rollatoren oder Rollstühlen verfügen – einen für innerhalb und einen für außerhalb des Hauses -, ist es sinnvoll, sie an einem Platz in der Nähe der Haustüre unterzubringen. So können die Anwender problemlos zwischen den Geräten wechseln. Sollte im Haus selbst kein Raum dafür zur Verfügung stehen, kann auch eine abschließbare Holz- oder Blechhütte außerhalb des Hauses benutzt werden.


Die Wohnräume

Wie bereits zuvor erwähnt, stellt die Treppe mit zunehmendem Alter eine anstrengende Hürde dar. Daher ist es sinnvoll diese Hürde so einfach und sicher wie möglich zu gestalten. Allerdings gibt es auch andere Maßnahmen, die für eine Verbesserung der Barrierefreiheit in den Wohnräumen sorgen:

  • Durchgängige Handläufe an beiden Seiten der Treppe
  • Ausleuchtung der Stufen durch LEDs
  • Anti-Rutsch-Beläge (Achtung: durch abruptes Stoppen des Fußes, kann man das Gleichgewicht verlieren. Daher schaffen Anti-Rutsch-Beläge nur bedingt Sicherheit)
  • Liftsysteme: Treppenlift, Sitzlift, Stehlift, Hublift oder Plattformlift
  • Fenster: niedrigere Griffe oder Fenstergriff-Verlängerungen (damit Senioren die Fenster auch im Sitzen öffnen können)
  • Elektrisch betriebene Rollläden
  • Standfeste Möbel (zum Abstützen)
  • Elektrisches Bett: Matratze lässt sich in Sitzposition bringen; hilft beim Aufstehen
  • Türen und Fenster sollten generell leicht zu öffnen sein
  • Ausreichend helle Beleuchtung
  • Beleuchtung mit Bewegungsmelder
  • Haltegriffe
  • Verbreiterung der Türdurchgänge für Rollstuhlfahrer
  • Abbau von Schwellen (z. B. bei Balkon oder Terrasse)
  • Anbringen von Lichtschalter und Steckdosen auf einer Höhe von etwa 85 Zentimetern über dem Boden: stehend und sitzend gut erreichbar
  • Kontrastreiche Gestaltung: Lichtschalter, Türgriffe und Handläufe sollten deutlich kenntlich gemacht werden

Das barrierefreie Badezimmer

Das Badezimmer

Im barrierefreien Badezimmer, wie auch in jedem anderen Raum, ist Platz enorm wichtig. Die DIN-Norm, nach dem sich Barrierefreiheit richtet, legt eine freie Bewegungsfläche von 120 x 120 cm fest. Allerdings sollten 150 x 150 cm angestrebt werden, damit ausreichend Platz für Rollstuhlfahrer oder Personen mit Gehhilfen gegeben ist.

Für bewegungseingeschränkte Personen ist die Dusche, die einfachste Möglichkeit, um sich selbst, oder mit Hilfeleistung, zu waschen. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Dusche bodengleich angebracht und mit einem rutschfesten Bodenbelag ausgestattet ist. Eine Sitzhilfe in der Dusche ist ebenfalls sinnvoll, da ältere Menschen oft Probleme mit langem Stehen bekommen.

Soll die Badewanne weiterhin genutzt werden, gibt es die Möglichkeit einen Hebesitz zu montieren, damit man sich in die Wanne auf- und absenken kann. Auch das Austauschen durch eine Badewanne mit Tür, ist hilfreich, um leichter in die Wanne zu gelangen.

Die Toilette

Die Toilette

Um die Toilette barrierefrei auszurichten, sollte laut DIN 18040-2 auf einer Seite mindestens 30 cm, auf der anderen 90 cm Platz sein, damit ein Rollstuhlfahrer die Toilette seitlich anfahren kann.

Darüber hinaus ist es wichtig auf die Höhe des WCs zu achten - eine Fernbedienung, mit der man die die Sitzposition höher oder niedriger stellen kann, ist ideal. Auch Haltegriffe sind in diesem Zusammenhang relevant - generell sind diese Hilfevorrichtungen im gesamten Haushalt eine große Bereicherung. Sie sollten beim Aufstehen wie beim Hinsetzen leicht zu greifen sein. Oben genannte DIN weist auf Griffe am WC hin, die mit der Oberkante 28 Zentimeter über der Sitzhöhe liegen.

Die Armaturen für Bad und Toilette sollten leicht zu bedienen sein - Schwenkhebel, oder besser noch, Drückergarnituren gewährleisten eine einfache Handhabung.

Hinweis

Neben dem WC sollten im Bad auch an Dusche, Badewanne und Waschplatz Haltegriffe angebracht werden. Dabei ist es wesentlich, dass die Wände stabil genug für die Anbringung sind. Ein Fachhandel oder Sanitätshaus kann bei der Beratung Hilfe leisten.


Das Waschbecken

Das Waschbecken

Bei den Waschbecken sollte eine unterfahrbare Variante gewählt werden, da sie für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Zudem kann man, je nach körperlichem Befinden und Bedarf, auch einen rutschfesten Stuhl darunter stellen, um eventuell Kraft zu schonen.

Um sich im Spiegel anschauen zu können, ist auf eine angemessene Höhe zu achten. Für Rollstuhlfahrer, oder eben beim Sitzen auf einem Stuhl, sollte es eine Verlängerungsapparatur geben, um den Winkel des Spiegels auf sich selbst ausrichten zu können.

Da es im Bad auf dem Boden durchaus nass werden kann, empfiehlt es sich rutschhemmende Fliesen zu verwenden. Diese haben eine raue Oberfläche und mindern das Risiko im Bad auszurutschen. Auch die Badezimmertür spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. So sind Schiebetüren, oder nach außen öffnende Türen, besser für pflegebedürftige Personen geeignet. Sollte es tatsächlich zu einem Sturz im Bad kommen, werden diese, im Gegensatz zu nach innen öffnenden Türen, nicht vom eigenen Körper blockiert und erleichtern daher den Zutritt. Bei Notfällen ist es ebenfalls wichtig die Türe von außen entriegeln zu können.




Das barrierefreie Schlafzimmer

Auch das Schlafzimmer kann mit entsprechenden Veränderungen barrierefrei ausgestattet werden. Dabei sind folgende Punkte zu beachten:

  • Das Bett sollte eine bequeme Höhe zum Hinsetzen und Aufstehen haben
  • Um genügend Bewegungsspielraum zuzulassen, gelten die anerkannten Platzmaße von 120 x 120 cm, bzw. 150 x 150 bei Rollstuhlfahrern
  • Es ist vorteilhaft, das Bett von drei Seiten her zugänglich zu machen: so ist es leichter, Hilfestellung zu leisten
  • Lichtschalter, oder Fernbedienung für das Licht, in der Nähe des Bettes anbringen
  • Kleiderstangen im Schrank sollten auf entsprechende Griffhöhe des Senioren angebracht werden, um das An- und Umkleiden zu erleichtern
  • Ein Garderobenlift kann beim Herausholen der Kleider hilfreich sein: Zieht man an einem Hebel oder drückt auf eine Fernsteuerung klappt die Kleiderstange automatisch aus dem Schrank

Die barrierefreie Küche

Die Küche

Eine barrierefreie Küche muss die Besonderheiten oder Einschränkungen des Benutzers berücksichtigen und gegebenenfalls mit dem Rollstuhl befahrbar sein. Die Einrichtung sollte daher der Größe und den Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person entsprechen, leicht zu bedienen sein und abgerundete Ecken besitzen.

Bedienelemente müssen durch farbliche Kontraste und Beschichtungen gut zu erkennen und zu greifen sein. Schränke und Geräte sollten aus flexiblen Modulen bestehen, damit sie auch aus dem Rollstuhl heraus gefahrlos zu erreichen sind: höhenverstellbare Oberschränke und unterfahrbare Arbeitsplatten sind somit ideal. Generell sind komplett ausziehbare Schubladen besser geeignet als Schränke, da man so auch im Sitzen gut an Töpfe und Pfannen kommt.

Der Herd

Elektrogeräte

Der Herd ist eine der größten Gefahrenquellen in der Küche. Um Unfälle mit Verbrennungen zu reduzieren, ist die Wahl eines Induktionskochfelds die beste Lösung, da dieser nicht so heiß wie andere Herdarten wird. Zudem funktioniert die Wärmeproduktion nur, wenn ein Topf auf der Platte steht. Hilfreich ist auch eine ausziehbare Arbeitsplatte, auf der heiße Töpfe aus dem Ofen vorübergehend abgestellt werden können.

Bei den Backöfen haben sich Varianten mit komplett umschwenkbaren Türen und Auszugstableau zum Abstellen der heißen Speisen etabliert. Geschirrspüler sollten leicht erhöht angebracht werden, um sie auch im Sitzen und ohne sich tief bücken zu müssen leicht ausräumen zu können. Für die Spüle ist ein langer Brauseschlauch von Vorteil, da er den Bewegungsradius vergrößert.


Küchenflächen

Anstatt der üblichen Regale sind Apothekerschränke zu empfehlen, da sie ebenfalls horizontal herausgezogen werden und man somit leichter an entferntere Gegenstände gelangt. Auch Oberschränke mit Absenkautomatik sind eine interessante Idee. So kann man Ablagen oder Schränke senken oder heben und daher auch im Sitzen flexibel sein. Auch beim Verstauen von Küchengeräten bietet dieser elektronische Lift neue Möglichkeiten: per Knopfdruck lassen sich im Unterschrank verstaute Utensilien nach oben befördern.

Absenkbare Arbeitsflächen müssen durch einen Auffahrschutz gesichert werden, damit sie nicht auf dem Rollstuhl landen. Wasserarmaturen sollten mit einer Temperaturbegrenzung versehen werden, damit sich niemand verbrühen kann. Wer unsicher auf den Beinen ist, braucht auch hier Handläufe oder Haltegriffe zum Festhalten.

Der Fußboden der Küche darf sich nicht elektrostatisch aufladen, muss rutschsicher und mit einem Rollstuhl befahrbar sein. Unter den absenkbaren Arbeits- und Herdflächen sollte ausreichend Platz für Rollstuhl und Beine verfügbar gemacht werden. Arbeitsstühle, die sich unter die Arbeitsplatte stellen lassen, erleichtern gehandicapten Menschen die Küchenarbeit ungemein. Um sich bequem bewegen zu können, sollte vor den Schränken und Arbeitsplatten eine Fläche von 120 x 120 cm, bzw. 150 x 150 cm für Rollstuhlfahrer, frei bleiben.




Barrierefreier Umbau der Wohnung

Sowohl Eigentümer als auch Mieter dürfen ihr Wohnumfeld grundsätzlich barrierefrei gestalten. Bei berechtigtem Interesse, d.h. wenn eine körperliche Einschränkung vorliegt, kann der Vermieter dem Mieter gestatten bauliche Veränderungen an der Wohnung vorzunehmen. Dies ist im § 554a, Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) zur Barrierefreiheit verankert. Allerdings muss das Einverständnis des Vermieters dafür ausdrücklich erteilt worden sein. Dieser muss nämlich, laut selbigem Gesetz, nicht auf die Forderung des Mieters eingehen. Dort heißt es:

„Der Vermieter kann seine Zustimmung verweigern, wenn sein Interesse an der unveränderten Erhaltung der Mietsache oder des Gebäudes das Interesse des Mieters an einer behindertengerechten Nutzung der Mietsache überwiegt“.

Bei dieser Entscheidung werden die Interessen aller Parteien berücksichtigt und gegeneinander abgewogen. Außerdem greift diese Verweigerung lediglich bei Umbauten, die die Bausubstanz verändern. Somit sind Badumbauten oder Installationen von Liftsystemen nicht ohne Weiteres gestattet. Kleinere Maßnahmen hingegen, z. B. das Anbringen von Haltegriffen, oder die Installation eines Hausnotrufsystems, können unbedenklich ausgebaut werden.

Grundsätzlich ist eine Absprache mit dem Vermieter nie verkehrt - bauliche Umbaumaßnahmen werden oft bewilligt. Die Kosten für den Umbau und den eventuellen Rückbau muss der Mieter dennoch selbst tragen. Dieser kann bei anerkanntem Pflegegrad einen Zuschuss von der Pflegekasse beantragen.

Bei Hauseigentum können Umbaumaßnahmen vorwiegend selbstständig durchgeführt werden. Vereinzelt unterliegen diese Veränderungen allerdings etwaigen Baugenehmigungen. Wohnungseigentümer in Mehrfamilienhäusern wiederum müssen darauf achten, dass für alle Umbauten, die nicht nur die eigene Wohnung, sondern auch Gemeinschaftsflächen betreffen (z.B. gemeinsamer Flur, Treppenhaus, etc.), eine Einwilligung der Eigentümergemeinschaft benötigt wird.


Hinweis

Beim barrierefreien Umbau einer Wohnung haben Mieter Anspruch auf Fördermöglichkeiten. Es ist daher ratsam sich frühestmöglich zu informieren.




Barrierefrei Bauen: Finanzierung und Fördermöglichkeiten

Finanzierung und Förderung


KfW - Förderung: Altersgerecht Umbauen

Es ist nicht günstig eine Wohnung oder ein Haus altersgerecht umzubauen und einzurichten. Der Staat schafft dabei Abhilfe und unterstützt Bau- und Umbaumaßnahmen, die Barrierefreiheit, unabhängig von Pflegebedürftigkeit, fördern. So kann die Möglichkeit zur Finanzierung eines altersgerechten Umbaus der Wohnung ein Kredit der KfW Bank sein. Die KfW ist eine der wichtigsten Förderbanken in Deutschland, sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen, Städte, Gemeinden sowie für gemeinnützige und soziale Organisationen.

Zunächst sollte allerdings geplant werden, was im Haus oder der Wohnung umgebaut werden muss, damit man sich später ohne Probleme bewegen oder Pflege erhalten kann. Anschließend wird der Kredit aus dem Förderprogramm ausgewählt und das Vorhaben mit einem Finanzierungspartner der Kfw besprochen. Diese sind zurzeit die Deutsche Bank, Genossenschaftsbanken und fast alle Sparkassen. Die Beratung der KfW Bank beinhaltet auch das Einholen von Angeboten bei verschiedenen Finanzierungspartnern, sodass Sie sich nicht extra darum kümmern müssen.

Das Programm „Altersgerecht Umbauen“ der KfW-Förderbank bietet einen zinsvergünstigten Kredit bis zu 50.000 Euro oder einen Investitionszuschuss von maximal 6.250 Euro pro Wohneinheit an. Dabei ist es wichtig, dass bestimmte technische Mindestanforderungen (nach DIN 18040-2) erfüllt werden. Nähere Informationen gibt es online unter www.kfw.de.

Sowohl bauliche Maßnahmen zur Erleichterung von Bewegungen im Außenbereich wie Überdachungen für Rollstühle oder barrierefreie Zugänge an der Haustür als auch Veränderungen in der Wohnung oder im Haus, zum Beispiel Badumbauten, werden von der KfW unterstützt. Dazu gehören auch technische Einrichtungen, unter anderem elektrische Türöffner, Rufanlagen und Beleuchtungssysteme. Wenn eine Zusage der Förderung erteilt wurde kann mit dem Umbau begonnen werden.


Förderung der Pflegekasse

Wenn Pflegebedürftige zu Hause gepflegt werden, können sie nicht nur Pflegehilfsmittel beantragen, sondern auch wohnumfeldverbessernde Maßnahmen nach § 40 Abs. 4 SGB XI in Anspruch nehmen, um die Wohnung, das Haus oder einzelne Räume barrierefrei zu gestalten. Zudem soll der Pflegebedürftige seinen Alltag möglichst selbstständig erleben können und die pflegenden Angehörigen entlastet werden. Voraussetzung für die Beteiligung der Pflegekasse an den Kosten ist mindestens Pflegegrad 1.

Von der Pflegekasse können Versicherte mit bis zu 4.000 EUR Unterstützung rechnen, die einmalig für alle Maßnahmen der Barrierereduzierung bezahlt werden. Entscheidend ist dabei der Gesundheitszustand zum Zeitpunkt der Antragsstellung. Zudem muss die Maßnahme die Lebenssituation des Versicherten deutlich verbessern und etwaige Einschränkungen damit sinnvoll beheben. Ein erneuter Zuschuss von 4.000 EUR wird erst gewährt, wenn sich die Lebenssituation des Pflegebedürftigen verändert und eine neue, zuvor nicht benötigte Maßnahme erforderlich wird.

Um eine umfassende Beratung zu erhalten, sollte der persönliche Berater der jeweiligen Pflegekasse kontaktiert werden. Eventuell können auch bestimmte Hilfsmittel, z.B. Haltegriffe, vom Arzt auf Rezept verschrieben werden, und die Kosten somit von der Krankenkasse erstattet werden.


Beispiel

Eine Pflegebedürftige Person lebt in einem zweistöckigen Haus. Er kann die Treppe nicht mehr steigen. Daher ist ein Treppenlift sinnvoll. Nach individueller Prüfung gewährt die Pflegekasse eine Unterstützung von 4.000 EUR und der Lift wird gebaut. Nach einem Jahr hat sich der Gesundheitszustand verschlechtert. Konnte der Senior zuvor noch die Schwelle zur Dusche überwinden, ist dies nun nicht mehr möglich und eine bodenebene Dusche wird in Betracht gezogen. Erneut wird ein Antrag gestellt und der Fall individuell geprüft. Die Pflegekasse gewährt daraufhin erneut einen Zuschuss von 4.000 EUR.


Wichtig: die Bezuschussung ist immer eine Einzelfallentscheidung und hängt von der individuellen Situation ab.




Hilfe bei der barrierefreien Modernisierung

Wie bereits zuvor erwähnt, können Pflegekassen, oder die von diesen betriebenen Pflegestützpunkten, Beratungen durchführen. Nach Paragraph 7a SGB XI haben alle Versicherten und ihre Angehörigen einen Anspruch auf eine kostenlose Pflegeberatung, welche auch Wohnraum-Anpassungsmaßnahmen beinhaltet. Viele Pflegekassen haben eine besondere Abteilung, die ihre Mitglieder dabei begleitet.

Daneben gibt es zunehmend freie und unabhängige Pflegeberater, welche die gesamte Planung inklusive der Fördermittelbeantragung gegen ein Honorar übernehmen. Der Vorteil ist aber, dass die Beratung unabhängig ist und der Klient sich um nichts kümmern muss.

In vielen Bundesländern gibt es darüber hinaus Wohnberatungsstellen, die von unterschiedlichen Trägern, Vereinen und Wohlfahrtsorganisation getragen werden. Die Wohnberatung unterstützt die Betroffenen in allen Fragen des Wohnens, bei der Auswahl von Alltagshilfen und technischen Hilfsmitteln, bei Ausstattungsveränderungen in der Wohnung und bei Umbauten, bei der Suche nach geeigneten Pflegediensten und passenden Wohnformen sowie bei Finanzierungen und Antragstellungen. In manchen Städten bieten auch die örtlichen Handwerkskammern und Architekten eine kostenlose Wohnberatung an.

Die örtliche Handwerkskammer kann Auskunft über zertifizierte Anbieter geben. Nur diese wissen, wie man beim Umbau die erforderliche DIN-Norm 18040-2 einhält. Sie haben Erfahrung beim barrierefreien Umbau von Wohnungen und bilden sich im Idealfall auch in diesem Bereich fortlaufend weiter. Vor Auftragserteilung sollte ein kostenloser Kostenvoranschlag erstellt werden.

Auch Produkte und Dienstleistungen können zertifiziert werden und somit eine vertrauensvolle Basis schaffen. Der TÜV Rheinland hält eine Datenbank bereit, in der die Zertifikate überprüft werden können und nach zertifizierten Fachleuten gesucht werden kann.

Sollte keine Wohnberatungsstelle in der Nähe vorhanden sein, kann auch eine Seniorenberatungsstelle aufgesucht werden, die es bundesweit in vielen Landkreisen und Städten gibt. Diese Beratungsstellen sind direkt bei den Kommunen angesiedelt. Da diese Beratung in den Bundesländern unterschiedlich geregelt ist, ist es ratsam sich an die örtliche Landkreisverwaltung zu wenden und über solchen Seniorenberatungsstellen nachzufragen.

Eine weitere gute Anlaufstelle sind insbesondere auch die örtlichen Verbraucherzentralen, die gut über Förderprogramme von Bund und Länder informieren und einen sinnvollen Finanzierungsplan erarbeiten können. Sollten Sie einen Förderungskredit der KfW Bank in Anspruch nehmen wollen, so können Sie eine umfangreiche Beratung durch die KfW Bank wahrnehmen.


Wichtig

Bevor Sie Förderanträge stellen, sollten Sie sich unbedingt durch einen örtlichen Handwerker vor Ort beraten lassen. Achten Sie darauf, dass der Handwerker zertifiziert ist, also Erfahrung beim barrierefreien Umbau von Wohnungen hat und sich auch in diesem Bereich fortlaufend weiterbilden lässt. Lassen Sie vor Auftragserteilung einen kostenlosen Kostenvoranschlag erstellen.




Vorausschauend umbauen

Ein Umbau ist bereits für Menschen ohne gesundheitliche Beeinträchtigung mit Anstrengung verbunden, für Pflegebedürftige stellt dies eine weitaus größere Belastung dar. Gerade, wenn bauliche Maßnahmen erst zum Zeitpunkt der motorischen Einschränkung umgesetzt werden, gestalten sich Planung, Ausführung und Finanzierung unter Zeitdruck äußerst schwierig.

Es ist daher ratsam bereits frühzeitig und kontinuierlich Hindernisse abzubauen. So können Bedürftige bis etwa Pflegegrad 3 länger im eigenen Zuhause wohnen bleiben. Jedoch macht es für Personen mit der Einstufung im Pflegegrad 5 mit Bettlägerigkeit vermutlich weniger Sinn Barrierefreiheit zu schaffen. Zumindest nicht für die Person selbst - auch Pflegekräfte oder Angehörige können von einer barrierefreien Wohnung profitieren. Prinzipiell ist es nie verkehrt eher früher als später über ein Leben im Alter nachzudenken. Erst recht, wenn man so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben möchte.


Weiterführende Informationen

Zum Thema barrierfreies Wohnen:




Pflegeexpertin Evelyn Larisch

Geprüft durch Pflegeexpertin Evelyn Larisch


  • Beratung und Unterstützung für stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen
  • Beantwortung von Pflegefragen und Pflegeproblemen aus der Praxis
  • Fortbildungen zum Thema Palliative Care und pflegewissenschaftliches Arbeiten

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