Ausland

Die Anerkennung Palästinas als Staat durch Norwegen ist in Kraft getreten. Seit heute gilt Palästina von norwegischer Seite aus als eigenständiger Staat, wie das norwegische Außenministerium zuvor bestätigte.

Irland und Spanien wollen ebenfalls noch heute einen palästinensischen Staat anerkennen. Damit soll die Zweistaatenlösung neuen Schwung bekommen.

Bereits am Sonntag überreichte der norwegische Außenminister Espen Barth Eide dem palästinensischen Premierminister Mohammed Mustafa im Rahmen eines Treffens in Brüssel das Dokument, aus dem hervorgeht, dass Norwegen Palästina offiziell anerkennt. Dieses wurde zuvor vom norwegischen König formell bestätigt, wie es aus dem Außenministerium hieß.

Israel empört

Bei einem Treffen mit den Kollegen aus Spanien und Irland bekräftigte Eide die Entscheidung: „Mit dieser Anerkennung geben wir dem Prozess, der mit den Osloer Verträgen begann, eine neue Software. Es ist ein 2.0 für die Vision eines unabhängigen Palästinas“, sagte er.

Eide zufolge könnte es einer „Friedenslösung mehr Schwung verleihen“, wenn weitere Länder dem Beispiel Norwegens folgen. Eine Zweistaatenlösung sei der einzige Weg zu Frieden.

In Spanien soll der Ministerrat die Anerkennung am Nachmittag bei einer Sitzung billigen. In Irland ist in der Früh eine Kabinettssitzung geplant, wie ein Regierungssprecher mitteilte. Am Nachmittag soll eine Diskussion im Parlament folgen.

Israels Regierung hatte empört auf die Ankündigung reagiert und die Botschafter der drei Länder ins Außenministerium einbestellt, um ihnen eine Rüge zu erteilen. Am Freitag verkündete Israel dann Einschränkungen für die Arbeit spanischer Diplomaten in dem Land.

Die USA und China wollen angesichts der Spannungen im Südchinesischen Meer und um Taiwan in ständigem Kontakt bleiben, um gefährliche Eskalationen zu vermeiden.

Beide Seiten hätten die wechselseitige Erreichbarkeit vereinbart, um Missverständnisse und Fehleinschätzungen zu vermeiden, teilte das chinesische Außenministerium heute mit. Das sei das Ergebnis von Gesprächen über die Sicherheit auf See am Freitag.

China „ernsthaft besorgt“

China sei ernsthaft besorgt über die Verletzungen und Provokationen der Vereinigten Staaten in nahe gelegenen Gewässern, erklärte das Ministerium. Es forderte die USA erneut auf, sich nicht in Streitigkeiten zwischen China und seinen Nachbarn einzumischen.

Die Vereinigten Staaten sollten sofort aufhören, auf der Insel Taiwan die Kräfte zu unterstützen, die für die Unabhängigkeit von China stehen.

Die USA unterstützen die demokratisch regierte Insel unter anderem mit Waffenlieferungen. China betrachtet Taiwan als abtrünnigen Teil des eigenen Territoriums und hat auch den Einsatz militärischer Mittel zur Durchsetzung seiner Ansprüche nicht ausgeschlossen.

Auch aus den Streitigkeiten über Hoheitsgebiete im Südchinesischen Meer sollen sich die USA laut den Forderungen der Regierung in Peking heraushalten. Dabei geht es unter anderem um den Disput über eine Inselgruppe zwischen China und den Philippinen. Die USA haben erst im März die militärische Zusammenarbeit mit den Philippinen ausgeweitet.

Im Zentrum Nigerias sind bei erneuten Entführungen nach Behördenangaben mehr als 150 Menschen verschleppt worden. Bewaffnete Angreifer hätten am Freitagabend im Bundesstaat Niger ein abgelegenes Dorf gestürmt und dort mindestens acht Menschen getötet und etwa 150 weitere aus ihren Häusern entführt, gab der Vorsitzende der örtlichen Regierung, Aminu Najume, gestern gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an.

Die Angreifer seien „auf 100 Motorrädern mit jeweils drei Männern“ in das Dorf Kuchi eingedrungen. Sie hätten dort drei Stunden lang gewütet, ohne dass Hilfe eingetroffen sei, erklärte Najume weiter. Den nigerianischen Sicherheitskräften warf er Versagen vor. Ihm zufolge kommen die bewaffneten Angreifer meist aus dem benachbarten Bundesstaat Kaduna und kehren dann dorthin zurück.

Eine UNO-Quelle bestätigte die Zahl der Entführten. Die staatliche nigerianische Rettungsbehörde SEMA berichtete von mehr als 100 Entführten.

Im Nordwesten und im Zentrum Nigerias sind Entführungen durch kriminelle Banden an der Tagesordnung. Diese haben es meistens auf Schulen, Dörfer und Schnellstraßen abgesehen, wo sie rasch eine große Anzahl Menschen in ihre Gewalt bringen und anschließend Lösegeld für sie erpressen können. Im Nordosten Nigerias sind zudem verschiedene Islamistenmilizen tätig.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in Dresden eindringlich vor der Gefahr von Extremen in Europa gewarnt. Demokratie und Freiheit seien allen als so selbstverständlich erschienen, sagte Macron gestern vor der Dresdner Frauenkirche. Nach dem Mauerfall habe man gedacht, dieser Wind werde sich überall ausbreiten. „Aber lasst uns heute um uns schauen! Lasst uns die Faszination für autoritäre Regime anschauen. Lasst uns in Europa den illiberalen Moment anschauen, den wir durchleben!“

Viele sagten sich, man wolle das Geld aus Europa, aber nicht die Unabhängigkeit der Justiz, die Pressefreiheit, die Vielfalt der Kultur, die Autonomie der Universitäten. „Diese Tendenz ist keine Tendenz, sie ist Realität in Ungarn. Das war Realität bis zu den wunderbaren Wahlen in Polen.“ Macron ergänzte: „Überall in unseren Demokratien gedeihen diese Ideen, denen von den Extremen und besonders den Rechtsextremen Aufschwung gegeben wird.“

Macron appellierte: „Lasst uns aufwachen! Unser Europa ist kein Supermarkt!“ Europa sei nicht nur ein Ort, an dem man sich gemeinsame Regeln gebe. „Es ist eine Säule der Werte, der Kultur, der individuellen und politischen Freiheiten.“ Er betonte: „Wir müssen die Kraft, das Engagement wiederfinden, es überall zu verteidigen und das in jedem Land angesichts dieses schlechten Windes und der Extremen zu tun.“ Auf die Sorgen und auf die Gründe für die Wut müsse man mit einem Europa des Respekts antworten.

Ukraine-Krieg

Frankreich will Angaben aus Kiew zufolge Militärausbildner in die Ukraine schicken. Er begrüße „die Initiative Frankreichs, Ausbildner in die Ukraine zu schicken, um ukrainische Armeeangehörige auszubilden“, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Olexandr Syrskyj gestern auf Facebook.

Er habe bereits Dokumente unterzeichnet, „die es den ersten französischen Ausbildnern ermöglichen, bald unsere Schulungszentren zu besuchen und sich mit deren Infrastruktur und Personal vertraut zu machen“. Eine offizielle Bestätigung aus Frankreich, dass eine solche Ausbildungsmission tatsächlich konkret geplant sei, gab es nicht.

Auf Anfrage der dpa teilte das Verteidigungsministerium in Paris am Abend lediglich mit: „Wie bereits mehrfach erwähnt ist die Ausbildung auf ukrainischem Boden eine der Baustellen, die (…) diskutiert werden.“ Weiter hieß es: „Wie alle bei dieser Gelegenheit besprochenen Themen wird auch diese Frage weiterhin mit der ukrainischen Seite erörtert, insbesondere um ihre genauen Bedürfnisse zu verstehen.“

Bei einem russischen Angriff sind in der Region Mykolajiw im Süden der Ukraine mindestens drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt worden. Unter den Opfern des Angriffs in der Ortschaft Snihuriwka seien „ein Bub und ein Mädchen im Alter von 17 Jahren“, erklärte der Gouverneur von Mykolajiw, Vitaly Kim, gestern auf Telegram.

Das russische Verteidigungsministerium gab unterdessen die Einnahme von zwei Dörfern in den Regionen Charkiw und Donezk bekannt. Netailowe in Donezk und Iwaniwka in Charkiw seien „befreit“ worden, erklärte das Ministerium.

Die russische Nachrichtenagentur RIA meldete zudem eine Serie von Explosionen in Luhansk. Ukrainische Kriegsblogger veröffentlichten ihrerseits ein Bild, auf dem ein großes Feuer in der von Russland kontrollierten Stadt im Osten der Ukraine zu sehen sein soll. Eine Bestätigung der Angaben liegt nicht vor.

EU

Internationale Geber unter der Führung der Europäischen Union (EU) haben gestern im Rahmen einer Syrien-Konferenz fünf Milliarden Euro für syrische Flüchtlinge zugesagt.

Auf der von der EU organisierten und vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell geleiteten Konferenz sagte die EU für 2024 und 2025 rund zwei Milliarden Euro zu. Zugleich schloss die EU aus, syrische Flüchtlinge in ihr Heimatland zurückzuführen. Das gebe die Sicherheitslage in dem Land nach wie vor nicht her.

Enthalten sind auch 560 Millionen Euro, die in diesem Jahr bereits für vertriebene und geflüchtete Syrer im Libanon, in Jordanien und im Irak zugesagt wurden, sowie der gleiche Betrag für das kommende Jahr. Die EU sagte zudem eine Milliarde Euro für syrische Flüchtlinge in der Türkei zu.

Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Janez Lenarcic, sagte, dass weitere 2,5 Milliarden Euro in Form von Krediten zugesagt worden seien. Von den USA kommen fast 545 Millionen Euro an humanitärer Hilfe für Syrien. Washington bleibe der Unterstützung des syrischen Volkes verpflichtet, erklärte das Außenministerium.

„Situation schlimmer als vor einem Jahr“

„Die Situation in Syrien ist heute schlimmer als vor einem Jahr“, sagte Borrell. „Tatsächlich war sie noch nie so schlimm, und die humanitären Bedürfnisse waren noch nie so groß.“ Heute benötigten 16,7 Millionen Syrerinnen und Syrer humanitäre Hilfe – das sei der höchste Wert seit Beginn der Krise vor mehr als 13 Jahren.

Für Österreich nahm Botschafter Thomas Oberreiter, Ständiger Vertreter bei der EU, an der Syrien-Hilfskonferenz teil. Für die notleidende syrische Zivilbevölkerung in Syrien und in den Nachbarländern werden 14 Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds des Außenministeriums zur Verfügung gestellt, davon 5,5 Millionen Euro für Syrien, 4,5 Millionen Euro für Jordanien und vier Millionen Euro für den Libanon.

Der scheidende erste Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Othmar Karas (ÖVP), hat rund zwei Wochen vor der EU-Wahl vor „Extremen und Nationalismen“ gewarnt und gleichzeitig für die „politische Mitte“ geworben. Extreme von rechts und links würden „nur kritisieren und Schuldzuweisungen machen“, „Kräfte von außen“ zudem versuchen, Europa zu destabilisieren, sagte Karas gestern auf einer Pressekonferenz am Parteisitz der Südtiroler Volkspartei (SVP) in Bozen.

„Politische Mitte“ bedeute hingegen, zusammenzuarbeiten sowie Kompromisse und gemeinsam vernünftige Lösungen zu finden, so Karas, der nach Differenzen mit seiner politischen Heimat ÖVP diesmal nicht mehr zur Wahl antritt. Europa befinde sich nicht nur im Wandel, es stehe vor großen Herausforderungen, sowohl in wirtschaftlicher als auch in ökologischer Hinsicht. Deshalb müsse man sich den Problemen stellen und Lösungen finden.

Der frühere ÖVP-Generalsekretär, der seit dem Jahr 1999 dem Europäischen Parlament angehört, sprach sich zudem für eine gemeinsame Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union aus. Darüber hinaus plädierte er für engste wirtschaftliche Zusammenarbeit der EU-Staaten und einen „hundertprozentigen Binnenmarkt.“ Auch die Demokratie müsse gestärkt werden, indem sich die Bürger aktiv am politischen Prozess beteiligen und zur Wahl gehen.

Umwelt & Klima

Der Reparaturbonus des Klimaministeriums wird mit frischem Geld bis 2025 verlängert und auf Fahrräder ohne elektrische Motorunterstützung erweitert.

Bisher galt die Förderung des Bundes nur für Geräte mit elektronischen oder elektrischen Bauteilen, E-Bikes waren also dabei, normale Fahrräder nicht. Der Bon für die Reparatur von Fahrrädern könne ab September beantragt werden, teilte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) heute mit.

Allerdings konnte der Reparaturbonus schon bisher nicht bei allen Fahrradhändler eingelöst werden. Denn viele Händler haben keine Gewerbeberechtigung für Fahrradtechnik oder Mechatronik und dürften daher nur einfache Reparaturen durchführen, nicht aber zum Beispiel eine Scheibenbremse wechseln.

Rund eine Million Geräte repariert

Seit Einführung des Reparaturbonus wurden laut Ministerium über eine Million Geräte repariert. Bisher standen dafür 130 Millionen Euro aus dem EU-Aufbau- und -Resilienzfonds zur Verfügung. Für die Fortsetzung stehen nun 124 Millionen Euro aus nationalen Mitteln bereit, 92 Millionen Euro für 2024 und 32 Millionen für 2025.

2023 entfielen 39 Prozent der via Bons geförderten Reparaturen auf Smartphones, jeweils neun Prozent auf Geschirrspüler, Waschmaschinen sowie Espresso- und Kaffeemaschinen und fünf Prozent auf Laptops. Laut Klimaschutzministerium werden im Schnitt pro Reparaturbon rund 100 Euro gefördert. Gefördert werden 50 Prozent der Kosten, maximal aber 200 Euro.

Wirtschaft

Japans Finanzminister Shunichi Suzuki äußert sich zunehmend besorgt über die negativen Aspekte der aktuellen Yen-Schwäche. „Der schwache Yen steigert die Gewinne der Exporteure, aber er erhöht auch die Belastungen für Unternehmen und Verbraucher, indem er die Importpreise in die Höhe treibt“, sagte Suzuki heute vor einem Parlamentsausschuss.

„Da es unser politisches Ziel ist, Lohnerhöhungen zu erreichen, die den Preisanstieg übersteigen, sind wir derzeit eher über die negativen Auswirkungen der Yen-Schwäche besorgt.“ Suzuki versicherte erneut, dass die japanischen Behörden die Auswirkungen der Währung auf die Wirtschaft und die Haushalte weiterhin beobachten und entsprechend reagieren werden.

Der Yen hat sich in der Nähe der Marke von 157 pro Dollar eingependelt und lag im frühen asiatischen Handel heute bei 156,8 pro Dollar. Am Wochenende bekräftigten die Finanzminister der Gruppe der sieben führenden westlichen Industrienationen (G-7) ihre Warnung vor übermäßig volatilen Währungsbewegungen, was Japan als grünes Licht für eine Intervention auf dem Markt ansieht, um einen weiteren Fall des Yen zu stoppen.

Chronik

Nach der Kollision eines Donau-Kreuzfahrtschiffes und eines Motorboots mit mindestens sieben Todesopfern in Ungarn hat die Polizei ihre Suche nach weiteren Vermissten eingestellt.

Die Suche sei beendet worden, nachdem die Leiche des siebenten Todesopfers gefunden worden sei, sagte die Polizei gestern. Ein weiterer Vermisster, ein Insasse des Motorboots, überlebte den Unfall.

Der Mann, ein italienischer Staatsbürger, war bei dem Unglück zwar schwer verletzt worden, konnte sich aber an Land retten. Das Unglück ereignete sich vor rund einer Woche. Unweit des Dorfes Veroce 55 Kilometer nördlich der Hauptstadt Budapest war zunächst ein Mann mit einer blutenden Kopfwunde entdeckt worden. Die Polizei vermutete, dass er die Verletzung bei einem Bootsunfall auf der Donau erlitten hatte.

Kapitän festgenommen

Bei der daraufhin eingeleiteten Suche fanden die Einsatzkräfte die Leichen eines Mannes und einer Frau sowie ein beschädigtes kleines Motorboot. Nach Erkenntnissen der Polizei waren an Bord des Bootes insgesamt acht Erwachsene gewesen. Drei Männer und zwei Frauen wurden zunächst weiter vermisst.

Die Behörden gelangten außerdem zu der Erkenntnis, dass zum mutmaßlichen Unglückszeitpunkt ein Kreuzfahrtschiff in der Gegend unterwegs gewesen war. Später stoppte die Polizei in der Nähe der Stadt Komarom ein solches Schiff mit einer deutlichen Beschädigung am Bug.

Polizisten inspizieren Schiffsbug
AP/MTI/Peter Lakatos

Der Kapitän des unter Schweizer Flagge fahrenden Schiffes sowie die Besatzung wurden daraufhin befragt. Der Kapitän wurde anschließend wegen des Verdachts verschiedener Vergehen festgenommen. Er hatte keinerlei Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Nach derzeitigem Ermittlungsstand wird er jedoch nicht beschuldigt, den Unfall verursacht zu haben.