Ausland

Im Iran hat der mächtige Wächterrat eine große Mehrheit der Kandidaten von der Präsidentschaftswahl ausgeschlossen, damit gehen am 28. Juni insgesamt sechs Kandidaten ins Rennen, wie ein Sprecher der Wahlbehörde heute im staatlichen TV verkündete.

Das Nachsehen hatten wie in der Vergangenheit vor allem gemäßigte Kandidaten. Insgesamt 80 Iranerinnen und Iraner hatten sich für die Wahl beworben.

Dschalili aussichtsreicher Kandidat der Ultrakonservativen

Zugelassen wurde etwa Said Dschalili, der Hardliner gilt als aussichtsreicher Kandidat des ultrakonservativen Lagers und war ehemals Chefunterhändler bei den Atomverhandlungen. Auch dabei ist Mohammed Bagher Ghalibaf, amtierender Parlamentspräsident und früherer General der einflussreichen Revolutionsgarden.

Auch der Bürgermeister von Teheran, Aliresa Sakani, darf antreten – sowie Amirhossein Ghasisadeh Haschemi (Vorsitzender der Stiftung für Märtyrer und Veteranen) und Ex-Minister Mostafa Pour-Mohammadi, die beide als Hardliner gelten. Als moderater Kandidat gilt Massud Peseschkian, er war zwischen 2001 und 2005 Gesundheitsminister.

Ahmadineschad und Laridschani nicht zugelassen

Abgelehnt wurden unter anderen der umstrittene Ex-Präsident Mahmud Ahmadineschad sowie der konservative Ex-Parlamentspräsident Ali Laridschani, der noch als Geheimfavorit galt. Das Nachsehen hatten vor allem moderate Politiker und Bewerber aus dem Reformlager. Interimspräsident Mohammed Mochber wurde ebenfalls als aussichtsreicher Kandidat gehandelt, registrierte sich aber gar nicht erst für die Wahl.

Die Neuwahl folgt auf den Tod von Präsident Ebrahim Raisi, der am 19. Mai bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen war.

Neben der Wahl des Europäischen Parlaments finden heute in Belgien und Bulgarien Parlamentswahlen statt. In Belgien sind rund acht Mio. Wahlberechtigte dazu aufgerufen, 150 Mitglieder der Abgeordnetenkammer in Brüssel zu bestimmen.

Auch die Regionalparlamente in den Landesteilen Flandern, der Wallonie und der Hauptstadtregion Brüssel sowie das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft werden neu gewählt.

Die Regierungsbildung in dem nach Regionen und Sprachgruppen zerklüfteten Land dürfte erneut schwierig werden. Umfragen zufolge dürfte die radikalrechte Partei Vlaams Belang aus Flandern die Nase vorn haben, in der Wallonie waren die Liberalen und die Mitte-links-Partei voran.

22 Parteien in Bulgarien auf Stimmzettel

In Bulgarien geht bereits die sechste Parlamentswahl innerhalb von gut drei Jahren über die Bühne. Zur jüngsten Regierungskrise in Sofia war es im März nach dem Bruch der prowestlichen liberalkonservativen Regierungskoalition von Ministerpräsident Nikolaj Denkow gekommen.

Zur Wahl stehen 22 Parteien und elf Koalitionen. Umfragen zufolge klar voran liegt das bis März mitregierende Mitte-rechts-Bündnis Gerb-SDS des einstigen Regierungschefs Boiko Borissow. Es zeichnete sich eine geringe Wahlbeteiligung ab, laut staatlicher Wahlkommission hatten um die Mittagszeit lediglich rund 8,5 Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgegeben.

Entscheidung über prowestlichen Kurs

Von der Neuwahl hängt ab, ob es weiterhin eine prowestliche Regierung geben wird. Die beiden bis März regierenden, allerdings rivalisierenden prowestlichen Lager – Gerb-SDS und PP-DB – wollen am euroatlantischen Kurs Bulgariens festhalten.

Dagegen fordert die prorussische Wasraschdane unter anderem, dass die EU-Mitgliedschaft Bulgariens, das seit 2007 zur Union gehört, neu verhandelt werden und das Land nach 20 Jahren die NATO verlassen soll.

Als Affront gegen die Republik Moldawien unterstützt Russland demonstrativ die prorussische Regierungschefin der autonomen Region Gagausien, Evghenia Gutul.

Beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg in der vergangenen Woche wurde Gutul von Außenminister Sergej Lawrow empfangen, wie das russische TV-Politmagazin „Moskau. Kreml. Putin“ heute berichtete. Lawrow interessierte sich laut dem Bericht für angebliche Probleme, die Gutul wegen des Drucks der Regierung in Chisinau bei der Ein- und Ausreise aus Moldawien habe.

Gutul selbst veröffentlichte via X (Twitter) Fotos aus St. Petersburg, die sie im Gespräch mit den Gouverneuren russischer Regionen wie Tatarstan, Pensa und Krasnodar zeigen. Im Mai war die 2023 gewählte Politikerin bereits von Präsident Wladimir Putin in Sotschi empfangen worden.

Autonomie seit 1994

Die Gagausen sind eine turksprachige Minderheit. Die Gründung der Autonomieregion Gagausien 1994 galt als Beispiel für einen befriedeten Nationalitätenkonflikt auf dem Gebiet der Ex-Sowjetunion – gerade im Gegensatz zum Bürgerkrieg um die Separatistenregion Transnistrien. In dem Gebiet um die Hauptstadt Comrat im Süden Moldawiens sind Türkisch, Rumänisch und Russisch Amtssprachen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist in die Kritik geraten, weil er sich medienwirksam mit befreiten Geiseln, nicht aber mit Opferfamilien getroffen hat. „Wenn man Ministerpräsident ist, dann ist man Ministerpräsident der Erfolge und der Niederlagen“, sagte Oppositionsführer Jair Lapid heute. „Nur dann Regierungschef zu sein, wenn alles klappt, und zu verschwinden, wenn alles nicht so läuft, wie man will, das ist erbärmlich.“

Fotos im Spital

Netanjahu hatte sich gestern – noch während des jüdischen Ruhetags Sabbat – im Spital mit vier aus dem Gazastreifen befreiten Geiseln getroffen und fotografieren lassen.

Familien von Israelis, die während des Hamas-Massakers am 7. Oktober getötet worden waren, sowie Angehörige von getöteten Geiseln kritisierten, weder Netanjahu noch andere Regierungsvertreterinnen und -vertreter hätten mit ihnen Kontakt aufgenommen.

Der Vater eines am 7. Oktober getöteten Soldaten schrieb auf X (Twitter): „Ein Ministerpräsident mit moralischen Werten hätte angerufen, um (uns, Anm.) zu trösten und zu stärken. Und um sich zu entschuldigen für das, was unter seiner Verantwortung passiert ist.“ Sein Urteil zu Netanjahu: „Ich verachte ihn, ein schäbiger Mensch.“

Neue Proteste gegen Regierung

Nur Stunden nach Bekanntwerden der Geiselbefreiung hatten in mehreren Städten Israels wieder zahlreiche Menschen für ein Geiselabkommen und gegen die Regierung demonstriert. Allein in Tel Aviv versammelten sich Zehntausende.

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Der Ministerpräsident der haitianischen Übergangsregierung, Garry Conille, ist Berichten zufolge in ein Krankenhaus in der Hauptstadt Port-au-Prince eingeliefert worden. Er leide unter chronischem Asthma und habe Atembeschwerden gehabt, berichteten verschiedene Medien des Karibikstaates gestern Abend (Ortszeit). Es würden Vorbereitungen getroffen, ihn in ein Spital außerhalb des Landes zu verlegen.

Archivbild von Garry Conille
APA/AFP/Jewel Samad

Conille war erst Ende Mai zum Ministerpräsidenten der Übergangsregierung gewählt worden. Er soll mitten in einer schweren Krise mit politischen Konflikten, Sicherheits- und Versorgungsproblemen in seinem Heimatland als Regierungschef den Weg zu den ersten Wahlen seit 2016 ebnen.

Der Mediziner hatte zuvor in verschiedenen Positionen bei den Vereinten Nationen gearbeitet und war von September 2011 bis Mai 2012 bereits Ministerpräsident von Haiti gewesen.

Haiti leidet seit Jahren unter der Gewalt von Banden, die bisweilen politischen Akteuren nahestehen und nach UNO-Angaben einen Großteil der Hauptstadt kontrollieren.

Nach dem Auftauchen von Soldatensarggraffitis in Paris sitzen drei Verdächtige aus Moldawien in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen liefen, eine „ausländische Einflussnahme“ werde nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft gestern.

Am Freitag waren an Hausfassaden in der französischen Hauptstadt mit einer Schablone angefertigte Graffitis aufgetaucht, die einen Sarg und die Worte „Französischer Soldat in der Ukraine“ zeigen.

In der Nähe wurden drei Moldawier festgenommen, die Farbsprühdosen und Schablonen bei sich hatten. Nur wenige Tage zuvor waren am Eiffelturm Särge mit der Aufschrift „Französische Soldaten in der Ukraine“ aufgestellt worden. Drei Verdächtige wurden festgenommen.

Paris macht Moskau für Aktionen verantwortlich

Mitte Mai hatten Unbekannte rote Hände an die Schoah-Gedenkstätte in Paris gesprüht. Frankreichs Außenminister Stephane Sejourne sprach von „ausländischen Auftraggebern“, die das Ziel verfolgten, „die Gesellschaft zu destabilisieren“.

Kurz nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen waren zudem im Großraum Paris blaue Davidsterne an Häuser gesprüht worden, ein Paar aus Moldawien wurde festgenommen. Die französischen Behörden gehen davon aus, dass der russische Geheimdienst seine Finger im Spiel hatte.

EU

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat seine Stimme für die EU-Parlamentswahl abgegeben. Gemeinsam mit Ehefrau Doris Schmidauer wählte er heute Vormittag in der Wiener Musikuniversität.

Vor der Presse sagte er danach: „Ich erwarte, dass eine Mehrheit zustande kommt, die sich der Notwendigkeit eines vereinten Europas bewusst ist.“

Sorgen wegen eines möglichen Rechtsrucks äußerte er nicht. „Ich befürchte gar nichts“, antwortete er auf eine entsprechende Frage, „sondern ich stelle mich auf neue Verhältnisse ein“. Und er zeigte sich überzeugt, dass die Wählerinnen und Wähler mehrheitlich die Arbeit am gemeinsamen Europa gegenüber „27 Zwergstaaten“ bevorzugten.

Die ersten Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der Parteien für die Wahl des Europäischen Parlaments haben bereits ihre Stimme abgegeben. Den Anfang machte heute ÖVP-Spitzenkandidat Reinhold Lopatka.

Pünktlich zur Öffnung des Wahllokals um 8.00 Uhr erschien Lopatka mit Ehefrau Franziska zur Stimmabgabe im Gemeindeamt Greinbach in Penzendorf nördlich des oststeirischen Hartberg. Lopatka gab sich zuversichtlich. Ziel sei es, stärkste Partei zu werden.

Zuversicht bei Schieder, Vilimsky optimistisch

Während des Wahlkampfes haben sowohl die SPÖ als auch er als Person viel Zuspruch erhalten, der sich auch in Wählerstimmen niederschlagen werde, gab sich SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder bei der Stimmabgabe in Wien-Leopoldstadt optimistisch. Mit den Sozialdemokraten gebe es wieder ein „Europe first“ anstatt China.

FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky wählte in der Wiener Musikuniversität. Als Wahlziel nannte er, „möglichst viele Stimmen“ und eine „rot-weiß-rote Mehrheit“ und die Einbettung in ein möglichst großes Mitte-rechts-Bündnis.

Schilling bekräftigt Wahlziel

Die grüne Spitzenkandidatin Lena Schilling gab in Wien-Meidling ihre Stimme ab. In Bezug auf das Wahlziel von 500.000 Stimmen für die Grünen zeigte sie sich vorsichtig: „Wir werden sehen“, aber natürlich sei es weiterhin ihr Wahlziel.

Brandstätter wählte mit Familie

NEOS-Spitzenkandidat Helmut Brandstätter schritt im Kreise seiner Familie in Wien-Pötzleinsdorf zur Urne. Er zeigte sich zuversichtlich. Positiv stimmte ihn das Interesse an den von seiner Partei propagierten „Vereinigten Staaten“ von Europa während des Wahlkampfes.

Hopfgartner wählte in Wien, Hubmer-Mogg in Graz

KPÖ-Spitzenkandidat Günther Hopfgartner wählte in Wien-Mariahilf. Vor der Presse verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Kommunisten den Einzug in das Europaparlament schaffen.

Die Spitzenkandidatin der Liste DNA (Demokratisch – Neutral – Authentisch), Maria Hubmer-Mogg, zeigte sich bei der Stimmabgabe im nordöstlichen Grazer Stadtbezirk Mariatrost ebenfalls optimistisch.

Der ORF, die Nachrichtenagentur APA und der Privatsender Puls24 werden bei der EU-Wahl um 17.00 Uhr gemeinsam eine Trendprognose über den Wahlausgang veröffentlichen. Die Basis dafür liefern Befragungen der Institute Foresight, ARGE Wahlen und von Peter Hajek in der Wahlwoche.

Anders als bei Hochrechnungen wird in der Trendprognose kein einziges Sprengelergebnis enthalten sein. Das Prozedere wurde bereits bei der EU-Wahl 2019 angewandt.

Schätzungen aus EU-Parlament

Die Wahllokale in Österreich schließen um 17.00 Uhr. Nach einer Vorgabe der EU-Kommission dürfen die Wahlbehörden Resultate aber erst nach dem EU-weiten Wahlschluss weitergeben, das wird wie schon 2019 um 23.00 Uhr der Fall sein.

Das EU-Parlament veröffentlicht ab 18.15 Uhr Schätzungen und Hochrechnungen zu Ergebnissen in den Mitgliedsstaaten. Ab 20.15 Uhr soll es eine erste Hochrechnung zur künftigen Zusammensetzung des Europäischen Parlaments geben.

Schwankungsbreite von 2,5 Prozent

Die gemeinsame Trendprognose wird voraussichtlich eine Schwankungsbreite von plus/minus 2,5 Prozentpunkten aufweisen. Ausgewiesen werden das Wahlergebnis in Prozent sowie die Mandatsverteilung.

Basis dafür sind Befragungen, die von Foresight, ARGE Wahlen und Hajek durchgeführt werden. Dafür wird auf rund 3.600 Interviews zurückgegriffen, die in der Wahlwoche erhoben wurden.

Wahlkartenprognose nach 23.00 Uhr

Nach Vorliegen der Wahlergebnisse nach 23.00 Uhr wird Foresight auch eine Wahlkartenprognose erstellen, mittels derer das Ergebnis ergänzt wird. Hochgerechnet werden damit jene Wahlkarten, die erst morgen ausgezählt werden.

Ob das einen merklichen Unterschied macht oder nicht, hängt von der Zahl dieser Wahlkarten ab. Foresight vermutet eine fünfstellige Zahl von Wahlkarten, die erst morgen ausgezählt werden. Bei einem knappen Ergebnis könnte dadurch ein Mandat von einer Partei zu einer anderen wandern bzw. sich entscheiden, ob eine Partei überhaupt ein Mandat erhält.

Der ORF berichtet heute umfangreich über die EU-Parlamentswahl. ORF.at begleitet den Wahlabend ab 16.30 Uhr mit einem Liveticker. ORF2 startet um 16.30 Uhr mit einer Sondersendung, moderiert von Susanne Höggerl und Tobias Pötzelsberger. Um 17.00 Uhr ist Wahlschluss in Österreich, es wird wie bereits bei der EU-Wahl 2019 eine Trendprognose veröffentlicht.

Die Spitzenkandidatin und die Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien treffen am Wahltag erstmals um 18.00 Uhr zu einer Interviewrunde zusammen. Um 19.30 Uhr gibt es eine Zeit im Bild, gefolgt von einer ZIB Spezial.

Nach der ZIB2 steht um 22.40 Uhr eine weitere ZIB Spezial an, ehe eine weitere Sondersendung die Bekanntgabe erster Ergebnisse um 23.00 Uhr begleitet. ORF III überträgt um 20.30 Uhr eine Runde der Chefredakteurinnen und Chefredakteure. In Ö1 gibt es um 17.00 Uhr, 18.00 Uhr und 19.00 Uhr Sonderjournale.

Ukraine-Krieg

Ukrainischen Truppen ist es nach Angaben des Militärgeheimdiensts GUR erstmals gelungen, auf einem Stützpunkt in Russland einen Kampfjet vom Typ Su-57 der neuesten Generation zu treffen.

Als Bestätigung veröffentlichte der Geheimdienst in einem Telegram-Beitrag Satellitenaufnahmen, auf denen die Nachwirkungen des Angriffs zu sehen sein sollen. Weitere Details wurden nicht bekanntgegeben.

Der auf Luftfahrt spezialisierte russische Militärblogger Fighterbomber schrieb, dass die Angaben korrekt seien. Der Jet sei von einer Drohne getroffen worden. Derzeit werde geprüft, ob die Maschine noch repariert werden könne. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Wirtschaft

Die lange zu hohe Inflation in Österreich führt WIFO-Chef Gabriel Felbermayr auch auf Fehler der Regierung zurück. Man hätte die Strompreisbremse auf Erdgas ausdehnen sollen, sagte der Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts heute in der ORF-„Pressestunde“.

Felbermayr gab sich dabei auch selbstkritisch: Als Wirtschaftsberater habe er das nicht empfohlen. Wäre die Teuerungswelle nicht zurückgegangen, hätte man auch über eine Mehrwertsteuersenkung reden müssen.

Hohe Inflation in Österreich auch „Pech“

Dass Österreich von der Inflationswelle stärker getroffen wurde als andere EU-Länder, sei aber auch „Pech“ gewesen. Als Faktoren nannte er konkret die hohe wirtschaftliche Bedeutung des in der Pandemie arg gebeutelten Tourismus, Österreichs stark exportorientierte Industrie sowie die sehr hohe Abhängigkeit von russischem Erdgas.

Österreich habe sich zudem länger als andere Länder mit Markteingriffen zurückgehalten. Länder wie Spanien und Belgien, die früher und stärker in die Preise eingegriffen hatten, hätten jetzt aber eine höhere Inflation, weil nach Auslaufen der Maßnahmen die Marktdynamik zum Tragen komme, erklärte der Experte.

Indexierungen halten Inflation hoch

Probleme ortet der Ökonom, weil in Österreich viele Preiserhöhungen durch die Indexierungen in Verträgen, etwa bei Mieten, automatisch geschehen. Das führe dazu, dass die Inflation länger hoch bleibe.

Auch dass die Löhne immer mindestens um das Inflationsniveau steigen sollen, führe zu Wettbewerbsnachteilen und könne weder im Interesse der Arbeitgeber noch im Interesse der Arbeitnehmer sein.

Diskussion über Arbeitszeit in Österreich

Den großen Hebel in der Arbeitszeitdebatte sieht Felbermayr nicht in den Anreizen für mehr Überstunden, sondern darin, dass mehr Teilzeitbeschäftigte ihr Stundenausmaß, etwa von 20 auf 30 Stunden pro Woche, erhöhen.

Wahlbeteiligung wichtiger Gradmesser

Zur EU-Wahl sagte der Ökonom, dass die Wahlbeteiligung äußerst wichtig sei, weil sie ein Gradmesser sei, wie die Menschen zu Europa stehen. Kritik übte er daran, dass im Wahlkampf oft nationale Themen und das Privatleben einer Spitzenkandidatin im Mittelpunkt standen.

Felbermayr zur Bedeutung der EU-Wahl

Den prognostizierten Rechtsruck sieht Felbermayr pragmatisch. So seien sichere Außengrenzen nicht schlecht für Europas wirtschaftliche Leistung. Ein Dilemma wäre aber eine Zersplitterung Europas ohne klare Mehrheitsverhältnisse.

In Italien mehren sich Protestkundgebungen von Bürgern und Bürgerinnen, die einen freien Zugang zum Meer fordern. Gegen die zunehmende Tendenz, alle Küstenabschnitte Badeanstalten anzuvertrauen, in denen man Liegen und Sonnenschirme teuer mieten muss, fordern Aktivistinnen und Aktivisten einen freien Zugang zu den Ständen.

Umstrittene Onlinebuchung für Strandzugang

Zu einem Protest kam es gestern Nachmittag im Nobelviertel Posillipo in Neapel. Die Demonstrierenden kritisieren den Beschluss der Gemeinde, ein Onlinebuchungssystem für den Zugang zu den Stränden in der Stadt einzuführen. Wer seinen Platz nicht reserviert hat, hat keinen Zugang zum Strand. Die verfügbaren Plätze sind meist in wenigen Stunden vergeben.

Die Aktivisten des Komitees Freies Meer betraten die Strandbäder ohne Anmeldung. „Wir protestieren gegen den inakzeptablen Beschluss der Stadtverwaltung, eine beschränkte Zahl von Badenden auf den ohnehin wenigen freien Stränden der Stadt zuzulassen. Wir wollen den Neapolitanern das Meer ohne Einschränkungen zurückgeben“, erklärte ein Aktivist von Freies Meer, Giuliano Esposito.

Um Zugang zu den öffentlichen Stränden von Posillipo zu erhalten, muss man am Vortag eine Reservierung für den folgenden Tag vornehmen, mit Einlass bis 13.00 Uhr. Wenn man nicht erscheint, verfällt die Reservierung automatisch. Es ist möglich, maximal drei Reservierungen pro Woche für dieselbe Person vorzunehmen. Minderjährige müssen begleitet werden.

Protest auch im Norden

Der Kampf um freie Strände in Neapel dehnt sich inzwischen auch auf andere Ortschaften aus. In der Toskana, an der Riviera der Emilia Romagna und in Ligurien wächst der Protest für das Recht auf einen freien Strand. Die Strände in Italien sind zu einem großen Teil an Private vergeben, die Badeanstalten betreiben. Aktuelle Daten zeigen, dass ein kostenloser Zugang vielerorts immer schwerer wird.

Kilometerlang sind die Strände an Italiens Küste teilweise geradezu verbarrikadiert. Ein Beispiel: In der bei Österreichern beliebten Urlaubsstadt Lignano Sabbiadoro sind 83 Prozent der Strände privatisiert, in der Toskana sind es fast 100 Prozent. Wer baden will, muss sich eine teure Liege mieten. Deren Preise sind 2024 auch noch deutlich gestiegen. Gerade für Familien sind diese Preise oft ein Problem, wie der Konsumentenschutzverband Codacons immer wieder beklagt.

Chronik

Ein seit Mittwoch in Griechenland als vermisst geltender bekannter britischer Fernsehmoderator ist tot aufgefunden worden. Die Leiche von Michael Mosley sei unweit einer felsigen Küste auf der Insel Symi entdeckt worden, sagte ein Polizeisprecher heute.

Archivbild von Michael Mosley
IMAGO/AAP/Mick Tsikas

Die Ehefrau von Mosley hatte Mittwochabend Alarm geschlagen. Der 67-Jährige sei auf der Ägäis-Insel zu einem Küstenspaziergang aufgebrochen und nicht zurückgekommen.

Von TV-Team entdeckt

Entdeckt wurde seine Leiche von einem Team des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ERT, das in der Nähe der Küste filmte. Auf den Aufnahmen habe der Kameramann auf einmal entdeckt, dass sich in der Nähe der Küste, „etwas Seltsames befand“, berichtete ERT-Journalist Aristides Miaoulis.

Es habe sich um die Leiche von Mosley gehandelt, der unter anderem durch seine teilweise umstrittenen Ernährungsratschläge bekannt wurde.

Mosley war ein britischer Fernsehmoderator und Medizinjournalist. Er trat regelmäßig in Sendungen auf und drehte mehrere Dokumentationen.

Insgesamt 93 Passagiere und sechs Crewmitglieder sind auf dem Flughafen im deutschen Stuttgart wegen eines technischen Defekts aus einem Airbus A319 gebracht worden. Ein Rauchmelder hatte gestern während des Boardings auf dem Vorfeld angeschlagen, wie die Polizei heute mitteilte.

Fünf Verletzte

Fünf Flugzeugabfertiger seien außerdem durch aus der Maschine ausgetretenes Öl verletzt worden. Sie hatten die Ladeluke geöffnet, an deren Hydraulik es zu dem Defekt gekommen war.

Rettungskräfte brachten vier von ihnen mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus. Die Maschine mit dem Ziel London startete nach dem Vorfall nicht. Die Schadenshöhe ist unklar – zu weiteren Beeinträchtigungen des Flugverkehrs kam es den Angaben zufolge nicht.

In Rom ist es in der Nacht auf heute zu einem spektakulären Einbruch gekommen. Kriminelle drangen durch ein Loch im Boden in das Geschäft des Nobeljuweliers Bulgari auf der Luxusmeile Via Condotti im Herzen Roms ein.

Mehrere Juwelen wurden gestohlen, die Beute beläuft sich auf etwa 500.000 Euro, wie italienische Medien berichteten.

Die Polizei nahm Ermittlungen auf. Die Aufnahmen der Videoüberwachungskameras auf der Straße vor dem Geschäft werden derzeit geprüft. Die Via Condotti nahe der Spanischen Treppe zählt zu den renommiertesten Einkaufsstraßen der Welt. Zahlreiche Nobelmarken haben hier Geschäftsfilialen.