Hand aufs Herz: Was wäre der WM-Sommer ohne Eis? Nicht vorstellbar, richtig. Schon König Salomon soll sich vor mehr als dreitausend Jahren mit einem Gemisch aus Schnee, Honig und Früchten, dem heutigen Sorbet ähnlich, erfrischt haben. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Rezeptur der süßen Erfrischung weiterentwickelt.

Erst seit zwei Jahren ist Speiseeishersteller, unser heutiger süßer Beruf der Woche, auch in Deutschland ein anerkannter Ausbildungsberuf. In der Eisherstellung wird zwischen Handwerk und Industrie allerdings streng unterschieden. Industriell gefertigtes Eis wird mit einem Fettgehalt von bis zu 14 Prozent und unter Zunahme von Konservierungsstoffen produziert. Handwerkliches Eis dagegen wird frisch und entsprechend ohne Konservierungs- und Farbstoffe hergestellt. Auch der Fettgehalt ist mit maximal sechs Prozent trotz mindestens 70 Prozent Milch etwas geringer. Weitere Zutaten sind Joghurt, Sahne, und je nach Geschmacksrichtung Erdbeeren, Bananen, Kiwi, Mango, Zitronen, Birnen, Vanille oder Schokolade. Der Fantasie der Eishersteller sind keine Grenzen gesetzt. "Es sind verschiedene Feinheiten, die letztlich den Unterschied und den Geschmack zwischen industriellem und in der Eisdiele hergestelltem Eis ausmachen", sagt Anna Lisa Carnio von Uniteis e.V. , der Vereinigung der handwerklich arbeitenden italienischen Speiseeishersteller in Deutschland.

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Vor allem die Italiener haben die Kunst der Speiseeisherstellung perfektioniert. Bisher durfte das Geheimnis der Eisherstellung zwar angelernt und an den Nachwuchs weitergegeben werden, staatlich anerkannt und geregelt war die Lehre aber nicht. Seit September 2008 ist die Herstellung von Speiseeis ein eigenständiger Ausbildungsberuf. Die Lehre dauert zwei Jahre und erfolgt in Theorie und Praxis.

Ob Pasteurisation, Rezepturgeheimnisse oder Hygiene – das Handwerk ist vielfältig. Wie geht man mit den Kunden um? Wie werden die Zutaten gelagert? Auch betriebswirtschaftliches Kenntnisse gehören zum Beruf: Wareneinkauf, Betriebs- und Buchführung. Am besten gefällt den Lehrlingen allerdings das Erfinden neuer Eissorten, sagt Anna Lisa Carnio. Welche Zutaten passen geschmacklich zueinander? Wie viel Gramm Zucker brauche ich? Welche Schokoladensorte soll verwendet werden? "Es ist eine Kunst, das Rezept für eine Eissorte zu entwickeln. Oft ist eine Eissorte das Ergebnis von Generationen, die sich damit beschäftigt haben."

Aber welche Vorteile hat es, den Beruf des Eisherstellers auch zum Ausbildungsberuf zu machen? Die Gründe liegen für Carnio auf der Hand. "Durch die Ausbildung werden einheitliche Standards gesetzt. So wird sichergestellt, dass Qualität und Hygiene bei der Herstellung von Eis garantiert sind."

Eisherstellern mit angeschlossener Ausbildung bieten sich gute Berufsaussichten, beispielsweise in Eisdielen, Restaurants oder Hotels. Auch eine Weiterbildung zum Konditor ist möglich. Oder sie wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. "Viele Eisdielenbesitzer kommen langsam ins Rentenalter. Die alteingesessenen Eisdielen können übernommen werden", sagt Carnio.

Und was machen Speiseeishersteller im Winter? Früher waren viele Eisdielen in den Wintermonaten geschlossen. Das ist heute anders. "Die klassische Eisdiele, so, wie sie früher einmal war, gibt es fast nicht mehr. Die Winterpause wird immer kürzer. Eiscafés, beispielsweise in einem Einkaufscenter, haben jeden Tag geöffnet. Im Winter wird zwar weniger Eis verkauft, aber dafür mehr Kaffee, Waffeln und Kuchen." Na bitte, ein wirklich süßer Beruf.

  • Ausbildung: Staatlich anerkannt, Dauer 2 Jahre
  • Arbeitszeit: 40 Stunden/Woche (variiert, je nach Saison)
  • Gehalt: 1645 Euro brutto