Aufruf zur antinationalen Demonstration gegen den Wiener Akademikerball

Nein, wir lieben dieses Land und seine Leute nicht!

„WKR-Ball? FPÖ-Ball? Akademikerball?“ Mit dieser Überschrift beginnt der offene Brief von Herwig Götschober, in der er die Anmeldung des Wiener Akademikerballs durch die FPÖ gegenüber internen Kritiker_innen aus den eigenen Reihen verteidigt. Götschober ist freiheitlicher Bezirksrat in Wien-Leopoldstadt und Burschenschafter der Bruna Sudetia. Und tatsächlich stiftet der Namenswechsel des Korporiertenballs zum Ende des Wintersemesters Verwirrung. Denn nach jahrelangen Protesten gegen das rechtsextreme Treiben in der Hofburg schien es, als würde der antifaschistische Aktionismus 2012 Früchte tragen. Nachdem der Ball am Jahrestag der Auschwitzbefreiung stattfand, kündigte die Betreiber_innengesellschaft der Hofburg an, aufgrund der „politischen und medialen Dimension, welche die Abhaltung des WKR-Balles in den letzten Jahren angenommen hat […] für den Korporationsball nach der Ballsaison 2012 nicht mehr als Veranstaltungsstätte zur Verfügung zu stehen.“ Doch die Freude über die erfolgreiche Intervention währte nur kurz. Anfang März verkündete die FPÖ, den Wiener Akademikerball anstelle des WKR-Balls ausrichten zu wollen.
Dass es sich beim Akademikerball um das gleiche Event mit neuem Namen handelt, verbergen die Veranstalter keineswegs. Die Adresse wkr-ball.at führt automatisch zum Wiener Akademikerball und der WKR-Ballausschuss lädt zum neuen Event mit den Worten: „Der Wiener Akademikerball ist ein Ball von Korporierten für Korporierte.“ Und das, obwohl es doch offiziell eine FPÖ-Veranstaltung ist… Als hätte es in der Vergangenheit nicht schon genug stichhaltige Beweise für die enge Verstrickung von deutschnationalen Verbindungen und freiheitlicher Partei gegeben, liefert die FPÖ nun einen weiteren Beleg. Auf die eingangs zitierte Frage ließe sich somit antworten: WKR-Ball = FPÖ-Ball = Akademikerball.
Männlichkeit, Elitedenken und Vergangenheitspolitik in (Zeiten) der Krise

Auf den ersten Blick wirkt dieser ganze Kapperlverein ja reichlich irrelevant: ein Verein von Männern, die um die Wette saufen, sich gegenseitig das Gesicht aufschlitzen und im Vollrausch über Großdeutschland, ihre Großväter und Ehre, Freiheit, Vaterland sinieren. Absolut überholt und unspannend sollte mensch meinen. Doch so unattraktiv diese ganze Männerbündelei auch wirken mag, es gibt nach wie vor Schüler und Maturanten, die sich auf genau das einlassen. Und zwar weil sie sich – vor allem in Zeiten der Krise – etwas davon versprechen.

In einer nach wie vor patriarchal geprägten Gesellschaft wird auf heranwachsende Burschen Druck ausgeübt, dass sie gewissen Männlichkeitsbildern entsprechen. Eigenschaften wie Stärke, (Helden-)Mut, Selbstbeherrschung, Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit werden bis heute von jungen Männern erwartet. Natürlich haben sich in den letzten Jahrzehnten einige dieser Merkmale transformiert. In einer Vielzahl an Familien und Freundeskreisen werden diese Werte aber ungebrochen hochgehalten. Ein positiver Bezug auf und eine Identifikation mit diesen Eigenschaften ist die Folge. Eine übersteigerte Männlichkeit wird von vielen Burschen nicht als unangemessen, sondern im Gegenteil als erstrebenswert angesehen. Sie drängen daher danach, dieses männlich-heteronormative Verhalten möglichst umfassend zu verinnerlichen und auszuleben. Frauen* und „unmännliche“ Männer haben in diesem Denken keinen Platz. Sie „verkörpern“ (im wahrsten Sinne des Wortes) das genaue Gegenteil von dem, was die männlichkeitsaffinen Burschen anzieht. Der weibliche Körper gilt ihnen als defizitär und schwach, weswegen Frauen* auch nicht als wehrfähig erachtet werden. Ebenso werden Frauen* charakterlich als Gegenstück zum Mann gesehen. Gilt es als männlich mutig, beherrscht, ausdauernd und rational zu sein, werden Frauen* als vorsichtig, gefühlsgeleitet, wankelmütig und irrational beschrieben. Die führt dazu, dass alles, was auf diese Burschen „weiblich“ wirkt, wertlos und zweitklassig erscheint. Eine Ab- und Entwertung von Frauen* und allem „Nichtmännlichen“ ist die Folge. Burschenschaften machen an diesem Punkt ein Angebot für Jungen auf dem Weg zur Mannwerdung: Sie bieten Männlichkeit im Übermaß an. Besonders für Burschen auf der Suche nach Identität, mit einem noch wenig ausgeprägtem Selbstbild ist dies verlockend. Hier wird Kameradschaft und (Männer-)Freundschaft fürs Leben versprochen und eigene Schwächen und Unsicherheiten können durch abwertendes Verhalten gegenüber Frauen*, den ehrenhaften Zweikampf (Mann gegen Mann) und übersteigerte Präpotenz kaschiert und überkompensiert werden. Die Mensur stellt in diesem Sinne die vollendete „Mannwerdung“ eines Burschen dar.

Weiters werben Studentenverbindungen damit Eliteschmieden zu sein. Und wer möchte in Zeiten von Wirtschaftskrise, Sozialabbau und verstärkter Konkurrenz am Arbeitsmarkt nicht zu einer privilegierten Elite gehören? Die allgemeine Verunsicherung um den eigenen Lebensunterhalt und die Angst vor dem sozialen Abstieg trifft junge Generationen heute mehr denn je. Auch hier machen Korporationen ein Angebot: Die Alten Herren der Verbindungen sitzen prominent in Politik, Wirtschaft und Justiz und üben gehörigen Einfluss auf die Gestaltung der österreichischen Gesellschaft aus. Seilschaften und Beziehungen sind bekanntermaßen feste Bestandteile des korporierten Lebens. Ein Job nach der Uni scheint da so gut wie sicher. Außerdem wird einem das Gefühl vermittelt „was zu sein“, und zwar etwas besseres. Das wirkt in Zeiten der kollektiven Entwertung beruhigend auf die verunsicherte Seele und entlastet zudem das Gewissen von sozialer Verantwortung und Mitgefühl. Man(n) hält sich für Elite und pflegt den Sozialchauvinismus. Denn Elite kann es nur dort geben, wo es auch „den Pöbel“ gibt. Und je mehr sich eine Gruppe als gesellschaftliche Avantgarde sieht, umso chauvinistischer muss sie das gegenüber denjenigen beweisen, die in ihren Augen nicht dazu gehören. Dass die elitäre Burschengesellschaft nichts mit niederen sozialen Schichten zu tun haben will, wird im eingangs erwähnten Brief von Götschober deutlich, wenn er verspricht, der Wiener Akademikerball werde – im Gegensatz zu gängigen FPÖ-Events – keine Veranstaltung „wo der Gemeindebauprolet auftanzen wird“ .

Auch für den ungewissen und ängstlichen Blick in die Zukunft haben die Korporationen eine Lösung parat: die Vergangenheit – vorzugsweise die zwischen 1938 und ’45. Natürlich dürfen sie das heutzutage nicht mehr so offen sagen, wie sie es gerne täten. Deswegen heißt Großdeutschland nun „der deutsche Sprach- und Kulturraum“, der Ariernachweis wird ersetzt durch eine Auswahl nach „populationsgenetischer Gruppierung“ und die strafrechtlich verbotene Leugnung der Shoah wird zum Kampf für „Meinungsfreiheit“ umgedeutet. Die geänderten Begriffe dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der großdeutsche Geist in den Verbindungen weiterspukt und weiterhin als primärer politischer Orientierungspunkt dient. So verwundert es nicht, dass de facto jeder namhafte Neonazikader der zweiten Republik in Verbindungen war und rechtsextreme Morde nach 1945 einen auffällig hohen „Korporationshintergrund“ hatten.

Burschenschaften bieten also in einer turbulenten Zeit von kapitalistischer Krise und verschärfter Konkurrenz jungen Männern mit mangelnd ausgebildeten Charakterstrukturen etwas an, das ihnen fehlt: nämlich Identität und Orientierung. Diese Identität ist männlich, elitär und deutsch. Die Kehrseite dieser Identität sind Ausgrenzung und (strukturelle) Gewalt gegen diejenigen, die dem nicht entsprechen, das heißt: gegen Frauen, Homo- und Transsexuelle, sozial Benachteiligte, Migrant_inen und Jüd_innen. Damit sind Burschenschafter die Spitze eines reaktionären Eisberges im Umgang mit verschärften Krisenkonstellationen. Sexismus, Elitarismus/Sozialchauvinismus und das Rückbesinnen auf „die gute alte Zeit (des NS)“ sind gängige Muster in der zugespitzten Konkurrenz – nicht nur am rechten Rand, sondern gerade aus der bürgerlichen Gesellschaft heraus. Im Verteidigungskampf um bestehende Privilegien und das bisschen angesparten Wohlstand beruft sich das bürgerliche Subjekt verzweifelt auf eine Identität, die ihm Status, Arbeit und Geld erhalten soll. Und so tönt es nicht nur im korporierten Milieu: Als erstes mögen doch bitte Frauen vom Arbeitsmarkt an den Herd verschwinden oder lieber Teilzeit statt Vollzeit arbeiten, das gesellschaftliche Vermögen solle nicht an „Sozialschmarotzer_innen“ verprasst werden und in puncto Beschäftigungspolitik gab es doch schon mal eine Zeit als Massenarbeitslosigkeit – u.a. durch den Bau von Autobahnen – effektiv bekämpft wurde. Dies sind Statements aus der Mitte der Gesellschaft. Die deutschnationalen Verbindungsbrüder spitzen dieses massenhaft verankerte Denken nur in besonderer Weise zu.

Ob völkisch oder kulturalistisch: Rassismus tötet!

Ein weiteres Merkmal, das sich bis heute in rechtsextremen Verbindungen finden lässt, ist Rassismus. Historisch vertraten deutschnationale Burschenschaften einen Rassismus, der „Rasse“ aus der Biologie des Menschen heraus definierte. Nach den Greueltaten des NS konnte an diese Inhalte nicht mehr nahtlos angeknüpft werden. Zu barbarisch waren die rassistischen und antisemitischen Exzesse der Nazis. In den letzten Jahrzehnten wandelte sich daher der Rassismus unter Federführung der – überwiegend aus dem studentischen Milieu stammenden – Neuen Rechten. Die Neue Rechte etablierte die Konzepte des Ethnopluralismus und des kulturellen Rassismus und sie entkoppelten damit oberflächlich Nationalismus und Rassismus vom völkischen Biologismus. Statt Blut-und-Boden-Ideologie werden nun Ethnien mit angestammten und natürlichen Territorien propagiert. Statt einer Rassezugehörigkeit anhand von Genen werden Menschen anhand kultureller Zugehörigkeit kategorisiert. Diese ideologische Transformation breitete sich in den vergangenen Jahrzehnten vom rechts-akademischen Spektrum in den Mainstream der Gesellschaft aus. Dort wurden Kulturalismus und Ethnopluralismus von bürgerlichen Alltagsrassist_innen wohlwollend aufgenommen und reproduziert. Die Unverfänglichkeit über Kultur und territoriale Zugehörigkeit zu reden geht schließlich wesentlich einfacher über die Lippen als das alte Nazivokabular von Volk und Rasse. Gemeint ist in den allermeisten Fällen das gleiche. Ging es im „alten“ Rassismus darum, dass es keine Vermischung von „Rassen“ geben sollte, heißt es nun, die Kulturen sollten erhalten und daher nicht vermischt werden. Dachte die Blut-und-Boden-Ideologie den Volkskörper mit einem gewissen „Lebensraum“ zusammen, geht es im Ethnopluralismus darum, Ethnien und Kulturen einem abgesteckten Territorium zuzuordnen. Kultur wird zur zweiten, unveränderlichen Natur der Menschen und argumentiert somit fast identisch wie der biologische Rassismus.

Migration ist dem modernisierten wie dem traditionellen Rassismus ein Dorn im Auge. Nachdem es als common sense gilt, dass gewisse Kulturen feste, unveränderliche Eigenschaften besitzen, folgt daraus für die Alltagsrassist_innen, dass diese mit der hiesigen Kultur unvereinbar sind. Mit anderen Worten: Die „Kulturfremden“ gehören abgeschoben; nicht wegen ihrer Hautfarbe, sondern wegen ihrer kulturellen Andersartigkeit. Der grassierende antimuslimische Rassismus greift z.B. nicht primär biologistische Muster auf, sondern argumentiert kulturalistisch. Jene Migrant_innen, die nicht abgeschoben werden, müssen sich an kulturellen Maßstäben messen lassen. Gilt eine Herkunftskultur als faul oder ungebildet, lässt sich damit ökonomische Ungleichheit einwandfrei legitimieren. Ein schlechter bzw. gar kein Job oder eine geringere Bezahlung sind die Folge. Ursache und Wirkung werden vertauscht. Nicht die Rassist_innen sind Schuld an der Ausgrenzung, sondern die Ausgegrenzten wegen ihrer angeblichen kulturellen Eigenschaften.
Auch die staatliche Migrationspolitik nutzt diese Argumentation. Lagersysteme, Schubhaft und Abschiebungen werden in erster Linie nicht als Maßnahmen staatlicher Herrschaft und Kontrollmechanismen begriffen, sondern als Folge des Verhaltens von Migrant_innen. Abgeschoben wird wegen angeblich grassierendem Asylmissbrauch und kaserniert wird, um die lokale Bevölkerung vor dem (kriminellen) Verhalten der Migrant_innen zu schützen. Ein weiteres Mal wird nicht Rassismus als Ursache der Maßnahmen benannt, sondern dem Verhalten der Migrant_innen zugeschrieben.

Besonders in Zeiten der Krise verschärft sich die rassistische Frontstellung. Die mittlerweile alltägliche Hetze gegen Griech_innen und ihre angeblich faule und dekadente Art bedient sich unverhohlen kulturell-rassistischer Motive. Dies dient dem Zweck, in der nationalstaatlichen Konkurrenz die eigenen Privilegien und den nationalen Standort zu verteidigen. Solidarität wird zum Fremdwort. Wohlstand soll es nur für eine_n selbst, höchstens noch fürs eigene Kollektiv geben. In der Verteidigung des eigenen Wohlstands und der eigenen Privilegien sind Rassist_innen fast alle Waffen recht. Die Stimmung heizt sich – nicht nur in der FPÖ-Wähler_innenschaft – auf, wenn es um Rettungsschirme und Schuldenerlasse geht. Ebenso kochen die Gemüter, wenn es in den einschlägigen Schundblättern mal wieder um Asylmissbrauch geht. In einem solchen Klima rassistischer Verbalaggression ist es zum rassistischen Übergriff dann nur noch ein kleiner Schritt.

There is no alternative: Grenzenlose Solidarität!

Für eine radikale Linke muss die aktuell verschärfte Krisensituation praktische Konsequenzen haben. Zum einen muss klar sein, dass der hiesige rassistische Mob, der täglich gegen Asylmissbrauch, „faule Südländer_innen“ und „kulturfremde“ Migrant_innen hetzt, auf der anderen jenseits der Feindeslinie steht. Deshalb: „Nein, wir lieben dieses Land und seine Leute nicht!“
Weiters gilt es einer in die Jahre gekommenen Parole wieder Leben einzuhauchen: Solidarität muss praktisch werden – und zwar mit den verschiedenen antirassistischen Kämpfen, die aktuell an verschiedenen Orten mit verschiedenen Mitteln geführt werden. Dazu ist es notwendig , die nach wie vor bestehenden Unterschiede zwischen antifaschistischer und antirassistischer Teilbereichspolitik zu reflektieren und zu überwinden. Der Kampf um globale Bewegungsfreiheit ist genauso Bestandteil emanzipatorischer Politik wie die Kritik an Staat und Kapital. Konsequenterweise muss die antirassistische Betätigung mit der Logik von Nationalstaaten brechen. Denn der Kampf gegen Abschiebungen und die Festung Europa ist im innersten Kern antinational. Die Bemühungen um globale Bewegungsfreiheit machen nämlich nur dann Sinn, wenn sie auf die Abschaffungen von Nationen als bürgerlich-kapitalistische Konstrukte abzielen. Erst mit dem Fokus auf die Abschaffung von Nation und kapitalistischer Standortlogik wird antirassistische Politik zu einem wirklich grenzen- und schrankenlosen Unterfangen. Solange der Nationalstaat und die Nation als Ideologie nicht angegriffen werden, betreibt antirassistische Politik leider nur einen sich permanent wiederholenden Kampf gegen Windmühlen.

In diesem Sinne gilt es eine antinationale und – im wortwörtlichsten Sinne – grenzenlose Solidarität zu praktizieren! Diese Solidarität gilt den verschiedenen Kämpfen gegen rassistische Ausgrenzung, Abschiebungen und für globale Bewegungsfreiheit. Diese Solidarität gilt aber ebenso denjenigen sozialen Kämpfen, die von der kapitalistischen Krise und von dem EU-Spardiktat weit mehr betroffen sind, als die mitteleuropäischen Mitgliedsstaaten.

Gegen den Wiener Akademikerball als Sammelbecken reaktionärer Krisenlösungen.
Hoch die grenzenlose, antinationale Solidarität und für den Kommunismus!
Freitag, 1. Februar 2013 // 18:00 Uhr // Europaplatz, Wien

Infos auf: nowkr.at und umsganze.org

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Pro-Choice Demo – 1000 Kreuze versenken! [25. 7. SBG]

Aufruf zur Pro-Choice Demonstration am 25. Juli 2012 in Salzburg

Sie wollen es einfach nicht verstehen. Obwohl den fundamentalistischen Abtreibungsgeg-nerInnen um Human Life International (HLI), Euro Pro Life, Jugend für das Leben & Co. letzten Sommer unmissverständlich klar gemacht wurde, dass sie und ihre frauenfeindliche Prozession in Salzburg nicht willkommen sind, planen sie für den 25. Juli 2012 wieder einen sogenannten 1000-Kreuze-Marsch durch die Innenstadt.

Bei diesem “Gebetszug für das Leben” wollen die AbtreibungsgegnerInnen mit weißen Holzkreuzen ausgerüstet für ihre frauenfeindliche Agenda werben. Letztes Jahr konnte der Marsch dank des beherzten Einschreitens emanzipatorischer Aktivist_innen mittels Blockaden erfolgreich gestört und abgekürzt werden. Die Schlusszeremonie der FundamentalistInnen musste praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Erfreulich ist auch, dass das “Lebenszentrum”, der Sitz von HLI Salzburg, umgezogen ist. Das ehemalige Lokal mit seiner riesigen Fensterfront steht leer, und das neue Lebenszentrum ist mit seinem kleinen, meist durch einen Vorhang verhängten Fenster auf den ersten Blick nicht mehr als solches zu erkennen. An dieser Stelle möchten wir eine Aussage aus unserem letztjährigen Aufruf korrigieren: die Versicherung von HLI zahlt offenbar doch nicht bei Glasbruch. Mit dem alten Hauptquartier der religiösen AntifeministInnen sind die riesigen Embryobilder aus dem Stadtbild verschwunden.

Frauen*, nicht Brutkästen!

Der Embryo spielt in der Argumentation der Anti-Selbstbestimmungs-Organisationen eine zentrale Rolle. Dazu muss gesagt werden, dass ein Embryo in der 12. Schwangerschaftswoche, bis zu der Schwangerschaftsabbrüche in Österreich straffrei sind, noch kein zentrales Nervensystem hat, und es sich genau genommen erst um einen Zellhaufen handelt. Trotzdem genießt der Embryo laut HLI und Co. Rechte als “Mensch”, die die Rechte der werdenden Mütter nicht vergrößern, sondern einschränken oder sogar aufheben. Frauen* werden von AbtreibungsgegnerInnen als bloße Versorgunggssysteme für den Fötus begriffen. Frauen*, die über einen Schwangerschaftsabbruch nachdenken oder sich dazu entschließen,sind für sie nicht mehr als Menschen mit Bedürfnissen und Rechten denkbar, sondern als “feindliche Umwelt” für den Embryo.

Dementsprechend lassen die Abtreibungsgegner-Innen keinen einzigen der Gründe gelten, aus denen sich Frauen* für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden können. Egal ob sich eine Frau* zu jung für ein Kind fühlt oder zu alt, ob es einfach nicht in ihre Lebensplanung passt oder ihr Partner gewalttätig ist, ob sie die Schule erst fertig machen möchte oder ihr weniges Geld für ihr eigenes Überleben braucht, egal ob sie vergewaltigt wurde – alle Einwände werden abgeschmettert. Nur die vermeintliche Pflicht zum Mutter-Sein zählt.

In ihrem frauenverachtenden Starrsinn versteigt sich HLI zu haarsträubenden Aussagen. So werden z.B. Schwangerschaftsabbrüche mit Vergewaltigung gleichgesetzt:

eine Abtreibung, wie auch eine Vergewaltigung, [stellen] einen groben Gewaltakt dar[…], der an einem völlig schuldlosen Opfer begangen wird. Im Fall der Abtreibung wärest DU die Täterin.”

HLI empfiehlt, die Schwangerschaft auszutragen und dem Vergewaltiger zu “vergeben”, denn “nur Vergebung allein wird den Hass zum Schmelzen bringen.” Gnädigerweise erlaubt der Salzburger Weihbischof Andreas Laun in einem widerlichen Aufsatz über “natürliche Empfängnisregelung” folgende Vorgehensweise:

Besteht die akute Gefahr einer Vergewaltigung, dürfen sich Frauen gegen eine mögliche Schwängerung durch ein Verhütungsmittel (das wirklich nur verhütet, nicht abtreibt) schützen”

Wie darf eine_r sich denn das vorstellen?! Zu den “abtreibenden Verhütungsmitteln” zählt Laun übrigens die Pille und die Spirale. Vor diesen “hochwirksamen Präparaten” müssten Frauen* angeblich geschützt werden, und zwar von keinem geringeren als ihm, dem Weihbischof from hell.

Der Volkstod im Mutterleib”

Bis ins Schlafzimmer hinein wollen sich die rechten Pfaffen in das Leben anderer Leute einmischen. Verhütungsmittel sind tabu, ebenso unehelicher Sex, sowie Formen der Sexualität, bei denen keine Ejakulation in die Vagina stattfindet. Und Sex von Lesben oder Schwulen ist sowieso Teufelswerk. Die sogenannte “natürliche Empfängnisregelung”, bei der die Frau* ihre Temperatur messen soll um ihre fruchtbaren Tage zu ermitteln, während derer dann “heroischer Verzicht” geübt werden darf, ist selbstverständlich völlig unsicher und schützt nicht vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten und AIDS. Trotzdem meint Laun, “für Menschen in der Dritten Welt ist diese Methode bestens geeignet.” Denn selbst die “unterentwickelten” Afrikaner_innen würden dieses einfache Rezept verstehen: ‘ob Acker oder Vagina, feucht heißt fruchtbar und trocken heißt unfruchtbar.’ Hier wird das herablassende, rassistische und chauvinistische Menschenbild vieler fundamentalistischer AbtreibungsgegnerInnen sehr deutlich.

Die Bedürfnisse des Individuums zählen nicht. Schwangerschaft wird als ‘Dienst am Volk’ verstanden, welches Frauen* durch laufendes Gebären zu erhalten hätten. Die Augsburger Anti-Choice-Organisation AlfA schreibt in lupenreiner nazistischer Volkstod-Rhetorik: “Das Volk stirbt nicht auf der Straße, sondern im Mutterleib.” Kein Wunder, dass sich Nazis unter den fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen wohlfühlen und, wie in München und Münster, auch gerne an 1000-Kreuze-Märschen teilnehmen. Eine Distanzierung durch die VeranstalterInnen erfolgt in der Regel nicht.

Wo nazistische Inhalte vertreten werden, ist die FPÖ meist nicht weit. HLI zeigt auf ihrer Homepage seit Jahren ein Video, in dem HC Strache davon schwafelt, dass Abtreibungen etwas ganz Schlechtes seien, und dass Frauen* ihre Bedürfnisse einer “erfolgreiche[n] Zukunft mit einer kinderreichen Gesellschaft” unterzuordnen hätten. Mit dieser “kinderreichen Gesellschaft” sind dann wohl nicht die MigrantInnen gemeint, deren angeblicher Kinderreichtum der FPÖ schon immer ein Dorn im Auge war und sie von “Überfremdung” phantasieren lässt.

Bevölkerungspolitik

Eine vollständige Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, wie sie die OrganisatorInnen des 1000-Kreuze-Marsches fordern, ist also ganz klar auch als Mittel der Bevölkerungspolitik gemeint. Bevölkerungspolitik funktioniert durch Berechnungen über die ideale Bevölkerungszahl und -struktur in einem Staat und über Maßnahmen, die eine entsprechende Entwicklung erzwingen sollen.

Sie basiert auf der Vorstellung, eine ‘Bevölkerung’ müsse wie ein einziger (“Volks-”)Körper Regeln unterworfen und gesteuert werden. Hier sollen v.a. Frauen* der “Mehrheitsgesellschaft” ganz offensichtlich als Brutkästen zur Vermehrung einer weißen, christlichen Bevölkerung herhalten, während Migrantinnen, Women of Colour und Roma-Frauen lieber nicht zu viele Kinder haben sollen. Es gibt Berichte, dass in der Slowakei Romnija zwangssterilisiert werden.

Viele Feministinnen kritisieren das Konzept der Bevölkerungspolitik scharf. Zu Recht. Denn der bürgerliche Staat (und Möchtegern-LenkerInnen eines faschistischen oder eines Gottes-Staates) versuchen nach wie vor, auf Frauen*körper zuzugreifen. Dagegen muss noch immer der Kampf um die Selbstbestimmung über den eigenen Körper und das eigene Leben geführt werden. Und weil eben viele Menschen, die als Frauen* leben, gebärfähig sind, ist an diesem Punkt ein Kampf als politisches Subjekt Frau* sinnvoll und notwendig.

Die beschriebenen Zumutungen sind nicht nur ein Problem sektenhafter Häufchen von fundamentalistischen Spinnern. Leider ziehen sich derartige reaktionäre Vorstellungen durch die gesamte Gesellschaft. Ein selbstbestimmter Umgang mit der eigenen Gebärfähigkeit wird richtigerweise als Gefahr für das bestehende Schweinesystem erkannt und soll Frauen* deshalb durch verschiedene Mittel schwer gemacht werden: Durch das Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie als Keimzelle des Staates, durch das Verhindern einer gerechten Arbeitsteilung in der Reproduktionsarbeit (auf Kinder aufpassen, kochen, waschen, putzen,…), durch niedrigere Frauen*gehälter und -löhne. Also durch das Propagieren einschränkender Geschlechterrollen, und indem behauptet wird, diese gesellschaftlichen Ausbeutungs- und Gewaltverhältnisse seien etwas ganz Natürliches.

Widerstand

Dem müssen wir unseren Widerstand entgegensetzen. Das heißt: Frauen* und solidarische Männer* müssen aktiv werden, um reaktionäre Ideen aus den Köpfen der Leute wegzukriegen. Aufklärung und Aktivismus (Komm zur Demo!) gehen dabei idealerweise Hand in Hand.

Wichtige Schritte wären die Streichung von Schwangerschaftsabbrüchen aus dem Strafgesetzbuch, Abbruch auf Krankenschein, und kostenlose Verhütungsmittel für alle. Allerdings: damit wirklich Schluss ist mit Bevormundung und Ausbeutung kämpfen wir konsequenterweise für eine emanzipatorische, befreite Gesellschaft.

Nieder mit dem sexistischen Normalzustand und dem Kapitalismus, für die Anarchie!

Den 1000-Kreuze-Marsch zum Desaster machen!

Apropos Geschlechterrollen: wir finden, dass diese auch bei Demos und Aktionen aktiv hinterfragt werden müssen. Warum sollen ausgerechnet bei Frauen*themen neben “bunten, kreativen” Protesten nicht auch militante Aktionsformen möglich sein? Warum nur kreativ begleiten, wenn wir auch verhindern können?

25.Juli.2012, 13:30 Uhr, Hauptbahnhof Salzburg

Ob in bunt oder in Alltagskleidung: komm zur Demo, bring deine Schwestern, Freund_innen, Arbeitskolleg_innen und andere Kompliz_innen mit!

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Aufruf zur Demo gegen Sonnwendfeier von Arminia und FPÖ

++++++++++++++++++29.06. 19:00 Schillerpark++++++++++++++++++++++++

Am 29.6. lädt die rechtsextreme Burschenschaft Arminia Czernowitz zur Sonnwendfeier aufs Ellbognergut, am Standtrand von Linz. Das Thema „Flucht und Vertreibung“ liefert dabei den politischen Kontext zum nächtlichen Feuer. Selbstverständlich geht es aber nicht um jene Menschen die einst im Nationalsozialismus vertrieben, deportiert und ermordet wurden.

Nein, gedacht wird wieder einmal den ach so armen Deutschen, die vor der Roten Armee Richtung Westen flüchteten. Dass die Ursache dafür aber die vorangegangen Gräueltaten der Nationalsozialist_innen waren, wird dabei bewusst verschwiegen und die wahren Täter_innen zu Opfern umgelogen. So wird das Vorrücken der Roten Armee zur brutalen Vertreibung umgedichtet. Geschichtsrevisionismus wie er im Buche steht! Doch wen wundert das in einem Land, wo sich führende FPÖ-Politiker wiederholt mit den Opfern der Reichspogromnacht gleichsetzen können. Nur einer von vielen Vorgängen, die die systematischen Verbrechen der Nazis kontinuierlich relativieren und verharmlosen.

Gerade die Linzer Arminen sind schon länger für ihre rechtsextreme Gesinnung bekannt. Sie zeigt sich regelmäßig bei ihren Veranstaltungen und Publikationen. Etwa im April 2010, als sie den bekennenden Antisemiten Richard Melisch auf ihre Bude einluden. Melisch verfügt über gute Kontakte zur deutschen und österreichischen Neonaziszene und referiert auch gern bei der NPD. Beworben wurde dies mit einem nur leicht abgeänderten Propagandaplakat der NSDAP.

Darüber hinaus sind die Arminen auch eng mit der FPÖ verzahnt, so ist etwa der Linzer Stadtrat Detlef Wimmer Alter Herr der Verbindung. Auch die diesjährige Feuerrede wird FPÖ Landesrat Manfred Haimbuchner halten. Hier zeigt sich welch wichtige Rolle Burschenschaften als Bindeglied zwischen dem legalen Rechtsextremismus der FPÖ und dem organisierten Neonazismus spielen.

Ihre ideologische Konditionierung macht Burschenschafter zu idealen FPÖ Kandidaten. Dass die „alten Herren“ ihren jungen Bundesbrüdern bei der politischen Karriere dann auch gerne einmal unter die Arme greifen, versteht sich von selbst. So hat es mittlerweile eine Vielzahl von Burschenschaftern bis ins Parlament geschafft.

Auch in der Privatwirtschaft können die elitären Männerbündler auf ein starkes Netzwerk vertrauen. Ein Netzwerk, dass nicht nur nach politischer Gesinnung, sondern auch nach Geschlecht, Herkunft und sexueller Orientierung all jene aussortiert, die nicht dem burschenschaftlichen ideal entsprechen.

Der gängigen Gleichgültigkeit gegenüber Rechtsextremismus und Männerbündelei zum Trotz mobilisieren wir gegen die Veranstaltung von FPÖ und Arminia.

Gegen Geschichtsrevisionismus, Nationalismus und Männerbündelei! ++ Gegen strukturellen Sexismus und Antifeminismus! ++ Nation und Patriachat abschaffen!!

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29.6. Demo gegen rechtsextreme Sonnwendfeier

Am 29.6. gibt es in Linz eine Demo gegen die geschichtsrevisionistische Sonnwendfeier der rechtsextremen Burschenschaft Arminia Czernowitz.

Dort sollen die Deutschen wieder einmal zum eigentlichen Opfer des zweiten Weltkrieges umgelogen werden.

Die Feuerrede der Burschis wird übrigens Manfred Haimbuchner, Landesparteiobmann der FPÖ halten.

Treffpunkt für alle Antifaschist_innen und (Pro)Feminist_innen: 19:00 Schillerpark!

Ein ausführlicher Aufruf folgt noch…

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23.06. – Soliparty fürs neu eröffnette AZ in Linz

Das frisch eröffnette Autonome Zentrum in Linz organisiert am Sa den 23.Juni eine Soliparty in der Stwst – ua mit Sookee und Yasmo MC!

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Wo die Zeit Urlaub macht

Demo für die Entnazifizierung und Entmilitarisierung von Bad Reichenhall

>>>>>> 19. Mai 2012 – 14:30 – Bahnhof Bad Reichenhall – Bayern <<<<<<

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Antifanet: Open Meeting Update

Das erste, offene Antifanet Vernetzungstreffen wird wie angekündigt am Sa 28.04. in  Linz stattfinden.

Allerdings nicht wie teilweise angekündigt in der Kapu, sondern ab 16:00 im Ann & Patt.

See you there.

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Antifanet: OPEN MEETING

Antifanet…ist ein Plattform von und für radikale Linke in Österreich. Durch kontinuierliche Vernetzungsarbeit soll ein Informations- und Erfahrungsaustausch vorangetrieben werden. Auf Antifanet.at der Hompage zum Projekt können allen beteiligten Gruppen, Initiativen und Personen zB Veranstaltungen Bewerben oder ihre Texte hochladen.

Organisierung…wird uns nicht erspart bleiben, wollen wir die herrschenden Verhältnisse überwinden. Ob nun für symbolischen Protest, direkte Aktion oder persönliche Theorie-Aneignung, wir empfehlen: Bildet Gruppen, Banden und Bündnisse! Gerade längerfristige Organisierung bzw Zusammenarbeit ist in der radikalen Linken leider kaum ausgeprägt. Mit dem Projekt „Antifanet“ wollen wir diesem Umstand ein Ende bereiten.

Befreite Gesellschaft…ist unser Ziel. Die einen mögen sie Kommunismus die anderen Anarchie nennen. Klar ist aber das auf dem Weg dorthin Herrschaftsverhältnisse und Unterdrückungsmechanismen konsequent bekämpft werden müssen. Deshalb weisen wir an dieser Stelle noch einmal explizit darauf hin, dass Antifanet zwar das sein soll was wir draus machen, aber sicher keine Plattform für Sexismus, Antisemitismus, ect.

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Offenes Vernetzungstreffen am 28.04. in Linz

Genaue Angaben zu Ort und Uhrzeit folgen noch

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Anarchismus: Perspektive oder Utopie?

Am Sa. den 10.03. gibts wiedereinmal ein Antifacafé im Röda. Start ist um 19:00 in der Enterprise (Jugendzentrum).

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Burschis auffressen! 11.02. Linz

Game Over, Burschenbundball

Nicht nur in der Wiener Hofburg treffen sich jedes Jahr deutsch-nationale Verbindungsstudenten. Auch in Linz laden am 11. Februar 2012 akademische Burschenschaften, Landsmannschaften und pennale Verbindungen zum Burschenbundball ins „Palais Kaufmännischer Verein“. Dabei handelt es sich um das wohl repräsentativste Haus in ganz Linz, welches sich selbst auch gern als „kleine Hofburg“ bezeichnet. Der Burschenbundball ist nach dem WKR-Ball eine der größten Veranstaltungen der deutsch-völkischen Männerbünde in Österreich.

Samstag, 11. Februar 2012
Treffpunkt: 18:00, Hauptplatz

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