Dienstag, 28. Mai 2024

Gelesen: Der Donnerstagsmordclub

Der Donnerstagsmordclub von Richard Osman (Roman)

aus dem Englischen unter dem Titel "The Thursday Murder Club"
ISBN 978-3-472-36014-9
Broschiert (oder ein sehr dickes Taschenbuch), List/Ullstein

Warum dieses Buch? Ausgeliehen/empfohlen von meiner Tochter.

Klappentext/Rückseite:
"So eine luxuriöse Seniorenresidenz, möchte man meinen, sei ein friedlicher Ort. Das dachte auch die fast achtzigjährige Joyce, als sie in Coopers Chase einzog. Bis sie Elizabeth, Ron und Ibrahim kennenlernt, sie früher Geheimagentin, die beiden anderen Gewerkschaftsführer und Psychiater. Sie wird Teil ihres Clubs, der sich immer donnerstags trifft, um ungelöste Kriminalfälle aufzuklären. Ein Mord vor ihrer Haustür ist für die vier Senioren da natürlich ein gefundenes Fressen. Sie mögen nicht mehr die Jüngsten sein, aber an Scharfsinn und Witz leiden sie nun wahrlich keinen Mangel. Da staunt selbst die Polizei."

Die muntere Seniorenclique lebt mit vielen anderen Bewohnern in einer Residenz, und jeden Donnerstag haben sie ein Zeitfenster, in dem gerade keine andere Interessengemeinschaft im Aufenthaltsraum tagt, in dem sie sich üblicherweise mit alten ungeklärten Mordfällen befassen. Aufklärung von cold Cases just for Fun also.

Nun hat gerade der Eigentümer der Residenz bei einer Versammlung verkündet, dass er einen Investor gefunden habe, der einen weiteren Trakt zu errichten gedenke, wofür allerdings der nahegelegene Friedhof verlegt bzw. eingeebnet werden müsse. Dieses ruft die Rentner auf den Plan, die es als angenehme Vormittagsbeschäftigung empfinden, sich endlich einmal wieder herrlich aufregen zu können.

Noch jemand fühlt sich aufgescheucht, der Pater, der gar keiner ist. Und was ist mit dem Bewohner, der jeden Tag auf der Bank am Friedhof sitzt? Was treibt sie um, dass der Friedhof genau so erhalten bleiben soll?

Nun wird der modernisierungswillige Investor aber kurz nach seiner Heimkehr in sein hypermodernes Haus umgebracht. Womit dann die Geschichte ihren Lauf nimmt.

Der Donnerstagsmordclub freundet sich mit der jungen Polizistin Donna an, die eigentlich nicht zum Ermittlerteam gehört, aber man bedenke, wir haben es bei Elizabeth mit einer ehemaligen Geheimdienstlerin zu tun!

Die Ermittlungen ziehen Kreise, was zum Beispiel ist mit dem Hans Dampf-in-allen-Gassen-Handwerker Bogdan? Ob er der Mörder ist? Welche Spuren gehen bis in die Türkei oder Griechenland?

Die Geschichte wird immer verwickelter, aber wir haben ja Joyce, die Tagebuch führt und uns mit Erklärungen versorgt.

Ein Wälzer von 500 Seiten, den ich mit Vergnügen gelesen habe! Ungenauigkeiten meiner Wiedergabe bitte ich zu entschuldigen, es ist eine wirklich verzwickte Geschichte.

Donnerstag, 9. Mai 2024

Gelesen: Bretonisches Gold

Bretonisches Gold - Kommissar Dupins dritter Fall von Jean-Luc Bannalec (Krimi)

ISBN 978-3-462-04840-7

Kiepenheuer & Witsch, Taschenbuch

Warum dieses Buch? Ich mag Reihen. Dieses ist einfach der nächste Band

Klappentext:
"Bretonisches Salz und perfide Machenschaften
In den spektakulären Salzgärten auf der Guérande-Halbinsel geht gerade die Sonne unter. Der Veilchenduft des Fleur de Sel liegt in der Luft, von dem die alten Salzbauern erzählen, er erzeuge bisweilen Wahnvorstellungen. So kommt es Kommissar Dupin tatsächlich vor, als aus heiterem Himmel auf ihn geschossen wird. Dabei wollte er sich in den Salinen nur nach ein paar mysteriösen Fässern umsehen, auf die ihn Lilou Breval, eine befreundete Journalistin, hingewiesen hat. Doch dann verschwindet Lilou spurlos. Zwischen dem malerischen Golfe du Morbihan und dem atemberaubenden Land des Salzes begibt sich Kommissar Dupin in eine aufreibende Ermittlung, die seine bislang persönlichste wird. Er stößt dabei nicht nur auf die energische Kommissarin Rose, sondern vor allem auf falsche Alibis, gewaltige Interessenkonflikte, dramatische Zerwürfnisse - und immer wieder auf urbretonische Geschichten."

Das Buch hat hier jetzt eine Weile gelegen, weil ich schlicht keine Lust auf eine Besprechung hatte. Der Plot ist vom Klappentext gut erzählt, die Geschichte gewohnt verworren. Wieder sind mir zu viele Personen begegnet, deren Namen ich schnell vergesse und immer wieder überlegen muss, wer nun wer ist. Lustig ist die ungewollte Zusammenarbeit mit der eigentlich für diesen Distrikt zuständigen Kommissarin, die Dupins Mitarbeiter gut im Griff hat. Die Auflösung ist zwar wie üblich etwas überraschend, für mich aber nach wie vor zu verwirrend, die letzten Seiten habe ich nicht mehr lesen mögen.


Gelesen: Lessons in Chemistry

Lessons in Chemistry - von Bonnie Garmus (Roman)

Transworld Publishers/Random House London, Taschenbuch
ISBN 978-1-8049-9092-6

Warum dieses Buch? Von meiner Tochter ausgeliehen.

Klappentext:
"Chemist Elizabeth Zott is not your average woman. In fact, Elizabeth Zott would be the first to point out that there is no such a thing.

But it's the early 1960s and her all-male team at Hastings Research Institute take a very unscientific view of equality. Forced to resign, she reluctantly signs on as the host of a cooking show, Supper at Six. But her revolutionary approach to cooking, fuelled by scientific and rational commentary, grabs the attention of a nation. And soon a legion of overlooked housewives find themselves daring to change the status quo. One molecule at a time."

Schwierig, etwas über die Geschichte zu schreiben, ohne zu spoilern.
Ein roter Faden ist das Leben von Elizabeth: Arbeit, Partnerschaft ohne Trauschein, Verlust des Partners, die Tochter, der Hund (spielt eine nicht unerhebliche Rolle), später dann die Nachbarin und noch einige mehr. Die Arbeit, Entlassung, Umbau ihrer Küche zum Labor. In erster Linie ist sie Chemikerin, Wissenschaftlerin. Die TV-Show ist vordergründig eine Kochsendung.

Der zweite, viel wichtigere rote Faden ist die Art, wie Elizabeth Zott allen Ungerechtigkeiten der Gesellschaft die Stirn bietet, und davon gibt es in den 1960er Jahren viele! Mit dem analytischen Verstand der Wissenschaftlerin beurteilt sie Situationen und argumentiert entsprechend, stößt damit zunächst auf Unverständnis und Ablehnung.

Wer die 60er Jahre nicht ansatzweise erlebt hat, wird oft kopfschüttelnd davor sitzen und sein Hauptaugenmerk auf den Humor legen, der das Ganze zu einer wirklich unterhaltsamen Lektüre macht.

Sehr gern gelesen, obwohl ich für fremdsprachliche Bücher gut die doppelte Zeit brauche. Geschrieben aber in einem sehr kultivierten und angenehmen Englisch.

Dienstag, 27. Februar 2024

Gelesen: Saat der Sünde

Saat der Sünde - von Linda Castillo (Thriller)

Amerikanisches Original "The Hidden One"
Fischer Taschenbuch
ISBN 978-3-596-70610-5
Band dreizehn der Serie

Warum dieses Buch? Da braucht es hier schon weiter keine Erklärung, etwas mit Kate Burkholder zu lesen ist wie nach Hause kommen.

Klappentext:
"Der Tag des Gerichts ist gekommen
Auf einem Feld werden die Überreste des vor achtzehn Jahren verschwundenen Amisch-Bischofs Ananias Stoltzfus gefunden. Neben ihm John Bowmans Waffe, mit der der umstrittene Geistliche gerichtet wurde. Die Polizei in Belleville betrachtet den Fall als geklärt, aber die Ältesten der amischen Gemeinde können nicht an Jonas' Schuld glauben. Sie bitten Polizeichefin Kate Burkholder um Hilfe. Diese kennt Jonas von früher, und der Fall weckt lange begrabene Erinnerungen in ihr. Die beiden verbindet eine persönliche Vergangenheit. Ist Jonas wirklich der rachsüchtige Mörder, für den er gehalten wird? Kate ist die einzige, die den Mann noch vor der Todesstrafe bewahren kann."

Ein Krimi nach bewährtem Muster:
Im Prolog wird die Tat beschrieben, jedoch ohne dass die Leserin mitbekommt, wer Täter oder Opfer sein könnten.
Jahrzehnte später werden die Knochen gefunden, dazu die Tatwaffe, aber die Gemeindeältesten bitten Kate um Hilfe. Kate, Chief of Police in Painters Mill, hat im Bezirk Belleville keinerlei Machtbefugnisse, jedoch ist sie dem Angeklagten seit ihrer Jugend verbunden.
Nach und nach wird auch hier ein Stück von Kates Geschichte aus dem Umfeld der Amischen erzählt. Sie ist hartnäckig, wirbelt viel Staub auf mit ihren Nachforschungen und begibt sich wie immer auch in große Gefahr.

Auch wenn dieser Plot die altbekannte Linie verfolgt, liest sich die Geschichte dennoch spannend und sehr flüssig. In ihrer Beziehung zu Tomasetti, auch das Privatleben von Kate erfährt von einem Band zum nächsten eine Entwicklung, gibt es Neues.


Wie immer sehr gern gelesen, ich freue mich schon auf den nächsten Band, der im Sommer erscheinen wird.

Abgebrochen: Empfindliche Wahrheit

Empfindliche Wahrheit von John le Carré (Thriller)

Aus dem Englischen "A Delicate Truth"
Ullstein Taschenbuch
ISBN 978-3-548-28685-3

Warum dieses Buch? Ich hatte mich auf einen spannenden Spionageroman gefreut, lag irgendwann mal auf dem Tisch mit Mängelexemplaren.

Klappentext/Rückseite:
"In der britischen Kolonie Gibraltar findet eine streng geheime Anti-Terror-Operation statt: Ein islamistischer Waffenkäufer soll entführt werden. Die Drahtzieher: Fergus Quinn, ein hochrangiges Regierungsmitglied, und Jay Crispin, Chef einer internationalen Sicherheitsfirma.
Toby Bell, ein Mitarbeiter Quinns, stolpert über die geheime Aktion. Irgendetwas ist an der Sache faul und soll vertuscht werden. Seine Nachforschungen bringen ihn in eine gefährliche Lage. Toby muss sich zwischen seinem Gewissen und der Verpflichtung gegenüber dem britischen Geheimdienst entscheiden."

Hier habe ich schon nach 60 Seiten aufgegeben. Es ist mir alles zu verworren, gleichzeitig langweile ich mich. Nicht der erste Abbruch eines Buches von diesem Autor.

Merken: auch von John le Carré keine Bücher mehr kaufen!

Kontrolltermin - just for the records

Aktennotiz gegen das Vergessen 😀

Nachdem ich zehn Tage böse krank war und glücklicherweise komplett ohne Komplikationen (Weltwunder, seit Jahrzehnten nicht gehabt) durch den Infekt gekommen bin, hatte ich gestern meinen geplanten Dreimonatskontrolltermin mit Arztgespräch.

1. Prolastin/Respreeza: Meinem Doc war der Unterschied gar nicht so geläufig, weil er "schon immer" Prolastin verordnet hat. Nun, Respreeza ist ein paar Jahre später auf den Markt gekommen... Ich hatte eine Kopie aus meinem "schlauen Buch" dabei, woraus die Unterschiede hervorgehen. Durfte er behalten, vielleicht kauft er sich ja das Buch? Kommentar: "Auch Ärzte lernen immer noch dazu."

2. Impfungen: 

a) Die STIKO empfiehlt (mein Stand 2023) ja, die Pneumokokkenimpfung nach fünf Jahren zu wiederholen. Letztes Jahr wollte er sie mir nicht geben mit Hinweis auf neue Erkenntnisse. Also, es gibt einen neuen Impfstoff, der jetzt empfohlen wird, den bekomme ich nächste Woche.

b) RSV - Man hat festgestellt, dass es verhältnismäßig viele Krankenhauseinweisungen von Erwachsenen gibt, bisher ging man ja davon aus, dass Erwachsene die Infektion als Kind unbemerkt durchgemacht haben (nur Babys galten als gefährdet), nun gibt es auch dagegen für Erwachsene einen Impfstoff. ABER der kostet knappe 250 Euro, da empfiehlt es sich zu warten, bis die KK die Kosten übernehmen.

Alles in allem ein sehr gutes und konstruktives Gespräch.

Samstag, 10. Februar 2024

Gelesen: Die Mitternachtsbibliothek

Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig (Roman)

aus dem Englischen unter dem Titel "The Midnight Library"
ISBN 978-3-426-30825-7
Taschenbuch, Droemer/Knaur Verlag

Warum dieses Buch? Ich war schon lange neugierig darauf gewesen.

Klappentext/Rückseite:
"Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gefüllt mit all den Leben, die du hättest führen können.
Alles, was du jemals bereut hast, könntest du ungeschehen machen.
Genau dort findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort zwischen Raum und Zeit, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, hat sie plötzlich die Möglichkeit, all das zu ändern, was sie aus der Bahn geworfen hat.
Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?"

Nora verliert ihren Job, ist mit ihrer Miete im Rückstand, und nun ist auch noch ihr Kater gestorben. Sie hat das Gefühl, in ihrem Leben nur falsche Entscheidungen getroffen und alle Menschen enttäuscht zu haben: Ihren Vater, weil sie auf dem Weg zu Olympia ihre Schwimmkarriere aufgegeben hat; ihren Verlobten, weil sein Zukunftstraum von einem Pub auf dem Lande nicht ihrer war, und noch viel mehr.

Sie bedauert und verzweifelt, nimmt Tabletten. Und findet sich wieder in einer seltsamen Bibliothek mit sich bewegenden Bücherregalen und ihrer ehemaligen Schulbibliothekarin Mrs. Elm, der einzigen Person, die in einer sehr traurigen Zeit für sie da gewesen war. Mit Mrs. Elm hat Nora immer wieder interessante Gespräche, zunächst erklärt ihr Mrs. Elm aber die Bibliothek: Jedes Buch ist eines der ungelebten Leben von Nora, ein Leben, das von einer einzigen getroffenen Entscheidung aus sich hätte entwickeln können. Und jedes Buch gibt ihr die Möglichkeit, in dieses Leben jetzt sofort einzutauchen.

Nora probiert viele Leben aus, die Abschnitte werden lebhaft erzählt, auch diese Leben sind voller Höhen und Tiefen. Nachdem sich Nora eingewöhnt hat, stellt sie fest, dass dieses jeweilige Leben nicht richtig für sie ist und kommt augenblicklich zurück in die Bibliothek zu Mrs. Elm, wo die Uhren immer noch exakt Mitternacht anzeigen. Es gibt ein "Buch des Bedauerns" von Noras Leben, das Kapitel um Kapitel dünner wird, denn nach jedem anderen Leben gibt es weniger zu bedauern.

Das alles ist gut und spannend geschildert, ein bisschen überfordert war ich vom Prinzip der Quantenphysik ("Schrödingers Katze"), gelegentlich auch von den reichlichen Philosophiezitaten (Nora war in ihrem Ursprungsleben eine studierte Philosophin). 

Ein Kapitel, in dem viele Leben einer Aufzählung gleich genannt werden, fand ich überflüssig, obwohl dies wohl zeigen sollte, dass Nora viele Leben mehr als nur die ausführlich geschilderten gelebt hat - bzw. Zeitabschnitte davon.

Ende gut, alles gut, in buchstäblich letzter Minute gelingt ihr die Rückkehr in ihr Leben inklusive Krankenhausaufenthalt und Treffen mit Menschen, die in manchen der ausprobierten Leben bereits verstorben waren. - Ihre Probleme sind geblieben, aber die Sicht auf die Menschen und Dinge sowie den Sinn des Lebens haben sich geändert.


Mich hat das Buch phasenweise sehr nachdenklich gemacht, und ich habe zwischendurch mein eigenes Leben reflektiert - da komme ich ganz gut bei weg.

Eine erstaunliche und sehr gut lesbare Lektüre, die mir viel Freude bereitet hat.