Die Jugendweihe – was ist das genau?
So mancher fragt sich, wenn er den Begriff Jugendweihe hört oder liest, was das nun eigentlich genau ist. Das es eine Art weltlicher Ersatz der Konfirmation ist, weiß man, aber wie das konkret abläuft, können sich diejenigen, die in ihrer Familie seit Generationen nur die Konfirmation kennen, nicht vorstellen.
Viele vermuten den Ursprung der Jugenweihe in der DDR, die Geschichte der Jugendweihe reicht aber viel weiter zurück, obwohl die Jugendweihe in der DDR natürlich auch einen sehr hohen Stellenwert einnahm.
Wikipedia schreibt dazu:
„Die neue Form des Initiationsritus wurde von freireligiösen Gemeinden entwickelt. In Opposition zu den Kirchen organisierten sie einen kulturgeschichtlich fundierten Moralunterricht für ihre Kinder. Die abschließende Jugendweihe war vor allem eine Feier zur Schulentlassung, deshalb erhielt man sie im Alter von 14 Jahren. Seit den 1890er Jahren stand ihre Form weitgehend fest. Der Jugendlehrer hielt einen Vortrag über die freigeistige Weltanschauung, es wurden Erinnerungsblätter, ein Gelöbnis und ein Gedenkbuch überreicht. Gesänge und Rezitationen umrahmten die Feier.
Diese freireligiöse und freidenkerische Tradition wurde von der Arbeiterbewegung übernommen.
Der Begriff Jugendweihe, heute zunehmend auch als Jugendfeier bezeichnet, tauchte erstmals 1852 auf und geht auf einen Vorschlag von Eduard Baltzer zurück, der damit zum Ausdruck bringen wollte, dass sich die Abkehr von den Kirchen auch in der Terminologie niederschlagen sollte. Denn zunächst wurden noch Begriffe aus der christlichen Tradition (Konfirmation) für außerkirchliche Feiern benutzt oder ihr Ersatzcharakter betont. So nutzte am 9. April 1846 eine Breslauer Tageszeitung das Wort Confirmationsersatzfeier.“ Quelle: Wikipedia
Welche Rolle aber spielt die Jugendweihe im Leben eines Jugendlichen?
Hier die Erinnerungen einer Frau, die in ihrer Jugend die Jugendweihe erhalten hat:
Ich bin in Thüringen aufgewachsen und habe meine Jugendweihe in den späten 70er Jahren in Jena erhalten. Aus unserer Klasse nahmen fast alle Schüler daran teil. Diejenigen, die der evangelischen oder katholischen Kirche angehörten, erhielten die Konfirmation zusätzlich.
Es war also nicht so, dass eine Konfirmation nicht möglich war und es war auch nicht festgeschriebenes Gesetz, dass man an der Jugendweihe teilnehmen musste, aber es gab nur sehr wenige, die nicht daran teilnahmen, da eine Verweigerung sich in einer real-sozialistischen Kaderakte, vorsichtig ausgedrückt, nicht gerade positiv auswirkte.
Ein gutes Maniküre-Set eignet sich sehr gut als Geschenk zur Jugenweihe
Für uns war es ein Höhepunkt, auf den wir uns wirklich gefreut haben. Schließlich war es für uns – wenn auch nur symbolisch – der Abschied von der Kindheit (und die will man ja in diesem Alter möglichst schnell hinter sich lassen). Nach der Jugendweihe wurde man mit „Sie“ angeredet – jedenfalls theoretisch.
Das Jahr vor der Jugendweihe war geprägt von den Jugendstunden zur Vorbereitung auf den festlichen Akt der Aufnahme in die Reihen der Erwachsenen. Sie fanden regelmäßig am Nachmittag statt und sollten uns auf den Eintritt ins Erwachsenenalter vorbereiten. Ich erinnere mich nicht mehr genau an die Inhalte, aber es waren viele Vorträge von Personen dabei, die eine besondere Vorbildfunktion hatten und uns moralische Werte nahe bringen sollten, die Themen Sexualität und Liebe spielten auch eine Rolle.
Ich erinnere mich an einen Nachmittag mit einer aktiven Widerstandskämpferin gegen das Naziregime, die Mitglied einer bedeutenden Widerstandgruppe war, und deren lebhafte Erzählung mir sehr fest im Gedächtnis geblieben ist sowie an einen Besuch im Konzentrationslager Buchenwald. Die damalige Gedenkstätte des KZ hat in mir einen sehr tiefen Eindruck hinterlassen.
Schon Wochen vor dem großen Tag waren wir aufgeregt. Die meisten Mädchen erkannte man in den letzten Tagen vor dem Fest fast nicht wieder: Die Friseure mussten damals wohl alle Überstunden machen, denn viele Mädchen bekamen ihre erste Dauerwelle und sahen danach aus wie ihre eigenen Großmütter.
Unsere Jugendweihefeier fand in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität in Jena statt. Die Aula war festlich geschmückt und es war sogar ein roter Teppich ausgerollt. Allerdings war der nicht gut befestigt, so dass er sich für uns Mädchen, die das erste Mal in Stöckelschuhen loswackeln durften, als böse Stolperfalle entpuppte. Die Jungen fanden’s lustig.
In Zweierreihen marschierten wir Jugendlichen in den Saal ein, in dem die Familienangehörigen mit gezücktem Fotoapparat warteten, zu festlicher Musik. Immer schön paarweise nach Größe sortiert, ein Junge und ein Mädchen – in Schüben so viele, wie auf die Bühne passten. Dort überreichten uns dann junge Pioniere Blumen, wir bekamen unsere Urkunde überreicht und sprachen das Gelöbnis. Leider kann ich mich an den Wortlaut nicht mehr erinnern.
Zum Festakt gehörte eine Festrede von einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, sowie Auftritte von Schul-Chören und Schülern der Musikschule.
Den restlichen Tag verbrachte man dann im Kreise der Familie in fröhlicher Runde, und mit besonderer Freude haben wir Jugendweihlinge dann zu Hause die Jugenweihe-Geschenke und die mit Geld gefüllten Glückwunschkarten aus der Nachbarschaft und von Freunden und Bekannten ausgepackt. Mir brachte das geschenkte Geld der Jugendweihe meinen ersten Kasettenrecorder.
Die Jugenweihe heute
Auch heutzutage wird die Jugendweihe gefeiert und sie wird hauptsächlich vom Verein Jugendweihe eV organisiert.
Der Vermittlung humanistischer, moralischer Werte steht dabei im Vordergrund, im Gegensatz zur von mir damals erlebten Jugendweihe weltanschaulich und parteipolitisch unabhängig. Somit ist und bleibt die Jugendweihe ein wichtiger Höhepunkt im Leben junger Menschen, die nicht konfessionell gebunden sind.
Was schenkt man nun zur Jugendweihe?
Auch da herrscht recht viel Unsicherheit bei denjenigen, denen die Jugendweihe nicht so geläufig ist. Da gibt es sicher nicht viel Unterschied zur Konfirmation, außer dass keine Geschenke mit besonderem Bezug zu einer Religion verschenkt werden, wie zum Beispiel Kreuze und dergleichen.
Wenn man kein Geld verschenken möchte, greift man am besten zu einem Geschenk von bleibendem Wert. Schmuck wird sehr gern verschenkt, aber auch eine gute Armbanduhr kommt gut an. Praktische Dinge, wie zum Beispiel ein gutes Maniküre-Set sind ein tolles Geschenk zur Jugendweihe, oder auch eine chice Geldbörse. Für einen Jungen ist sicher auch ein gutes Taschenmesser ein schönes Geschenk und ein Mädchen freut sich bestimmt über einen praktischen Schmuck-Koffer.