Gestern war Weltfrauentag. Heute habe ich daher mal mehr darauf geachtet, was die Mädels in der Klasse so tun und mein Pflegefall ist z.Z. handzahm. An Unterricht war heute sowieso nicht zu denken, wurde doch per Lautsprecherdurchsage bekannt gegeben, das Mario Götze vom BVB zur Mittagszeit in der Aula sein würde. Damit hat der Rektor den anderen Lehrern leider keinen Gefallen getan, weil sich die kleinen Biester mit abertausenden Fragen auf die Lehrer stürzten. Aber zurück zu den Mädels.
Katja und Amelie tragen ihr Haar gerne offen. Das hat neben ästhetischen Gründen den praktischen Vorteil, dass sie von der ersten bis zur letzten Stunde auf mindestens einem Kopfhörer Musik hören können ohne dass man die Kabel vom MP3-Spieler sieht. Justin Bieber ist z.Z. wohl in. Mir ein Rätsel wieso, aber ich gehören wohl auch nicht zur Zielgruppe. Schule ist natürlich viel leichter, wenn man nicht zuhören muss und immer Musik hören kann, die gute Laune verbreitet. Ein paar Jungs versuchen das natürlich auch ab und an und die Kopfhörer sieht man in der Tat nicht in den Ohren. Dafür die Kabel, wie sie am Hals hinab hängen. Sie werden auch immer wieder erwischt. Katja und Amelie nicht. Noch cleverer ist da Djala. Sie trägt immer ein Kopftuch. Ich habe noch nie ihr Haupthaar gesehen und wenn man mit ihr redet weiß man nie wie viel sie überhaupt gerade vom Gespräch wegen der Kopfhörer darunter mitbekommt. Tja, was hält einen schon davon ab, wenn man die Mittel hat?
Zu viert stürzen sich ein paar der Mädels in der Pause auf Moritz. Er wird verbal und körperlich gepiesackt, am Weitergehen gehindert und mit Unsinnsfragen bombardiert. Während vorne drei ablenken, räumt die Vierte den Rucksack hinten leer und „verschenkt“ an vorbeikommende Schüler Moritz‘ Sachen. Als er das gegen Pausenende bemerkt, explodiert er einmal und schiebt die Mädels auf Abstand. Eine stürzt, zwei rennen zur Pausenaufsicht und beschweren sich, dass Moritz prügeln würde. Die Lehrerin hat von allem nichts mitbekommen und sieht nur den aufgeregten Moritz, der seine Sachen zusammen sucht. „So geht das aber nicht, Freundchen! Wer bist du? Welche Klasse? Wer ist deine Klassenlehrerin? Ich sorge dafür, dass du die Schulordnung abschreibst. Wir prügeln hier nicht und erst recht schlägt man keine Mädchen.“ Moritz will die Situation erklären, wird aber immer wieder von den vier Furien unterbrochen („Guck, arme Katja, muss wahrscheinlich Arzt wegen dem! Schäm dich!“). Schließlich gibt er auf. „Moritz, Klasse X, Frau Y.“ „Geht, doch Freundchen. Und jetzt lass die Mädchen in Ruhe!“ Sie geht wieder auf Patrouille. Ich gehe zu ihr und erkläre ihr, was ich gesehen habe und bitte sie, das Abschreibenlassen zu vergessen. „Was hat er denn getan, dass die Vier ihn anschwärzen?“ „Tja, Moritz hat sie seine Hausaufgaben nicht abschreiben lassen.“ Armer Moritz. Hält sich an die Klassenregeln und kriegt von Teilen der Klasse und sogar dem Lehrpersonal dafür einen drüber. Ich gehe zu ihm und muntere ihn ein wenig auf, dass er nichts falsches gemacht habe.
In Kunst sind die Unterrichtsformen lockerer. Man darf ein bisschen durch die Gegend stromern und Lob verteilen und Anregungen sammeln. Katja hingegen hat Durst und nichts zu trinken mitgebracht. Sie setzt sich zu Gabriel, eigentlich ja eher zu Gabriels Colaflasche, und fängt an ihn zu becircen. Gabriel will aber nicht teilen und schickt sie weg. „Ach, komm Gabriel. Nur ein Schluck. Ich setzt mich auch zu dir auf den Schoß.“ Gabriel schluckt und es entsteht eine längere Pause. ________________________________________ Gabriel schiebt die Colaflasche rüber. Katja hüpft ihm auf den Schoß, dass es Gabriel schmerzt und zieht genüsslich die Colaflasche vor dem schmerzgeplagten Gabriel leer. „Boah, du bist immer so voll liiiiieb, Gabi.“ Ja, „Gabi“, bist du. Aber warum nur?
Zusammengefasst können Mädchen manche Sachen (wie das Kopfhörerverstecken) in der Tat besser, gilt das Gekeife vieler gegen das Wort des Einzelnen nichts und Gegenstände und Dienstleistungen („Trägst du meine Tasche? *mitdenAugenklimper*“) lassen sich bequem durch gewisse „Gefälligkeiten“ erwerben. Schade, dass die Botschaft des Weltfrauentages noch nicht bei den Mädels angekommen ist.
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