Sonntag, 26. Mai 2024

Übereifer auf dem Hochrhein

Zunächst hatte ich mir vorgenommen genau die Strecke zu paddeln, die ich letztlich gepaddelt bin. Zwischenzeitlich wollte ich abkürzen. Das hätte ich auch tun sollen, aber weil es in Horn keinen Kaffee gab beschloss ich doch noch zur Rechenau zu paddeln und das war entschieden zu weit.

Aber von Anfang an: der völlig verregnete Pfingsturlaub verhieß einen sonnigen Lückentag. Auf den überquellenden kakau-braunen Flüssen kann gegenwärtig nur abwärts gepaddelt werden. Ich beschloss also in aller Frühe zum Bodensee zu fahren und erneut am Hochrhein in Öhningen einzusetzen. Die Fahrt durch die sonnige autoarme Sonntag-morgenlandschaft war angenehm, das Eintauchen ins Nebelloch des Bodensees eher ernüchternd.

Ich machte erst noch ein kleines Nickerchen auf dem Parkplatz des Öhninger Yachtklubs. Gegen 8:00 Uhr brach ich dann im Nebel auf. Anders als beim letzten Mal fuhr ich Richtung Nordosten - quasi "flussauf". Ich klapperte die deutsche Küstenseite ab und fuhr an Wangen, Hemmenhofen, Gaienhofen und Horn vorbei. Dann traf ich die Entscheidung noch bis zur Reichenau zu paddeln, wo die Sonne schien und wo es ein zweites Frühstück gab.

Um den Anleger an der Reichenau zu erreichen musste ich "The great Lake Constance Garbage Patch" durchqueren. Offenbar sorgen die Seeströmungen dafür, dass sich hier alles ansammelt, was auf dem Untersee an der Wasseroberfläche dümpelt.

Als ich wieder zu Kräften gekommen war steuerte ich die Schweizer Seite an. Ich peilte den spitzen Kirchturm in Berlingen an und ärgerte ich über Motorbootwellen, die mich aus dem Takt und von meiner Richtung abbrachten. Ich wurde zunehmend müder und Richtungskorrekturen strengen an. Immer wieder wechselte ich die Paddelseite weil mir die Hände an Griff und Schaft einschliefen. 

Schließlich querte ich wieder zurück auf die deutsche Seite und unternahm einen Versuch in Wangen etwas zu essen zu bekommen. Leider hatte ich versäumt einen Tisch zu reservieren und verließ die "Residenz Seeterrasse" unverrichteter Dinge. Es kann natürlich auch an meinem etwas zerzausten Erscheinungsbild gelegen haben, dass man mich dort nicht haben wollte. Ich nahm also zwei Müsliriegel zu mir und paddelte weiter nach Öhningen.

Der kleine Imbiss des dortigen Yachtklubs ist nicht so wählerisch und ich bekam noch ein kleines Vesper. Es war inzwischen früher Nachmittag, ich war mit Pausen über sechst Stunden unterwegs gewesen und bin fast 28 Kilomter weit gepaddelt. Das ist zwar kein persönlicher Rekord, aber das ist weiter, als ich mir zumuten sollte.

Sonntag, 19. Mai 2024

Neckar mit "Pegel"


In Sulz am Neckar, wo die traurig malträtierten Kanus des örtlichen Verleihers weiteren Misshandlungen harrend herumliegen, haben Rolf und ich heute unsere flotte Neckartour begonnen. Rolf hat mich, die Boote und die Ausrüstung an der Einsatzstelle abgesetzt, ist zurück nach Horb gefahren und mit dem Schienenersatzverkehr zurück gekommen. Ich habe mir unterdessen die Beine vertreten und die rauschenden Fluten des Neckars betrachtet.


Der Pegel war hoch, aber nicht mehr so beängstigend, wie gestern, als noch beachtliche Wassermassen talabwärts rauschten. Jetzt floss die Strömung munter und verursachte gelegentlich ansehnliche Wellenzüge. Ich hatte mich für den Sandpiper entschieden weil der hinreichend wendig ist um z.B. Baumhindernissen auszuweichen und weil seine etwas gedrungenere Form beim Durchfahren der Wellentäler Spritzwasser abweist. 


Da, wo das Wasser besonders wild war, habe ich keine Bilder gemacht weil ich mich aufs Paddeln konzentriert habe. Aber selbst da, wo das Wasser glatt floss ging es ziemlich stürmisch voran und wir mussten aufpassen, dass wir in Flusskurven nicht an die Prallwand gedrückt wurden.


In Fischingen umtrugen wir das Wehr, dass wir mit Wildwasser-booten vermutlich hinunter gerutscht wären. Dabei mussten wir - um eine vernünftige Einsatzstelle zu erreichen - die Fischtreppe überqueren. Die ist bei diesem Pegel ganz schön tief und es ließ sich nicht vermeiden hindurch zu waten. Die übliche Einsatzstelle war ein wirbelnder Wirlpool und unterhalb ragten ein paar schwierig zu umfahrende Felsen aus dem Wasser.


Bei Dettingen überraschte uns ein Regenschauer. Bis wir die große Bücke erreicht hatten, unter der wir Schutz suchen konnten, waren wir schon ziemlich nass geregnet. Nach dem Durchqueren der Fischtreppe machte uns das aber gar nicht so viel aus.

Schließlich erreichten wir Horb, wo Rolf das Auto geparkt hatte. Wir hoben die Boote aus dem Wasser, trugen sie zum Auto, verstauten sie und die Ausrüstung und schlenderten froher Hoffnung zum benachbarten Bäckereicafé. Das hatte geschlossen.

Wir waren in knapp zwei Stunden fast 16 Kilometer gepaddelt und hatten uns Kaffee und Kuchen redlich verdient. Die bekamen wir dann aber auf der Rückfahrt in Rottenburg, wo wir im Bahnhofscafé die Fahrt Revue passieren ließen. Trotz des Regenschauers und der kniffligen Umtragung oder gerade aufgrund dieser überwundenen Widrig-keiten waren wir uns einig, dass das ein gelungener Ausflug war. Wir sollten häufiger so spontane Kleinunternehmungen machen bei denen der Organisations-aufwand überschaubar bleibt.

Offiziell war diew Fahrt ja als Wanderfahrt im Fahrtenprogramm der Paddelfreunde ausgeschrieben, aber da wir sie relativ kurzfristig eine Woche vor verschoben hatten waren keine Anmeldungen eingegangen. Nach der diesbezüglich etwas aus den Fugen geratenen Nagoldfahrt aus dem letzten Monat (die wir durchaus auch genossen haben) war das mal ein willkommener Kontrast.

Samstag, 11. Mai 2024

La Moder - komplett

An diesem verlängerten Wochenende ist es mir gelungen die vor vier Wochen begonnene Befahrung der Moder abzuschließen. Ich bin jetzt jeweils Hin und Zurück zusammen gut 42 Kilometer gepaddelt. Ich bin geneigt die flussauf gepaddelte Strecke im Geiste zu verdoppeln, so dass da locker über 60 Kilometer zusammen gekommen sind. Ich sollte fast erwägen mal an einem Paddelmarathon teilzunehmen. Dagegen spricht allerdings meine Pausenroutine, die wenig vernünftig ist.


In der Regel vermeide ich nämlich Pausen. So bin ich Freitag zum Beispiel zügig die knapp 8 Kilometer von Fort Louis nach Strattmatten gepaddelt (eigentlich wollte ich in Auenheim wenden, aber da war die Ein- und Aussatzstelle aus unerfind-
lichen Gründen gesperrt), habe - wie das Geschwindigkeitsprotokoll zeigt - gegen Ende meiner "Auffahrt" immer mehr nachgelassen, eine kurze Pause gemacht und bin die Strecke dann in einem Viertel der Gesamtzeit wieder zurück gepaddelt.

Dann bin ich mit dem Auto nach Strattmatten gefahren, wo eine schöne schattige Stelle zum Ausruhen und Wiederaufladen einlädt (unterwegs hatte ich im Supermarkt noch Baguette, Käse und Orangina erworben) und bin dann am Abend nochmal losgepaddelt. 

Ich kam bis Dalhunden, von wo aus ich am anderen Morgen erneut starten würde. Ich verbrachte eine entspannte Nacht im Auto, das ich erneut an der Mündung der Moder in den Rheinseitenkanal geparkt hatte, frühstückte gepflegt und startete gegen halb 8.


Meine letzte Etappe führte mich von Dalhunden nach Drusenheim, wo wir vor knapp 20 Jahren unsere Moderfahrt begonnen haben. Ich erinnere mich an eine alte grüne Stahlbrücke, die aber inzwischen durch eine neue ersetzt worden ist.

Weiter flussauf gilt die Moder als reizlos. Ich hatte jetzt auch genug. Der letzte Abschnitt kurz vor Drusenheim war auch schon ziemlich langweilig weil der Fluss gerade durch eher offene Landschaft fließt. Dort, wo die Moder durch dichte Vegetation mäandert und die Straße weit weg ist, hat man den Eindruck sich in einem Dschungel zu befinden. 


Die Fließgeschwindigkeit ist recht ansehnlich. An einer Stelle kurz unterhalb von Dalhunden hatte ich sogar Zweifel, ob es mir gelingen würde flussauf an einem Baumhindernis vorbei zu kommen, aber im dritten Anlauf schaffte ich es.


Ich will versuchen meine Paddelfreunde mal zu einer Übernachtungsfahrt zu bewegen - das wird an der Moder gerne gemacht (auch wenn ich Zweifel daran habe, dass das so zulässig ist). Dann könnten wir ein Rückholauto bei Neuhaeusel deponieren und ab Drusenheim in zwei Etappen flussab fahren.

Samstag, 4. Mai 2024

Bodensee / Hochrhein

Selbst für meine Verhältnisse war ich heute wirklich früh auf den Beinen. Ich habe ausgiebig gefrühstückt und bin gegen 5:00 Uhr gemütlich Richtung Bodensee aufgebrochen. In Iznang angekommen machte ich zunächst noch ein kleines Nickerchen und entschied mich - nach einem Abstecher zum Iznanger Kanuklub - dafür, meine Fahrt in Gundholzen zu beginnen.


Ich überquerte den Untersee zur Metnang und fuhr dann "geradewegs" zum Nordufer der Insel Reichenau. Daran entlangfahrend (und keine der Einbuchtungen ausfahrend) unterquerte ich den Verbindungsdamm und umrundete die Insel bis zum Fähranleger.

Dort gabs Milchkaffee und ein Croissant. Dann ging es schnurstraks zurück zu meiner Einsatzstelle bei Gundholzen. Hier trug ich das Boot zurück zum Auto und gönnte mir - nach gut 14 Kilometern - erneut ein Nickerchen. Das erscheint mir angemessen. 


Anschließend fuhr ich am Seeufer entlang zum Hochrhein bei Öhningen. Dort erwarb ich im Supermarkt ein Mittagessen und verzehrte es genüßlich. Dann suchte ich eine Einsatzstelle für den Hochrhein, war erfolglos beim Strandbad, fand aber schließlich eine beim Anleger der Personenfähre bzw. beim Öhinger Segelklub. 

Ich paddelte rechtsseitig flussab und nahm wahr, wie die Strömung immer kräftiger wurde. Dass ich nach Stein am Rhein dann (orographisch) linksufrig wieder zurück paddelte war strategisch unklug. Auf der Außenseite der Flussbiegung ist die Strömung immer stärker.

Ich war jetzt weitere 5,6 Kilometer gepaddelt und gönnte mir - zurück am Segelklub - ein Stück Käsekuchen nebst einem Kaffee. 


Die Bodensee-fahrt habe ich weniger genossen als die Fahrt auf dem Hochrhein. Wahrscheinlich war ich auf diesem Bodenseeabschnitt schon zu oft und kenne inzwischen all die Luxusvillen mit Seegrundstück (deshalb fahre ich auch relativ weit vom Ufer entfernt "gerade Linien"). Der Hochrhein dagegen war eine neue Erfahrung. Ich könnte mir vorstellen in absehbarer Zeit weitere Abschnitte zu erforschen.


Der neue Sitz im Advantage hat sich uneingeschränkt bewährt. Ich sitze aufrechter und die Beine schlafen nicht mehr ein weil die Vorderkante des Sitzes nicht länger in die Oberschenkel einschneidet. Lediglich einen kleinen Konstruktionsfehler musste ich jetzt zuhause noch ausmerzen: Die Sitzstreben bekamen jetzt noch eine solide Unterfütterung aus Eschenholz.

Freitag, 3. Mai 2024

Kirschholzsitz

Vor einigen Tagen habe ich in meinem Holzlager ein ansehnliches Stück Kirschholoz gefunden, das da seit ungefähr 12 Jahren lagert. Damit es nicht weiter ungenutzt herumliegt habe ich spontan angefangen Rahmen für Kanusitze anzufertigen. Der erste ist schon mal viel zu groß geworden (wird aber fertig gestellt - dann eben für größere Popos), den zweiten habe ich geradezu winzig ausgeführt. Er ist für den schnellen Advantage gedacht.


Orientiert habe ich mich dabei an Erdmanns Swift Osprey, der ebenfalls einen edlen Kirschholzsitz eingebaut hat. Dieser Sitz hat gekrümmte Seitenholme, die dafür sorgen, dass sich das Gewebe geradezu wölbt. Ich bin Mittwoch extra schnell zum Bootshaus geradelt um ein paar Fotos zu machen. 


Heute nun habe ich meinen Kirschholzsitz fertig gestellt und erwäge morgen damit eine Probefahrt zu unternehmen. Ich habe leichte Skrupel weil die Befestigung des Sitzes - gar nicht fachgerecht - durch ein paar Holzschrauben von unten (hinten mit Distanzstücken) durch die abgehängten Aluwinkel erfolgt ist. Aber ich muss das ja mal ausprobieren. Ich werde berichten.

Sonntag, 28. April 2024

Neckarinselrunde erweitert

Ich berichte ja längst nicht mehr von all meinen Neckarinselrunden und mache nicht einmal auf jeder von ihnen Fotos. Aber gelegentlich eben doch. Hier sind ein paar aus den letzten Tagen, in denen die Vegetation explosionsartig grün - oder im Fall der Blutbuche: rot - geworden ist.

Bei der Paddeltour am heutigen Sonntagmorgen war sogar der Himmel zeitweilig rot. Vorher hat das Handy alles blau gemacht, was eigentlich nachtschwarz sein sollte. Ich hab nichts dagegen. Ich gehe jetzt wieder zu frühmorgendlichen Touren über.
Das hat damit zu tun, dass der Neckar tagsüber bei schönem Wetter wieder mit Stocherkähnen, Tret- und Ruderbooten und allen möglichen und unmöglichen anderen schwimmfähigen Vehikeln übersäht ist. Anfangs finde ich - nach den langen "einsamen" Monaten auf dem Wasser - dieses bunte Treiben ganz anregend, aber schon nach kurzer Zeit gehen mir der rege Bootsverkehr und die vielen Abfälle auf und am Wasser auf die Nerven.


Deshalb habe ich heute endlich mal die Neckarranaturierung unterhalb des Stadtwehrs erkundet. Es war mal wieder mühsam das Boot hinter dem Wehr ins Wasser zu bekommen. Dann galt es den stark strömenden Kraftwerkauslaß "abzureiten". Schließlich erforschte ich die neu gestaltete Insel- und Buchtenlandschaft, die sich die Wasserbauer einfallen lassen haben. Noch ist dort alles von der Landseite her abgesperrt.

Ich fuhr ein paar Kringel weil die Strömung das geradezu nahe legte. 

Die Wasserbauer haben das richtig gut gemacht. Jede Menge Buchten und Seitenarme sind entstanden, in denen starke Strömungsunterschiede bestehen. Das erfreut Fische und Paddler:innen gleichermaßen. Und auch die Angler:innen, die sich dort jetzt auch schon tummeln.
Ich bin bis hinunter zum Anleger des Tübinger Rudervereins gepaddelt und habe das Boot auf dem Steg "geparkt" um Kraft zu sammeln. Denn jetzt ging es wieder flussauf zurück. Es erfordert in der Tat etwas Geschick und auch Kraft gegen die Strömung - von Kehrwasser zu Kehrwasser navigierend - zurück zum Stadtwehr zu kommen. 

Noch mehr Kraft erfordert es das Boot dann die Böschung hinauf zu ziehen bis es wieder oben auf der seenartigen Wasserfläche vor dem Wehr ins Wasser gesetzt werden kann. 
Bernd - Stadtrat, Paddler, Feuerwehrtaucher und sportliches Multitalent - hat im Gemeinderat einen Antrag eingebracht an dieser Stelle eine Bootsumtrage zu errichten. Ich bin sehr gespannt, ob dieser Antrag Erfolg haben wird.