Die undjetzt?!-Konferenz ist mittlerweile zu Ende, aber die Woche hat genug Stoff geliefert um noch ein bisschen zu denken – und zu schreiben. Neben dem Vortrag zum Thema Social Business, über den ich schon hier berichtet habe, gab es noch weitere inspirierende Anstöße. Sascha Liebermann stellte uns das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens vor – ein Thema das uns noch bis zum letzten Tag der Konferenz zu vielen Diskussionen anregen sollte.
Das Konzept ist denkbar einfach: Der Staat garantiert die Grundversorgung aller Bürger.
Das tut der Staat im Augenblick auch schon. Wer arbeitslos ist, wer nicht genug Rente bekommt, der muss in Deutschland nicht verhungern. Der Gedanke hinter dem bedingungslosen Grundeinkommen ist nichts desto trotz irgendwie radikal. Denn hier bekommt jeder bedingungslos einen monatlichen Betrag – unbürokratisch und nicht diskriminierend. Jeder. Ob arm oder reich, ob verzweifelt bemühter Arbeitsloser oder fauler Sack. Weil jedem Menschen Würde und einige grundlegende Dinge zustehen. Wie eben jedem ausnahmslos auch Menschen- und Bürgerrechte zustehen.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen würden manchem ermöglichen nicht mehr den gehassten Job machen zu müssen, sondern alle Energie in seine innovative Idee zu stecken. Es könnte Freiheit geben, das zu tun, was einem Spaß macht oder was man am Besten kann. Und für die weniger Inspirierten stärkt es zumindest die Verhandlungsposition gegenüber dem Arbeitgeber.
Leichter wird das Leben so nicht unbedingt. Denn mit einem Grundeinkommen lässt sich nicht mehr sagen: Ich kann ja gar nicht anders als diese Arbeit zu machen. Jeder müsste selbst für sich einen Sinn des Lebens finden – aber jeder hätte auch die Freiheit und die Zeit dazu.
In Indien durfte ich das schlagende Argument hören: „Wir nutzen in den Regierungs-Büros keine Computer, das würde doch Arbeitsplätze kosten!“. Auch wenn es in Deutschland wahrscheinlich niemand so extrem formuliert würde – warum freuen wir uns nicht über Automatisierung und Abbau eintöniger, ersetzbarer Arbeit? Wir sollten diese Möglichkeit für mehr Lebenszeit nutzen. Das erfordert natürlich ein radikales Umdenken des Systems, unserer Ziele. Aber es gibt Alternativen, wie das bedingungslose Grundeinkommen. Ob es eine Revolution wäre oder ob sich in der Praxis letztlich gar nicht viel ändern wird (es wird ja schließlich weiter Arbeitsplätze und Wirtschaft geben!) ist mir nicht immer klar. Aber die Grundgedanken des bedingungslosen Grundeinkommens sind erfrischend revolutionär.
Es gibt verschiedene Modelle zur praktischen Umsetzung, beispielsweis von Götz Werner, und natürlich widersprechen sich die Studien wie gut finanzierbar alles ist. Mit dem entsprechenden politischen Willen ist es allerdings alles andere als unbezahlbar. Natürlich gibt es noch jede Menge anderer Aspekte dazu:
http://www.freiheitstattvollbeschaeftigung.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen
Vortrag über das bedingungslose Grundeinkommen von Sascha Liebermann auf der UndJetzt?!-Konferenz