Dienstag, 13. Februar 2018

Dinosaurier mitten unter uns.

Spürt ihr dieses Zittern, es donnert und es bebt
Das sind zwei Dinosaurier, die haben wohl überlebt,
Seht nur genauer hin - welch Urzeitengetüm
Ach nein es ist Bob und Sia B. in nen Faschingskostüm.
 
Bobby kann wunderbar wie ein Dinosaurier brüllen und auch das Trampeln hat er mittlerweile sohingehend verfeinert, dass er auch bereits auf offenen Wegen von einigen Kollegeneltern im Kindergarten als Saurier erkennt wird.
Wir setzen aber noch eins drauf. Denn es ist Fasching und wir machen uns bereit für die nächsten Faschingsgschnas. Oma und Opa und ihr Waldviertel lockten mit einem Kurzurlaub.
Und Robert durfte sich sein Kostüm aussuchen.

„Das ist wohl a gmate Wiesn“ könnte man denken. Nein. Immer wenn man sowas denkt, liegt es auf der Hand, dass man falsch liegen wird. Weder bereits gemäht noch eine Wiese sondern ein verwilderter Acker … was red ich da, es ist wohl ein ausgewachsenes borkenkäferbefallenes Fichtenwäldchen.
So einfach war es gar nicht Roberts erste Kostümwünsche umzusetzen. Denn er grinste mich übers ganze Gesicht an und sagte: „TRAKTOR, ja das will ich sein.“
Ähm wie soll man ein Traktorkostüm entwerfen? Vorallem eines, in dem sich ein 3 Jährigen wohlfühlt und das er auch länger als eine halbe Minute anbehält.
 
Glücklicherweise konnte ich das Rätsel viel schneller lösen also vorerst gedacht: Die Antwort lautet: Gar nicht! Und nachdem ich meinem Sohn dies vermitteln konnte ging es bergauf.
 
Also hier aus gegebenen Anlass eine kleine Vorstellung:
 
Der Spinosaurus gehört zu den Theropoden (also den Fleischfressern) der Kreidezeit. Mit seiner Länge von (neuersten Schätzungen zufolge) bis 18m, ist er der dzt größte bekannte „Raubsaurier“, vermutlich war er biped (zweibeinig) unterwegs, konnte sich aber zeitweilig auch quadruped (vierbeinig) fortbewegen. Wobei er semiaquatisch war, sich vermutlich gerne in den Sümpfen rumgetrieben hat. Sein Schädel allein wurde etwa 1,75 Meter lang und erinnert ziemlich an eine Krokodilschnauze. Seinen Namen (Dornenechse)verdankt er aber einem anderen ziemlich „herausstechenden“ Merkmal den Dornen an seinen Rücken (bis zu 2 Meter lang waren). Diese Verlängerungen der Rückenwirbel stützten (nach den meisten Meinungen) das Rückensegel oder auch den Muskelkamm. Obwohl es gegen die zahlreiche bekannten Abbildungen spricht, gefällt mir die Theorie das es sich dabei eher um einen ganzen Höcker/Buckel zum Wasserspeichern gehandelt haben könnte auch recht gut.

Allerdings habe ich sehr gerne Bobbys Vorstellungen in sein Kostüm einfließen lassen. Wir hatten ein paar kreative Designmeetings. Haben die Anatomie besprochen, später dann mögliche Segelformen verglichen und die Zeichnung und Farbe der Spinosaurushaut diskutiert. … und damit waren wir schon richtig drinnen.
 
Denn jetzt kam das alte Spannleintuch unter die Schere. Es ist angenehmer Stoff in wunderbar weiterverwendbarer Cremefarbe, und noch dazu in ausreichender Menge verfügbar. Also schnitt ich mal wild drauf los. Und es wurde noch besser. Denn als ich mal kurz prüfte ob der Rest noch für meine Flügel ausreichen würde, stellte ich voller Überraschung fest, dass es schon echt gut war so. Der Gummizug hielt meine „Ärmel“ wunderbar und angenehm anschmiegsam an meinen Rücken. Also auf zur zweiten Vorstellung:

 
Der Quetzalcoatlus war der nach jetzigem Stand der Dinge größte bekannte Flugsaurier, immerhin betrug seine Flügelspannweite bis zu 15 Meter. Den Namen (bis auf die letzten 3 Buchstaben) hat er von den aztekischen Gott „gefiederte Schlange“ wobei ich ihn ja lieber „segelnde Giraffe“ genannt hätte, aber irgendwie hat mich keiner gefragt. Das Tier ist nämlich wahnsinnig spannend weil es nicht nur echt riesig war und spaßig ausgesehen hat, sondern vermutlich auch mit seinen halb zusammengeknickten Flügeln auf allen Vieren herumgewatschelt ist. Ich muss immer wieder grinsen wenn ich an den Flugsaurier denke (oder versuche ihn wiedermal fehlerfrei auszusprechen) - Also ein wirklich tolles Faschingskostüm.
 
An die Nähmaschine – fertig, los. Also wurde genäht … und das meistens in der perfekten Nähgeschwindigkeit. Das erwähne ich hier, weil ziemlich schnell klar wurde, dass unsere Faschingskostüme als umfassende Gemeinschaftsarbeit durchgezogen wurden (weit über die Grenzen der groben Planung). Also gab ich das (Geschwindigkeits-)Steuerpedal meiner Nähmaschine ab, und während ich oben die Einstellungen vornahm und mit der Nadel auf die richtige Stelle am Werkstück zielte, saß neben mir, auf seinen Kindersessel mein Assistent mit breiten Grinsen und gab das Nähtempo vor. (und stoppte auch tatsächlich wenn ich ihm dahingehend anwies – ich war schwer beeindruckt)
Außerdem wurde immer wenn ich gerade etwas neues zusammensteckte die Nähmaschine professionell gewartet, repariert und zusammengesetzt, oder es wurden Garnspulen mit Kipplastwagen durch die Gegend gefahren.
Also ein sehr spannender Projektabschnitt.
 
Aber es wurde noch besser. Dann gings ab ins Badezimmer. Ausgerüstet mit ein paar (Kinder-)Acrylfarben, Pinsel und einen Wasserspritzerl wurde es dann so richtig bunt.

Und Robert hatte soviel Spaß! Und wenn er von diesem Abenteuer erzählt, spielt er es einen auch gerne nach. Es wurde gemeinsam Farben gemischt, Farben versprüht, dann noch händisch das Segel mit einem Muster versehen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen! (… und das Badezimmer war nach 10 Minuten auch wieder ziemlich einsatzbereit.)
 
Wiedermal machte ich aus der Not eine Tugend und suchte die Flucht nach vorne: Wir verbessern das Kostüm weiter. Denn bei den letzten Anproben stellte sich heraus, dass das Zusammennähen und die integrierte Rückensegelfixierung doch etwas mehr Stoff wie zuvor abgesteckt benötigt hatte. Das Oberteil war nun fast zu eng um die Hüfte. So entstand die Idee des eingenähten Krokodilbauchs. Das alte Spannlaken ließ sich zwar noch recht bereitwillig verarbeiten, aber sobald man Nähte auftrennen wollte, ging es dazu über zukünftig ein Leben als Sieb anzustreben. Plötzlich bestand das Teil nur noch aus einen Loch neben dem anderen, aufgelockert durch Laufmaschen und wild gezogene Fäden. Nein die Rückennaht würde ich auf keinen Fall wieder auftrennen. Wir färbten das ganze Oberteil ein und dann wurde vorne ein kleiner Zwickel ausgeschnitten und durch ein großzügiger bemessenes Stück ersetzt (in Orginalfarbe und mit eingenähten Krokodilbauchfalten).
 
Dann ging es an die Schnauze. Ein Baseballkapperl wurde mit Papmasche und etwas Karton um ein vielfaches verlängert. Zwei Tischtennisballaugen wurden eingebettet und Robert war eine wundervolle Unterstützung beim Dinosaurierzahn formen (aus extra leichter Knetmasse). Mit etwas Farbe war das ganze schon recht gut – aber wirklich ausgezahlt haben sich die 10 Minuten in denen ich das Zahnfleisch dunkler nachkoloriert habe und die Nasenlöcher und Augenlieder etwas kontrastreicher herausgehoben habe.
 
Das Quetzalcoatlus Kostüm ging nebenbei. Ein spitzer Kartonschnabel und auf ein altes Kapperl aufgeklebter Kamm und ein paar lackierte Bierflaschenstöpsel für die Augen – und schon war mein Kopfschmuck fertig. Und meine Flügel bestanden aus den Stoffresten die ich noch an einer Seite zusammenendelte.
 
Dann ging es ab ins Faschingsgschnas-Wochenende: Oma war unsere schmucke Paläontologin und wurde von uns mit bemalbaren Forschungsunterlagen und Sauriersteckbriefen ausgestattet. Samstags waren wir alle mit der Familie meiner Schwester in Burgschleinitz. Ein tolles Fest mit Tombola, hervorragender Musik und beeindruckender Zauberschow von Magic Mateo. Und am Sonntag waren wir wie im Vorjahr in Windigsteig. Mit den Vorteil, dass Robert am zweiten Tag schon viel schneller aufgetaut war. Außerdem hatten wir ein krapfengenießendes Schlämmerwochenende, erfreuten uns an Kiloweise Konfetti, Robert gewann einen Spielzeuggabelstapler und wir hatten viel Spaß.
 
Und am Faschingsdienstag präsentierte Robert bei der internen Kindergartenfaschingsfeier stolz sein Kostüm, und erklärte mit selbstbewusst geschwellter Saurierbrust was er alles zu seinem Kostüm beigetragen hatte.

Ja er verlor ein paar Zähne, aber die meisten wurden wieder gefunden und wieder ins Gebiss eingefügt – damit das nächste Halloweenkostüm für Franz-Ferdinand einsatzbereit ist.  Denn auch wenn der Fasching nun aus ist – wir haben noch viel dieses Jahr vor.

Lei, Lei und Alles Liebe
Eure Sia B.

 

Sonntag, 13. August 2017

Roberts erstes Auto


Ich grüble, … aber leider schon länger ohne zufriedenstellendes Ergebnis.
Wenn Auto für Automobil steht, also selbstfahrendes Fahrzeug dann ist das nämlich eine der unzutreffendsten Überschriften, die ich in diesem Blog verwendet habe.
Das Einzige was so richtig richtig ist, ist Robert (Robert). [Sorry, dieser Satz und dieses Echo  waren einfach zu unwiderstehlich, aber ich lass mich diesmal nicht ablenken.]
Klar ist Robert richtig richtig und wichtig! Beim Rest hab ich ziemlich danebengegriffen. Das Auto ist wohl eher ein „Amobil“ – es bewegt sich sowas von nicht. Egal wie man schiebt, zieht oder wie gut man den Motor an- und einstellt. Somit sollte man Auto aus der Überschrift schon mal streichen.
Und das „erste“? Nun - mein Versuch zu zählen ist kläglich gescheitert denn Robert hat ja schon alleine 16 Traktoren, 11 Einsatzfahrzeuge, 16 Baufahrzeuge, eine Müllabfuhr-  und Sattelschleppersammlung und unzählige PKWs, LKWs und sonstige Nutzfahrzeuge. Und diese Sammlung ist vielfältig und umfasst ein 4 cm großes Matchboxauto genauso wie die geschickt ausgetüftelten Lego- und Duplobaumodule, zerlegbare Fahrzeuge, spezielle Sandspielzeuge, „selbstfahrende“ Automobile sowie rutsch- und trettfähige Fahrzeuge.
Trotzdem würde Robert seine Sammlung noch immer als marginal bezeichnen und könnte stundenlang vor den Spielzeugregalen diverser Baumärkte verbringen um mit glasigen Augen vor sich hinzuträumen, was er noch alles unbedingt – also wirklich, wirklich benötigen würde. Man glaubt gar nicht wie viel Ausdauer in einem Kleinkind stecken kann. Mein Arm hätte nach 10 Minuten und mehrfachen Wiederholungen beim „und das“-Zeigen schon längst zu protestieren begonnen. Aber wenn man sich dann die Zeit nimmt sich zurückzulehnen und ihn still bei seinen „will-ich-auch-noch-haben“-Workout zu beobachten – dann hat man es geschafft. Ich musste letzthin ziemlich lachen, weil ich mit dem begleitenden Soundtrack in meinen Kopf erkannte, wie viel Potential diese Verrenkungen haben und wie wenig diese Choreographie nur noch von den „Saturday Night Swinger“-Tanzschritt trennt. „Vielleicht hat Travolta als kleiner Junge auch so vorm Spielzeugregal angefangen“ musste ich schmunzelnd denken.
 
Fahrzeuge sind einfach enorm wichtig für Robert. Wenn man Bobby fragt was ihm am besten am riesengroßen Spielplatz in Altenmarkt gefällt, dann ist das mit Abstand das Spielzeugauto in das man klettern kann. Danach die Sandkiste, wenn ich einen Bagger mit habe. Natürlich liebt er die Seilrutsche, der Kletterhügel und das dreifach-Rutschen-Klettergestell – aber das Beste ist das Auto. Ein Spielgerät, das für erwachsene Mitfahrer ziemlich schnell ziemlich unbequem ist, allerdings wunderbare inspirative Eigenschaften besitzt.
Und so hatte ich die Idee für Roberts selbstgemachtes Geschenk zum 3. Geburtstag. Tagelang entwarf ich Skizzen und sammelte Bauideen, leistete Überzeugungsarbeit und tüftelte an Größenverhältnissen. Ich vermaß Kindersessel und kindertransportierende Auto-Einkaufswagen. Berechnete Einstiegshöhen und versuchte mögliche Stabilitätsschwächen in der Karosserie zu minimieren. 

Wir hatten nur mittlerweile ein Problem. Es hätte sich angeboten dieses Projekt aus outdoor-geeigneten Multiplexplatten zu bauen. Nur diese waren nicht unter 3 Wochen Lieferzeit zu bekommen. Diese Auskunft im Hochsommer, wo man zur eigenen Sicherheit die Lieferzeiten prinzipiell um 1 Monat Fabrikantenwerksurlaub erhöhen sollte. Soviel Zeit hatten wir nicht mehr.
Also suchten wir Alternativen, wohlgemerkt ohne Design- und Stabilitätseinbußen sowie ohne eine drastische Erhöhung des Arbeitsaufwands. … und das stellte sich als schwieriger heraus wie ich anfangs dachte. Bis dann mein Vater die Idee mit den Schalungsplatten hatte. Lagerware, hervorragende Stabilität und Wetterbeständigkeit, in ausreichenden und verschiedenen Maßen verfüg- und transportierbar und auch noch erschwinglich. Abgemacht - der Autoboden würde also gelb werden.

Und plötzlich waren wir unter die Autohersteller gegangen und mitten drinnen. Sobald Robert abends schlief wurde, vorgezeichnet, zugeschnitten, gefeilt, lackiert und zusammengeschraubt. Und die Verstecke für unser Werkstück wurden immer abenteuerlicher. Denn morgens um Halbfünf wenn Robert seine ersten Streifzüge machte mussten ja alle Spuren verwischt sein. Es gab strickte Lackierungsprioritäten, Transportpläne und Verschleierungstaktiken die alle irgendwie umgesetzt wurden. Meist bis 23 Uhr in der Nacht. Bald blieb uns nichts mehr übrig als mit den halbfertigen Teil durch den nächtlichen Garten zu stolpern um es in der Gartenhütte zu verstecken. Wir wurden von Nacht zu Nacht müder und das Werkstücke wurde fertiger und damit schwerer. Eine Nachtaktion ist mir noch lebhaft in Erinnerung geblieben: Es war wiedermal viel später geworden als wir vorgehabt hatten. Immer wieder fiel ich während ich die Einzelteile für die Montage zusammenhielt spontan in den Schlaf um dann die rutschenden Bretter im Flug aufzufangen. Mittlerweile merkte man mir ab einer gewissen nächtlichen Stunde dank meines ausgewachsenen Schlafdefizits erste Sprechprobleme an. Schlaftrunken kann man auch vor dem Schlafen sein – das war eine ganz neue Erfahrung für mich.
Alles war in Watte gepackt. Vernebelt blickte ich um mich. Gleich würde ich ins Bett dürfen. – gleich war unser Tagespensum erledigt – nur noch wegräumen. Also wurden die letzten Energien gesammelt. Noch geschwind raustragen. Hauruck! … Hauuuuu … Hmm.
Zuerst machte sich Erstaunen breit. Verständnislos blickte ich durch den Nebel an meinen zerrenden Händen vorbei auf das Werkstück. Dann die Erkenntnis: Wer hat das Teil am Wohnzimmerboden angeschraubt? Ich muss gestehen die Freude über diesen sinnvollen Gedanken war nur kurz, dann dämmerte mir, dass wir es ja eben gemeinsam auf die Seite kippt hatten, um es durch die Tür zu bekommen. Das war einfach nur SCHWER.
Also nochmal. Arrrr-huggggl-Aaaa … mit hochrotem Kopf stand ich da und zerrte mit all meinen Kräften – und ich bekam es zuerst gar nicht dann aber immerhin ca. 2 cm vom Boden hoch. Vor meinem inneren Auge sah ich mich als 3 Jährige während ich versuchte meinen Vater hochzuheben. Süße rote Zöpfchen – beeindruckendes rotes Gesicht – verdrehte Augen … und eine ziemlich geringe Erfolgschance, … aber doch ein sehr witziger Anblick.
Das war es dann für die nächsten 10 Minuten. Mein Kichern schwoll zu einem Lachen an. Ja sicher! Es war keine Zeit zum Lachen und wir mussten das Ding erst über die 15cm hohe Schwelle hieven und dann quer durch den Garten schaffen. … und zwar jetzt. Und auch leise – bevor ich noch den Kleinen aufwecken würde. Aber ich stand da und lachte – und an ein aufhören war einfach nicht zu denken. Ich schnappte japsend nach Luft. Ich hielt mir den Bauch. Ich krümmte mich … lachend – chancenlos lachend.
Dieter stand gefasst da. Ich glaube auch er schätzte die Lage richtig ein: chancenlos.
Wir brauchten einen neuen Plan, oder am besten gleich zwei.

Während ich mich also drängte mich zu beruhigen und mich weiter unter meinem heftigen Lachanfall vor mich hin schüttelte und krümmte wurden Alternativen ausgearbeitet.
Dieter und ich wechselten die Seiten! Alle Seitenteile und die Motorhaube waren schon montiert gewesen, nun war der Boden im Sitzbereich und ein paar Zusatztrennwände, auf die die Sitze montiert werden würden, dazugekommen. Das bedeutete nicht nur eine Verdreifachung des Gewichts auf dieser Seite sondern auch dass es dort um einiges schwieriger zu heben war. Doch solche einfachsten Erkenntnisse aus ausgeschlafenen Analysen erscheinen einem während man sich schlafumnebelt und doch noch wild lachend am Boden kugelt als außergewöhnliche brillante Geistesblitze. … und eigentlich fand das ganze weder mit gutdurchdachten Schätzungen noch mit ausformulierten Sätzen statt. Eigentlich er es eher ein: Uiiiii. – au mein Bauch – hihihiiiiii – muss mich zusammenreissen – hihihiiiiiii – ohh hihiHI – … - … hihiii – wie soll das gehen?- uhhhh … hmmm. …- Dieters Seite leichter?

Und zu diesen wirren Gedanken kam noch eine zweite Idee. Denn durch das Seiten tauschen konnte ich nun teilweise unter die Motorhaube schlüpfen. Da ich nun das Teil schultern konnte, war es möglich das ganze aus den Beinen heraus zu heben. Den Seitenteil auf der Schulter balancierend reichte ein durchstrecken der Beine um die gesamte Karosserie gute 10 cm vom Boden weg zu bekommen – und den Abstand recht angenehm halten zu können. Um die Hürde (Schwelle der Balkontür) nehmen zu können, starkste ich auf Zehenspitzen weiter Richtung Ausgang.
Der Schwertransport steckte dann noch 2 Minuten lang mitten in dem Balkontürdurchgang. Das war dann die Stelle an der ich feststellte dass sich ein Lachanfall dieses Ausmaßes sehr leicht wieder auffrischen lies. Aber auch das wurde geschafft um die Kurve, über die und runter von der Terrasse, dann musste Dieter kurz abstellen. Er beschloss besser umzugreifen, nun da wir die meisten Schikanen erfolgreich passiert hatten. Trotzdem bin ich mir sicher dass er nicht die Nacktschnecke zwischenlegen wollte. Wollte dieses Tier nur tragen helfen, oder war es der erste Wildschaden von Robert neuen Auto. All diese Gedanken erscheinen mir in der Erinnerung nur noch verschwommen. Aber irgendwie schafften wir es das schwere Teil in die Gartenhütte zu verfrachten. Und es war das letzte Mal dass wir es in Betracht zogen wegen der besseren Arbeitsbedingungen im Haus weiter zu schrauben. Ab jetzt wurde mit Stirnlampe und wilden Mückengewachel weiter gearbeitet.
Und es wurde ab jetzt versucht das Fahrzeug mitten im Garten zu verstecken. Das fiel zwar auch nicht wirklich leicht. Immerhin war es leuchtend blau und knallrot lackiert und knappe 2 Meter lang, 1,5 Meter breit und einen Meter hoch. Aber alles andere wurde mittlerweile kategorisch von uns ausgeschlossen.
 
Was aber am meisten beeindruckend war. Wir schafften es in der Zeit. Ein paar Abstriche wurden gemacht. Außerdem wurde noch die Fixierung im Erdreich umgeplant. Denn nachdem dann der Boden noch zusätzlich durch untergelegte Steinplatten abgestützt war, die vier „hinter-den-Rädern-Pfosten“ erfolgreich in die Schotterstraße gegraben waren und alles tatsächlich nicht nur fest sondern auch ausbalanciert und waagrecht stand, waren wir so von den Ergebnis überzeugt dass wir auch die gekauften Bodenhülsen zuversichtlich aus dem Konzept strichen. Es war gut so genau wie es war.
 
Das Armaturenbrett mit den verschiedenen Knöpfen zu drehen, beweglichen Pfeilen an den Anzeigen, ein paar Hebeln und der Gangschaltung wurde von mir unseren Bmax nachempfunden – und wo möglich auch so angeordnet und beschriftet. Was Bobbys Begeisterung auslöste als er das nächste Mal bewusst in unserem Auto saß und sein Spielzeug darin erkannte. Beim Lenkrad kam es zu Lieferschwierigkeiten, deshalb improvisierte Dieter kurzer Hand einen selbst entworfenen Holzersatz. Damit war auch das Problem gelöst. 
 
Fazit: Ich bin schwer beeindruckt von Dieters handwerklichen Fähigkeiten, dem durchdachten Ergebnis und unseren Improvisationskönnen während der Bauphase. Wie so oft kann man sobald man das vollendete Geschenk vor sich sieht, nur noch glücklich vor sich hin grinsen weil man weiß dass es den Aufwand wert war.
Außerdem hab ich seit diesem Projekt eine wirklich innige Beziehung zu Dieters Stirnlampe.
 
Und ich bin noch immer stolz auf unsere Leistung (was man unter anderen daran erkennt dass ich mir ein Dreivierteljahr später noch Zeit nahm um diesen Blogbeitrag zu schreiben. Also verzeiht mir falls ich mich an ein paar Einzelheiten nicht mehr ganz richtig erinnere oder ich mich zu sehr in den schlaftrunkenen Zustand zurück versetzt habe und so mein Schreibstiel experimenteller als sonst geworden ist. Seht es bitte einfach als Stilmittel an. Mit der richtigen Sichtweise hat dieser Beitrag was ganz besonders. …)
Aber das wichtigste: Es war ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für unseren Robert!
Wir wünschen ihm weiterhin so viel Spaß damit.
Und euch wünsche ich alles Liebe
Eure Sia B.

Samstag, 10. Juni 2017

Roberts 1. Flug und 1. Tag von 1. Hamburg-Urlaub

Hamburg ... wiedermal ... und ich finde tatsächlich Zeit zum bloggen. Oh werte Leserschaft, dass finde ich jetzt einmal mehr als genial.
[Fotos werden nachgereicht]
Aber halt - es gibt genug Blogeinträge die in den letzten Jahren in Vorbereitung gingen um dann dort jämmerlich zu verkümmern ... von ersten wirren Gedanken, die ich versucht habe für mich und die Nachwelt zu sichern bis zu fast fertigen Einträgen, die es trotzdem nie auf den Blog geschafft haben, weil ich keine Zeit fand die Fotoauswahl zu treffen. Aber ja, ich wäre nicht Sia B. wenn ich nicht doch die Hoffnung hätte, dass dies irgendwann noch den Weg zu euch schafft. Ich gebe nicht so schnell auf 1,2 Jahre auf oder ab. Geduld ist eine Tugend.
Und es wäre nicht mein Blog wenn ich nicht vielzulange einleitende Worte schreiben würde.
Soweit alles beim Alten. Das finde ich schon mal gut.


Aber was ich euch sagen wollte: HAMBURG! Und ich bin schon wieder hier. Ich sitze bei meinen wohlverdienten ersten und wohl auch letzten Astra des Tages, meine beiden Männer schlafen bereits. Und während ich das Rätsel lüftete warum aus der geplanten 24 Minutenfahrt zum Harburger-Binnenhafenfestival ein 50 Minutentrip mit 3 Mal umsteigen wird und ich den heutigen Tag kurz anhand Dieters Handschnappschüsse revuepassieren ließ, da passierte es plötzlich. Sie war da. Nicht mehr zu leugnen oder weg zu denken. Die Erkenntnis: Ja, ich schreibe einen Blogeintrag. Statt mich den - zugegeben schon merkbar aufkeimenden - Selbstmitleid hinzugeben, dass ich an meinen freien Abend wohl alleine munter bin und alleine mein Bier austrinken werde. Kann ich einfach diese Chance ergreifen. Ja, ich schreibe wiedermal! Wie oft habe ich davon mit halboffenen Augen geträumt, aber dann doch keine Zeit gefunden weil Familie und Schlaf vorgehen. Aber seht uns an. Ich bin munter, der Schlaf hat sich von meiner Familie ablenken lassen - praktisch ein Schicksalswink!
Ich sprudle nur so über vor Energie und Vorfreude ... und voller Ideen. Aber eigentlich sollte ich jetzt endlich erzählen was heute so los war.

Heute begann früh. Nach einer viel zu kurzen Nacht (um 23 Uhr kommen mir die verrücktesten Ideen was ich noch unbedingt vor bzw. für den Urlaub vorbereiten sollte – nur laut Plan längst geschlafen hab ich nicht) startete ich kribbelig in den Tag. Ja man kann um 4 Uhr morgens einfach so sehr in Urlaubsstimmung sein, dass man nicht mehr schlafen kann. Gegen 4:45 durfte ich mir dann jemand dazu holen. Das kleine Kitzelmausi krabbelte auf Bobby herum: quirlig, vorfreudig und putzmunter. "Hamburg! Hamburg! Heute gehts noch Hamburg!" Und schon stand auch Bobby (im wahrsten Sinne) im Bett. "Hamburg!!!" (gemeinsam freut es sich doch am besten!) "Papa. Hamburg! Wir wollten dich gerade wecken! Wir fliegen heute nach Hamburg." "Guten Morgen" "Guten Morgen, Papa. Wir fliegen heute nach Hamburg!" So standen wir alle 10 Minuten vor dem Wecker auf, und rückblickend betrachtet war dies eine sehr gute Idee.

Leider war es uns nicht möglich, wie vorgeschlagen und versprochen, Roberts Laufrad in den Urlaub mitzunehmen. Ich wollte mit ihm immer morgens Runden im nahegelegenen Park machen bis es Zeit zum Frühstück werden würde, und dann passt dieses eigentlich gar nicht so große Laufrädchen einfach nicht in unsere Reisetaschen. Dieter gab sein bestes, Lenkerverdrehen, beide Reifen abmontieren. Nein. Es hätte wohl in einen Koffer gepasst, aber nicht in unsere wohl großen aber dann doch eher im Querschnitt quadratischen Reisetaschen. Bobby gestehen zu müssen, dass sein wunderbares Laufrad nicht mitkommen könnte, lag mir ziemlich im Magen. Aber obwohl ich gestern nur mit der Andeutung das Laufrad in Hamburg überdenken zu müssen wenn er sich nicht an die Laufradregeln hält (Mama hat Recht, Mama sagt wann stehen geblieben wird, weil: Mama hat immer Recht.) dem wohl motiviertesten "ist es so richtig-Mama? so können wir das Laufrad nach Hamburg mitnehmen "- Kind gegenüberstand, war Robert Reaktion überraschend sachlich. Ich glaube ich hätte es in seinem Alter nicht so gut weggesteckt.
Ja, natürlich lag es auch an uns, an dem Umstand, dass ich die Nacht über gegrübelt habe wie ich ihm es am schonendsten beibringe ... an den elterlichen Fingerspitzengefühl. Ich kann mich eben auch gut in meinen Sohn einfühlen und so sagte ich, dass es uns wirklich leid tut, dass wir alles versucht haben aber es einfach nicht hineinpasste und dass dafür sein Freund der Klositz mitkommen kann. Eigentlich musste ich nur sagen schau, ich hab ihn wirklich eingepackt - und alles war gut. Ja da kam mir das Insiderwissen vom brandaktuellen Klositzfiaso vom letzten Wochenende genau richtig. (Das was unter dem Klositzfiasko in unsere Familiengeschichte einging, war eine wirklich sehr verzwickte Situation. Hervorgerufen durch eine vergessliche Mutter und resultierend in einigen lautstarken Versuche die halbe Steiermark zusammenzuschreien und an den unleugbaren Bedenken teilhaben zu lassen, die darin bestanden plötzlich ohne Kinderklositz die Toilette besuchen zu sollen. Egal wie viele Sicherheitspersonen zur Stelle waren. Robert blieb seinem Statement treu: "ohne meinen Klositz sitz ich nicht - herzlich egal was ihr mir erzählt". Seit dieser Zeit wird der Kinderklositzaufsatz jedes Mal aufs Neue freudig mit "Ah mein Freund der Klositz, … mein Freund!" begrüßt, aber das tut wenig zur Sache.)

Wir hatten also ein Stunde für Geständnisse, Frühstücksbreizubereitungen, Frühstücken, Zähneputzen, die letzten Utensilien noch verstauen und Auto beladen, und das ist gar nicht soviel Zeit wie es sich anhört. Vielleicht weil man so als überdenDaumen-Regel seine Zeit, sobald es sich bei der Zeit um "Zeit mit Kind" handelt, spontan durch 3 dividieren sollte. Ein sehr interessanter Ansatz aber diesen heb ich mir mal für später auf. Es wurde dann doch noch recht spannend als Dieter das Auto vom Bahnhof wieder retour vors Haus stellte und zum Bahnhof zurückzuradeln.

Und unsere Reise begann. Robert war eine große Hilfe als er durch die dicken Regentropfen den zusammengeklappten Kinderwagen einen Teil des Weges nachzog und ein so drolliges Bild, dass ich wiedermal sehr bedauere keine Kamera bei der Hand gehabt zu haben. Ich hätte aber auch keine Hand für sie freigehabt. Das Schnellbahnfahren ging überraschend gut und auch vom Flughafen war ich positiv überrascht. Bei Checkin sowie bei der Sicherheitskontrolle holte man uns aus der Schlange. Wir mussten zwar vermutlich ähnlich lange warten aber schon allein dadurch, dass die Warteschlangenabsperrung etwas mehr Platz lies war es angenehmer mit Kinderwagen, Kind, 3 Taschen und Handgebäck zusammenzustehen. Das alleine ist nämlich schon die erste Herausforderung.

Ganz wunderbar fanden wir auch das Familyfungate. Einen kleinen Kletterpark mit Rutschen und ein paar erklimmbaren Flugzeugen. Das war wirklich wichtig, eine tolle Ablenkung vom Bordingtime-warten und eine schöne Abwechslung wenn man bedenkt, dass Robert mittlerweile 3 Stunden ruhig gesessen oder in Warteschlangen gestanden ist. Dann packten wir unseren bejubelten "Piloten" ein und machten uns bereit zum Bording, begleitet von einer Welle von "Wow", Wow", "Wow, was ist das denn!" dank der Panoramafenster und den ungetrübten Blick auf zahlreiche Helfer- und Zubringerfahrzeuge inklusiver der großen Tanklaster und unterschiedlichsten Autobusse. Und schon eine halbe Stunde später saßen wir im Flugzeug und ich konnte über Bobbys Frage "Sind wir schon in der Luft?" schmunzeln. Nun ja das dauerte noch. Um die Zeit etwas zu verkürzen packten wir die angekündigte Überraschung aus. Ein neuer Sattelschlepper für Roberts "Matchboxauto"Sammlung. Eine große amerikanische Zugmaschine mit einer Transportplattform mit zwei Traktoren darauf. Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, wie sehr sich Bobby darüber gefreut hat ... und wie verdutzt ich geschaut habe als eine halbe Minute später beider Traktoren die Flucht über das Klapptischchen antraten und lieber ziellos im Flugzeug herumrollten. Ups! - Glücklicherweise kamen sie nicht weit und so wanderten, nach ihren Kurzausflug in die nächste Sitzreihe, schnell wieder in Papas Tasche. So konnten wir erneute vielleicht länger andauernde Verluste vermeiden und der Sattelschlepper, die mitgebrachte üppige Beerenmischung und die knappe Klopause ließen die Zeit angenehmen rasch vergehen. Unsere Flugzeit betrug eineinhalb Stunden und bis wir das Gepäck hatten verging eine weitere Dreiviertelstunde. 12:30 im Hotel und somit doch bald 6 Stunden unterwegs - unsere Reise merkte man uns mittlerweile allen an. Und noch eineinhalb Stunden bis wir das Zimmer beziehen können würden.

So landeten wir in Planten un Blomen, meinen Hamburger Lieblingspark der direkt neben unserem Hotel liegt, auf dem Spielplatz. Der Plan im Park selbst an einem der zahlreichen Kioske Futter zu fassen wurde durch die plötzlich nicht mehr so zahlreichen und durch seltsame Öffnungszeiten und mangelnde Arbeitsmoral glänzende Kioske vereitelt und so schickten wir unseren Essensscout auf die Jagd während Bobby und ich den großen Spielplatz bei den alten Wallanlagen unsicher machten. Ein in Sand gebetteter natürlich angelegter Pflasterstein-Bachlauf-Wasserspielplatz war das große Highlight heute. Und ich freute mich über mein gutsortiertes Handgepäck (die Koffer hatten wir ja im Hotel zurückgelassen) und die Möglichkeit mit der kurzen schnelltrocknede Tauschhose Bobby in Sekunden Wasserspielplatztauglich zu machen. Egal wie weit man nämlich eine Hose hinaufkrämpeln kann. Es reicht nie und irgendwann platscht nicht nur das Wasser hinauf sondern auch der ganze Sohn hinein (inklusive dem aufgekrempelten Hosenteil).
Eigentlich blieb alles überdurchschnittlich lange trocken. So richtig feucht wurde es erst als sich Robert beim Dammbauen mitten ins Wasser hinein gehockerlt hat und damit den Pobsch selbst eintauchte, dafür hätte eine hier rettende Hosenkürze noch erfunden werden müssen. Aber wir hatten genug Ersatzgewand mit. Nach dem offiziellen Zimmerbeziehen ging es dann weiter zu den Landungsbücken. HADAG Fähre 72 - zur Elbphilharmonie sollte unser nächster Weg führen, aber es war ein etwas holpriger Start. Mit Blick auf die verlockenden Bierkronen auf den Tischen die unseren Weg säumten wurde unser Durst größer. Obwohl wir auf Anhieb richtig unterwegs waren dauerte es (und machte uns auch noch mehr durstig) bis wir endlich beim richtigen Pier angekommen waren. dann warten wir ... und warten, und das mitgebrauchte Wasser konnte unseren Durst marginal stillen. Ja, ich schreibe hier "marginal" – so wie echt wengig/ einen Hauch halt … aber durstig waren wir weiterhin.

Obwohl mich die Elbphilharmonie auch von innen interessiert hätte, schreckten mich die Menschenmassen die anstanden gehörig ab, es war kein guter Tag mehr zum Anstellen. Also machten wir uns weiter auf. Denn der Piratenschiffspielplatz müsste da ganz in der Nähe sein und wenn wir schon da sind. Der Spielplatz beim Großen Grasbrook hat aber noch mehr zu bieten als feinsten Sandstrand, Palmen und ein Piratenschiff. Wieder mehr Wasser und einen kleinen Bagger.
"Mama, kommst du bitte da mit?" Die Freude war Bobby schon sobald er die Idee gefasst hatte ins Gesicht geschrieben. Und als wir dann gemeinsam losbaggerten und er quer über den ganzen Park "ich bin ein Baggerführer". "Papa". "Schau" "ein Baggerführer" schrie war mein Tag wieder einmal gerettet.
Danach wartete Bobby noch genüsslich durch den kleinen Fluss der das Piratenschifft umspielt, und als er dann in den kleinen See mit Wasserdüsenspielen kamen war er überglücklich. Er grinste mich an, sagt noch "Mama schau", und ich schaute, "ich bin eine Katze", schwups platsch ... und ich schaute noch mehr.
Einen kurzen Moment hätte man eine Stecknadel in den kleine See mit Wasserdüsenspielen fallen hören können. (es hätte sicher ebenso platsch gemacht. Aber wer will das hören? Wer würde das machen? In einen Spielsee für Kinder also wirklich! Auf was will ich hinaus:) Die Umgebung hielt den Atem an, Bobby rappelte sich auf, ziemlich verwundert noch recht tapfer aber eben pitschnass und sich eindeutig im Unklaren ob er dies jetzt so gutheißen solle.
"Eine wirklich nasse Katze!" meinte ich lachend und kam ihm entgegen. Und dann lachten wir gemeinsam. Und ich war froh, dass noch mehr trockenes Reservegewand und noch ein Reisehandtuch eingepackt hatte.

Auf dem Heimweg machten wir noch einen Stopp bei und in der Rickmar Rickmars, und aus dem anfänglichen gehen wir gleich zum Eis wurde ein "Papa will das Schiff sehen. oh ja." Und schon bestaunten wir gemeinsam den riesigen Anker, das mächtige Steuerrad, die fast bis in die Wolken reichenden Segelmasten und natürlich die vielen Stücken Geschichte, die wir dazwischen entdeckten. "Wow", "Wooow" hörte ich jemand neben mir sagen. Und dem stimme ich gern zu! Es gibt echt viel zu staunen hier in Hamburg. Tolle Schiffe, beeindruckende Kräne, angenehme Spielplätze und eine Mama die zum Blogschreiben kommt ;-)
ich freue mich schon auf den nächsten Tag
eure Sia B., die sich mit euch wahnsinnig gerne in den letzten 3,5 Stunden ihr ASTRA URTYP Taschenfass geteilt hat.

Donnerstag, 1. September 2016

Wozu ist der Garten da? (Garten-Großprojekt-Großzusammenfassung 2016)


… Na zum Graben, Na zum Graben solang wie‘s dir gefällt.

Ich komm ja aus einer beherzten Biotopfamilie. Meine Eltern haben einen wunderschönen riesigen Garten und darin mittlerweile 4 Biotope. Mir ist also ziemlich klar von wo ich meine ausgewachsene Gartengestaltungs-motivation habe – und ich finde es gut so. Natürlich widersprechen sich Wasserbiotope und ein für Kleinkinder freibespielbarer Entdeckungsgarten so wie frisch duftender Apfelstrudel und eine strikte Diät – man sollte sich also vielleicht lieber gleich im Vorfeld für eines davon entscheiden und freudig dazu stehen (oder hineinbeißen).
Sprich: Wasserbiotope werden kommen – vermutlich früher wie die Morgendiät – aber erst wenn die Kinder in unseren Garten größer sind … und bis dahin wird unser Abenteuergarten mit Trockenbiotopen veredelt oder  wir gestalten mal überhaupt flugs das ganze Gelände ohne Rücksicht auf Verluste um. Obwohl das anfangs sicher nicht in diesen Ausmaßen geplant war. Wie so vieles ist auch dieses Projekt gewachsen, hat sich weiterentwickelt und irgendwann war man mitten drin und zog es halt durch.
 
Das Schöne an GGGs (Garten-Großprojekt-Großzusammenfassungen), die erst nach über einem Jahr geschrieben werden können, ist dass man viel bereits vergessen, verdrängt und verarbeitet hat. Und weil es erledigt ist und wirklich gut wurde kann man sich die Fotos strahlend ansehen und sich bewundernd auf die Schulter klopfen. Das man dazwischen irgendwann mit schreckensgeweiteten Augen um sich geblickt hat und nur noch „oooooo, was haben wir getan“ murmelte ist irgendwie zur witzigen Anekdote verkommen. Um all dies aber nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen, halte ich hiermit unsere 2016-Gartengeschichte für die Nachwelt (und für mich, mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das jüngste) fest:
 
Am Anfang war der Traum. Hier also eine Traumzusammenfassung:
Die Ideen auf die sich Dieter und ich dann schließlich einigen konnten:
  • vergrabene Wasser-Zisternen als Brauchwasserspeicher für heiße Sommertage,
  • Überarbeitung des schwierig zu wartenden Grundstückes zwischen Pool und Nachbar (auch vertrocknete Sahelzone-Strasshof, Land-wo-das-Heu-wächst!, oder „Ui das, hmmmm“ genannt)
    … vielleicht als Trockenbiotop
  • Wasserspielplatz für Robert
  • Aushubbeseitigung durch Errichtung eines Kletterhügel mit integrierter Rutsche und Berrennaschzone (also wiedermal ein spontan höhergelegtes Ergänzungsbeet).
  •  
    Mit etwas Fantasie erkennt man auch ohne viel Erklärung von wem welche Ideen stammten, und wie aus meinen „Was???“-*luftschnapp, augenverdreh*-„Du willst den halben Garten umgraben, jetzt wo er endlich wieder aushubfrei/pflegeleicht/gatschfrei/schön ist – SICHER NICHT!“-*hyperventilier* ein „Wenn du möchtest. … Klingt nach einen spannenden Projekt“ wurde.
     
    Aber es war ein steiniger, sandiger, aushubintensiver Weg voller Blasen an den Fingern der einen Hindernisparcour in unserem Garten hinterließ. Da auch ein Minibagger unsere Gartenbaustelle nicht befahren konnte, wurde alles mit reiner Muskelkraft und manuel erledigt (so viel zu den Blasen an den Fingern).

    Und ich spreche da mal von einem 3,5m(L) x 1,60m(B) x 3m(T) Loch also nach ersten Schätzungen 11 Kubikmeter (starke Unterschätzung wie sich herausstellte) die bewegt wurden … und das teilweise mehrmals.
    Es wurde in Scheibtruhen geschaufelt, zuerst wie man es gewöhnt ist, später dann wurden die vollen Schaufelladungen von unten eine Ebene höher in die Scheibtruhe hineingeschupft oder mit einem Seilzug kübelweise geborgen.
    Das Aushubmaterial wurde bestmöglich recycelt. Tonige Erde wurde für den Unterbau des Kletterhügels komprimiert. Die bessere Erde wurde dann gesiebt und ohne Graswurzeln zum Planieren verwendet. Steine wurden in bis zu drei verschiedenen Größen ausgesondert und auf verschiedenen Lagerplätzen im Garten verteilt. Sie würden dann als letzte Schichten für das Bedecken der Zisternen und den Boden unseres Trockenbiotops benötigt werden.
    Dann gelangten wir auf eine Schicht aus feinsten Betonschotter, der nachdem wir uns einiges auf die Seite geschafft hatten vor unseren Garten gelagert wurde und unserer Nachbarn zu deren Freude gratis zur Verfügung gestellt wurde. Wir holten dann später auch wieder einiges von draußen in den Garten zurück. Teils zum Löcherauffüllen, Teils zum Befüllen der neuen Sandkiste nachdem wir wiederrum die Steine ausgesiebt hatten.
    Irgendwie bestand unser Garten nur noch aus den verschiedenst beschaffenen Aushubhaufen, den rundum benötigen Sieb-und-Weiterverarbeitungs-Plätzen und den niedergetrampelten Pfaden dazwischen. Und dann kamen noch die riesigen Zisternen, die uns den Weg verstellten.
     
    Das Loch – ich frage mich die ganze Zeit warum mir kein mächtigeres Wort für Loch einfällt. Es handelte sich dabei schon längst nicht mehr um ein Loch. Der schier endlos in die Tiefe klaffende wirklich mächtige Krater (!) war an sich schon eine Herausforderung. Uns beschäftigte nicht nur wo man das Aushubmaterial überall verwenden/verstecken/verbrauchen konnte und wie es aus der Tiefe geborgen werden konnte sondern wie der Krater abgesichert werden konnte. Denn das Land-wo-das-Heu-wächst!, war ein für die zwei ausgewählten riesigen 2500Liter Zisternen doch recht schmaler Streifen, was bedeutete das der Krater keinen Platz hatte gemächlich abzufallen sondern eher eine ausgeklügelt abgesicherte quaderförmige Schlucht darstellte. Und Dieter war kaum mehr zu stoppen. Obwohl der letzte Plan eigentlich vorgesehen hätte dass wir über das ehemalige Niveau Steine aufschütten um ein Gefälle für den Wasserspielplatz zu erreichen, grub und schaufelte er.
    Noch ein Kübel (und noch ein Kübel und noch ein Kübel…) voll wurde nach oben gehievt. Und sobald Dieter versuchte den Schluchtenboden zu ebnen folgte weiteres Aushubmaterial, das den vorherigen Aushubmaterial folgen wollte.
    So kamen erste Fragen auf: Würde Dieter die Schaufel je wieder aus der Hand legen können? Wer von uns kommt jetzt aus der enthusiastischen Hobby-Gräber-Familie? Sollte man nicht aufhören wenn‘s am schönsten ist? Waren wir hier bei einer Limbotanzveranstaltung?

    … und einige Fragen wurden davon auch gestellt.
     
    Aber irgendwie bekamen wir Dieter wieder herauf und die Zisternen hinunter.
    Das allerdings waren die nächsten Herausforderungen.
    Mittlerweile war der geschaufelte Zisternenabgrund zu tief für Dieters kreativausgeklügelte Zisternen(ohneerdrutschverursachende)-Hineinsenk-Methode. Das merkten wir aber erst mittendrin. Zuerst mussten wir mal hoch hinaus, und das sicher. Auch dafür benötigten wir mehrere Tage Anläufe aber irgendwann war der Masterplan an alle Fiesigkeiten angepasst. Und diese Bestandteilen machten ihn aus:
    • Begehbare Bretter als Querbalken ermöglichten die zwei bereits verbundenen Zisternen über das Loch zu tragen.
    • Die hochgebockten, gesicherten (geschnürt und geschraubt) Leitern dienten als Traggerüst, um den darüber liegenden Balken mit Flaschenzug 3 Meter über der Erde zu halten.
    • 4 rundum Masterplanausführer managten alles gleichzeitig und unser Robert blieb daweil brav in seinem Reisegitterbett.
     
    Nachdem wir die Zisternen ausbalanciert hatten, die über den Abgrund-Zisternentrage-Bretter entfernt hatten und die Zisternen versenkt hatten, stellten wir voller Entsetzen fest, dass der Flaschenzug so zu kurz war. Also hieß es zurück zum Start um das Ganze nochmals zu überdenken. Wir dachten nach, ja und wir jammerten, weil es war ein guter Plan gewesen … und wir dachten weiter nach und irgendwie gelang uns dann mit einigen Nachbesserungen für den nächsten Versuch auch die letzten 30 cm zu gewinnen – an denen wir zuvor gescheitert waren. Fragt mich nicht mehr wie. Irgendwann waren sie wirklich drinnen und wir konnten unser Glück kaum fassen.
     
    Nun konnte aufgeschüttet werden. Denn ja, wir sollten uns unbedingt um die restlichen Haufen im Garten kümmern bevor man ihn noch mit einer obstbaumbewachsenen Mondlandschaft verwechseln würde.

     
    Roberts Kletterhügel wuchs genauso im Laufe des Projekts – und das in: a) Höhe und b) Breite, weil es irgendwann die Steigungen zu stark wurden, aber auch c) Komplexität. Denn es wurde weiter umgeplant, die Rutsche und ein Rutschpodest ergänzt und verschiedensten Höhergelegtes-Beet-Wände eingezogen und natürlich bepflanzt. Stolz darf ich mitteilen dass mittlerweile dort zwei zusätzliche Maibeerensträucher, zwei zusätzliche Heidelbeersträucher, 14 weitere Erdbeerpflanzen, ein zusätzlicher 3/4 Quadratmeter Walderdbeerpflanzen, eine weitere rote Ribiselstaude und zwei Kiwipflanzen unseren Garten bereichern.
    Weiters wurde rundherum eine Mähkante geplant und zwar so dass das Kletterhügelareal die umgebenden Bäume miteinschließt und sodass damit das „unter dem Baum mähen entfällt. Außerdem ist damit Platz für einen Erdbewegungsspielplatz für Bagger aller Größen und ihre Kipplaster. Auf der anderen Seite ist die große selbstgebaute Sandkiste integriert. Und neben den Kletterhilfe-Stangen wurde auch eine eigene Hier-kannst-du-dich-im-Kreis-rum-drehen-ohne-vom-Hügel-zu-fallen-Stange (im Robertmund auch Bibabutzemannstange genannt) angebracht. Somit war auch der Kletter-/Rutsch-/Naschhügel zu unserer Zufriedenheit.
     
    Irgendwann bemerkten wir, dass wir nicht alle der restlichen gehorteten Zisternenbedeckungssteine zum Bedecken unserer Zisternen einsetzen können (zu viel … und vermutlich auch zu schwer) und das war der Startschuss für ein neues Projekt:
    Denn auch in dieser Steinlager-Ecke war es traditionell schwierig unser Gras im Sommer überleben zu lassen und so fanden wir hier Platz für eine Schotterstraße und Roberts Geländewagen den er zum 3. Geburtstag von uns gebaut bekommen würde. Aber dazu solltet ihr dann wohl den zugehörigen Blogeitrag von 2017 lesen.
     
    Und so kam es 2017 – bzw wird es dann 2017 sein – (das sind die Freuden der ewig lang im Nachhinein verfassten Blogzusammenfassung, die schon wirre-typische-Zeitreisendenproblematische-Zukunftsvergangenheiten erfordern, ich kann schreiben was ich will und es wird nicht viel klarer. Allerdings geht es mir eigentlich öfters so beim Bloggen – ich bin ja Sia B.), dass …

    [Ich beginne nochmals von vorne:] Somit wird/ist/war es 2017 dann soweit (sein/-/-), dass fast alle Hügel begradigt und Schluchten geebnet sind/waren. Toll! Gut so! Yippi! [Das ist übrigens die Lösung – ich lass die Verben in welchen Zeiten auch immer weg, man spart sich wunderbar viele Schrägstriche und kann gleich ein paar Rufzeichen anbringen. Wunderbar!]
     
    Danke an alle Helfer!
    Eigenes Gartenparadies!
    Voller Stolz!
    Liebe Grüße an Alle!
    Eure Sia B.
    !!!

    Dienstag, 29. September 2015

    Spatenstich (ziemlich spannend und mächtig)


    für ein 7 Meter langes Vorgartenblumenbeet
    für die neue Heimat von 337 Blumenzwiebeln
    für den Zeitvertreib von 3-5 Helfern während (dzt. geplanter) 2-3 Arbeitstage
     
    Das klingt mächtig, das klingt spannend, - und genau das ist es auch, außerdem ist es mein vielseitigstes größtes Gartenprojekt meiner bisherigen Hobbygärtnerinnenkariere und ich bin schon sehr aufgeregt.

    Desto näher der geplante Projektstart rückte, desto spannender wurde es. Sind es zu viel Pflanzen, oder zu wenig? Ahhh!? Haareraufend kam ich zum Entschluss: „Vermutlich beides!“ Ein paar Stunden vor dem Beginn und man erkannte rasch wenn meine Gedanken in Richtung Garten abschweiften. Wenn es so weitergegangen wäre hätte man bald versuchen können in meinen Stirnfalten etwas zu pflanzen. Glücklicherweise wollte das niemand, es wäre auch schwer zu erklären gewesen. Andere haben hin und wieder ein Brett vor dem Kopf, damit ist schon schwer umzugehen, aber botanische Krokusse vor dem Kopf?… das wäre dann wohl doch etwas zu experimentell.
     
    Irgendwann hab ich dann beschlossen, dass ich mich in einer meiner eigenen ziemlich wirren Themaverfehlungen verlaufen habe. Das mir soetwas passieren kann. Also zurück zu den Basics:

    Einfach ein Gartenbeet anlegen! Kann mich ein Beet fertig machen? Hmmm … fragen wir lieber anders: Soll mich das Beet fertig machen? Nein! Denn ICH werde das Beet fertig machen! [kleine Pause für spontanen Beifall][Ende der ersten Motivationsrede, weitere folgen]
    Außerdem freute ich mich ja schon so lange darauf wieder etwas im Garten machen zu können. Klar das kommende mächtige Projekt stellt eine ganz schöne Herausforderung dar. Ich habe lange darüber nachgegrübelt und tagelang recherchiert und geplant. Vielleicht hätte ich in meinen Planungsrausch nicht so vielen Leuten von meinen ausgeklügelten Gartenplan vorschwärmen sollen. Aber es war einfach zu verlockend, denn am Ende sprang ich vor Vorfreude übersprudelnd von dem einen aufs andere Bein, als ich schließlich meinen Plan zusammen und die endgültige Bestellliste vor mir hatte.
    Ein Monat später war es endlich soweit, nun konnten wir nach all dem Warten loslegen und plötzlich bekam ich Bedenken?
    Wo ist die keine-Herausforderung-zu-groß-kein-Blumenzwiebelsack-zu-voll-SiaB., die noch Ende August den Blumenbestellfreudentanz aufgeführt hat? Wo ist die ich pflanze-gern-im-Garten-ich-bin-wohl-ein-Hobbit-SiaB., die vor 4 Jahren enthuSIAstisch Unkrautfelder umgegraben hat?

    Seit vier Jahren ist viel Zeit vergangen und die Ansprüche sind höher geworden, aber sowas sollte nicht verunsichern sondern anspornen. Nun werden nicht ein paar Pflanzen gesetzt – nun wird der ganze Vorgarten umgestaltet.

    Die hilfreichen Helfer sind bestellt, wir haben echt viel Pflanzen (bzw möchte-gern-Pflanzen (alias Blumenzwiebeln)) zur Verfügung und ich packe das jetzt einfach an. Rann an den Spaten das wird schon - Und falls der Plan nicht aufgeht, kann ich ja jederzeit etwas abändern/dazwischen setzen oder umschlichten. Oh, das wird spannend und es wird laaaaange spannend, denn so wie es geplant ist kann man erst nach einen Jahr sagen wie es wirklich ausgesehen hat. Es ist nämlich ein Wandlungs-Blühüberraschungs-Beet. Ohne zu Stolz klingen zu wollen, eine derartige Komposition ist meine Wortschöfpung. Was das sein soll? Nunja, ich erkläre euch mal jetzt den Plan, … und in einen Jahr reden wir darüber wie wunderbar es geklappt hat, oder ihr findet einen neuen Beitrag über ein diesmal wirklich gut geplantes 7 Meter langes Beet.
     
    Die Ausgangsposition:
    Alles begann mit einem verwilderten Steingarten, der schlecht bewachsen war - zumindest von den Pflanzen, die dort gesetzt waren, das Unkraut hatte keine Probleme. Es gedieh wunderbar – sogesehen war es eher ein Unkautgarten mit ein paar Steinen drinnen. So übernahmen wir den Vorgarten von den Vorbesitzern. Die meisten Steine verwendeten wir im restlichen Garten, sie wurden ganze Eidachserl-Hotels, Bestandteil einer Kräuterspirale oder Einfassungen für kanadischen Mohn im Lavendelhochbeet oder einfach nur ein gemütliches Sonnenplatzerl oder rascher Zufluchtsort für weitere Eidachserl. (Wir beherbergen zahlreiche Familien und das nicht nur im Hotel, sondern auch im Lavendelhochbeet oder beim den Erdbeerfeldern, um die Himbeerbüsche und bei dem Schmetterlingsfliederbeet.) Ein paar Steine verblieben noch, dazwischen konnte nun so gut es ging gemäht werden. Aber es gab viele Büsche, die dies erschwerten. Im Frühling gab es Gruppen von Tulpen, die überraschend aus der Erde schlossen und kurzzeitig sehr erfreuten, im Endeffekt aber wieder ein Mähhindernis waren. Man kam mit dem händischen Nachtrimmen und Gras zwischen Blumen und Sträuchern Herauspflücken nicht mehr nach. Dazu war die Betonkannte die die Rollierung um das Haus einfasste, nicht zu befahren, auch hier musste immer selbst nachgebessert werden. Irgendwann landeten dann noch zwei Sandhaufen im Vorgarten, und schmiegten sich unter die überhängenden Büsche. Kurz gesagt: Es war ein Rasenmäherhindernislauf mit echt viel Nachbesser-und-Beschäftigungspotential für die rasenmäherunterstutzenden Unkrautjäter von uns. (Noch kurzer gesagt: Es war viel Arbeit) Dafür sah es meistens wild bis wild verwildert aus.
    Es musste etwas geschehen.
     
    Als eines meiner ersten Beete legte ich im hinteren Teil des Vorgartens vor 3 Jahren ein „Schattenbeet“ an. In der Meinung dass dort Schatten wäre. Mittlerweile unterschreibe ich das eindeutig „nicht mehr 100%ig“. Ihr seht auf was ich hinaus will: Der Standort liegt in Wirklichkeit im Halbschatten. Vormittags kommt doch einiges Licht auf das Platzerl. Das erweitert etwas die Auswahlmöglichkeiten, denn es gibt eindeutig mehr Pflanzen die mit wenig aber zumindest etwas Sonne zurechtkommen können. Die Blumen, die sich bis jetzt dort bewährt haben werden umarrangiert, gearbeitet wird um die Büsche, die fest verwurzelt sind und an ihren Standort bleiben sollen. Dafür wird das alte „Schattenbeet“ erweitertet, damit es die einzelnen Büsche miteinschließt. Und es soll sich über die ganze Länge des Hauses erstrecken, damit auch gleich das Problem der dort fehlenden Mähkante erledigt ist. Auf der anderen Seite hin zum Rasen wird als Abschluss mit Pflastersteinen eine mit dem Mäher befahrbare Abgrenzung verlegt und eine niedrige Wurzelsperre gesetzt, um die Graswurzeln aus dem Blumenbeet auszusperren.
     
    So weit so gut. Für die Planung wurde einerseits das Tulpenthema aufgenommen. Bereits im Frühsommer wurden die „alten“ Tulpen nach der Blühte ausgegraben, diese sollen einen neuen Platz bekommen. Dazu wurden noch ein paar Wilde Tulpen und mehrblütige Tulpen bestellt. Vielleicht kommen noch ein paar Märzenbecher hinzu? Das ist noch nicht entschieden. Ich möchte jetzt näher auf die (dam da da dammmm) „Tulpenherausforderung“ eingehen. Wer sich jetzt denkt: „Na man setzt Tulpen, was kann da so schwer sein. Zwiebel rein, Erde drüber, fertig“ der hatte wohl im letzten Monat nie die Gelegenheit dass er mir gegenüber saß während ihm kurz der Gesprächsstoff ausging. Tulpenpflanzinsider (und Personen die dementsprechende Vorträge von mir in letzter Zeit gehört haben) sehen das wohl entsprechend anders. Die Tulpenzwiebel sollten es nicht zu feucht haben, damit die Zwiebel nicht faulen, etwas Sand unter die zu feste Erde mischen könnte nicht schaden. Sie brauchen die Kältebehandlung um im Frühjahr wieder zu blühen. Andererseits ist etwas Frostschutz im Winter nicht verkehrt, also wäre mulchen nicht unpraktisch, nur nicht mit Rindenmulch der den Boden eher einem sauren Ph-Wert verpasst und eigentlich den feuchten Waldboden nachempfunden ist. Ihr seht schon man kann sich da ziemlich reintigern. Aber man darf auch nicht banalere Themen übersehen wie: Was wenn die Tulpe dann weg ist? Und was bis dahin?

    Eine Tulpe blüht im Frühling, danach zieht sie irgendwann die Laubblätter wieder ein, davor stehen vertrocknete Blätter herum die man nicht zu früh abschneiden sollte, damit die Pflanze die Kraft wieder aus dem Blättern in die Zwiebel bekommt, um für das nächste Jahr bereit zu sein. Ich suchte also nach einer schönen Lösung, das Beet soll rund ums Jahr blühen, die Frühlingsblüherplätze sollen das restliche Jahr nicht als ideenlose Löcher im Blumenbeet hervorstechen, und auch von den welken Blätter möchte ich ablenken solange sie rumstehen müssen. Das alles soll mein Beet können und nebenbei ungiftig sein und mit Halbschatten zurecht kommen. Ich recherchierte, suchte Welkblätterablenkpflanzen, komponierte ein Planungsglanzstück mit wechselnden Blütezeiten im Jahresverlauf, zeichnete Pläne und fing wieder von vorne an. In diesen Tagen neigt man dazu es sich einfach zu machen. Vielleicht wäre der eine oder andere von euch versucht bei solch knifflichen Herausforderungen einfach nach einem Superhelden zu rufen. Man könnte hoffen, dass Captain Gartenhobbit dann mit seinem efeuumrankten Cape und dem Spaten in der Hand auftaucht den Bleistift hinter seinen Ohr zückt und einem eine Einkaufsliste in die Hand drückt … ja, das würde gehen. - Oder man macht es einfach selber. Stellt sich der Herausforderung, … und ja – fragt, wenn man sich nicht mehr aussieht, seine Mutter um Rat.
    Zwar komme ich schon recht gut im Garten zurecht aber ausgelernt bin ich noch lange nicht.
     
    Und wenn man gleich den ganzen Vorgarten umgestaltet, ist Unterstützung mehr als Gold wert. Glücklicherweise habe ich die! Meine Eltern waren sofort dabei, reisten mit Humus im Gepäck, einer wunderschönen Hortensie, Verpflegung und viel Energie und Enthusiasmus an. Mein Mann übernahm weiterhin dankenswerterweise die Beaufsichtigung vom unserem Kleinen. Und Robert selbst war auch nicht mehr aufzuhalten. Voller Elan sammelte er Steine und legte sie in den Steinkübel, … oder nahm sie dann wieder raus. Er kraxelte durch aufgelockerte Erde um beim Graben mithelfen zu können. Inspizierte die wirklich großen Schaufeln und Spaten. Er bekommt ja immer nur die Handschaufeln zu fassen, und die muss er den Erwachsenen abjagen. … und wir sie dann ihm. Natürlich hat Robert auch schon zum Kies und Sandspielen ein kleines Schaufelchen, aber das Plastikding mit den abgerundeten Kanten ist nie so interessant wie die erdige, etwas angerostete Schaufel die die Mama einem gerade vorenthalten will. Obwohl man vermutlich gleich gut die Erde aufwühlen könnte. Mit dem richtigen Werkzeug.

    Es dauerte nie lange bis Robert wieder triumphierend und über das ganze Gesicht strahlend eine Siegerrunde durch den Garten machte, während er das Schaufelchen hochhielt oder den Unkrautkübel hinter sich herzog/herpoltern ließ. (Leider hab ich davon keine Fotos, mein Handy hat so schon genug gelitten. Im Garten arbeiten und dem Kleinen nachpaparazzien ist kaum zu vereinen. Außerdem war dann bald auch das Handy nicht mehr vor Robert sicher und vollführte einige Ehrenrunden im Garten. Aber keine Sorge – mittlerweile ist das Telefon wieder größtenteils erdenfrei und im Großen und Ganzen schon recht sauber. Für das was es durchgemacht hat, hält es sich beeindruckend gut.)
     
    
    Blick auf den Überraschungsgarten (Details siehe unten)
    Zum Beet selbst: Ich hab mich dazu entschieden mit Kakaoschalen zu mulchen, eine Alternative die mich ziemlich überzeugt hat, auch wenn die Beschaffung schwierig war (Hornbach hatte die angekündigten Lieferungen nicht immer erhalten, und veranstalteten wir mehrere Baumarktausflüge bis wir alles daheim hatten). Im Nachhinein kann ich aber sagen dass die Mühe wert war, denn das Preisleistungsverhältnis stimmte und es ist insgesamt sehr schwierig Kakaoschalen zu bekommen. Leider ist auch die Nachbeschaffung schwierig, - sowie die Lagerung, weshalb Hornbach es wohl auch aus dem Sortiment genommen hat, was wiederrum die Nachbeschaffung noch schwieriger macht. Werden die in der Verpackung dicht gedrängten Schalen noch im Sack feucht, können Sie nicht mehr gut auftrocknen und beginnen zu Schimmeln. Ein Problem was sich dann im Einsatz nicht mehr so stellt, man muss nur Glück haben um genug trockenes Material in seinen Säcken zu finden. Aber es sieht toll aus, ist einfach zu handhaben, verwittert nicht so stark wie Rindenmulch, verändert den ph-Wert nicht und ist definitiv leichter als Steine, die meine letzte Alternative gewesen wären. (Damals wusste ich nicht dass Krokosse sogar an die 20cm Kies auf die Seite wegdrücken können um an die Oberfläche durchzukommen. Ja, die Strasshofer Krokusse auf unserem Grundstück sind ziemlich taff, selbst in Vergessenheit zugeschüttete Zwiebel kommen wieder. Aber die Schotterstreifen um das Carport sind eine ganz andere Geschichte.)
     
    Nachdem die meisten Pflanzen und das Mulchmaterial daheim war und die letzten Motivationsreden geschwungen waren konnte endlich losgelegt. Es wurden Steine bewegt, Steine verlegt, echt viel Umgegraben (an dieser Stelle noch ein dickes Bussi an meinen Vater) und natürlich auch echt viel gepflanzt.

    Der Einsatz einer Unkrautfolie war nicht möglich da ich ja eine Vielzahl an Zwiebelpflanzen unter- und einbringen wollte. Aber das machte das Projekt dann doch in der Umsetzung vieles leichter – denn es wurde wirklich viel eingesetzt. Dort wo noch Pflanzen nachzureichen waren wurden Platzhaltersteine gelegt, damit man nicht wieder die bereits verstecken Zwiebeln aushebt.

    Irgendwie hielten wir uns sehr genau an den Plan um genau an den richtigen Stellen absolut davon abzuweichen und wild drauflos zu improvisieren. Und was soll ich sagen ES WURDE WIRKLICH GUT.
     
    Mittlerweile weiß ich schon wie mein Plan im Jahresverlauf  aufgegangen  ist, und ich würde es beschreiben mit: „wie perfekt angesetzter Germteig“.

     
    Im Frühling ist das Beet ein Traum: Buschwindröschen, eine erstaunliche Anzahl von Tulpen und Wildtulpen konnten gerettet werden und sie blühen nun um die Wette mit der gelbleuchtenden Forsythie und den 200 botanischen Krokussen die in der Wiese davor versteckt wurden und sich um den vor Monaten bereits angelegten Trittsteineweg schmiegen. Die Märzenbecher, die immer wieder ausgewildert werden nachdem sie als Tischschmuck ihre Dienste leisten durften, wurden und werden jetzt gesammelt und zu den vielen beim Umgraben noch aufgetauchten Zwieblen von Krokussen (und wie sich herausstellte auch Traubenhyazinthen  - ganz ungiftig ist der Vorgarten dann doch nicht geworden) Richtung Carport in einen Überraschungsgarten um die Fünffingersträucher gesetzt.

    Auch die vielen verschiedenen Tulpenarten erfreuen durch ihre Unterschiedlichkeit, weil sie zwar in Gruppen gesetzt wurden aber jede Woche eine anderer Bereich des Beetes in Blühte geht. Und so ständig etwas Neues los ist.

     
    Gegen Frühsommer nach der Blüte der Wildtulpen kommen die saftiggrünen frischen Spitzen der Funkien (also Hostas) aus dem Boden und die Vergissmeinicht überzeugen mit ihrem wunderschönen strahlendblauen Blüten. Und ich bin ganz verliebt in die Waldanemonen, die mit ihren weißen Blüten und ihren kräftigen Wuchs ein echtes Highlight bilden.
     
    Im Sommer wird es gesetzter, mehr saftiges Grün ist zu sehen und die Ziergräser um die Steinarragments sprießen in die Höhe und bringen so erneut Abwechslung in die „Skyline“. Soweit hat also alles geklappt das Thema der Wandlung innerhalb der Jahrezeiten mit den herausgearbeiteten Farb- und Höhenwechsel ist wirklich gut gelungen.
    Außerdem beginnt um diese Zeit unserer großer Schmetterlingsflieder zu blühen und da er seinen Namen alle Ehre macht hat er sich auf alle Fälle den Platz im Sommer-Rampenlicht verdient.
    Die Irismischung blüht leider nicht so lange und farbintensiv wie erwartet, hier wird wohl noch etwas ausgetauscht werden. Die 5fingersträucher mit ihren tiefroten samtigen Blüten entpuppten sich als gewöhnlich gelbglühend und sind damit vermutlich auch nicht so glücklich mit ihren Halbschattenplätzchen, sie bekommen noch Gelegenheit sich zu bewehren. Aber die „winterharten Gartenfresien“ haben bis jetzt durch Abwesenheit geglänzt. Sie sind wohl nicht soooo winterhart wie sie gerne wären, … oder sie waren nicht wühlmaushart. Mittlerweile habe ich sie aufgegeben. Ihr seht also alles ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht aufgegangen oder falsch. Aber obwohl ich es auch für den Sommer bunter geplant hatte bin ich inzwischen ein Fan der verschiedenen Blattgrüne und Gräser und auch meine Waldanemone blüht nochmals etwas.
     

    Im Herbst landen dann die Kürbisse, Birkenstammstücke und Pfefferoni auf den Fensterbrettern und im Winter werden die Blumenkisten mit Reisig besteckt und mit Zapfen und Zierquitten dekoriert. Vielleicht besorge ich mir noch eine Lampionblume zum Einsetzen – ich muss mal rausfinden wie weit sie mit den vorherrschenden Bedingungen auskommt, ach welch wunderbare Ideen man beim Bloggen kommt.

    Aber geschätzte Leserschaft, ich hab viel, viel Freude mit dem Beet und bin echt stolz auf das ganze Team. Danke an meine lieben Helfer, ohne euch hätte ich es nicht geschafft!




    Noch ein Nachtrag: mittlerweile weiß ich auch dass wir nicht nur den Geschmack von uns und vielen Passanten (wir bekommen regelmäßig Komplimente für das Beet) getroffen haben, sondern auch den unserer Wühlmäuse. Glücklicherweise sind die meisten Pflanzen hart im Nehmen und wieder ausgetrieben (beispielsweise die hier noch kahle Schwarze-Hollunder-Säule). Aber ob es so bleibt?
    Ihr seht also ich habs gut … es bleibt auch nach einem Jahr weiterhin spannend.

    Alles Liebe
    Eure gärtnende Sia B., (Aushilfs-Hobbit)
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