So, liebe Blog-Leseschaft, hier kommt mal wieder ein frischer Eintrag vollgepackt mit den Ereignissen des letzten Monats. Dass der letzte Eintrag schon ein Weilchen her ist liegt daran, dass mein Laptop mittlerweile nicht mehr benutzbar ist, da das Ladekabel durchgeschmort ist. (Meine Faulheit lasse ich einfach mal außen vor.) Und ob ich für das gute Ding hier jemanden finde, der das reparieren kann, steht noch in den Sternen.
Das Zwischenseminar in Daressalaam dauerte vom 26. Januar bis zum 2. Februar und war insgesamt doch eine gute Sache. Wir haben einen Einblick in die Projekte der anderen Freiwilligen bekommen und konnten uns mit denen über Erfahrungen und Erlebnisse austauschen, was richtig gut tat. Das Seminar fand in einem „spiritual center“, so einer Art Missionskloster, statt. Das Merkwürdige daran war, dass wir mitten in Tansania völlig abgeschottet von dem normalen Leben waren und während des Seminars fast nur mit den anderen Freiweilligen zu tun hatten. Somit ging es insgesamt sehr westlich bzw deutsch zu, was nach 5 Monaten tansanischem Leben mal wieder richtig gut tat. Der Nachteil daran war, dass Pünktlichkeit dementsprechend anders aufgefasst wurde… 😉
Wir haben viel über Konfliktlösungen, Unterrichtsgestaltung, Realisation eigener Projekte etc geredet, was mir persönlich noch mal den Motivationsschub gegeben hat, meinen „nicht-tansanischen“ Unterrichtsstil weiter durchzuziehen und meinem Wunsch, nachmittags Englischnachhilfeunterricht anzubieten, weiter nachzugehen.
Nachdem das Seminar zu Ende war sind Jan und ich noch drei Tage in Daressalaam geblieben und haben zwei Projekte von anderen Freiwilligen besucht. Bei beiden Projekten handelte es sich um Waisenheime, wodurch wir mal einen Eindruck erhalten haben, wie die Arbeit als Freiwilliger noch so aussehen kann, da sich deren Aufgabenfeld doch sehr von unserem unterscheidet.
Auf dem Seminar haben wir uns ebenfalls dazu entschieden, gemeinsam mit einigen der anderen Freiwilligen das darauf folgende Wochenende (11.-13. Februar) nach Sansibar zum Festival „Sauti za busara“ (=Stimme der Weisheit) zu fahren. Das ist Tansanias bekanntestes Festival mit traditioneller Musik aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Motto: African music under african sky. Die Bandbreite der Musik reichte von altem traditionellem Männerchor, african drums bis hin zu einem Reagge/Ska Trio.
Als wir Freitag Nachmittag auf Sansibar angekommen ging es erstmal mit den anderen Freiwilligen in deren Hotel, wo wir uns dann auch noch einquartiert haben, und dann auf das Festival. Den Samstag wurde erstmal halb Stonetown von mir leer gekauft (Hey, ich darf das. In Moro gibt’s keinen einzigen Touri-Laden!) und Samstag Abend haben wir auf dem Festival noch in Jans Geburtstag reingefeiert. Tante Mareens Kind ist jetzt 20! 🙂 Von den anderen Freiwilligen hat Jan auf dem Festival einen mega Fressteller mit sansibarischen Köstlichkeiten inklusive Geburtstagskerze geschenkt bekommen.
Und am Sonntag ging es dann schon wieder zurück nach Morogoro, da einerseits die Schule Montag wieder losging und wir andererseits Jans Geburtstag auch noch Zuhause feiern wollten. Alles in allem hat sich der Trip zum Festival nach Sansibar trotz der kurzen Aufenthaltsdauer auf jeden Fall gelohnt!
In Moro haben dann schon Mama Eva, Hussein und Emillian auf uns gewartet. Es gab wie immer Pilau (gewürzter Reis mit Fleisch-Knochen-Stückchen) mit Salat und danach Wassermelone. Und als spezial surprise hat Tante Mareen heimlich noch einen Geburtstagskuchen besorgt für unseren Mr. Mswaki. Das ist Jans Spitzname hier.
Von den Wochentagen gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Bin vormittags immer von 8.30 bis ca. 13.30 Uhr in der Schule und nachmittags steht außer abschwitzen und einigen Besorgungen meistens nicht viel an. Abends kümmer ich mich noch um das Unterrichtsvorbereiten.
Während des Zwischenseminars ist meine große Klasse (1./2. Schuljahr) von 70 SchülerInnen auf insgesamt 95 angestiegen! Als hätten mich die 70 nicht schon überfordert… Jedenfalls gibt es für die Klasse nicht annähernd genügend Bücher (tatsächlich gibt es nur 4!), weshalb ich zum Unterrichten kein anderes Hilfsmittel als die Tafel habe. Da sich dadurch der Unterricht meist monoton gestaltet bin ich mittlerweile dabei, die Figuren und Gegenstände aus dem Schulbuch auf Pappe abzumalen. Dadurch kann ich die Pappmännchen bzw –frauchen an die Tafel kleben und diese dann Dialoge sprechen lassen. Bisher kamen meine Pappfiguren und -gegenstände bei den Kindern immer total gut an, obwohl mein Zeichentalent echt zu wünschen übrig lässt. Teilweise ergeben sich aus meinem fehlenden Zeichentalent und der Kreativität der Kinder folgende Unterrichtsszenen:
„Ok, und was ist das für ein Wort?“
„Stock.“
„Ähm, nee.“
„Box!“
„Wieder nee.“
„Haus!“
„Nein.“
„Karton!“
„Wieder nee.“
„Seife!“
„Jaaa, danke. Das soll eine Seife sein!“
Obwohl die Kinder mich manchmal immer noch an den Rand des Wahnsinns treiben findet man von Tag zu Tag neue Tricks raus, wie sie einem zuhören und was für alternative Bestrafungen bzw. Belohnungen funktionieren. Das mag sich jetzt vielleicht nach einem Erfahrungsbericht von einem Schulpraktikum oder so anhören, wenn ich über diese grundlegenden Dinge berichte. Aber es braucht eben eine Weile, bis man sich in diesem komplett anderen Unterrichtsalltag zurecht findet. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass die SchülerInnen außer dem Schlagstock kaum andere Bestrafungen kennen. Die Kinder an neue Methoden zu gewöhnen dauert und erfordert ganz schön Geduld.
Das Unterrichten in meinem 3./4. Schuljahr macht richtig Spaß und ist im Vergleich zu meiner Riesen-Klasse eine schöne Erholung. Die SchülerInnen machen super mit, sind motiviert und finden mich glaub ich auch ganz dufte, vor allem weil ich nicht die für hier übliche distanzierte Lehrer-Schüler-Beziehung zu ihnen habe. Als es an einem Tag so aus Eimern gegossen hat, dass ich nicht nach Hause konnte, hab ich noch 2 Stunden mit den Schülern im Klassenraum gespielt, das war richtig schön. Unter anderem haben wir ein Tanzspiel gemacht, bei dem eine Person in die Mitte kommen muss, sich dann erst an den Kopf, dann an die Schultern und die Hüfte fasst und zu guter Letzt noch das Hinterteil durch die Gegend schüttelt. Bezüglich letzterem können wir uns mal eine dicke Scheibe von den Tansaniern abschneiden! Und wer durfte natürlich als eine der ersten in den Kreis? Klar, mwalimu Mareen! Doch laut Aussagen der der SchülerInnen war mein Gewackel mit dem Hintern gar nicht so schlecht! 😉
Und dann stand natürlich noch mein Geburtstag an. Wir hatten Besuch aus Daressalaam da: Tom, ein anderer Freiwilliger, und ein Junge aus seinem Projekt, für den Tom hier in Moro eine Schule finden sollte, sowie Emilian und Hussein. Reingefeiert haben wir -klar- in unserer Stammbar bei Mr. Charming. Am nächsten Tag hat Jan ein mega Frühstück vorbereitet mit Chapati (eine Art tansanisches Fladenbrot und eines meiner absoluten Lieblingsessen!), gekochten Eiern, Chai mit Milch, Mango und Joghurt.
Und mein Frühstücksplatz wurde schön mit Blumen geschmückt. In der Schule hatte ich meinem 3./4. Schuljahr (also der „kleinen“ Klasse) auch von meinem Geburtstag erzählt und mich haben dann tatsächlich zwei meiner Schüler, Peter und Nada, besucht! Die sind den ganzen Weg aus Chamwino, wo meine Schule ist, zu uns gelaufen (ca. 45 Minuten) und wurden dann natürlich auch erstmal durchgefüttert.
Danach ist unser Besuch wieder nach Daressalaam gefahren bzw nach Chamwino gegangen und Jan und ich sind zum einzigen Pool Morogoros gefahren. War mal was anderes, sich an seinem Geburtstag in der prallen Sonne zu brutzeln! Abends waren ein paar Freunde bei uns, es gab natürlich und mal wieder Pilau und Geschenke!!! Eva hat mir einen Kanga (traditioneller ost-afrikanischer Stoff) geschenkt, auf dem ein fettes Huhn abgebildet ist. Eva: „Damit du die leckere Suppe von Weihnachten nicht vergisst!“
Jan hat auch klammheimlich einen Kuchen für die shangazi (=Tante) besorgt …
und mir dann noch einen Gutschein für einen Trommelkurs geschenkt! Da hab ich mich total drüber gefreut, das wollte ich nämlich schon längst in Angriff genommen haben.
Danach sollte es dann eigentlich noch in einen Open Air Bar gehen, aber da hat uns leider der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dafür hatte ich dann Zeit für ein 1,5-stündiges Telefonat mir der besten Geburtstagsblog-ins-Leben-Ruferin überhaupt! 🙂
Den Trommelkurs-Gutschein habe ich direkt in der darauffolgenden Woche eingelöst. Jan und ich hatten von Montag bis Freitag nachmittags täglich 2 Stunden Unterricht und können jetzt die tansanischen Rythmen „mangaka“ und „ukala“ trommeln bis die Fetzen fliegen. Eventuell setzen wir den Unterricht noch fort, allerdings nur falls wir es arrangieren können, einmal die Woche unterrichtet zu werden. Jeden Tag war’s doch ein wenig viel, obwohl es total Spaß gemacht hat.
So, das waren sie, die Neuigkeiten aus Morogoro. Ich werde mich bemühen, den nächsten Blogeintrag nicht so lange auf sich warten zu lassen. Und last but not least noch ein riesen Dankeschön an alle, die an meinem Geburtstag an mich gedacht haben. Hab mich über jeden Anruf, Sms, Email und Blogeintrag sehr gefreut!