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Vielen Dank an alle Spenderinnen und Spender!

Es sind knapp 600 Euro (!) eingegangen ueber die ich mich unheimlich freue! Von dem Spendengeld kann ich eine Menge neuer Schulbuecher kaufen und darueber hinaus noch die kaputten Schulbaenke reparieren lassen. So viel hatte ich wirklich nicht erwartet! Nochmals vielen Dank fuer eure Spenden und euer Engagement!

Um unsere verbliebenen Wochenenden noch voll auszunutzen haben wir in letzter Zeit wieder einige Unternehmungen gemacht. Einen Samstag im Mai (28.05.) haben wir Maneno besucht, unseren Rastafari-Tourguide mit dem wir das letzte Mal in den Uluguru-Bergen wandern waren. Er hatte uns nämlich nach der Tour noch zu einem Fluss schleppen wollen, in dem man schwimmen kann. Doch nach dem Abstieg damals waren wir einfach zu fertig, um das noch zu machen und hatten ihm deswegen versprochen nochmal wieder zu kommen.

Der Tag am Fluss am Fuße der Berge war richtig schön und erholsam. Wir haben rumgeplanscht, obwohl das Wasser echt kalt war, und dann mit Maneno zusammen gekocht. Es gab Reis mit Bohnen, eines meiner absoluten Lieblingsessen hier.

Wir mit Maneno:

 

Das Essen und wie es von mir gegessen wird:

Nachdem in meiner Schule die Arbeiten geschrieben wurden hab ich die freie Zeit genutzt (freie Zeit weil die LehrerInnen mit dem Berichtigen, Bewerten und Schreiben der Zeugnisse und weniger mit dem Unterrichten beschäftigt waren) und einen Maltag gemacht. Ich hab Kopien von Mandalas, Buntstifte, Radiergummis und Anspitzer mitgebracht und dann wurde losgemalt. Meinen SchülerInnen hat das riesigen Spaß gemacht, einfach zu malen, ohne dass das Bild nachher bewertet wird, und alle waren sehr stolz auf ihre fertigen Bilder.

 Hier noch ein paar Bilder vom alltäglichen Mittagessen. Jedes Kind bekommt gegen 13.30/14 Uhr eine Tasse uji (im Wörterbuch mit „Schleim“ übersetzt 🙂 ), flüssiger Brei aus Maismehl und Zucker. Die SchülerInnen müssen um 7 Uhr morgens an der Schule sein und der Unterricht endet meist gegen 15/15.30 Uhr – und zu Essen gibt es mittags nur eine Tasse uji! (Dies bitte nicht als Kritik an meiner Schule auffassen!)

Am letzten Schultag vor den Ferien (10.06.) wird jedes Mal die Schule blitzeblank geputzt. Die Schule wird zwar jeden Morgen von den SchülerInnen sauber gemacht, aber der letzte Schultag dient immer der Rundum-Säuberung und dauert ein paar Stunden. Ausnahmsweise gab es an dem Tag keinen uji, sondern ugali (fester Maisbrei) mit Bohnen für alle SchülerInnen. Mit dem Kochen wurde bereits morgens angefangen, es mussten ja über 130 Mägen gefüllt werden. 😉

Das erste Ferienwochenende waren wir in Daressalaam, weil wir eigentlich noch nie den ganzen Touri-Kram da gemacht haben. Haben uns den Holzschnitzermarkt in Mwenge, die Innenstadt und den riesigen Kleidermarkt in Kariakoo angeschaut. Bei letzterem verliert man recht schnell den Überblick, weil man in ein Geschäft reingeht, das mit anderen Geschäften durch Gänge verbunden ist und man nachher irgendwo wieder rauskommt. Am Sonntag waren wir mit sieben anderen Freiwilligen aus Dar schwimmen, und zwar in einem Swimmingpool, der auf dem Dach eines Hotels („Ubungo Plaza“) ist! Ziemlich Mzungu-Style, aber das muss man sich auch mal gönnen!

Außerdem waren wir noch auf einem „Send off“, einer Festlichkeit vor der Hochzeit, bei der die Familie die Braut verabschiedet. Da konnte ich dann endlich mal das Kleid anziehen, dass ich mir hier hab schneidern lassen. 🙂

Diese Woche bin ich noch zur Schule gegangen, da das 3./4. Schuljahr zwei Wochen in den Ferien kommt um sich auf die Abschlussarbeiten der 4. Klasse vorzubereiten, die Ende des Jahres anstehen. Ab nächster Woche wird dann wieder ein wenig rumgereist, denn Olliv kommt! 🙂 Und natürlich gibt es auch dafür einen Countdown!

Am 14. April, direkt nach unserem Urlaub in Lushoto und den Usambara-Bergen, stand mal wieder ein Geburtstag im Wazungu-Haus an. Diesmal war es der von unserer dada Eva, mit der wir zusammen wohnen und die unser Haus in Schuss hält und sich darum kümmert, dass wir was zwischen die Zähne bekommen. Zu ihrem 26. Geburtstag hat auch sie natürlich eine Torte bekommen und dann wurde, wie das hier üblich ist, erst sie und dann jeder Gast reihum mit einem Stück Torte von ihr gefüttert. Von uns hat sie noch zwei Flaschen Wein aus unserem Urlaub geschenkt bekommen, die unter anderem mit Schuld daran waren, dass der Abend etwas länger wurde. 🙂

Eva und ihr Kuchen:

Und hier wird Eva von mir gefüttert:

Nach den Ferien ging am 18. April die Schule wieder los – allerdings erstmal nur für 4 Tage, da dann direkt Ostern war und somit wieder 5 Tage frei. Da unsere wenigen freien Tage voll ausgenutzt werden müssen 😉 ging’s Karfreitag morgens in den Bus und ab nach Ifakara, eine kleine Stadt im Süden der Morogoro-Region. Wir sind von einer 3-4-stündigen Fahrt ausgegangen, die letztlich dank Regenzeit und Matsch-Straße 6 ½ Stunden gedauert hat. Immer wieder stand der mit Menschen überladene Bus vor großen Matsch-Pfützen, viele Fahrgäste mussten aussteigen und ein Stück zu Fuß gehen, bis der Bus durch die Pfütze durchgekommen ist. Zu diesen Unterbrechungen kommt noch hinzu, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit bei geschätzten 30 km/h lag. Insgesamt war die Fahrt echt kein Zuckerschlecken.

Das Highlight in Ifakara war der Ostersonntag. Da haben wir mit einem Fischer und seinem engen wackeligen Kanu eine Bootstour auf dem Kilombero-Fluss gemacht. Der Fluss war wegen der Regenzeit sehr viel breiter als normalerweise weswegen viele Bäume, Pflanzen etc teilweise überschwemmt waren und sich die ganzen Insekten auf die rausragenden Äste gerettet hatten. Als wir diese mit unserem Kanu gestreift haben sind jedes Mal eine Menge Viecher zu uns an Bord gekommen, was ziemlich nervig war. Mein Kindchen hat aber ganze Arbeit geleistet und die ganzen großen Spinnen erledigt, so dass ich meinen panischen Rettungssprung ins Wasser nicht antreten musste. 🙂 Trotz der vielen blinden Passagiere und des anfänglich mulmigen Gefühls im Bauch wegen des Wackel-Kanus war die Tour sehr schön, nicht zuletzt wegen der traumhaften Landschaft.

In so einem Wackel-Kanu sind wir gefahren:

Ansonsten gibt es aus Ifakara nicht viel zu berichten. Ostermontag sind wir noch für einen Tag nach Mikumi gefahren, ein Örtchen das auf dem Weg nach Morogoro und nahe des Mikumi National Parks liegt. Dort haben wir uns für 6000 Shilling (ca 3 Euro) einen kleinen Schlangen- und Krokodilpark angesehen, bevor wir dann zurück nach Morogoro getrampt sind.

So, und was gibt’s sonst noch? Ich muss gestehen, dass Blog schreiben immer schwieriger wird. Mittlerweile ist vieles Alltag und normal geworden ist, was anfangs noch neu und spannend und somit berichtenswert war. Versuche trotzdem noch ein paar Neuigkeiten hier zu posten.

An einem Wochenende (6./7. Mai) haben wir wieder eine Wanderung die Uluguru-Berge gemacht, die zwei Tage gedauert hat. Gemeinsam mit zwei anderen Freiwilligen aus Daressalaam und unserem Guide Maneno, dem gechilltesten Rastafari überhaupt, sind wir diesmal auf Lupanga, den anderen Gipfel, gestiegen. Wir wussten im Vorfeld bereits, dass der Anstieg schwieriger werden würde als den Gipfel, den wir bereits letztes Jahr im November bestiegen haben. Dem war dann auch so. Es war eher eine Kletter- als Wandertour, vor allem das letzte Stück zum Gipfel, das durch Regenwald ging, war extrem steil und anstrengend. Hätten wir uns nicht an Bäumen, Ästen, Wurzeln, in der Erde und allem was die Natur sonst noch so hergab festgehalten wären wir da unmöglich hochgekommen. Oben auf dem Gipfel war es dann sehr urig. Wir mussten den Zeltplatz erst mit dem Buschmesser vorbereiten um genug Platz zu haben um unsere beiden Zelte aufschlagen zu können. Unser Guide Maneno, für den die Wanderung trotz Mitschleppen des Wasserbehälters ein Kinderspiel war, hat uns abends noch Tee und Reis mit Bohnen gekocht. Wir wären nie auf die Idee gekommen oben auf einem einsamen Gipfel zu kochen, doch Maneno hat einfach Feuerholz zusammengesucht, in einem Loch Feuer gemacht und dann den Topf auf zwei dicken Ästen über dem Feuer platziert. Es kann so einfach sein.

Am nächsten Morgen ging es wieder runter, was eine rutschige und sehr anstrengende Angelegenheit war. Am frühen Nachmittag waren wir wieder Zuhause, total k.o. aber auch ein wenig stolz, es durchgehalten zu haben. Nur mein Muskelkater will einfach nicht weggehen. 🙂

In den Bergen:

Aber da unsere Wochenenden ja nicht immer verplant sind bin ich auf die Idee gekommen, für meine älteren SchülerInnen einen eigenen „Playday“ zu organisieren. Ich sag ihnen freitags Bescheid, ob und wann Jan und ich Samstag zu meiner Schule kommen und es kann kommen wer will. Wir bringen Bälle, Frisbees und ein Springseil mit und spielen dann 2 bis 3 Stunden zusammen. Anfangs war ich noch besorgt: „Was ist, wenn die das doof finden und denen langweilig wird?“ Doch ich hab wieder mal gemerkt, mit wie wenig die Kinder hier zufrieden sind. Die Jungs spielen die meiste Zeit Fußball, die Mädels springen Seil und Frisbee hat sich als super Mixed-Sportart rausgestellt. Obwohl’s ein wenig anstrengend ist macht es allen immer Spaß. Bisher haben wir schon zwei „Playdays“ gehabt und meine SchülerInnen fragen mich dauernd, wann der nächste ist.

Einige meiner SchülerInnen haben mich schon öfter zu sich nach Hause eingeladen. Deswegen hab ich einen Nachmittag Nada, meinem Lieblingsschüler (ich weiß, so was sollte man als Lehrerin eigentlich nicht sagen…), und seiner Familie einen Besuch abgestattet. Ich wurde sehr herzlich empfangen, direkt wurde mir was zu Essen vorgesetzt (ugali na maharagwe = Maisbrei mit Bohnen) und dann hat Nada mir stolz seine beiden neu erworbenen winzigen Fische gezeigt, die er zusammen mit ein paar Steinen und Muscheln in einen alten Öl-Behälter gepackt hat und jetzt züchten und dann verkaufen will.

Nada mit seiner Schwester und Cousine und dem Aquarium:

Gruppenfoto:

Noch was zum Alltag vieler meiner SchülerInnen. An meiner Schule muss man im Monat 2000 Shilling (ca einen Euro) bezahlen, hauptsächlich für den Brei, den die Kinder mittags bekommen. Viele Kinder müssen sich um das Schulgeld selbst kümmern, zu diesen Kindern zählt auch Nada. Jedes Wochenende verkauft er für 100 Shilling (5 Cent) Plastiktüten auf dem Markt, meistens von morgens bis abends in der prallen Sonne. Wie groß sein Gewinn an einem solchen Tag ist konnte ich nicht rausfinden, ich glaub aber kaum, dass er an einem ganzen Tag mehr als 500 Shilling (25 Cent) verdient. Unbeschwerte Kindheit ist was anderes und ich zieh echt meinen Hut vor der Leistung vieler meiner ShülerInnen.

Noch ein anderes Thema: Tansania ist jetzt um zwei Stars reicher, da Jan und ich einen grandiosen Gastauftritt in der lokalen „Seifenoper“ von Morogoro hingelegt haben! Wir kennen einen der Darsteller, weil er auch für unsere Organisation arbeitet, den wir gebeten haben uns doch auch mal mitspielen zu lassen. Wär alles kein Problem meinte er, da Wazungu immer gebraucht würden. Wir waren dann einmal beim „Trainig“, wo unsere Szenen jeweils ein einziges Mal geprobt wurden, und das darauf folgende Wochenende wurde direkt gedreht. Texte lernen mussten wir nicht, die Dialoge entstehen immer spontan, nur das Grundgerüst der Handlung wird vorgegeben. Und wir hatten natürlich die spitzen Rollen: Zwei reiche Wazungu kommen nach Tansania, gucken sich süße traurige Kinder an, die in Armut leben und hauen dann das Geld nur so raus. Genau so, wie wir hier nicht auftreten wollen aber eben doch von der einheimische Bevölkerung häufig wahrgenommen werden. Unsere Glanzleistung wird tatsächlich im Fernsehen gezeigt und natürlich werd ich versuchen, den Mitschnitt der Sendung zu bekommen, damit ihr da auch was von habt. 😉

Zur Arbeit schreib ich zu guter Letzt auch noch was. Ich hab jetzt angefangen nachmittags noch Englisch-Unterricht zu geben, Montags bis Mittwochs jeweils zwei Stunden. Ich unterrichte in einem Raum mit einer kleinen Tafel, einem Tisch und ein paar Stühlen. Der Raum gehört einem Lehrer von meiner Schule, der auch die Jugendlichen zwischen 13 und 21 Jahren für meinen Nachmittagsunterricht zusammengetrommelt hat. Die Jugendlichen kommen freiwillig, es ist eine gemütliche kleine Runde und macht echt Spaß. Und die Tage an denen ich nachmittags noch unterrichte gehen immer richtig schnell rum.

Ein weiteres Reiseziel kann von meiner Liste gestrichen werden, nämlich Lushoto und die Usambara-Berge im Nord-Osten Tansanias. (Ich weiß, mein Blog ähnelt immer mehr dem einer Tansania-Rundreisenden als dem einer in Tansania Arbeitenden, trotzdem berichte ich von diesem super Urlaub.)

Am So, den 3. April ging’s los Richtung Lushoto, der größten Stadt in den Usambara-Bergen. Dort haben wir uns mit Hanna, Anne und Bea, die alle drei in Daressalaam ihren Freiwilligendienst machen, getroffen um gemeinsam zu urlauben.

Am nächsten Morgen sind wir als erstes zu einer Farm (Irente Farm) spaziert, die für ihren Käse und -festhalten- für ihr Roggenbrot bekannt ist. Roggenbrot!!! Ok, das hört sich jetzt nicht so spektakulär an, aber wenn man bereits 7 Monate mit Wabbelbrot das in Punkto Geschmacklosigkeit auf jeden Fall unter den worldwide Top 5 anzutreffen ist auskommen muss, dann ist das schon ein Highlight.

DAS Roggenbrot:

Der Rest der Gruppe in unserer Frühstückshütte:

Gut gestärkt ging es nach dem Frühstück (mit Roggenbrot! Hatte ich das schon erwähnt? 😉 ) zum Irente View Point, der einem einen bombastischen Ausblick über die Massai Steppe bietet. Erstmal mussten wir den View Point suchen, bis wir herausfanden, dass man einem Hotel 2000 Shilling (einen Euro) zahlen muss, um dahin zu gelangen. Der Eintritt war’s aber voll wert! Wir wurden auf einen Stein gebracht, der aus einem Felsen rausragte und hinter dem es steil bergab ging. Und die Aussicht war unbeschreiblich – mit Fotos natürlich nicht einzufangen. Trotzdem kommen hier einige Versuche:

(Oh, das sollte eigentlich ein Panorama-Foto werden… 🙂 )

Unser nächstes Ziel war Mtae, ein sehr hoch gelegenes Bergdörfchen neben dem höchsten Gipfel der Usambara-Berge. Da Mtae am Ende eines Grades liegt hat man von dort einen 270-Grad-Rundumblick. Auch bemerkenswert: Das gesamte Dorf ist wie viele andere Bergdörfer abgekoppelt von der Stromversorgung und muss somit komplett ohne Strom auskommen!

Die Fahrt nach Mtae war schon ein Erlebnis: Da momentan Regenzeit ist war die ungepflasterte Straße nach Mtae an einem Straßenabschnitt richtig matschig. Einer unserer Vorgänger-Busse ist vom Weg ab- und in den Matsch gerutscht. Nach einer Weile wurde dieser von fleißigen Helfern aus dem Matsch befreit (es schien so, als ob alle Leute aus der Umgebung an der Rettungsaktion beteiligt waren oder sich zumindest dieses Spektakel nicht entgehen ließen) und wir waren an der Reihe. Und natürlich musste es unser Bus seinem Vorgänger nachmachen und voll in den Matsch rutschen. Die Befreiungsaktion stellte sich allerdings als etwas schwieriger heraus. Nach einigen Versuchen, wieder auf die Straße zu gelangen, rutschte der Bus immer tiefer in den Matsch und irgendwann standen wir komplett quer auf der Straße und ich sah wirklich keine Möglichkeit, dass der Bus wieder auf das befahrbare Stück gelangen könnte. Alle Businsassen mussten aus dem Bus raus (was mir sowieso lieber war) und dann wurde weiter versucht. Doch dann war es soweit: Der Busfahrer trat in die Vollen, nahm noch fast einen Zaun und ein paar Leute mit, befördert sich wieder auf die Straße und konnte weiterfahren. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch sind wir wieder eingestiegen. Der Rest der Fahrt verlief dann ohne Matsch-Probleme.

Am nächsten Tag sind wir in Mtae zu einem Aussichtspunkt gelaufen, wo auch der „Königsfelsen“ steht. Uns wurde gesagt, dass dies der Felsen sei, der für den „König der Löwen“-Film als Vorlage diente. Form und Lage des Felsens ähneln zwar sehr der Verfilmung, ob das allerdings tatsächlich so stimmt ist durchaus fraglich.

Ohne Kontext: Ein Camäleon aus Mtae und ich:

Von Mtae aus ging es weiter zu dem kleinen Dorf Mlalo, wobei wir (nur noch Jan, Bea und ich, da Anne und Hanna eher zur Arbeit zurück mussten) uns dazu entschlossen haben, dieses Stück mit einem Guide zu wandern, was angeblich 4 bis 5 Stunden dauern sollte. Die Wanderung war sehr schön und abwechslungsreich: Es ging erst durch einen Tannenwald, gefolgt von einem Regenwaldabschnitt mit Affen, danach über Wiesen, Berge rauf und runter, bis wir nach 6 ½ Stunden völlig k.o. in Mlaalo angekommen sind (immerhin haben wir ja auch unser komplettes Gepäck allein geschleppt!).

In Mlalo gab es nicht viel zu sehen, wir haben am Fluss entspannt und sind ein bisschen durch die Gegend spaziert, dann ging es für einen Tag zurück nach Lushoto und von da aus sind dann nur noch Jan und ich nach Soni weiter gefahren. Dort haben wir uns Wasserfälle angeschaut…

… wir sind auf einen Berg (Jiwe la Mombo) gewandert (das sollte auch nur 30 Minuten dauern, wir haben 1 ½ Stunden gebraucht – keine Ahnung, wie die Tansanier die Berge hoch rennen müssen!) …

…und zu einer Mission gefahren, bei der man regional produzierten Wein kaufen kann. Wein ist in Tansania recht teuer, aber auf der Mission hat eine Flasche nur 2 bis 2,25 Euro gekostet! Da mussten wir natürlich zuschlagen ;), wobei eine Flasche auch als Geburtstagsgeschenk für unsere dada Eva (Schwester Eva) eingeplant wurde.

Und dann ging es auch schon wieder aus den kühlen Usambara-Bergen nach Morogoro zurück. Mittlerweile stecken wir übrigens mitten in der Regenzeit; es regnet teilweise sehr heftig und oft mehrmals täglich. Witzig ist, dass andere Regeln gelten, wenn es regnet: Die unbefestigten Straßen mutieren zu Matsch-Flüssen und alle Leute stellen sich da wo sie gerade sind unter und warten, bis der Regen aufhört. Deshalb bleiben Geschäfte geschlossen bzw. öffnen später und auch die Schulen fangen später an, weil sich viele SchülerInnen und Lehrkräfte verspäten bzw. gar nicht erst kommen. Auch ich warte immer, bis der Regen nachlässt, schwinge mich dann auf mein Fahrrad und bereite allen, SchülerInnen und LehrerInnen, große Freude, wenn ich klitschnass und eingedreckt die Schule erreiche.

Der März

Das war ja fast schon zu erwarten, dass ich meine guten Blog-Vorsätze nicht einhalten kann. Da sich aber ab und zu doch noch jemand auf meine Blogseite zu verirren scheint folgt hier die Berichtserstattung der Top-Ereignisse des Monats März.

Das erste Märzwochenende sind Jan und ich nach Iringa gefahren. Das ist eine kleine Stadt südwestlich von Morogoro, etwa vier Fahrtstunden entfernt. Und worauf wir uns vor allem gefreut haben: Iringa liegt auf 1600 m Höhe, so dass dort ein ziemlich angenehmes Klima herrscht. Um genau zu sein: Uns war kalt! Die einzige von mir mitgenommene Jeans hat dort unter ungewohntem Stress gelitten, weil sie jeden Tag getragen wurde. Außerdem war es mal eine angenehme Abwechslung, nachts tatsächlich auf eine Decke angewiesen zu sein.

Iringa ist ein nettes, ruhiges kleines Städtchen, wo es -wie in den meisten tansanischen Städten- nicht viele Attraktionen bzw Sehenswürdigkeiten gibt. Man muss sich bei den tansanischen Stadtbesichtigungen wirklich meistens mit kleinen Sehenswürdigkeiten zufriedengeben und eher versuchen, die Atmosphäre der jeweiligen Stadt aufzuschnappen. Einen Abend haben wir dann eine der im Reiseführer erwähnten Aktivitäten gemacht und sind auf den Gangilonga-Felsen hochspaziert, von dem aus man eine schöne Aussicht auf Iringa hatte.

Den Sonntag sind wir mit einem dalladalla nach Isilimia gefahren, einem außerhalb liegenden Örtchen. Dort wurden in den 1950er Jahren Funde aus der Steinzeit ausgegraben, die man in einem Museum anschauen kann. Durchaus spektakulärer war allerdings die Issilimia-Schlucht. Durch Erosion wurde das Tal ausgespült, so dass bis zu 15 Meter hohe Sandsteinsäulen entstanden sind. Das ist wirklich beeindruckend, da diese riesigen Sandsteinsäulen plötzlich aus dem Nichts in einer menschenleeren Gegend auftauchen und sich über eine große Fläche verteilen, in der wir uns fast verlaufen hätten. Auf jeden Fall platzieren sich die Sandsteinsäulen in Isilimia unter meinen Top 3 Highlights bis jetzt.

Jan, Sandsteinsäule und ich:

Sandsteinsäule und ich:

Noch was Kulinarisches: Ein typisches Frühstück in Tansania ist Suppe. Ja, Suppe! Und Suppe heißt hier Wasser, Öl und ein Brocken Fleisch mit Knochen drin; das Ganze wird dann noch mit Limone und Chili gewürzt. Dazu gibt’s chapati, so was wie dünnes, fettiges Fladenbrot. Mir wurde die Suppe als Säufer-Frühstück erklärt, weil man bei einem Kater keine Lust auf Tee hat und anstelle des Tees die heiße Suppe isst. Da die Frühstücks-Suppe schon länger auf unserer to-eat-Liste stand haben wir sie an einem Tag in Iringa probiert. Es gab Suppe mit Pansenstückchen, Ziegenfleisch und dazu chapati. Wie gesagt, zum Frühstück! Fazit: Eine Menge Fleisch und ein gewöhnungsbedürftiger Geschmack. Letzteres ist aber bei dem Fleisch hier immer der Fall. (Kurze Information zum tansanischen Fleisch: Man kauft das Fleisch, das beim Metzger ungekühlt im Fenster hängt und hübsch mit Fliegen dekoriert ist, am Stück inklusive Knochen, das alles wird dann zerhämmert, kleingeschnitten und ins Essen geworfen. Folglich ist da alles noch dran, nur zerkleinert: Fett, Knorpel, Knochen, Sehnen und was ein Körper sonst noch so hergibt. Dementsprechend lange kaut man dann auf dem Fleisch rum. Mami, das wär was für dich! 😉 Nicht so mein Fall, die Tansanier allerdings fahren auf Fleisch voll drauf ab.)

Die Suppen mit den Ziegenfleisch-Haufen:

Am darauffolgenden Wochenende sind wir den Samstag (11. März) mit Warren, einem kanadischen Freiwilligen der einen Monat für Faraja gearbeitet hat, und Ole, einem Mitarbeiter in meinem Stamm-Internetcafe, zum Massai Markt gefahren. Ole ist übrigens ein richtiger Massai, der allerdings sehr „unmassaiig“ lebt: Er wohnt in der Stadt, ist zur Schule und zur Uni gegangen und ist momentan dabei ein Projekt ins Leben zu rufen, das Massai-Kindern einen Weg zur Schulbildung verschaffen soll. Viele Kinder des Massai-Stamms leben außerhalb der Städte und die Wenigsten haben das Privileg zur Schule gehen zu können. So, zurück zum Massai-Markt. Der findet jeden 2. Samstag etwa eine Stunde außerhalb von Morogoro statt. Dort treffen sich nur Massai, es gibt einige Verkaufs- und Essensstände, wobei im Mittelpunkt der Kuhhandel steht. Da ein Großteil der typischen Arbeit eines Massai darin besteht die Tiere zu hirten bildet der Kuhhandel eine der Haupteinnahme-Quellen der Massai.

Auf dem Markt konnte man auch den Werdegang einer geschlachteten Ziege verfolgen: Haut ab, Gedärme raus, Kopf ab und dann am Restkörper rumschnibbeln, auf Spieße stecken und braten. Und klar, verkauft wird das frische Fleisch natürlich auch. Die Jungs haben sich mittags ein leckeres Ziegenbeinchen gegönnt, das auf typische Massai-Art gegrillt wurde.

Ich hab mal probiert, hatte aber immer noch genug vom Ziegenfleisch seit der Suppe in Iringa.Dafür hab ich mir noch einige Ketten und typische Massai-Schuhe, die aus alten Autoreifen hergestellt werden, gegönnt. Der Besuch auf dem Massai Markt war ein richtig schöner Tagesausflug, wobei es schon komisch war, auf einmal nur noch von Massai umgeben zu sein. Genauso komisch muss es für die Massai gewesen sein, dass da auf einmal drei Wazungu über den Markt gelatscht sind.

Auf dem Rückweg gab es auch noch eine schöne Szene. Wir haben ja mittlerweile schon viel gesehen, was die Leute so mit in die dalladallas nehmen wie beispielsweise lebende Hühner, die unter die Sitze gequetscht werden. Doch über das, was wir nach dem Massai-Markt gesehen hatten, mussten selbst wir lachen. Da wurden einfach mal zwei Schafe hinten in den dalladalla gestellt, die dann noch mit anderem Gepäck zugequetscht wurden.

Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu berichten. Der Unterricht läuft, meine 108-Schüler- Riesenklasse macht mich manchmal immer noch ganz schön fertig, dafür bereitet mir das Unterrichten in meinem 3./4. Schuljahr umso mehr Spaß. Zur Belohnung hab ich diese Woche mit meinen SchülerInnen (3./4. Schukjahr) unser erstes Plakat gestaltet zum Thema „Colours“. Und ich hab’s mal gewagt und meine Kamera mitgenommen, um ein paar Fotos zu machen. Sobald die Schüler die erblicken gibt es normalerweise immer ein Riesenchaos, weil dann jeder möglichst oft fotografiert werden will. Klar, so ne Kamera hat hier ja auch kaum jemand und für die Kinder ist es das Tollste, wenn sie sich dann auf dem Foto auf der Kamera sehen. Glücklicherweise hat es dann doch geklappt, ein paar Fotos von der Arbeit an dem Plakat zu machen.

Gestern war erstmal unser letzter Arbeitstag, da jetzt zwei Wochen Schulferien sind. Und klar muss die freie Zeit genutzt werden. 😉 Jan und ich werden nach Lushoto im Norden fahren, das von den Usambara-Bergen umgeben ist. Dort treffen wir drei andere Freiwilligen aus Daressalaam und wollen ein wenig von Dorf zu Dorf durch die Berge wandern. Mal sehen wie gut das gehen wird, immerhin befinden wir uns momentan ja mitten in der Regenzeit. Könnte eine matschige Angelegenheit werden!

Nach den Ferien wollen wir dann auch nachmittags durchstarten. Jan will den Computerunterricht von einem anderen Freiwilligen, der mittlerweile abgereist ist, weiterführen und ich möchte Englischnachhilfe geben. Wird dann alles ein wenig stressiger ;), insofern genießen wir jetzt erst noch mal die Ferien!

So, liebe Blog-Leseschaft, hier kommt mal wieder ein frischer Eintrag vollgepackt mit den Ereignissen des letzten Monats. Dass der letzte Eintrag schon ein Weilchen her ist liegt daran, dass mein Laptop mittlerweile nicht mehr benutzbar ist, da das Ladekabel durchgeschmort ist. (Meine Faulheit lasse ich einfach mal außen vor.) Und ob ich für das gute Ding hier jemanden finde, der das reparieren kann, steht noch in den Sternen.

Das Zwischenseminar in Daressalaam dauerte vom 26. Januar bis zum 2. Februar und war insgesamt doch eine gute Sache. Wir haben einen Einblick in die Projekte der anderen Freiwilligen bekommen und konnten uns mit denen über Erfahrungen und Erlebnisse austauschen, was richtig gut tat. Das Seminar fand in einem „spiritual center“, so einer Art Missionskloster, statt. Das Merkwürdige daran war, dass wir mitten in Tansania völlig abgeschottet von dem normalen Leben waren und während des Seminars fast nur mit den anderen Freiweilligen zu tun hatten. Somit ging es insgesamt sehr westlich bzw deutsch zu, was nach 5 Monaten tansanischem Leben mal wieder richtig gut tat. Der Nachteil daran war, dass Pünktlichkeit dementsprechend anders aufgefasst wurde… 😉

Wir haben viel über Konfliktlösungen, Unterrichtsgestaltung, Realisation eigener Projekte etc geredet, was mir persönlich noch mal den Motivationsschub gegeben hat, meinen „nicht-tansanischen“ Unterrichtsstil weiter durchzuziehen und meinem Wunsch, nachmittags Englischnachhilfeunterricht anzubieten, weiter nachzugehen.

Nachdem das Seminar zu Ende war sind Jan und ich noch drei Tage in Daressalaam geblieben und haben zwei Projekte von anderen Freiwilligen besucht. Bei beiden Projekten handelte es sich um Waisenheime, wodurch wir mal einen Eindruck erhalten haben, wie die Arbeit als Freiwilliger noch so aussehen kann, da sich deren Aufgabenfeld doch sehr von unserem unterscheidet.

Auf dem Seminar haben wir uns ebenfalls dazu entschieden, gemeinsam mit einigen der anderen Freiwilligen das darauf folgende Wochenende (11.-13. Februar) nach Sansibar zum Festival „Sauti za busara“ (=Stimme der Weisheit) zu fahren. Das ist Tansanias bekanntestes Festival mit traditioneller Musik aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Motto: African music under african sky. Die Bandbreite der Musik reichte von altem traditionellem Männerchor, african drums bis hin zu einem Reagge/Ska Trio.

Als wir Freitag Nachmittag auf Sansibar angekommen ging es erstmal mit den anderen Freiwilligen in deren Hotel, wo wir uns dann auch noch einquartiert haben, und dann auf das Festival. Den Samstag wurde erstmal halb Stonetown von mir leer gekauft (Hey, ich darf das. In Moro gibt’s keinen einzigen Touri-Laden!) und Samstag Abend haben wir auf dem Festival noch in Jans Geburtstag reingefeiert. Tante Mareens Kind ist jetzt 20! 🙂 Von den anderen Freiwilligen hat Jan auf dem Festival einen mega Fressteller mit sansibarischen Köstlichkeiten inklusive Geburtstagskerze geschenkt bekommen.

Und am Sonntag ging es dann schon wieder zurück nach Morogoro, da einerseits die Schule Montag wieder losging und wir andererseits Jans Geburtstag auch noch Zuhause feiern wollten. Alles in allem hat sich der Trip zum Festival nach Sansibar trotz der kurzen Aufenthaltsdauer auf jeden Fall gelohnt!

In Moro haben dann schon Mama Eva, Hussein und Emillian auf uns gewartet. Es gab wie immer Pilau (gewürzter Reis mit Fleisch-Knochen-Stückchen) mit Salat und danach Wassermelone. Und als spezial surprise hat Tante Mareen heimlich noch einen Geburtstagskuchen besorgt für unseren Mr. Mswaki. Das ist Jans Spitzname hier.

Von den Wochentagen gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Bin vormittags immer von 8.30 bis ca. 13.30 Uhr in der Schule und nachmittags steht außer abschwitzen und einigen Besorgungen meistens nicht viel an. Abends kümmer ich mich noch um das Unterrichtsvorbereiten.

Während des Zwischenseminars ist meine große Klasse (1./2. Schuljahr) von 70 SchülerInnen auf insgesamt 95 angestiegen! Als hätten mich die 70 nicht schon überfordert… Jedenfalls gibt es für die Klasse nicht annähernd genügend Bücher (tatsächlich gibt es nur 4!), weshalb ich zum Unterrichten kein anderes Hilfsmittel als die Tafel habe. Da sich dadurch der Unterricht meist monoton gestaltet bin ich mittlerweile dabei, die Figuren und Gegenstände aus dem Schulbuch auf Pappe abzumalen. Dadurch kann ich die Pappmännchen bzw –frauchen an die Tafel kleben und diese dann Dialoge sprechen lassen. Bisher kamen meine Pappfiguren und -gegenstände bei den Kindern immer total gut an, obwohl mein Zeichentalent echt zu wünschen übrig lässt. Teilweise ergeben sich aus meinem fehlenden Zeichentalent und der Kreativität der Kinder folgende Unterrichtsszenen:

„Ok, und was ist das für ein Wort?“

„Stock.“

„Ähm, nee.“

„Box!“

„Wieder nee.“

„Haus!“

„Nein.“

„Karton!“

„Wieder nee.“

„Seife!“

„Jaaa, danke. Das soll eine Seife sein!“

Obwohl die Kinder mich manchmal immer noch an den Rand des Wahnsinns treiben findet man von Tag zu Tag neue Tricks raus, wie sie einem zuhören und was für alternative Bestrafungen bzw. Belohnungen funktionieren. Das mag sich jetzt vielleicht nach einem Erfahrungsbericht von einem Schulpraktikum oder so anhören, wenn ich über diese grundlegenden Dinge berichte. Aber es braucht eben eine Weile, bis man sich in diesem komplett anderen Unterrichtsalltag zurecht findet. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass die SchülerInnen außer dem Schlagstock kaum andere Bestrafungen kennen. Die Kinder an neue Methoden zu gewöhnen dauert und erfordert ganz schön Geduld.

Das Unterrichten in meinem 3./4. Schuljahr macht richtig Spaß und ist im Vergleich zu meiner Riesen-Klasse eine schöne Erholung. Die SchülerInnen machen super mit, sind motiviert und finden mich glaub ich auch ganz dufte, vor allem weil ich nicht die für hier übliche distanzierte Lehrer-Schüler-Beziehung zu ihnen habe. Als es an einem Tag so aus Eimern gegossen hat, dass ich nicht nach Hause konnte, hab ich noch 2 Stunden mit den Schülern im Klassenraum gespielt, das war richtig schön. Unter anderem haben wir ein Tanzspiel gemacht, bei dem eine Person in die Mitte kommen muss, sich dann erst an den Kopf, dann an die Schultern und die Hüfte fasst und zu guter Letzt noch das Hinterteil durch die Gegend schüttelt. Bezüglich letzterem können wir uns mal eine dicke Scheibe von den Tansaniern abschneiden! Und wer durfte natürlich als eine der ersten in den Kreis? Klar, mwalimu Mareen! Doch laut Aussagen der der SchülerInnen war mein Gewackel mit dem Hintern gar nicht so schlecht! 😉

Und dann stand natürlich noch mein Geburtstag an. Wir hatten Besuch aus Daressalaam da: Tom, ein anderer Freiwilliger, und ein Junge aus seinem Projekt, für den Tom hier in Moro eine Schule finden sollte, sowie Emilian und Hussein. Reingefeiert haben wir -klar- in unserer Stammbar bei Mr. Charming. Am nächsten Tag hat Jan ein mega Frühstück vorbereitet mit Chapati (eine Art tansanisches Fladenbrot und eines meiner absoluten Lieblingsessen!), gekochten Eiern, Chai mit Milch, Mango und Joghurt.

Und mein Frühstücksplatz wurde schön mit Blumen geschmückt. In der Schule hatte ich meinem 3./4. Schuljahr (also der „kleinen“ Klasse) auch von meinem Geburtstag erzählt und mich haben dann tatsächlich zwei meiner Schüler, Peter und Nada, besucht! Die sind den ganzen Weg aus Chamwino, wo meine Schule ist, zu uns gelaufen (ca. 45 Minuten) und wurden dann natürlich auch erstmal durchgefüttert.

Danach ist unser Besuch wieder nach Daressalaam gefahren bzw nach Chamwino gegangen und Jan und ich sind zum einzigen Pool Morogoros gefahren. War mal was anderes, sich an seinem Geburtstag in der prallen Sonne zu brutzeln! Abends waren ein paar Freunde bei uns, es gab natürlich und mal wieder Pilau und Geschenke!!! Eva hat mir einen Kanga (traditioneller ost-afrikanischer Stoff) geschenkt, auf dem ein fettes Huhn abgebildet ist. Eva: „Damit du die leckere Suppe von Weihnachten nicht vergisst!“

Jan hat auch klammheimlich einen Kuchen für die shangazi (=Tante) besorgt …

und mir dann noch einen Gutschein für einen Trommelkurs geschenkt! Da hab ich mich total drüber gefreut, das wollte ich nämlich schon längst in Angriff genommen haben.

Danach sollte es dann eigentlich noch in einen Open Air Bar gehen, aber da hat uns leider der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dafür hatte ich dann Zeit für ein 1,5-stündiges Telefonat mir der besten Geburtstagsblog-ins-Leben-Ruferin überhaupt! 🙂

Den Trommelkurs-Gutschein habe ich direkt in der darauffolgenden Woche eingelöst. Jan und ich hatten von Montag bis Freitag nachmittags täglich 2 Stunden Unterricht und können jetzt die tansanischen Rythmen „mangaka“ und „ukala“ trommeln bis die Fetzen fliegen. Eventuell setzen wir den Unterricht noch fort, allerdings nur falls wir es arrangieren können, einmal die Woche unterrichtet zu werden. Jeden Tag war’s doch ein wenig viel, obwohl es total Spaß gemacht hat.

So, das waren sie, die Neuigkeiten aus Morogoro. Ich werde mich bemühen, den nächsten Blogeintrag nicht so lange auf sich warten zu lassen. Und last but not least noch ein riesen Dankeschön an alle, die an meinem Geburtstag an mich gedacht haben. Hab mich über jeden Anruf, Sms, Email und Blogeintrag sehr gefreut!

Da ich vor den Sommerferien hier nie richtig in den Schul- und Arbeitsalltag eingebunden wurde hatte ich meine Hoffnung auf den Schulstart im Januar gelegt. Als am 10. Januar die Schule wieder losging hatte ich mir also vorgenommen, den Lehrern klipp und klar zu sagen, dass ich gern den Englischunterricht für beide Klassen übernehmen würde. Das hab ich am ersten Schultag dann mit einer Lehrerin besprochen und die Sache war geritzt.

Seitdem sind 2 ½ Wochen vergangen in denen ich unter anderem gemerkt hab, vor welche Hürden man hier gestellt wird. Ich unterrichte zwei Klassen, das 1./2. Schuljahr, das 70 SchülerInnen umfasst, und das 3./4. Schuljahr mit 40 SchülerInnen.

Im 3./4. Schuljahr macht das Unterrichten richtig Spaß, vor allem weil den Schülern mein „anderer“ Unterrichtsstil, also nicht nur Frontalunterricht und Sätze nachsprechen lassen, ganz gut gefällt. Das glaube und hoffe ich zumindest.

Doch die Riesenklasse (1./2. Schuljahr) überfordert mich noch ziemlich. Das Niveau der Schüler hat die Spannbreite von „Kann noch nicht mal meinen Namen schreiben“ bis „Boah, laaangweilig! Kann ich schon alles!“. Deshalb muss ich, nachdem die Schüler eine Aufgabe bearbeitet haben, die unterschiedlichsten Ergebnisse korrigieren: Teilweise sehen die Lösungen wie erste Schreibversuche aus (eine Art Anreihung drei verschiedener Buchstaben), teilweise werden anstelle der englischen Wörter irgendwelche Zahlen eingesetzt und einige schaffen (zumindest teilweise) richtige Antworten. Da hatte ich nach zwei wöchentlicher Wiederholung von „Good morning“ „Good afternoon“ „Good evening“ „Hello“ und „Goodbye“ doch mehr erwartet. Aber wie so vieles hier muss anscheinend auch das Unterrichten pole pole (langsam) gestaltet werden und ich darf einfach nicht zu viel erwarten.

Außerdem ist es schwer, mir mit meinem anderen Lehrer-Auftreten Respekt zu verschaffen. Denn natürlich wissen auch die Schüler mittlerweile, dass nicht zum Schlagstock greife. Ich hab das Gefühl, dass meine „Bestrafungen“ („Weil ihr so laut wart hören wir mit dem Spiel auf und ihr müsst eine Aufgabe machen.“) von den Schülern gar nicht als solche realisiert werden. Da muss ich mir noch einiges einfallen lassen.

Ich hoffe aber, dass mit der wachsenden Erfahrung und Routine ich auch da meinen eigenen Weg finden werde. Endlich eine kontinuierliche Aufgabe und Verpflichtung zu haben und fühlt sich schon um einiges besser an als unser vorheriges zwischen den Seilen hängendes Dasein.

Der Unterricht beginnt um 8.30 Uhr und endet nach dem Mittagsessen um 14 Uhr. Zu Essen gibt es jeden Tag Uji, ein Schleim (im Wörterbuch steht tatsächlich „Schleim“!) aus heißem Wasser, in das Maismehl gerührt wird. Ich unterrichte zwei Stunden, wobei die Zeiteinteilung sehr flexibel ist. Es wurde zwar in der ersten Woche nach Unterrichtsbeginn ein Stundenplan erstellt, bei dem auch berücksichtigt wurde, ob ich lieber morgens oder mittags unterrichten möchte, allerdings ist der meiner Meinung nach eher pro forma erstellt worden. Ich kann jeden Tag frei entscheiden, wann ich in welcher Klasse und wie lange unterrichten will. Danach korrigier ich noch die Lösungen der Aufgaben, entweder meine Englisch Aufgaben oder ich helfe den anderen Lehrern beim Korrigieren (das kann bei der 70 SchülerInnen Klasse manchmal ziemliche Arbeit sein) und gegen 13 oder 13.30 Uhr bin ich wieder Zuhause.

Es ist nicht immer einfach, die verschiedenen alltäglichen Situationen des Schullebens mitzuerleben, die sich so sehr von unserem gewohnten Unterrichtsbild unterscheiden. Dennoch macht mir das Unterrichten Spaß, gerade wenn ich während der Vorbereitung für eine Stunde denke „Oh nee, das wird bestimmt voll der Griff ins Klo“ und dann geht es doch glatt über die Bühne.

Jetzt muss ich allerdings erst mal eine 1 ½ wöchentliche Pause vom Unterrichten einlegen, weil wir nach Daressalaam zu unserem Zwischenseminar müssen. Kinders, wie die Zeit vergeht! Unglaublich, dass das jetzt schon ist. Ich freu mich auf das Seminar und glaube, dass der Austausch mit den anderen Freiwilligen aus Tansania sicherlich gut tun wird. Außerdem werde ich einige bekannte Gesichter wieder sehen. Und obwohl wir bestimmt ein volles Programm haben werden bin ich mir sicher, auch wenn ich mich an das Vorbereitungsseminar erinnere, dass das Zwischenseminar insgesamt ziemlich lustig werden wird.

Da wir unsere Ferien natürlich voll ausnutzen wollten sind wir am 28. Dezember wieder aufgebrochen. Unser Plan sah so aus, dass wir mit dem Zug Richtung Westen und in Kigoma, das ganz im Westen von Tansania am Tanganyikasee liegt, mit der Fähre M.V. Liemba Richtung Süden zu fahren. So ganz konnten wir das dann leider doch nicht durchziehen, aber dazu später mehr.

 Da einige andere Reisende uns schon von der Zugfahrt in den Westen vorgeschwärmt hatten haben wir am 28. Dezember um 23 Uhr unsere Reise mit eben jener begonnen. Mit unseren 3. Klasse Fahrscheinen hatten wir eine Bank in einem 4er (vergleichbar mit den 4er Sitzen in deutschen S-Bahnen, nur etwas enger), auf der beim Einsteigen noch zwei Kinder saßen. Die Kinder gehörten zu den Müttern, die uns im 4er gegenüber saßen. Als wir den beiden Müttern sagten, dass das unsere Plätze seien, mussten die Kinder irgendwo anders hin. Und wohin? Klar, beide unter die Bank quetschen. Am Anfang fand ich es noch komisch, die Kinder einfach da drunter zu packen, doch nach einigen Stunden Fahrt stellten sich die Plätze unter den Bänken auch für mich als optimale Schlafplätze heraus. Denn eine ganze Nacht sitzend in so nem 4er zu pennen ist nun wirklich nicht grade komfortabel. Ich hab mich dann einfach den Tansaniern angepasst und auf den Boden unter eine Bank (allerdings von einem 6er, die sind etwas größer) gelegt um dort zu geschlafen. Als ich am nächsten Morgen aufgestanden (besser gesagt rausgekrabbelt) bin hatte sich der Zug schon um einiges geleert. Das war echt angenehm, da wir den 4er dann für uns allein hatten. Die weitere Fahrt war richtig schön. Da sonstige Hauptverkehrsverbindungen in den Westen Tansania fehlen stellt der Zug die einzige Möglichkeit dar, dort auf direktem Wege hinzureisen. Deswegen führt die Zugstrecke auch durchs Nichts, meilenweit fährt man nur durch die Tansanische Landschaft und hat einen super Blick über das Land. Ab und zu hält der Zug in Dörfern, damit Reisende ein- bzw aussteigen können. An solchen Stopps scheint immer das halbe Dorf auf den Beinen zu sein, um den Zugpassagieren ihre Waren zu verkaufen. Mittags gab es in einem Dorf einen längeren Stopp und wir wären fast aus den Latschen gekippt, als wir die Verkaufsstände gesehen haben! Haufenweise Leute haben sich da aufgereiht um alles Mögliche an Essen zu verkaufen. Es sah fast so aus, als würde ein Verkaufsstand auf jeden Passagier kommen. Das Faszinierende daran ist, dass der Zug den Ort nur 2 mal die Woche passiert und ich mir kaum vorstellen kann, dass sich der ganze Aufwand bei den vielen Essensständen für die einzelnen Verkäufer lohnen kann. Muss es aber anscheinend irgendwie. Jan meinte ziemlich treffend: „Für die Leute hier gibt es auch kein Wochenende, für die gibt es nur Zugtage oder keine Zugtage.“

Der Mittagsstopp mit den ganzen Fressständen:

 Während der Zugfahrt:

Gegen 18.30 Uhr, nach fast 20-stündiger Zugfahrt, sind wir an unserem ersten Ziel Tabora angekommen. An sich ist die Stadt ziemlich unspektakulär, da sie für Touristen kaum Sehenswürdigkeiten bietet (außer ein etwas außerhalb liegendes Haus, mittlerweile ein kleines Museum, in dem David Livingstone 1872 einige Zeit gelebt hat).

Auffällig waren an Tabora vor allem zwei Dinge. Zum Einen gab es überall diese witzigen „Tree Shops“, also Bäume, an denen Verkäufer ihre zum Verkauf stehenden Kleidungsstücke aufhängen. Baum+Schnur+Kleidungsstücke = Tree Shop!

Zum Anderen scheint Tabora das Münster Tansanias zu sein – die Stadt war voller Fahrräder! Dort hab ich auch eine ganz neue Branche kennen gelernt: Fahrrad-Taxi. Für 500 Shilling (25 Cent) konnte man sich auf den Gepäckträger eines „Fahrrad-Taxifahrers“ schwingen und sich bequem irgendwo hinbringen lassen, während der Arme sich einen abschuftet.

In Tabora haben wir noch auf der Party eines Hotels Silvester gefeiert und an Neujahr sind wir dann mit dem Zug ganz in den Westen nach Kigoma gefahren. Mit vierstündiger Verspätung (da beschwer sich nochmal einer über die deutsche Bahn…) ging es nachts dann endlich los. Allerdings waren wir diesmal von der Zugfahrt nicht so angetan wie beim ersten Mal. Wir saßen in einem 6er, der Zug war proppevoll und hat sich bis zur Endstation Kigoma auch nicht geleert, weswegen es diesmal auch schwerer war, einen Luxusschlafplatz unter einer Bank zu ergattern. Ziemlich platt sind wir am nächsten Tag nachmittags gegen 15 Uhr endlich angekommen (geplante Ankunftszeit war 10 Uhr morgens).

Kigoma ist ein kleines, aber sehr schönes Städtchen direkt am Tanganyikasee und umgeben von einer hügeligen Landschaft. Bei einem Spaziergang durch die Hügel der Umgebung hatten wir eine super Aussicht über Kigoma und den Tanganyikasee.

Einen anderen Tag haben wir an einer privaten kleinen Bucht verbracht, was der entspannteste Strandtag überhaupt war: kristallklares Wasser, malerische Umgebung (unter anderem konnte man auf der anderen Uferseite die Berge des Kongos erkennen) und keine anderen Leute (=Ruhe! Auch relativ schwer zu finden hier.). Hier ein paar Angeberfotos mit besten Grüßen in die Kälte:

Unser anfänglicher Plan sah nun vor, in Kigoma auf die Fähre zu steigen über den Tanganyikasee Richtung Süden zu fahren. Allerdings mussten wir leider feststellen, dass die Fähre nicht laut unserer Reiseführer jede Woche abfährt sondern nur jede zweite. Und natürlich genau in der Woche, in der wir fahren wollten, nicht. Sehr schade, darauf hatten wir uns nämlich schon ziemlich gefreut. Die Fähre M.V. Liemba stammt noch aus deutscher Kolonialzeit (sie stammt aus Papenburg an der Ems), wurde unter anderem 8 Jahre unter Wasser vor den Belgiern versteckt und ist mittlerweile eines der ältesten Passergierschiffe der Welt. Da müssen wir wohl noch ein weiteres Mal nach Kigoma um das nachzuholen.

Somit mussten wir umplanen: Entweder mit dem Zug wieder zurück oder mit dem Bus nach Mwanza im Norden und von da aus wieder nach Moro. Da die letzte Zugfahrt doch ziemlich anstrengend war haben wir uns für letzteres entschieden. Wir haben dann zwei Tage in Mwanza am Viktoriasee, Tansania zweitgrößter Stadt, verbracht. Dort gab’s als Snack erstmal frittierte Heuschrecken…

… dann ein Softeis – S-O-F-T-E-I-S!!! …

… danach einen Verdauungsspaziergang zum Viktoriasee, erst etwas außerhalb der Stadt, wo in den Abendstunden reger Schwimmbetrieb herrscht…

… und am Bismark Rock, dem Wahrzeichen Mwanzas, vorbei. Der Name stammt -mal wieder- aus deutscher Kolonialzeit, da ihn ebenso wenig wie den „eisernen“ Kanzler des Deutschen Kaiserreiches zu erschüttern vermochte.

Tja, und dann ging es auch schon wieder zurück nach Moro. Am Samstag Abend (8. Januar) gegen 19 Uhr sind wir Zuhause bei Mama Eva eingetrudelt, pünktlich um am Montag wieder in die Schule zu gehen.

Als wir am 22. Dezember wieder in Morogoro ankamen waren wir kaum in Weihnachtsstimmung. Wie auch, wenn wir tagelang am Strand bei 30 Grad in der Sonne gefaulenzt haben… Vor allen Dingen lag das aber daran, dass der Großteil der Bevölkerung an Tansanias Küste muslimischen Glaubens ist und wir dort deswegen weder Weihnachtsdeko noch Weihnachtsbäume gesehen haben, außer in vereinzelten Läden.

Umso mehr sind mir deswegen am 23. Dezember die Augen aus dem Kopf gefallen, als ich grad unterwegs war das Festessen für Heiligabend und ein paar Geschenke einzukaufen. Denn an Morogoros Hauptverkehrsstraße haben sich auf einmal reihenweise Verkäufer hingestellt hatten, um ihre „Weihnachtsäste“ zu verkaufen.

Es waren tatsächlich keine Bäume sondern nur Äste von Tannen, die man dann Zuhause in einen Eimer mit Erde packt und mit dem größten Kitsch dekoriert. Sowas braucht das Wazungu-Haus natürlich auch!!! Deshalb sind wir später nochmal in die Stadt gegangen und haben einen Weihnachtsast, eine bunte Lichterkette bei der man auch Weihnachtsmusik anstellen kann (zwar nervtötend ohne Ende, aber die musste einfach her!) und Weihnachtskugeln des Typs Diskokugel gekauft.

 

Weihnachtsbaum vorher und nachher. (Im Hintergrund kann man auch die Verwandlung des Fernsehers begutachten. Irgendwie scheint vor allem Eva das als schön zu empfinden, die Einrichtungsgegenstände mit Moskitonetzen zu bedecken.)

Unser Wohnzimmer wurde dann auch noch „weihnachtlich“ mit Girlanden und Luftballons dekoriert.

Nachdem wir unser Ästchen gut mit Deko versorgt hatten ging es noch auf die Suche nach einer Metzgerei. Jan war am 23. nämlich den ganzen Tag in der Steppe um Morogoro unterwegs um eine Farm ausfindig zu machen, die laut Reiseführer deutsche Würstchen verkaufen soll. Die gab es tatsächlich einmal, allerdings existiert sie mittlerweile nicht mehr. Auf dieser Farm hat er allerdings den Tipp erhalten, dass in Morogoro selbst eine deutsche Metzgerei sei. Und die haben wir dann auch tatsächlich gefunden!!! Und dieses Juwel liegt noch nicht mal 3 Minuten Fußweg vom Faraja Office entfernt! Der Inhaber hat in Deutschland seine Ausbildung gemacht und man kann dort jede Menge deutsche Würstchen, Leberkäse etc bestellen und bis zum Platzen essen. Somit war unser Heiligabendessen perfekt: Brot, Kartoffelsalat und deutsche Würstchen.

Der Kartoffelsalat wurde morgens an Heiligabend fertig geschnibbelt und danach ging’s ab in das einzige Hotel Morogoros, das einen Pool hat. Heiligabend in der Sonne am Swimmingpool abhängen – ne nette Alternative zu Rotznase und kalten Füßen. 🙂 Gegen Abend kam auch noch Lukas dazu, ein Freund von Jan den er vom Vorbereitungsseminar aus Deutschland kennt und der momentan in Kenia seinen Freiwilligendienst leistet. Wieder Zuhause wurde dann gemeinsam das Festmahl verputzt. Man beachte die von mir entworfenen Kerzenständer!

Das eigentliche Weihnachtsfest beginnt hier in Tansania, wie vielen anderen Ländern auch, erst am 25. Dezember und Mama Eva hat sich dafür zum Frühstück etwas ganz besonderes einfallen lassen: Frische Hühnchensuppe. GANZ frische Hühnchensuppe!

Hussein, ein Freund von uns, kam morgens mit einem noch lebenden Huhn an, das zunächst ziemlich verschreckt bei uns in der Ecke der Küche saß und später in unserem Garten seine letzten Minuten erlebt hat. Mit einem unserer Küchenmesser hat Hussein dem Huhn die Kehle aufgeschnitten. Danach wurde es gerupft und komplett (!) für die Suppe verwendet.

Mama Eva verdrückt genüsslich die beiden Füße:

Trotz meiner Bemühungen hab ich leider nichts von der Suppe runter bekommen. Dafür gab es später noch genug zu Essen. Eva und eine Nachbarin waren den halben Tag damit beschäftigt, Pilau mit Salat, Kartoffeln, Kochbananen und Fleisch zuzubereiten, was gegen frühen Abend gemeinsam mit einigen Freunden und Nachbarn gegessen wurde. Sehr lecker, aber an Omis und Opis Putenoberkeule kommt es natürlich nicht ran. 😉

Insgesamt war der Tag jedoch anstrengend. Die ganze Zeit waren viele und teilweise nervige Leute da und es kam keine familiäre Stimmung auf. Anders als in Deutschland, wo gemütlich im Kreise der Familie gefeiert wird, ist in Tansania eben jeder willkommen, viele Leute kommen vorbei und wer grad im Haus ist isst selbstverständlich mit.

 

Ausklingen lassen haben wir Weihnachten am 2. Feiertag abends zu fünft (Hussein und Emilian (Freunde), Ashim (Nachbar), Eva, Jan und ich (die Familie)) in einer Bar unter freiem Himmel mit Musik, Tanzen unterm Strohdach und ein paar Bierchen.

Am 14. Dezember, nachdem wir Caro am Flughafen verabschiedet hatten, sind Jan und ich noch für etwas mehr als eine Woche weiter an der Küste Richtung Norden gereist.

 

Unser erster Stopp war Bagamoyo, eine kleine Stadt am Meer nicht weit von Daressalam entfernt. (Jetzt kommt mal n bisschen Geschichte. Für alle Banausen die das nicht interessiert einfach diesen Abschnitt überspringen!) Früher war Bagamoyo die Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika (1887 bis 1891) sowie der bedeutendste Handels- und Verschiffungsort des 19. Jahrhunderts. Außerdem begannen und beendeten hier viele europäische Entdecker wie beispielsweise David Livingstone ihre Expeditionen. Doch mit der Ernennung Daressalams zur Hauptstadt Tansanias 1891 kam die Entwicklung Bagamoyos zum Erliegen und die reiche Stadt begann allmählich zu verfallen. (Wer sich jetzt übrigens denkt „Boah, hat die Mareen ja ordentlich was gelernt!“ muss ich leider enttäuschen. Während ich das hier schreibe liegen zwei Reiseführer neben mir…)

Interessant finde ich auch die Herkunft des Stadtnamens, der auf die Zeit des Sklavenhandels verweist. Bagamoyo heißt auf Kisuahili so viel wie „Leg dein Herz nieder.“ Denn hatten die Sklaven die anstrengende Reise aus dem Hinterland überlebt, so war mit der Ankunft in Bagamoyo auch ihre letzte Chance auf eine Flucht dahin. Bei ihrer Verschiffung konnten sie dann nichts als ihr Herz in Afrika zurück lassen.

 

Bereits am ersten Tag hat uns der Charme Bagamoyos besonders gut gefallen. Die Stadt ist sehr ruhig, wirkt total entspannt und verschlafen. Es gibt kaum Hektik und wenig Verkehr (wahrscheinlich wird ersteres mitbedingt durch letzteres): Hauptverkehrsstraßen fehlen und die meisten Fahrzeuge sind bajajis, eine Art Dreirad-Auto, von denen man sich für unter einen Euro überall in die Stadt hinbringen lassen kann.

Durch Bagamoyos lange Geschichte besitzt die Stadt noch einige Überreste aus der deutschen Kolonialzeit, wie das alte deutsche Verwaltungsgebäude, einen alten deutschen Friedhof oder das „Alte Fort“ (auch „old prison“ genannt). Wir haben natürlich das komplette Touri-Programm durchgezogen und uns alles angeguckt.

Das alte deutsche Regierungsgebäude:

…angeblich…:

Eigene Entdeckung während der Stadterkundung. Baum (rechts) und ich (links):

Was zu dem ohnehin gechillten Eindruck der Stadt noch beigetragen hat waren die Stände der Künstler. In Bagamoyo liegt nämlich das „College of Arts“, eine international anerkannte Hochschule, an der tansanische Kunst, Tanz, Schauspiel und Musik gelehrt werden. Viele Künstler bleiben nach dem Abschluss (erstmal) in Bagamoyo, sofern sie keine andere Arbeit finden, und verkaufen ihre Schnitzereien, Bilder, Schmückstücke etc hier. Das war für mich natürlich mal wieder eine gute Gelegenheit, ein bisschen die lokalen Künstler zu unterstützen (=shoppen). 😉

Und im Meer waren wir natürlich auch schwimmen. Der Strand war richtig schön, wobei er dem Vergleich mit den Traumstränden Sansibars nicht standhalten konnte. Zwar relativ unspektakulär, aber immerhin haben wir in Bagamoyo dafür Mangroven gesehen. Das sind charakteristische Bäume am Meeresufer, die mit ihren Wurzeln den Küstenrand festigen.

 

Insgesamt hat mir Bagamoyo bisher am besten von allen Städten gefallen: Die geschichtsträchtigen Ruinen, das Meer und der Strand, die Ruhe… Eine perfekte Mischung. Ich werde bestimmt noch mal länger in der Stadt bleiben und dann auf jeden Fall wieder im gleichen Gästehaus wohnen, denn das hatte einen kleinen Pool und einen Hausaffen! Der hieß Dalí, war jung, frech und ganz schön verspielt. Manchmal hat er einem mit seinen Spielattacken sogar ein wenig Angst gemacht. Trotzdem war er einfach super.

 

Nachdem aus den eigentlich geplanten zwei dann doch drei Tage in Bagamoyo geworden sind ging es weiter Richtung Norden nach Tanga, Tansanias drittgrößter Stadt und zweitgrößter Hafen. Dort haben wir uns am ersten Tag die (relativ wenigen) Sehenswürdigkeiten der Stadt angeguckt, neben mal wieder einigen Überbleibseln aus der Kolonialzeit vor allem den Jamhuri Park. Auf dessen Bänken hat man einen tollen Blick auf den Hafen, das Meer, die Boote und Schiffe sowie eine kleine vor der Küste liegende Insel (Toten Island).

 

Als Jan gegen Ende des ersten Tages in Tanga nach Kopf- und Gliederschmerzen dann auch noch Fieber bekam haben alle Alarmglocken geläutet: Malaria! Gegen 17 Uhr haben wir uns in verschiedene Krankenhäuser aufgemacht, um einen Test zu machen. Vergeblich. Entweder hatten die Krankenhäuser bereits komplett geschlossen oder in der entsprechenden Abteilung war niemand mehr da. In einem privaten, überteuerten Krankenhaus hätten wir dann für den fünffachen Preis noch einen Test machen können, haben das aber abgelehnt. Am darauf folgenden Tag sind wir dann morgens in ein Krankenhaus um endlich den Test zu machen. Da ich sowieso hätte warten müssen hab ich, um die Prozedur mal selbst mitzuerleben, mich auch einfach mal testen lassen. Nach einer halben Stunde kamen die Ergebnisse: Jan hat keine Malaria, ich hab Malaria! Das war wirklich das Ergebnis, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet haben. „Iiiich?? Das kann nicht sein! Ich hab doch gar keine Symptome!!!“ Arzt: „Vielleicht hat Sie die Mücke schon gestochen und es wird in ein paar Tagen ausbrechen.“ Also ab ins nächste Krankenhaus und nochmal testen lassen: Anmeldeformular ausfüllen, warten, mit dem Doktor reden, warten, Test durchführen, warten, und dann endlich (mittlerweile nachmittags) das Ergebnis: Keiner von uns hat Malaria. Puh. Immerhin sind wir mittlerweile so schlau, uns nicht auf das erste Ergebnis zu verlassen.

Am letzten Tag haben wir dann mit einem Guide die 8 km nördlich von Tanga liegenden Amboni Höhlen angeschaut. Dieses unterirdische Tunnelsystem wurde durch das früher höher liegende Meer ausgespült und alten Gerüchten zufolge sollte es bis Mombasa in Kenia reichen.

Das Höhlenlabyrinth ist stockdunkel, die Decken der Höhlenwege sind die meiste Zeit sehr hoch und nur an einigen wenigen Engstellen mussten wir krabbeln zum weiterzukommen. Außerdem leben Massen an Fledermäusen in den Höhlen, was echt beeindruckend war.

 

Draußen im Eingangsbereich vor den Höhlen konnten wir als weiteres kleines Highlight eine paar Affen (schwarzweiße Mantelaffen laut Reiseführer) beobachten, die erst über unseren Köpfen rumgetollt sind und es sich dann in einem Baum gemütlich gemacht haben.

Nach unserem Höhlenausflug sind wir in den Dalla Dalla nach Pangani gestiegen, einem kleinen verschlafenen Fischerort, sehr schön an der Mündung des Pangani Rivers gelegen und unser letzter Stopp. Der kleine Ort zieht vor allem wegen seiner schönen Strände (angeblich die besten auf dem Festland Tansanias), die einige Kilometer nördlich und südlich vom Ortskern entfernt liegen, Touristen an. Wir haben uns für unseren zweitägigen Aufenthalt allerdings eine kleine Unterkunft im Ort genommen und uns mit dem dortigen Strand, der vollkommen ausreichte, zufrieden gegeben. Am Strand haben wir dann auch beide Tage entspannt, was noch besser gegangen wäre, wenn wir nicht einen lästigen neuen „Freund“ kennen gelernt hätten. („Hi, I’m … [Name vergessen da unwichtig.] I want to be your friend!“ So einfach geht das hier.) Er meinte dann, uns überall hin folgen zu müssen und uns sogar vor unserem Hotel aufzulauern. Durch einen halb geschauspielerten, halb wahren Magen-Darm-Infekt konnten wir ihn dann aber doch loswerden und den kleinen Ort noch in Ruhe ein wenig erkunden.

 

Am Pangani River vor den Fischerbooten:

Jaaa, das Foto war hier schonmal, kommt aber einfach nochmal:

Ab und an (hier bei Ebbe) verirrt sich auch mal eine Herde Ziegen an den Strand:

Am 22. Dezember ging es dann früh morgens erst zurück nach Tanga, wo wir dann den Bus nach Morogoro genommen haben und waren pünktlich für die letzten Weihnachtsvorbereitungen wieder Zuhause.