»Dienst am Wort – Gedanken zur Sonntagspredigt« – die Predigtzeitschrift für Pfarrer und alle im Dienst der Verkündigung Stehenden. Sie enthält für jeden Sonn- und Feiertag ausgearbeitete Predigten zu Lesung und Evangelium sowie Texte zu einzelnen Gottesdienstelementen.
Unsere aktuelle Ausgabe 4/2024
mit folgenden Beiträgen:
Einführung
Anton Seeberger
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist nützlich zu beobachten, wer sich in der Kirche bei welcher Gelegenheit auf den Heiligen Geist beruft. Man könnte darauf eine plakative Antwort geben: Menschen der Kirche, Männer vorwiegend, denen Veränderungen, Erneuerungen, Aufbrüche kaum willkommen sind und die Probleme am liebsten durch Aussitzen bewältigen. Die sagen dann, der Heilige Geist wird uns in die Zukunft leiten. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die endlich sehen wollen, dass Veränderung geschieht, meistens sind sie innovativ, aufmüpfig, lebendig, kreativ, oft weiblich; ihnen setzt die kirchliche Behäbigkeit und Starre richtig zu. Sie berufen sich auf das Wehen des Geistes. Beim Blick in die Bibel ist der Heilige Geist eher einer, der für Aufruhr, Veränderung, Erneuerung steht und dessen Bilder Sturm und Feuer sind.
Meine eigenen Pfingstgedanken sind inspiriert durch den schmalen Band von Bernd Jochen Hilberath mit dem Titel geist-los? Geist, los!, Ostfildern 2023. Eine Produktion also aus »unserem« Haus. In einem Kapitel gibt der Autor ein Gespräch mit Karl-Josef Kuschel wieder. Das Gespräch kreist um Erfahrungen des Widerfahrens in der Begegnung mit Kunst, aber auch um die eindrücklichen Widerfahrnisse des alltäglichen Lebens zwischen Sonnenaufgang und Abendstille.
Wir feiern Pfingsten – ein Hochfest des Glaubens. Gleichzeitig ist Pfingsten ein Hochfest unserer Freizeitkultur geworden. Der kollektive Freizeitspaß wird zelebriert. Aus dem sogenannten christlichen Abendland ist ein säkulares Abendland geworden. Umso wichtiger ist es, sich von der Pfingsterzählung neu inspirieren zu lassen. Sie ist eine Mutgeschichte. Damals für die kleine Gruppe der Jesus-Anhänger vor 2000 Jahren. Aber auch für uns heute in der christlichen Minderheit. Öffnen wir uns für den Mutmacher, Gottes Geist. Zum Beispiel im Singen der Pfingstlieder, in denen wir Gottes Geistkraft herbeirufen und unsere Sehnsucht nach einem neuen Pfingstwunder zum Ausdruck bringen. In den Pfingstliedern wird Gottes Geist nicht einfach nur besungen. Sie sind vielmehr eindringliche Bitten: Komm, Heiliger Geist, Tröster, Beistand, Mutmacher. Gottes belebenden Geist und Energieschub brauchen wir dringender denn je.
Vielfältige Möglichkeiten, miteinander zu beten und Gottesdienst zu feiern, gibt es in unserer Kirche und in unseren Gemeinden. Immer wieder werden Frauen und Männer kreativ und gestalten gottesdienstliche Angebote, die Menschen einladen und ansprechen. Die Eucharistie hat es da manchmal schwer mit ihrer durch eine lange Tradition geprägten Form. Dennoch bleibt sie als Liturgie, in der wir das Gedächtnis an Jesu Abendmahl wachhalten und zugleich mit der weltweiten Kirche uns verbunden fühlen, bedeutsam und wichtig. Daran erinnert auch das Fest, das wir heute feiern.
Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, in den Zeichen von Brot und Wein hast du das Gedächtnis an dein Leiden und Sterben gestiftet.
Herr, erbarme dich.
In den Zeichen von Brot und Wein ermöglichst du uns Gemeinschaft mit dir.
Christus, erbarme dich.
In den Zeichen von Brot und Wein schenkst du uns den Geschmack der Hoffnung auf Leben, das den Tod überwindet.
Herr, erbarme dich.
Man sagt, dass jeder erntet, was er gesät hat. Aber mancher erntet, was andere zuvor in sein Leben hineingesät haben. Den Samen des Reiches Gottes hat Gott schon lange in unsere Welt hineingesät. Heute werden wir daran erinnert, dass Gott selber für das Wachstum des Reiches Gottes sorgen wird. Das macht Hoffnung und schenkt Gelassenheit.
Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, wo Angst und Verzagtheit das Herz verhärten.
Herr, erbarme dich.
Wo Kleinmut und Selbstsucht uns hemmen, deinem Weg in die Weite zu folgen.
Christus, erbarme dich.
Wo das Festhalten an falschen Sicherheiten uns hindert, deiner Botschaft zu vertrauen.
Herr, erbarme dich.