tiny little gizmos

Zwei Monate unter Strom – meine Eindrücke

Es hat sich seit längerem abgezeichnet und im März habe ich es endlich durchgezogen. Ich habe mein Verbrenner Auto gegen ein E-Auto eingetauscht.

Warum?

Ernsthaft?
Ölkrise 1973, Ölkrise 1979, Unglücke mit Tankern und Bohrinseln, diverse Kriege und Unruhen, Klimakatastrophe um mal ein paar Stichpunkte zu nennen. Wenn man mal ehrlich ist, wissen wir seit 50 Jahren, dass wir vom Öl weg müssen. Und jetzt geht es bei Autos auch endlich – also los!

Warum jetzt?

Es war für mich nie die Frage, ob ich umsteigen möchte, sondern nur wann. Ich habe lange den schleppenden Aufbau der Ladeinfrastruktur verfolgt, den langsamen Rückgang der enorm hohen Kaufpreise und nun hat endlich beides für mich mich gepasst. Wo ich hinwill gibt es mittlerweile Strom und das Auto war zwar nicht gerade billig, aber preiswert und ich musste keine Niere verkaufen um die Anschaffung zu finanzieren.

Was ist es geworden?

Meine Hauptkriterien bei der Suche waren:

  • Berlin / Hannover (300km) muss in einem Rutsch möglich sein. Auch bei Tempo 120-130.
  • 10-80% Laden in 30 Minuten.
  • Keine ernsthaften Kinderkrankheiten.
  • Keine Newcomer Marke. Ich möchte auch in sechs oder acht Jahren noch Ersatzteile bekommen.
  • Und natürlich – ich muss den Hobel bezahlen können.

Mittlerweile kommen da tatsächlich mehrere Modelle verschiedener Hersteller in Frage. Leider fielen aber ziemlich viele Kandidaten bei einem Punkt durch: Effizienz.

Was nützt mir denn ein großer (teurer, schwerer) Akku, wenn der genau so schnell leergenuckelt wird, wie ein kleinerer in einem effizienten Auto? Strom gibt es ja auch nicht gerade umsonst. Ich habe auch verblüfft festgestellt, dass große und stark motorisierte E-Autos z.T. deutlich weniger verbrauchen als viele elektrische Kleinwagen. Wer hätte das gedacht?

Am Ende bin ich dann beim Tesla Model 3 Basismodell mit Heckantrieb und kleinem Akku gelandet. Laut etlicher Vergleichstests ist das eines der effizientesten E-Autos. Der kommt mit seinem 60kw/h Akku nämlich fast genau so weit, wie andere Modelle mit 77kw/h. Außerdem ist das ein LFP Akku, der wirklich von 0-100% genutzt werden kann, kein Kobalt enthält, nicht brennt und doppelt so lange hält, wie normale NMC. Das Preis-Leistungsverhältnis ist super.

So muss das: Kleiner Ausflug ins Grüne, ohne die Luft zu verpesten.

Und ich bin E-Auto Anfänger. Durch das Supercharger Netz ist das wie fahren lernen mit Stützrädern :-D

Ladepark in Peine – Tesla Supercharger, EnBW Lader, Solarzellen, Café und Werksverkauf von Rausch Schokolade.

Und wie ist er?

Mein erstes Zwischenfazit nach 2.000 km (alles von Wochenendeinkauf über Kurzausflüge bis 300km Mittestrecken):

Ja geil! Macht total Spass.

OK, etwas differenzierter bitte. Der Tesla ist in vieler Hinsicht deutlich anders, als herkömmliche Auto. Einiges ist gut, einiges albern, manches einfach nur anders und manches auch eher doof.

Dinge, die ich gut finde

  • Das Fahrgefühl ist einfach nur großartig. Ruhig, kraftvoll, unaufgeregt, sehr entspannt.
  • Beim Blinken wird das Bild der Seitenkamera auf dem Display angezeigt. Kein toter Winkel mehr!
  • Zusätzlich zum echt großen Kofferraum gibt es vorne nachmal ein Gepäckfach.
  • One Pedal Driving. Ich habe auf den 2.000 km vielleicht 5x das Bremspedal benutzt.
  • Das Auto ist bis jetzt so sparsam, wie ich es erhofft hatte.
  • Supercharger sind so gut wie idiotensicher und günstig. Die meisten Standorte haben auch recht viele Lader. 8-20 Stück sind normal.
  • AC Lader (langsam – meist 11kw) von anderen Anbietern sind weniger günstig, aber funktionieren in Kombination mit 1-3h Parken auch gut.
  • Vorklimatisierung und Sitzlüftung – einfach genial!
    Wenn die Sonne das Auto auf 65 Grad aufgeheizt hat und die Kunstledersitze knallheiß sind, einfach in der Smartphone App eingeben, dass man in 5 min losfahren will. Beim Einsteigen hat das Auto dann nur noch 30 Grad, 30 Sekunden Sitzlüftung an und man klebt nicht am Sitz fest.
  • Die Soundanlage klingt gut.
  • Die Software ist stabil und die Bedienung auf dem Display schnell.
  • Unerwartet, aber klasse: Weil das Design sehr reduziert ist, bekommt man das Auto schnell sauber. 10 Minuten mit Lappen und Staubsauger und innen ist wieder alles schick.
    Mein Mercedes hatte tausend Schalter, war eng und zerklüftet und man musste elende Verrenkungen machen um in alle Ecken zu kommen.
  • Die Verarbeitung ist gut. Nur auf extremen Kopfsteinpflaster klötert die Gurtmechanik. Sonst ist Ruhe im Karton.
Kein toter Winkel mehr! Blinker setzen und das Bild der Seitenkamera wird eingeblendet.
Schlicht mag ich. Und es ist sehr pflegeleicht.
Reicht dicke: Großer Kofferraum plus Riesenfach unter dem Boden plus großem Fach unter der Fronthaube.

Dinge, die nett, lustig oder albern sind

  • Der Ton beim Verriegeln des Autos kann geändert werden. Das standardmässige „meep meep“ klang mir zu sehr nach billiger 90er Jahre Nachrüst-Alarmanlage. Ich habe mir einen Sound zusammengebastelt, der irgendwo zwischen Laserschwert und elektrischer Funkenentladung klingt. Passt besser zu dem Auto :-D
  • Man kann den Tesla furzen lassen – und dann auch noch in unterschiedlichen Intensitäten.
    Ist OK, wenn man 5 jährige Kinder zum Lachen bringen will.
  • Eingebaute Lightshow mit Dancemoves (was ?!?).
    Habe selber schon etwas verwundert und amüsiert an so einem Event teilgenommen. Wer sich fragt, wovon ich rede, sucht am besten mal bei Youtube nach „Tesla Lightshow“ oder guckt gleich das Video vom „Tesla Takeover 2024„.
  • Entertainment wie Spiele, Video- und Audiostreaming und sogar eine Software, mit der man mal eben Musikstücke zusammenbasteln kann.
Zwischendurch mal eben ’nen amtlichen Track basteln? Kein Problem…

Dinge die einfach nur anders sind

  • Die Philosophie, wenn möglich Mechanik durch Software zu ersetzen.
    Versteht nicht jeder. Für ITler seit ewigen Zeiten völlig normal.
  • Die Bedienung generell.
    Viel Touch und etwas Sprache, Kaum Knöpfe, kein Tacho direkt vor der Nase.
    Viele finden das doof, andere lieben den reduzierten und aufgeräumten Look.
  • Die Klima/Lüftung hat zwar keine mechanische Bedienung mehr, aber dafür kann man auf dem Display mit den Fingern die Luftströmung verschieben und teilen.
  • Die Materialauswahl im Innenraum. Anders, aber auch schön.
  • Das Lenkrad fasst sich sehr gut an, aber die Naht des Bezugs ist auf der Rückseite und nicht innen. Am Anfang etwas irritierend.
  • An einigen Stellen etwas seltsame Prioritäten. Beispiel:
    Die Hebel am Lenkrad einsparen, aber dafür ein Touchdisplay für den Fond und ein teures Glasdach.
Kaum was dran. Selbst das Bremspedal braucht man kaum.

Eher doof

  • Die ganzen besch… Assistenzsysteme, die Bevormundung, das ständige gepiepe.
    Hat mich am Anfang irre gemacht, aber das meiste bekommt man ausgeschaltet. Fairerweise muss man sagen, dass das weniger an Tesla liegt. Der ganze Müll ist mittlerweile von der EU für alle Neuwagen vorgeschrieben. Was für Drogen nehmen diese Leute in Brüssel eigentlich während der Arbeit?
  • Keine Blinkerhebel.
    Ich habe mich dran gewöhnt und kann jetzt sogar im Kreisverkehr richtig „rausblinken“, aber trotzdem – das war blöd. Minimalismus finde ich ich schick, aber das ist zuviel des Guten. Und ich glaube auch, dass viele das Model 3 genau deshalb nicht kaufen, obwohl es sonst ein tolles Auto ist.

Zwischenfazit

Zwei Monate und 2.000km ist noch nicht viel, aber bis jetzt macht das Auto sehr viel Spass und keine Probleme. Den Gedanken, dass ich einen schönen, gut erhaltenen Mercedes gegen ein amerikanisches Auto, das in China gebaut wurde eintausche und das auch noch klasse finde, hätte ich vor zehn Jahren noch für recht abwegig gehalten.

Laden statt tanken – man muss halt etwas umdenken. Man lädt nicht, wenn der Akku alle ist, sondern wenn man gerade eine gute Gelegenheit hat. Und schon hat man kaum Mehraufwand.

Ich will niemanden bekehren. E-Mobilität passt vielleicht noch nicht für jeden (mein Cousin reist gerne mit großem Wohnwagen) oder überall (In Nord/Ostdeutschland leider noch sehr wenige Schnellader), aber für mich passt es ganz hervorragend.

Seelische und geistige Erbauung zum Muttertag

Sonntag, 12. Mai. Als ich morgens das Haus verließ, traf ich einen Nachbarn. Ich grüßte und sagte, dass ich mich passend für den Gottesdienst angezogen habe. Er musterte meine Motorradkombi, lächelte und meinte nur „oh – ist schon wieder ein Jahr um?“. Ertappt!

Dirk im schönen Friedrichswalde neben der Kirche

Manche nennen sich Christen und gehen einmal im Jahr in die Kirche – zu Weihnachten.

Ich bin getaufter Atheist und gehe auch einmal im Jahr in die Kirche – zu Muttertag. So auch in diesem Jahr. Gemeint ist natürlich der nunmehr 29. Motorradgottesdienst in Friedrichswalde (hier meine Artikel von 2023 und 2022).

Angemessene Kleidung für den Gottesdienst

In diesem Jahr bin ich mit zwei Arbeitskollegen gefahren. Natürlich sind wir nicht einfach die 70 km Autobahn hoch nach Norden gebrettert, sondern fuhren die Strecke gemütlich über kleine Landstraßen. Der Weg ist zumindest ein wichtiger Teil vom Ziel. So konnte wir die eineinhalb Stunden dauernde Fahrt in die Schorfheide genießen. Das Wetter war perfekt: Sonnig und warm, aber nicht heiß. Die Landschaft stand in voller Blüte, sah bezaubernd aus, duftete gut und mein Antiallergikum hat gewirkt.

So eine kleine Tour ist Balsam für die Seele.

Motorräder vor der Kirche

Wir kamen gegen 12 Uhr in Friedrichswalde an und konnten unsere Maschinen noch in der Nähe der Kirche abstellen. Etwas später war bereits das halbe Dorf zugeparkt. Ich gehe davon aus, dass es auch in diesem Jahr wieder an die 1.000 Motorräder waren.

Als erstes haben wir Pastor Schwieger und seine Frau begrüßt. Trotz des Trubels nahmen sie sich die Zeit für ein kurzes Gespräch. Danach machten wir uns auf ins Getümmel. Viele Menschen standen oder saßen in kleinen oder größeren Gruppen zusammenstanden schnackten miteinander. Dazu bot Dominic Mertens eine gelungenen Mischung aus Coversongs dar. Wir genossen die sehr nette, entspannte und angenehme Atmosphäre.

Ordentlich Betrieb auf der Dorfstraße

Nachdem wir uns hinreichend mit leckerem Grillgut, Getränken, Kaffee und Kuchen versorgt hatten, machten wir die obligatorische Runde durch das Dorf, um uns die Maschinen anzusehen. Auch diesmal waren wieder einige wunderschön restaurierte Oldtimer dabei. Und wie jedesmal bin ich auch diesmal verblüfft gewesen, wie etliche hunderte Motorräder zusammen stehen können und keine zwei Maschinen gleich sind.

Wunderbar restaurierte Simson

Um 14:00 begann der Gottesdienst, den ich wie auch in den vergangenen Jahren vom „Balkon“ aus verfolgt habe. Die musikalische Untermalung – kräftiger Bluesrock mit christlichen Texten – kam auch in diesem Jahr wieder von Fat Hat. Im Gegensatz zum letzten Jahr allerdings ohne Feuerbälle.

Die Predigt war eine Metapher über Freiheit und Verantwortung, die vordergründig vom Motorradfahren handelt, aber eigentlich recht universell ist. Schön fand ich die Stelle in der aufgezählt wurde, was man während des Motorradfahrens alles tut. All die Schalter und Hebel mit beiden Händen und Füßen zu bedienen, Sitzhaltung, Gleichgewicht, Blickführung, usw. Das klingt für nicht-Biker nach harter Arbeit (die es auch ist) und macht dennoch so viel Vergnügen.

Natürlich gehörte auch wieder eine Schweigeminute dazu, während der wir den Verstorbenen und Kranken gedacht haben.

Predigt in der vollbesetzten St. Michael Kirche

Nach dem Gottesdienst blieb noch etwas Zeit für ein Getränk, bevor auf der Dorfstraße für die gemeinsame Ausfahrt Aufstellung genommen wurde. Wie in den vergangenen Jahren wurde der Konvoi von der Motorradstaffel der Johanniter begleitet. Nicht so schön war allerdings, dass einige Autofahrer nicht verstanden haben, dass man nicht in einen geschlossenen Verband hereinfahren darf und versucht haben, sich einfach vorbei zu drängeln.

Da wir drei noch die 70km zurück nach Berlin vor uns hatten, haben wir die Karawane ziehen lassen. Wir stärkten uns noch mit einem letzten Stück Kuchen und machten uns dann auf den Weg. Am Werbellinsee legten wir noch einen kleinen Zwischenstopp ein, den einer meiner Kollegen für einen kurzen Sprung ins kühle Nass nutzte.

Ein kurzer Sprung ins kühle Nass

Diese Erfrischung erwies sich als als goldrichtig, weil wir bereit ein paar Kilometer später im Stau standen. Das Ende eines langen Wochenendes mit starkem Rückreisverkehr nach Berlin, eine zugestaute A11 und eine Baustelle in Eichwalde ergaben einen unerquicklich langen Stau entlang des Werbellinsees. Mit dem Auto hätten wir hier sicherlich 40-50 Minuten gestanden. Mit dem Motorrad fahre ich an so etwas vorsichtig und mit etwas schlechtem Gewissen vorbei, aber eine knappe Stunde mit Stop and Go und Geschwindigkeiten im einstelligen Km/h Bereich geht einfach nicht.

Trotz der etwas mühsamen Rückfahrt war der Motorradgottesdienst auch in diesem Jahr wieder sehr erfreulich. Den Kollegen hat es ebenfalls gefallen. Ich freue mich schon jetzt auf die 30. Ausgabe im nächsten Jahr.

Für zwei Tage an die Küste gestromert

Ein Geburtstag lieferte den Anlass zu einem zweitägigen Ausflug nach Rostock. Natürlich war ich schon etliche Male dort oben an der Küste: Von Kühlungsborn und Heiligendamm bis Fischland / Darß / Zingst. Immer links oder rechts an Rostock vorbei oder schnell durch bis nach Warnemünde, aber niemals in der Stadt selbst.

O.K., Warnemünde ist technisch gesehen ein Stadtteil von Rostock – fühlt sich aber nicht so an. Mein Eindruck war immer, dass die Stadt nur aus Schnellstrassen und DDR Plattenbauten entlang der Warnow besteht und tatsächlich stimmt das auch für große Teile der Stadt.

Aber das ist eben nicht alles und ich habe nun eine sehr schöne Seite kennengelernt.

Stadtmauer und Petrikirche.
Blick von der Warnow auf Rostock

Rostock ist im Jahr 1283 der Hanse beigetreten und war daher über Jahrhunderte eine blühende Handelsstadt. Zwar wurden während des zweiten Weltkriegs weite Teile der Stadt zerstört, aber die verblüffend große Altstadt hat immer noch viele schöne Ecken und historische Gebäude – teilweise sogar aus dem 14. Jahrhundert. Zudem sind noch Teile der Stadtmauer und mehrere Stadttore erhalten.

Vor der Stadtmauer – Das Steintor
Hinter der Stadtmauer – Hinunter zum Kuhtor

Ein Highlight für mich sind die beiden noch erhaltenen Bastionen vor der Stadtmauer an der südwestlichen Seite der Altstadt. Auf der Karte kann man noch die typischen, zackigen oder Rondellartigen Grundrisse der Wallanlagen erkennen. Sie sind auch noch immer von einem wassergefüllten Wallgraben umgeben. Im Gegensatz zum 17. Jahrhundert ist die Anlage aber mit großen Bäumen bewachsen und bildet so einen idyllischen Stadtpark. Trotz des Bewuchses kann man aber noch immer deutlich die enormen Höhenunterschiede von bis zu 20m sehen. Kaum vorstellbar, welch unglaublicher Kraftaufwand der Bau dieser Anlagen ohne Maschinen seinerzeit gewesen sein muss.

Heubastion und Wallgraben – früher Verteidungungsanlage, heute Park

Ich war ohnehin etwas erstaunt, daß es in der Altstadt im Gegensatz zum Umland ganz und gar nicht flach ist.

Hinter dem Kuhtor – Likörfabrik und Beginenberg

Und sehr schön ist, dass die Altstadt jenseits der Einkaufsstraße tatsächlich bewohnt wird. Es ist kein reines Shopping / Kneipen / Museums- / Touristenbespaßungs- / Eventdingens, sondern richtige Stadt mit einer Gebäudemischung aus jeder Epoche seit dem 14. Jahrhundert, die ich als sehr angenehm empfinde. Selbst den paar DDR Plattenbauten merkt man an, dass sie in Form und Proportion eingepasst wurden, was seinerzeit vermutlich mit harten Bandagen politisch erkämpft werden musste.

Noch an einigen Stellen vorhanden: Norddeutsche Backsteingotik
Schöne Mischung: Wohnstraße zwischen Petri- und Nicolaikirche

Es gibt in der Altstadt viele schöne und besondere Ecken. Die Nicolaikirche (ab 1230) fiel mir auf, weil es einen Gang gibt (Schwibbogen) , mit dem man quer unter dem Kirchenschiff hindurchgehen kann. Noch ungewöhlicher: Im Dachstuhl sind auf mehreren Etagen Wohnungen (für Kirchenmitarbeiter) untergebracht und im Turm sind Büros (der evangelisch Lutherischen Kirche). Am kuriosesten ist jedoch, dass der Umbau zu DDR-Zeiten in den 1980er Jahren durchgeführt wurde – und das Geld dafür aus Westdeutschland kam, aber das ist eine etwas längere Geschichte.

Zwei Tage sind kurz. Was fiel mir sonst auf?

Mir war nicht bekannt, dass das Kreuzfahrtunternehmen AIDA seinen Firmensitz in Rostock hat.

Die Tourismusabgabe der Stadt ist mit €3,70 pro Tag recht happig, zumal der An- und Abreisetag jeweils voll zählen (also 3 x €3,70 für die zwei Tage). Immerhin ist die ÖPNV Nutzung dabei eingeschlossen – nur habe ich das nicht gebraucht.

Und wenn ich schon mal beim Geld bin: Auf der Hinreise bin ich von Berlin zunächst nach Warnemünde und habe mich vom Navi meines Autos einlullen lassen. Das dumme Ding hat mich tatsächlich östlich der Warnow langfahren lassen. Und plötzlich stand ich ohne Wendemöglichkeit vor dem Warnowtunnelder einzigen mautpflichtigen Strasse in Deutschland!
Also erst mal auf den Standstreifen, Geld suchen und dann die völlig unnötigen €4,10 zu bezahlen.

Das Parkhaus am Rande der Altstadt, in dem ich mein Auto stehen ließ,war auch etwas hinterhältig. Bis 45 min darf man umsonst parken, danach kostet es Geld. Max. Tagessatz: €10,-. Eigenlich sehr fair – nur gibt es keine Schranke und somit auch keinen Parkschein. Man muss das einfach wissen und sich einen entsprechenden Ausweis besorgen, weil tatsächlich streng kontrolliert wird.

Und wenn ich schon mal beim Auto bin – in der Überschrift habe ich ein kleines Wortspiel versteckt. Ich bin nämlich nicht nur durch Rostock gestromert (= „ziellos geschlendert“), sondern auch die komplette Strecke hin- und zurück gestromert (= „elektrisch gefahren“). Meinen Benziner habe ich durch ein E-Auto ersetzt und das war die erste etwas längere Fahrt. Aber dazu schreibe ich separat.

Meine CO2 Bilanz für 2023 – und wie weiter?

Der Klimawandel ist real und seit einigen Jahren auch deutlich spürbar. Das 1,5 Grad Ziel haben wir bereits im letzten Jahr gerissen und die Zukunft sieht nicht gut aus. Ich muss leider zugeben, dass ich auch ein Gewohnheitstier bin und nicht mein ganzes Leben auf den Kopf stellen will. Ich möchte auch weiterhin Wurst auf meinem Brötchen haben und wegfahren können. Aber das ist natürlich keine Entschuldigung überhaupt nichts zu tun. Also versuche ich durchaus, Dinge zu ändern. Wie in den letzten Jahren auch schon.

Bringt das überhaupt etwas, wenn ich etwas ändere?

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob meine Bemühungen überhaupt etwas bringen, nutze ich seit einigen Jahren den CO2 Rechner des Umweltbundesamtes um mir meine persönliche CO2 Bilanz zu erstellen. Dabei lag ich seit einige Jahren stets deutlich unter dem deutschen Durchschnitt und zudem gingen meine CO2 Emissionen auch stetig zurück. Von unglaublichen 21,56 t CO2 im Jahr 2000 (durch sehr viele berufsbedingte Flüge) über schon bessere 9,22 t 2019 bis auf 8,84 t für 2022. Die Hebel waren vor allem Einsparungen im Energierverbrauch im Haushalt und geändertes Mobilitätsverhalten durch Änderungen im Beruf.

2011 bin ich noch über 35.000 km mit dem Auto (Golf TDI) gefahren. In den letzten Jahren gab es teilweise Homeoffice und mein Büro lag im Nachbarbezirk – klarer Fall für das Fahrrad.

So weit, so schön – und wie geht es weiter?

Zwar habe ich es auch 2023 noch einmal geschafft, die Vorjahreszahl leicht zu unterbieten, aber so richtig viel Potential scheint da nicht mehr drin zu sein. Meine CO2 Bilanz für 2023 liegt bei 8,6 Tonnen – ca. 16% unter dem Deutschen Durchschnitt von 10,34t. Bei Wohnen und Energie liege ich extrem gut, bei Ernährung und sonstiger Konsum leicht besser, aber der Bereich Mobilität ist nicht gut. Das lag vor allem an drei Flugreisen – eine beruflich, eine privat und einmal Urlaub.

Für dieses Jahr sind auch wieder mindestens ein oder zwei Flugreisen fest eingeplant. Das restliche Mobilitätsbudget wird aus familiären Gründen auch nicht geringer ausfallen können. Vermutlich werde ich sogar wieder etwas mehr mit dem Auto fahren müssen. Mein Ziel ist es dennoch, für 2024 unter 8t zu kommen.

Wo ist der Hebel für weitere Reduktion?

Für dieses Jahr ist der Hebel ein technischer. Ich habe vor, meinen schönen (alten und durstigen) Mercedes bald durch ein Elektroauto zu ersetzen. Somit würde es auch Sinn machen, den Urlaubsflug durch einen kürzeren Urlaub mit dem Auto zu ersetzen.

Ich bin gespannt, wie sich das in meiner Gesamtbilanz auswirken wird.

Elektrisch unterwegs, Teil 3: Volvo EX30

Meine Suche nach einem passenden E-Auto geht in die dritte Runde. Nachdem ich in letzter Zeit den Jeep Avenger („Endlich mal elektrisch – mit dem Jeep Avenger„) und das neue Tesla Model 3 („Elektrisch unterwegs, Teil 2: Tesla Model 3„) zur Probe gefahren bin, konnte ich dieses Wochenende den neuen Volvo EX30 ausprobieren.

So viel sei schon vorneweg verraten: Ich würde den Volvo genau zwischen den beiden anderen Fahrzeugen einordnen. Was ich damit meine, erläutere ich im Fazit.

Mein Testfahrzeug hatte „nur“ Heckantrieb mit 200 kW (272 PS), den großen 64 kWh Akku und die höchste von drei Ausstattungslinien. Listenpreis: €47.730,00, wobei mir ein guter „Hauspreis“ für Barzahlung angeboten wurde, obwohl das Auto brandneu auf dem Markt ist.

Volvo, Strom, Schweden, China

Volvo hat bereits seit längerem mehrere Elektrofahrzeuge im Programm. Das sind umgebaute Verbrenner, die groß, kantig, teuer und „verbrauchsstark“ sind. Der neue EX30 ist deutlich kleiner, günstiger und das erste Modell, das von vornherein ausschließlich als Elektroauto konzipiert wurde. Die technische Basis stammt vom chinesichen Geely Konzern und wird auch für den Smart #1 und dem Zeekr X verwendet. Karosserie, Innenraum und Bedienung sind allerdings bei allen drei sehr unterschiedlich.

China? Geely?

Ja, die Volvo Car Corporation hat zwar ihren Sitz in Göteborg in Schweden, ist aber bereits seit längerem in chinesischem Besitz. Dem Konzern gehören ganz oder teilweise auch andere bei uns bekannte Marken wie Polestar, Lotus und Smart.

Karosserie und Innenraum

Für die Volvo Marketing Abteilung ist der EX30 ein Kompakt-SUV. Für mich ist das einzige SUV-mäßige an dem Fahrzeug das kantige Styling der Karosserie. Mit einer Länge von 4,23 m und einer Breite 1,83 m gehört der Wagen aber eindeutig in die Kompaktklasse, wie der Golf. Die Höhe von 1,55 m ist ebenfalls nicht übertrieben. Das Auto ist also ziemlich sozialverträglich und gefällt mir optisch gut.

Volvo EX30 – kantige Front
Bulliges Design, aber veträgliche Größe (rechts daneben: Citroen C3)

Die kompakten Außenmaße bedeuten andererseits natürlich auch, dass der Innenraum nicht allzu üppig ist. Auf den Vordersitzen hat man ausreichend Platz, aber in der zweiten Reihe kann es eng werden, wenn die Vordersitze weit zurückgeschoben werden.

Volvo EX30 – Platzverhältnisse vorne

Der Kofferraum reicht mit 318 l (904 l mit umgeklappten Rücksitzen) locker für den Wochenendeinkauf, aber nicht für das Reisegepäck einer vierköpfigen Familie. Immerhin gibt es unter dem Kofferraumboden noch etwas Raum für flache Dinge und das verschmutzte AC Ladekabel kann separat in einem kleinen Fach unter der Fronthaube untergebracht werden.

Volvo EX30 – Platzverhältnisse hinten

Die Materialien im Innenraum sind aus Recyclingmaterial. In der höchsten Ausstattungslinie „Ultra“ sind die Sitze hellgrau meliert und Teile des Armaturenbretts ebenfalls mit einem ähnlichen Stoff überzogen. Ich empfand die Qualität als angenehm. Andere Tester bemängelten die Haptik als „etwas billig“. Möglicherweise bezog sich das aber auch auf die unteren Ausstattungsvarianten, in denen auf dem Armaturenbrett ein Kunststoff verbaut wird, der mich an Bodenbelag von Turnhallen erinnert. Immerhin nerven nirgendwo „Klavierlack“-Oberflächen.

Die Verarbeitungsqualität ist auf jeden Fall hochwertig und solide. Alles ist stabil, nichts wackelt oder knarzt.

Bedienung

Wie heutzutage schon fast üblich, gibt es keinen Schlüssel mehr. Wenn man sich dem Fahrzeug mit dem Token oder dem Smartphone und der Volvo App nähert, blinkt er kurz und entriegelt automatisch die Türen.

Nachdem man hinter dem etwas eckigen Lenkrad Platz genommen hat, merkt man, wie aufgeräumt das Auto ist. Ähnlich wie im Tesla, gibt es nur einen zentralen Touchscreen, als Anzeige. Das „Tablet“ ist etwas kleiner als im Tesla, hochkant verbaut und läuft mit Android als Betriebssystem. Es ist übersichtlich, die Bedienung ist super flüssig und es gibt eine hervorragende Spracherkennung.

Anders als Tesla gibt es aber hier neben einigen Tasten auf dem Lenkrad noch zwei Lenkstockhebel für Blinker, Licht, Scheibenwischer und Gangwahl.

Sehr aufgeräumtes Cockpit

Bei vielen Testern hat dieses aufgeräumte Cockpit reflexartig zu Kritik geführt: „Kein Fahrerdisplay, kein Head-Up Display, keine Knöpfe“.

Ich war froh, dass ich bereits den Tesla gefahren bin und das Grundkonzept verstanden hatte. Knöpfe für Sitz- und Lenkradheizung, Radio, Klimaanlage etc. habe ich gar nicht vermisst und auch nicht im Blindflug auf dem Tablet rumgewischt, sondern sofort alles über Sprachbefehle gesteuert. Das funktioniert – Google sei dank – sehr schnell und einwandfrei. Wenn man das einmal genutzt hat, fragt man sich, warum in anderen Autos eigenlich 1.000 Knöpfe und Regler verstreut sind. Mein Mercedes Baujahr 2013 kommt mir im Vergleich mittlerweile recht altbacken vor.

Die Sitze sind vielfach elektrisch einstellbar und bequem, haben aber nicht viel Seitenhalt. Das Lenkrad ist manuell einstellbar. Es ist zwar nicht völlig rund, aber es liegt gut in der Hand und fühlt sich angenehm an. Die Tasten auf dem Lenkrad sind leider – wie beim VW ID3 – nicht so gut gelöst. Der Blinkerhebel funktioniert nicht ganz so wie gewohnt. Er rastet nicht ein, sondern ist eigentlich nur ein Schalter.

Der Sound der im Armaturenbrett eingebauten Anlage von Harmann Kardon ist richtig gut. Leider spiegelt sich das Logo in der Windschutzscheibe.

Die Probefahrt
Es gibt keinen Anlasser oder Startknopf. Den Fuß auf die Bremse, mit dem Rechten Hebel „D“ oder „R“ wählen und schon kann es los gehen. Wie bei anderen E-Autos rollt der Wagen nahezu lautlos an. Ich bin per „One-Pedal-Driving“ gefahren – also nahezu ohne die Bremse zu nutzen, da die Rekuperation bis zum Stillstand reicht. Das lässt sich aber auch umstellen.

Meine Fahrt führte mich 50km über Stadt- und Landstrassen und ein Stück Autobahn. Die Fahrbahnqualität reichte von glattem Asphalt über Betonplatten bis zu Kopfsteinpflaster. Die Federung schluckt viel weg, ist für meinen Geschmack aber etwas zu weich, weil bei etwas(!) zügigerer Fahrt doch etwas Bewegung in die Karosserie kommt. Das Fahrgeräusch war stets sehr leise – egal ob Dorfstrasse mit Kopfsteinpflaster oder mit 185 km/h auf der Autobahn. Das ist übrigens auch die Höchstgeschwindigkeit, die man nur sehr kurz fahren sollte. Erstens konnte man zugucken, wie die kalkulierte Restreichweite „verdampfte“ und zudem wird das ansonsten angenehm komfortable Fahrwerk dann sehr unruhig und man muss viel korrigieren. Also schnell man an einer Kolonne vorbeiziehen ist möglich, aber das Auto fühlt sich bei 120 – 130 km/h am wohlsten.

A Propos Autobahn: Bei der Auffahrt habe ich das Strompedal einmal durchgetreten.

Jesus!

Man ist derart schnell von 50 auf 130, dass man kaum zum Luftholen kommt. Für das Grundmodell mit 272 PS ist die Beschleunig von 0-100 km/h 5,3 s. angegeben. Wozu es da noch eine Allradversion mit 428PS gibt, ist mir unklar. Eigentlich passt diese massive Beschleunigung nicht so recht zum ansonsten kreubraven, komfortablen Character des Fahrzeugs.

Im Alltag sind andere Dinge wichtiger. Die Schildererkennung liegt leider zu häufig daneben und hat mich nicht so ganz überzeugt. Beispiele von der 50 km Probefahrt:

  • Auf einer vierspurigen Ausfallstraße wurden 10 km/h angezeigt (anstatt 60 km/h).
  • Auf der Autobahn wurde die Aufhebung von 120 Km/h nicht angezeigt.
  • Bei einer Dorfdurchfahrt wurde die zeitliche Einschränkung einer 30 km/h Zone ignoriert.

Das ist aus zwei Gründen ärgerlich:

Erstens ist das Fahrzeug – typisch E-Autos – so leise, dass man die gefahrene Geschwindigkeit nicht mehr fühlt. Man muss also nach Tacho fahren und dann sollte die angezeigte Höchstgeschwindigkeit bitte auch stimmen.

Zweitens müssen neue Autos seit diesem Jahr ein deutlich hörbares Warngeräusch machen, sobald man auch nur knapp schneller fährt. Das ist zwar einerseits praktisch (siehe Grund eins), aber es nervt kolossal, wenn das Auto häufig nicht recht hat und rumbimmelt.

Mit der Aufmerksamkeitüberwachung hatte ich im Gegensatz zu einigen Testern kein Problem. Das mag daran liegen, dass ich während der Fahrt nichts auf dem Bildschirm gesucht habe (Sprachsteuerung FTW!!!) oder daran, dass die Funktion in der aktuellen Softwareversion entschärft wurde.

Rückwärts einparken funktioniert sowohl mit der Rückfahrtkamera, als auch konventionell gut.

Weitergehende Assistenzsysteme habe ich nicht ausprobiert.

Verbrauch, Laden, Reichweite

Die Probefahrt fand bei freundlichem Vorfrühlingswetter statt: 13 Grad, trocken, kaum Wind. Das sind ziemlich gute Voraussetzungen für akzeptable Verbrauchswerte. Während der Fahrt bin ich ruhig im Verkehr mitgeschwommen, habe wo es ging die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ausgenutzt. Auf der Autobahn fuhr ich 120 -130 km/h und habe für zwei Minuten Vollstrom gegeben. Am Ende wurde mir für die 48km Fahrt ein Durchschnittsverbrauch von 20,3 kWh/100 km angezeigt. Das ist weder richtig gut, noch richtig schlecht. Die größeren E-Volvos benötigen deutlich mehr, aber das Tesla Model 3 hat neulich bei schlechterem Wetter 16,3 kWh/100 km angezeigt (was aber vermutlich etwas zu optimistisch ist).

Ich denke, dass der Unterschied hauptsächlich auf die unterschiedliche Karosserieform zurückzuführen ist. Der Volvo ist kurz und kantig, während das Model 3 flach, lang und windschlüpfrig ist. Beide Wagen haben Wärmepumpen.

Verbrauch bei der 48 km Testfahrt: 20,3 kWh/100 km

Für das von mir gefahrene Modell mit Heckantrieb und 64 kWh Akku wird eine WLTP Reichweite von 476 km angegeben. Ich gehe von realistischen 300 bis 350 km aus. Zur Ladeplanung kann ich nichts sagen und verweise auf andere Tests. An Gleichstrom soll der Wagen mit maximal 130 kW von 10% auf 80% in 26 Minuten laden. Eine Besonderheit ist, dass man den EX30 anstelle des serienmäßigen 11 kW AC Laders auch mit einem 22 kW AC Lader bekommen kann.

Fazit

Kurzfassung; Der Volvo EX30 ist ein sehr angenehmes, praxistaugliches Auto, das es mit kleinem 51 kW/h Akku bereit ab €37.000,- gibt.

Jeep vs. Volvo

Ich hatte eingangs geschrieben, dass er für mich zwischen dem Jeep Avenger und dem Tesla Model 3 liegt. Damit meine ich, dass der Jeep und der Volvo vom Charakter kreuzbrave, komfortable Kompaktautos sind, die im SUV-Kleid daherkommen und im Grundpreis von ca. €37.000 vergleichbar sind. Beide kann ich mir gut als typisches Kurzstrecken und Pendlerfahrzeug vorstellen.

Beide haben einen 51 kWh Akku. Der Jeep ist von der Bedienung (Knöpfe!) und der überschaubaren 156 PS Motorisierung her noch ein „normales“ Auto. Der Volvo hat dagegen einen absurd starken 272 PS Motor und ist mit seinem Tablet- und sprachbasierten Bedienkonzept näher an Tesla. Die Autobahn ist für beide aufgrund der kleinen Akkus nicht so das Metier. Der Jeep wird sogar bereits bei 150 km/h abgeriegelt.

Volvo vs. Tesla

Der Volvo mit dem größeren Akku ist hingegen, wie aus der Tesla voll autobahntauglich. Beide kommen weit, laden zügig und können bei Bedarf auch mal kurzfristig schnell fahren. Die Höchstgeschwindigkeit vom Tesla ist 200 km/h, die vom Volvo ist 180 km/h.

Auch diese Fahrzeuge sind preislich vergleichbar: Der Volvo ab €42.000,- und der Tesla ab €43.000,-. Der Volvo hat einen etwas größeren Akku (64 kWh) als der Tesla (60 kWh), aber der Tesla verbraucht weniger und lädt noch etwas schneller. Bei hohem Autobahnanteil würde ich den Tesla bevorzugen, weil der deutlich ruhiger auf der Strasse liegt. Bei hohem Stadtanteil eher den Volvo, weil der kompakter, wendiger und übersichtlicher ist.

Nachtrag

Standardargument: „…aber das ist vieeel teurer, als ein Verbrenner!

Ähm – nein. Nur noch etwas teurer. Ich habe eben mal zum Spass einen vergleichbaren VW Golf konfiguriert. 150 PS Benziner mit Automatik (bzw. 7 Gang DSG), alle Zusatzfunktionen rein, die der Volvo serienmäßig hat. Ergebnis: € 38.785,00!
Und dabei fehlen immer noch so wichtiges Komfortfeature, wie Vorklimatisierung. Wenn wir jetzt den erheblich höheren Wartungsaufwand für Verbrenner berücksichtigen haben wir den Mehrpreis nach 36 Monaten locker drin.

Elektrisch unterwegs, Teil 2: Tesla Model 3

Vor ein paar Tagen bin ich das erste Mal ein E-Auto zur Probe gefahren und war von dem Fahrgefühl begeistert. Das Auto selbst fand ich auch recht ansprechend. Auf meinen Bericht („Endlich mal elektrisch – mit dem Jeep Avenger„) habe sehr gemischte Reaktionen erhalten.

Ein Bekannter, der sich auch für E-Autos interessiert aber noch nicht gewechselt ist, schrieb sinngemäß „endlich mal ehrliche Eindrücke jenseits von Fanboy oder Diesel-Dieter“. Ein Freund, der gerne an alten Autos rumschraubt warnte mich vor sehr ungenügender Reichweite (seine Bekannte fährt ein dem Jeep vergleichbares Auto) und ein anderer Freund, der selbst ein – allerdings ziemlich teures – E-Auto fährt, riet mir, mich nochmal bei anderen Herstellern umzusehen.

Immerhin hat niemand von „Elektroschrott“ geschrieben oder ähnliches und es ist klar, dass ich das Thema E-Auto weiter verfolge.

Wieso denn jetzt gerade dieses Auto?

Im Internet fand ich bei Probefahrten der Stellantis Autos häufig Kommentare wie „…ist ja ganz nett, aber für das Geld bekommt man auch schon fast einen Tesla.“

Tjä, Tesla…
Zu der Firma habe ich – wie vermutlich viele – erst mal einen ganzen Sack voller gemischter Vorurteile.

Negativ finde ich den problematischen Chef, den vielen großmäuligen, falschen und gefährlichen Aussagen zum autonomen Fahren, der Philosophie kein Auto anzubieten, sondern vernetzte Computer auf Rädern, teilweise problematische mechanische Qualität (Stichworte Querlenker und TÜV Report), eigenartige Bedienkonzepte (dazu später mehr) und solchen Mist wie den Cybertruck.

Andererseits hat es diese Firma im Alleingang geschafft, eine verschnarchte und selbstgerechte Multimilliarden Industrie so richtig in den A… zu treten.

Chapeau!

Anfängliche Bedenken zu den Akkus („die halten doch keine 50.000 km“, „im Winter bleibt die Kiste bestimmt liegen“) wurden durch die vielen Teslas, die seit Jahren in Norwegen unterwegs sind eindeutig widerlegt.

Also schauen wir uns Tesla mal genauer an. Am spannendsten finde ich das Model 3. Es ist das kompakteste und günstigste Modell im Sortiment und wurde vor kurzem komplett überarbeitet. Dabei wurde nicht nur das Design nachgeschärft, sondern auch viele Kritikpunkte wie Lautstärke, Fahrwerk usw. behoben.

Also hin zum Tesla Showroom in der Mall Of Berlin und eine Probefahrt vereinbart.

Die Probefahrt – mit dem Tesla zu Tesla

Am Samstag war es so weit. Aufgrund der unzähligen Baustellen und Demonstrationen in der Stadt startete ich nicht in Berlin Mitte, sondern vom Tesla Stützpunkt in Schönefeld. Es war eine längere Fahrt mit einem ordentlichen Anteil Autobahn vereinbart. Das Wetter war perfekt für den Test:

Knapp über null Grad und Nieselregen.

Denn ich wollte wissen, wie das Auto ist, wenn alles zusammenkommt, was schlecht für die Reichweite ist. Nett fahren bei 20 Grad und Sonne kann ja jedes Auto.

Alter Mann, neues Model 3, Tesla Fabrik Grünheide (von vorne nach hinten)

Ich fuhr eine Tour über den äußeren Berliner Ring mit Fotostopp vor der Tesla Fabrik in Grünheide. Weiter durch Erkner, über Kopfsteinpflaster Strassen in den Wohngebieten, über Landstraße nach Niederlehme und auf der Autobahn zurück nach Schönefeld. Der größte Teil der Autobahn ist auf 120 oder 100 begrenzt, aber ein Stück auch frei. Ich bin so gefahren, wie ich es mit meinem Mercedes auch mache: ruhig, aber zügig, wo es erlaubt ist und geht. Ich habe keines der Assistenzsysteme genutzt, sondern wollte einen ungefilterten Eindruck bekommen.

Bevor es losgeht aber erst einmal der generelle Eindruck.

Das Auto von aussen und innen

Das Model 3 ist zwar das kleinste Modell, aber mit einer Länge von 4,72 m, einer Breite von 1,85 m und einer Höhe von 1,44 m immer noch eine stattliche Mittelklasselimousine. Die Form ist klassisch-sportlich. Die Frontpartie hat mich aus bestimmten Blickwinkeln an Jaguar F-Type und Ferrari Daytona erinnert. Man merkt an vielen Details, wieviel Wert die Entwickler auf geringen Luftwiderstand gelegt haben. Der Erfolg: Cw 0,23 ist wirklich super.

Flotte Front, finde ich. Das Model 3 von vorne

Beim Einsteigen fangen gleich die Besonderheiten an. Natürlich gibt es keinen profanen Schlüssel. Geöffnet wird, indem man eine NFC-Karte oder das Smartphone mit der Tesla App an die B-Säule hält.

Einsteigen und… hui, ist das anders!

Erster Gedanke: „Wer hat den Tacho geklaut?“
Und zweiter Gedanke: „…und warum hat er den Blinker und den Scheibenwischerhebel auch mitgenommen?“

Aber zu den Besonderheiten der Bedienung komme ich gleich.

Nanu, da fehlt doch fast alles?!?

Der Innenraum ist wirklich großzügig. Mächtig viel Platz vorne und hinten. Damals in den 80ern war die Mercedes S-Klasse ungefähr so groß. Die Sitze sind sehr bequem, mannigfaltig elektrisch einstellbar und wie das ebenfalls elektrisch einstellbare Lenkrad mit einem sehr angenehmen Kunstleder bezogen. Überhaupt ist die Haptik sehr gut. Es gibt Textiloberflächen und wo es nicht ganz so wichtig ist Filz. Ich konnte nirgendwo Nachlässigkeiten in der Verarbeitung entdecken.

Und der Geruch ist im Gegensatz zu vielen anderen Neuwagen sehr dezent und angenehm eigenständig. Meine Beifahrerin vermutete leichte Parfümierung, aber der Wagen im Showroom hat genau so gerochen.

Es gibt keine große Heckklappe, sondern nur einen Kofferraumdeckel, aber der ist ausreichend groß und wird – natürlich – elektrisch bedient. Der Kofferraum ist riesig (682 Liter) und die Rücksitze lassen sich auch noch umklappen. Wer nicht gerade Waschmaschinen transportieren will, ist hier auf jeden Fall gut bedient. Zumal dazu ja auch noch ein großer Frunk gehört – also ein Kofferraum dort, wo bei normalen Autos der Motor sitzt.

Kofferraum vorne wie einst im Käfer – aber im Heck kommt eine echte Höhle dazu.

Die Fahrt

Das Fahrwerk ist ziemlich deutsch für ein amerikanisches Auto. Also eher straff, aber dennoch komfortabel. Auf üblem Kopfsteinpflaster kann man gelassen bleiben. Es klappert oder quitscht auch nichts. Auf Landstrassen, in Kurven liegt das Auto wie ein Brett und bei über 180 auf der Autobahn auch. Der Wagen schafft übrigens 201 km/h Spitze. Nicht, dass man das braucht, zumal man damit den Akku in Rekordzeit leert, aber gut zu wissen, dass es geht.

Die Lenkung ist auch so wie ich es mag: Zielsicher und leichtgängig aber nicht zu leichtgängig. Passt beim Einparken und auf der Autobahn musste ich auch nicht nachkorrigieren.

Dass alle Teslas mehr als ausreichend motorisiert sind, hat sich ja rumgesprochen. Der Testwagen war das Long Range Modell mit zwei Motoren und 496 PS (ächtz!), das weniger als 5 Sekunden von null auf hundert benötigt. Als ich dem Verkäufer sagte, dass ich mich eigentlich für das Grundmodell („nur“ 283 PS) interessiere, stellte er einfach den Fahrmodus „lässig“ für sanftes Fahren ein.

Ganz ehrlich – mehr ist absolut nicht nötig. In der Stadt sowieso nicht und als ich auf dem Beschleuningsstreifen auf der Autobahn mal kurz durchgetreten habe, ging es zwar sanft aber sehr nachdrücklich vorwärts. Überhaupt kein Problem, damit in kleinere Lücken zu kommen, ohne den nachfolgenden Verkehr zum Bremsen zu nötigen.

Bremsen. Das ist ein Thema. Nicht weil die Bremsen nicht gut wären, sondern weil ich sie auf 50 km Fahrt fast nicht gebraucht habe. Man kann das Model 3 fast vollständig mit dem Strompedal fahren. Die Rekuperation ist ganz schön kräftig, wenn man den Fuß vom Pedal nimmt und reicht bis zum Stehenbleiben. Das hat dazu geführt, dass ich die ersten 2, 3 Kilometer total „eckig“ gefahren bin, wie ein Fahrschüler. Aber man kommt schnell rein.

A propos schnell reinkommen…

Die Bedienung

Die fehlenden Bedienelemente hatte ich ja bereits weiter oben angemerkt. Wie geht man damit um?

Als ich losfahren wollte, war mein erster Reflex der Griff zum Zündschloss – aber das gibt es natürlich nicht. Dafür legt man eine NFC Karte oder sein Smartphone in die linke Ablage unter dem Screen – und man ist abfahrbereit. In der App kann man übrigens gleich ein Profil hinterlegen. Dann werden Sitze, Lenkrad usw. automatisch eingestellt. Praktisch, wenn man sich das Auto mit mehreren teilt.

Weiterhin gibt es auch keinen Gangwahlhebel. Lösung:
Den Fuß auf das Bremspedal und am linken Rand vom Touchscreen zwischen Vorwärts, Rückwärts und Parken auswählen. Aber der Wagen denkt mit. Falls man zum Beispiel vor einer Mauer steht und hinter dem Wagen frei ist, wird automatisch der Rückwärtsgang ausgewählt.

Die Scheibenwischer habe ich auf Automatik gestellt, die mir aber manchmal etwas zu lange mit dem Wischen gewartet hat. Wenn man einmal kurz wischen will oder Wischwasser braucht, tippt man eine Taste rechts auf dem Lenkrad an.

Das Licht hatte ich ebenfalls auf Automatik gestellt. Der Blinker wird über zwei übereinanderliegenden Tasten auf der linken Seite auf dem Lenkrad gesetzt und rausgenommen. Man nimmt einfach die Taste „in Drehrichtung“. Also wenn man nach rechts fahren will, die obere Taste und nach links die untere. Wenn man das erst mal verstanden hat, ist das auch intuitiv. Einzig die Ausfahrt aus einem Kreisverkehr kann etwas herausfordernd sein.

Das Meiste funktioniert also nach kurzer Eingewöhnung doch verblüffend gut.

Wenn man steht und Zeit hat, die Augen auf den Touchscreen zu lenken kann man ganz interessante Einstellungen vornehmen. Zum Beispiel mit einem Fingerwisch die Luftströme aus der Klimaanlage im ganzen Innenraum regulieren, oder den „akustischen Schwerpunkt“ der sehr guten Audioanlage verschieben, falls z.B. der Fahrer das lauter haben mag, als die Passagiere.

Bei einigen Dingen ist es dennoch nervig, den riesigen Touchscreen bedienen zu müssen. Während der Fahrt ein No-Go, aber vieles geht nach dem Motto

„Sag doch einfach, was Du von mir willst“

Als ich meine Beifahrerin fragte, wie groß das Handschufach ist, fragte sie zurück, wie sie das Ding aufbekommen soll, wenn da nirgend ein Knopf ist. Beim Fahren wollte ich nicht ewig auf dem Touchscreen suchen, sondern probierte einfach mit dem Sprachbefehl „öffne Handschuhfach“ und mit einem Klack sprang es auf. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das völlig blödsinning oder cool finden soll – aber es funktioniert.

Es gibt sicherlich hunderte dieser Besonderheiten. Wenn man aus einem normalen Auto kommt, fragt man sich laufend „wo ist denn…“ oder „wie geht denn…“. Aber der Witz ist der:

Nach ein paar Kilometern hat man schnell drin.

Ich gebe aber zu, dass ich trotzdem für Licht, Blinker, Scheibenwischer und Temperatur konventionelle Bedienelemente bevorzugen würde.

…und wie weit kommt man nun?

Die Bedingungen waren nicht optimal für den Akku. Zwei Grad Celsius und Nieselregen. Ich bin knapp 50 km gefahren, wovon ein Drittel gemütliches Bummeln durch Orte und über Landstrassen war und zwei Drittel Autobahn auch mal deutlich über 110 km. Dabei ist der Akkustand von 79% auf 69% gefallen. Allerdings war das eben auch das Long Range Modell mit dem großen Akku (79 KWh anstatt 60 KWh im Standardmodell). Das sagt mir also nicht viel über das Grundmodell.

Statistische Auswertung: 16,3 kWh / 100 km

Wichtiger ist die Info, dass ich auf der Fahrt einen Durchschnittsverbrauch von 16,3 kWh hatte. Angesichts des Wetters und des Fahrprofils finde ich das sensationell gut. Ich hatte mit 20 kWh oder darüber gerechnet. Mit dem kleinen Akku sollte also auch bei widrigen Bedingungen 290 km drin sein.

Zumal man auch noch Spartipps bekommt, inklusive Auflistung wofür wieviel Strom verbraucht wurde.

Und nun kommt natürlich noch die Trumpfkarte: Die Ladeplanung. Blitzschnell und Idiotensicher. Man sagt dem Auto, wo man hin will und innerhalb von 1-3 Sekunden hat man die empfohlene Route auf dem Touchscreen – inklusive Ladepunkten mit Angaben, wieviel man dort noch im Akku hat, wieviel man nachladen sollte und wie hoch die Preise sind. Die sind an den Superchargern übrigens deutlich günstiger, als z.B. bei Ionity oder anderen Konkurrenten.

Was mir nicht gefällt

  • Der Chef von Tesla stört mich.
  • Jede Kleinstadt hat einen VW Händler. Tesla nur ein paar Stützpunkte. Was macht man, wenn der Wagen kaputt geht?
  • Ein bischen weniger „originelle“ Bedienung wäre besser.
  • Hohe Typklassen bei der Versicherung.

Was mir gut gefällt

  • Das Fahrgefühl ist traumhaft. Genau so wie ich es mag. Der Wagen fühlt sich schwer an und liegt in jeder Situation satt auf der Straße.
  • Er fährt vollkommen ruhig, extrem entspannt, aber wenn mal mal kurz Leistung braucht, ist die sofort da und es bleibt immer noch ruhig.
  • Da der Wagen so ruhig ist, macht auch die gute Audioanlage Sinn.
  • Karosserie und Innenraumgestaltung gefallen mir sehr.
  • Die Materialanmutung und Verarbeitung sind wirklich gut.
  • Sehr viel Platz für die Karosseriegröße.
  • Volle Reisetauglichkeit.
  • Für ein Elektroauto hohe Reichweite in Kombination mit dem Supercharger Netz.

Mein Fazit

Es gibt Fahrzeuge, die so anders sind, dass man den Witz daran erst dann richtig begreift, wenn man sie mal ausprobiert. Bei Fahrrädern wäre das sicherlich das Brompton Faltrad und bei Autos definitiv Tesla.

Ich war mit der Erwartung gestartet, dass das Auto irgendwie ganz gut fährt und mich die ganzen Besonderheiten der Bedienung total nerven würden. Stattdessen bin ich mit Grinsen im Gesicht ausgestiegen und habe mir gedacht „was für ’ne geile Karre!“

Bleibt der Preis. Das Einstiegsmodell kostet €43.000,-. Das ist sehr viel weniger als das Vorgängermodell und man bekommt quasi gleich die Komplettausstattung.

Einerseits ist das für das Gebotene ziemlich günstig, andererseits ist es absolut gesehen immer noch viel Geld. „Da muss eine arme Frau lange für stricken“, wie meine Mutter zu sagen pflegte.

Wie auch immer – die Messlatte liegt jetzt verdammt hoch.

Endlich mal elektrisch – mit dem Jeep Avenger

Ich bin kürzlich das erste Mal mit einem Elektroauto gefahren. Tatsächlich jetzt erst, obwohl ich schon 2007 in mehreren Blog Artikeln das absehbare Ende des Verbrennungsmotors prognostiziert habe und bereits mehrere elektrische Motorräder zur Probe gefahren bin („Das leiseste Motorradfestival der Welt: Reload.Land„).

Mein aktuelles Auto hatte ich 2016 gekauft. Die Elektroautos die es damals gab, taugten entweder nicht für meine Einsatzzwecke oder hießen Tesla und lagen sehr deutlich über meiner finanziellen Schmerzgrenze. Darum hatte ich mir einen (gebrauchten) Mercedes gekauft und gesagt: Das ist mein letzter Verbrenner. Der hält so lange, bis E-Autos in meinem Budget und Nutzungsspektrum sind.

Damals noch nicht passend – und jetzt?

Über die Feiertage war ich an der Ostsee in der Nähe von Flensburg. Ich bin in regelmäßigen Abständen dort oben in der Gegend zum Ausspannen. Insgesamt bin ich diesmal 1.100 km gefahren und habe dabei ca. 100 l Benzin verfeuert.

Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass die Ladeinfrastruktur gut genug ist, damit ich mich nicht nur gerade eben so von Ladesäule zu Ladesäule durchhangeln kann, sondern ausreichend Flexibilität in der Reiseplanung möglich ist. Also ist es jetzt an der Zeit, dass ich mir E-Autos genauer ansehe.

Endlich mal elektrisch – die Plattform von Stellantis

Und so kam es, dass ich endlich das erste Mal ein E-Auto zur Probe gefahren bin. Der Jeep Avenger nutzt dieselbe Elektroplatform wie auch etliche andere Modelle von Stellantis. Das sind zum Beispiel Peugeot e208, Opel Corsa-e, Opel Astra-e, Peugeot e2008, Opel Mokka-e, Citroen e-C4 und Fiat 600e und vermutlich noch ein paar andere.

Die genannten Fahrzeuge sind von den technischen Werten identisch: 115 kW (156 PS), 51 kW/h Akku, Ladeleistung 11 kW an AC, 100 kW an DC. Das klingt im Elektroauto-Land nicht beeindruckend, aber es ist ganz gut, die ersten Eindrücke in der Brot- und Butter Klasse zu machen. Diese Fahrzeuge sind ja auch noch teuer genug, aber dazu komme ich noch.

Probefahrzeug Jeep Avenger – kompakt und knuffig

Im Geschäft standen ein Jeep Avenger und ein Fiat 600e direkt nebeneinander. Verblüffend, dass beide gleich groß sind, obwohl der rundlich, niedliche Fiat eher wie ein Kleinwagen wirkt und der kantige Jeep – nun ja – eben wie ein Jeep. Die Innenräume sind auch gleich groß und die Bedienelemente weitgehend identisch. Ich gehe davon aus, dass die beiden sich auch beim Fahren sehr ähnlich anfühlen. Gefahren bin ich wie gesagt den Jeep Avenger.

Tatsächlich gleich groß – Jeep Avenger und Fiat 600e

Bedienbarkeit: Klasse!

Im Gegensatz zu der sehr unkonventionellen und gewöhnungsbedürftigen Bedienung bei Tesla ist man bei Stellantis pragmatischer: Für alles was während der Fahrt blind bedient werden muss (Licht, Scheibenwischer, Fenster, Klima, Laustärke vom Radio, …) gibt es Knöpfe in guter Haptik. Alles was ich als Fahrer ständig im Blick haben muss wird auf einem blendfreien Multifunktionsdisplay angezeigt. Das ist genau dort, wo der Tacho hingehört – direkt vor den Fahrer. Leider keine Selbstverständlichkeit heutzutage. Alles in allem kann man einsteigen und ohne Umgewöhnung losfahren.

Der ganze Rest (Fahrzeueinstellungen, Navi, Entertainment) findet sich auf einem 10,2″ großen Touch Display in der Mitte. Es reagiert zügig und man kommt nach kurzer Zeit zurecht. Spielereien, die einem bei der Bordelektronik vielleicht fehlen, kann man über das Smartphone per Apple Car Play oder Android Auto nachrüsten.

Schlicht, schick, funktional – die Armaturen des Jeep Avenger

Für mich ist das die beste Kombination aus konventioneller und moderner Bedienung. Exakt so möchte ich es haben. 100 Punkte dafür!

Innenraum

Der Innenraum ist ansehnlich und konventionell gestaltet. Alle Hebel und Schalter liegen dort, wo ich sie erwartet habe. Die Bedienung ist gut und weitestgehend intuitiv. Auch wenn viele Tester über Hartplastik meckern – ich fand die Haptik gut. Ist halt nicht Oberklasse. Sehr gut, dass auf spiegelnde „Klavierlack“ Oberflächen verzichtet wurde, die schnell schäbig aussehen und darüberhinaus auch noch blenden können. Ablagen sind ausreichend vorhanden.

Das Lenkrad ist ausreichend verstellbar und fasst sich gut an. Die Sitze sind fest und bequem, aber die Sitzfläche könnte gerne etwas länger sein. Da bin ich aber auch vom meinem (sehr viel teureren) Mercedes verwöhnt. Die Sitzposition konnte ich für meine 1,88 m gut einstellen. Die Sitzposition ist etwas höher, als in herkömmlichen Autos, aber man schwebt nicht völlig über den Dingen.

Auf der Rückbank geht es eher eng zu und der Kofferraum ist ausreichend aber nicht allzu groß. Da macht sich bemerkbar, dass es sich um ein Kompaktmodell handelt. Ungefähr so groß wie ein Golf 3. Damals hat das den meisten Deutschen genügt und mir würde das heute auch reichen.

Der Wagen ist aufgrund seiner kantigen Form recht übersichtlich. Eine Rückfahrkamera ist vorhanden, aber man kommt auch ohne gut klar.

Die Probefahrt

Die Probefahrt war eine einigermaßen spontane Aktion und Ich hatte leider nicht allzuviel Zeit. Daher kann ich nur meine ersten Eindrücke schildern und zu Landstrasse und Autobahn nichts sagen. Die Autobahn ist ja ohnehin nicht so die Stärke von Elektrofahrzeugen.

Gefahren bin ich in der Stadt bei Berufsverkehr. Das bedeutet Gedrängel auf der Ausfallstraße, Stop-and-Go, Nebenstraßen mit Kopfsteinpflaster, ein- und ausparken und so was.

Die Lenkung ist sehr leichtgängig. In der Stadt toll, ich könnte mir aber vorstellen, daß man auf Landstraße und Autobahn bei Seitenwind häufiger korrigieren muss. Das war jedenfalls bei meinen früheren Peugeots so, die ähnlich abgestimmt waren. Mein Mercedes liegt da auch bei 150 km/h wie ein Brett auf der Straße, aber das ist auch genau sein Metier.

Wo der Jeep aber locker mithalten kann ist der Komfort. Mein Mercedes ist mit 1,7 Tonnen Gewicht, knapp 190 PS und feiner Achtgang-Automatik schon sehr komfortabel und (außer bei Kickdown) auch sehr ruhig. Da liegt die Meßlatte schon recht hoch, aber der 1,5 t schwere Jeep toppt das deutlich. Gefahren bin ich auch aufgrund des Verkehrs ausschließlich im eco-Modus. Damit geht er zwar zügig, aber die Hölle bricht nicht los. Motorgeräusch ist nicht vorhanden und es gibt natürlich auch keine Schaltpunkte. Ein Tritt auf das Strompedal und der Wagen zieht völlig unaufgeregt und gleichmäßig los.

So hat man aber natürlich auch keine Rückmeldung mehr über die Geschwindigkeit. Wie früher nach Gehör und Gefühl fahren geht nicht. Der Blick auf den Tacho ist Pflicht.

Wenn man im Modus „D“ auf das Bremspedal tritt, wird rekuperiert und damit Energie zurück in den Akkus geladen – und zwar ziemlich viel. Die echten Bremsen greifen verblüffend spät ein. Der Übergang ist spürbar, aber nicht störend. Mit vorausschauendem Fahren kommt man fast ohne „richtiges“ Bremsen aus.

Das Auto ist sehr komfortabel gefedert. In Kombination mit dem Akkubedingt hohen Gewicht ist auch schlechtes Kopfsteinpflaster sehr erträglich. Die Verarbeitung ist gut – nicht klappert.

Mein Gesamteindruck: Mehr Komfort geht kaum.

Als Besonderheit muss ich noch das etwas schräge Blinkergeräusch nennen. Es klingt wie ein Schlagzeug mit Standard 120 bpm Disco-Beat: Bassdrum, Snare, Bassdrum, Snare, …

Je nach persönlicher Stimmung lustig oder nervig. Auf jeden Fall doof, wenn man gleichzeitig Musik hört.

Assistenzsysteme, Sonderfunktionen, Nacktmassage, …

Ganz kurz – der Kram interessiert mich nicht. Es war ziemlich viel Zeug eingebaut. Elektrische Sitzheizung, Totwinkelwarner und elektrische Heckklappe habe ich bemerkt, kann aber sehr gut ohne leben. Wen das im Detail interessiert, der schaut am Besten bei Jeep nach.

Verbrauch, Ladeleistung, …

Dazu kann ich auch nur auf Tests verweisen. Geladen kann mit 11 kW an AC und mit 100 kW an DC. Mir wurde zwischenduch mal ein Verbrauch von 23 kW/h pro 100 km angezeigt, aber davon mag bei Kurzstrecke recht viel auf Heizung/Sitzheizung gehen. Das Ganze bei 5 Grad Außentemperatur und es war trocken. Jens, vom Youtubekanal Move Electric hat im Sommer in der Stadt 12,3 kW/h und bei 130 km/h auf der Autobahn mit Klimaanlage (30 Grad) 19,2 kW/h verbraucht. Ähnliches habe ich von anderen Testern gehört und gelesen

Im Gegensatz zur ersten Version verbraucht die aktuellen Version der Stellantis-Platform deutlich weniger, sie lädt schneller und man kommt deutlich weiter. Das würde meinen Mindestanforderungen genügen. Klar – mehr wäre nett, aber kostet auch erheblich mehr Geld. Und chinesische Autos zum gleichen Preis können es auch nicht besser.

Zeit für ein kurzes Fazit.

Was ist dieses Auto nicht?

  • Der Jeep Avenger ist nicht die Spur sportlich.
  • Und er ist nicht schnell. Bei 150 km/h wird abgeriegelt.
  • Und geräumig ist es auch nicht. Er wirkt groß, ist aber tatsächlich ein Kompaktwagen.
  • Und er ist kein Jeep. Kein Allradantrieb, mit 20 cm Bodenfreiheit gerade mal Schlechtwegetauglich und mangels Anhängerkupplung kann man auch den Pferdeanhäger nicht vom Gestüt ziehen.

Was ist diese Auto?

  • Es ist extrem entspannt. Selbst im Vergleich zu meinem Mercedes ist der Komfortlevel hier noch mal deutlich höher.
  • Es ist kompakt und übersichtlich. Mit nur 4,08 m verliert die Suche nach Parklücken ihren Schrecken.
  • Der Jeep ist Schick, obwohl er ein SUV ist. Ich finde das Design wirklich total gelungen. Sowohl außen, wie auch innen.
  • Er ist komplett ausgestattet. Mir fällt wirklich nichts ein, was hier fehlen würde.

Wäre das ein Auto für mich?

Ich mag keine SUV. Wirklich nicht. Diese ganzen Dickschiffe sind meist hässlich, klobig und mir schon aufgrund der Masse unsympathisch. Den kleinen Jeep finde ich aber schick. Der ist schön kompakt, ein rollendes Sofa. Super ausgestattet, fährt toll. Sehr sympathisches Fahrzeug. Kann ich mir vorstellen.

Und der Preis?

Tja, Elektrofahrzeuge und Geld…
Mein Testfahrzeug hat mit Komplettausstattung laut Liste von Dezember über €44.000,- gekostet. Das wäre mir deutlich zuviel. Aber mit der bereits weitgehend kompletten Grundausstattung liegt der Avenger unter €40.000. Und nach dem Wegfall der E-Auto Förderung wird der Markt ohnehin gerade neu ausgehandelt und vermutlich deutlich nach unten korrigiert. Mal schauen, wo wir im März sind…

„…aber als Verbrenner kostet der 10.000 weniger!“

Das stimmt zwar – aber dann hat man weniger Ausstattung und einen Downsizing Benzin Motor mit Handschaltung. Mal ganz abgesehen vom Umweltaspekt – das ist vom Geräusch und Komfortlevel mindestens eineinhalb Wagenklassen niedriger. Darauf hätte ich keine Lust mehr.

Weihnachten wie 1983 – fast…

In den letzten zwei Monaten des Jahres 2023 konnte ich auf Facebook mitlesen, wie sich ganze Horden von Männern um die 50, wie kleine Jungs benommen haben, die sich fragen, ob sie ihr heiß ersehntes Geschenk zu Weihnachten bekommen werden. Einer davon war ich selbst. Soviel vorneweg – sie haben es bekommen. Und es hat sich tatsächlich ein bisschen so angefühlt wie damals…

Wovon rede ich eigentlich?

Von einem Computer – aber einem sehr speziellen.

Wie die Eine oder der Andere weiß, ist eines meiner Hobbies Retrocomputing. Speziell die 8-Bit Ära der frühen 80er Jahre. Natürlich ist das zum großen Teil Nostalgie, aber auch die Faszination, wieviel man damals schon mit minimalstem technischen Aufwand machen konnte. Die drei ersten Computer, die ich hatte, haben mich nachträglich geprägt:

Zwischen dem Sinclair ZX-81, mit dem ich meine ersten Erfahrungen in Programmierung gemacht habe und meinem geliebten Commodore64, auf dem ich 6502 Assemblerprogrammierung gelernt habe, hatte ich den wunderbaren Sinclair ZX-Spectrum. Auf ihm habe ich mein ersten Computerspiel selbst programmiert. Ein einfaches Jump-and-Run in Basic. Immerhin wäre das fast in der „Happy Computer“ abgedruckt worden. Programme zum abtippen waren damals ein großes Ding.

2017 hat eine Gruppe Enthusiasten eine Kickstarter Kampagne aufgelegt, um einen würdigen Nachfolger des ZX Spectrum zu entwickeln. Das ganze Projekt wurde so professionell angegangen, dass sich sogar Rick Dickinson (leider gest. 2018) – der Designer der Original Spectrum Modelle – zur Mitarbeit gwonnen werden konnte. Als I-Tüpfelchen durfte das Projekt sogar den Original Sinclair Schriftzug verwenden.

Die erste Kampagne mit ca. 3.000 Rechnern hatte ich leider verpasst, aber 2020 wurde aufgrund der großen Nachfrage eine zweite Kampagne gestartet. Ca. 5.200 Projektunterstützer haben sich eingeschrieben und die ca. €400,- im Voraus überwiesen. Diesmal war ich dabei, in der irrigen Annahme, dass es diesmal schneller gehen müsste, weil der Rechner ja bereits fertigentwickelt ist.

Das wahr wohl nichts!

Erst kam Corona, dann die Chip-Krise, dann war ein zentrales Bauteil nicht mehr verfügbar und die Platine musste umdesignt werden. Alle paar Monate gab es Nachricht, warum es jetzt wieder zu Verzögerungen kommt. Aber in der zweiten Jahreshälfte 2023 wurde es endlich konkret: Die Gehäuse und Tastaturen wurden produziert, die Platinen hergestellt und getestet. Immerhin wurden wir Projektunterstützer über jeden Fortschritt zeitnah informiert. Jetzt stieg die Spannung: Bekommen wir die Rechner noch in diesem Jahr? Für die Unterstützer in der EU und in UK kamen die Rechner in der Adventszeit an. Nach so langer Wartezeit war die Vorfreude bei allen groß.

Und taugt die „Kiste“?

Ich bin zwar was Technik angeht eher der nüchterne Typ, aber das Auspacken des Rechners habe ich tatsächlich in Ruhe zelebriert. Dafür, dass das eigentlich ein Hobbyprojekt war, ist eine unglaubliche Menge an Feinschliff in scheinbar unwichtige Details geflossen – wie z.B. die Verpackung.

Bereits der Hinweis, dass man die graue Umverpackung vorsichtig öffnen soll, wurde im Stil einer Fehlermeldung in ZX Schrifttype aufgedruckt:
„R Tape cutting error, 0:1 Do not open with sharp instrument“.

Dann die eigentliche Verpackung: Tolle Produktfotografie, Sinclair Schriftzug, informative Rückseite, hochwertiger Karton.

Sinclair ZX Spectrum Next – hochwertig verpackt

Nach dem Öffnen musste ich eher an Apple als an Sinclair denken: Der Rechner und eine extra Pappschachtel für das Netzteil sind appetitlich arrangiert. Das Netzteil kommt mit Adaptern für alle möglichen Steckdosen und hat einen Ein/Ausschalter. Der Spectrum Next selbst hat nämlich keinen – wie das Original. Und wie beim Original liegt ein 300 Seiten dickes Handbuch dabei, das eine gute Einführung in die Programmiersprache Basic bietet.

Rechner, Netzteil, Quickguide, Handbuch

Ist das den jetzt ein richtiger Spectrum?

Ich könnte jetzt spitzfindig sagen: „Nein, denn der Rechner ist viel zu gut“. Das Gehäuse und die Tastatur sind hochwertig. Das kann man vom Original bei aller Liebe nicht behaupten. Außerdem hat der Rechner viel mehr Speicher, massig Schnittstellen, ein SD Karten Laufwerk eine Echtzeituhr und WiFi eingebaut. Ich habe ihn an einen kleinen 9″ HDMI Monitor mit Ton angeschlossen. Das harmoniert ganz hervorragend.

Das Wichtigste: Design und nicht zuletzt das Gefühl sind stimmig.

Es fühlt sich alles „richtig“ an. Nach dem Start ist der Rechner in zwei Sekunden einsatzbereit. Man landet zunächst in einem Menu, von dem man zum Dateibrowser, den Einstellungen oder direkt zu den verschiedenen Modi kommt – genannt „personalities“. Das sind neben den „Next“ natürlich die originalen Spectrum Modellen 48K, 128, +2 und +3. Aber auch die früheren Sinclair Rechner ZX80, ZX81 und sogar ein CP/M Modus ist vorhanden. Um sich komplett zurechtzufinden, braucht es durchaus etwas Zeit.

3D Monster Maze im ZX81 Modus

Ich habe mich daher erst einmal um den 48K Modus gekümmert, weil der meinem damaligen Spectrum entspricht. Die Spiele, die ich zunächst ausprobiert habe, laufen alle einwandfrei.

Problemlos: Castlevania im 48K Modus

Danach habe ich mich dem Basic zugewandt, weil ich schon von zwei Freunden gefragt wurde, ob ich mein Spiel von damals noch habe. Ich habe es nicht, aber es sollte nicht allzu aufwändig sein, dieses oder ein ähnliches neu zu schreiben.

Die Eingabe von Basic Programmen ist auf dem Spectrum schon sehr besonders. Man hat einen Zeileneditor in den unteren beiden Bildschirmzeilen (der Bildschirm zeigt 32 x 24 Zeichen). Ein einzelner Tastendruck bringt nicht unbedingt einen Buchstaben, sondern je nach Modus auch Sonderzeichen, Grafiksymbole oder ganze Befehle wie „PRINT“ auf den Bildschirm. Dementsprechend ist die Tastatur bis zu fünffach belegt und alles ist auf die Tasten aufgedrukt.

48K Spectrum Basic: Spaghetticode in Briefmarkenformat

Ich könnte jetzt stundenlang weiterschreiben, obwohl ich erst an der Oberfläche des ZX Spectrum Next gekratzt habe. Zum Beispiel über die Musikfähigkeiten, die Onlinedatenbank, den eingebauten Bildschirmtextartigen Onlinedienst. Aber in Kurzform:

Der ZX Spectrum Next ist ein faszinierendes Stück Technik mit einer spannenden Mischung aus historischer und aktueller Technik.

Er fühlt sich an, wie ein richtiger ZX Spectrum.

Im Moment versuche ich ein Spiel in Basic zu entwickeln. Vielleicht schreibe ich dazu eine kleine Artikelserie. Mal sehen.

Arbeit an einem kleinen Spiel in Basic

„Das klingt Klasse! Ich will auch so einen haben.“

Falls Du, geneigter Leser auch so einen schönen modernen Retrocomputer haben möchtest, muss ich Dich leider enttäuschen. Das ist leider kein normales Produkt, dass man bestellen kann. Entweder Du findest einen auf eBay oder wartest, ob es noch eine dritte Kampagne geben wird.

Wenn Du aber auf das tolle Gehäuse verzichten kannst, bleibt noch die Möglichkeit, die Software auf einem anderen FPGA Board laufen zu lassen. MISTer, X-Berry π(pi) und N-GO sind kompatibel, wobei letzterer sogar in ein Original Spectrum Gehäuse passt. Und die Gehäuse bekommt man problemlos als Ersatzteil.

Kampf den klebrigen Knöpfen – Heimstudio Update

Das Zentrum meines kleinen Heimstudios ist seit einigen Jahren das Masterkeyboard Arturia Keylab 88. Die Tastatur von Fatar hat 88 gewichtete Tasten mit Hammermechanik und kommt vom Spielgefühl sehr nahe an ein Klavier heran. Das Gehäuse ist aus Metall mit Seitenteilen aus Holz. Alles ist solide, schwer und hochwertig – bis auf die Drehknöpfe und Schieberegeler.

Masterkeyboard Arturia Keylab 88

Die Kunststoffknöpfe sind nämlich mit Softlack behandelt. Im fabrikneuen Zustand fühlt sich das ganz gut an. Nach wenigen Jahren wird die Oberfläche aber extrem klebrig und eklig. Ungefähr so, als ob man im Sommer in seine seine Tasche fasst und feststellt, dass da seit drei Monaten ein paar Gummibärchen Staub sammeln. Bäh!

Die Suche in der allwissenden Müllhalde ergab, dass man den Softlack auf verschiedene Weisen herunterbekommt. Ich habe mich für Isopropylalkohol entschieden, weil ich den zufällig im Hause hatte. Einfach mit einem in Alkohol getränkten Tuch hart abrubbeln. Nach dem dritten Durchgang hatte ich endlich alles runter. Der Trägerkunststoff fühlt sich sogar ganz angenehm an. Ich weiß gar nicht, weshalb Arturia den überhaupt beschichtet hat. Egal – jetzt ist wieder alles schön.

Knöpfe und Kappen vom Softlack befreit

Und da ich schon mal dabei war, mein Heimstudio zu überarbeiten, habe ich mir endlich auch einen professionellen Keyboardständer gekauft. Der K&M 18820 „Omega Pro“ ist so stabil, dass man darauf vermutlich auch einen Steptanz aufführen könnte. Selbst die zweite Ebene ist sehr stabil. Dort habe ich auf einer Leimholzplatte den Musikcomputer samt 22″ Monitor, Tastatur und Audiointerface aufgestellt. Die Kabel habe ich entlang des Gestells geführt. Der Drahtverhau unter dem Keyboard ist somit endlich Geschichte.

Heimstudio – stabil und (fast) ohne Kabelgewirr

Jetzt kann ich ordentlich in die Tasten hauen und ein paar neue Songs basteln.

London, Oktober 2023

Wie schon im letzten Jahr, war ich auch in diesem Jahr wieder für ein paar Tage in London. Einer meiner Jugendfreunde lebt dort und sein Geburtstag war Anlass genug um sich in der Metropole mal wieder blicken zu lassen. Obwohl ich die Stadt bereits zum vierten Mal seit 2018 besucht habe, konnte ich wieder viele interessante Orte und Dinge entdecken.

London City Airport – spektakulär und empfehlenswert

Wie bereits 2022 bin ich mit British Airways zum London City Airport in den Docklands geflogen (London hat 5 Flughäfen, die man von Berlin auch alle erreicht). Diesmal bin ich auch von dort abgeflogen und kann es nur empfehlen. Der Flughafen ist klein, schnell und es gab nicht eine Minute Verspätung. Zudem sind die für die Strecke eingesetzten kleinen Embraer 190 sehr komfortabel.

Noch näher dran am Terminal geht nicht – London City Airport

Den spektakulären Anflug knapp vorbei an den Hochhäusern der City und der Docklands hatte ich im letztjährigen Artikel (London, Oktober 2022) bereits beschrieben.

Der Start ist auch sehr speziell: Die Startbahn, die zwischen zwei ehemaligen Hafenbecken liegt, ist mit 1500m extrem kurz. Der Flieger steht am letzten Ende, links und rechts Wasser. Die Bremsen sind fest angezogen, während die Triebwerke auf Vollast hochgefahren werden. Das ganze Flugzeug vibriert, die Tragflächen kommen schon ins schwingen und dann werden auf einmal die Bremsen gelöst. Wow – so schnell bin ich noch nie in der Luft gewesen! Fast ein Katapultstart.

Wetter

Laut Voraussage sollte es an allen Tagen stark und ständig Regnen. Freundlicherweise hielt sich das Wetter nicht ganz daran und wir hatten zwischendurch viel Sonne und konnten so ausgedehnte Spaziergänge machen. Trotzdem: Es hat jeden Tag geregnet und wir hatten immer um 90% Luftfeuchtigkeit. Alle meine Sachen waren stets klamm.

Der Goldbarren in meiner Hand

Im letzten Jahr hat mich der Besuch in der British Library begeistert, bei dem ich etliche historische Schätze im Original ansehen konnte. In diesem Jahr hatte ich ebenfalls eine besondere Erfahrung:

In der Bank of England einen echten Goldbarren anzufassen und sein verblüffend hohes Gewicht zu spüren!

Ihr wisst schon, diese Dinger, die als Währungsreseve in Fort Knox gestapelt werden, wie bei James Bond. Und eben in der Bank of England. Die haben angeblich über 400.000 Stück davon.

Bank of England

Natürlich kommt man dort nicht in die Tresorkammern. Aber die Bank hat ein Museum, in dem man einen(!) Goldbarren anfassen kann. Das Ding ist natürlich so gesichert, das man ihn nicht mitnehmen und auch nicht etwas davon abkratzen kann.

Einer von über 400.000 Goldbarren zum Anfassen

Der Barren aus 99.5% reinem Gold fühlt sich angenehm an und ist verblüffend schwer, selbst wenn man das eigentlich schon vorher weiß. Es sind satte 13Kg. Und nachdem ich das wusste, habe ich gleich mal den aktuellen Goldpreis gegoogelt. Ich hatte den Gegenwert eines guten Einfamilienhauses in der Hand: ca. €780.000. Puh…

Das Museum ist auch sonst sehr interessant: Alte Münzen, Geldscheine, Schecks und sogar die Gründungsurkunde der Bank of England von 1694. Passend dazu wurde erklärt, wie bis zum 17. Jahrhundert zunächst die Goldschmiede Währungshüter waren und nach einem Staatsbankrott die Zentralbank gegründet wurde. Aber auch die Verstrickung der Bank of England in den Sklavenhandel wurde ausfühlich thematisiert. Auf jeden Fall ein sehr lohnenswerter Besuch.

Freizeitvergnügen

Abends haben wir gerne mal zwei Bier im Black Lion Pub in der Kilburn High Road zu uns genommen. Der Pub sieht klasse aus, die Bedienung ist freundlich und aufmerksam, das Bier schmeckt gut und sowohl Sunday Roast (Rinderbraten mit Yorkshire Pudding) als auch der (die, das?) Cheesy Naan waren lecker.

Black Lion Pub – tolles Ambiente, leckeres Essen, viele gute Biersorten

Am Geburtstag von meinem Freund sind wir Mittags zunächst wie in alten Zeiten eine Runde Billiard spielen gegangen. Wir waren zunächst etwas irritiert, weil sich die Billardsalons alle „Billardclub“ nannten. Tatsächlich sind es Clubs, bei denen man Mitglied sein kann. Aber auch als normaler Mensch bekommt man einen Tisch, wenn etwas frei ist. Als wir meinten, wir möchten für eine Stunden einen „Pool Table“ haben, wurden wir gleich wieder mit den kleinen, feinen kulturellen Unterschieden konfrontiert: „Ihr meint American Pool?“ Ähm – ja. Snooker muss nicht sein.

Wie in alten Zeiten – nur mit weniger Haaren

Ich hatte schon einige Wochen vor der Reise vorgeschlagen, wir könnten uns Livemusik anhören und recherchiert, was so geht. Irgendwas nettes, nicht zu teuer und so halbwegs in der Gegend wo mein Kumpel wohnt. Man will ja nicht nachts müde und evtl. etwas angetrunken durch die ganze Metropole zurückeiern. Ich bin dann auf Larkin Poe im Roundhouse in Camden aufmerksam geworden. Die Gruppe sagte mir nichts, aber zwei Frauen die amerikanischen Southern Rock spielen, fand ich passend.

Besser hätte ich es kaum treffen können. Der Veranstaltungsort ist ein ehemaliger alter Lokschuppen aus dem Jahr 1847(!) unweit des berühmten Camden Market. Tolle Location! Das Eröffnungskonzert haben 1966 übrigens Pink Floyd gegeben und seit dem haben so ungefähr alle hier gespielt: Stones, Bowie, Led Zeppelin, Doors, Motörhead, Kraftwerk, …

Passend zu Geschichte des Ortes habe ich mich bei der Vorgruppe The Sheepdogs spontan um 50 Jahre in die frühen 70er gebeamt gefühlt: Southern Blues Rock (obwohl sie aus Kanada sind) im Stile von Allman Brothers, Creedence Clearwater und so weiter. Und die Optik war ebenfalls im 70er Stil. Vor allem sind die Jungs gut! Und das Londoner Publikum hat das gewürdigt. Spätenstens beim zweiten Song waren alle gut dabei, wie das in Berlin häufig nur beim Hauptact der Fall ist.

Roundhouse Camden – The Sheepdogs

Larkin Poe waren eine Spur heftiger und moderner im Sound und haben den Saal ordentlich gerockt. Zwischendurch gab es auch einen rein akustischen Part zu dem sich alle vier Musiker um ein Mikro gruppiert haben um reinsten Südstaaten Blues zu spielen. Als das Publikum schon gut in Schwung war, lobte Sängerin Rebecca Lovell die britische Rockmusik um dann Elton Johns „Crocodile Rock“ zu spielen. So ungefähr der ganze Saal (ca. 1000 Besucher) hat laut und deutlich mitgesungen. Das nenne ich mal eine gelungene Hommage an die Gastgeber!

Larkin Poe in Action

Ich hatte eigentlich auch aufgrund des verträglichen Preises von ca. £32,- eher mit einem netten Abend in einem etwas größeren Club gerechnet. Bekommen haben wir ein großartiges Rockkonzert.
Klasse!

Überhaupt – Musik…

An den unmöglichsten Stellen stehen in der Stadt Klaviere herum: Im Bahnhof, im Einkaufszentrum und so weiter. Und wenn sich da jemand dransetzt, kann diese Person auch sehr gut spielen. Egal wo ich in London bisher jemanden habe musizieren hören (Pub, Bahnhof, Strassenmusikanten, …) – das Niveau ist stets exzellent gewesen. Und falls Ihr jemals an der Abbey Road seid: Lasst das Foto auf dem Fußgängerüberwegs bleiben. Ich bin da 20 mal mit dem Bus vorbei – immer dasselbe: Die Touristen verstopfen da andauernd die Strasse und ein gutes Foto wird es eh nicht.

Abbey Road Studios – aus dem fahrenden 139er Bus aufgenommen

Der Norden: Hampstead / Golders Green / Fortune Green

Den Sonnenschein am Dienstag haben wir genutzt, um den Norden Londons zu erwandern.
Wir sind zunächst von Süden nach Norden durch den riesigen, hügeligen und wilden Landschaftspark Hampstead Heath gelaufen. Dabei haben wir wieder den grandiosen Ausblick vom Parliament Hill über die Innenstadt genossen (Foto von letztem Jahr hier: London, Oktober 2022), sind an malerischen Teichen, knorrigen alte Bäumen vorbeigelaufen und sind von Ausblicken auf Teile Londons, die wie verträumte Kleinstädte in kleinen Tälern im Wald zu liegen scheinen, überrascht worden.

Blick auf London – gerade mal 6km von der City entfernt

Danach sind wir nach Westen zur Hampstead High Street gelaufen. Auch hier viel Grün und Kleinstadtfeeling. An den Läden merkt man, dass Geld hier absolut kein Problem für die Bevölkerung ist. Alles klein, fein, tippi-toppi. Das war genau richtig um ganz entspannt eine kleine Stärkung in einem schnuckeligen Cafe einzunehmen, bevor ich mir eine Besonderheit angesehen habe, die mich seit meinem ersten London Besuch 1980 interessiert hat: Die tiefste U-Bahn Station in London.

Die 1907 eröffnete Station Hampstead der Northern Line liegt fast 60m tief. Sie hat daher keine Rolltreppen sondern nur Aufzüge und eine Treppe für Notfälle. Während die Eingangshalle oben und der Tunnel unten immer noch fast im schicken Originalzustand und gut gepflegt sind, macht der Treppenschacht schon optisch sehr deutlich, dass man die 320 Stufen bitte nur im Notfall benutzt werden sollte: Keine Verkleidung der Metallwand und in der Mitte lärmt der Ventilationsschacht.

320 Stufen in die Tiefe – ich habe die „Umdrehungen“ nicht gezählt.

Von hier aus fuhren wir 1 1/2 Stationen in Richtung Norden nach Golders Green.

Ups – woher kommt die halbe Station?

Eigentlich sollte es zwischen Hampstead und Golders Green noch die Station Old Bull and Bush in fast 70m Tiefe unterhalb des Golders Hill geben. Aber weil die darüber geplante Siedlung nie gebaut wurde, gibt es die Station nur im Rohbau.

Am Auslauf des Golders Hill kommt die Northern Line ans Tageslicht. Und kurz hinter den drei(!) Tunnelportalen liegt die Station Golders Green und ein Betriebshof der Tube. Man merkt deutlich, dass dieser Stadtteil erst mit der U-Bahn kurz vor dem ersten Weltkrieg angelegt wurde. Die ehemalige Dorfstraße ist von dreigeschossigen Wohnhäusern gesäumt, die kleine Läden im Erdgeschoss haben und der Rest sind recht großzügige Doppelhäuser mit Garten. Nicht die sonst üblichen Reihenhäuser.

Hampstead Cemetery – perfekte Kulisse für Gruselgeschichten

Von hier aus sind wir mit dem Bus wieder nach Süden zum Fortune Green gefahren. Diese ehemalige Gemeindewiese sollte Ende des 19. Jahrhundert komplett bebaut werden, aber die Anwohner haben damals die Fortune Green Preservation Society gegründet und einen Teil gerettet. Da musste ich sofort an den kautzigen Song We Are The Village Green Preservation Society denken, mit dem Kinks 1968 die englischen Besonderheiten und Spleens auf die Schippe nahmen. Ich habe den Song auch dann nicht mehr aus dem Kopf bekommen, als wir über den daneben liegenden Hampstead Cemetery gelaufen sind. Sehr alt und wild. Nachts bei feuchtem, nebligen Wetter ist das die perfekte Kulisse für Horrorgeschichten.

Gondar Gardens – typische mitteldichte Bebauung in West Hampstead

Stadtumbau

London gehört zu den teuersten Städten der Welt. Ich finde es recht erstaunlich, dass immer noch der größte Teil des Stadtgebietes aus kleinen Reihenhäusern besteht. Weniger erstaunlich ist es hingegen, dass auch sehr viel Stadtumbau mit wirklich großen Hochhäusern durchgeführt wird. Nicht nur Bürogebäude in der City, sondern auch Wohnhochhäuser. Ich habe extrem schrecklich Gegenden gesehen (Docklands), ziemlich schreckliche (neben dem Millenium Dome) und schreckliche (Vauxhall, neben dem MI6) und rund um das ehemalige Kraftwerk Battersea.

Themseufer in Vauxhall – umso erträglicher, je weiter man weg ist.

Ein eher gelungenes Gebiet für Stadterneuerung liegt sehr zentral in Kings Cross. Drei der größten Bahnhöfe Londons liegen auf nicht einmal 700m nebeneinander an der Euston Road: Euston (hässlicher Zweckbau aus den 60ern), St. Pancras (unglaublich protziger „Barock“ in rotem Backstein) und Kings Cross (Schlichte Fassade aus gelbem Backstein mit zwei gigantischen Torbögen).

Hinter dem Bahnhof Kings Cross liegt ein neues Stadtquartier

St. Pancras und Kings Cross liegen direkt nebeneinander und teilen sich den größten U-Bahnknotenpunkt der Stadt. Die Gleisanlagen laufen nach Norden ca. im 35 Grad Winkel auseinander. Das V-förmige Gebiet dazwischen wird vom Regents Kanal durchzogen und war früher Umschlagplatz für Kohle, Standort eines Gaswerkes, sowie für kleine Industriebetriebe. In dieser lauten schmutzigen Gegend wohnten auch noch viele arme Menschen, weshalb die 1906 eröffnete U-Bahnstation Yorck Road ab 1918 zunächst teilweise und ab 1932 komplett geschlossen wurde.

Man mochte die Herrschaften, die in die Vorort pendelten nicht unnötig den Kontakt mit armen und schmutzigen Menschen zumuten…

Wohnungen in alten Gasometern neben der Schleuse
Renovierte Industriebauten am Kanal – mit Hausboot Liegeplätzen

90 Jahre später ist hier ein neuer Stadtteil entstanden – und er funktioniert verblüffend gut. Das liegt vor allem an seinen Widersprüchen: Zentral und belebt, aber ruhig. Moderne Neubauten, aber die industrielle Vergangenheit nicht komplett abgeräumt. Dicht, aber mit genügend Freiflächen, Wasser und sogar etwas Grün. Sehr verkehrsgünstig, doch ohne Straßenverkehr.

Coal Drop Yard – angenehme Mischung aus alt und neu, Platz und Dichte

Zudem gibt es eine gute Nutzungsmischung: Sehr viel Bürofläche für so ‚unbedeutende‘ Firmen wie Google, Meta, Samsung diverse AI-Firmen usw.. Daneben ist ein sehr großes Gebäude mit Colleges für Kunst, Design und Theater. Es gibt sehr viele Wohnungen; Teilweise Apartements für etliche Millionen, aber auch 30% sozialer Wohnungsbau (was immer das in London bedeutet) und sogar Studentenwohnheime. Entlang des Regent Kanals gibt es auch etlich Liegeplätze für Hausboote. Auf dem Gelände findet sich viel Gastronomie und etwas Einzelhandel. Herausgekommen ist ein recht angenehmer Ort, der versucht, die Historie mit einzubeziehen. Der Ort ist recht belebt, aber ruhig.

Wasser, Hausboote, Cafes, etwas Grün, Supermarkt, mitteldichter Wohnungsbau

London wäre aber nicht London, wenn nicht ein paar Strassenblöcke weiter an einer Hauptstraße ein winziger Durchgang wäre, in der man sich plötzlich in das Jahr 1880 zurückversetzt fühlt.

Durchgang in Kings Cross
U-Bahn im offenen Einschnitt: Metropolitan, Circle, Hammersmith & City

Wir haben noch etliche andere Dinge gesehen. Zum Beispiel bin ich zum ersten Mal durch den Hyde Park gelaufen oder habe mir den Flohmarkt in der Portobello Road angesehen. Den halte ich übrigens für maßloß überbewertet. Ich meine, er ist ganz nett, wenn man gerade mal in der Gegend ist. Muss jetzt aber auch nicht sein. Da finde ich den Flohmarkt am Mauerpark in Berlin spannender.

Ich kann aber jetzt nicht jede Kleinigkeit aufzählen, die wir gemacht haben, sonst wird dieser Artikel ja nie fertig. Darum komme ich jetzt mal zum…

Fazit

Innerhalb von 5 Jahren war ich jetzt vier mal in London. Jedes mal für mehrere Tage mit straffem Programm. Ich halte mich meist etwas Abseits von den üblichen Sightseeing Routen, aber ich habe immer jede Menge interessanter, skurriler, historisch bemerkenswerter oder einfach nur unterhaltsamer Orte gefunden. Die Stadt wird einfach nicht langweilig. Und dabei habe ich noch nicht mal mit Kunst oder Theater angefangen…

Leider ist sie so unfassbar absurd teuer, dass man das eigentlich nur als Tourist genießen kann – oder man ist wirklich reich. Und ich meine REICH! Ein Jahreseinkommen von läppischen £100.000,- reicht jedenfalls nicht für eine einigermaßen akzeptable Wohnung.

Aber das wird mich nicht abhalten, dort auch im nächsten Jahr mit meinem Kumpel Geburtstag zu feiern. Ich komme wieder!

Nächste Seite »